Morgen werden wir glücklich sein

Morgen werden wir glücklich sein

Morgen werden wir glücklich sein, das behaupten drei Frauen die sich seit Kindertagen kennen. Doch so sicher können sie nicht sein. Denn es ist 1940 in Paris. Geneviève ist eine Pianistin in einem Nachtklub, der bevor die Deutschen die Stadt erobert haben nur noch selten geöffnet hatte. Sie ist das uneheliche Kind einer Hausangestellten. Immer musste ihre Mutter strampeln, um ihr Kind eine ordentliche Ausbildung zukommen zu lassen. Geneviève hatte das Glück gehabt, wie ihre Freundin Marie zum Klavierunterricht zu gehen. Es stellte sich heraus, dass sie ein Naturtalent war. Und hätte Maries Mutter nicht weiterhin dafür gesorgt, dass das Kind ihrer Angestellten den Unterricht bekommt, wäre Geneviève wohl in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten. Marie hatte da weniger Talent, freute sich aber an dem Erfolg ihrer Freundin. Sie wollte lieber Lehrerin werden. Als die Deutschen Paris in Beschlag nahmen fand Marie sich nicht mit dieser Situation ab. Sie schloss sich einer Widerstandsgruppe an und brachte nicht nur jüdische Kinder aus der Stadt und half wo sie konnte.

Die dritte Freundin Amiel ist Jüdin und arbeitet als Ärztin in einem Hospital. Doch ihre Anstellung steht ständig auf der Kippe, seitdem die Deutschen was zu sagen haben. Juden sollen sich möglichst nicht in der Öffentlichkeit sehen lassen und schon gar nicht gut bezahlte Berufe ausüben. Auch Marie unterstützt den Widerstand. Sehr zum Leidwesen von Geneviève. Diese hat viel Kontakt zu den Besatzern. In der Bar, in der Geneviève auftritt, sitzen viele Deutsche und genießen das ungezügelte Leben. Darunter auch ein junger Mann, der ein Auge auf die Pianistin geworfen hat.

Das Leben für die jüdischen Bürger wird immer mehr zum Spießrutenlauf. Immer weniger wird den Juden zugestanden und immer mehr jüdische Freunde und Nachbarn verschwinden. Doch die drei Freundinnen versuchen alles, damit Amiel nicht ebenfalls in einem Zug nach Irgendwo gebracht wird.

Eine andere Geschichte

In der heutigen Zeit versucht die Enkeltochter von Marie, eine alte Geschichte klarzustellen. Dazu besucht sie die Enkelin Genevièves. Zu ihrem Unglück bleiben die jungen Frauen aber in einem Fahrstuhl stecken. Die Beiden sind sich spinnefeind und doch reden sie miteinander. Weglaufen geht ja auf dem engen Raum nicht mehr. Über was kann man wohl besser reden als über die Vergangenheit, über ihrer Großmütter, über das Leben in dem besetzten Paris und über die Geschichten, die in den verschiedenen Familien kursieren. Und so kommt auch der Leser in den Genuss einer alte Freundinnengeschichte.

Morgen werden wir glücklich sein

Wie Glücklich waren diese Frauen damals eigentlich. Ich denke, sie waren glücklich, bis die Deutschen das Land besetzt hatten und alles daran legten, die Menschen zu entzweien. Die Drei hatten sich gegenseitig. Sie waren „Die Unbesiegbaren“, wie sie sich schon in Kindertagen nannten. Geneviève ist die Unnahbare, die nicht immer zeigen konnte, wie glücklich sie war. Sie wirkte etwas überheblich, berechnend und kalt. Marie dagegen, machte alles wieder wett. Sie ist die warmherzige, die Samariterin und erging sich in der Rettung der Menschen, die ihre Hilfe gerne erbaten. Amiel ist die schüchterne, die stille Figur in dem Trio. Vielleicht sogar etwas blauäugig. Doch keine der drei Figuren traf mich ins Herz. Die Geschichte schon. Aber das ist auch kein Wunder, ich mag solche Romane doch sehr gerne lesen. Alles was damals geschah, wie man den Menschen geholfen hat und wie man sich gegen die Besatzer zur Wehr setzte, finde ich spannend. Die Autorin beschreibt in ihrem Nachwort, dass es in ihrem Roman vorwiegend um Schuld und Unschuld geht. Das kann ich nur bestätigen. Außerdem hat sie viele Tatsachen in ihrem Geschriebenen verwendet.

