So weit der Fluss uns trägt

So weit der Fluss uns trägt … Ein Roman, der schon weltweit für Aufsehen gesorgt hat und in 30 Ländern erschienen ist. So steht es im Klappentext. Solche Klappentexte machen mich im Allgemeinen nicht auf ein Buch aufmerksam. Mich hat eher die Leseprobe erwischt, denn schon beim ersten Hineinlesen war ich von dem Schreibstil der Autorin Shelley Read überzeugt.

So weit der Fluss uns trägt

Das ist der Debütroman, der 1971 geborenen Shelley Read, die schon in der fünften Generation mitten in den rauen Elk Mountains in Colorado lebt. Die Natur und die Berge um sie herum haben sie angeblich zu diesem Roman inspiriert. So sagt der Klappentext über die Autorin aus. Wenn ich mir die Bilder von dem Gebirge und der Umgebung ansehe, dann kann ich mir das schon gut vorstellen. Die Geschichte selber ist eigentlich ganz einfach erzählt. Kurz und knapp:

Es ist das Jahr 1941 in Amerika. Eine junge Frau, in diesem Fall heißt sie Torrie, mit vollem Namen Victoria Nash, trifft auf einen jungen gutaussehenden Mann, der in dem verschlafenen Städtchen in Colorado einen Job sucht. Sie verliebt sich in den dunkelhäutigen Jungen und fängt eine Beziehung mit ihm an. Doch die Einwohner der Stadt sind von dem Neuankömmling nicht begeistert, scheint er doch ein Indianer zu sein. Solche Streuner sind doch alles nur Banditen und Gauner. Sie dichtem Wil Moon, dem Jungen, Diebstähle an und „vertreiben“ ihn aus der Stadt. Doch auch Wil hat sich in Victoria verliebt und sie treffen sich immer wieder heimlich in einem Versteck in den Bergen.

Diese Liebe wird von Seth, dem Bruder Victorias, nicht übersehen. Er verfolgt den jungen Mann und findet ihn. Seth scheint schon seit Kindertagen eine grausame Ader zu haben. Victoria vermisst Wil seit ein paar Tagen und denkt, er sei einfach davon gelaufen. Dann entdeckt man aber die Leiche des Jungen in einem Tal und wie es scheint, ist Seth für den Tod Wils verantwortlich. Torrie entdeckt, dass sie Schwager ist und verlässt das Elternhaus, um in die Berge zu flüchten. Ohne Familie und einem sicheren Zuhause wird sie ein Kind auf die Welt bringen.

Ich hatte die Farm an diesem Morgen als gewöhnliches Mädchen an einem gewöhnlichen Tag verlassen. Noch konnte ich nicht abschätzen, welche neue Landkarte sich in meinem Inneren entfaltet hatte, aber ich wusste, dass ich als ungewöhnliches Mädchen zurückkam.

(Seite 28)

Wortgewaltig wie ein reißender Fluss

Wie gesagt, die Geschichte wäre schnell erzählt. Es kommt noch so einiges hinterher, dass ich hier nicht schreiben möchte, denn der Roman ist wirklich lesenswert und du sollst dich noch überraschen lassen. Die Schriftstellerin hat einen Schreibstil, der den Leser packt und nicht mehr loslassen möchte wie ein reißender Fluss. Die Geschichte ist so alt wie die Menschheit. Den Unterschied macht einfach nur, wie der Roman erzählt wird. In jeder freien Minute musste ich das Buch lesen. Und so habe ich das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Rubi und ich geben diesem Buch 🐭🐭🐭🐭🐭 Absolute Leseempfehlung!

Wie so oft denke ich, dass die Übersetzerin einen ebenso großen Anteil an dem Erfolg eines Buches hat, wie die Autorin selber. Wibke Kuhn hat So weit der Fluss uns trägt übersetzt und scheint es wirklich gut gemacht zu haben. Wibke Kuhn hat schon so einige Bücher sowohl aus dem Schwedischen wie aus dem Englischen übersetzt. Einiger dieser Bücher habe ich auch schon gelesen.

