Josses Tal

Der Alte lebt in seinem norwegischen Tal zurückgezogen. Weit weg von Elektrik und Telefon. In Josses Tal. Er bereut  …
Josse, oh Josse. Wenn du damals gewusst hättest, was du heute weißt, hättest du dann auch so gehandelt?

Josses Tal

Josse, eigentlich Josef Tomulka, ist der uneheliche Sohn von Helene. Wäre da nicht ihr rabiater Vater gewesen, der dem Bankert oft schon als Kleinkind eine mächtige Schelle verpasst hatte, hätte sie ihr Bürschlein von Anfang an lieb haben können. Aber so wollte sie es auch dem Alten recht machen und mied es, dem Jungen ihre Liebe zu zeigen. Damit das Gerede um das „rumgewischte Frauenzimmer“ und ihren Sohn aufhört, zogen die Eltern mit Helene und Josef in ein kleines Dorf. Weg von dem Getratsche.

Dort trafen die Tomulkas auf nette Nachbarn, die sie freundlich aufnehmen wollten. Doch der Alte Tomulka wollte keinen Kontakt. Noch dazu schlug er auf den kleinen Josef ein. Wilhelm Reckzügel, angehender Arzt und Nachbarssohn, konnte und wollte das nicht mit ansehen und nahm Josef unter seine Fittiche. Es war 1930 und Wilhelm wurde zu Josses besten Freund und Mentor. Er war es, der Josef in der HJ unterbrachte und ihn zur Bücherverbrennung nach Berlin mitnahm.

Der Besuch im Tal

Eine Postkarte aus dem Jahr 1945 führt Helene im Juli 2004 nach Norwegen. Sie würde gerne wissen, warum ihre Urgroßmutter damals sterben musste und hofft auf Antworten. Josef hat sich dort in ein Tal zurückgezogen. Josses Tal. Und der Alte erzählt ihr seine Geschichte von Anfang an …

„Könntest du nach all den Jahren die Zeit zurückdrehen und hättest damals gewusst, was du heute weißt … würdest du Widerstand leisten? “ „Helen, ich war Jugendlicher, ich war allein …“

Seite 92

Es ist leicht nachzuvollziehen, warum der kleine Josef zu dem geworden ist und getan hat, was er getan hat. Alleine und immer wieder gedemütigt, findet er in Wilhelm einen Beschützer, in der HJ ein Zuhause. Mitgerissen von der Zeit, wie ein Fischlein, das alleine kaum aus dem Schwarm ausbrechen kann. Hingerissen von der Liebe, die ihm Wilhelm als erwachsener Freund bietet, macht er, was von ihm gefordert wurde. Er wird von seinen Klassenkameraden anerkannt, er ist plötzlich jemand, dem man gehorcht. Dass Wilhelm ihn nur ausnutzt und ein dunkles Geheimnis des Jungen kennt, das weiß Josse natürlich nicht. Er vertraut.

Das Buch liest sich sehr angenehm. Als Leser sieht man natürlich, wohin der Junge gezogen wird, hat den Vorteil, die Geschichte schon zu kennen. Dabei wird aber auch mal ausnahmsweise die Aufmerksamkeit auf die Täter gelenkt, wie sie in diesen Strudel hinein gezogen wurden. Auf die Menschen, die sich weggedreht haben, als die Nachbarn abgeholt wurden. Auf die Familien und Freunde, die die Augen und Münder geschlossen hielten als das Unrecht geschah und vielleicht sogar mitgemacht haben. Ich fand das Buch wirklich gut. Josse ist ein Sinnbild für alle diejenigen, die es nicht gemerkt haben (wollen), dass sie in einem Unrechtsstaat lebten.

