Das verborgene Genie

Das verborgene Genie, das ist der passende Titel zu einer Biografie, von einer Frau, die man kaum erwähnt hat, als es darum ging, die DNA zu entschlüsseln. Männer haben sich die Lorbeeren, beziehungsweise den Nobelpreis, unter den Nagel gerissen. Männer, die sich die Arbeit einer tollen Frau zunutze gemacht haben. In dem Roman Das verborgene Genie geht es um Rosalind Franklin.

Das verborgene Genie

Rosalind Franklin ist eine abweisend wirkende Frau. Aber sie trägt ihr Herz auf der Zunge, was häufig dazu führt, dass sie verletzend wirkt, weil ihr Sätze über die Lippen kommen, die nicht durchdacht sind. Sie hat schon bei ihrer Nanny gelernt, erst einmal kurz durchzuatmen, bevor sie antwortet. Klappt nicht immer.  Doch wenn sie mit ihren Freunden zusammen ist, dann ist sie liebenswert und offen. Sie lacht gerne und mag es auch, sich hübsch anzuziehen. Sie wandert gerne und erklimmt die höchsten Gipfel, noch vor den Anderen. Dabei reicht sie ihren Begleitern aber auch gerne die Hand, um sie zu sich auf den Gipfel zu ziehen. Das passt zu ihr, denn sie ist ehrgeizig! Im Labor ist sie eine „graue Maus“, da wird eine weiße Bluse und ein dunkler Rock getragen.

Rosalind ist noch sehr jung, als sie, nach ihrem Studium in Cambridge, bei dem sie sich auf Kristallografie und die physikalische Chemie spezialisiert hat, nach Paris geht, um dort an einem renommierten Labor, dem „Laboratoire Central des Services Chimiques de L’Etat“, mit Jacques Mering zusammenzuarbeiten. Ein Wissenschaftler, der Zeitlebens der einzige Mann sein wird, den Rosalind anhimmelt. Doch dieser ist verheirate. Rosalind ist in Paris sozial gut eingebunden und es sind sehr produktive Jahre.
Doch irgendwann beugt sie sich dem Wunsch ihres Vaters und kommt nach England zurück. Am Kings College ist sie eine der wenigen Wissenschaftlerinnen.  Eigentlich auch kein Wunder, 1947 sind Frauen noch weniger in der Wissenschaft vertreten, als heute. In den Labors des Kings trifft sie aus die Wissenschaftler Maurice Wilkins, Francis Crick und James Watson, die ihre Arbeiten kopieren und sogar Rosalind ausspionieren, um sich am Ende den Nobelpreis zu sichern. Natürlich, ohne dass Rosalind davon etwas abbekommt. Sie wird von den Männern immer wieder gehänselt, verspottet und ausgenutzt. Abfällig nennen die Männer sie Rosy, ein Name, den Rosalind überhaupt nicht mag. Dabei ist sie es, die die maßgeblichen Untersuchungen an der DNA macht.

Wissenschaft und Emotionen

Der Roman ist aus der Sicht Rosalind geschrieben. Und genauso wie Rosalind den Menschen in ihrem Umfeld gegenübertritt, ist der Text recht trocken, wissenschaftlich und mit wenigen Emotionen geschrieben. Das macht es ja auch aus, was die Wissenschaftlerin darstellt. Sie ist in sich gekehrt, fokussiert und sozial gehemmt. Sie mag niemanden in den Arm nehmen, gesteht sich eine Liebe zu Jacques Mering kaum ein und als sie auch noch entdeckt, dass sie nicht die einzige Frau im Leben des Wissenschaftlers ist, verschließt sie sich um so mehr. Rosalind fühlt sich schnell angegriffen und wittert immer und überall Intrigen. Das kommt in dem Text sehr gut rüber. Die Arbeiten in dem Labor sind ebenfalls gut beschrieben, dass man es als Leser recht gut begreift, was sie da macht. Recht spannend und doch hart an der Grenze zur Langeweile. Wenn Rosalind nicht so eine tolle Figur wäre … Mir hat das Buch gut gefallen und hat es mir ermöglicht, einen Blick auf diese erstaunliche Wissenschaftlerin, das verborgene Genie zu werfen. Schade, dass Rosalind Franklin schon mit 38 Jahren gestorben ist.

Der Roman war interessant und aufschlussreich. Ich hatte großen Spaß, das kurze Leben der Wissenschaftlerin zu begleiten und vieles dazuzulernen. Das hat mindestens 🐭🐭🐭🐭 verdient, finden Rubi und ich.

