Picassos Friseur

Eugenio Arias war Picassos Friseur. Aus Spanien, während des Bürgerkrieges geflüchtet, fand der Exilspanier in einer Kleinstadt an der Côte d’Azur, dass es hier noch an einem Friseursalon fehlt. Als einen seiner bekanntesten Kunden, schneidet Eugenio Arias Pablo Picasso die Haare. Aber die beiden Männer verbindet noch so viel mehr. Sie haben sich schon lange bevor sie sich an der Côte d’Azur trafen, schon einmal gesehen.

Picassos Friseur

In diesem Buch haben die beiden Autorinnen Monika Czernin und Melissa Müller die Geschichte von Picassos Friseur Eugenio Arias aufgeschrieben. Und natürlich auch, was der Exilspanier über seinen berühmten Kunden zu erzählen hatte. Das Buch ist die Biografie beider Männer. Sie müssen schon ganz besondere Freunde gewesen sein. Oder, wie immer wieder in der Erzählung klar wird, ein bisschen wie Vater und Sohn, wobei Arias der jüngere von beiden ist. Während der junge Eugenio während des Spanischen Bürgerkriegs und dem Franco Regime tatsächliche Kampferfahrung hatte, zog der (privilegierte) Künstler Picasso es vor, still zu protestieren und das Land zu verlassen.

In Frankreich trafen sie sich und sprachen oft über Spanien, die Politik und Familie. Sie trafen sich zum Kartenspielen und sie gingen zu den Stierkämpfen, den Corrida de toros, bei denen sie in Gedanken wieder in ihrer Heimat sein konnten. Auch im Exil, in Frankreich, ließ der Maler Pablo Picasso selten einen Stierkampf aus. Etwas, das zum Leben eines Mannes, der aus Andalusien stammt, einfach dazu gehören muss. Er war ein ruhiger Zuschauer, der nur selten etwas zu einem Stierkampf beitrug. Aber wenn, dann staunten die Anwesenden. Allein durch Picassos Anwesenheit füllten sich die Stierkampfarenen. Als Nichtspanier erscheint einem ein Stierkampf als etwas Grausames. Doch für die Andalusier ist es ein Sport. Ein eleganter Sport, der schon uralt ist.

Besondere Freunde

Sie müssen ganz besondere Freunde gewesen sein, Arias und Picasso. Ich habe schon viele Bücher mit und über den Maler, sein Leben, seine Freunde und Frauen gelesen. Immer wieder taucht der Spanier in den verschiedensten Biografien damaliger Künstlerinnen auf. Um so schöner finde ich es, all diese Personen noch einmal in Picassos Friseur zu treffen. So schließt sich für mich immer mehr ein Kreis um Pablo Picasso.
Es sollte eigentlich in diesem Buch um Arias, den Friseur gehen. Denn ein Friseur erfährt manchmal Dinge, die eigentlich nicht ausgeplaudert werden sollten. André Heller (er schrieb das Vorwort in dem Buch Picassos Friseur) sah den alten Herren 1999 das erste Mal und kam mit ihm ins Gespräch. André Heller war es auch, der den beiden Autorinnen, Monika Czernin und Melissa Müller, den Tipp gab, ein Interview mit Eugenio Arias zu führen. Die beiden Frauen waren begeistert und besuchten den alten Spanier an der Côte d’Azur in seinem Friseursalon.

Was mir gut gefallen hat, dass ich einen neuen Blick auf Spanien bekommen habe. Spanien war zur Geburt Pablo Picassos 1881 noch ziemlich rückständig. Etwas, das ich schon in verschiedenen Büchern lesen konnte. (Mut zur Freiheit und ein anderes war zum Beispiel Die Frauen von La Principal). Was ich nicht wusste war, dass so viele Spanier vor ihrer eigenen Heimat auf der Flucht waren. Und das viele Rückkehrer in den Gefängnissen landeten und am Ende misshandelt und ermordet wurden. Ich wusste, dass es Untergrundkämpfer gab, aber warum, dass habe ich nie hinterfragt. Zum Glück konnte ich immer wieder das Internet zurate ziehen und die Zusammenhänge besser verstehen lernen.

