Die einzige Geschichte {die große Liebe, oder?}

Wie weit gehst du, wenn du deine große Liebe gefunden hast?

Paul ist 19, als er die wesentlich ältere Susan kennen lernt. Susan ist verheiratet mit einem Ehemann, der lieber Golf spielen geht, als sich mit seiner Frau zu beschäftigen und hat 2 Töchter, die älter als Paul sind. Paul ist es egal, was die Welt um ihn herum von ihm und seiner Liebe denkt. Sie setzen sich über die Konventionen hinweg und leben, wie es ihnen gefällt.

Paul erzählt im ersten Teil des Romans, wie er sich vor über 50 Jahren in eine Frau verliebte, die seine Mutter hätte sein können. Susan, eine 49 jährige Frau, die über das Leben lachen konnte und nicht wie Pauls Mutter, stocksteif und konservativ war. Eine Geschichte, so voller Liebe zu der älteren Frau. Voller lustiger Momente und Oberflächlichkeiten und doch spürt man die Liebe zu Susan.

Im zweiten Teil des Romans,

wird in der dritten Person von den folgenden Jahren erzählt. Und auch in dem nächsten Teil wechselt die Perspektiven, was mir den Roman und seine Darsteller irgendwie noch näher brachte. Während dieses „Himmelhochjauchzende Verliebte“ im ersten Teil einem kindisch und spontan vorkam, spürt man in den nächsten Teilen, wie erwachsen Paul wird und welche Schwierigkeiten ihm die große Liebe zu Susan gebracht hat. Ich war so gebannt von den Figuren und der Story. Ich fieberte mit Paul, wie weit er noch gehen würde.

»Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden, oder weniger lieben und weniger leiden? Das ist, glaube ich, am Ende die einzig wahre Frage.«

Julian Barnes,

hat einen wunderbaren Roman geschrieben. Über Lieben und Leiden. Und wie weit man für seine Liebe gehen würde, welchen Unbill man auf sich nimmt, nur um „glücklich“ zu sein. Barnes schafft es durch einen einfachen Trick, uns ins Geschehen einzubinden, indem er Fragen an den Leser stellt. Er bezieht den Leser einfach ein! Der Autor zeigt aber auch, dass man sich in den Jahren verändert und eine neue Sicht auf die Beziehung wirft. Was vor 10 Jahren noch Hand und Fuß hatte, wird heute einfach durchgestrichen und neu geschrieben. (Das erklärt auch das Cover!) Was mir damals wichtig war, ist heute eher nichtig. Die Beziehungen wachsen und schrumpfen, sie sind ein ständiger Prozess.

Ich mochte die Wortspielerei des Autors. Tiefgründige Sätze, nachdenklich anstoßend, liebevoll verpackt…

Der Autor

Julian Barnes, 1946 in Leicester geboren, arbeitete nach dem Studium moderner Sprachen als Lexikograph, dann als Journalist. Von Barnes, der zahlreiche internationale Literaturpreise erhielt, liegt ein umfangreiches erzählerisches und essayistisches Werk vor, darunter »Flauberts Papagei«, »Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln« und »Lebensstufen«. Für seinen Roman »Vom Ende einer Geschichte« wurde er mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet. Julian Barnes lebt in London. (Dieser Text ist von hier stibitzt)

Übersetzt wurde der Roman von Gertraude Krüger, die ebenfalls einen spannenden Lebenslauf hat. Klick hier

ISBN 9783462051544
Fester Einband
304 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch

Zwei Theaterstücke

Zwei Theaterstücke

Von Martin Schörle

„Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“ ist ein Theaterstück, in dem der Beamte Herr Fredenbek einen Monolog auf einer Bühne vor Publikum führt. Er mutet etwas verwirrt und wirklichkeitsfern an. Bebrabbelt seine Zuhörer mit seinem Leben, das größtenteils scheinbar nur noch in seinem Büro stattfindet. Ein Leben zwischen Radiergummi, Zahlen und wilden Gedanken.

Ich hatte dieses Stück teilweise schon in der Leseprobe genossen und festgestellt, dass es sich auf der Bühne bestimmt sehr gut machen kann. Als Text ist es schon sehr anstrengend zu lesen. Man sollte sich dafür Zeit nehmen. Der aufgeregte Fredenbek salbadert vor sich hin und springt in seinen Gedanken wild hin und her. Auf einer echten Bühne, ist das bestimmt ein interessantes Stück. Als Buch gelesen, fordert einen dieses Stück doch sehr.

Der zweite Teil des Buches hat mir wesentlich besser gefallen. Ebenfalls ein Theaterstück. Die Bühne ist in zwei Teile geteilt. Auf der einen Seite eine Frau im Zug, auf der anderen Seite ein Kerl vor einer Tür. Sie telefonieren miteinander. Er will sie zu einem Klassentreffen einladen und sie kommen über die Gespräche von alten Klassenkameraden zu ihrem eigentlichen Leben.

