Eine Familie in Deutschland, Am Ende die Hoffnung

Am Ende die Hoffnung

Der zweite Teil aus dieser Reihe
ein Roman von Peter Prange

Peter Prange hatte am Ende des letzten Jahres schon den ersten Band heraus gebracht. Schon da war ich so sehr von der Geschichte einer Familie in Deutschland gefangen, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Auch dieses mal erging es mir so. 813 Seiten schnell durchzuarbeiten, ist schon ein Schuh. Aber wer erst einmal die Nase in dieses Buch,  Am Ende die Hoffnung steckt, ist für eine Weile nicht mehr ansprechbar.

Was bei mir immer ein Zeichen für ein besonderes Buch ist, ist dass ich mir auch während der „nichtlese“ Zeit, Gedanken über die Protagonisten mache. Wie geht es wohl weiter? Oder was hat die Figur zu ihrer Reaktion gebracht. Peter Prange schreibt einfach so mitreißend. Seine Kapitel sind kurz gehalten und springen von einem Mitspieler zum nächsten, so dass man immer auf mehr wartet.

Aber worum geht es eigentlich

Es geht um eine vielköpfige Familie in Deutschland, genauer gesagt in Fallersleben bei Wolfsburg. Nachdem das letzte Buch von Prange die Zeit vor dem zweiten Weltkrieg erzählte, stecken wir bei diesem Werk mitten drin. Georg der erstgeborene Sohn, ist Mitentwickler des Volkswagens und arbeitet für Ferdinand Porsche, fällt allerdings unangenehm auf und muss dann an die Front. Edda die älteste Tochter liebt Frauen, was zu dieser Zeit natürlich besser niemand erfahren darf. Charlotte hat sich für den jüdischen Architekten Benjamin entschieden und geehelicht. Wie sollte es anders sein, diese Ehe bringt viele gegen die Beiden auf. Besonders der zweite Bruder Horst, der ein durch und durch gefestigter Nazi ist, stellt sich gegen seine Schwester. Er hat inzwischen einiges an Macht und lässt sich sogar dazu herab, dafür zu sorgen, dass Benjamin fast nach Auschwitz muss. Dann gibt es noch den kleinen Willy, der Nachzügler, der mit dem Down Syndrom gesegnet ist. Schon im ersten Band von Peter Prange, wurde er in einem Heim in Brandenburg untergebracht. Die Eltern Dorothee und Hermann versuchen alles, um den kleinen Kerl mal besuchen zu können.

Am Ende die Hoffnung

Der Autor hat versucht alle Klischees in diesem Roman unter zu bringen, die in dieser Zeit zu Verzweiflung, Zusammenbruch und Chaos führten. Sein Roman ist sehr umfangreich und sehr gut recherchiert. Es macht, obwohl es um grausige Themen geht, unheimlichen Spaß der Familie über die Schulter zu schauen. Auch familienfremde Figuren machen den Roman sehr lesenswert. Die Jüdin Gilla, erinnert stark an die denunzierende, wahrhaftige Greiferin Stella Goldschlag. Göring, Staufenberg und Co, haben natürlich auch ihren Auftritt. Sie sind Nebendarsteller und der Roman fließt sozusagen um die „Stars“ herum. Ich finde es unglaublich gut gelöst.

Du merkst schon, ich bin absolut angetan von diesem großen Werk von Peter Prange. Seine Familie aus Deutschland sind in meinen Augen Bücher, die verfilmt werden müssten. Die Familienmitglieder zeigen wie schwierig das Leben damals war. Beziehungsweise wohin es die Menschen getrieben hat. Der Spannungsbogen den der Autor absolut halten kann, und das über sehr viele Seiten, macht den Roman keineswegs langweilig. Obwohl ich lange auf den zweiten Band warten musste, habe ich sofort wieder in die Geschichte hinein gefunden. Es kam mir vor, als hätte ich den ersten Band erst gestern aus der Hand gelegt. Ich habe mitgefiebert, war wütend, unglücklich, habe geweint und gehofft. Vereinfacht gesagt, ich habe in dem Buch gelebt…Natürlich gehört dieses Buch zu meinen Favoriten in diesem Monat. Verlinkt bei Moner’l wird es natürlich auch.