Was mir an diesem Roman missfiel war, dass Lea Korte oft, sehr oft, Worte dreimal hintereinander schrieb. Das war etwas zu viel, zu viel, zu viel! Ansonsten ein unterhaltsames Buch mit vielen interessanten Momenten und reichlich Spannung.

„Im Talmund steht; Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte, achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen, achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten, achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter, achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.“ Seite 199 (Ebook)

Ein Satz, den man sich wirklich zu Herzen nehmen sollte! In einem anderen Roman habe ich schon über den Widerstand gelesen, bzw. gehört. Die Spionin von von Imogen Kealey

 

Morgen werden wir glücklich sein

Ein Roman von Lea Korte
aus dem Piper Verlag
432 Seiten
EAN 978-3-492-50455-3

Meine Zeit mit Eleanor

Meine Zeit mit Eleanor

Eleanor Roosevelt, die Gattin des großen Franklin D. Roosevelt, beginnt eine Affäre mit der Reporterin Lorena Hickok. 1932 ganz sicher etwas, über dass man nicht redet. Doch Lorena hat etwas an sich, dass die First Lady bezaubert. Die Reporterin sollte eigentlich nur von dem Wahlkampf des attraktiven Präsidentenanwärters, Franklin D. Roosevelt berichten. Doch dann finden sich die zwei Frauen. Lorenas eigene Geschichte ist schon ein Buch wert. Noch mehr vielleicht die Geschichte der wohlerzogenen Eleanor.

Doch das Buch fängt ganz anders an, als der Klappentext verkündet hat: Franklin D. Roosevelt ist gerade verstorben und Eleanor sucht Zuflucht in der kleinen Wohnung ihrer Freundin Lorena. Völlig aufgelöst und „zerbrochen“ lässt sie sich von ihrer Geliebten trösten. Und Lorena schwelgt in Erinnerungen und ihrer gemeinsamen Geschichte.

Lorena erzählt in dem Roman aus ihrer Sicht, über die Zeit, die sie mit der Präsidentin verbracht hat. Ein Stück weit intim, aber immer dezent. Eine Liebe die hinter verschlossenen Türen gehalten wurde. Eleanor war bekannt für ihre Großherzigkeit. Sie half wo sie konnte. Nutzte ihre Position aus, um Gutes zu tun, die Rechte der Frauen nach vorne zu treiben oder den Unterdrückten etwas Mut zu machen.
Lorena dagegen deckte auf. Machte sichtbar. Und obwohl sie eine Frau war, hatte sie beide Füße in der männerdominierten Welt fest auf dem Boden verankert. Vielleicht ein wenig zu burschikos, wohl aber immer mit einem Hauch von weiblichen Charme.

Die First Lady und Lorena

Ich war wirklich gespannt, was ich zu lesen bekomme. Die ersten Sätze machten es nicht besser und so verschlang ich diesen Roman. Doch es war dann nicht das, was ich erwartet habe. Mir fehlten schlichtweg die Hintergründe der amerikanischen Geschichte, um diesen Roman ganz genießen zu können. Zu viele (wichtige) Menschen spielten in dem Roman eine Rolle. Zu viele Situationen und Ereignisse, die sich meiner Erkenntnis entzogen, gehören zu dem Hintergrund, des Romans. Hinzu kam, die leicht chaotische Art, in der Lorena ihre und die Geschichte ihrer Geliebten erzählte. Also hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Eine kleine Recherche über die First Lady, bestätigte im Grunde nur, dass sie ein „gute“ Frau war, die die Eskapaden ihres Mannes ertrug, die Augen vor allem verschloss. Eleanor gab ihr Bestes, um die Welt ein wenig besser zu machen. Aber nichts war darüber zu finden, dass sie ein lesbisches Leben führte. Am Ende schrieb die Autorin: …nach besten Wissen und Gewissen hielt sie sich an die bekannten Fakten… und an die Sitten und Gebräuche der damaligen Zeit. „Ungeachtet ist der Roman von der ersten bis zur letzten Seite fiktiv“

