Picassos Friseur

30.10.2023 | Biografie, Historie | 0 Kommentare

Eugenio Arias war Picassos Friseur. Aus Spanien, während des Bürgerkrieges geflüchtet, fand der Exilspanier in einer Kleinstadt an der Côte d’Azur, dass es hier noch an einem Friseursalon fehlt. Als einen seiner bekanntesten Kunden, schneidet Eugenio Arias Pablo Picasso die Haare. Aber die beiden Männer verbindet noch so viel mehr. Sie haben sich schon lange bevor sie sich an der Côte d’Azur trafen, schon einmal gesehen.

Picassos Friseur

In diesem Buch haben die beiden Autorinnen Monika Czernin und Melissa Müller die Geschichte von Picassos Friseur Eugenio Arias aufgeschrieben. Und natürlich auch, was der Exilspanier über seinen berühmten Kunden zu erzählen hatte. Das Buch ist die Biografie beider Männer. Sie müssen schon ganz besondere Freunde gewesen sein. Oder, wie immer wieder in der Erzählung klar wird, ein bisschen wie Vater und Sohn, wobei Arias der jüngere von beiden ist. Während der junge Eugenio während des Spanischen Bürgerkriegs und dem Franco Regime tatsächliche Kampferfahrung hatte, zog der (privilegierte) Künstler Picasso es vor, still zu protestieren und das Land zu verlassen.

In Frankreich trafen sie sich und sprachen oft über Spanien, die Politik und Familie. Sie trafen sich zum Kartenspielen und sie gingen zu den Stierkämpfen, den Corrida de toros, bei denen sie in Gedanken wieder in ihrer Heimat sein konnten. Auch im Exil, in Frankreich, ließ der Maler Pablo Picasso selten einen Stierkampf aus. Etwas, das zum Leben eines Mannes, der aus Andalusien stammt, einfach dazu gehören muss. Er war ein ruhiger Zuschauer, der nur selten etwas zu einem Stierkampf beitrug. Aber wenn, dann staunten die Anwesenden. Allein durch Picassos Anwesenheit füllten sich die Stierkampfarenen. Als Nichtspanier erscheint einem ein Stierkampf als etwas Grausames. Doch für die Andalusier ist es ein Sport. Ein eleganter Sport, der schon uralt ist.

Besondere Freunde

Sie müssen ganz besondere Freunde gewesen sein, Arias und Picasso. Ich habe schon viele Bücher mit und über den Maler, sein Leben, seine Freunde und Frauen gelesen. Immer wieder taucht der Spanier in den verschiedensten Biografien damaliger Künstlerinnen auf. Um so schöner finde ich es, all diese Personen noch einmal in Picassos Friseur zu treffen. So schließt sich für mich immer mehr ein Kreis um Pablo Picasso.
Es sollte eigentlich in diesem Buch um Arias, den Friseur gehen. Denn ein Friseur erfährt manchmal Dinge, die eigentlich nicht ausgeplaudert werden sollten. André Heller (er schrieb das Vorwort in dem Buch Picassos Friseur) sah den alten Herren 1999 das erste Mal und kam mit ihm ins Gespräch. André Heller war es auch, der den beiden Autorinnen, Monika Czernin und Melissa Müller, den Tipp gab, ein Interview mit Eugenio Arias zu führen. Die beiden Frauen waren begeistert und besuchten den alten Spanier an der Côte d’Azur in seinem Friseursalon.

Was mir gut gefallen hat, dass ich einen neuen Blick auf Spanien bekommen habe. Spanien war zur Geburt Pablo Picassos 1881 noch ziemlich rückständig. Etwas, das ich schon in verschiedenen Büchern lesen konnte. (Mut zur Freiheit und ein anderes war zum Beispiel Die Frauen von La Principal). Was ich nicht wusste war, dass so viele Spanier vor ihrer eigenen Heimat auf der Flucht waren. Und das viele Rückkehrer in den Gefängnissen landeten und am Ende misshandelt und ermordet wurden. Ich wusste, dass es Untergrundkämpfer gab, aber warum, dass habe ich nie hinterfragt. Zum Glück konnte ich immer wieder das Internet zurate ziehen und die Zusammenhänge besser verstehen lernen.

Picasso lehrte mich sehen. Er sagte zu mir: “ Arias wenn du ein Gemälde siehst, musst du immer zuerst die Zeichnung darin suchen. Die Farbe ist etwas, das später dazu kommt. Aber das wichtigste an einem Bild ist die Zeichnung die ihm zugrunde liegt.“

Seite 197

Ein interessantes und anspruchsvolles Buch. Es war für mich immer wieder etwas ermüdend. Manchmal schlage ich Bücher zum falschen Zeitpunkt auf. Vielleicht wäre ein anderer Moment passender gewesen. 🐭🐭🐭🐭 hat das Buch trotzdem von uns bekommen.

 

 

Picassos Friseur

eine Biografie von Monika Czernin und Melissa Müller
Diogenes Verlag
288 Seiten
ISBN 978-3-257-07240-2 

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