 

Josses Tal

Ein Roman von Angelika Rehse
aus dem Pendragon Verlag
ISBN: 978-3-86532-831-1
Seiten: 400

Der Eisbär …

Der Eisbär und die Hoffnung auf Morgen

Nicht, dass der Roman schon mit einem Eisbären startet. Auf den muss man tatsächlich ein Weilchen warten …

„Ein guter Tag, um wieder da zu sein. Tom Hosmith, 19 Jahre und 11 Monate alt, in der letzten Phase seiner Teenagerzeit, in neuen Jeans, die am Knie aufgerissen waren, und einem T-Shirt so gelb wie der Sonnenschein, kam zu Fuß im Dorf an“

So steigt man in den neuen Roman von John Ironmorger ein. Dieser junge Mann, trifft in einem Pub, ganz weit oben in England, am Meer auf den Politiker Monty Causley. Dieser besitzt ein seit Generationen, ein altes Haus so dicht am Meer, dass das Wasser bei Sturm an dessen Eingangstreppen nagt. Doch noch nie war es so weit, dass das Wasser bis in die Stube kam. Nun stehen sich die beiden Männer gegenüber und Tom bezichtigt den zwanzig Jahre älteren Politiker der Lüge. Und nicht nur das, er sagt ihm ins Gesicht, dass er den Klimawandel leugnen würde. Blödsinn, sagt der Ältere und der Jüngere prognostiziert, dass in zwanzig Jahren das alte Haus unter Wasser stehen würde. Ein Wort gibt das andere und schon steht eine Wette. Das alles wäre nicht so schlimm gewesen, wenn der beste Freund von Tom das ganze nicht mit dem Handy gefilmt und viral gestellt hätte.

Die Hoffnung auf morgen

Ich habe schon einen Roman von John Ironmorger gelesen: Der Wal und das Ende der Welt. Schon da hat mir der Schreibstil gefallen. Ein wenig sarkastisch, schwarzhumorig. Er spielt mit den Sätzen und beschreibt die Umgebung, die Menschen und Situationen sehr farbenfroh und ausschweifend. Aber nicht so, dass Langeweile aufkommen könnte. Immer dann, wenn man kurz davor ist, sich zu fragen, warum erzählt er mir das alles, bekommt der Autor die Kurve und es bleibt interessant. Und er macht eine einfache und sehr verständige Sicht auf die bevorstehenden Jahre, die Klimakatastrophe, die da auf uns zusteuert. Spannend fand ich das Projekt 1820. Der Gedanke dazu ist, dass die Welt möglichst auf eine Zeit vor der Industrialisierung zurückgeschraubt werden soll. Diesen Gedanken hat der Autor sich von 30mal30-Ziele geliehen. In dem Buch geht es dabei eher darum, so viele Wälder und Felder wieder zu renaturieren. Bäume zu pflanzen, was das Zeug hält. Aber wie im wirklichen Leben, ist das kein einfaches Unterfangen.

Zurück zum Buch:

Wir begleiten die beiden Kontrahenten die nächsten siebzig Jahre. Die Entwicklung der Welt und das Schmelzen der Polkappen sind dabei ein großes Thema. Etwa in der Mitte trifft man dann auch endlich auf den Eisbären, der eine spezielle Rolle haben wird. Aber was das sein wird, musst du dann schon selber herausfinden. Tom ist mir ein angenehmer Hauptdarsteller und Monty, der Politiker bekommt erst am Ende bei mir Sympathiepunkte. Am Anfang denkt man noch, „Oh man eine Liebesgeschichte“, das ändert sich aber sehr schnell. Tom mag den Politiker nicht und Monty schaut nur auf seine Karriere. Schon beim „Wal“ hatte der Autor eine Menge Nebendarsteller, doch komischerweise hatte ich mit all den vielen Figuren kein Problem sie unterzubringen (Ich habe das oft, dass es mir zu viele Personen sind, die in einem Roman eine Rolle spielen. Da hilft dann am besten eine Übersicht)

Ich habe es genossen, dieses Buch zu lesen. Es ist ein etwas anderer Klimaroman. Einer, der zwar auch mit dem Finger darauf zeigt, was wir zu erwarten haben, der trotz mancher Fakten aber nicht langweilig wird. Ein Roman eben. Spannend und informativ. Danke für die schönen Lesestunden. So bekommt Der Eisbär und die Hoffnung auf Morgen von Rubi und mir 🐭🐭🐭🐭🐭 (Die volle Mäusezahl)

