Die Zeit, die Zeit

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Nicht immer muss ich neue Bücher lesen. Dieses hier, habe ich in der Kramkiste meines Buchdealers gefunden. Da ich Suter längst mal lesen wollte, kam mir das gerade recht. Vielleicht bringe ich dich auch auf den Geschmack…

Die Zeit existierst gar nicht. Sie ist ein, von den Menschen erfundenes Ding, dass die Veränderungen einfangen soll. Dem Leben einen Rhythmus geben soll. Ein Gerät, mit Zahnrädern und Federn, das dem Menschen vorrechnet, wie der Lauf der Veränderungen vor sich geht. So zumindest der Gedanke von Albert Knupp, einem schrulligen Alten,der Peter Taler gegenüber wohnt und 1991 seine Frau an den Krebs verloren hat. Knupp tut alles um die “Zeit”, oder besser die Veränderungen, rückgängig zu machen. Denn er hofft, so seine Frau wieder zurück zu bekommen. Peter Taler, jünger und selber seit einem Jahr Witwer, ist empfänglich für die verrückte Idee des Alten. Auch Peter ist über den jähen und gewaltsamen Tod seiner Frau längst nicht hinweg. Peter macht sich zudem den Vorwurf, nicht rechtzeitig da gewesen zu sein, um seine Frau retten zu können. Immer noch ist er auf der Suche nach dem Mörder.

Das war das erste Buch, das ich von Martin Suter gelesen habe und bin wirklich sehr angetan. Die Handlungsstränge sind klar und deutlich. Die Geschichte mit den vielen Figuren verständlich und man kann sich die Situation der beiden Hauptcharaktere sehr gut vorstellen. Die Verzweiflung, die beide Männer verspüren, welche sich an jede Möglichkeit klammern, um die Vergangenheit aufzuheben. Suter schaffte es den Roman für mich nie langweilig werden zu lassen. Die 297 Seiten sind recht schnell gelesen. Es ist bestimmt kein Meisterwerk, aber ein Buch, das sehr unterhaltsam ist. Wenn du glaubst, der Lösung nahe zu sein, dann dreht sich wieder alles.

 

Roman, Diogenes Verlag,

304 Seiten
Erschienen im Nov. 2013
ISBN 978-3-257-24261-4

Die Zeit, die Zeit

Nicht immer muss ich neue Bücher lesen. Dieses hier, habe ich in der Kramkiste meines Buchdealers gefunden. Da ich Suter längst mal lesen wollte, kam mir das gerade recht. Vielleicht bringe ich dich auch auf den Geschmack…
Die Zeit existierst gar nicht. Sie ist ein, von den Menschen erfundenes Ding, dass die Veränderungen einfangen soll. Dem Leben einen Rhythmus geben soll. Ein Gerät, mit Zahnrädern und Federn, das dem Menschen vorrechnet, wie der Lauf der Veränderungen vor sich geht. So zumindest der Gedanke von Albert Knupp, einem schrulligen Alten,der Peter Taler gegenüber wohnt und 1991 seine Frau an den Krebs verloren hat. Knupp tut alles um die“Zeit”, oder besser die Veränderungen, rückgängig zu machen. Denn er hofft, so seine Frau wieder zurück zu bekommen. Peter Taler, jünger und selber seit einem Jahr Witwer, ist empfänglich für die verrückte Idee des Alten. Auch Peter ist über den jähen und gewaltsamen Tod seiner Frau längst nicht hinweg. Peter macht sich zudem den Vorwurf, nicht rechtzeitig da gewesen zu sein, um seine Frau retten zu können. Immer noch ist er auf der Suche nach dem Mörder.
Das war das erste Buch, das ich von Martin Suter gelesen habe und bin wirklich sehr angetan. Die Handlungsstränge sind klar und deutlich. Die Geschichte mit den vielen Figuren verständlich und man kann sich die Situation der beiden Hauptcharaktere sehr gut vorstellen. Die Verzweiflung, die beide Männer verspüren, welche sich an jede Möglichkeit klammern, um die Vergangenheit aufzuheben. Suter schaffte es den Roman für mich nie langweilig werden zu lassen. Die 297 Seiten sind recht schnell gelesen. Es ist bestimmt kein Meisterwerk, aber ein Buch, das sehr unterhaltsam ist. Wenn du glaubst, der Lösung nahe zu sein, dann dreht sich wieder alles. 
Roman, Diogenes Verlag,