Picasso lehrte mich sehen. Er sagte zu mir: “ Arias wenn du ein Gemälde siehst, musst du immer zuerst die Zeichnung darin suchen. Die Farbe ist etwas, das später dazu kommt. Aber das wichtigste an einem Bild ist die Zeichnung die ihm zugrunde liegt.“

Seite 197

Ein interessantes und anspruchsvolles Buch. Es war für mich immer wieder etwas ermüdend. Manchmal schlage ich Bücher zum falschen Zeitpunkt auf. Vielleicht wäre ein anderer Moment passender gewesen. 🐭🐭🐭🐭 hat das Buch trotzdem von uns bekommen.

 

 

Picassos Friseur

eine Biografie von Monika Czernin und Melissa Müller
Diogenes Verlag
288 Seiten
ISBN 978-3-257-07240-2 

Lebewohl, Martha

Lebewohl, Martha. Ein Buch, dass ich gerne zu den Büchern gegen das Vergessen zählen möchte. Die Autorin Ingke Brodersen zog Anfang der 1990 Jahre in eine große Altbauwohnung im Bayerischen Viertel in Berlin Schöneberg. Als sie so in ihrer Wohnung saß und den Blick zur Decke schweifen ließ, sah sie ein fehlendes Stück im Deckenstuck. Wie ist dieses Loch wohl in die Decke gekommen? Und was würden diese Wände erzählen, wenn sie es könnten …

Lebewohl, Martha

Martha Cohen, die Pianistin, ist eine der 24 verschwundenen Menschen, die einst in dem Haus im Bayerischen Viertel gelebt haben. Sie wurde am 1. September 1942 abgeholt. Die 82-Jährige musste alles in den Räumen der herrschaftlichen Wohnung zurück lassen und durfte nur einen kleinen Koffer mitnehmen. Sie wurde mit einem „Alterstransport“ nach Theresienstadt geschickt. Martha war wohl kaum in der Lage, den Transport zu überstehen. Körperlich und seelisch war sie auf jeden Fall schon ziemlich hinfällig. Depressionen nach dem Tod ihres Mannes, führten dazu, dass Martha immer wieder in einem Sanatorium Erholung und Genesung suchen musste.

Und Martha Cohen ist nur eine Person, von vielen, die in dem Haus in Berlin Schöneberg gewohnt hat. Die Nazis sorgten dafür, dass die jüdische Bevölkerung am besten unter einem Dach wohnte. Die Nazis veranlassten, dass die Menschen näher zusammenzurücken haben. Und so zogen sehr viele, sich fremde Menschen, in die Wohnungen in der Berchtesgadener Straße ein. Man musste sich arrangieren, die großen Zimmer miteinander teilen.

Ingke Brodersen wollte mehr über ihr neues Zuhause erfahren und fing an, in den Archiven der Stadt zu suchen. Sie fragte überall an, um mehr über die ehemaligen Bewohner des Hauses in der Berchtesgadener Straße 37 herauszufinden. Ein nicht einfaches Unterfangen, wie sie schnell bemerkte. Die Lücke im Stuck ließ sie aber nicht aufgeben. Sie wühlte sich durch Listen und fand so nach und nach Unglaubliches heraus und gab den Menschen, die damals in diesem Haus gelebt hatten, ein Gesicht und ihre Geschichten zurück.