So weit der Fluss uns trägt

geschrieben von Shelley Read
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Wibke Kuhn
Originaltitel Go as a River
368 Seiten
aus dem C.Bertelsmann Verlag

Übertretung

Übertretung ist ein Roman, der in einer Zeit in Irland spielt, in der sehr viele Menschen ihr Leben lassen mussten und keiner dem anderen trauen konnte. Es ist das Jahr 1975. Die Polizei verhaftet willkürlich, geheime Gruppen bauen Bomben, um Gebäude und Autos in die Luft zu jagen. Bürger werden halb tot geprügelt und im Straßengraben liegen gelassen. Nachbarn bewerfen Nachbarn mit Dreck und machen ihnen das Leben schwer. Und dazwischen blüht immer wieder ein kleines Pflänzchen Liebe auf.

 

Übertretung

Die Hauptperson ist Cushla eine junge Lehrerin von 23 Jahren. Sie liebt ihre Grundschul-Kinder und ganz besonders den katholisch erzogenen Davy. Als dessen Vater halb tot geprügelt im Straßengraben aufgefunden wird und im Krankenhaus nur mühselig wieder zusammengeflickt wird, bemüht sich Cushla nur noch mehr der Familie von Davy zu helfen. Aber solche Einmischungen können sehr gefährlich sein, in den Siebziger Jahren in Irland.
Cushla hilft nach der Arbeit auch noch ihrem Bruder in seinem Pub, in dem den ganzen Tag die Nachrichten besprochen werden und sich Protestanten und Katholiken treffen. Nicht, dass man sich dort in Ruhe lassen würde, die Fehden gehen auch in dem Pub weiter und eine stets gespannte Stimmung hängt in dem Raum. Jeden Tag sterben Menschen in Irland. Man muss vorsichtig sein, was man sagt und was man tut. Als Cushla einen Abend im Pub ist, fällt ihr der smarte Michael Agnew, der bekannte protestantische Prozessanwalt auf. Sie lässt sich auf eine Beziehung mit dem viel älteren und verheirateten Mann ein. Etwas, dass wirklich niemand mitbekommen sollte.

Ich mochte Cushla

Ich mochte die junge Frau. Sie schwimmt gegen den Strom, sie macht, wie sie denkt. Sie liebt, sie hilft, sie ist eine sympathische Person. Der Roman ist genauso vorsichtig geschrieben, so als würde man immer noch 1975 in der Nähe zu Belfast stehen. Es ist ganz klar, dass Cushla sich zu dem älteren Mann hingezogen fühlt. Er trägt sie ja auch auf Händen. Sie wartet auf seine Anrufe, vermisst ihn, versucht ihn zu erreichen. Sie spürt den Druck, unter dem er steht. Immerhin ist er Anwalt und verteidigt Menschen, die angeklagt sind, andere getötet zu haben. Und er ist in seinem Job echt gut. Michael nimmt Cushla auch zu Einladungen mit, bei denen er eigentlich mit seiner Frau auftauchen sollte. Dass sie sich nicht wohlfühlt, in dem Haus der Freunde, das kann man spüren.
Es ist nicht nur eine Liebesgeschichte, es ist ein Roman über Irland, seine Menschen, die Angst und die Verletzungen, die bis heute ein Teil der Gesellschaft ist.

Die Kapitel beginnen immer mit den neuesten Nachrichten. Es sind wieder Menschen zu Tode gekommen, es ist eine Bombe da und dort explodiert. Ich weiß nicht, wie die Menschen in Irland damals so haben leben können. Stets mit der Angst, dass wenn sie in ihr Auto steigen, eine Bombe hochgeht. Der Roman bringt die Emotionen ganz gut rüber. Und doch habe ich mich irgendwie schwergetan, das Buch bis zum Ende zu lesen. Vielleicht lag es an der Übersetzung, vielleicht war mir die ganze Situation nicht geheuer.

 

Übertretung

ein Roman von Louise Kennedy
Übersetzt von Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser
aus dem Steidl Verlag
ISBN 9783969992593

Josses Tal

Der Alte lebt in seinem norwegischen Tal zurückgezogen. Weit weg von Elektrik und Telefon. In Josses Tal. Er bereut  …
Josse, oh Josse. Wenn du damals gewusst hättest, was du heute weißt, hättest du dann auch so gehandelt?

