von Andrea Karminrot | Nov. 24, 2019 | Buch des Monats, Linkparty, Rezension, Roman |
Nellie Bly, eine mutige Frau

Es kommt nicht oft vor, dass ich Biografien lese. Doch eine Biografie von Nellie Bly, kribbelte mich schon. Hast du denn schon einmal von dieser interessanten Frau gehört? Sie war eine mutige Journalistin, die sich mit spannenden Themen einen Platz in der von Männern dominierten Welt ergattert hatte. Im Mai 1864 kam sie auf die Welt und hatte in den ersten Jahren eine unbeschwerte Kindheit. Als ihr Vater dann plötzlich verstarb, wurde Nellie, die eigentlich Elizabeth hieß, bewusst, in was für einer männerdominierten Welt sie groß wurde.
Jahre später, versuchte Elizabeth für ihren Lebensunterhalt selber aufzukommen. Das war aber für eine junge Frau so gut wie nicht anständig möglich. Sie hätte in einer Fabrik arbeiten gehen können, nachdem ihr Vormund ihre angefangene Lehrerinnenausbildung nicht mehr bezahlen konnte. (Das Geld war plötzlich alle?!) Aber das war keine Option.

„Er hat noch nie erlebt, dass ein fünfzehnjähriges Mädchen mit einer solchen Entschlossenheit auftritt.“ (Seite 24)
Als sie einen Artikel in der Pittsburgh Dispatch las, konnte sie sich nicht zurück halten und schrieb dem Journalisten eine Antwort. In der Redaktion war man so angetan von dem Brief, den Elizabeth schrieb, dass man sie in den Verlag bat. Und damit begann eine Karriere, mit der man nicht rechnen hätte können.
Elizabeth bekam einen neuen Namen und schrieb einige interessante Artikel. Sie war eine der ersten Frauen, die Undercover-Reportagen verfasste.
„…Elizabeth hungert nach etwas, das sie leben lässt. Dieser Hunger hält sie aufrecht, er treibt sie an, zielstrebig ihren Weg zu suchen, was so unendlich schwer ist in einer Zeit, in der Amerika Arbeiter verschlingt, ohne Unterschiede des Geschlechts, des Alters oder der Hautfarbe zu achten.“ (Seite 31)
Aber das reichte der jungen Frau nicht. Sie war mit ihren etwas über 20 Jahren noch nicht zufrieden mit ihrem Erfolg und zog nach New York. Dort schrieb sie für die Zeitung von Pulitzer mehrere spannende Artikel, ließ sich undercover in einer Irrenanstalt einweisen, fuhr in nur 72 Tagen einmal um die Welt.

Das Buch
Die Biografie ist von dem italienischen Autor und Moderator Nicola Attadio geschrieben worden, der, inspiriert von einer Radiosendung, auf diese furchtlose Reporterin aufmerksam wurde. Er trug Einiges aus Büchern und dem Internet über Nellie Bly zusammen und verpackte die Geschichte einer emanzipierten Frau, fast wie einen Roman. Verschiedene kursiv geschriebenen Texte lassen anmuten, dass Nellie ein Tagebuch schrieb. Nebenher bekommt man eine Menge Informationen über die bekannten Menschen in Nellies näherer Umgebung. (Pulitzer, der große Gatsby und viele mehr) Seine Hauptakteurin lebte aber auch in einer neuen und schon recht modernen Zeit. Die Schreibweise des Autors ist spannend, was es einfach macht dem Leben der Journalistin zu folgen. Ein wenig gefehlt hat mir, dass keine Bilder in dem Buch zu finden sind. Außer natürlich dem Cover. Dabei wäre es bestimmt ganz schön, mal einen Blick auf diese außergewöhnliche Frau zu werfen. Zum Glück, hält dafür das Internet einige Bilder bereit.
Ein sehr interessantes und lesenswertes Buch, weshalb ich es sehr gerne in das Regal der Novemberbücher stelle und es als Topp bei Monerl’s bunter Welt
Autor: Nicola Attadio
(Nicola Attadio lebt und arbeitet in Rom. Er ist Medienverantwortlicher des italienischen Verlags Laterza und arbeitet zudem als Autor und Moderator für die Sendung »Vite che non sono la tua« auf »Rai Radio 3«. Die Idee zum Buch entstand während seiner Recherchen zur Radiosendung über Nellie Bly, die am 12. Dezember 2015 ausgestrahlt wurde)
Übersetzer: Walter Kögler
Verlag: Orell Füssli
ISBN 978-3-280-05715-5
214 Seiten
von Andrea Karminrot | Nov. 7, 2019 | Historie, Nachdenklich, Roman |
„Es ist was, das ich tun muss“ {Ein anderer Takt}
1957, die beschauliche Kleinstadt Sutton im Süden Amerikas. Die weißen Farmer treffen sich, wie fast immer, in dem kleinen Lebensmittelladen. Die Männer stehen beieinander, trinken Bier und reden über dies und das, als ein Lastwagen, beladen mit Salz nach dem Weg zur Tucker-Farm fragt. Die Männer geben Auskunft und sind erstaunt, was Tucker, der schwarze Farmer, mit so viel Salz vorhat. Sie machen sich kurze Zeit später selber auf den Weg zur Farm.