Das verborgene Genie

Ein Roman von Marie Benedict
Übersetzt von Kristin Lohmann
352 Seiten
aus dem Kiepenheuer & Witsch Verlag

Iowa

Stefanie Sargnagel war in Iowa und hat einen Reisebericht geschrieben. Sie traf Homer und Marge. Nur, dass die wohl nicht Simpson hießen. Aber doch entsprachen diese Menschen genau dem, was man aus dem Fernsehen kennt. Stefanie Sargnagel schreibt sarkastisch und vielleicht ein bisschen überzogen. Mit spitzer Zunge beschreibt sie ihren Aufenthalt im mittleren Westen der USA. Einem Landstrich, der von Landwirtschaft geprägt ist, wo man Sehenswürdig vergeblich sucht. Dort findet man an den endlos langen Straßen eine Fastfoodkette neben der anderen. 20 verschiedene Hotdogwürstchen, die sich auf den Grills stundenlang um sich selber drehen.

Stefanie Sargnagel durfte dort, im Grinnell College über kreatives Schreiben Kurse geben. Sie bekam auf dem Campusgelände eine Unterkunft, ein typisches Haus der Region, gestellt. Zu ihrer Unterstützung nahm Sargnagel ihre Freundin, die Musikerin Christiane Rösinger, mit. Mit ihrem eigenen Humor, nimmt Stefanie Sargnagel den Leser mit, Iowa und seine Menschen kennenzulernen.

Iowa, ein Reisebericht

Stefanie hat einen wirklich eigenen Humor. Sie macht auf eigene Kosten Witze über ihr Leben, das inzwischen in sehr strukturierten Bahnen verläuft. Laut ihrer Aussage im Buch wollte sie das so nie haben. Sie bewundert dafür ihre Freundin Christiane um so mehr. Diese schafft es mit ihren (quasi 50) 60 Jahren immer noch mit jugendlichen Punks, um die Häuser zu ziehen. Sargnagel macht vor sich selber nicht halt: Kinderwunsch, ihr eigenes Gewicht, das Kette rauchen, ihre Depression … sie verwurstet einfach alles.
Die Vorträge, die Stefanie im College halten soll, sie hat sowas noch nie gemacht, sind in dem Buch Nebendarsteller. Sie gibt sich große Mühe und die wenigen (meist chinesischen) Studentinnen sind auch angetan von ihrem Unterricht, aber so richtig überzeugend kommt das nicht rüber. Viel mehr ist es der ganze Aufenthalt in den USA, den die Schriftstellerin, Comedian und Künstlerin nutzt, Feldstudien zu betreiben. Dabei kommt sie selber, wie oben schon erwähnt, auch nicht gut weg. Und meine eigene Lust, die USA zu bereisen, ist mit Sargnagels „Reisebericht“ noch mehr gesunken. Ihre Texte sind bissig und werfen ein interessantes Bild auf die Bewohner von Iowa. Klischees werden nur noch mehr bestätigt.

Und nun?

Ich habe mich mit dem Buch manchmal etwas schwergetan. Das mag auch daran liegen, dass mich Comedy nicht allzu schnell zum Lachen abholt. Ich versuche immer den Sinn dahinter zu verstehen und das zerstört wohl die Pointen. Der schwarze Humor von Stefanie Sargnagel gefällt mir zwar, doch fand ich nicht alles lustig. Wer die Künstlerin in Iowa begleiten möchte, der kann sich ihren Instagramkanal ansehen, da hat sie ihre Reise in den Storys beschrieben. Erst als ich die Bilder zu dem Buch gesehen habe, wurde mir die Absurdität bewusst, die die Autorin beschrieben hatte. (In dem Buch findet an
Mich hat dieses Buch nicht abgeholt. Aber das liegt nicht an der Autorin, vielmehr an mir. Es ist wohl so, dass ich für solche Bücher einfach nicht den Sinn habe. Für mich bekommt dieses Buch 🐭🐭🐭 als gute Unterhaltung, wer es mag.

