von Andrea Karminrot | Nov. 25, 2020 | Historie, Rezension, Roman |
Der Fremde aus Paris ist die Geschichte des jungen Mannes Midhat Kamal, der von seinem Vater 1914 aus Palästina nach Frankreich geschickt wird. Der Vater möchte ihn davor schützen in den Dienst der osmanischen Armee eingezogen zu werden. Midhat ist ein intelligenter Junge, der das Glück hat in dem Haus eines Anthropologen, Professor Molineu und seiner Tochter Jeanette unterzukommen. Die Kultur und Sprache der Franzosen ist ihm noch nicht ganz begreiflich. Aber das ändert sich schnell und Midhat verliebt sich in die hübsche Tochter seines Gastgebers, während er Medizin in Montpellier studiert.

Doch eines Tages findet Midhat heraus, dass er selber zu einem Studienobjekt geworden ist und verlässt die Molineu’s Hals über Kopf. Er geht nach Paris und genießt die weltoffene Stadt in vollen Zügen. Seinem Vater erzählt er nicht, dass er nun Geschichte studiert. Und nicht nur Geschichte, sondern auch die Freizügigkeit der Frauen. Er debattiert mit arabischen Nationalisten, die er seine Freunde nennt.
Im Oktober 1919 kehrt Midhat in seine Heimat Nablus zurück. In eine Welt, die sich kaum verändert hat.

Das Buch Der Fremde aus Paris wurde schon in 16 Sprachen übersetzt und viele loben das Debüt der 28 jährigen Schriftstellerin über die Maßen. Ich empfinde den Roman allerdings etwas zu verworren. Ich war mit französischen Sätzen konfrontiert und all die vielen (für mich seltsam klingenden arabischen und französischen Namen) verwirrten mich. Noch dazu fehlten mir die geschichtlichen Grundlagen aus dem arabischen Raum. Freundlicher Weise gibt es eine Zeittafel hinten im Buch und nachdem ich mich durch die Geschichtstafeln palästinensischer und syrischer Nationalbewegungen gelesen habe, fing ich an, das Buch zu verstehen.

Midhat ist hin und her gerissen zwischen dem freien Leben in Europa und der Enge seiner Heimat. Im Grunde passt er, nachdem er aus Europa zurück gekehrt ist, nicht mehr in die Familie. Sein Vater zwingt ihn in eine Ehe, wobei Midaht sich dazu allerdings eine Frau aussuchen kann. In seiner Heimatstadt Nablus bleibt er immer der Sonderling, der Fremde aus Paris.
Für mich sehr interessant war die Entwicklung und das Wirken der Besatzermächte Frankreich und England. Welche Auswirkungen das Einmischen in die Grenzziehung, bzw. das Erlauben von enormen Mengen von jüdischen Einwanderern nach Palästina nach sich zog. Da wird begreiflich, wieso es nie zu Frieden in diesem umtosten Land kommen wird. Die Palästinenser wollten sich selbst bestimmen und taten alles, um sich zu befreien. Ganz nebenbei wabert auch noch die Frauenbewegung durch den Roman. Die arabischen Frauen werden schleierfrei, doch nicht lange und sie verschleierten sich wieder, um sich von den jüdischen Frauen im nahen Jerusalem und den jüdischen Siedlungen rund um Nablus zu unterscheiden.
Für mich war dieses Buch zwar spannend, hatte aber auch seine Längen. Die Hauptfigur Midhat ist der Urgroßvater der Autorin, den man in sein Herz schließen möchte.

Die Autorin
ISABELLA HAMMAD wuchs in London auf, lebt in London und New York. Ihre Erzählungen erschienen u.a. in The Paris Review und wurden mit dem Plimpton Prize for Fiction ausgezeichnet. Ihr Debütroman »Der Fremde aus Paris« ist angelehnt an die Geschichte ihres eigenen Urgroßvaters. Er wurde weltweit in 16 Länder verkauft und ist für den Observer eines der wichtigsten Debüts sowie für die New York Times einer der wichtigsten Romane 2019.
(von der Verlagsseite kopiert)
Aus dem Englischen von Henning Ahrens
Originaltitel: The Parisian
736 Seiten
farbige Landkarten
ISBN: 978-3-630-87617-7
von Andrea Karminrot | Nov. 23, 2020 | Biografie, Historie, Rezension, Sachbuch |
Selma Lagerlöf (1858-1940) kennen alle. Sie schrieb Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen. Doch Selma war noch mehr als nur die Schriftstellerin. Wusstest du, dass sie als erste Frau den Nobelpreis für Literatur bekam, dass sie sich sehr für die Frauenrechte einsetzte?

