Ich war Hitlers Trauzeuge

ein Roman von

Peter Keglevic

Laufen für den Führer

 

1000 km, mussten gelaufen werden, damit am Ende der Sieger, Adolf Hitler den Geburtstagsgruß überreichen durfte. Quer durchs Reich ging dieser Lauf. Täglich liefen die Athleten um die 50 km. In den “guten” Zeiten, liefen sehr viele Sportler mit. Auch, als schon alles verloren schien. 1944 startete noch einmal ein Trupp von über 70 Mann. Nur Vier von ihnen waren echte Athleten. Die Anderen, zusammengesucht, entbehrlich, was der Krieg und die Verteidigung des Landes zuließ. Unter ihnen, Harry. Ein Jude, der sich bisher, als “U Boot”, vor den Nazis verstecken konnte. Einkassiert, als er mit Anderen, versteckt Lebenden, gerade das Land verlassen wollte. Die Anderen, hatten kein so großes Glück an dieser Laufveranstaltung teilzunehmen. Sie würden, ohne Federlesen, einfach erschossen werden. Leni Riefenstahl, persönlich, schob den 23 jährigen in die Mitläufer, damit genügend Männer auf ihrem Film, den sie über den Lauf drehen wollte, dabei sind.
Harry Freudenthal, ist der Erzähler und er hat einen trockenen Humor, sehr trocken! Dass er wieder in seiner Heimatstadt Berlin laufen soll, erschreckt ihn eher weniger. Obwohl, er viel lieber aus dem Reich verschwinden wollte. Er versorgt sich mit der “besten” Kleidung aus einem Kleiderstapel, der den “einkassierten” Läufern zur Verfügung gestellt wird. Er sucht sich ein paar derbe Bergschuhe heraus und vertraut auf die vier Engel, die seine Bobe (Großmutter), ihm bei seiner Geburt an die Seite gestellt hat. Denn er ist mit einer Glückshaube geboren. Auch Leni Riefenstahl scheint ein Auge auf ihn zu haben. Die Regisseurin treibt die Läufer zusätzlich an, denn sie dreht einen Film über diesen Lauf, zu Ehren Hitlers Geburtstag.
Der Roman liest sich wirklich flott. Am Anfang, kamen mir zu oft einige sexistischen Einlagen vor, die sich aber im Laufe der Story in das Gesamtbild einfügen. Je weiter die Geschichte fortschreitet, und während Harry beim Laufen seine letzten Jahre überdenkt, um so mehr gefiel mir, was ich da las. Ironisch, mit trockenem schwarzen Humor garniert, las sich der Roman schnell und spannend. Grotesk, wie der Jude Harry mit den arischen Läufern durch ein Deutschland läuft, dass sich in Teilen ergibt, zerstört und marode.

 

Immer mehr, erfährt man über den Läufer Harry, der unter dem Decknamen “der Pilger” oder “Paul Renner” seine täglichen Kilometer läuft. Seine ganz persönliche Geschichte, wie er sich als Jude vor den Nazis retten musste. Wie ihm geholfen, oder er denunziert wurde. Immer mit einer gehörigen Würze von schwarzem Humor.

Der Autor, Peter Keglevic, hat 20 Jahre an diesem Roman recherchiert. Er ist selber die Strecke, die er sich erdacht hat, mal mit dem Fahrrad oder per Pedes abgelaufen. (Einen solchen Lauf gab es nie. Er ist fiktiv, eine Eingebung des Autors!) Er hat sich mit den damaligen Möglichkeiten auseinander gesetzt, die ein versteckt lebender Jude in der Naziherrschaft hatte.

Ich finde es grandios geschrieben. Und es würde mich nicht wundern, dieses Buch, eines Tages, verfilmt zu sehen.

Von Peter Keglevic
Gebundenes Buch
576 Seiten
ISBN: 978-3-8135-0727-0
Verlag: Knaus
Verlinkt mal wieder mit niwibo’s Buch und mehr

Die Wurzel alles Guten

ein Roman von

Miika Nousiainen

 

Auf der Suche nach dem verschwunden Vater,

oder an der Wurzel gepackt

Der Finne Pekka Kirnuvaara, getrennt lebender Familienvater, steht vor dem Problem, einen Zahnarzt zu brauchen. Er sitzt auf den Behandlungsstuhl und stellt fest, dass der Doktor glatt sein Bruder sein könnte. Und tatsächlich, sie haben den gleichen Vater. Die Brüder sind sehr unterschiedlich. Pekka ist sehr redefreudig und pflegt seine Zähne nicht. Esko Kirnuvaara, der Ältere, hält dagegen viel von der Pflege der Zähne. Klar, er ist ja auch Zahnarzt. Dafür ist er der Ruhige und redet nicht gerne. Die beiden Männer sind als Kleinkinder von ihrem Vater verlassen worden. Ihre Mütter waren nicht gut auf den Vater zu sprechen. Und doch wollen die Söhne herausfinden, wo der Vater abgeblieben ist und warum er sie allein gelassen hat. Sie machen sich auf die Suche nach ihrer Wurzel.

