Das Versprechen des Bienenhüters

29.10.2019 | Buch des Monats, Linkparty, Nachdenklich, Rezension, Roman | 2 Kommentare

Das Versprechen des Bienenhüters

Nuri, der Bienenhüter und Afra, seine Frau, sind auf ihrer Flucht in England angekommen. In einem Land, dass sie nicht kennen, das ihnen Fremd ist, mit seinen Menschen und deren Leben und Gepflogenheiten. Nuri hofft, seinen Cousin in England zu treffen. Mit ihm zusammen wieder Bienen zu züchten. Denn Nuri war/ist ein Bienenhüter. Er versteht die kleinen pelzigen Honigsammler. Noch nie ist er ernsthaft von einer Biene gestochen worden. Das Leben hat ihm da schon übler mitgespielt.

Er hat seinen Sohn verloren, in seinem Heimatland Syrien. In einer Stadt, die es zwar noch auf Landkarten gibt und Aleppo genannt wird, aber in Wirklichkeit nur noch aus Häusergerippe und staubigen, zerbombten Straßen besteht. Afra, seine Frau hat früher, vor dem Krieg, Bilder gemalt. Wunderschöne Bilder. Ihre Kunst wurde bewundert. Aber nun ist ihr Blick leer, sie kann tatsächlich, seit dem Tod ihres kleinen Jungen, nichts mehr sehen. Sie lebt in ihrer dunklen Welt. Still und schweigsam ist sie geworden.

Auf ihrer Flucht, weg von dem Grab ihres kleinen Sohnes, hat das Paar einiges erlebt, das die Liebe zueinander auf eine harte Probe gestellt hat. Und das Leben in dem fremden Land, stellt sie erneut vor Probleme.

Sie hat diesen Ausdruck im Gesicht, … Er verleiht meiner Traurigkeit Substanz, macht sie spürbar, wie ein Pulsieren, aber es jagt mir auch Angst ein, Angst vor dem Schicksal und vor dem Zufall, vor Verletzung und Leid, vor der Willkür des Schmerzes und vor dem Wissen dass das Leben einem von einem Moment zum nächsten alles nehmen kann. …“ (Seite 128)

Was ich gelesen habe

Christy Lefteri schreibt ihren Roman in etwas eckiger Weise. Es fällt nicht immer leicht dem Verlauf zu folgen. Aber vermutlich spiegelt der Text, das Chaos im Kopf des Erzählers Nuri, dem Bienenhüter, wieder. Manchmal verfängt man sich in einem Traum des Erzählers. Und dann schwimmt man wieder mit ihm und seiner Frau auf einem Meer, oder streift durch die zerstörte Stadt Aleppo.

Erst beim Lesen wurde mir bewusst, unter welchen Umständen die Menschen, die den Krieg nicht wollten, leben müssen und wie schwer est ist, seine Heimat verlassen zu müssen wollen. Alle Bilder, die ich schon gesehen habe, waren nichts gegen die Worte der Schriftstellerin. Ab und zu musste ich schwer schlucken, bevor ich weiterlesen konnte. Nie wieder werde ich einen Geflüchteten ansehen können, ohne die Geschichte des Bienenhüters im Hinterkopf zu haben. Welche Schwierigkeiten diese Menschen auf sich nehmen, um in Frieden leben zu können. Was haben diese Menschen auf der Flucht erlebt, das ihr Ankommen in den friedvollen Ländern, nicht einfach macht?

Die Autorin

Christy Lefteri wuchs als Tochter zypriotischer Geflüchteter in London auf. Sie unterrichtet Kreatives Schreiben an der Brunel University. 2016 und 2017 verbrachte sie die Sommermonate als Freiwillige in einem von der Unicef unterstützten Geflüchtetenlager in Athen. Die Geschichten, die die Menschen ihr dort erzählten, inspirierten sie dazu, »Das Versprechen des Bienenhüters« zu schreiben. (Text stammt von der Verlagsseite)

Ein Roman von Christy Lefteri
Aus dem Englischen von Bettina Spangler
Originaltitel: The Beekeeper of Aleppo
352 Seiten
ISBN: 978-3-8090-2715-7

Ein Buch, das ich wirklich empfehlen kann. Ich habe es ja schon vor einiger Zeit begonnen zu lesen. Nur die Rezension hat mich eine Weile aufgehalten.

2 Kommentare

  1. Andrea/ die Zitronenfalterin

    Das hört sich nach einem wirklich berührenden und bewegendem Buch an. Danke für die Rezension, die mich sehr angesprochen hat.
    Liebe Grüße
    Andrea

    Antworten
  2. ninakol. aka wippsteerts.

    Das ist es ja, was auch ich nicht verstehe… Wie viele unserer Grosseltern sind Flüchtlinge gewesen! Solange ist das doch noch gar nicht her! Der eine Grossvater ist mehrfach ausgebombt worden, immer wieder wo anders hingeschickt, ein neugeborenes Geschwisterführen dabei verloren, der Vater an der Front… Das haben wir schnell vergessen. Ach nein, Moment, dass waren ja unsere eigenen Leute!
    Liebe Grüße
    Nina

    Antworten

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