304 Seiten
Erschienen im Nov. 2013
ISBN 978-3-257-24261-4

Der Klang der Zeit

Das ist nun mein Beitrag zu der Blogparade, die Astrid und Silvia von dem Blog Leckere Kekse ins Leben gerufen haben. Ich wollte dich nach New York entführen und dir ein Stück schöne Literatur vorstellen. Mein Buchdealer hat mir “Der Klang der Zeit” empfohlen und so habe ich mich an die 768 Seiten gewagt.
Ich wollte dich nach New York entführen und dir ein Stück schöne Literatur vorstellen.
Mein Buchdealer hat mir “Der Klang der Zeit” empfohlen und so habe ich mich an die 768 Seiten gewagt.

Ich habe ein klangvolles Buch voller Musik gefunden. Einem Buch, randvoll mit bezaubernden Worten, melodiösen Sätzen. Ich habe Abhandlungen über die Zeit gelesen, die mich mehr verwirrt haben, als mir die Zeit zu erklären. Physikalische Belehrungen, die mich ermüdeten. Ich habe von New York gelesen. Von den Kämpfen zwischen Schwarz und Weiß, den Rassenunruhen in den Sechziger Jahren. Habe über die Geschichte zweier Jungen gelesen, deren Eltern nicht unterschiedlicher sein konnten. Die Mutter aus einer gebildeten schwarzen Familie und der Vater ein jüdischer Physiker, der aus dem Nazideutschland geflohen ist. Gegen allen Verstand heiraten die Beiden und bekommen drei sehr musikalische Kinder. Die Kinder Milchkaffeebraun / -weiß, mit so viel Musik in den Adern, dass der Ältere ein Stipendium an einer Musikschule bekam, wo seine Stimme Engelsgleich ausgebildet wurde. Obwohl es für schwarze Kinder ganz und gar nicht üblich war, eine solche Ausbildung zu bekommen. Geschweige denn, auf eine solche Schule zu gehen. Auch der Mittlere wurde auf diese Schule geschickt und erhielt eine Klavierausbildung. Stets im Schatten des Älteren, dazu verdammt immer nur der Diener, Schlichter und Kindermädchen für die Familie zu sein. Die viel jüngere Schwester, noch musikalischer als die Brüder, entschied sich, nach dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter, für einen ganz anderen Weg. Einen Weg, der mit Musik nichts zu tun hatte, aber auch den Klang der Zeit verdeutlichte. Einen Weg durch die Unruhen …
Die Kinder wachsen in einer Scheinwelt der so verschiedenen Eltern auf. Sie bekommen den Krieg zwischen den Hautfarben, der überall in Amerika brodelt, nur am Rande mit. Die Eltern unterrichten die Jungen zu Hause in New York, am Rande von Harlem, wo sich Schwarz und Weiß vorsichtig vermischen. Die Tochter wird später auf eine “normale” Schule gehen, nicht so weltfremd wie die Brüder. Die Kinder spielen lieber im Haus, als auf der Straße, wo die anderen Kinder schon darauf warten, die Mischlinge zu quälen. Als die Jungen in ein Internat umziehen, werden sie von fast allen Kindern akzeptiert, es sind wieder die weißen Eltern, die es zu verhindern wissen, dass engere Kontakte entstehen.
Die Story wird größtenteils von Joseph, dem mittleren der Kinder erzählt. Nur wenn es in die Vergangenheit geht, als der Junge noch nicht geboren war, übernimmt ein Erzähler das Wort.

“Wir sollten die Zukunft sein. Wir sollten die Gegenwart überwinden. Wir sollten die Rassenunterschiede überhaupt nicht sehen. Nicht einmal das Wort Rasse sollte fallen.” Seite 358
Wo kommt bloß dieser Titel her? Ja, es handelt von Musik. Von den Schwierigkeiten der Schwarzen in einem Land, in das sie nicht freiwillig eingewandert sind. Es handelt von dem Niemandsland der Kinder von gemischten Partnerschaften. Aber der eigentliche Titel entstammt einem Abschnitt von Seite 191, wo der Vater seinen Jungen Noten aus einer Zeit zeigt, als es noch keine Notenschlüssel und Tonarten gab. Er erklärt ihnen das Geheimnis der Töne in der Zeit, als die Welt noch in einem anderen Rhythmus schlug. In einem Kloster an der Nordspitze von Manhatten, auf einem Hügel oberhalb des Hudson River. “The Cloisters” einer Zweigstelle des Metropolitan Museum of Art. (Einem Kloster, das aus verschiedenen Klöstern zusammengetragen wurde. Niemals in der Vergangenheit einen echten Sinn gehabt hatte.)