Recherchen und ein Buch

Ich konnte das Buch nur in kurzen Abschnitten lesen. Mich erschüttert es immer wieder, mit welcher Genauigkeit und perfiden Gedanken, die Nazis damals Menschen entsorgt haben. Sie nahmen den Menschen ihre Würde, ihr komplettes Leben. Solche Bücher lassen mich immer wieder gruseln. Wie neidisch und grausam Menschen sein können und ihren Nachbarn dem Tode preisgeben. Wie kaltblütig sie die Menschen, in furchtbare Abgründe geschickt haben.
Ingke Brodersens hat hier ein Buch geschrieben, das erinnert. Sie hat die Spur aufgenommen und versucht so viel wie möglich über die ehemaligen Bewohner des Hauses in der Berchtesgadener Straße zu erfahren. Sie waren ganz normale Menschen. Die Autorin ist Historikerin und Herausgeberin einer politischen Buchreihe beim Rowohlt Verlag, da ist es irgendwie nicht verwunderlich, dass sie sich in die Geschichten der 24 Menschen aus ihrem Haus verbissen hat. Ich denke, sie hatte damit auch einen besonderen Zugang zu den Daten und Fakten, wusste, wo sie mit ihrer Suche beginnen konnte. Das Buch selber liest sich etwas abgehackt und doch findet man immer wieder den Anschluss. Das ganze könnte man auch zu einem perfekten Roman verbauen und vielleicht sogar zu einer Serie für das Fernsehen.

Eigentum und Wiedergutmachung

Wenn man Rund um den Bayerischen Platz in Schöneberg unterwegs ist, dann kann man an verschiedenen Laternen, Schilder entdecken. Auf diesen Schildern wird deutlich gemacht, welche Verordnungen die. Nationalsozialisten damals gegen das Eigentum, die Würde und Bildung der jüdischen Bevölkerung erlassen haben. Stück für Stück wurde ihnen alles genommen. Noch heute kämpfen Angehörige darum, ihr Eigentum zurückzubekommen oder wenigstens entschädigt zu werden.

Das Buch Lebewohl, Martha, hat mich emotional mitgenommen. Es ist nicht das erste Buch, welches ich zu diesem Thema gelesen habe. Rückkehr nach Birkenau hat mich, als ich es las, genauso getroffen. Auch wie es den Menschen damals auf der Flucht erging, dass sie keiner haben wollte, ihnen die Einreise in ihr Land verweigerten, das kann man in dem Roman Das Mädchen im Strom lesen. Ich hoffe sehr, dass wir nie wieder Menschen dermaßen verfolgen, misshandeln oder töten.
Der Lesefluss wird in dem Buch Lebewohl, Martha oft unterbrochen durch eigene Erfahrungen der Autorin. Und trotzdem geben wir diesem Buch gerne 🐭🐭🐭🐭

 

Lebewohl, Martha

Die Geschichten der jüdischen Bewohner meines Hauses
geschrieben von Ingke Brodersen
aus dem Kanon Verlag
288 Seiten
ISBN 978-3-98568-074-0

Josses Tal

Der Alte lebt in seinem norwegischen Tal zurückgezogen. Weit weg von Elektrik und Telefon. In Josses Tal. Er bereut  …
Josse, oh Josse. Wenn du damals gewusst hättest, was du heute weißt, hättest du dann auch so gehandelt?

Josses Tal

Josse, eigentlich Josef Tomulka, ist der uneheliche Sohn von Helene. Wäre da nicht ihr rabiater Vater gewesen, der dem Bankert oft schon als Kleinkind eine mächtige Schelle verpasst hatte, hätte sie ihr Bürschlein von Anfang an lieb haben können. Aber so wollte sie es auch dem Alten recht machen und mied es, dem Jungen ihre Liebe zu zeigen. Damit das Gerede um das „rumgewischte Frauenzimmer“ und ihren Sohn aufhört, zogen die Eltern mit Helene und Josef in ein kleines Dorf. Weg von dem Getratsche.

Dort trafen die Tomulkas auf nette Nachbarn, die sie freundlich aufnehmen wollten. Doch der Alte Tomulka wollte keinen Kontakt. Noch dazu schlug er auf den kleinen Josef ein. Wilhelm Reckzügel, angehender Arzt und Nachbarssohn, konnte und wollte das nicht mit ansehen und nahm Josef unter seine Fittiche. Es war 1930 und Wilhelm wurde zu Josses besten Freund und Mentor. Er war es, der Josef in der HJ unterbrachte und ihn zur Bücherverbrennung nach Berlin mitnahm.