In der Romanbiografie können wir einen Blick in das Leben Selma Lagerlöf werfen. Maria Regina Kaiser macht es uns einfach, diese Frau, über ihr schriftstellerisches Können hinaus, zu lieben.
Selma wuchs als Vaters Liebling, in Strömstad, Schweden auf. Als Selma drei Jahre alt war konnte sie sich nach einem Bad in einer Quelle nicht mehr alleine bewegen. Der Vater fuhr mit dem Kind sogar zum vornehmsten Doktor in Karlstad, damit seine kleine Selma wieder die Alte wurde (obwohl er es sich eigentlich nicht leisten konnte!). Aber nichts half. Selma wurde besonders umsorgt, bekam alles was sie sich wünschte. Als die Familie dann einige Jahre später eine Reise unternahm, fing die Fünfjährige ganz unbewusst wieder zu laufen an. Etwas hinkend, aber es ging.

Damit sich das Kind besser entwickeln kann, wurde sie dann zu den reicheren Verwandten nach Stockholm geschickt. Sie bekam dort Gymnastik verordnet, die ihr gut half. Und ganz nebenher, lernte sie dort Englisch und Klavierspielen. Alles andere, wie schreiben, lesen und das nötigste der Mathematik, lernten die Mädchen der Familie Lagerlöf von ihrer Kinderfrau. In die Schule gingen sie nicht. Das hielt Selma aber nicht davon ab, später Gedichte, Reden und Poeme für die Nachbarschaft zu schreiben. Jeder, der ihre Worte las oder hörte, war begeistert.
Aber das schreiben und dichten war nicht ihre einzige Leidenschaft. Sie wollte eigentlich Flugapparate entwickeln und bauen. Doch dann kam einiges anders.
Selma durfte auf die Lehrerinnen-Schule gehen und bestand die Aufnahmeprüfung. Als Lehrerin, verdiente sie sich ihr erstes Geld und dann schrieb sie Prosa…
Jeder kennt die Reise des Gänsehüters Nils Holgerson. Doch wusstest du, dass dieses Buch eigens für die Schüler Schwedens geschrieben wurde? Selma saß sehr lange an diesem Roman, bis sie endlich die Eingebung hatte. Lagerlöf schrieb viel. Einige Bücher entstanden nach ihrer Reise nach Afrika, die sie mit Sophie Elkan unternahm. Sie wurde immer wieder inspiriert und schuf ein gutes Buch nach dem anderen, dass sie (einigermaßen) reicher machte.
Die Schriftstellerin verliebte sich in eine Sophie Elkan, die sie aber niemals anfassen durfte und gleichzeitig hatte die Autorin eine Liebesbeziehung zu Valborg Olander, die sie immer auf Händen trug und Selma jeden Wunsch von den Augen ablas. Selma Lagerlöf sprach vor Frauenversammlungen und im Radio. Das Frauenwahlrecht gab es zu ihrer Zeit noch nicht und wie fast überall in Europa, bekamen Frauen weniger für ihre Arbeit als Männer.
„Warum wir das Stimmrecht fordern? Weil wir glauben, dass unsere Hilfe bei der Lösung der großen Aufgabendes Staates gebraucht wird.“ 1911 Selma Lagerlöf auf dem Weltkongress für das Frauenstimmrecht in Stockholm
All das und noch mehr beschreibt Maria Regina Kaiser in ihrer bezaubernden Romanbiografie über Selma Lagerlöf. Aber das ist noch nicht alles. Ein Drittel des Buches, ist eine leicht zu lesende Zusammenfassung vom Leben Selma Lagerlöf’s. Welche Menschen in ihrem Leben eine besondere Rolle spielten, mit wem sie einen regen Briefwechsel führte, Selma und das Wahlrecht in Schweden, über ihre Reisen… und noch so vieles mehr. Ich war so hingerissen von diesem Buch, dass ich nicht aufhören konnte alles zu lesen.