 

Iowa

von Stefanie Sargnagel
aus dem Rowohlt Buchverlag
304 Seiten
ISBN: 978-3-498-00340-1

Picassos Friseur

Eugenio Arias war Picassos Friseur. Aus Spanien, während des Bürgerkrieges geflüchtet, fand der Exilspanier in einer Kleinstadt an der Côte d’Azur, dass es hier noch an einem Friseursalon fehlt. Als einen seiner bekanntesten Kunden, schneidet Eugenio Arias Pablo Picasso die Haare. Aber die beiden Männer verbindet noch so viel mehr. Sie haben sich schon lange bevor sie sich an der Côte d’Azur trafen, schon einmal gesehen.

Picassos Friseur

In diesem Buch haben die beiden Autorinnen Monika Czernin und Melissa Müller die Geschichte von Picassos Friseur Eugenio Arias aufgeschrieben. Und natürlich auch, was der Exilspanier über seinen berühmten Kunden zu erzählen hatte. Das Buch ist die Biografie beider Männer. Sie müssen schon ganz besondere Freunde gewesen sein. Oder, wie immer wieder in der Erzählung klar wird, ein bisschen wie Vater und Sohn, wobei Arias der jüngere von beiden ist. Während der junge Eugenio während des Spanischen Bürgerkriegs und dem Franco Regime tatsächliche Kampferfahrung hatte, zog der (privilegierte) Künstler Picasso es vor, still zu protestieren und das Land zu verlassen.

In Frankreich trafen sie sich und sprachen oft über Spanien, die Politik und Familie. Sie trafen sich zum Kartenspielen und sie gingen zu den Stierkämpfen, den Corrida de toros, bei denen sie in Gedanken wieder in ihrer Heimat sein konnten. Auch im Exil, in Frankreich, ließ der Maler Pablo Picasso selten einen Stierkampf aus. Etwas, das zum Leben eines Mannes, der aus Andalusien stammt, einfach dazu gehören muss. Er war ein ruhiger Zuschauer, der nur selten etwas zu einem Stierkampf beitrug. Aber wenn, dann staunten die Anwesenden. Allein durch Picassos Anwesenheit füllten sich die Stierkampfarenen. Als Nichtspanier erscheint einem ein Stierkampf als etwas Grausames. Doch für die Andalusier ist es ein Sport. Ein eleganter Sport, der schon uralt ist.

Besondere Freunde

Sie müssen ganz besondere Freunde gewesen sein, Arias und Picasso. Ich habe schon viele Bücher mit und über den Maler, sein Leben, seine Freunde und Frauen gelesen. Immer wieder taucht der Spanier in den verschiedensten Biografien damaliger Künstlerinnen auf. Um so schöner finde ich es, all diese Personen noch einmal in Picassos Friseur zu treffen. So schließt sich für mich immer mehr ein Kreis um Pablo Picasso.
Es sollte eigentlich in diesem Buch um Arias, den Friseur gehen. Denn ein Friseur erfährt manchmal Dinge, die eigentlich nicht ausgeplaudert werden sollten. André Heller (er schrieb das Vorwort in dem Buch Picassos Friseur) sah den alten Herren 1999 das erste Mal und kam mit ihm ins Gespräch. André Heller war es auch, der den beiden Autorinnen, Monika Czernin und Melissa Müller, den Tipp gab, ein Interview mit Eugenio Arias zu führen. Die beiden Frauen waren begeistert und besuchten den alten Spanier an der Côte d’Azur in seinem Friseursalon.

Was mir gut gefallen hat, dass ich einen neuen Blick auf Spanien bekommen habe. Spanien war zur Geburt Pablo Picassos 1881 noch ziemlich rückständig. Etwas, das ich schon in verschiedenen Büchern lesen konnte. (Mut zur Freiheit und ein anderes war zum Beispiel Die Frauen von La Principal). Was ich nicht wusste war, dass so viele Spanier vor ihrer eigenen Heimat auf der Flucht waren. Und das viele Rückkehrer in den Gefängnissen landeten und am Ende misshandelt und ermordet wurden. Ich wusste, dass es Untergrundkämpfer gab, aber warum, dass habe ich nie hinterfragt. Zum Glück konnte ich immer wieder das Internet zurate ziehen und die Zusammenhänge besser verstehen lernen.

Picasso lehrte mich sehen. Er sagte zu mir: “ Arias wenn du ein Gemälde siehst, musst du immer zuerst die Zeichnung darin suchen. Die Farbe ist etwas, das später dazu kommt. Aber das wichtigste an einem Bild ist die Zeichnung die ihm zugrunde liegt.“

Seite 197

Ein interessantes und anspruchsvolles Buch. Es war für mich immer wieder etwas ermüdend. Manchmal schlage ich Bücher zum falschen Zeitpunkt auf. Vielleicht wäre ein anderer Moment passender gewesen. 🐭🐭🐭🐭 hat das Buch trotzdem von uns bekommen.