Der Besuch im Tal

Eine Postkarte aus dem Jahr 1945 führt Helene im Juli 2004 nach Norwegen. Sie würde gerne wissen, warum ihre Urgroßmutter damals sterben musste und hofft auf Antworten. Josef hat sich dort in ein Tal zurückgezogen. Josses Tal. Und der Alte erzählt ihr seine Geschichte von Anfang an …

„Könntest du nach all den Jahren die Zeit zurückdrehen und hättest damals gewusst, was du heute weißt … würdest du Widerstand leisten? “ „Helen, ich war Jugendlicher, ich war allein …“

Seite 92

Es ist leicht nachzuvollziehen, warum der kleine Josef zu dem geworden ist und getan hat, was er getan hat. Alleine und immer wieder gedemütigt, findet er in Wilhelm einen Beschützer, in der HJ ein Zuhause. Mitgerissen von der Zeit, wie ein Fischlein, das alleine kaum aus dem Schwarm ausbrechen kann. Hingerissen von der Liebe, die ihm Wilhelm als erwachsener Freund bietet, macht er, was von ihm gefordert wurde. Er wird von seinen Klassenkameraden anerkannt, er ist plötzlich jemand, dem man gehorcht. Dass Wilhelm ihn nur ausnutzt und ein dunkles Geheimnis des Jungen kennt, das weiß Josse natürlich nicht. Er vertraut.

Das Buch liest sich sehr angenehm. Als Leser sieht man natürlich, wohin der Junge gezogen wird, hat den Vorteil, die Geschichte schon zu kennen. Dabei wird aber auch mal ausnahmsweise die Aufmerksamkeit auf die Täter gelenkt, wie sie in diesen Strudel hinein gezogen wurden. Auf die Menschen, die sich weggedreht haben, als die Nachbarn abgeholt wurden. Auf die Familien und Freunde, die die Augen und Münder geschlossen hielten als das Unrecht geschah und vielleicht sogar mitgemacht haben. Ich fand das Buch wirklich gut. Josse ist ein Sinnbild für alle diejenigen, die es nicht gemerkt haben (wollen), dass sie in einem Unrechtsstaat lebten.

 

Josses Tal

Ein Roman von Angelika Rehse
aus dem Pendragon Verlag
ISBN: 978-3-86532-831-1
Seiten: 400

Der Kuss des Kaisers

Der Kuss ist ein berühmtes Bild von Gustav Klimt, das dieser an den Kaiser Wiens verkauft hat. Allerdings musste dazu die Moderne Galerie des Schlosses Belvedere, in der das Bild ausgestellt werden sollte, hergerichtet werden. Aber dann fand man diese Leichenteile und die Ausstellung schien gefährdet.

Der Kuss des Kaisers

Wir befinden uns im Jahr 1908 in Wien. Gustav Klimt hat den Kuss in einer Galerie ausgestellt und der Amtssekretär für Kultus und Unterricht, Josef Krzizek, wartete darauf den Künstler, um diesen zu dem Kauf des „Kuss“ zu überreden. Dazu brauchte es nur eines dicken Geldsäckels. Jeden Preis würde er dem Künstler bieten, um das schimmernde Bild mit Blattgold zu ergattern. Eine der Bedingungen Gustavs Klimt war, dass das Bild in einem angemessenen Raum ausgestellt und er den Platz selber inspizieren würde. Krzizek war aufgeregt, aber er konnte das Bild „Der Kuss“ ergattern.