Ganz am Ende des Buches findet man dann noch ein paar Bilder von der schwedischen Autorin. In meinen Augen eine ganz besondere Frau! So dass ich mich nun genötigt fühle, eines ihrer Bücher zu lesen, dass über Nils Holgerson hinaus geht… Ein November-Buch
Selma Lagerlöf
Die Liebe und der Traum vom Fliegen
Eine Romanbiografie von Maria Regina Kaiser
256 Seiten
ca. 15 Abbildungen
ISBN 978-3-87800-135-5
von Andrea Karminrot | Nov. 3, 2020 | Buch des Monats, Leicht, Linkparty, Nachdenklich, Rezension, Roman |
Das Buch eines Sommers, beginnt mit dem 18 jährige Nicolas der unglücklich ist. Seine große Liebe, Katharina ist weg. Doch sein Onkel (der verrückte Schriftsteller) Valentin, nimmt ihn mit auf eine unbekannte Reise.
„In dem Augenblick wusste ich, spürte es körperlich, dass Katharina nicht für immer in meinem Magen festgekrallt bleiben würde. Sie würde irgendwann loslassen“ Seite 27

Es hilft. Nicolas kann den Verlust der Geliebten verarbeiten. Onkel Valentin ist nun mal jemand, der zuhören kann. Der sein Gegenüber gerne wahr nimmt und aufmerksam ist. Gleichzeitig mit sich selber im Reinen ist, eine ausgeprägte Selbstfürsorge betreibt.
Jahre später. Nicolas ist längst mit einer wunderbaren Frau verheiratet, Er hat einen kleinen Sohn, und zusammen fahren sie in die wundersame Villa, in die der Onkel seinen Neffen damals mitgenommen hatte. Nur dieses Mal ist der Anlass eher traurig, denn Valentin ist verstorben. Nicolas steht mit seiner Firma am Abgrund und ganz nebenbei hat er vergessen, sein Leben zu leben. Eingezwängt in Sicherheit und Pflichtbewusstsein ist der Ausflug zur Villa seines Onkels wieder einmal ein einschneidendes Erlebnis.

Mitreißend
Bas Kast schreibt so mitreißend, dass ich das Buch eines Sommers kaum aus der Hand legen konnte. Es ist so sprudelnd und leicht geschrieben. Und doch ist es immer wieder mit Nachdenklichem gewürzt. Ich fieberte mit Nicolas um die Freundin, seine Familie, der Beziehung zu sich selber dermaßen mit, dass ich mich nicht losreißen konnte. Ich habe das Buch in wenigen Tagen durchgelesen. Und fragte mich immer wieder selber, in welchen Zwängen ich selbst stecke, die ich mir als ach so wichtig markiert habe. Bin ich wirklich glücklich mit dem was ich mache? Habe ich mich von der Gesellschaft beeinflussen lassen?
„Bedeutet Liebe nicht gerade, jemanden so anzunehmen, wie er im Kern seines Wesens her ist?“ Seite 87
Bas Kast verpackt Wissenschaftliches und Psychologisches perfekt in einem lesenswerten Roman. Er strotzt vor Lebenshilfen und doch ist es einfach nur ein netter Roman der einem „die Zeit vertreibt“. Aber wie wichtig ist uns dieser Zeitvertreib auf der Suche nach uns selbst? Nicolas trifft in dem Buch die Lieblingsromanfigur seines geliebten Onkels. Die beiden diskutieren mitten in der Nacht über das Leben und seinen Sinn. Dabei kommt man selber ins grübeln und reflektiert sein eigenes Leben. Sind wir wirklich auf dem richtigen Weg? Sind wir ehrlich zu uns selber?
Übrigens, keine Angst, wer nur den Zeitvertreib mit dem Büchlein sucht, kommt auch auf seine Kosten.
„Vielleicht ist es ja kein allzu großes Wunder, wenn wir uns irgendwann nicht mehr so richtig wahrnehmen. Nein. Irgendwann haben wir uns vor lauter Anpassung an die Welt da draußen von uns selbst entfremdet. Das scheint mir aber ein Rezept für chronische Unzufriedenheit zu sein.“ Seite 157