Rubi und ich sind der Meinung, dass dieses Buch leider nur 🐭🐭🐭 verdient hat. Schade, ich habe mir mehr versprochen

 

Meine Zeit mit Eleanor

Ein Roman von Amy Bloom
Atlantik Verlag
ISBN: 978-3-455-00896-8
272 Seiten
Originaltitel White Houses
Übersetzerin Kathrin Razum

Die Champagner Fürstin

Magst du auch gerne Champagner trinken? Ist ja auch nicht jedermanns Sache. Ich mag es! Champagner ist aber auch nicht einfach nur ein Schaumwein. Nur der prickelnde Genuss aus der Champagne darf sich so nennen. Nun habe ich ein Buch über die Anfänge der Champagnerproduktion gelesen. Die Champagner Fürstin erzählt die Geschichte zweier Frauen, die sich einen Namen damit gemacht haben, den besten Champagner Welt zu vertreiben. Und das zu einer Zeit, als Frauen noch mit Häubchen und gesittet gesenkten Blick, hinter ihrem Mann standen. Barbe-Nicole Clicquot und die frisch verwitwete Jeanne Pommery erzählen sich gegenseitig ihre Lebensgeschichten.

Die Champagner Fürstin

Wie gesagt, recht ungewöhnlich für ihre Zeit. Denn Barbe-Nicole Ponsardin (Clicquot) ist 1778 in Reimes, Frankreich geboren. Sie war 11 Jahre alt, als sich das gemeine Volk gegen den Adel und die Kirche erhob. Sie hatte Glück, dass eine loyale Schneiderin sie aus dem Kloster holte, bevor der Pöbel den Nonnen zeigte, was der Pöbel von ihnen hält.

Barbe-Nicole Clicquot hatte aber auch das Glück, einen Vater zu haben, der ihr Talente unterstützte. Sie war so gut in der Buchhaltung, dass ihr Vater, der Tuchhändler war, sie gerne im Büro mitarbeiten ließ. Als sie den Weinhändler François Clicquot heiratete, konnte sie ihre Fertigkeiten unter Beweis stellen. Denn ihr Mann vertraute ihr, fragte sie nach ihrer Meinung und machte große Pläne.

Champagner und Geschichte

Es hat mich gleich zwischen die Seiten gezogen, die Geschichten um die beiden Champagnerfürstinnen. Spannend erzählt und unglaublich informativ. So viel habe ich noch gar nicht gewusst, wo ich doch das teure Getränk gerne trinke. Jetzt sehe ich jedes Glas mit anderen Augen. Schade war nur, dass man nicht so viel über Jeanne Pommery erfährt. Was allerdings auch kein Wunder ist, da über diese Frau nicht sehr viel in den Geschichtsbüchern steht.

Die Autorin hat viele Fakten zusammen getragen. Daraus dann eine angenehme Geschichte gesponnen, die es mir nicht leicht gemacht hat, das Buch aus der Hand zu legen. Manchmal hatte ich das Bedürfnis ein Glas des prickelnden Weines zu trinken. Mir war die Figur der Barbe-Nicole, und ohne ein Geheimnis zu verraten, ihres treuen Freundes Maurice sehr sympathisch. Aber auch Jeanne Pommery hatte ihre kleinen Auftritte. Alles in allem ein gelungenes Buch, das nicht nur aus Fakten besteht und sich obendrein sehr unterhaltsam lesen lässt.