 

 

Picassos Friseur

eine Biografie von Monika Czernin und Melissa Müller
Diogenes Verlag
288 Seiten
ISBN 978-3-257-07240-2 

Marie Curie und ihre Töchter

Wer kennt diesen Namen nicht? Marie Curie! Eine Wissenschaftlerin, die hartnäckig genug war, der Männerwelt deutlich zu machen, dass eine Frau mehr kann als Kinder kriegen. Immerhin hat sie 2 Mal den Nobelpreis erhalten. Mathematik und Physik, das waren ihre Steckenpferde. Und ihre Hartnäckigkeit.

Marie Curie und ihre Töchter, eine Romanbiografie

Marie Curie hatte das Glück in einem Haushalt groß zu werden, indem es nicht darauf ankam, welches Geschlecht man hatte. Hauptsache, man machte das, was man am besten konnte. Maries liebevoller Vater unterstützte seine Töchter, so gut er konnte.

Er war ein Vater, wie ihn sich so viele Mädchen gewünscht hätten in einer Zeit, in der die meisten von Maries Geschlechtsgenossinnen auf nichts anderes hoffen konnten als auf eine glückliche und gewaltfreie Ehe.

Seite 43

Marie unterstütze von Polen aus, in jungen Jahren ihre ältere Schwester Bronia, damit diese ihr Studium in Paris beenden konnte. Nach ein paar Jahren in Paris, forderte die Schwester Marie auf, ebenfalls zum Studium nach Frankreich zu kommen. Dort traf die junge Frau auf den zehn Jahre älteren Pierre Curie, der sehr schüchtern um Marie warb. Aus dieser Beziehung entstanden zwei prächtige Mädchen und unzählige wissenschaftliche Entdeckungen. Unter anderem das Radium, welches in späteren Jahren zum Bau der Atombombe eine entscheidende Rolle spielte. Allerdings war den beiden Wissenschaftlern ihre Entdeckungen zum Wohl der Menschheit wichtig, wenn sie damals gewusst hätten …

Marie Curie setzte sich immer wieder dafür ein, dass Frauen, so wie sie auch, studieren können. Sie war mit den Suffragetten in England bekannt, die mit sehr viel Nachdruck und zu erleidende Qualen für die Rechte der Frauen eintraten. Nachdem Pierre durch einen Unfall ums Leben gekommen war, musste die Wissenschaftlerin Marie Curie erst recht ihren „Mann“ stehen und kämpfte um so mehr dafür, dass das Ansehen der Frauen stieg. Ihre Töchter standen ihr in nichts nach. Irene zog es ebenfalls in die Wissenschaft und Ève, die 7 Jahre jünger war als ihre Schwester, zog es erst zur Musik und später wurde sie Schriftstellerin/Journalistin und setzte sie sich bei UNICEF ein.

Die Romanbiografie

Leider ist das Buch keine richtige Romanbiografie. Obwohl, die Autorin Claudine Monteil aus diesen vielfältigen Informationen, die sie zusammengetragen hat, einen wirklich guten Roman hätte machen können.Claudine Monteil greift oft voraus und springt dann wieder in die Vergangenheit zurück. Sie wiederholt sich in vielen Aussagen und erwähnt verschiedene Persönlichkeiten, die wie die Curie-Frauen Preise gewonnen oder an den verschiedensten Akademien unterrichtet haben. Man muss höllisch aufpassen, was man liest. Die Wiederholungen machen immer weniger Spaß und suggerieren, dass der Leser immer wieder mit der Nase auf die Besonderheiten der außergewöhnlichen Frauen gestoßen werden muss. Mich hat das sehr geärgert.

Claudine Monteil, die Autorin, ist selber Frauenrechtlerin und Diplomatin. Sie hat schon Biografien über Simone de Beauvoir und Ève Curie verfasst. Aber entweder hat hier die Übersetzerin Ilona Zuber nicht gut gearbeitet oder die Autorin selber vertritt selber diesen wirren Schreibstil. Ich bin eher enttäuscht von diesem Buch und hatte mir sehr viel mehr erhofft. Die Bezeichnung Romanbiografie hat dieses Buch leider nicht verdient. Ich habe schon Biografien im Romanstil gelesen, die mich weitaus mehr überzeugt haben. Somit erhält das Buch von uns nur 🐭🐭🐭 dabei steht im Vordergrund, dass die Autorin sich sehr viel Mühe mit den Recherchen gemacht haben muss.