 

Der Eisbär und die Hoffnung auf Morgen

von John Ironmonger
Übersetzt von Tobias Schnettler
S. FISCHER Verlag
416 Seiten
ISBN: 978-3-10-397503-1

Gidget

Gidget ist eine Zusammensetzung aus zwei Wörtern: Girl (Mädchen) und midget (Zwerg). Diesen Spitznamen bekam die 1,50 m große sechzehnjährige Franzie an den Stränden Malibus. Sie wurde beim Tauchen von der Flut überrascht und drohte zu ertrinken. Zum Glück waren gerade die Surferjungen draußen und Jeff „Moondoggie“ zog sie zu sich auf sein Board um sie zurück in die Bucht zu bringen.

Gidget, mein Sommer in Malibu

Angestachelt von dem Erlebnis auf einer Welle an den Strand gebracht zu werden, wollte Gidget mehr von diesem Gefühl. Aber wie sollte sie den Eltern klarmachen, dass sie am Strand mit erwachsenen Surferjungen abhängen will? Die hätten das bestimmt nicht erlaubt oder noch viel schlimmer, Mama wäre auch auf den Geschmack gekommen und hätte ihre Tochter vielleicht sogar an den Strand begleitet … Gidget schleicht sich also immer wieder mit Ausreden aus dem Haus. Und wie sollte es auch anders kommen, das Mädchen verliebt sich in einen dieser Jungen. Moondoggie, der sie gerettet hatte. Aber der ist zu gewissenhaft und hat wie auch die anderen Jungen längst durchschaut, dass dieses Mädchen gewiss noch nicht über 18 ist. Er wird sie zwar von zu Hause abholen und er wird sie küssen, wie sie noch nie geküsst wurde, aber mehr wird nicht passieren.

„Ich finde einfach, dass es besser ist, sein Leben zu leben statt in Büchern darüber zu lesen.“ Seite 23

So lautet das Motto, mit dem Gidget immer wieder an den Strand zurückkehrt und erwachsen wird.

An den Stränden Malibus

Gidget ist ein schönes, schnelles und unterhaltsames Buch. Mir hat es wirklich gut gefallen, das Mädchen an den Strand zu begleiten und mit ihr die ersten Erfahrungen zu machen. Auch wenn diese eher sehr zart waren und alle Beteiligten sich an die Spielregeln hielten. Wenn man das Buch beginnt zu lesen, wird einem erst einmal klargemacht, dass Gidget ihre Geschichte selber schreibt. So scheint es auch, denn der Schreibstil ist sehr einfach gehalten. Vielleicht ist gerade das, was es dem Leser leicht macht, mit dem Mädchen an den Stränden abzuhängen. Vielleicht ist es aber auch die Leichtigkeit und Unbeschwertheit, mit der Gidget sich mit den Jungen am Strand abgibt. Oder, die Naivität, die förmlich aus dem Buch herausströmt.

Und wenn dir der Plott jetzt auch noch bekannt vorkommt, dann ist das kein Wunder. Denn dieses Buch wurde verfilmt.

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Der Roman aber wurde von Frederick Kohner geschrieben. Er wollte 1957 einen Roman für seine Tochter Kathy schreiben. Gidget ist in Wahrheit seine eigene Tochter Kathy, die immer noch in Malibu lebt. Der Literaturkritiker und Autor Volker Weidemann sprach persönlich, am Telefon, mit Gidget. Weidemanns Nachwort kann man auf den letzten 10 Seiten lesen. Dort erzählt er auch, wer der Autor war.
Mit diesem Roman verursachte Frederick Kohner eine Massenbewegung an Wellenreitern, die auch zu einer Popkultur wurde.

