Picassos Friseur

Eugenio Arias war Picassos Friseur. Aus Spanien, während des Bürgerkrieges geflüchtet, fand der Exilspanier in einer Kleinstadt an der Côte d’Azur, dass es hier noch an einem Friseursalon fehlt. Als einen seiner bekanntesten Kunden, schneidet Eugenio Arias Pablo Picasso die Haare. Aber die beiden Männer verbindet noch so viel mehr. Sie haben sich schon lange bevor sie sich an der Côte d’Azur trafen, schon einmal gesehen.

Picassos Friseur

In diesem Buch haben die beiden Autorinnen Monika Czernin und Melissa Müller die Geschichte von Picassos Friseur Eugenio Arias aufgeschrieben. Und natürlich auch, was der Exilspanier über seinen berühmten Kunden zu erzählen hatte. Das Buch ist die Biografie beider Männer. Sie müssen schon ganz besondere Freunde gewesen sein. Oder, wie immer wieder in der Erzählung klar wird, ein bisschen wie Vater und Sohn, wobei Arias der jüngere von beiden ist. Während der junge Eugenio während des Spanischen Bürgerkriegs und dem Franco Regime tatsächliche Kampferfahrung hatte, zog der (privilegierte) Künstler Picasso es vor, still zu protestieren und das Land zu verlassen.

In Frankreich trafen sie sich und sprachen oft über Spanien, die Politik und Familie. Sie trafen sich zum Kartenspielen und sie gingen zu den Stierkämpfen, den Corrida de toros, bei denen sie in Gedanken wieder in ihrer Heimat sein konnten. Auch im Exil, in Frankreich, ließ der Maler Pablo Picasso selten einen Stierkampf aus. Etwas, das zum Leben eines Mannes, der aus Andalusien stammt, einfach dazu gehören muss. Er war ein ruhiger Zuschauer, der nur selten etwas zu einem Stierkampf beitrug. Aber wenn, dann staunten die Anwesenden. Allein durch Picassos Anwesenheit füllten sich die Stierkampfarenen. Als Nichtspanier erscheint einem ein Stierkampf als etwas Grausames. Doch für die Andalusier ist es ein Sport. Ein eleganter Sport, der schon uralt ist.

Besondere Freunde

Sie müssen ganz besondere Freunde gewesen sein, Arias und Picasso. Ich habe schon viele Bücher mit und über den Maler, sein Leben, seine Freunde und Frauen gelesen. Immer wieder taucht der Spanier in den verschiedensten Biografien damaliger Künstlerinnen auf. Um so schöner finde ich es, all diese Personen noch einmal in Picassos Friseur zu treffen. So schließt sich für mich immer mehr ein Kreis um Pablo Picasso.
Es sollte eigentlich in diesem Buch um Arias, den Friseur gehen. Denn ein Friseur erfährt manchmal Dinge, die eigentlich nicht ausgeplaudert werden sollten. André Heller (er schrieb das Vorwort in dem Buch Picassos Friseur) sah den alten Herren 1999 das erste Mal und kam mit ihm ins Gespräch. André Heller war es auch, der den beiden Autorinnen, Monika Czernin und Melissa Müller, den Tipp gab, ein Interview mit Eugenio Arias zu führen. Die beiden Frauen waren begeistert und besuchten den alten Spanier an der Côte d’Azur in seinem Friseursalon.

Was mir gut gefallen hat, dass ich einen neuen Blick auf Spanien bekommen habe. Spanien war zur Geburt Pablo Picassos 1881 noch ziemlich rückständig. Etwas, das ich schon in verschiedenen Büchern lesen konnte. (Mut zur Freiheit und ein anderes war zum Beispiel Die Frauen von La Principal). Was ich nicht wusste war, dass so viele Spanier vor ihrer eigenen Heimat auf der Flucht waren. Und das viele Rückkehrer in den Gefängnissen landeten und am Ende misshandelt und ermordet wurden. Ich wusste, dass es Untergrundkämpfer gab, aber warum, dass habe ich nie hinterfragt. Zum Glück konnte ich immer wieder das Internet zurate ziehen und die Zusammenhänge besser verstehen lernen.