 

 

Die Champagner Fürstin

Annette Fabiani
Aus dem Goldmann Verlag
528 Seiten
ISBN 978-3-442-4926

Die Sammlerin der verlorenen Wörter

Die Verlorenen Wörter

Esme ist die Sammlerin der verlorenen Wörter und die Tochter eines Mannes, der mit an dem ersten umfassenden English Dictionary in Oxford mitarbeitet. Schon als kleines Mädchen darf sie unter dem Tisch ihres Vaters sitzen, während er Zitate zu den Wörtern korrigiert und überprüft, die in diesem riesigen Werk festgehalten werden sollen. Esme entwickelt eine besondere Liebe zu den Wörtern, die die gebildeten Männer (und nur wenigen Frauen) zusammentragen und die von Helfern aus dem gesamten Königreich zugesendet werden. Zu ihrem sechsten Geburtstag wird der erste Band A und B fertig. Die Bände werden so akribisch recherchiert, dass die Jahre ins Land gehen, bevor der nächste Band gedruckt werden kann.

Und Esme? Sie wird irgendwann zu groß, um unter dem Schreibtisch ihres Vaters zu sitzen, sie wird ein Wort „stehlen“, das keiner mehr haben wollte. Das Mädchen wird dem Skriptorium verwiesen und in ein Internat geschickt. Sie wird erwachsen und kehrt nach Oxford zu den Wörtern und ihrem Vater zurück. Und Esme bleibt den Wörtern auf der Spur, die keiner in einem Lexikon dieser Zeit haben möchte. Wörter, die sich um Frauensachen drehen. Wörter, die die normale Bevölkerung benutzt. Schmutzige Wörter, Dinge die Mann nicht aussprechen möchte. Wörter, die die gebildeten Herren ausgemustert haben und nicht als relevant einstufen.

Esme wird immer öfter mit dem Hausmädchen Lizzy zum Markt gehen und still und heimlich Wörter sammeln. Dabei wird sie auch auf Frauen treffen, die sich Emmeline Pankhurst angeschlossen haben, um für das Wahlrecht der Frauen zu kämpfen. Den Suffragetten.

Der Roman

Esme ist eine leise Person. Und so unaufgeregt und leise liest sich auch der Roman. Passend zu dem Skriptorium, in dem das Mädchen groß wird und fast ihr ganzes Leben dort verbringt. Unaufgeregt blättert man die Seiten um, obwohl sehr viel passiert. Das Leben der Frauen ist Anfang 1900 ohnehin sehr leise. Eine Frau ist zu dieser Zeit wenig Wert. Doch unsere Esme hat Glück einen verständigen (oder überforderten?) Vater zu haben. Dazu kommt noch eine Tante, die sich bemüßigt fühlt, der mutterlosen Esme unter die Arme zu greifen. Ihr eine ordentliche Ausbildung zu geben, auch wenn es nicht immer gut läuft. Dem Mädchen bei Frauenthemen zur Seite zu stehen und sie im Notfall auch zu sich zu holen.

Rubi die lesemaus mit dem Buch Die Sammlerin der verlorenen Wörter

„Oft fragte ich mich, auf welche Art von Papier ich wohl stünde, wenn ich ein Wort wäre. Bestimmt auf einem Zettel der zu lang war und vermutlich auch noch die falsche Farbe hatte. Auf einem Zettel, der nicht richtig passte. Ich machte mir Sorgen, dass ich nie einen Platz in den Fächern finden würde.“ (Esme) Seite 154

Oft fließen die von Esme gefundenen Wörter in den Roman mit ein, erst auf Englisch und dann übersetzt ins Deutsche. Sie bilden dabei eine Brücke zu dem Erlebten.
Tatsächlich war ich mir nie bewusst, was es für eine Arbeit ist, Wörter zusammen zu tragen. Sie zu einem Lexikon zu verarbeiten. Und noch weniger habe ich mir Gedanken darüber gemacht, welche Wörter einen Weg in die Nachschlagewerke erhalten. Wer darüber bestimmen mag, welches Wort ein Recht hat, dort zu stehen.

Autorenprofil zu Die Sammlerin der verlorenen Wörter

Die Autorin

Pip Williams ist in London geboren, lebt aber in Südaustralien. Sie schreibt gerne, obwohl sie eher eine Hassliebe zu Wörtern und Wörterbüchern hat. Sie hatte eine Rechtschreibschwäche und benutze ihre Wörter oft falsch. (Im Englischen kann die Verwechslung eines einzelnen Buchstaben, einen völlig anderen Gegenstand beschreiben) Trotz ihrer Schwäche liebte es Pip Williams schon immer zu schreiben.
Die Sammlerin der verlorenen Wörter entstand am Ende, weil Pip Williams verschiedene Bücher gelesen hatte in denen es um die Entstehung des Oxford Englisch Dictionary ging und sie feststellen musste, dass dabei die Männer im Vordergrund standen. Ihr Roman ist zum Großteil wahr, doch Esme ist eine fiktive Gestalt.