 

 

 

Gidget

von Frederick Kohner
aus dem englischen übersetzt von Hanna Hesse
aus dem Fischer Verlag
ISBN: 978-3-10-397540-6
176 Seiten

Die Leuchtturmwärter

In einer Sturmnacht verschwinden 3 Leuchtturmwärter von ihrem Turm mitten im Meer, weit weg vom Festland. Und sie hinterlassen einige Rätsel. So zumindest steht es kurz zusammengefasst in dem Klappentext des Romans. Die Geschichte hat sich 1972 ereignet und soll einer wahren Geschichte zugrunde liegen.

Die Leuchtturmwärter

Die drei Leuchtturmwärter leben abgeschnitten auf ihrem Leuchtturm. Ab und zu halten sie per Funk Kontakt zu den anderen Türmen oder zur Einsatzzentrale. Ansonsten sind sie auf sich selbst gestellt, während ihre Gefährtinnen alleine mit den Kindern auf dem Festland leben und sich auf den Landurlaub ihres Mannes mehr oder weniger freuen. Zusammengepfercht auf weniger Quadratmeter, unter minimalistischen Bedingungen, müssen die drei Männer ihren Pflichten nachgehen und die Macken ihrer Mitbewohner aushalten. Freiraum oder Rückzugsmöglichkeiten, findet sich in dem Turm nämlich kaum. Sie leben aus der Dose und nur wenn einer der Männer vom Landurlaub zurückkommt, dann gibt es frische Nahrungsmittel. Hauptsache, es gibt genug Zigaretten.
Als das Versorgungsboot nach einer Sturmnacht an dem Felsen festmacht, um Nachschub und eine Aushilfe an Land zu bringen, sind die drei Männer spurlos verschwunden. Die Tür zum Turm ist von innen verschlossen, der Frühstückstisch ist noch unberührt und zwei Uhren, die sonst sehr präzise sind, sind stehen geblieben. Unheimlich! Wo sind die Männer hin?

Es bleibt ein Rätsel

Nach zwanzig Jahren, die Männer sind immer noch nicht gefunden, beschließt ein Schriftsteller, mit den hinterbliebenen Frauen zu sprechen, um einen Roman über dieses mystische Ereignis zu schreiben. Am Anfang wird er noch vertrieben, nicht eingelassen. Doch dann fangen die Frauen an, mit ihm zu sprechen. Allerdings nicht alles, nicht haarklein, denn er ist ja immerhin ein Fremder und einem Fremden erzählt man ja nicht, was in der Familie so vorgeht. Aber je weiter man im Buch fortschreitet, desto mehr erfährt man, was wirklich hinter verschlossenen Türen passiert ist.

Und dann sind da ja noch die Männer auf der winzigen Insel mit dem mächtigen, dem eindrucksvollsten Leuchtturm Englands. Auch sie kommen zu Wort. Je länger man sich mit dem Leben der Drei in dieser Abgeschiedenheit beschäftigt, umso mehr wird einem die Einsamkeit bewusst, mit denen die Männer belastet sind. Die Entfernung zu den Frauen, dem Leben auf dem Festland. Welche Abgründe tun sich auf, wenn man auf so engem Raum seine Zeit verbringt? Was wird dem Freund für Machenschaften unterstellt? Dazu kommen dann noch die Sagen und Mythen, die sich wie kalte, stete Tropfen immer mehr im Hirn der Männer breit machen und die Seelen zermürben.