Picasso lehrte mich sehen. Er sagte zu mir: “ Arias wenn du ein Gemälde siehst, musst du immer zuerst die Zeichnung darin suchen. Die Farbe ist etwas, das später dazu kommt. Aber das wichtigste an einem Bild ist die Zeichnung die ihm zugrunde liegt.“

Seite 197

Ein interessantes und anspruchsvolles Buch. Es war für mich immer wieder etwas ermüdend. Manchmal schlage ich Bücher zum falschen Zeitpunkt auf. Vielleicht wäre ein anderer Moment passender gewesen. 🐭🐭🐭🐭 hat das Buch trotzdem von uns bekommen.

 

 

Picassos Friseur

eine Biografie von Monika Czernin und Melissa Müller
Diogenes Verlag
288 Seiten
ISBN 978-3-257-07240-2 

Wilhelm Tell (moderner und entstaubt)

Wer kennt sie nicht, die Sage vom Wilhelm Tell. Der Schweizer Nationalheld, der seinem Sohn einen Apfel vom Kopf geschossen haben soll. Und nur, weil er den dämlichen Hut des Landvogt nicht grüßen wollte, kam es dazu. Der Landvogt verurteilte Tell dazu, (fast) seinen Sohn zu töten. Doch am Ende wird es den Vogt selber treffen, denn „Durch diese hohle Gasse muss er kommen…“

Tell

Schon oft wurde die Sage um den Schweizer Wilhelm Tell, in mehr oder weniger schöne Geschichten verpackt. Immerhin soll sich diese Sache schon vor über 700 Jahren zugetragen haben. Auch dieses Mal haben wir das Vergnügen, den unbeugsamen Bergbewohner in seinem Schicksal zu begleiten. Joachim B. Schmidt hat die uralte Geschichte neu interpretiert. Auch wenn es schon sehr lange her ist, dass Tell gewildert hat, seinen Hof im hintersten Teil eines Tales betrieb, so hat man trotzdem das Gefühl, einer neuen Geschichte zu folgen. Wilhelm Tell lebt mit seiner Frau, drei Kindern und den (alten) Müttern im Kanton Uri. Sie haben nur einen kleinen Hof und drei Kühe. Zu wenig zum Leben, zu viel um… Das schießen von Wild ist natürlich verboten, aber man muss ja auch irgendwie die Mäuler stopfen.

Hedwig, Tells Frau, ist seine ehemalige Schwägerin. Tell’s umgänglicher Bruder Peter ist in den Bergen verschollen. Wilhelm nahm sich der Frau und den Müttern an. Immerhin trug Hedwig ein Kind unter dem Herzen. Doch Wilhelm ist ein verschlossener Mensch. Schnell aufbrausend, schwer zu lieben. Aber Hedwig hat sich damit abgefunden auf dem unwirtlichen Hof zu bleiben. Wo sollte sie denn auch hin. Die Geschichte ist wie gesagt alt. Wer es mag liest Schiller, wer es weniger prosaisch mag, sucht sich eine Sage. Die Story bleibt immer gleich.

Seite 96: „Vater gleicht einem Berg. Man kann ihn nicht verrücken, an ihm entladen sich die Gewitter, und er wirft einen langen Schatten. Er lacht nie, und ich glaube er mag niemanden…“

So spricht Walter von seinem Vater. Und spätestens als Tell dem Sohn den Apfel vom Kopf schoss, wissen Beide, wie sehr der Vater den Sohn liebt.

Wilhelm Tell als Krimi

Joachim B. Schmidt schreibt einen Krimi. Szenenwechsel nach spätestens 3 Seiten. Der Roman liest sich so flott, dass man fast außer Atem kommt, und traurig ist, dass es gleich wieder vorbei sein mag. Seine Figuren, es sind derer reichlich, haben immer wieder etwas zu sagen. Da ist der Vogt, der eigentlich keine Lust hat, in diesem Teil der Schweiz zu hocken. Harras, der Handlanger und Leibwächter des Vogts, der brutal auf die Bauern einschlägt und deren Töchter und Frauen vergewaltigt. Die kleinen Soldaten die nur Befehle ausführen. Und auch Wilhelm kommt zu Wort, wenn auch erst ganz am Schluss. Daraus setzt sich eine Geschichte zusammen, die den Leser in Atem hält.

Ich habe es genossen mal eine andere Art von Geschichtsstunde zu (lesen) bekommen. Das die Sage schon uralt ist, fällt in dem Roman so gar nicht ins Gewicht. Spannend geschrieben, unterhaltsam und ganz ohne Längen. Als schaut man einen guten Film im Kino. Seine Art zu schreiben hat sich der Autor bei seinem schreibenden Kollegen aus Island abgeschaut: Einar Kárason, der die Sturlungen Saga neu erzählt hat. Die schnellen Perspektivwechsel pusten den Staub von der Geschichte. Auch wenn Wilhelm sehr verschlossen ist, mag ich diese Figur neben seinem Sohn Walter sehr. Ich finde ein Buch, dass man unbedingt gelesen haben muss.