Tucker ist inzwischen dabei, das Salz auf seinem Feld auszubringen, wie eine Saat im Frühjahr. Die angereisten Zuschauer sitzen auf seinem Zaun und diskutieren darum, wie sie den Mann dabei aufhalten könnten, sein Land zu zerstören. Als das Salz ausgebracht ist, geht Tucker in den Stall, holt seine Tiere heraus und erschießt sie. Zum Schluss, zündet er sein Haus an. Zusammen mit seiner Frau und seinem Kind verlässt er, während die Zuschauer immer noch auf seinem Zaun sitzen, zu Fuß die Stadt.
Das ist allerdings erst der Anfang. Denn nachdem die Tucker-Familie die Stadt verlassen hat, beginnen sämtliche Afroamerikaner den Landkreis zu verlassen. Die Weißen sehen dabei nur zu und wissen damit nicht umzugehen.

Ein anderer Takt, was ich gelesen habe
In dem Roman kommen mehrere Personen zu Wort. Und immer ist es, als würden die Erzähler etwas verloren haben, dass sie am Ende wiederfinden. Das Verlorene ist, dass sie vergessen haben auf ihre Intuition, auf ihr Bauchgefühl zu hören. Immer machen sie sich Gedanken darum, ob das der richtige Weg wäre und am Ende hängen sie fest, fühlen sich versteinert und unbeweglich. Sie hätten es einfach machen können.
„Jeder kann seine Ketten abstreifen“ (Seite 147)
Man muss sich nur aus seinen Zwängen befreien…
Immer wieder wird der Konflikt Schwarz-Weiß in dem Buch zum Thema. Doch ist es, für mich, nicht das Grundthema. Das Ende finde ich grausam, wie es in diesen Landstrichen üblich war. Aber das beschreibt wieder den Sarkasmus des Autors. Eben noch schrieb er darüber, dass man sich befreien kann, und im nächsten Moment wird man dafür bestraft, dass man es tat.
„Vielleicht haben wir den Glauben an uns selbst verloren. Wenn wir etwas tun müssen, tun wir‘s nicht einfach, sondern denken darüber nach; wir denken an all die Leute, die sagen, dass man bestimmte Dinge nicht tun soll. Und wenn wir dann darüber nachgedacht haben, tun wir‘s einfach nicht.“ (Seite 114)
Ein anderer Takt, ist für mich ein absolut satirischer Roman. Doppeldeutigkeit und schwarzer Humor stehen in jeder Sicht, im Vordergrund.

