Lügen und Betrug, wem soll man glauben?

Vier. Zwei. Eins

Ein Roman von Erin Kelly

Die totale Sonnenfinsterniss hat schon immer einen gewissen Reiz auf die Menschen ausgeübt.

Die Engländer Laura und Kit sind „Sonnenfinsternisjäger“. Sie fahren dorthin, wo sie eine totale Finsternis erwarten können. Im Sommer 1999 brauchten sie nicht weit zu reisen, dieses Mal geschieht es genau vor ihrer Haustür in Cornwall. Doch diese Finsternis soll ihnen besonders in Erinnerung bleiben, denn Laura beobachtet, wie ein Mann eine Frau vergewaltigt. Doch der Mann bestreitet die Vergewaltigung und die junge Frau spricht kein Wort.

Neues Lesevergnügen

Es kommt zu einer Gerichtsverhandlung und zu einer Lüge. Es ist nicht die erste Lüge und es wird auch nicht die Letzte sein.

Eine Geschichte voller Lügen

Erin Kelly hat einen lügenreichen Roman geschrieben. Die Wendungen in ihrer Geschichte sind nicht abzusehen und so bereitet dieses Buch immer wieder Spannung. Niemals, wäre ich auf dieses Ende gekommen. Und niemals, hätte ich geglaubt, was ich gelesen habe. Natürlich werde ich einen Teufel tun und dir das Ende erzählen! Lese es selber…

Roman von Erin Kelly

Sympathie?

Wenn du mich fragen würdest, welche Figur mochtest du am liebsten, dann könnte ich dir nicht antworten. Alle waren sie mir nicht sympatisch. Nie wollte ich die Freundin einer der Protagonisten sein. Auf die Festivals wäre ich mit ihnen gefahren, aber jeder hübsch in seinem eigenen Zelt. Hätte ich nicht gewusst, was in ihren Köpfen vor sich geht, wären sie mir vielleicht doch nett erschienen. Aber so konnte ich ihre Gedanken lesen.

Kit und Laura sind das ideale Paar. Sie passen einfach sehr gut zusammen. Aber die Beziehung ist belastet und sie verstecken sich vor einer Frau, der sie helfen wollten. Abwechselnd werden wir von Laura und Kit in ihre Geheimnisse eingeweit. Wie sie die Situationen erfahren und wie sie es geschafft haben, sich 15 Jahre vor einer Feindin zu verstecken. Im Laufe der Geschichte wird einem allerdings Einiges klar. Das macht die Protagonisten nicht sympatischer, aber man vertsteht ihr Handeln und wie sich manche Lügentürme aufbauen. Am Anfang, geht es noch recht verhalten in der Geschichte zu, aber wenn man erst einmal über den schwachen Anfang hinweg ist, nimmt die Story rasant an Fahrt auf. Immer wieder bekommt man einen Rückblick, so dass sich am Ende, alles zusammenfügt. Toll gemacht Frau Kelly!

Lügentürme

Die Autorin und die Übersetzerin

Erin Kelly hat schon mehrere Krimi/Romane geschrieben. Unter anderem ist sie die Autorin für das offizielle Filmbuch zu „Broadchurch“ (Der Mörder unter uns). Weitere spannende Romane stehen noch bei meinem Buchdealer und ich werde mir bestimmt noch einen besorgen.

Die Übersetzerin ist Susanne Goga-Klinkenberg, die selber einge historische und kriminelle Romane und Kurzgeschichten geschrieben hat. Sie hat Literaturübersetzung in Düsseldorf studiert und schon so manchen Literaturpreis eingeheimst.

ISBN: 978-3-651-02571-4
480 Seiten
Paperback
Verlag: FISCHER Scherz

Katharina, hat auf ihrem Blog Golden Letters ebenfalls eine schöne Rezension geschrieben.
Weil es mir gefallen hat, stelle ich es zu den Sommerleseempfehlungen bei Der Duft von Büchern

Ein ebenfalls schönes Buch aus dem Fischer-Verlag findest du hier.

Gladys macht, dass du lachst,weinst und nachdenkst

Miss Gladys und ihr Astronaut

ein Roman von

David M. Barnett

Cover vom Buch

Gladys ist eine Siebzigjährige Dame in England, die die Aufgabe hat, für ihre Enkel Ellie und James die Erziehungsberechtigte zu spielen. Nur, dass Gladys ein kleines Problem hat, sie ist schon etwas dement. Sie verheddert sich in ihren Alltagshandlungen, so dass es schon mal vorkommt, dass das Schulhemd von James einen Brandfleck hat, das Handy im Kühlschrank und die Butter am Ladekabel hängt. Als Gladys dann auch noch erklärt, dass sie mit einem Mann gesprochen habe, der zum Mars unterwegs sei, befindet sie ihre Fünfzehnjährige Enkelin Ellie für absolut irre. Ellie hat so schon genug Probleme, weil sie neben der Schule auch noch für den Lebensunterhalt sorgen muss. Da ist die verrückte Oma, noch das Tüpfelchen auf dem I.