Von Rubi und mir bekommt dieses Buch gerne 🐭🐭🐭🐭
und es steht in den Bücherabbau adé

 

Die Sammlerin der verlorenen Wörter

Ein Roman von Pip Williams
aus dem Diana Verlag
ISBN:9783453292635
528 Seiten

Das verschlossene Zimmer

Ein Zimmer in dem Haus in Krakau 1939 reizt Marie Karski dazu hineinzusehen. Doch es ist ein verschlossenes Zimmer. Das Zimmer ihres Vaters. Dominik Karski der renommierte Arzt und Maries Vater versteckt dort etwas, dass der jungen Frau endlich erklären könnte, wohin ihre Mutter verschwand. Marie wurde von ihrem Vater aufgezogen. Sehr behütet und geliebt. Doch will die junge Frau endlich wissen wohin ihre Mutter verschwand. Und so bricht sie eines Tages in das verschlossene Zimmer ein. Doch was sie findet befriedigt ihren Wissendurst nicht im geringsten. Es weckt nur noch mehr den Wunsch endlich zu erfahren, wohin ihre Mutter verschwand.

Buchcover Das verschlossene Zimmer

Dominik bemerkt den Einbruch nicht, wundert sich nur, dass seine Tochter immer öfter versucht etwas über ihre Mutter heraus zu bekommen. Doch er schweigt lieber. Stattdessen versucht er die junge Frau zu verheiraten. Als Ehefrau und Mutter wird sie andere Gedanken haben, als nach Dingen zu forschen, die sie nicht wissen soll. Außerdem möchte Dominik dem Mädchen den Gedanken auszureden, selber Ärztin zu werden. Wo kämen wir denn da hin, wenn eine Frau auch noch Ärztin würde? Dazu kommen diese unsäglichen Zeiten. Der Antisemitismus greift immer mehr um sich und Juden haben einiges zu befürchten.

Das verschlossene Zimmer

Ich hatte mich auf dieses Buch sehr gefreut. Doch je länger ich in den Seiten las, desto mehr langweilte ich mich. Die Story ist grundsätzlich super. Damit hätte man wirklich eine Menge anfangen können. Die Wertschätzung einer Frau zu dieser Zeit alleine, wäre schon ein Reißer gewesen. Und doch kam die Autorin nicht auf den Punkt. Sie hat hier wohl eher ein Drehbuch als einen Roman geschrieben. Immer wieder driftete sie aus der Geschichte ab und verknüpfte viel zu viele Fäden. Obendrein wirkt ihre Hauptdarstellerin Marie absolut naiv und verwöhnt. Den Zugang zu irgendeiner Figur in dem Roman, habe ich nicht gefunden. Ich habe weitaus mehr von dieser Geschichte erwartet. Mir gefiel schon der Schreibstil nicht. Kleinigkeiten werden ausgebaut, als müsste man einem Schauspieler Anweisungen geben. Schade.

Die Autorin

Die Autorin Rachel Givney schreibt normalerweise tatsächlich Drehbücher. Sie hat an vielen beliebten TV-Serien mitgearbeitet. (McLeods Töchter usw.) Für die Recherchen zu dem Roman Das verschlossene Zimmer (Sectrets my Father Kept), reiste die in Sydney lebende Autorin mehrfach nach Polen. Ich möchte nicht abstreiten, dass diese Art Roman bestimmt von vielen Leserinnen geliebt wird. Er unterhält und vertreibt überflüssige Zeit. Mir war er zu oberflächlich.