Der Autor
Bas Kast hat eine Holländische Mutter die den holländischen Namen Bas einfach passend für ihren Sohn fand. (Der deutsche Vater hätte ihn lieber Ivan genannt, dann doch besser Bas!) Geboren ist er in Deutschland, aufgewachsen in den Niederlanden, in der Nähe von Utrecht. Heute lebt er mit seiner Familie in der Nähe von Würzburg. Er hat Psychologie mit Schwerpunkt Hirnforschung studiert. Zum schreiben kam er eher aus Zufall, als er Gero von Randow von der ZEIT traf und der ihn ermutigte für ihn einen Artikel zu schreiben.
„… Dinge nicht bierernster zu nehmen, als sie genommen werden sollten. Ich bin selten ganz ernst.“
Seine Worte von seiner Seite. Auch dieses Buch verlinke ich mit den Oktober-Büchern und bei Monerl’s Welt
Das Buch eines Sommers
von Bas Kast
ISBN:9783257071504
240 Seiten
Diogenes Verlag
von Andrea Karminrot | Sep. 26, 2020 | Historie, Rezension, Roman |
Was wäre, wenn Jesus von Nazareth verheiratet gewesen wäre? Hieße seine Frau dann Ana? Wäre sie eine besondere Frau gewesen, diese Ana? Sue Monk Kidd hat eine fiktive und vielleicht doch ein wenig wahre Geschichte geschrieben. Das Buch Ana handelt von einer schönen Frau, die vielleicht eine der ersten Frauen war, die sich gegen das Männliche aufgelehnt hätte. Eine teilweise erdachte Geschichte, die die unsichtbaren Frauen dieser Zeit, sichtbar macht und vielleicht sogar einige Fragen aufwerfen könnte. Aber ganz sicher einen Roman, der einen mitnimmt, auch wenn man nicht so bibelfest ist.

Der Roman
Ana, ein Mädchen mit stürmischen schwarzen Locken und regenwolken dunklen Augen. Ein intelligentes Mädchen, das sich von ihrem Vater Schreibmaterialien und Lesefutter erbettelte. Sie war schlau, las sogar die Tora. Schreiben und Lesen war für sie unentbehrlich. Diese Ana soll verheiratet werden. Zu einem Mann ziehen, der fast dreimal so alt, wie sie selber war.
Ana ist 13 Jahre alt, Jüdin und lebt 16 n.Ch in Sepphoris, Galiläa. Die Bewohner der Stadt waren sehr gläubig und eine Frau hatte kaum einen Wert. Noch dazu war kaum eine belesen. Ana widersetzt sich dem Versuch verheiratet zu werden. Doch so einfach war es nicht. Die Hochzeit wurde vorbereitet. Dabei stellt das Mädchen auch noch fest, dass man sie förmlich verschachert hatte, gegen ein Stückchen Land…
Auf dem Markt trifft Ana den Steinmetz Jesus ben Joseph, in den sie sich Hals über Kopf verliebt, als dieser sie vor einer Steinigung rettete.
Die Hochzeit kommt nicht zustande, aber die Eltern haben einen neuen Plan, die Tochter los zu werden. Sie sollte am Ende an Herodes Antipas als Konkubine verschachern werden. Doch dann tritt Jesus vor den Vater und bittet um Ana‘s Hand.

Was ich gelesen habe
Die fiktive Geschichte um die Ehefrau Jesus fiel mir im ersten Moment etwas schwer zu lesen. Doch schnell fand ich mich mit der alten Sprache zurecht. Ein kleines Manko blieb, es treten viele Personen auf, deren Namen zu merken, nicht einfach ist. Ein kleiner Überblick auf den letzten Seiten, wäre sehr hilfreich gewesen. Stattdessen findet man eine Landkarte der Umgebung in den Umschlagseiten.
Erschreckt hat mich, wie wenig die Frauen damals geachtet wurden. Tatsächlich sogar sich selber so unter den Scheffel stellten, ihre Töchter in Ehen weitergaben, die völlig absurd waren. Die Frauen waren den Männern völlig ausgeliefert und von deren Wohlwollen abhängig. Ana, die kleine Aufbrausende und Unbedachte hatte das Glück in einem „reichen“ Haus groß zu werden. Mittellose Mädchen, mussten machen was gesagt und ausgehandelt wurde. Selbst wenn es zu einer Vergewaltigung kam, wurde dem Mädchen obendrein die Zunge heraus geschnitten, damit sie nicht weiter Böses verbreiten konnte.
Mich hat das Buch sehr mitgenommen. Der Blick auf die Geschichte Jesu macht dabei einen kleinen Teil aus. Es ist die große Liebe von Ana zu Jesus und dem Leben, das mich sehr berührt hat. Absolutes Lesefutter!