Gladys hat aber tatsächlich mit dem Astronaut Thomas Major gesprochen. Eigentlich wollte Thomas seine Exfrau aus dem All anrufen, doch die Telefonnummer seiner Ex ließ das Telefon von Gladys klingeln. Thomas ein schwieriger Geselle, der einen recht trockenen Humor hat und fast schon gemein scheint. Das stört aber Gladys in ihrer kindlichen Art kein Stück und so entwickelt sich eine interessante Freundschaft.

Gespickt mit wunderbaren Songs von David Bowie aus den Achtzigern, schwebt der Astronaut Major Tom in Richtung Mars. Warum er unbedingt eine Reise ohne Wiederkehr machen wollte, lag wohl an all den Enttäuschungen, die er erlebt hat. Thomas (Major Tom) hat einen so herrlichen, schwarzen und sarkastischen Humor, der allerdings nicht jedem gefällt.

Ich habe dieses Buch genossen wie eine Schachtel Pralinen. Langsam, Stück für Stück, sämtliche Pointen genießend. Teilweise trieb es mir die Tränen in die Augen, die dann aber wieder schnell von Gladys, der dementen alten Dame vertrieben wurden, wenn sie, in ihrem schlichten Dasein, wieder Einiges durcheinander brachte.

Ullstein Verlag
416 Seiten
Calling Major Tom
Aus dem Englischen übersetzt von Wibke Kuhn.
ISBN-13 9783548289540

Verlinkt bei Niwibos Buch und mehr

Wie Mutig wärst du, ein neues Leben zu beginnen?

Der Mut zur Freiheit

Ein Roman

von Katja Maybach

Seiten

Leben

In was für einer unbeschwerten Zeit wir derzeit leben, wird einem erst bewusst, wenn man mal ein Buch in die Hand nimmt, das in den Momenten der Geschichte spielt, in der es für uns Frauen nicht so einfach war. Oftmals kann ich mir gar nicht vorstellen, nicht das machen zu können, was ich will. Die Leute reden nicht hinter meinem Rücken, nur weil ich es geschafft habe ein „Imperium“ aufzubauen. (Wenn ich denn eines aufgebaut hätte! ) Sie zeigen eher selten mit dem Finger auf mich, weil ich alleinerziehend bin. Oder einfach die Chefin bin. Ich will damit nicht sagen, dass es nicht auch heute noch den einen oder anderen Lästerer gibt, aber es ist einfacher geworden zu sein, wie und wer man will …

Roter Rock

Zum Buch

Drei spanische Frauen in der Zeit Francos, der späten 1940er Jahre in Madrid, sind die Hauptakteurinnen in diesem Roman.

Margarita war schwanger nach Madrid zu ihrer Tante geschickt worden, nachdem der Vater sie aus dem katholischen Zuhause geprügelt hatte. Gegen viele Widerstände hat sie sich durchgesetzt, lesen und schreiben gelernt und einige Wäschereien gegründet. Sie hat sich einen Namen gemacht. Man kennt und schätzt Margarita in der Stadt.
Doch der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Ihre Tochter Valentina ist inzwischen selbst Mutter einer unehelichen Tochter. Dem Vater hatte sie nie von ihrer Schwangerschaft erzählt. In dem Haus ihrer Mutter Margarita zieht Valentina ihre hübsche Tochter Olivia mithilfe der brummeligen Haushälterin groß. Olivia wird Tänzerin und sehr bekannt und beliebt. Olivia hat sich dem Tierschutz verschworen und ihr Herz an einen gefeierten Stierkämpfer verloren. Ob das gut geht?

Es ist eine schwierige Zeit für Frauen unter dem Francoregime. Alleinerziehend und selbstständig, das wirft Fragen auf. Aber die drei Frauen setzen sich durch, zeigen Stärke und leben ihr Leben selbstbewusst. Jede hat ihre eigene Geschichte, die Katja Maybach sehr angenehm erzählt. Die 304 Seiten sind so schnell gelesen, dass man die Zeit nicht missen möchte. Welche Unbill die Frauen durchmachen müssen und wie sie sich gegen die Anfeindungen widersetzen, um ihrer Wege zu gehen, wird spannend erzählt. Die drei Frauen sind frei, sie können selber entscheiden und brauchen die Männer nicht. Und doch, ist es immer wieder die Liebe, die das Leben durcheinander bringt und die Frauen straucheln lassen.