Seine Familiengeschichte mit einer Wurzelbehandlung zu vergleichen, das ist schon mal ein besonderes Erlebnis. Der Autor hat die Kapitel mit den einzelnen Stationen der Behandlung überschrieben. Und witziger Weise, passt es tatsächlich. Am Anfang muss man eben erst einmal den Zahn aufmachen, um an das Übel heran zu kommen. In der zweiten Station wird gesäubert und provisorisch verschlossen… So kann man eben auch den Vorgang erklären, wenn es um die Aufarbeitung der Beziehung zum verschwundenen Vater geht. Auf ihrer Suche nach dem Vater treffen die alten Männer auf immer mehr Geschwister. Einer Spur, die ihr Erzeuger hinter sich her zog. Und alle Kinder haben eine Gemeinsamkeit, sie wurden als Kleinkinder mit ihren Müttern allein gelassen.

Miika Nousiainen hat eine witzige Art zu schreiben. Spitzer und feiner Humor bringt immer wieder Lacher hervor. Seine beiden Hauptfiguren sind so unterschiedlich und so herrlich beschrieben, dass es Spaß macht sich auf die Beiden einzulassen. Pekka und Esko erzählen abwechselnd aus ihrer Sicht. Jeder in seiner Art, was die Geschichte sehr unterhaltsam und sehr lebendig macht. Zum Ende hin, kam mir dann doch alles etwas zu sehr herangezogen vor. Als wollte der Autor möglichst viel und schnell noch abhandeln. Dabei erfährt man doch einiges über das Gesundheitssystem in Finnland und andern Orts. Über die Finnen an sich, und die Behandlung und Verwahrung von Kindern in anderen Ländern. Miika Nousiainen wickelt einen mit seiner leichten Schreibweise ein und vermittelt nebenbei noch Politisches und Soziales, ohne mit dem Zeigefinger zu wackeln.

Ich fand es ein erfrischendes Buch, das man gut lesen kann.

Von Miika Nousiainen,
(Schriftsteller, TV-Journalist und Drehbuchautor)
Übersetzt von Elina Kritzokat
Verlag: Nagel + Kimche
Seiten: 256
ISBN 978-3-312-01038-7

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge

ein Roman von

Ruth Hogan

Verlorenes mit Geschichte

 

 

Der Titel hatte es mir wirklich angetan. Ich wollte dieses Buch einfach haben, denn wie oft verliert man etwas und ärgert sich dann, dass es nie wieder auftaucht. Nachdem ich die ersten Seite gelesen hatte, war ich dann aber doch etwas enttäuscht. Unterhaltsam zwar, aber nicht das, was ich erwartet habe.

 

Mr. Peardews sammelt eben alles von den Straßen auf, das irgendwie nach einem verlorenen Gegenstand aussieht. Ein Haargummi, eine alte Tasse, ein Freundschaftsbändchen und noch so einige seltsame Dinge. Auch eine Keksdose ist dabei, die mit Asche gefüllt ist. Asche, die eindeutig nicht aus einem normalen Ofen stammt, sondern vielleicht tatsächlich ein verbrannter Mensch zu sein scheint. Mr. Anthony Peardews trägt alles nach Hause und etikettiert, wo und wann er es gefunden hat. All das macht er, weil er selber etwas verloren hat. Ein Liebespfand, das er von seiner Verlobten bekam. Am Ende stirbt Anthony und vermacht alles seiner Sekretärin Laura, der er den Auftrag gibt, weiter dafür zu sorgen, dass die verlorenen Dinge an ihre Besitzer zurückgegeben werden. Ein Unterfangen, das nicht so leicht erscheint. Aber Laura bekommt Hilfe…

Es ist eine unterhaltsame Geschichte, die in verschiedenen Zeiten und Orten spielt und einigen verlorenen Dingen ein Gesicht verschafft. Manches ist lustig, einiges aber auch sehr traurig, manchmal auch grausam. Die Erzählweise hat mich zeitweise etwas verwirrt. Oftmals schaffen es Schriftsteller nicht, in den verschiedenen Zeiten zu schreiben. Mir fiel der Wechsel nicht immer leicht. Doch habe ich die Figuren gerne verfolgt, um herauszufinden, warum unter anderem, diese Keksdose in der Bahn verloren wurde. Was bitte, macht die Asche eines Verstorben, allein auf Reisen, in einem Zug? Ich empfand das Buch als eine herrliche Urlaubslektüre. Leichte Kost für Unterwegs.So gesehen, lesenswert.