 

Marie Curie und ihre Töchter

eine Romanbiografie von Claudine Monteil
aus dem Französischen übersetzt von Ilona Zuber
aus dem Insel Verlag
343 Seiten
ISBN:9783458682783

Enid Blyton, Geheimnis hinter grünen Hecken

Was fällt dir spontan ein, wenn du Enid Blyton liest? Stimmt, Fünf Freunde oder die Schwarze Sieben. Als Kind habe ich ihre Bücher verschlungen. Kaum hatte ich die Bücher aus der Bücherei geholt, konnte ich sie schon wieder zurücktragen. Aber wer war Enid Blyton eigentlich? Interessiert das die jungen Leser? Mich haben damals nur ihre Bücher, ihre Geschichten fasziniert.

Buch Enid Blyton, Geheimnis hinter grünen Hecken und Rubi, die Maus

Enid Blyton, Geheimnis hinter grünen Hecken

Enid Blyton wird 1897 in London geboren. Sie ist das älteste Kind der Blytons und der Liebling des Vaters Thomas Blyton. Sie entstammt einer musischen Familie, wenn man dem Vater Glauben schenken mag. Er verhätschelt seine Tochter Enid. So behauptet jedenfalls die strenge Mutter, die es lieber sehen würde, wenn Enid sich mehr mit häuslichen Tätigkeiten und Pflichten beschäftigen würde. Die beiden kleinen Brüder sind darüber erhaben und dürfen vor dem Haus toben und Fahrrad fahren, während Enid sich mit abwaschen und Klavier üben plagt. Dabei würde sie doch viel lieber ihre Bücher lesen, mit dem Vater auf Entdeckungstour gehen oder sich Geschichten ausdenken. Das Mädchen hat jedenfalls eine enorme Fantasie. Schon mit vierzehn Jahren verschickt sie ihre Gedichte an die Zeitungen. Aber nur einmal wird ein Gedicht angenommen. Die Mutter lästert darüber, dass das Mädchen ihr gesamtes Taschengeld für Papier und Porto ausgibt.

Als der Vater die Familie für eine andere Frau verlässt, bricht eine Welt für das Mädchen zusammen. Niemandem darf von dieser Schmach erfahren. Einmal im Monat holt der Vater die Kinder ab und dann ist Enids Welt für einen Tag wieder heile. Danach versteckt sie sich wieder in ihrer Fantasiewelt und ihren Büchern. Enid ist ein schlaues Kind und schließt mit einer sehr guten Leistung die Schule ab. Der Vater hätte es gerne, dass sie Musik studiert, doch Enid will Schriftstellerin werden. Doch daraus wird zunächst nichts. 1916 beginnt Enid stattdessen eine Ausbildung zur Fröbel-Lehrerin. Einem Beruf, mit dem sie sich sehr identifizieren kann.

Die Autorin: Maria Regina Kaiser

Maria Regina Kaiser hat sich dieses Mal die englische Kinderbuchautorin Enid Blyton vorgenommen. Ich mag, wie die Autorin diese Biografien schreibt. Romanbiografien sind einfach nicht so langweilig und man hat das Gefühl Enid Blyton nahe zu sein und ihre Ambitionen zu verstehen. Sie beschreibt Enid Blyton als ein stures und fantasievolles Wesen. Wenn ihre Protagonistin sich in etwas verbissen hat, dann bleibt das auch so. Die Bücher von Maria Kaiser lesen sich schnell und sind nicht überladen mit Informationen. Ihre letzten Romanbiografien von Astrid Lindgren und Selma Lagerlöf hatte ich auch begeistert rezensiert.

Rubi und ich geben diesem Buch gerne 🐭🐭🐭🐭 Wir haben uns gut unterhalten gefühlt. Außerdem haben wir etwas über eine Lieblingsautorin meiner Kindheit erfahren. Immer wieder tauchen zu den „alten“ Büchern Rassismusvorwürfe auf, die ich als Kind niemals so gesehen habe. Heute werden sie oft umgeschrieben, verändert um sie Zeitgemäß zu machen. Warum Enid Blyton so geschrieben hat, dass kann man anhand dieser Biografie besser verstehen.