Abgeschiedenheit, Einsamkeit

Ich habe das Buch ziemlich lange vor mir hergeschoben. Schon vor einem Jahr hatte ich es begonnen zu lesen, aber ich fand keinen Zugang zu dem Schreibstil, bzw. zu den Figuren. Es gab keinen Charakter, der mir vielleicht auch nur ein bisschen sympathisch gewesen wäre. Was auch immer der Romanautor, der auf der Suche nach der Wahrheit ist, fragt, kann man nur anhand der Antworten, der Lebensgefährtinnen herauslesen. Ich glaube, das ist ein Buch, das man erst nach 100 Seiten aus der Hand legen darf, denn sonst verschwindet der Bezug. So richtig gepackt haben mich Die Leuchtturmwärter nicht. Vielleicht erst auf den letzten Seiten. Am Ende war ich froh, das Rätsel gelöst zu wissen.
Ein Rätsel bleibt es zumindest bis zum Schluss und man reimt sich so manches zusammen, dass sich dann aber auch wieder als Falschentscheidung herausstellt. Depression, Einsamkeit, Verlorensein, düster, melancholisch, mystisch … so könnte man dieses Buch beschreiben. Für Rubi und mich hat dieses Buch 🐭🐭🐭 verdient. Es war nicht schlecht, aber hat uns eben nicht begeistert.

Die Autorin

Emma Stonex, 1983 in Northamptonshire in England geboren und aufgewachsen, begann ihre Karriere als Lektorin. Mehrere Jahre arbeitete sie erfolgreich in einem großen Verlagshaus, bevor sie ihrem Traum vom Schreiben folgte. Schon immer fasziniert von Leuchttürmen, inspirierte sie nicht zuletzt das mysteriöse Verschwinden dreier Leuchtturmwärter auf den Flannan Isles zu ihrem Roman. Stonex lebt heute in Bristol. (Text von hier)
Eva Kemper, die Übersetzerin, hat Literaturübersetzung studiert und schon viele wunderbare Bücher aus dem Englischen übersetzt.

Die Leuchtturmwärter

Ein Roman von Emma Stonex
Übersetzt von Eva Kemper
aus dem Fischer Verlag
432 Seiten
ISBN: 978-3-596-70058-5

Taupunkt

Den Taupunkt zu erklären finde ich schwer: Der menschliche Körper muss seine Temperatur stets unter 37° C halten, denn sonst verliert er zu viel Wasser. Um das zu erreichen, können wir schwitzen und der kleinste Windhauch, kühlt uns durch den Schweiß wieder herunter. Ein cooler Trick im wahrsten Sinne des Wortes. Aber wenn es draußen in der Sonne schon über 37° hat und es dann auch noch schwül ist, also die Luftfeuchtigkeit hoch, dann kann unser Körper auch diesen praktischen Trick nicht anwenden. Selbst ein junger gesunder Mensch hat dann schon nach 2 Stunden ein großes Problem und kann an der Hitze versterben. Und jetzt stell dir einen alten, vielleicht noch kranken Menschen vor … (NTV)

Taupunkt

Es ist heiß in Deutschland, dabei ist es gerade mal Frühling. Robert bestellt seine viel zu trockenen Felder in Norddeutschland an der Nordseeküste. Geregnet hat es schon länger nicht mehr. Aber von irgendwas muss man ja schließlich leben. Roberts Tochter Janne studiert derweil in Berlin. So alleine auf dem großen Hof ergibt sich der Bauer in seine Trunksucht und statt Wasser trinkt er lieber sein Bier oder Wein. Obendrein hat er sich den Klimagegnern angeschlossen. Er kann einfach nicht akzeptieren, dass die Welt gerade dabei ist zu verbrennen. Täglich steigt das Thermometer weiter an. Über 37° C ist keine Seltenheit mehr. Wenn ihn doch damals nicht sein Bruder einfach mit dem Hof alleine gelassen hätte, dann wäre es vielleicht ganz anders gekommen, wüten die Gedanken durch Roberts Kopf.