Josses Tal

Josse, eigentlich Josef Tomulka, ist der uneheliche Sohn von Helene. Wäre da nicht ihr rabiater Vater gewesen, der dem Bankert oft schon als Kleinkind eine mächtige Schelle verpasst hatte, hätte sie ihr Bürschlein von Anfang an lieb haben können. Aber so wollte sie es auch dem Alten recht machen und mied es, dem Jungen ihre Liebe zu zeigen. Damit das Gerede um das „rumgewischte Frauenzimmer“ und ihren Sohn aufhört, zogen die Eltern mit Helene und Josef in ein kleines Dorf. Weg von dem Getratsche.

Dort trafen die Tomulkas auf nette Nachbarn, die sie freundlich aufnehmen wollten. Doch der Alte Tomulka wollte keinen Kontakt. Noch dazu schlug er auf den kleinen Josef ein. Wilhelm Reckzügel, angehender Arzt und Nachbarssohn, konnte und wollte das nicht mit ansehen und nahm Josef unter seine Fittiche. Es war 1930 und Wilhelm wurde zu Josses besten Freund und Mentor. Er war es, der Josef in der HJ unterbrachte und ihn zur Bücherverbrennung nach Berlin mitnahm.

Der Besuch im Tal

Eine Postkarte aus dem Jahr 1945 führt Helene im Juli 2004 nach Norwegen. Sie würde gerne wissen, warum ihre Urgroßmutter damals sterben musste und hofft auf Antworten. Josef hat sich dort in ein Tal zurückgezogen. Josses Tal. Und der Alte erzählt ihr seine Geschichte von Anfang an …

„Könntest du nach all den Jahren die Zeit zurückdrehen und hättest damals gewusst, was du heute weißt … würdest du Widerstand leisten? “ „Helen, ich war Jugendlicher, ich war allein …“

Seite 92

Es ist leicht nachzuvollziehen, warum der kleine Josef zu dem geworden ist und getan hat, was er getan hat. Alleine und immer wieder gedemütigt, findet er in Wilhelm einen Beschützer, in der HJ ein Zuhause. Mitgerissen von der Zeit, wie ein Fischlein, das alleine kaum aus dem Schwarm ausbrechen kann. Hingerissen von der Liebe, die ihm Wilhelm als erwachsener Freund bietet, macht er, was von ihm gefordert wurde. Er wird von seinen Klassenkameraden anerkannt, er ist plötzlich jemand, dem man gehorcht. Dass Wilhelm ihn nur ausnutzt und ein dunkles Geheimnis des Jungen kennt, das weiß Josse natürlich nicht. Er vertraut.

Das Buch liest sich sehr angenehm. Als Leser sieht man natürlich, wohin der Junge gezogen wird, hat den Vorteil, die Geschichte schon zu kennen. Dabei wird aber auch mal ausnahmsweise die Aufmerksamkeit auf die Täter gelenkt, wie sie in diesen Strudel hinein gezogen wurden. Auf die Menschen, die sich weggedreht haben, als die Nachbarn abgeholt wurden. Auf die Familien und Freunde, die die Augen und Münder geschlossen hielten als das Unrecht geschah und vielleicht sogar mitgemacht haben. Ich fand das Buch wirklich gut. Josse ist ein Sinnbild für alle diejenigen, die es nicht gemerkt haben (wollen), dass sie in einem Unrechtsstaat lebten.

 

Josses Tal

Ein Roman von Angelika Rehse
aus dem Pendragon Verlag
ISBN: 978-3-86532-831-1
Seiten: 400

Der Eisbär …

Der Eisbär und die Hoffnung auf Morgen

Nicht, dass der Roman schon mit einem Eisbären startet. Auf den muss man tatsächlich ein Weilchen warten …

„Ein guter Tag, um wieder da zu sein. Tom Hosmith, 19 Jahre und 11 Monate alt, in der letzten Phase seiner Teenagerzeit, in neuen Jeans, die am Knie aufgerissen waren, und einem T-Shirt so gelb wie der Sonnenschein, kam zu Fuß im Dorf an“