Da mir die Geschichte nicht gefallen hat. Das Buchcover aber sehr schön ist, bekommt Das verschlossene Zimmer, von uns 🐭🐭🐭

 

Das verschlossene Zimmer

ein Roman von Rachel Givney
aus dem Lübbe Verlag
544 Seiten
ISBN: 9783785727867

Das Mädchen mit dem Drachen

Jeden Tag geht die kleine Lalita an den Strand und lässt ihren, zu oft geflickten, bunten Drache in den Himmel steigen. Léna die Lehrerin aus Frankreich, sieht den Drachen öfter seitdem sie in Indien am Meer angekommen ist. Léna kam nach Indien, in dem Versuch, ihre schlechten Gedanken an zu Hause zu verdrängen. Ihre Flucht in dieses fremde Land ist ihr wohl ziemlich missglückt. Denn den Gedanken und Erinnerungen kann man so kaum entfliehen.

Die Unberührbaren

Als sie eines Tages im Meer schwimmen geht zieht die Strömung die Lehrerin aufs Meer hinaus und nur das kleine Mädchen mit dem Drachen nimmt es wahr. Sie ruft Hilfe und Léna wird gerettet. In dem Versuch sich erkenntlich zu zeigen, stellt Léna fest, dass die Gepflogenheiten der Inder sehr speziell sind. Menschen der niederen Kasten sind in dieser Gesellschaft nichts wert, man darf sie nicht mal berühren. Und genau zu diesen Menschen, den Dalits, gehört das kleine Mädchen Lalita. Und dann kommt noch erschwerend hinzu, dass Lalita ein Mädchen ist. Ein Mensch ohne Rechte, mit sehr vielen Pflichten. Geschenke annehmen, dass ist gegen die Sitten.

Den Mädchen nichts beizubringen ist der sicherste Weg, sie zu unterjochen, ihre Gedanken und Wünsche zum verstummen zu bringen“ Seite 60

Aber Léna hat eine Idee. Sie möchte den Kindern und Frauen des Dorfes die Möglichkeit geben, lesen und schreiben zu lernen. Viele Dorfbewohner können weder schreiben noch lesen. Geschweige denn, die englischen Sprache, die neben Hindi, immer noch Amtssprache in Indien ist. Léna gründet zusammen mit einer radikalen jungen Frau eine kleine Schule.

Lalita, das Mädchen mit dem Drachen

Das Mädchen mit dem Drachen, ist fast eine Fortsetzung des Romans „Der Zopf“. Die kleine Lalita ist in dem vorangegangenen Roman von Laetitia Colombani mit ihrer Mutter aus ihrem Dorf in Mittelindien geflohen. Schon in dem Roman „Der Zopf“ hatte die Mutter es im Sinn, dass das kleine Mädchen eine ordentliche Schulbildung bekommen soll. Die Autorin hat den Faden aufgenommen und weist dabei auf die unglaublichen Zustände in Indien hin. Die Missverhältnisse kommen nicht von der Regierung, die längst Gesetze erlassen hat, die den niederen Kasten zugute kommen. Die Bewohner selber stecken in ihren Gepflogenheiten fest und wollen daran nichts ändern. Es ist der Glaube, die Familie, die Nachbarn, die unterschwellig die Gesellschaft an einer Reformation hindern. Laetitia Colombani schreibt ganz wunderbar. Ich mochte die Bücher „Der Zopf“ und „Das Haus der Frauen“ sehr. Doch bei diesem Buch hier, habe ich mich schwergetan. In den anderen Büchern zeigte die Autorin auch schon Missstände auf. Die Geschichten der vorangegangenen Bücher waren irgendwie mitreißender. Dabei handelt es sich bei Das Mädchen mit dem Drachen um eine wahre Geschichte.

Weil Rubi und mir irgendetwas an diesem Buch gefehlt hat, es uns nicht wie die anderen Bücher vom Hocker gerissen hat, geben wir diesem Buch 🐭🐭🐭🐭 und stellen es zu unseren Märzbüchern. Es ist zwar kein historisches Buch, aber im März rezensiert.

 

Das Mädchen mit dem Drachen

Ein Roman von Laetitia Colombani
Übersetzt von: Claudia Marquardt
Verlag: S. FISCHER
272 Seiten
ISBN: 978-3-10-397490-4