 

Enid Blyton, Geheimnis hinter grünen Hecken

von Maria Regina Kaiser
Romanbiografie
304 Seiten
ISBN 978-3-87800-159-1
aus dem Südverlag

Astrid Lindgren, eine Romanbiografie

Helle Nächte dunkler Wald

Quirlig und nicht zu halten ist die kleine Astrid. Kein Baum zu hoch und kein Abenteuer zu gefährlich. Astrid Ericsson ist 1912 fünf Jahre alt, als sie das erste Mal mit Märchen in Berührung kommt. Als Gutshofkind hat man keine eigenen Bücher. Ihre drei Jahre ältere Freundin Edit liest ihr aus einem Buch, das sie aus der Schule ausgeliehen hatte vor. Träumend sitzen die beiden Mädchen in der Küche.

Astrid geht bald selber zur Schule. sie lernt schnell und liest sehr gerne. Doch die Volksschule ist auch bald zu Ende. Madicken, die Tochter des Bankdirektors, drängte Astrid auf die Realschule zu gehen. Ziemlich unüblich für Kinder vom Land. Madicken’s Vater redete auf Astrids Vater ein, bis dieser sich dazu entschloss auch Gunnar, Astrids ältesten Bruder auf die weiterführende Schule zu schicken.

Astrid, ein Zappelphilipp

Astrid blieb ein Zappelphilipp. Kippeln, aufspringen, laut rufen, so kannte man das Mädchen. Als sie 13 war, schrieb sie so schöne Aufsätze, dass der Studienassessor sie immer wieder aufforderte, sie der Klasse laut vorzulesen. Eines Tages brachte er sogar einen dieser Aufsätze zu der kleinen Zeitung in Vimmerby. Mit einer kleinen Auflage von 5000 gedruckten Zeitungen, zwei mal die Woche eine kleine Zeitung. Dort sollte Astrid nach der Schule, sehr zum Leidwesen der frommen Mutter, als Journalistin anfangen. Das Zeitungswesen von der Pike lernen.

Ich könnte jetzt ohne Ende weiter über den gelesenen Text schreiben. So viel blieb in meinem Kopf über diese wunderbare quirlige Astrid Lindgren hängen. Wäre sie nicht schwanger geworden und nicht nach Stockholm geschickt worden, wäre sie dann die große Kinderbuchautorin geworden? Eine zweite Selma Lagerlöf, wie sie von den Kindern ihres Dorfes oft gerufen wurde?

Eine interessante Schriftstellerin

Maria Regina Kaiser schreibt in ihrem Nachwort noch einiges mehr über diese interessante Schriftstellerin. Ihr Leben war nicht nur Sonnenschein. Vielmehr litt Astrid Lindgren an Depressionen und fand den Gedanken zu sterben nicht abwegig. Astrid Lindgren hatte einen besonderen Bezug zu Kindern. Sie verstand die kleinen Menschen und sprach oft in ihrem Namen. Die schwedische Kinderbuchautorin wurde sehr oft mit Selma Lagerlöf verglichen. Allerdings bekam Astrid nie einen Nobelpreis für ihre Werke. Dabei las die ganze Welt die Bücher von Pipi Langstrumpf, den Brüdern Löwenherz oder Mio, mein Mio. (Und das ist nur eine kleine Auswahl von dem, was Lindgren geschrieben hat!)

Maria Regina Kaiser hat auf jeden Fall meinen Durst nach den schwedischen Kinderbüchern von Lindgren angefeuert. Die Liste ist lang! Die schwedische Autorin hat so Manches, das sie selber erlebt hat in den Kinderbüchern verarbeitet. Und dabei Mutmachbücher für Kinder hinterlassen.

Das Buch ist nur zu zwei Dritteln eine Romanbiografie. Im hinteren Teil, dem Nachwort, erklärt die die Autorin Maria Regina Kaiser noch das Leben von A. Lindgren. Es gibt Zeittafeln und Bilder. Die Menschen rund um Astrid werden noch einmal erläutert und so Manches mehr.

Ich mochte dieses Buch kaum aus der Hand legen! Es gehört definitiv zu meinen Sommerbüchern.
Ich habe schon einmal eine Romanbiografie von Maria Regina Kaiser rezensiert.

 

 

 

Astrid Lindgren, Helle Nächte dunkler Wald

eine Romanbiografie von Maria Regina Kaiser
Südverlag
312 Seiten mit Abbildungen
ISBN 978-3-87800-136-2