Sehr witzig geschrieben. Teilweise zum Lachen, teilweise philosophisch, teilweise auch traurig. Die Gefühle gehen stets bergauf und – ab. Ich konnte mir das Stück auf einer Bühne sehr gut vorstellen. Vielleicht werden wir es eines Tages tatsächlich auf den Brettern der Welt entdecken. Ich würde es dem Autor Martin Schörle wünschen. Es scheint Einiges in ihm zu stecken.

Der Autor

Lebt mit seiner Familie in Hamburg. Er schlug selber die Beamten-kariere ein, er schauspielert auf Amateurbühnen. Martin Schörle schaut sich gerne Slam-Poetry an und liest öffentlich aus seinem „Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten“ vor. Außerdem hat er einen Kurzkrimi geschrieben, den man in der Textesammlung „Gepfefferte Weihnachten“ vom Leda-Verlag finden kann.

Engelsdorfer Verlag
ISBN 9783960084082

Ein Theaterstück könnte man auch aus diesem Buch machen.

Ein Kinderbuch gegen die Angst – Klara & Delfi

Klara & Delfi

Ein Kinderbuch gegen die Angst

Klara ist 10 Jahre alt und hat einen besonderen Freund. Einen Delphin! Delfi hatte einen Unfall als Jungtier und wurde durch Klara gerettet. Die Beiden sind ein tolles Team und haben viel Spaß miteinander. Ein Problem bleibt aber. Delfi hat Angst in die Tiefe zu tauchen. Doch Klara hat eine wundervolle Idee und erzählt ihrem schwimmenden Freund eine Geschichte, die ein Kopfkino bei dem Meeresbewohner auslöst …

Jeder von uns hat vor neuem Angst. Die meisten, können sich überwinden und nehmen sich einfach ein Herz und sehen was am Ende heraus kommt. Aber manchmal macht unser Kopf einfach alles zunichte, weil wir uns Schlechtes vorstellen. So geht es auch dem kleinen Delphin. Das Mädchen weiß eine Geschichte zu erzählen, die dem Freund die Angst nimmt.

Corinna Möhrke hat ein hübsches Buch geschrieben, das bestimmt einigen „Angsthasen“ ein wenig die Furcht nimmt. Das Zauberwort heißt Kopfkino ( und das kann eine Menge in uns auslösen!). Der Text ist einfach geschrieben und selbst kleine Hasenfüße können ihn bestimmt gut verstehen. Leseanfänger werden mit den großen Buchstaben und den kurzen Texten, ihr Leseverständnis trainieren und dabei ihren Bammel reduzieren. Kleine hübsche Bilder aus dem Meer machen obendrein Laune, das Buch zu lesen. Die 55 Seiten sind für einen Lesenden, schnell verschlungen.

Ich selber habe mit dem Delphin und dem kleinen Mädchen mitgefiebert und war tatsächlich ganz stolz auf den Meeresbewohner, dass er seine Angst am Ende überwunden hat.

Die Autorin

Corinna Möhrke hat einige Erfahrung mit Ängsten. Sie ist Heilpädagogin, systemische Familienberaterin und Mutter. Die Autorin hat den Begriff der Canepädagogik (Tiergestützte Pädagogik) entwickelt und das zugrundeliegende Konzept innerhalb ihres Studiums ausgearbeitet. Sie arbeitet mit sogenannten „verhaltensauffälligen“ Kinder und Jugendlichen im Umgang mit ihren Hunden. Frau Möhrke hat dieses Buch in ihrem eigenen Verlag veröffentlicht. Ein kleines Interview mit der Autorin findest du hier auf dem Blog von Tina liest vor

„Niemals ohne sie“ ein Roman {Rezension}

„Niemals ohne sie“

Ein Roman von Jocelyne Saucier


Jocelyne Saucier schrieb eine Geschichte, die einem den Atem raubt. Inmitten einer Kleinstadt steht ein baufälliges Haus, in dem es vor Kindern nur so wimmelt. 21 Kinder umfasst die Familie Cardinal. Die Kinder umsorgen und bekämpfen sich. Sie sind ein Clan, eine Gemeinschaft und etwas Besonderes. Die Mutter spielt eine leise Rolle, während der Vater, der Erzsucher sich um die Kinderflut gar nicht kümmert.