“Zeit ist das Mittel, mit dem wir verhindern, dass alles zugleich passiert” Seite 116
Ich habe dieses Buch wirklich gerne gelesen, nur manchmal war ich von den vielen Eindrücken, physikalischen und zeitlichen Ergüssen, den vielen Musikstücken und Komponisten und Sängern erschlagen. Ich war froh, auf den letzten Seiten des Buches eine Zeittafel der Geschichte und  die für dieses Buch relevanten Momente zu finden. Einige Sänger und Komponisten habe ich mir im Internet zusammengesucht und auch da wieder einiges dazugelernt. Ich habe mir die Musik angehört, die auf den Seiten erwähnt wurde.

Die Grundgeschichte hat mich gefesselt, hat mir ein Lesevergnügen bereitet, das mich die trägen Momente in dem Buch meist vergessen ließ.

“Wer die Vergangenheit zum Ursprung erklärt, lässt der Zukunft keinen Spielraum…Wir alle bewegen uns auf einer gekrümmten Kurve, die zusammenbrechen wird und uns alle neu erschaffen wird” Seite 114

Um auf das New York Thema zurückzukommen: Die Straßen von New York, die Bezirke und die Musikschulen und Konzerthäuser, spielen in diesem Buch eine große Rolle. New York ist der Knotenpunkt in diesem Buch. Und ich wünsche mir eine Reise in diese Stadt. Ich fürchte nur 2 oder 3 Tage würden nicht reichen, all die Plätze zu besuchen, die ich mir ansehen möchte. Diese Blogparade #nycblogparade macht unheimliche Lust dorthin zu fahren.

Schau bitte auch auf den anderen Blogs vorbei, damit du mit dem zwölften Wort “in”, das ich dir jetzt gebe, den Satz vervollständigen kannst, mit dem du bei Leckere Kekse gewinnen kannst.

Roman von Richard Powers
768 Seiten,
FISCHER Taschenbuch

ISBN 978-3-596-15971-0

Der Trick

Ich habe diese Woche ein Buch über einen alten Zauberer gelesen. Ein schöner Roman, der einen auf jeden Fall auf seinem Leseplätzchen fesselt und man versucht ist, es in einem Rutsch durchzulesen. 
Die Geschichte beginnt in Prag. Laibl, ein Rabbi, muss sein Land im ersten Weltkrieg verteidigen und als er wieder fast unversehrt nach Hause kommt, verkündet ihm seine Frau, dass sie ein Kind bekommen. Ein Wunder ist geschehen. Obwohl Laibl vor vier Monaten doch noch keine Möglichkeit hatte Rifka, seiner Frau den Samen für dieses Wunder zu spenden. Da sie aber schon vor dem Krieg fleißig geübt haben, nimmt Laibl das Kind als ein Wunder an. Er versucht dem Jungen, der Mosche genannt wird, ein guter Vater zu sein. Mosche ist nicht unbedingt das perfekte Kind, das sich Laibl gewünscht hat. Aber schlau genug ist der Junge allemal. Als der richtige Augenblick gekommen ist, läuft der fünfzehnjährige Mosche weg und schließt sich einem Zauberzirkus an. 

„Die Menschen sind begierig darauf, getäuscht zu werden. Sie wollen an etwas Größeres glauben…. Die Magie ist eine wunderschöne Lüge.“ Seite 158



Gleichzeitig, liest man die Geschichte von Max in Los Angeles 2007. Max ist ein Zehnjähriger, der zeitweise ziemlich altklug daherkommt, der sich mit der Scheidung seiner Eltern auseinander setzen muss. Er gibt sich selber die Schuld an der Trennung der Eltern, denn er hat sich mit einem gefundenen Penny, das Verschwinden seines Vaters gewünscht. Was liegt da näher, als sich auf die Suche nach einem geeigneten Zauberer zu machen, der diesen Wunsch wieder rückgängig machen kann. Zufällig findet Max in den Sachen seines Vaters eine Langspielplatte von dem “Großen Zabbatini” einem Magier aus Europa. Nachdem er sich einen ausgiebigen Streit mit seiner Mutter geliefert hat, läuft Max weg und findet tatsächlich den Magier. Ob der ihm allerdings helfen kann, das möchte ich hier nicht erzählen.
“…Er war zu alt für dumme Kunststücke und Spielchen. Er war auf der Suche nach einer tieferen, schlichten Wahrheit….Alle Kunst strebt zur Schlichtheit.”Seite 294