So steigt man in den neuen Roman von John Ironmorger ein. Dieser junge Mann, trifft in einem Pub, ganz weit oben in England, am Meer auf den Politiker Monty Causley. Dieser besitzt ein seit Generationen, ein altes Haus so dicht am Meer, dass das Wasser bei Sturm an dessen Eingangstreppen nagt. Doch noch nie war es so weit, dass das Wasser bis in die Stube kam. Nun stehen sich die beiden Männer gegenüber und Tom bezichtigt den zwanzig Jahre älteren Politiker der Lüge. Und nicht nur das, er sagt ihm ins Gesicht, dass er den Klimawandel leugnen würde. Blödsinn, sagt der Ältere und der Jüngere prognostiziert, dass in zwanzig Jahren das alte Haus unter Wasser stehen würde. Ein Wort gibt das andere und schon steht eine Wette. Das alles wäre nicht so schlimm gewesen, wenn der beste Freund von Tom das ganze nicht mit dem Handy gefilmt und viral gestellt hätte.

Die Hoffnung auf morgen

Ich habe schon einen Roman von John Ironmorger gelesen: Der Wal und das Ende der Welt. Schon da hat mir der Schreibstil gefallen. Ein wenig sarkastisch, schwarzhumorig. Er spielt mit den Sätzen und beschreibt die Umgebung, die Menschen und Situationen sehr farbenfroh und ausschweifend. Aber nicht so, dass Langeweile aufkommen könnte. Immer dann, wenn man kurz davor ist, sich zu fragen, warum erzählt er mir das alles, bekommt der Autor die Kurve und es bleibt interessant. Und er macht eine einfache und sehr verständige Sicht auf die bevorstehenden Jahre, die Klimakatastrophe, die da auf uns zusteuert. Spannend fand ich das Projekt 1820. Der Gedanke dazu ist, dass die Welt möglichst auf eine Zeit vor der Industrialisierung zurückgeschraubt werden soll. Diesen Gedanken hat der Autor sich von 30mal30-Ziele geliehen. In dem Buch geht es dabei eher darum, so viele Wälder und Felder wieder zu renaturieren. Bäume zu pflanzen, was das Zeug hält. Aber wie im wirklichen Leben, ist das kein einfaches Unterfangen.

Zurück zum Buch:

Wir begleiten die beiden Kontrahenten die nächsten siebzig Jahre. Die Entwicklung der Welt und das Schmelzen der Polkappen sind dabei ein großes Thema. Etwa in der Mitte trifft man dann auch endlich auf den Eisbären, der eine spezielle Rolle haben wird. Aber was das sein wird, musst du dann schon selber herausfinden. Tom ist mir ein angenehmer Hauptdarsteller und Monty, der Politiker bekommt erst am Ende bei mir Sympathiepunkte. Am Anfang denkt man noch, „Oh man eine Liebesgeschichte“, das ändert sich aber sehr schnell. Tom mag den Politiker nicht und Monty schaut nur auf seine Karriere. Schon beim „Wal“ hatte der Autor eine Menge Nebendarsteller, doch komischerweise hatte ich mit all den vielen Figuren kein Problem sie unterzubringen (Ich habe das oft, dass es mir zu viele Personen sind, die in einem Roman eine Rolle spielen. Da hilft dann am besten eine Übersicht)

Ich habe es genossen, dieses Buch zu lesen. Es ist ein etwas anderer Klimaroman. Einer, der zwar auch mit dem Finger darauf zeigt, was wir zu erwarten haben, der trotz mancher Fakten aber nicht langweilig wird. Ein Roman eben. Spannend und informativ. Danke für die schönen Lesestunden. So bekommt Der Eisbär und die Hoffnung auf Morgen von Rubi und mir 🐭🐭🐭🐭🐭 (Die volle Mäusezahl)

 

Der Eisbär und die Hoffnung auf Morgen

von John Ironmonger
Übersetzt von Tobias Schnettler
S. FISCHER Verlag
416 Seiten
ISBN: 978-3-10-397503-1

Gidget

Gidget ist eine Zusammensetzung aus zwei Wörtern: Girl (Mädchen) und midget (Zwerg). Diesen Spitznamen bekam die 1,50 m große sechzehnjährige Franzie an den Stränden Malibus. Sie wurde beim Tauchen von der Flut überrascht und drohte zu ertrinken. Zum Glück waren gerade die Surferjungen draußen und Jeff „Moondoggie“ zog sie zu sich auf sein Board um sie zurück in die Bucht zu bringen.