Die Kleinsten werden von den Größeren erzogen, die ihnen die Welt erklären. Sie sind wild, sind anders, sind Helden. Die Familie fällt einfach auf und ist arm, aber das stört sie nicht, denn sie sind Außergewöhnlich. Der Vater entdeckte ein riesiges Zinkvorkommen und verkaufte sein Wissen an eine Minengesellschaft. Als dann nach Jahren die Mine geschlossen wurde, verwahrlost die Kleinstadt. Viele der Bewohner, die etwas mit der Mine zu tun hatten, zogen weg. Die Cardinals waren die Aufmüpfigen zwischen den „Landeiern“, den Landarbeitern. Sie ärgerten, zerstörten und quälten die restliche Bevölkerung. Sie waren wild und unberechenbar.

Nach und nach zog es die Cardinalskinder in die Welt. Sie wurden Ärzte, Bänker, Kaufleute, Trinker und Loser. Jeder suchte sich seine Nische und hielt, mehr oder weniger den Kontakt. Als der Vater, nach Jahren, eine Auszeichnung erhalten soll, tauchen die Geschwister zu der Verleihung auf. Doch nie stehen sie, wie zu einem Familienfoto, beisammen. Denn dann, würde ein Geheimnis auffliegen, über das die Familie nicht redet.

Dieser Roman handelt von einer Familie mit Geheimnissen. Schon wieder könnte man denken. Doch ist er sehr mitreißend, witzig, traurig und erschreckend erzählt. Ich konnte das Buch kaum weglegen. Die Geschwister bezauberten mich, trotz all der Hässlichkeit, die an das Licht gezogen wird. Aus der Sicht der verschiedener Geschwister erzählt, bekommt die Story einen besonderen Klang.

Nicht ohne sie, …ohne die Geschwister? Ohne die Schwester? Ohne Bruder? Ohne die Familie? Lies es selber …

Die Autorin…

1948 geboren. lebt in einem abgeschiedenen Ort im nördlichen Quebec. Ihren letzten Roman von 2015 (Insel Verlag) Ein Leben mehr, wird derzeit verfilmt.

Die Übersetzer…

Sonja Finck übersetzt aus dem Französischen und Englischen und lebt in Berlin. Frank Weigand lebt ebenfalls als Übersetzer und Kulturjournalist in Berlin.

Dieses Buch gehört auf jeden Fall zu meinen Lieblingsbüchern und Leseempfehlungen.

Büchermärz, Lesempfehlungen im März

Büchermärz

Ich nehme mir einfach zu viel vor! Meine geplanten Bücher habe ich im Februar gar nicht geschafft. Ich habe endlich die Geschichte der Bienen rezensiert, Habe mich über Märchenbücher ausgelassen und das Theaterstücke-Buch von Martin Schörle begonnen und wieder beiseite gelegt. Ich konnte mich nicht konzentrieren. Ganz beiseite, habe ich das Wollladen-Buch gelegt. Das muss ich mal während eines Urlaubs lesen. Ich habe keinen Einstieg in die oberflächliche Schreibweise gefunden.

Dafür sind zwei neue Bücher, ganz klamm heimlich, auf meinen Lesestapel gewandert. „Niemals ohne sie“ habe ich schon fertig gelesen und die Rezi ist fast fertig. „Die einzige Geschichte“ von Julian Barnes, habe ich heute aufgeschlagen: Die erste Liebe hat lebenslange Konsequenzen, aber davon hat Paul im Alter von neunzehn keine Ahnung. Menschliche Abgründe sollten sich auf diesen Seiten auftun.

»Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden, oder weniger lieben und weniger leiden? Das ist, glaube ich, am Ende die einzig wahre Frage.«

Ich lasse mich überraschen. Das „Piccola Sicilia“ steht auch noch auf dem Plan. Dieses Buch kribbelt mich auch schon länger. Ich habe mir fest vorgenommen, es diesen Monat zu lesen. Alleine schon der Klappentext gefällt mir…

»Drei Frauen aus drei Kulturen und eine Liebe, die alle Grenzen überwindet. Inspiriert von einer wahren Geschichte.«

Aber auch das TheaterstückeBuch steht noch auf dem Plan. Es ist ja im Grunde auch nicht dick. Es sind die Texte, die meine Aufmerksamkeit fordern. Ich habe die Rezi auch schon begonnen. Aber bevor ich das Buch nicht durchgelesen habe, werde ich sie nicht veröffentlichen. Wie schreibst du deine Rezensionen? Machst du dir Notizen oder schreibst du gleich los? Ich fange das Buch einfach an und beim Lesen fallen mir entsprechende Sätze ein. Manchmal denke ich auch beim Radfahren an meine Bücher und plötzlich drängt sich ein Satz auf, den ich dann irgendwo niederschreiben muss.

Was liest du diesen Monat. Hast du ein Buch, das du mir empfehlen möchtest? Ich würde mich freuen, wenn du bei meiner Linkparty dabei bist.