Erna Kührer ist für die Sauberkeit in dem unteren Belvedere zuständig. Sie ist gewissenhaft, braucht sie diese Arbeit doch dringend, wenn sie in den guten Verhältnissen weiter leben möchte. Ihr Mann hat eine Schuppenflechte und ist zeitweise so unansehnlich, dass er keine Arbeit mehr findet. Aber die Kinder brauchen doch was Gutes auf den Tisch und die Wohnung muss auch bezahlt werden. Nur gut, dass ihr ältester Sohn Daniel verschwunden ist. Doch plötzlich steht der auch wieder vor der Tür. Unangenehm ist der. Treibt sich mit Gesindel herum und stänkert mit der Nachbarschaft. Am Ende zieht er seine hübsche zwölfjährige Schwester in seine Machenschaften mit hinein.

Leichenteile im Schlosspark

Die Aufregung ist groß, als Leichenteile im Schlosspark gefunden werden. Aber wo ist der Kopf zu dem Zerstückelten? Die Kriminalbeamten Pospischil und Frisch sollen den Mord aufklären. Im Schlosspark eine Leiche? War da wohl gar ein Attentat auf den Thronfolger Franz Ferdinand geplant gewesen? Pospischil ist schon etwas älter und schon länger im Dienst. Er hat die Ruhe bei der Suche nach dem Mörder, beziehungsweise des fehlenden Kopfes, weg. Frisch dagegen möchte endlich unter Beweis stellen, dass er seinem Chef Pospischil in nichts nachsteht. Zusammen kommen sie der Lösung immer näher und am Ende, hätte man es kaum glauben wollen … Einzig der Kuss kommt nicht so oft vor, ist aber ein perfekter Aufhänger!

Christine Neumayer hat hier einen sehr schnell lesbaren und interessanten historischen Wien-Krimi geschrieben. Die Figuren machen wirklich Laune und lassen einen Blick ins alte Wien zu. Manchmal sind die Namen und Titel der ein kleines Verwirrspiel. Aber damit habe ich persönlich wohl ein Problem. Dann wünsche ich mir immer eine Liste von den Personen, die in dem Buch mitspielen. (Leider nicht vorhanden). Doch am Ende hat es nichts ausgemacht und ich hatte mein Vergnügen an den Ermittlungen. Spannend, was am Ende herauskam. Vermutet hatte ich etwas anderes. Aber ich bin ja auch keine Kriminale und muss solche verzwickten Fälle aufklären! Ich hoffe, das wird nicht der letzte Fall von Pospischil gewesen sein.

Die Autorin

In Niederösterreich geboren, lebt Christine Neumeyer heute als Schriftstellerin und Organisationsassistentin der Universität Wien in Wien. Seit 2017 ist sie die „Oberschwester“ der Region Österreich im internationalen Verein der „Mörderischen Schwestern“ zur Förderung der von Frauen geschriebenen Kriminalliteratur und seitdem verwirklicht sie mit österreichischen Autorinnen zahlreiche Projekte, so z.B. ein Schulförderprojekt oder ein Theaterprojekt. Besuchen Sie die Autorin und die Mörderischen Schwestern Österreich. (Text von hier kopiert)

Ich habe das Buch verschlungen und Rubi kam kaum hinterher. Von uns bekommt dieser Krimi 🐭🐭🐭🐭

 

 

Der Kuss des Kaisers

Ein historischer Wien-Krimi
geschrieben von Christine Neumayer
270 Seiten
aus dem Picus Verlag
ISBN 978371172136-5

Die Köchinnen von Fenley

Die Köchinnen von Fenley spielt vor den Toren Londons. Seit zwei Jahren tobt der 2. Weltkrieg und die englische Bevölkerung leidet unter der Lebensmittelknappheit. Damit die Frauen auch noch mit wenig der Familie etwas auf den Tisch zaubern können, bringt der Radiosender der BBC einmal die Woche eine Kochsendung über den Äther: „The Kitchen Front“. Doch die wird von einem Mann moderiert, eine Co-Moderatorin muss her. Dafür veranstaltet die BBC einen Kochwettbewerb, der für vier verschiedenen Frauen aus Fenley vielleicht eine Lebensveränderung bedeuten könnte.