Rubi und ich sind der Meinung, dieses Buch hat mindestens 🐭🐭🐭🐭🐭 verdient. Tell hat sich in die historischen Märzbücher hinein geschlichen. Aber es war jede Seite wert!

 

Tell

Ein Roman von Joachim B. Schmidt
aus dem Diogenes Verlag
288 Seiten
ISBN 978-3-257-61277-6

Was bleibt wenn wir sterben

Was bleibt wenn wir sterben? Woran wollen wir uns erinnern? Was soll bewahrt werden?

So genau habe ich noch nie darüber nachgedacht. Als mein Schwiegervater starb, engagierte die Familie einen Trauerredner. Alles was er am Grab des Vaters erzählte stammte von der Familie und doch habe ich mir immer gedacht, dass das doch nicht alles ist, was diesen Mann ausgemacht hat. Die Rede überzeugte mich nicht, denn so war er nicht. Er war so viel mehr. Vielleicht hätte mich die Rede von Louise Brown mehr überzeugt. Vielleicht hätte sie das Leben meines Schwiegervaters ganz anders interpretiert, anders und empathischer erzählt.

Die Trauerrednerin

Louise Brown ist seit 5 Jahren Trauerrednerin. In ihrem Podcast Meine perfekte Beerdigung spricht sie mit Menschen darüber, wie sie einmal verabschiedet werden wollen. Eigentlich ist sie Journalistin. Aber vielleicht ist es genau das, was sie dazu befähigt, die Menschen besser wahr zu nehmen und die Lebensgeschichten in einem besonderen Licht zu erzählen.

„Wie einzigartig und wertvoll wir alle in unseren Alltäglichkeiten sind.“ (Seite 13)

Ihr Buch beschreibt wie sie dazu gekommen ist Trauerrednerin zu werden: Der Tod ihrer Eltern und die Trauer darüber brachten den Stein ins Rollen. Die gelernte Journalistin verarbeitete ihren eigenen Schmerz indem sie mit anderen trauernden Menschen sprach. Und damit scheinbar die wunderbarsten Erlebnisse hatte, die ihr bis heute, ihren Beruf zu einer Berufung macht.

Das Cover des Buches "Was bleibt wenn wir sterben" hellblau mit wegfliegenden Vögel

Ist der Tod barherzig?

Ich habe diese Seiten immer mit einem Schmunzeln und einer kleinen Träne in den Augen gelesen.

„Denn manchmal kann der Tod barmherzig sein, indem er einem Menschen weiteres Leiden erspart. Indem er ihn sanft an die Hand nimmt und ihn aus unserer Welt, die für ihn zu schnell oder schmerzhaft geworden ist, hinausführt.“ (Seite 62)

In kursiver Schrift stehen kleine Auszüge aus dem Leben mancher Verstorbener, am Anfang einiger Kapitel. Es ist schön zu lesen, wie die Autorin Louise Brown die Menschen würdigt. Ihrem Leben etwas besonderes abgewinnt. Den Hinterbliebenen den Abschied leichter macht. Denn wir sind mehr als nur das Häuflein in dem Sarg, wenn wir diese Erde verlassen.

Ich mag es, wie die Autorin über den Tod redet, Mut macht, sich über dieses Thema in Ruhe auseinander zu setzten. Dabei verweist sie auch auf Death Cafés. (Treffen mit Kaffee/Tee und Kuchen, bei denen man völlig ungezwungen über den (eigenen) Tod redet. Welche Vorstellungen man hat, welchen Text man sich vielleicht sogar auf dem eigenen Grabstein schreiben würde. Sich mit dem Thema Tod auseinander zu setzen, kann auch zum Lachen reizen. Was es aber auf jeden Fall macht ist, dass man das Leben nicht mehr so ernst nimmt. Die Kleinigkeiten im Leben genießt.

Ein feines Buch, um sich mit dem Leben anzufreunden und den Tod auch Willkommen zu heißen. Trauer anzunehmen und sich damit so viel Zeit zu lassen, wie es nötig ist.