Jessica Kelley, sagte über ihren Vater, dass er für seine experimentelle Prosa und seine satirische Darstellung der Rassenbeziehung in den Vereinigten Staaten bekannt war. William Melvin Kelley, der 1937 auf Staten Island geboren wurde, lebte einige Zeit in New York, Paris und Jamaika, um 1977 wieder in die Staaten zurück zu kehren. Kelley wurde klar, dass die Gerichte in seinem Land Amerika sich niemals vom Staat lösen können. Sie sprechen ihre Urteile in Abhängigkeit zum Staat. Zu diesem Schluss kam er, als er in der erster Reihe den Fall Malcolm X beobachtete.
William Melvin Kelley 1937 geboren, schrieb viele Kurzgeschichten und war Dozent für Kreatives Schreiben am Sarah Lawrence College. Aber nicht nur das Schreiben faszinierte ihn. Er war auch ein begeisterter Fotograf und drehte Kurzfilme. A Different Drummer (Ein anderer Takt) veröffentlichte William Melvin Kelley 1962, als seinen Debütroman. Er starb 2017 in Harlem.
ISBN 978-3-455-00626-1
Von William Melvin Kelley
(Original A Different Drummer)
Verlag Hoffman und Campe
304 Seiten
Übersetzung von Dirk van Gunsteren
Eines muss ich noch los werden! Ich habe ein anderer Takt als Ebook gelesen und habe wieder einmal feststellen müssen, dass Bücher sich anders lesen. Ich habe mir den Roman bei meinem Buchdealer angesehen. Die Sätze lasen sich anders und das Vorwort beim Ebook, war im Papierbuch ein Nachwort. Auch die Seiten sahen wesentlich angenehmer proportioniert aus. Warum das so ist, da habe ich keine Ahnung. Tatsächlich tendiere ich doch mehr zum echten Buch.
Dieses Buch gehört auf jeden Fall zu meinen Novemberbüchern. Eine andere Linkparty findest du bei Moner’l bunte Welt

von Andrea Karminrot | Nov. 1, 2019 | Buch des Monats, Geplauder, Linkparty |
Meine und deine Novemberbücher
Mein Plan für die Novemberbücher steht! Letzten Monat sind wieder tolle Bücher zusammen gekommen. Einige sind sofort auf meiner Liste gelandet. Wobei ich im Moment einen überschaubaren Stapel habe. Mal abgesehen von den ungelesenen Büchern, die in meinem Regal schon seit Jahren schmoren und mich jedesmal unglücklich anstarren, wenn ich an ihnen vorüber gehe.