Das Buch Ana
Aus dem Amerikanischen von Judith Schwaab
Originaltitel: The book of Longings
576 Seiten
ISBN: 978-3-442-75903-3
von Andrea Karminrot | Sep. 2, 2020 | Nachdenklich, Rezension, Roman |
Zugvögel, der Vogelzug: Als Vogelzug bezeichnet man den alljährlichen Flug der Zugvögel von ihren Brutgebieten zu ihren Winterquartieren und wieder zurück.
Franny liebt das Meer. Sie ist genauso ungezügelt und wild. Die junge Frau lässt sich genauso wenig einfangen wie die Gezeiten oder die Zugvögel. Nur ein Mann hat das unmögliche einmal geschafft. Ihr Lebensgefährte und Ehemann Neil, verstand ihre Freiheitsliebe. Die Liebe zum Meer und den Meeresvögeln, verband diese beiden Menschen miteinander. Und er verstand es wie kein anderer, das Franny immer wieder ihre eigenen Wege gehen musste. Obwohl Menschen nicht in Frannys leben passen, lässt sie es zu, dass sie sich mit Neil in einem Käfig einigermaßen wohl fühlt.

Doch irgend etwas muss geschehen sein, dass Franny ein schlechtes Gewissen hat. Erst viel später bekommt man die Lösung geliefert. Aber da ist Franny schon mit einer sehr speziellen, exzentrischen Crew auf einem Fischerboot, auf dem Atlantik unterwegs. Die Zugvögel, die Küstenseeschwalben, sollen den Fischern den Weg zu dem besonderen Fischschwarm zeigen. Vögel, sowie Fische, sind schon fast ausgestorben, aber Franny glaubt an die Seeschwalben und der Skipper an die Idee Franny‘s. Doch der wilde Atlantik, zeigt den Menschen ganz klar, wer dort draußen die Macht hat. Zwischenmenschliches spielt auf dem Schiff immer wieder eine große Rolle. Und auch die Gedanken von Franny, die den Leser immer wieder mit in ihre Vergangenheit nimmt.
Ich war komplett von diesem Buch gefangen. Die Texte waren so perfekt knapp und kraftvoll geschrieben. Und doch wurde man genau von dieser Knappheit bezaubert. Ich fand, es war nicht ein Wort zu viel geschrieben. Der Schreibstil macht es einem sehr leicht, schnell in diesem Buch abzutauchen. Eingeteilt in drei Teile, liest es sich ziemlich schnell und unkompliziert. Rückblicke bringen dem Leser die Motivation der jungen Frau immer näher und erklären auch ihr unstetes Leben, die Sehnsucht nach dem eigenen Tod. Doch gleichzeitig sieht man auch die Sucht nach dem Leben, nach den Tieren, die die Freiheit suggerieren.
Für mich eines der besten Bücher in diesem Jahr.
Die Autorin
Charlotte McConaghy, Jahrgang 1988, hat irische Wurzeln und wuchs in Australien auf. Ihre Passion für die Natur und Tierwelt und ihre Erschütterung über die Auswirkungen des Klimawandels inspirierten sie zu »Zugvögel«, ihrem literarischen Debütroman, mit dem sie den internationalen Durchbruch erreichte. Sie hat einen Abschluss als Drehbuchautorin der Australian Film Television and Radio School. McConaghy lebt heute in Sydney. (Vita, vom Fischer Verlag kopiert)
Zugvögel
Roman von Charlotte McConaghy
Übersetzt von Tanja Handels
Verlag: S. FISCHER
400 Seiten
ISBN: 9783103974706