„… weil der Tod weniger unheimlich und groß wird, wenn man über ihn spricht. Weil jeder Verlust einen erneut überrumpelt, man aber wenigstens besser vorbereitet ist auf das, was der Tod eines lieben Menschen mit sich bringt… Auf die plötzliche Einsamkeit. Darauf, dass die Trauer einen bestimmen wird und nicht umgekehrt.“ (Seite 212)

Was bleibt wenn wir sterben, ist ein Buch, das man einem Menschen, der gerade einen Verlust erlitten hat oder auch jemandem, der an einem Sterbebett sitzt, geben kann. Die Art wie die Autorin ihre Worte wählt und welchen Mut sie einem macht, passt einfach. Ich weiß jedenfalls, welches Buch ich demnächst stets bereit halten werde. Ein wunderbares Buch für die Oktober Bücher

 

Was bleibt wenn wir sterben

von Louise Brown
aus dem Diogenes Verlag
ISBN 9783257071764
256 Seiten

Das Buch eines Sommers {von Bas Kast}

Das Buch eines Sommers, beginnt mit dem 18 jährige Nicolas der unglücklich ist. Seine große Liebe, Katharina ist weg. Doch sein Onkel (der verrückte Schriftsteller) Valentin, nimmt ihn mit auf eine unbekannte Reise.

„In dem Augenblick wusste ich, spürte es körperlich, dass Katharina nicht für immer in meinem Magen festgekrallt bleiben würde. Sie würde irgendwann loslassen“ Seite 27

Es hilft. Nicolas kann den Verlust der Geliebten verarbeiten. Onkel Valentin ist nun mal jemand, der zuhören kann. Der sein Gegenüber gerne wahr nimmt und aufmerksam ist. Gleichzeitig mit sich selber im Reinen ist, eine ausgeprägte Selbstfürsorge betreibt.

Jahre später. Nicolas ist längst mit einer wunderbaren Frau verheiratet, Er hat einen kleinen Sohn, und zusammen fahren sie in die wundersame Villa, in die der Onkel seinen Neffen damals mitgenommen hatte. Nur dieses Mal ist der Anlass eher traurig, denn Valentin ist verstorben. Nicolas steht mit seiner Firma am Abgrund und ganz nebenbei hat er vergessen, sein Leben zu leben. Eingezwängt in Sicherheit und Pflichtbewusstsein ist der Ausflug zur Villa seines Onkels wieder einmal ein einschneidendes Erlebnis.

Mitreißend

Bas Kast schreibt so mitreißend, dass ich das Buch eines Sommers kaum aus der Hand legen konnte. Es ist so sprudelnd und leicht geschrieben. Und doch ist es immer wieder mit Nachdenklichem gewürzt. Ich fieberte mit Nicolas um die Freundin, seine Familie, der Beziehung zu sich selber dermaßen mit, dass ich mich nicht losreißen konnte. Ich habe das Buch in wenigen Tagen durchgelesen. Und fragte mich immer wieder selber, in welchen Zwängen ich selbst stecke, die ich mir als ach so wichtig markiert habe. Bin ich wirklich glücklich mit dem was ich mache? Habe ich mich von der Gesellschaft beeinflussen lassen?

„Bedeutet Liebe nicht gerade, jemanden so anzunehmen, wie er im Kern seines Wesens her ist?“ Seite 87

Bas Kast verpackt Wissenschaftliches und Psychologisches perfekt in einem lesenswerten Roman. Er strotzt vor Lebenshilfen und doch ist es einfach nur ein netter Roman der einem „die Zeit vertreibt“. Aber wie wichtig ist uns dieser Zeitvertreib auf der Suche nach uns selbst? Nicolas trifft in dem Buch die Lieblingsromanfigur seines geliebten Onkels. Die beiden diskutieren mitten in der Nacht über das Leben und seinen Sinn. Dabei kommt man selber ins grübeln und reflektiert sein eigenes Leben. Sind wir wirklich auf dem richtigen Weg? Sind wir ehrlich zu uns selber?

Übrigens, keine Angst, wer nur den Zeitvertreib mit dem Büchlein sucht, kommt auch auf seine Kosten.