Gute Kritiken zu schreiben, ist aber auch nicht einfach. Immer wieder stoße ich in letzter Zeit darauf, dass Buchkritiken zu sehr von Männern dominiert werden. Einen schönen Artikel zu dem Thema, kannst du hier nachlesen. Ändern an meinen Rezensionen möchte ich nichts. Denn mir ist es egal, ob das Buch von Frau oder Mann geschrieben ist. Mir kommt es auf Schreibstil und Inhalt an. Gute Kritiken heißt aber auch, nicht mit seiner Meinung hinter dem Berg zu halten. Nichts ist schlimmer, als den Autor in den Siebten Klee zu loben und das Buch hat überhaupt keine Freude gemacht.
Jetzt lass mal sehen, welche Bücher auf meinem Stapel Bett für den November liegen:
Novemberbücher, der Plan
Meine Tochter hat mich irgendwann mal mit den Büchern von Jojo Moyes zusammengebracht. Das neue Buch von der Autorin liegt hier schon bereit und die ersten Sätze habe ich bereits gelesen. Worum es geht? Hier ist der Klappentext:
1937: Hals über Kopf folgt die Engländerin Alice ihrem Verlobten Bennett nach Amerika. Doch anstatt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten findet sie sich in Baileyville wieder, einem Nest in den Bergen Kentuckys. Mächtigster Mann ist der tyrannische Minenbesitzer Geoffrey Van Cleve, ihr Schwiegervater, unter dessen Dach sie leben muss.
Neuen Lebensmut schöpft Alice erst, als sie sich den Frauen der Packhorse Library anschließt, einer der Bibliotheken auf dem Lande, die auf Initiative von Eleanor Roosevelt gegründet wurden. Wer zu krank oder zu alt ist, dem bringen die Frauen die Bücher nach Hause. Tag für Tag reiten sie auf schwer bepackten Pferden in die Berge.
Alice liebt ihre Aufgabe, die wilde Natur und deren Bewohner. Und sie fasst den Mut, ihren eigenen Weg zu gehen. Gegen alle Widerstände.
Das nächste Buch, Nachttiger von Yangsze Choo, ist schon ganz zappelig. Als ich bei meinem Buchdealer das Buch auf der Auslage liegen sah, und die Inhaltsangabe las, musste es einfach mitgenommen werden. Ich liebe Bücher die in Asien spielen und dann auch noch in den 30er Jahren…
Britisch-Malaya in den 1930er-Jahren. Zwischen Dschungel und Kolonialvillen lauert eine tödliche Gefahr … Der chinesische Houseboy Ren ist in geheimem Auftrag unterwegs: Er soll den amputierten Finger seines Herrn finden, um ihn mit dem Toten zu bestatten. Nur so kann dessen Seele Ruhe finden. Neunundvierzig Tage bleiben Ren für seine Mission, die ihn zu einem britischen Arzt und zu der Tänzerin Ji Lin führt. Doch die Suche ist gefährlich: Ren und Ji Lin geraten in eine Welt von Aberglaube, Liebe und Verrat. Und in eine Serie mysteriöser Todesfälle …
Schwere Kost
Woran ich mir bestimmt die Zähne ausbeißen werde, ist das letzte veröffentlichtes Buch von Brigitte Kronauer, die erst letzten Juli, in Hamburg verstorben ist. Ich habe es als Ebook und zweifel schon daran, ob ich es mir nicht lieber als richtiges Buch hätte besorgen sollen. Auch hier habe ich schon einige Seiten gelesen und kämpfe mit dem eigenwilligen Schreibstil der Schriftstellerin. Dabei versprach die Zusammenfassung einige interessante Kurzgeschichten. Nicht jedes Buch fällt einem zur richtigen Zeit in die Hände. Ich glaube, das werde ich noch ein bisschen vor mir herschieben müssen:
Ein Haus im Wald mit blauen Schlagläden. An den Wänden Schautafeln, über und über mit Vögeln bedeckt, im lichten Geäst der Stämme Vogelgezwitscher. Der Schriftstellerin, die vorübergehend im Haus des Ornithologen lebt, will mit ihrem Roman nicht recht vorankommen.
Stattdessen drängen sich ihr die Vögel des Waldes auf, und bald schon schälen sich aus ihnen die Gesichter von Freunden und deren Geschichten: die Schönen, die Schäbigen und die Schwankenden. Unbehelligt verfasst sie eine Geschichte nach der anderen, bis es eines Nachts an die blauen Schlagläden klopft und der Ornithologe sein Haus zurückfordert. Befand sich die Schriftstellerin gerade noch in einer magischen Parallelwelt, führt dieser Umbruch zu einer radikalen Hinterfragung der eigenen Existenz.
Filigran und machtvoll webt Brigitte Kronauer ein engmaschiges Netz bedrohter Subjekte und stellt als dessen Höhepunkt das Schriftstellerleben selbst auf den Prüfstand.
Starke Frauen
Gespannt bin ich auch auf das Buch Nellie Bly Die Biografie einer furchtlosen Frau und Undercover-Journalistin. Eine interessante Frau! Auch hier sprach mich der Klappentext sofort an. Abenteuer, starke Frauen und vergangene Zeiten. Und schwupps, hat sich das Buch auf meine Stapel verirrt.
Eine junge Frau klopft an die Tür von John Cockerill, Direktor von Pulitzers Zeitung »New York World«. Sie verlangt, als Reporterin eingestellt zu werden. Keine Frau hat sich bisher so weit vorgewagt. Ihr Name ist Elizabeth Cochran, sie ist 23-jährig, seit drei Jahren schreibt sie unter dem Pseudonym Nellie Bly für den »Pittsburgh Dispatch«.Nellie Blys Idee, undercover in die psychiatrische Anstalt Blackwell‘s Island zu gehen und aus erster Hand über die dortigen Zustände zu berichten, überzeugt Cockerill. Es entsteht eine Reportage, die in die Geschichte des Journalismus eingeht und weit über New
Noch mehr Frau
Als letztes, steht noch ein Roman über eine starke Frau auf der Liste. Dabei geht es um eine fotografierende Frau. Ebenfalls in den 30er Jahren spielt dieser Roman von Whitney Scharer. Wenn dieses Buch mich nicht vom Hocker reißt…
»Ich würde lieber ein Bild machen, als eines zu sein« – zu dieser Erkenntnis kommt Lee Miller im Alter von zweiundzwanzig Jahren, und so gibt sie ihre Modelkarriere in New York auf, um nach Paris zu ziehen. Geld oder einen Plan hat sie nicht, dafür aber eine Kamera, mit der sie die französische Hauptstadt erkundet. Inmitten der schillernden Künstlerwelt der Dreißigerjahre verliebt sie sich in den ebenso genialen wie eifersüchtigen Man Ray, der sie als Assistentin einstellt und sie in seinem Studio unterrichtet.
Ihre Freunde sind Picasso und Cocteau, mit ihnen durchtanzen sie die Nächte und machen Ausflüge ans Meer. Lee jedoch kämpft vor allem darum, in dieser Welt männlicher Genies selbst als Künstlerin ernst genommen zu werden.
Jetzt habe ich dir aber genug von meinen Büchern erzählt. Ob ich die überhaupt alle schaffe, ist fraglich. Das wären 2244 Seiten, die ich in diesem Monat lesen müsste. (Übrigens ausschließlich Autorinnen!) Eine stattliche Seitenzahl für meine Novemberbücher… Was hast du dir diesen Monat vorgenommen. Hast du ein besonderes Buch auf dem Plan?