Die Köchinnen von Fenley

Da wäre zuerst einmal Audrey. Witwe und Mutter von drei Jungen. Sie betreibt in dem Dorf eine „Bäckerei“. Durch diesen Zuverdienst kommt die kleine Familie gerade so über die Runden. Audrey ist erfindungsreich und hat, wie so viele Familien zu dieser Zeit, ihren Garten in einen Gemüsegarten verwandelt. Eigentlich will sie an dem Wettbewerb gar nicht teilnehmen, weil sie ohnehin genug zu tun hat. Aber ihr Ältester bittet sie darum, zumindest einmal hinzugehen und es sich anzuhören.

Audreys arrogante Schwester Lady Gwendoline ist die zweite Köchin. Sie hat sich einen reichen Industriellen geangelt und lebt mit ihm in einem riesigen Gutshaus außerordentlich fürstlich. Doch sie ist nicht glücklich. Ihr Mann beachtet sie kaum und Gwendoline lechzt nach Anerkennung. Doch so einfach gestaltet sich das nicht. In der Gutshausküche wirtschaftet die dritte Köchin. Nell, das Küchenmädchen. Sie ha schon viel von ihrer obersten Köchin gelernt und eigentlich ist die junge Frau, die die besten Gerichte für die Herrschaften kocht. Nell würde gerne diesem Dienstbotendasein entfliehen.

Die vierte Köchin von Fenley ist Zelda. Sie kommt aus London und versteckt sich in der Provinz, damit niemand Anstoß daran nehmen kann, dass sie schwanger ist. Eigentlich hat sie schon in London als Küchenchefin gearbeitet. Doch das Restaurant wurde durch einen Bombeneinschlag zerstört. Hier auf dem Land arbeitet sie in einer Fabrik, in der Kantine. Zelda versucht mit einem französischen Akzent sich von den einfachen Küchenfrauen abzuheben. Sie würde gerne gewinnen, damit sie sich in London als Küchenchefin einen Namen machen kann.

Freundinnen

Das Buch erzählt davon, wie schwer es war, den Familien ein ordentliches Essen auf den Tisch zu stellen. Aber auch, wie aus Konkurrentinnen Freundinnen werden können. Am Anfang stehen die Frauen sich noch mit Argwohn gegenüber, doch so langsam kommt Bewunderung für ihr Können auf.
Was mir gut gefallen hat, sind die Rezepte die man in dem Buch findet. Die Frauen müssen eine Vor-, Haupt- und Nachspeise kochen. Die Zutaten sollten regional oder aus den Zuteilungen stammen. Butter, Sahne und sonstiger Luxus muss durch irgendetwas ersetzt werden. Und genau diese abgespeckten, erfindungsreichen Rezepte kann man nachlesen. Ich fand es spannend, wie man aus so wenig guten Zutaten noch ein schmackhaftes Menü zaubern konnte.

Ich habe dieses Buch als Hörbuch gehört und fand die Sprecherin Gabriele Blum einfach nur genial. Ihre Stimme hat dem ganzen noch mehr Tiefe und auch etwas Rührseliges gegeben. Ich hätte ihr ohne Ende weiter zuhören können. Sie spricht den Text so angenehm und unterhaltsam. Aber auch der Roman selber konnte mich überzeugen. Die Frauen finden einen emanzipierten Weg, der ihnen eine perfekte Zukunft bringen wird.