Gidget, mein Sommer in Malibu

Angestachelt von dem Erlebnis auf einer Welle an den Strand gebracht zu werden, wollte Gidget mehr von diesem Gefühl. Aber wie sollte sie den Eltern klarmachen, dass sie am Strand mit erwachsenen Surferjungen abhängen will? Die hätten das bestimmt nicht erlaubt oder noch viel schlimmer, Mama wäre auch auf den Geschmack gekommen und hätte ihre Tochter vielleicht sogar an den Strand begleitet … Gidget schleicht sich also immer wieder mit Ausreden aus dem Haus. Und wie sollte es auch anders kommen, das Mädchen verliebt sich in einen dieser Jungen. Moondoggie, der sie gerettet hatte. Aber der ist zu gewissenhaft und hat wie auch die anderen Jungen längst durchschaut, dass dieses Mädchen gewiss noch nicht über 18 ist. Er wird sie zwar von zu Hause abholen und er wird sie küssen, wie sie noch nie geküsst wurde, aber mehr wird nicht passieren.

„Ich finde einfach, dass es besser ist, sein Leben zu leben statt in Büchern darüber zu lesen.“ Seite 23

So lautet das Motto, mit dem Gidget immer wieder an den Strand zurückkehrt und erwachsen wird.

An den Stränden Malibus

Gidget ist ein schönes, schnelles und unterhaltsames Buch. Mir hat es wirklich gut gefallen, das Mädchen an den Strand zu begleiten und mit ihr die ersten Erfahrungen zu machen. Auch wenn diese eher sehr zart waren und alle Beteiligten sich an die Spielregeln hielten. Wenn man das Buch beginnt zu lesen, wird einem erst einmal klargemacht, dass Gidget ihre Geschichte selber schreibt. So scheint es auch, denn der Schreibstil ist sehr einfach gehalten. Vielleicht ist gerade das, was es dem Leser leicht macht, mit dem Mädchen an den Stränden abzuhängen. Vielleicht ist es aber auch die Leichtigkeit und Unbeschwertheit, mit der Gidget sich mit den Jungen am Strand abgibt. Oder, die Naivität, die förmlich aus dem Buch herausströmt.

Und wenn dir der Plott jetzt auch noch bekannt vorkommt, dann ist das kein Wunder. Denn dieses Buch wurde verfilmt.

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Der Roman aber wurde von Frederick Kohner geschrieben. Er wollte 1957 einen Roman für seine Tochter Kathy schreiben. Gidget ist in Wahrheit seine eigene Tochter Kathy, die immer noch in Malibu lebt. Der Literaturkritiker und Autor Volker Weidemann sprach persönlich, am Telefon, mit Gidget. Weidemanns Nachwort kann man auf den letzten 10 Seiten lesen. Dort erzählt er auch, wer der Autor war.
Mit diesem Roman verursachte Frederick Kohner eine Massenbewegung an Wellenreitern, die auch zu einer Popkultur wurde.

 

 

 

Gidget

von Frederick Kohner
aus dem englischen übersetzt von Hanna Hesse
aus dem Fischer Verlag
ISBN: 978-3-10-397540-6
176 Seiten

Die Leuchtturmwärter

In einer Sturmnacht verschwinden 3 Leuchtturmwärter von ihrem Turm mitten im Meer, weit weg vom Festland. Und sie hinterlassen einige Rätsel. So zumindest steht es kurz zusammengefasst in dem Klappentext des Romans. Die Geschichte hat sich 1972 ereignet und soll einer wahren Geschichte zugrunde liegen.

Die Leuchtturmwärter

Die drei Leuchtturmwärter leben abgeschnitten auf ihrem Leuchtturm. Ab und zu halten sie per Funk Kontakt zu den anderen Türmen oder zur Einsatzzentrale. Ansonsten sind sie auf sich selbst gestellt, während ihre Gefährtinnen alleine mit den Kindern auf dem Festland leben und sich auf den Landurlaub ihres Mannes mehr oder weniger freuen. Zusammengepfercht auf weniger Quadratmeter, unter minimalistischen Bedingungen, müssen die drei Männer ihren Pflichten nachgehen und die Macken ihrer Mitbewohner aushalten. Freiraum oder Rückzugsmöglichkeiten, findet sich in dem Turm nämlich kaum. Sie leben aus der Dose und nur wenn einer der Männer vom Landurlaub zurückkommt, dann gibt es frische Nahrungsmittel. Hauptsache, es gibt genug Zigaretten.
Als das Versorgungsboot nach einer Sturmnacht an dem Felsen festmacht, um Nachschub und eine Aushilfe an Land zu bringen, sind die drei Männer spurlos verschwunden. Die Tür zum Turm ist von innen verschlossen, der Frühstückstisch ist noch unberührt und zwei Uhren, die sonst sehr präzise sind, sind stehen geblieben. Unheimlich! Wo sind die Männer hin?