Der Bruder, das ist der bekannte Klimawissenschaftler Tom Beyer. Tom weiß, was passieren wird und kann es nicht ertragen, dass es immer noch so viele Menschen gibt, die es nicht verstehen oder gar leugnen, dass die Erde am Ende ist und der Homo sapiens ausgedient haben wird, wie die Dinosaurier. Er tritt bei Veranstaltungen auf und sagt geradeheraus, was passieren wird. Aber erst als es schon zu spät ist, fängt man an ihm zu glauben. Tom kennt einige Lösungen, die aber nur die Hitze mildern könnte. Das Übel ist damit aber noch nicht aus der Welt geschafft. Man beschimpft Tom öffentlich, sogar in den Boulevardblättern und zieht auch noch sein Liebesleben mit hinein.
Tom hat sich einen Namen gemacht unter den Wissenschaftlern. Doch seine Familie hat nichts von ihm. Selbst in Berlin steigen die Temperaturen inzwischen auf über 40° C. Tom macht öffentlich, wie man das Klima retten könnte. Doch damit macht er sich keine Freunde unter den Wirtschaftlern.

So dicke ist das Band nicht zwischen den Brüdern. Tom legt sich ins Zeug, um seinen Bruder von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass man den Nutzungsplan seiner Landwirtschaft grundlegend überdenken sollte. Aber Robert ist nur sauer auf seinen Bruder, der ihn alleine gelassen hat und weil Tom nicht mal zur Beerdigung ihrer Mutter kam. Janne, die Tochter Roberts, ist eine Klimaaktivistin. Sie verehrt ihren Onkel Tom und vertritt seine Meinung. Doch auch sie hat keinen Einfluss auf den sturen Vater.

So dicht an der Wahrheit

Mich hat dieser Roman wirklich erschreckt. Er ist so dicht an der Wahrheit, dass es einem ganz unheimlich wird. Wenn wir nicht alle endlich etwas unternehmen, dann enden wir in wie die Personen in dem Roman. Auf der Flucht vor der Hitze und Dürre. Ich fand die wissenschaftlichen Darstellungen echt interessant. Doch hat mir die Grundgeschichte nicht gefallen. Ich hatte das Gefühl, dass die Geschichte der Brüder und deren Familien einfach nur um die Katastrophe herumgeschrieben wurden. Mir gefiel keine der Personen. Mich hat der Roman trotzdem in seiner Gesamtheit erschreckt. Ich musste meine Nase aus meine Wohlfühlbubble strecken und das hat mir nicht behagt.

Taupunkt, ist ein Klimaroman von Thore D.Hansen. Er ist eigentlich Politikwissenschaftler, Soziologe und Journalist. Taupunkt ist nicht sein erster Roman. Er hat schon andere futuristische Politthriller geschrieben.
Unterhaltung war mäßig, dafür war der Roman unheimlich informativ 🐭🐭🐭🐭 von Rubi und mir, mit der Bitte, dass man auch schon im Kleinen damit anfangen kann, etwas für unser Klima zu unternehmen.

 

Taupunkt

von Thore D. Hansen
Taschenbuch
272 Seiten
Europa Verlage
ISBN:9783958904705

Mein Leben in deinem

Mein Leben in deinem … Nisha lebt im großen Stil. Sie ist verheiratet mit einem Mann, der sie mit den schönsten Designer Kleidern und teuersten Schmuck ausstattet. Sie reisen um die Welt und leben im Grunde fast immer in Hotels, obwohl die Beiden tolle Häuser und Wohnungen besitzen. Nisha verweilt gerade in England und brauchte etwas sportliche Betätigung. Sie ist es gewohnt, wie eine Prinzessin behandelt zu werden, doch in diesem Sportstudio ist sie eine von vielen. Wütend schubst sie eine schwarze Tasche von der Sitzbank, stellt ihre eigene dort ab und geht duschen.

Sam fühlt sich in diesem Sportstudio etwas deplatziert. Diese ganzen Schickimütter machen sie nervös. Mal abgesehen davon, dass sie denkt, mit denen ohnehin nicht mithalten zu können. Sie ist über 40, hat etwas Speck angesetzt und benimmt sich eher wie eine graue Maus. Sam hält es in der Umkleide nicht mehr, schnappt sich ihre Tasche und geht. Sie hat noch wichtige Termine, die, wenn alles gut geht, ihrem neuen Chef vor Augen führt, dass man sehr wohl auf sie zählen kann. Der hat sie nämlich auf dem Kicker und putzt sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit herunter.