Ich kann allerdings nicht sagen, ob man den zweiten Roman alleine lesen kann. Ich habe es ja schon oben geschrieben, mir war es, als kenne ich alle Mitspieler und so hatte ich keine Probleme beim Einstieg.

von Peter Prange
ISBN: 978-3-651-02502-8
816 gebundene Seiten
FISCHER Scherz Verlag

Das Labyrinth des Faun, von Cornelia Funke

Das Labyrinth des Faun

Ein Roman von Cornelia Funke

Bücher über Faune, Zwergen, Kobolde, Feen und Riesen gehören seit Kindertagen zu meiner Lieblingslektüre. Inzwischen lese ich nicht mehr zu oft über diese wundervollen Geschöpfe. Aber egal, wie diese Wesen auch immer aussehen, sie sind wundervoll! Cornelia Funke hatte mich mit ihren Büchern über Tintenherz schon verzaubert. Ich konnte es kaum abwarten, die Folgebände zu lesen. Als ich vor einigen Tagen entdeckte, dass sie ein neues Buch heraus gebracht hat, musste ich es auch so schnell als möglich lesen.

Ich hatte es bei meinem Buchhändler in den Händen und war wie immer verzaubert, von den Bildern, die ich beim Durchblättern zu sehen bekam. Das Buch habe ich allerdings als E-Book gelesen. Um was geht es eigentlich bei dem Buch?

Das Buch

Der Roman spielt in Spanien 1944, während des Krieges. Ofelia, ein elfjähriges Mädchen, fährt mit ihrer schwangeren Mutter in einen Wald. Sie fahren zum Vater des Ungeborenen. Der ist dort als Kommandant stationiert. Doch Ofelia ist mit der Entscheidung, bei ihrem Stiefvater zu leben, nicht besonders glücklich. Ihr ist der Mann unsympathisch. Er ist brutal und liebt nur sich selbst. Das Mädchen verzieht sich in eine Traumwelt. Sie trifft dort einen Faun, der Ofelia erzählt, dass sie eine verschwundenen Prinzessin ist. Um in ihr Königreich zurück zu kehren, muss sie (natürlich!) drei Aufgeben lösen. Ofelia trifft auf noch grausamere Figuren, als die, die sie schon aus der Wirklichkeit kennt.

Cornelia Funke wurde von Guillermo del Toros, dem Regisseur von Pans Labyrinth gefragt, ob sie eine Romanfassung von Pans Labyrinth schreiben würde? Er wusste, wie sehr Cornelia seine Filme liebt. So konnte sie nicht nein sagen. Doch war es für Funke eine fast unmögliche Aufgabe.

Was ich gelesen habe

Auf den ersten Seiten war ich wieder direkt in der Tintenwelt. Ofelia war mir sofort sehr sympathisch. Auch die Fantasiefiguren habe ich schnell ins Herz geschlossen.

Doch war ich tatsächlich nicht glücklich mit dem Roman. Ich fand es zu brutal, zu verworren. Die Geschichte las sich wie eine alte Geschichte von C. Funke. Wunderschön geschrieben, aber nichts Neues. Fast, als wäre es eine erwachsenen Version von ihren vorangegangenen Büchern, nur mit einer gehörigen Portion Brutalität. Da werden Feen Köpfe abgerissen und Kinder bösartig gejagt. Nichts, was ich einem Kind vorlesen, noch in die Hand geben möchte.

Tatsächlich fand ich das Labyrinth des Faun nicht besonders gut. Ich finde, dieses Buch passt einfach nicht. Es fühlt (liest) sich nicht gut an. Dazu muss ich sagen, dass ich den Film auch nicht kenne. Vielleicht hätte mir das Buch dann besser gefallen.  Dieses Buch gehört trotzdem in das Regal für die  Augustbücher

Cornelia Funke hat übrigens eine wunderschöne Webseite. Die muss man sich mal ansehen!
Guillermo del Toro ist ein toller Regisseur. So manchen Film, habe ich bestimmt schon gesehen. Nur nicht das Pan’s Labyrinth. Das Buch wurde in englisch geschrieben und von Tobias Schnettler übersetzt.

ISBN: 978-3-7373-5666-4
320 Seiten
Verlag FISCHER Sauerländer

Solange sie tanzen, von Barbara Leciejewski

Solange sie tanzen

ein Roman von Barbara Leciejewski

Barbara Leciejewski behauptet von sich selber, noch keine Schriftstellerin zu sein. Ich denke aber, sie kann sich mit dem Buch, Solange sie tanzen, das ich heute vorstellen möchte, sehr wohl diesen Titel anheften. Ihr Roman dreht sich um eine Frau, die gerade erst ihren Mann verloren hat. Einsam ist Ada, die Hauptfigur in dem Roman, nicht. Sie hat ja noch ihren Hund Hemingway. Sie muss sich um den Boxer kümmern, muss mit dem Hund ihre Runden in der nahen Grünanlage drehen. Dabei kommt sie immer wieder an einem alten Haus vorbei, das Ada und ihr Mann Hans gerne besessen hätten. Sie sitzt oft auf einer Bank vor dem Haus und träumt davon, wie es gewesen wäre, dort zu leben.