Emanuel Bergmann verpackt eine schreckliche Geschichte in einem Mantel aus vielen lustigen Momenten, so dass man erst gar nicht merkt, wie dramatisch das Leben der beiden Hauptdarsteller eigentlich ist. Mosche hat es nicht leicht und wird zu einem knurrigen und egoistischen Menschen, der auch über Leichen gehen würde. Der sich durch eine schreckliche Zeit im Nationalismus schlägt und so tut, als ginge ihn das alles nichts an. Und am Ende eine Tat vollbringt, die man diesem selbstgerechten Menschen gar nicht zugetraut hätte. In der Moderne leidet Max so sehr unter der Trennung der Eltern, dass er zu unkonventionellen Mitteln greift, um seine heile Welt wieder herzustellen. 
Auch die Nebenfiguren sind von Herrn Bergmann so wunderbar gezeichnet, dass es eine wahre Freude ist dieses Buch zu lesen. Da ist das Omchen, das ihre Geschichte nie zu Ende erzählen durfte. (Manchmal sollte man eben zuhören!) Julia, die Freundin von Mosche, die das Leben des Magiers prägte und einen hässlichen Abgang hatte, um aus dem Leben Mosches zu verschwinden. Die Eltern von Max, die sich in ihrer Scheidung verloren haben und veränderten. Und so viele Andere, die diesen Roman sehr lebendig machen. Der Autor hat mich amüsiert und zugleich nachdenklich gemacht. Was macht unser Zusammenleben aus? Mal wieder zuhören, sich und mein Gegenüber wahr nehmen und auch den Illusionen hingeben, die das Leben einem präsentiert. 
“Der Trick” ist der erste Roman von Emanuel Bergmann. Ich hoffe sehr, dass das nicht sein letzter Roman gewesen ist. Wenn es seine Zeit als Lehrer und Übersetzer erlaubt, würde ich mir noch mehr solcher unterhaltsamen und tiefgründigen Romane von ihm wünschen.
Verlag : Diogenes
Fester Einband

Die Frauen von La Principal

Die Frauen von La Principal ist ein Buch über starke Frauen in Katalonien, während der Bürgerkrieg in Spanien seinen Anfang nimmt

Die Frauen von La Principal

 

Eine starke und eigenständige Frau ist Maria geworden, nachdem ihr Vater und ihre Brüder sie auf dem Weingut in Katalonien sich selber überlassen waren. Maria sollte das Gut verwalten, während die Brüder ihren Studien nachgingen und ein angenehmes Leben in Barcelona führen konnten. Sie hat das Weingut verwaltet, gegen die drohende Reblaus gekämpft, sich bei der Bevölkerung einen Namen gemacht und großes Ansehen erworben. 1893 war es nicht üblich, dass sich Frauen einen Mann aussuchten und ein eigenständiges Leben führten. Doch Maria stand mit beiden Beinen fest auf ihrem Land und setzte sich eigensinnig durch. Sie nahm sich einen Mann und bekam eine Tochter, der sie ihren Anspruch auf das Land übertrug.
Der Roman setzt sich aus drei Hauptfiguren zusammen, die verwirrender Weise alle Maria heißen. Drei Frauen der La Principal, die in ihrer Zeit für Aufruhr sorgten, weil sie sich nicht anpassten und sich nahmen, was sie wollten. Drei Generationen von starken Frauen, die einem Weingut in Katalonien ein Gesicht gaben. Nebenher wird noch ein Mordfall aufgeklärt, der am Anfang des spanischen Bürgerkrieges geschah. Eine Leiche in einem Sack wird vor der Eingangstür des Gutshauses abgelegt. Ein junger Inspektor ermittelt und erfährt Dinge, die ein besonderes Licht auf den Frauenhaushalt werfen.

 

Seite 45:
”Ich weiß, es wird am Anfang schwer für dich sein. Ärgerlich vielleicht. Doch trotz deines jugendlichen Alters halte ich dich für die richtige Person, der Principal vorzustehen. Du bist willensstark und charakterfest, was ich von keinem deiner Brüder behaupten kann….”