Ruby und ich waren jedenfalls sehr angetan von diesem Hörbuch. Wir schauen nach einem weiteren Buch, dass Gabriele Blum gesprochen hat. 🐭🐭🐭🐭🐭 geben wir dem Hörbuch Die Köchinnen von Fenley

 

Die Köchinnen von Fenley

ein Hörbuch aus dem Argon Verlag
geschrieben von Jennifer Ryan
übersetzt von Pauline Kurbasik
gelesen von Gabriele Blum
ISBN 978-3-7324-2005-6
Laufzeit 13 Stunden 7 Minuten

Der Clan der Highlanderin

Die Saga um die Highlanderin geht weiter. Obwohl Enja von Caerlaverock im zweiten Teil schwer verletzt wurde und nicht sicher war, ob sie überleben würde, steht sie im Der Clan der Highlanderin, wieder auf den Schlachtfeldern Schottlands.

Der Clan der Highlanderin

Enja ist genesen. Doch das heißt nicht, dass in den schottischen Highlands endlich auch mal Ruhe eingezogen wäre. Die Frage, wer der Hochkönig werden soll, ist noch lange nicht geklärt und die verschieden Clans werden sich niemals konsequent unterwerfen. Und schon gar nicht den Engländern gegenüber, die immer wieder versuchen, die Oberhand zu gewinnen. Enja vermisst ihren besten Weggefährten Cathal der, nachdem Enja dem Tode geweiht schien, verschwunden war. Inzwischen weiß sie, dass er in Irland ist und dort versucht sein eigenes Königreich wieder zurückzuerlangen.

Hätte Enja’s Ehemann James Douglas nicht seine Geliebte nach Caerlaverock geholt, wäre vielleicht noch alles gut gewesen. Doch die Burgherrin kann nicht damit umgehen, dass die schwangere Frau auf ihrer Burg lebt. So beschließt sie Cathal zu suchen und ihn im Kampf zu unterstützen. Dieser hat genug zu tun und trauert insgeheim um seine beste Freundin, die er für tot hält. Was hilft da besser, als sich ins Kampfgetümmel zu stürzen. Seine ganze Wut und Depression mit dem Schwert abzuarbeiten.

Die Geschichte Schottlands

Ich mag die Geschichten um die kampferprobte Enja. Auch das dritte Buch macht immer noch Freude zu lesen. Am Ende bekommt man auch endlich heraus, woher die Highlanderin tatsächlich stammt.
Was mich aber immer wieder anstrengt (und das ist nicht nur in diesem Roman so. Die Geschichte England/ Schottland/ Irland ist nun mal so verzwickt!) sind die vielen schottischen und englischen Herrscher, Clanoberhäupter, Kämpfer. Ich verzweifle daran manchmal ein wenig und lese einfach über die ganzen Verstrickungen hinweg. Dabei glaube ich, wenn man sich einmal richtig damit auseinandersetzen würde, würde man das ganze Kuddelmuddel vielleicht ein bisschen besser verstehen. (Die Autorin schreibt in ihrem Nachwort selber, dass die Geschichte Irlands, Schottland und England sehr verwirrend ist. Das machen die Namen der Herrscher nicht einfacher, da manche sogar doppelt vergeben sind.) Aber auch wenn man darüber hinwegliest, hat man wieder ein wahres Lesevergnügen.

Die Autorin Eva Fellner hat mit der Highlanderin eine Figur geschaffen, die mich immer wieder fesselt. Die mutige und kämpferische Frau, die keine Ahnung hat, wer sie in Wirklichkeit ist, macht auf eine Art süchtig. Dabei steht Enja nicht alleine im Fokus. Cathal,ihr Kampfgefährte seit Kindertagen, kann endlich seine Geschichte abschließen. Und auch einige Clanmitglieder haben spannende Geschichten, die den Leser sehr unterhalten. Das Ende lässt wieder hoffen, dass die Eva Fellner noch nicht genug von ihrer gewandten Kämpferin Enja hat. Mal sehen, ob ich recht habe.

Nach so viel Kampfgeist und Unterhaltung geben Ruby und ich dem Clan der Highlanderin gerne 🐭🐭🐭🐭

Der Clan der Highlanderin
Ein historischer Roman von Eva Fellner
Aus dem Aufbau Taschenbuch Verlag
ISBN 9783746639796
543 Seiten