Ada ist noch recht lebenslustig und schließt schnell Bekanntschaften. Darunter auch der nette ältere Herr Lenz, der erst seit kurzem Ada‘s Nachbar ist. Sie treffen sich zu Kaffee und Kuchen. Während ihrer Gespräche hat Ada immer wieder kurze Aussetzer und vergisst, was der nette Herr ihr erzählt hat. Aber damit nicht genug, stolpert Ada immer öfter darüber, dass sie sich nicht an den vergangenen Tag erinnern kann. Geschickt vertuscht sie die fehlenden Momente vor ihrer Umwelt und vor sich selber.

Dafür erinnert sie sich sehr gut an die Vergangenheit und lässt uns Leser an ihrer Liebes-/Lebensgeschichte teilhaben. Wie es kam, dass Hans und Ada ein Paar wurden und wie schwierig ihre Zeit war, bevor sie heiraten konnten. Ihre komplette Lebensgeschichte mit all ihren Höhen und Tiefen, lässt den Leser nicht mehr los.

Immer öfter hat Ada Schwierigkeiten sich zu erinnern. Die Autorin führt den Leser leichtfüßig durch die Situationen, so wie sich Ada mit ihren Gedächtnislücken fühlen muss. Manchmal ergeben, manchmal wütend. Barbara Leciejewski hat eine sanfte Art dem Leser die Demenz der alten Dame beizubringen. Anfangs ist es einem gar nicht bewusst, wohin das führen wird. Aber immer mehr wird klar, dass Ada irgendwann ihre Gedanken nicht mehr sortieren kann.

Ich finde, die Autorin schreibt sehr gut und geht mit dem Thema der Demenz sehr angenehm um. Leciejewski zeigt, wie sich der Mensch fühlen muss, der sein Gedächtnis Stück für Stück verliert. Sie ist nicht ganz unbelastet, was das Thema Demenz angeht, denn ihre Mutter ist daran erkrankt.

368 Seiten
Verlag:Tinte & Feder
Ein anderes Buch über Demenz habe ich schon einmal hier rezensiert. Das Buch Hier können sie im Kreis gehen, fand ich auch ein gelungenes Buch über die Demenz.
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Dieses Buch verlinke ich mit den Juli-Buch-Empfehlungen

Hannah und ihre Brüder {Rezension}

Einst waren sie Brüder

ein Roman von Ronald H.Balson

Ben Solomon und Otto Piontek wuchsen, seitdem sie 12 waren, zusammen in Polen auf. Es war Anfang 1930, als Ottos Vater an die Tür der Familie Solomon klopfte, um dort seinen Sohn unterzubringen. Selber war er nicht dazu in der Lage, seinem Sohn ein anständiges Dach über dem Kopf zu verschaffen. Die Mutter Ottos sei nach Deutschland abgehauen. Die Solomons nahmen den Jungen gerne auf und verhalfen ihm zu einer guten Schulbildung. Ben Solomon war in dem selben Alter wie Otto und die beiden Jungen wurden unzertrennlich, fast wie Brüder. Nur, dass Ben auf eine jüdische Schule und Otto in eine Katholische ging.

Es änderte sich alles, als die Deutschen sich daran machten, Polen zu „säubern“. Otto wurde von der zurückgekehrten Mutter bei den Deutschen untergebracht. Sie hatte ihrem fast erwachsenen Sohn eine Stelle in der SS verschafft. Und die Solomons erlitten die Schmach der Juden dieser Zeit. Otto, lange Jahre der Ziehsohn der Solomons, lernte die Juden zu verachten.

Der Inhalt

Eigentlich geht es in dem Roman darum, dass Ben 2004 einen reichen, jüdischen, Chicagoer Geschäftsmann auf offener Straße angreift und ihn bedroht. Ben ist sich sicher, dass dieser Mann Otto Piontek ist, sein ehemaliger Bruder. Eine Freundin Ben‘s versucht die Anwältin Catherine Lockhard zu engagieren, um Ben in seiner Angelegenheit zu vertreten. Catherine lässt sich erweichen und hört dem alten Mann zu, während er seine Geschichte erzählt. Immer wieder versucht sie auf den Kern einer Anklage zu drängen, doch Ben möchte seine ganze Geschichte erzählen.

Und so setzt sich der Roman aus zwei Zeiten zusammen. Ronald H. Balson setzt die zwei Zeiten gekonnt zusammen. Immer wieder stellt sich eine erholsame Pause zwischen den Geschichten ein. Denn die Taten der Deutschen von damals, sind nach wie vor unfassbar.