von Andrea Karminrot | Okt. 29, 2019 | Buch des Monats, Linkparty, Nachdenklich, Rezension, Roman |
Das Versprechen des Bienenhüters
Nuri, der Bienenhüter und Afra, seine Frau, sind auf ihrer Flucht in England angekommen. In einem Land, dass sie nicht kennen, das ihnen Fremd ist, mit seinen Menschen und deren Leben und Gepflogenheiten. Nuri hofft, seinen Cousin in England zu treffen. Mit ihm zusammen wieder Bienen zu züchten. Denn Nuri war/ist ein Bienenhüter. Er versteht die kleinen pelzigen Honigsammler. Noch nie ist er ernsthaft von einer Biene gestochen worden. Das Leben hat ihm da schon übler mitgespielt.
Er hat seinen Sohn verloren, in seinem Heimatland Syrien. In einer Stadt, die es zwar noch auf Landkarten gibt und Aleppo genannt wird, aber in Wirklichkeit nur noch aus Häusergerippe und staubigen, zerbombten Straßen besteht. Afra, seine Frau hat früher, vor dem Krieg, Bilder gemalt. Wunderschöne Bilder. Ihre Kunst wurde bewundert. Aber nun ist ihr Blick leer, sie kann tatsächlich, seit dem Tod ihres kleinen Jungen, nichts mehr sehen. Sie lebt in ihrer dunklen Welt. Still und schweigsam ist sie geworden.

Auf ihrer Flucht, weg von dem Grab ihres kleinen Sohnes, hat das Paar einiges erlebt, das die Liebe zueinander auf eine harte Probe gestellt hat. Und das Leben in dem fremden Land, stellt sie erneut vor Probleme.
„Sie hat diesen Ausdruck im Gesicht, … Er verleiht meiner Traurigkeit Substanz, macht sie spürbar, wie ein Pulsieren, aber es jagt mir auch Angst ein, Angst vor dem Schicksal und vor dem Zufall, vor Verletzung und Leid, vor der Willkür des Schmerzes und vor dem Wissen dass das Leben einem von einem Moment zum nächsten alles nehmen kann. …“ (Seite 128)

Was ich gelesen habe
Christy Lefteri schreibt ihren Roman in etwas eckiger Weise. Es fällt nicht immer leicht dem Verlauf zu folgen. Aber vermutlich spiegelt der Text, das Chaos im Kopf des Erzählers Nuri, dem Bienenhüter, wieder. Manchmal verfängt man sich in einem Traum des Erzählers. Und dann schwimmt man wieder mit ihm und seiner Frau auf einem Meer, oder streift durch die zerstörte Stadt Aleppo.
Erst beim Lesen wurde mir bewusst, unter welchen Umständen die Menschen, die den Krieg nicht wollten, leben müssen und wie schwer est ist, seine Heimat verlassen zu müssen wollen. Alle Bilder, die ich schon gesehen habe, waren nichts gegen die Worte der Schriftstellerin. Ab und zu musste ich schwer schlucken, bevor ich weiterlesen konnte. Nie wieder werde ich einen Geflüchteten ansehen können, ohne die Geschichte des Bienenhüters im Hinterkopf zu haben. Welche Schwierigkeiten diese Menschen auf sich nehmen, um in Frieden leben zu können. Was haben diese Menschen auf der Flucht erlebt, das ihr Ankommen in den friedvollen Ländern, nicht einfach macht?