Aber ach, du Schreck, das war ja gar nicht ihre Tasche. Darin befinden sich hochhackige rote Louboutin Schuhe. Schuhe, wie sie Sam noch nie gesehen hatte. Keine Zeit wieder zurückzugehen und die Verwechslung rückgängig zu machen, zieht Sam die Schuhe zu ihren Terminen an und merkt, wie sie sich nur durch dieses Accessoires zu einer anderen Frau „verwandelt“, selbstbewusster auftritt.

„ … sie geben mir das Gefühl, eine andere Version von mir selbst zu sein, glaube ich. Wenn ich könnte, würde ich sie jeden Tag tragen. …“ Seite 182

Mein Leben in deinem

„Mein Leben in deinem“ ist eine herrliche Verwechslungsgeschichte. Ein bisschen hat mich der Anfang an den Film „Die Glücksritter“ mit Eddi Murphy erinnert. Die reiche und etwas unausstehliche Nisha wird zum Zimmermädchen degradiert und die graue, arme Maus Sam mutiert zum Vamp. Doch im Laufe des Romans zeigt sich, dass es hier um etwas mehr geht. Um Freundschaft und Gerechtigkeit. Um echte Liebe und Vertrauen. Jojo Moyes hat einen schönen, mitreißenden und unterhaltenden Roman geschrieben. Sam ist so sympathisch in ihrer stets am Wasser gebauten Art, dass man sie fast immer in den Arm nehmen möchte und sie trösten will. Während Nisha, ein echtes Biest ist, die sich langsam zu einer wundervollen Freundin entwickelt.

Jojo Moyes hat noch ein paar weitere Figuren in den Roman eingebaut, die das ganze auch noch komplett machen. Sams Mann leidet an Depressionen, denen er selber nichts entgegensetzen kann und die so langsam, die Ehe mit in den Abgrund zieht. Und auch die „verrückten“ Eltern Sams tragen nicht gerade zur Entspannung bei. Bei Nisha ist es der Ehemann Carl, der irgendetwas zu verbergen hat, ein echter Schuft ist und seiner Ex-Frau sogar seinen Bodyguard auf die Fersen hetzt. Wenn Nisha nicht die starken Schultern ihrer neuen Freundin Jasmine hätte, die ihr ein vorübergehendes Zuhause und einen Job verschafft hat. Und dann kommt da noch der Koch Aleks ins Spiel.
Der ganze Roman kommt eigentlich kaum zur Ruhe, weshalb man einfach weiterlesen muss. Spannend, unterhaltsam und überraschend. Ein bisschen Liebe/Freundschaft, etwas Crime und Komik. Gute Unterhaltung, die nicht loslässt.

Das Monstermädchen hat auch etwas zu dem Buch zu sagen

Das Buch liest sich relativ schnell und unkompliziert, ein typisches Jojo Moyes Buch. Klar strukturiert und keine unnötigen „Umwege“. Es kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf, oder der Gedanke es weglegen zu wollen. Dennoch beginnt der Spannungsbogen am Anfang des Buches und hat den Höhenpunkt, kurz vorm Buchende, was das Ende etwas ernüchternd scheinen lässt.
Sam, eine Person aus dem Buch, wirkt wie eine normale Frau aus dem Alltag, wie jeder eine kennt und mit der man sich gut identifizieren kann. Nisha dagegen, wirkt am Anfang ziemlich nervtötend, aber entwickelt sich zu einem angenehmen Charakter, mit dem man mitfiebert.

Im Großen und Ganzen ist es ein schönes Buch, über Freundschaft und Frauen-Power, für entspannte Momente auf dem Sofa, um seinen eigenen Alltag zu entfliehen.

Von uns gibt es 🐭🐭🐭🐭

 

Mein Leben in deinem

ein Roman von Jojo Moyes
Übersetzt von Karolina Fell
aus dem Rowohlt Verlag – Wunderlich
ISBN 9783805200851
512 Seiten