leben

Verlag: Knaur TB
304 Seiten
ISBN: 978-3-426-52008-6

„Kleine Feuer überall“ … eines der besten Bücher 2018

ein Roman von

Celeste Ng

Celest Ng

Um es vorweg zu nehmen, dieses Buch gehört zu den besten Büchern, die ich dieses Jahr gelesen habe. Celeste Ng schreibt in kurzen, prägnanten Sätzen, mit solcher Wucht und Feingefühl, dass man völlig in dem Buch und seinen Figuren abtauchen kann. Leichter Humor und Gradlinigkeit machen dieses Buch zu einem Lesegenuss, man kann es nicht aus den Händen legen.

Feuer

Zum Inhalt

Es brennt! In einer amerikanischen, gut durchdachten und reglementierten Vorstadt, in Cleveland/Ohio. Dort steht Elena Richardson, in ihrem Bademantel vor ihrem schicken angepassten Haus. Sie sieht zu, wie ihr Leben abbrennt. Die Feuerwehr tut ihr Möglichstes, das Haus der Richardsons, zu retten. Zum Glück ist keiner zu Schaden gekommen. Alle Familienmitglieder waren unterwegs, bis auf Mrs Richardson, die die Feuer entdeckt hatte. Die fast erwachsenen Kinder sitzen weit genug entfernt auf dem Auto der Tochter Lexie und beobachten das Spektakel. Nur eine Tochter fehlt. Izzy ist verschwunden und alle vermuten, dass das Mädchen die Feuer gelegt haben könnte. Wie es dazu kam, das erzählen die nächsten Seiten.

Kleiner Feuer überall

Bevor es zu dem Brand kam, vermietete Mrs Richardson der alleinerziehenden Mia und ihrer Tochter Pearl eine kleine Wohnung in ihrem zweiten Haus und fühlt sich dabei wieder sehr gut. Sie liebt es, Anderen zu helfen. Mrs Richardson legt wert darauf, dass sie Gutes tut.
Mia ist Künstlerin/Fotografin und schon immer mit ihrer Tochter im Land unterwegs. Kurzuml, wenn sie eine neue Idee für ihre Fotos hat, packt sie das Wenige zusammen, das sie besitzt und zieht weiter. Dieses mal soll es aber anders sein, sie will bleiben. Hier ist es genau richtig und die 15 jährige Pearl fühlt sich gleich integriert. Pearl freundet sich mit den vier Richardsonkindern an und verbringt sehr viel Zeit mit ihnen. Bis eine Freundin von Mrs Richardson ein chinesisches Baby adoptiert, läuft alles gut. Plötzlich werden ganz neue Blicke in die ach so ordentlichen Häuser möglich. Überall schwelen kleine Feuer, nichts ist so, wie man es von außen sehen kann…

Interessant fand ich, dass die Autorin unterschiede in der Ansprache der Protagonisten machte. So wird Mrs Richardson fast immer mit ihrem Nachnamen angesprochen, während die Jugendlichen und weniger gut betuchten Figuren nur mit ihrem Vornamen angeredet werden. Es gibt eine Menge Feinheiten zu entdecken, die dieses Buch für mich spannend machten.

Seitenweise

Verlag dtv
Aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit
384 Seiten
ISBN 978-3-423-28156-0
Leseprobe

Der Augenblick der Zeit

ein Roman von

Stephanie Schuster

Stephanie Schuster schickt Einen suchend durch diesen Roman. Die junge Malerin Ina trudelt im München der Neuzeit durch ihr, sich auflösendes Leben und findet einfach nicht zu ihrer Bestimmung zurück. Vor Jahren schon, hatte sie das Malen und Zeichnen aufgegeben. Warum, wird erst im Laufe des Romans erklärt. Durch ein Gemälde, das sie auf einer Auktion in London erwerben möchte, findet sie langsam zu ihrem Talent zurück.

Dieses Gemälde ist es auch, das der Sterndeuter und Dottore George Tannstetter, 1493 in Mailand finden möchte. Noch mehr, gilt sein Interesse der Frau, die auf diesem Gemälde dargestellt sein soll. Doch leider, muss er einige Unwegsamkeiten überwinden bevor er die eventuelle neue Gemahlin von Kaiser Maximilian zu Gesicht bekommt. Statt des Bildes, trifft Tannstetter Leonardo da Vinci, dem er über die Schulter schauen darf, Maximilian den Großen und den damaligen Herrscher über Mailand, Ludovico Sforza, genannt ilMoro.