Starke Frauen

Ich mag Bücher über starke Frauen. Frauen, die die Welt in Aufruhr bringen, die sich nicht von den gegebenen Verhältnissen verschrecken lassen und sich durchsetzen. All das, fand ich in diesem Buch. Lluís Llach hat einen schönen Roman mit einem besonderen Blick für das Weibliche geschrieben. Mit einer Prise Humor versehen und mit kritischen Worten in Richtung Franco und Kirche, hatte die Geschichte eine besondere Note. Ich habe einen wunderbaren Eindruck von dem Weinanbaugebiet und den Menschen in Katalonien erhalten und mich ernsthaft gefragt, warum ich dort noch nie war. Durch den ermittelnden Inspektor wurde die Geschichte der drei Marias erzählt. Ein Knotenpunkt bildete dabei die Figur der Amme Ursula, welche die drei Frauen der Principal begleitete. Allerdings fand ich den letzten Teil der Geschichte nicht besonders schön zu lesen. Der Mord wurde zwar aufgeklärt, aber die Handlung empfand ich als zu oberflächlich. Der Schwung des Romans hat sich auf den letzten Seiten verloren und vieles wurde wiederholt. Schade, denn sonst war das ein toller Roman, der nichts offen ließ.

 

Seite 216: “…ständig bin ich mit den Marias und den Epochen durcheinandergekommen und musste zurückblättern um mich zurechtzufinden…”
von Lluís Llach
übersetzt von Petra Zickmann
Suhrkamp/Inselverlag
Gebunden, 319 Seiten

This is not a love song

Vincent, in England ein erfolgreicher Geschäftsmann und Familienvater, wird von seiner Frau in seine Heimat nach Frankreich, zu seinen Eltern geschickt. In Frankreich fühlt er sich in die alten Muster seiner Kindheit zurückgedrängt. Er sieht seine ehemaligen Freunde wieder und beurteilt sie, obwohl er sie schon seit Jahren nicht gesehen hat. Er kritisiert das Leben, das seiner Eltern und das seines jüngeren Bruders. Und doch sind alle miteinander sprachlos, reden nicht über die Dinge, die gesagt werden sollten. Seine Schwägerin ist ihm schon immer etwas schwierig vorgekommen, doch wird sie die Einzige sein, die ihm endlich die Wahrheit sagt. 

„Meine Mutter interessierte sich nämlich für fast alles und jeden _ Nachbarn, Verwandte, die Freunde ihrer Söhne, die Stadträte und Fernsehstars. Sie stürzte sich begeistert auf das Leben anderer, um ihr eigenes zu vergessen….“Seite 84
Jean-Philippe Blondel schreibt, wie sein Protagonist denkt. In kurzen, knappen Sätzen werden wir mit in die Vergangenheit genommen, bekommen einen Überblick woher Vincent stammt und was ihn dazu brachte nach England zu gehen. Blondel hat eine sehr unterhaltsame Art zu schreiben. Sarkastisch, nachdenklich, humorvoll, tragisch. Er lässt eigentlich nichts aus. Selbst die Liebe hat einen kleinen Platz in diesem Buch gefunden, obwohl es hier hauptsächlich um Freundschaft geht.

“…sobald er etwas getrunken hatte, zu blubberndem Champagner wurde. Zu einem spritzigen und sonnigen Wesen, das die Dinge sagt, die das Ohr erfreuen und deren Geschmack einem am Gaumen haften bleibt.”…Seite 24
Was mich fasziniert hat, Blondel beschreibt nicht haarklein, sondern deutet nur an, was sofort zu Kopfkino führt und die fehlenden Worte damit aufgefüllt werden. Er beschreibt in knappen Sätzen ganze Gefühlswelten. 
In einem Interview mit ihm habe ich gelesen, woher er die Ideen nimmt. Am liebsten sitzt er in Cafés und “belauscht” die Gespräche an den Nachbartischen. Am Ende sucht er ein Musikstück, das er während des Schreibens in Endlosschleife hört. Es wäre vielleicht auch für den Leser ein Versuch wert, wie sich das Buch mit diesem Song liest…”This is not a love song” 
übersetzt aus dem Französischen von Anne Braun 
Erscheinungsdatum: 01.02.2016 
224 Seiten 
Deuticke Verlag 
Fester Einband
ePUB-Format 
ISBN 978-3-552-06319-8