Es bleibt ein Rätsel

Nach zwanzig Jahren, die Männer sind immer noch nicht gefunden, beschließt ein Schriftsteller, mit den hinterbliebenen Frauen zu sprechen, um einen Roman über dieses mystische Ereignis zu schreiben. Am Anfang wird er noch vertrieben, nicht eingelassen. Doch dann fangen die Frauen an, mit ihm zu sprechen. Allerdings nicht alles, nicht haarklein, denn er ist ja immerhin ein Fremder und einem Fremden erzählt man ja nicht, was in der Familie so vorgeht. Aber je weiter man im Buch fortschreitet, desto mehr erfährt man, was wirklich hinter verschlossenen Türen passiert ist.

Und dann sind da ja noch die Männer auf der winzigen Insel mit dem mächtigen, dem eindrucksvollsten Leuchtturm Englands. Auch sie kommen zu Wort. Je länger man sich mit dem Leben der Drei in dieser Abgeschiedenheit beschäftigt, umso mehr wird einem die Einsamkeit bewusst, mit denen die Männer belastet sind. Die Entfernung zu den Frauen, dem Leben auf dem Festland. Welche Abgründe tun sich auf, wenn man auf so engem Raum seine Zeit verbringt? Was wird dem Freund für Machenschaften unterstellt? Dazu kommen dann noch die Sagen und Mythen, die sich wie kalte, stete Tropfen immer mehr im Hirn der Männer breit machen und die Seelen zermürben.

Abgeschiedenheit, Einsamkeit

Ich habe das Buch ziemlich lange vor mir hergeschoben. Schon vor einem Jahr hatte ich es begonnen zu lesen, aber ich fand keinen Zugang zu dem Schreibstil, bzw. zu den Figuren. Es gab keinen Charakter, der mir vielleicht auch nur ein bisschen sympathisch gewesen wäre. Was auch immer der Romanautor, der auf der Suche nach der Wahrheit ist, fragt, kann man nur anhand der Antworten, der Lebensgefährtinnen herauslesen. Ich glaube, das ist ein Buch, das man erst nach 100 Seiten aus der Hand legen darf, denn sonst verschwindet der Bezug. So richtig gepackt haben mich Die Leuchtturmwärter nicht. Vielleicht erst auf den letzten Seiten. Am Ende war ich froh, das Rätsel gelöst zu wissen.
Ein Rätsel bleibt es zumindest bis zum Schluss und man reimt sich so manches zusammen, dass sich dann aber auch wieder als Falschentscheidung herausstellt. Depression, Einsamkeit, Verlorensein, düster, melancholisch, mystisch … so könnte man dieses Buch beschreiben. Für Rubi und mich hat dieses Buch 🐭🐭🐭 verdient. Es war nicht schlecht, aber hat uns eben nicht begeistert.

Die Autorin

Emma Stonex, 1983 in Northamptonshire in England geboren und aufgewachsen, begann ihre Karriere als Lektorin. Mehrere Jahre arbeitete sie erfolgreich in einem großen Verlagshaus, bevor sie ihrem Traum vom Schreiben folgte. Schon immer fasziniert von Leuchttürmen, inspirierte sie nicht zuletzt das mysteriöse Verschwinden dreier Leuchtturmwärter auf den Flannan Isles zu ihrem Roman. Stonex lebt heute in Bristol. (Text von hier)
Eva Kemper, die Übersetzerin, hat Literaturübersetzung studiert und schon viele wunderbare Bücher aus dem Englischen übersetzt.

Die Leuchtturmwärter

Ein Roman von Emma Stonex
Übersetzt von Eva Kemper
aus dem Fischer Verlag
432 Seiten
ISBN: 978-3-596-70058-5