Die Autorin
Christy Lefteri wuchs als Tochter zypriotischer Geflüchteter in London auf. Sie unterrichtet Kreatives Schreiben an der Brunel University. 2016 und 2017 verbrachte sie die Sommermonate als Freiwillige in einem von der Unicef unterstützten Geflüchtetenlager in Athen. Die Geschichten, die die Menschen ihr dort erzählten, inspirierten sie dazu, »Das Versprechen des Bienenhüters« zu schreiben. (Text stammt von der Verlagsseite)
Ein Roman von Christy Lefteri
Aus dem Englischen von Bettina Spangler
Originaltitel: The Beekeeper of Aleppo
352 Seiten
ISBN: 978-3-8090-2715-7
Ein Buch, das ich wirklich empfehlen kann. Ich habe es ja schon vor einiger Zeit begonnen zu lesen. Nur die Rezension hat mich eine Weile aufgehalten.
von Andrea Karminrot | Okt. 25, 2019 | Historie, Linkparty, Roman |

Aus der Dunkelheit strahlendes Licht
1873 starb David Livingstone mitten in Afrika auf der Suche nach der Quelle des Nils. Der Schotte war Missionar und Afrikaforscher. Er war gegen die Sklaverei und trotzdem zog er mit seinen gekauften Menschen durch das noch unerforschte Afrika. Allerdings sollte man ihm zugute halten, dass er „seine“ Menschen scheinbar ordentlich behandelte. Seine Köchin, auf seiner letzten Reise, Halima, wollte er sogar ein Haus mit einer Tür kaufen, sollten sie wieder nach Sansibar zurückkehren. Aus der Dunkelheit strahlendes Licht.
Und schon sind wir mitten im Buch. Halima erzählt von der Endstation am Bangweulusee in Sambia. Als Doktor Livingstone, dem es gesundheitlich immer schlechter ging, am ersten Mai 1873 in seiner Hütte verstarb. Halima ist eine lustige Frau, die ihre Klappe nicht halten kann (so Dr. Livingstone). Sie plappert ununterbrochen naiv vor sich hin. Sie zankt gerne und belästigt die anderen Mitreisenden mit ihren Geschichten aus ihrer Kindheit, als sie noch die Tochter von der Konkubine des Sultans….

Was ich gelesen habe
Die verschiedenen Sklaven oder Begleiter, allesamt dunkelhäutige Menschen, fangen an darüber zu diskutieren, wie man nun mit dem Leichnam des Doktors verfahren soll. Am Ende ist es wieder Halima und die Frauen, die den Männern die Idee einpflanzen, den Leichnam quer durch Afrika, an die Küste zu tragen, damit der Schotte in seinem eigenen Land beerdigt werden kann.
Das Buch ist in drei Abschnitte eingeteilt. Anfangs lässt uns Halima mit ihrem Geplapper, an ihren Gedanken und Streitereien teilhaben. Im zweiten Teil erzählt Jacob Wrainwright, wie sie den Leichnam vorbereiteten und durch das Land trugen. Dazu muss man wissen, dass Jacob Wainwright ein junger Afrikaner von 22 Jahren ist und von den Engländern in der englischen Sprache ausgebildet wurde. Jakob ist als kleiner Junge von seinem Onkel in die Sklaverei verkauft worden und ein sehr intelligenter Junge. Er ist ins Christentum konvertiert und davon sehr überzeugt. Das merkt man an seinen Schriften, die wir in seinem Abschnitt lesen dürfen. Er verurteilt seine Reisebegleiter, ob ihrer Ungläubigkeit. Doch für ihn ist es der Glaube, der ihn durch die schwierigen Situationen leitet.
Am Ende des Buches kommt Halima noch einmal zu Wort.

Mich hat das Buch jetzt nicht unbedingt gefesselt. Ich hatte mir etwas anderes bei dem Klappentext vorgestellt. Teilweise war ich wegen der vielen afrikanischen Wörter etwas überfordert. Obwohl im hinteren Teil des Buches eine Übersetzung zu finden ist. Etwas mehr Spannung oder durchweg die Erzählung der afrikanischen Köchin, hätten dem Roman mehr Würze gegeben. Trotzdem las sich die Geschichte flüssig und ziemlich schnell. Eigentlich wollte ich es schon im September gelesen haben. Weil es mich nicht so überzeugt hat, bleib es wohl erst einmal liegen.
Die Autorin und die Übersetzerin
Die Autorin: Seit ihrer Jugend ist Petina Gappah von der Geschichte um David Livingstone besessen, dem berühmten schottischen Missionar und Afrikaforscher, der sich des großen geografischen Rätsels seiner Zeit verschrieben hatte, der Entdeckung der Nilquellen. Aus Faszination wurde ein Roman
Die Übersetzerin : Annette Grube, lebt in Berlin und hat schon einige Bücher übersetzt. (Arundhati Roy, Vikram Seth, Chimamanda Ngozi Adichie, Mordecai Richler, Kate Atkinson, Monica Ali, Manil Suri, Richard Yates u.a. )
ISBN: 9783103974492
432 Seiten, gebunden
Verlag: S. FISCHER
Weil mich dieses Buch Aus der Dunkelheit strahlendes Licht nicht so sehr überzeugt hat stelle ich es als „Flopp“ in Monerl’s Bücherregal. Und weil mir die Bilder so gelungen sind, stelle ich es zu der Zitronenfalterin zum Monatsmotto Oktober