„Vielleicht ist es ja kein allzu großes Wunder, wenn wir uns irgendwann nicht mehr so richtig wahrnehmen. Nein. Irgendwann haben wir uns vor lauter Anpassung an die Welt da draußen von uns selbst entfremdet. Das scheint mir aber ein Rezept für chronische Unzufriedenheit zu sein.“ Seite 157

Der Autor

Bas Kast hat eine Holländische Mutter die den holländischen Namen Bas einfach passend für ihren Sohn fand. (Der deutsche Vater hätte ihn lieber Ivan genannt, dann doch besser Bas!) Geboren ist er in Deutschland, aufgewachsen in den Niederlanden, in der Nähe von Utrecht. Heute lebt er mit seiner Familie in der Nähe von Würzburg. Er hat Psychologie mit Schwerpunkt Hirnforschung studiert. Zum schreiben kam er eher aus Zufall, als er Gero von Randow von der ZEIT traf und der ihn ermutigte für ihn einen Artikel zu schreiben.

„… Dinge nicht bierernster zu nehmen, als sie genommen werden sollten. Ich bin selten ganz ernst.“

Seine Worte von seiner Seite. Auch dieses Buch verlinke ich mit den Oktober-Büchern und bei Monerl’s Welt

Das Buch eines Sommers

von Bas Kast
ISBN:9783257071504
240 Seiten
Diogenes Verlag

Die zwei Päpste {eine Rezension}

Die zwei Päpste, ein Buch von Anthony McCarten

Die zwei Päpste ist ein Buch aus dem Diogenes Verlag. Und ich finde, das Bücher aus diesem Verlag schon immer einen ziemlich hohen Anspruch haben. Schon auf den ersten Seiten kam ich ins straucheln. So viele Begriffe und Situationen aus der Welt der Kirche, die mich etwas überforderten. Doch nach einigen Seiten gab es sich dann und ich fand mich in einer Art Biografie der letzten zwei Päpste wieder.

Aber wie kamen die beiden Päpste eigentlich zu ihrer Ernennung? Wie geschah es, dass Benedikt am 28. Februar 2013 zurücktrat und den Weg für den intelligenten und charmanten Jorge Bergoglio aus Argentinien beziehungsweise Papst Franziskus frei machte. Genau das erzählt uns auf 400 Seiten der Autor Anthony McCarten. Tatsächlich handelt es sich (wirklich) um ein Sachbuch, das aber so aufgebaut ist, dass es spannend genug ist und man einfach immer weiter lesen möchte. Die Kapitel sind recht kurz gehalten. Die Geschichte der beiden Männer so unterschiedlich. So wie es das Leben eben schreibt.

Es kam ja bisher nicht oft vor, dass es gleichzeitig zwei Päpste gab. Normalerweise muss erst ein Papst sterben, bevor der nächste gewählt werden kann. Allerdings gibt es einen Präzedenzfall, wo schon einmal ein Papst zurückgetreten ist. Den führte Benedikt an, um seinen Platz frei zu machen.

Was ich gelesen habe

Die beiden Päpste sind so gegensätzlich. In ihrem Handeln und Denken unterscheiden sie sich sehr. Genauso ist ihr Handeln als Oberhaupt der Kirche geprägt. In dem Buch werden die beiden Männer vorgestellt, wie sie dazu kamen sich in der Kirche zu etablieren, was sie zu dem machte, was sie heute darstellen. Ihr Werdegang, welche Umwege sie machen mussten, um zu dem zu werden, was sie heute sind.

Jorge Bergoglio kommt aus Argentinien, hat dort so manches erlebt, das in dem Buch beschrieben wird. Auch in welche Verstrickungen der junge Priester gelangt war. Es gibt scheinbar noch einiges, das nicht nachzuvollziehen ist und woraus dem Papst Franziskus ein Fallstrick gedreht werden kann. Aber auch Benedikt steht nicht unbescholten da. Auch ihm wird einiges vorgeworfen, das erörtert wird. Die Hintergründe zu lesen, fand ich spannend und wirft ein ganz neues Bild auf die Vorstände der katholischen Kirche.

Auch fand ich es interessant, wie es in einer Konklave zugeht. Wie ein Papst gewählt wird. Unter welchen Maßstäben ein Oberhaupt gewählt wird. Auch wenn es sich um ein Sachbuch handelt, sehr spannend und informativ.

Der Autor und die Übersetzerin

Anthony McCarten, ist ein neuseeländischer Schriftsteller, Dramatiker, Drehbuchautor und Filmproduzent. 1961 in New Plymouth geboren, hat er nach der Schule einige Zeit als Reporter gearbeitet. Stefanie Schäfer ist eine deutsche Übersetzerin, die aus dem Niederländischen, Afrikaans, Englischen und Französischen übersetzt.

Diogenes Verlag
400 Seiten
ISBN 978-3-257-07050-7 

Ein Buch, das ich gerne zu den Monatsbücher April stelle.