Verlag : List
320 Seiten
Übersetzt von Marion Balkenhol.
ISBN-13 9783471351475

Die Terranauten

ein Roman von

T.C. Boyle

1992 steht in Arizona, ganz in der Nähe von Tucson, eine Biosphäre. Eine Art Forschungsstation, die beweisen soll, dass es möglich ist, dass eine handvoll Menschen ohne Zufuhr von Lebensmitteln, Sauerstoff und sonstigen Dingen, überleben können. Die Menschen, die sich dort für zwei Jahre einschließen lassen, werden unter bestimmten Voraussetzungen ausgewählt. Und nur 8 werden die “Gewinner” sein. Unter welchen besonderen Gesichtspunkten die Terranauten ausgewählt werden ist nicht unbedingt ersichtlich. Sie müssen sich allerdings mit dem Erhalt dieser künstlichen Welt befassen können. Denn es wird nur den Strom von außen geben.

 

Erzählt wird diese Geschichte von drei Personen. Dawn, einer hübschen Frau, die sich selbstbewusst darstellt. Ramsay, einem Kerl, der keinem Rock widerstehen kann und schon bei der kleinsten Anmache nur an Sex denken muss. Und Linda, die sich für nichts zu schade ist. Sie erzählen ihre Sicht auf die Ecosphäre. Dabei wird auch recht schnell klar, wie der Mensch aufgebaut ist, voller Neid, Missgunst, Egoismus, Liebe und Selbstaufgabe.

 

 

T. C. Boyle hat hier ein interessantes Buch geschrieben, das Einblicke in die menschliche Psyche gestattet. Wie leicht Mensch sich manipulieren lässt und zu was er imstande ist. Unter welchen Bedingungen lässt die Nächstenliebe nach und wird zu purem Egoismus und Gehässigkeit.

Ein wenig hat mich der Roman an “Big Brother” erinnert. Der Blick in die Welt hinter dem Glas und mit Kameras überwacht. Nichts entgeht den Menschen außerhalb des Glashaus und alles wird von der Presse ausgeschlachtet und vermarktet.

Die Ecosphäre gab und gibt es tatsächlich. Sie steht in der Nähe von Tukson. Sie wurde tatsächlich zu Forschungszwecken dort gebaut und bewohnt. Ich habe nach der Lektüre von T. C. Boyle ein wenig im Internet gestöbert. Der Autor hat seine Geschichten um dieses Glashaus gesponnen.

 

Hanser Verlag
Übersetzt von Dirk van Gunsteren,
Fester Einband, 608 Seiten
ISBN 978-3-446-25386-5
ePUB-Format
ISBN 978-3-446-25559-3

Interessant auch die Rezension von Die Buchbloggerin und Readpack

Mein Bücherherbst und eine Gewinnerin

Ich weiß, es ist noch nicht Herbst

Aber so fühlt es sich für mich schon an. Mit dem Buch auf dem Schoß und einer Decke über den Knien, sitze ich auf meinem Balkon und freue mich, dass es wenigsten gerade nicht regnet. Im Moment lese ich noch die letzen Seiten von „Terranauten“, dem letzten Werk von T.C. Boyle. Was ich davon halte, werde ich dir demnächst erzählen.

 

Die anderen Bücher warten schon. Eines davon, schiebe ich immer noch vor mir her. Aber „Montana“ wird definitiv diesen Herbst endlich gelesen. „Ein angesehener Mann“ ist mir bei einer meiner Bücherbloggerinnen aufgefallen. (Ich sollte mir wirklich aufschreiben, wer die Empfehlung gibt, damit ich diese Rezensionen auch verlinken kann) Die Rezi las sich so spannend, so dass ich es auch lesen wollte.

Und das letzte Buch, das bekam ich vom Verlag und darf schon mal vorablesen. Irgendwie freue ich mich da schon eine Rezension zu schreiben. Der Schriftsteller ist ein erfolgreicher TV-Regisseur. Wenn da nichts bei heraus kommt…

Nun aber zu der Gewinnerin. Ich hatte ja gesagt, dass der Kerl dafür zuständig sein soll, den Gewinner zu ziehen. Bis letzten Freitag gab es die Möglichkeit in den Lostopf zu springen. In dem Fall ist es meine Garnschale, die ich mir während einer Kur getöpfert habe.
Ordentlich durchgeschüttelt und gerührt, nein es ist kein Martini und James Bond ist auch nicht in der Nähe. Der Kerl rührte noch einmal nach ….

So nun ist es heraus. Anke hat gewonnen. Herzlichen Glückwunsch! Ich schreibe dir gleich eine Mail und kläre dann, wie du zu deinem neuen Buch kommst.