Der Augenblick der Zeit

Die Autorin schreibt zwischen den Zeiten. Mal sind wir in London und im München der Moderne, und mal verlaufen wir uns mit dem Dottore in Mailand des Fünfzehnten Jahrhunderts. Wenigen Schriftstellern gelingt es, einen flüssigen Roman mit Zeitenwechsel zu schreiben (zumindest ist mir bisher keiner untergekommen, für Empfehlungen bin ich offen). Stephanie Schuster gelingt es recht gut. Der Roman liest sich flüssig und unterhaltsam. Die Begegnungen des Dottore mit Leonardo da Vinci sind spannend geschrieben und werfen ein interessantes Licht auf den Meister. Auch haben mir die Ausführungen über die Kunst und Malerei gefallen. Welche Farben, Pigmente und Materialien verwendet wurden und wie sie hergestellt wurden.

So, bekam ich wieder große Lust in ein Museum zu gehen, um mir die alten Meister anzuschauen. Die modernen Künstler dagegen, schrecken mich etwas ab. Ina, die Malerin, hat einen Partner der genau solch eine Kunst herstellt, die mich an dem Künstlerischen zweifeln lässt.

Auch, wenn man nicht kunstbegeistert ist, langweilig war der Roman keinesfalls.

Das Thema ist nicht weit hergeholt. Tatsächlich, gibt es einen Kanadier, der sich auf einer Auktion in ein Bild vernarrt hat. Dieses über Umwege beschafft, ist er sich zu 100 % sicher, einen Leonardo da Vinci zu besitzen. Teilweise, wurde es bestätigt, aber die absolute Bestätigung wird ihm noch verweigert. Hier geht es zu dem Artikel (Spiegel, 2011) Auch schön, ein Bericht im National Geographic (2012) Einen weiteren Bericht in der Presse, findet man hier (Welt, 2015). Die Geister scheiden sich, ob sie das Bild als echten Leonardo ansehen. 2018 war der National Geographic dabei, als der Kunsthistoriker Martin Kemp, das Bild in das „Sforziada“ einfügt. Schade, dass man Leonardo nicht mehr fragen kann.

Der Augenblick der Zeit, von Stephanie Schuster

Fester Einband: 320 Seiten

Verlag Blessing

ISBN 9783896675699

Ebenfalls schöne Rezensionen bei Sommerlese und bei lesbarer

Ein angesehener Mann

Ein Krimi von

Abir Mukherjee

von Abir Mukherjee

Ein Mann wird ermordet, in einer Gasse neben einem Bordell in Kalkutta gefunden. Bei dem Ermordeten, handelt es sich um einen politischen Berater des britischen Lieutenant-Governors, des höchsten und mächtigsten Mannes in ganz Bengalen. Sam Wyndham soll den Mord aufklären. Selber ein Opfer des vergangenen, ersten Weltkrieges. Opiumabhängig, und erst vor kurzem in Kalkutta gelandet, schlägt er sich durch eine, von Hitze und Dreck starrende Stadt. Was hatte der Berater in diesem, für Weiße, ungewöhnlichen Ort zu suchen. Was hat das Mädchen am Fenster gesehen? Ob er den Mord aufklären kann?

Sam Wyndham muss sich erst in dieser Stadt zurecht finden. Die Gepflogenheiten der Inder, und der dort ansässigen Engländer, scheinen ihm etwas verwirrend. Aber mit diesem Fall, fängt er an zu verstehen. Der Leser sucht mit dem Engländer in einer undurchsichtigen Stadt nach einem Mörder. Die Bevölkerung drängt nach Aufklärung.

von Abir Mukherjee

Der Autor schreibt in einem lockeren Stil. Sein Held muss sich mit Situationen auseinander setzen, mit denen er nicht gerechnet hat. Abir Mukherjee, hat eine spannende Geschichte um den ehemaligen Scotland-Yard-Ermittler gestrickt. Manchmal, hatte ich allerdings das Gefühl, dass die Geschichte Hopser macht, so dass ich vorübergehend nicht wusste, was da jetzt geschehen sein mag. Aber, recht schnell, war man auch schon wieder in den Roman hineingesogen. Spannend fand ich die Beschreibungen des alten Kalkuttas. Die flirrende Hitze, die Gerüche und das menschliche Miteinander, machte fast den Eindruck, aus den Seiten zu wabern.

Ich empfand den Krimi als leicht zu lesen und recht unterhaltend, wenn auch nicht fesselnd. Ein angesehener Mann, ist der erste Band zu einer Serie um den Ermittler Sam Wyndham. Welche Erfahrungen unser Held wohl in den nächsten Büchern machen wird?

Übersetzt von Jens Plassmann
Heyne Verlag
Taschenbuch, Klappenbroschur
512 Seiten
ISBN: 978-3-453-42173-8

 

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