Was ich gelesen habe

Ich bin nicht so schnell mit dem Roman warm geworden. Die Erzählweise kam mir zu abgehackt, zu belehrend vor. Ähnlich wie in der Schule, erhielt ich Geschichtsunterricht und die eigentliche Geschichte von der Anwältin und ihrem Mandanten, die das Grundgerüst des Romans darstellt, verschwand hinter den Gräueltaten der Nazis. Erst ab der Mitte des Buches, konnte ich mich mit der Story anfreunden. Ich habe noch nie einen Roman von Ronald H. Balson gelesen, weshalb ich nicht beurteilen kann, ob er immer so schreibt. Vielleicht liegt es auch an der Übersetzung. Und manchmal, ist es nicht der richtige Moment ein Buch zu lesen.

Auch der Titel des Buches gefällt mir nicht. Denn, auch wenn Hannah in der Geschichte eine große Rolle spielt, sind es doch die zwei Männer, die Brüder, die im Vordergrund stehen. Der Originaltitel Einmal waren wir Brüder , passt wesentlich besser.

Wirklich überzeugt, hat mich dieses Buch erst zum Ende hin.
Bücher aus dieser Zeit interessieren mich sehr. Dieses Buch verlinke ich mit den Julibüchern und bei Bücher #Miteinander-Statt-Gegeneinander

Ein Roman von Ronald H. Balson
Übersetzer/in Gabriele Weber-Jarić
Aufbau Verlag
498 Seiten
ISBN 978-3-7466-3509-5 

Ab in die Vergangenheit {Hurentochter}

Ab in die Vergangenheit

Es ist immer wieder ein prima Thema, die Vergangenheit. Irgendwie ziehen solche Romane immer. Die Geschichten sind fast schon voraussehbar. Aber doch wieder spannend genug, um die Nase nicht mehr aus dem Buch zu nehmen. So ging es mir zumindest bei diesem Buch. Dann mal los…ab in die Vergangenheit

Wir schreiben das Jahr 1859. Eine junge Frau wird in Glasgow am Hafen halbtot aufgefunden. Die „Finderin“ ist eine bessergestellte Hure, die gerade mit ihrem gutsituierten Liebhaber auf dem Weg nach Hause war. Die Hure nimmt die junge Frau mit in ihr Etablissement und sorgt dafür, dass sie wieder gesund wird. Zum Dank wird das Opfer, Ines, die sich nicht an ihren Namen oder ihre Vergangenheit erinnern kann, in dem Bordell als Dame der Nacht arbeiten. Nach einigen Monaten, bekommt Ines eine Tochter. Emily, soll nicht in die Fußstapfen ihrer Mutter treten und bekommt eine gute Ausbildung. Die inzwischen 16 jährige Emily bekommt eine gute Stellung als Hausmädchen angeboten, doch bevor sie ihren Posten annehmen kann, wird ihre Mutter getötet und Emily landet in der Gosse. Das Mädchen lässt sich aber nicht unterkriegen. An der Seite ihres Freundes Liam, findet sie so Einiges über ihre Geschichte heraus…

Was ich gelesen habe

Soweit so gut. Eigentlich ein Plot, der nicht neu ist. Was mir aber gefallen hat, ist die Schreibweise der Autorin. Tabea Koenig bezirzt mit ihren Worten und macht Lust zu lesen. Sie entführt dich in die Schottischen Highlands und zeigt dir Bilder von London und Glasgow, wie du es noch nicht gesehen hast. Die Autorin schreibt, als wäre sie selber an diesen Orten gewesen. Ihre Einblicke, in die vergangenen Zeiten sind spannend beschrieben und meiner Meinung nach, gut recherchiert.

Ich will jetzt nicht sagen, dass die Story umwerfend ist. Es sind die Hauptakteure, wie sie von der Autorin ins rechte Licht gesetzt werden. Und die Beschreibungen der Landschaften. Eine schöne Lektüre um den Kopf abzuschalten und sich zu entspannen. Koenig kann schreiben und sie sollte sich vielleicht noch an etwas tiefgründigerer Literatur versuchen. Es wird demnächst noch zwei weitere Bücher aus der Reihe geben. Ich habe mir die kommenden Bände mal auf meine Wunschliste gesetzt und werde mich überraschen lassen.

Die Autorin

Tabea Koenig ist 1992 geboren und hat sich schon seid ihrer Kindheit, für das Viktorianische Zeitalter und starke Frauen interessiert. Nach einer Schottlandreise, schrieb sie diesen historischen Roman. Es ist ihr erstes Buch! Da steckt bestimmt noch mehr dahinter… Dieses Buch ist der Auftakt, zu einer Trilogie. Die nächsten Bände stehen schon auf meiner Liste.

Mehr zu der Autorin, findest du hier. Sehr interessant!

Verlag Piper
440 Seiten
EAN 978-3-492-50241-2

Dieses Buch gehört in die Liste der Juni-Bücher. Dort werden auch Bücher von anderen Rezensenten vorgestellt. Es lohnt sich einen Blick darauf zu werfen.