von Andrea Karminrot | Okt. 22, 2019 | Buch des Monats, Linkparty, Nachdenklich, Roman |
Sal, ein Roman von Mick Kitson
Sal ist ein Dreizehnjähriges Mädchen aus Schottland. Sie kümmert sich schon immer um ihre drei Jahre jüngere Schwester, weil ihre Mutter Alkoholikerin ist. Sal ist intelligent, aber in der Schule auffällig. Sie hat Sonderunterricht und wird von einer Schulpsychologin betreut. Aber was alle nicht merken ist, dass das Mädchen von dem Freund der Mutter missbraucht wird. Als der Freund Sal erklärt, dass ihre Schwester demnächst auch fällig sei, beschließt das Mädchen mit ihrer Schwester abzuhauen. Sie plant in die Highlands zu verschwinden. Sal kümmert sich um alles, sie staffiert ihre Schwester mit warmen Sachen aus, besorgt Waffen zum Jagen und sieht sich Filme über Überleben in Wäldern an. Eines Tages ist es dann soweit. Die Mädchen flüchten…

Mick Kitsone schreibt seinen Roman aus der Sicht des Mädchen Sal. Er lässt sie ihre Geschichte so nach und nach erzählen, dass man nicht sofort weiß, wie es in der misshandelten Kinderseele aussieht. Der Autor zieht den Leser so sehr in seinen Bann, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte.
Seite 91 „Und da musste ich lachen. Manchmal schaffte sie, dass ich so lache. Das ist wie explodieren und nicht wissen, wo es herkommt.“
Wie mutig die beiden kleinen Mädchen sind und wie sie sich am Leben erhalten. Töten scheint dem 12 jährigen Mädchen im „Blut“ zu liegen. Ihr macht es nichts aus, dem Kaninchen den Hals umzudrehen oder dem Hecht mächtig auf den Kopf zu schlagen. Doch welche Not in der Kinderseele von Sal herrscht, das erschreckt beim Lesen der 352 Seiten doch sehr. Zum Glück werden die Mädchen es nicht alleine schaffen müssen. Aber das soll doch der Leser selber heraus bekommen.
Nebenher möchte man sofort die Koffer packen und zu den beiden Mädchen nach Schottland reisen. Der Autor beschreibt die Landschaft so wunderbar und idyllisch.

Für mich…
…blieb nach den letzten Seiten, die ich gelesen habe, noch eine Weile die Geschichte von Sal im Hinterkopf. Wie viele Kinder misshandelt, missbraucht oder missachtet werden, dass kann man sicherlich an einer Statistik nachlesen. Wenn aber in der tatsächlichen Nachbarschaft ein solches Kind wohnt, erkennt man es oft gar nicht. Oft sind es die Kinder selber, die sich für diese Misshandlungen schämen. So bleibt uns Erwachsenen einfach nur, immer hübsch die Augen aufhalten und versuchen, gerade für diese Kinder eine Freundin zu sein. Vielleicht öffnen sie sich und man kann sie unterstützen, sich gegen die Misshandlungen zu wehren.

Der Autor: Mick Kitson wurde in South Wales geboren und wuchs in London auf. Nach dem Studium arbeitete er als Journalist und wurde dann Englischlehrer. Heute lebt er in Fife, Schottland, und liebt das Fliegenfischen. »Sal« ist sein erster Roman.
Die Übersetzerin: Maria Hummitzsch. Sie hat schon viel aus dem englischen und Portugiesischen übersetzt. Wer mehr über sie wissen möchte klickt vielleicht einfach mal hier…
ISBN 9783462051407
Fester Einband
352 Seiten
Verlag Kiwi
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