Die zwei Päpste {eine Rezension}

Die zwei Päpste, ein Buch von Anthony McCarten

Die zwei Päpste ist ein Buch aus dem Diogenes Verlag. Und ich finde, das Bücher aus diesem Verlag schon immer einen ziemlich hohen Anspruch haben. Schon auf den ersten Seiten kam ich ins straucheln. So viele Begriffe und Situationen aus der Welt der Kirche, die mich etwas überforderten. Doch nach einigen Seiten gab es sich dann und ich fand mich in einer Art Biografie der letzten zwei Päpste wieder.

Aber wie kamen die beiden Päpste eigentlich zu ihrer Ernennung? Wie geschah es, dass Benedikt am 28. Februar 2013 zurücktrat und den Weg für den intelligenten und charmanten Jorge Bergoglio aus Argentinien beziehungsweise Papst Franziskus frei machte. Genau das erzählt uns auf 400 Seiten der Autor Anthony McCarten. Tatsächlich handelt es sich (wirklich) um ein Sachbuch, das aber so aufgebaut ist, dass es spannend genug ist und man einfach immer weiter lesen möchte. Die Kapitel sind recht kurz gehalten. Die Geschichte der beiden Männer so unterschiedlich. So wie es das Leben eben schreibt.

Es kam ja bisher nicht oft vor, dass es gleichzeitig zwei Päpste gab. Normalerweise muss erst ein Papst sterben, bevor der nächste gewählt werden kann. Allerdings gibt es einen Präzedenzfall, wo schon einmal ein Papst zurückgetreten ist. Den führte Benedikt an, um seinen Platz frei zu machen.

Was ich gelesen habe

Die beiden Päpste sind so gegensätzlich. In ihrem Handeln und Denken unterscheiden sie sich sehr. Genauso ist ihr Handeln als Oberhaupt der Kirche geprägt. In dem Buch werden die beiden Männer vorgestellt, wie sie dazu kamen sich in der Kirche zu etablieren, was sie zu dem machte, was sie heute darstellen. Ihr Werdegang, welche Umwege sie machen mussten, um zu dem zu werden, was sie heute sind.

Jorge Bergoglio kommt aus Argentinien, hat dort so manches erlebt, das in dem Buch beschrieben wird. Auch in welche Verstrickungen der junge Priester gelangt war. Es gibt scheinbar noch einiges, das nicht nachzuvollziehen ist und woraus dem Papst Franziskus ein Fallstrick gedreht werden kann. Aber auch Benedikt steht nicht unbescholten da. Auch ihm wird einiges vorgeworfen, das erörtert wird. Die Hintergründe zu lesen, fand ich spannend und wirft ein ganz neues Bild auf die Vorstände der katholischen Kirche.

Auch fand ich es interessant, wie es in einer Konklave zugeht. Wie ein Papst gewählt wird. Unter welchen Maßstäben ein Oberhaupt gewählt wird. Auch wenn es sich um ein Sachbuch handelt, sehr spannend und informativ.

Der Autor und die Übersetzerin

Anthony McCarten, ist ein neuseeländischer Schriftsteller, Dramatiker, Drehbuchautor und Filmproduzent. 1961 in New Plymouth geboren, hat er nach der Schule einige Zeit als Reporter gearbeitet. Stefanie Schäfer ist eine deutsche Übersetzerin, die aus dem Niederländischen, Afrikaans, Englischen und Französischen übersetzt.

Diogenes Verlag
400 Seiten
ISBN 978-3-257-07050-7 

Ein Buch, das ich gerne zu den Monatsbücher April stelle.

Tante Poldi, ein Unikum Ü 60 {Rezension}

Tante Poldi (und die Früchte des Herrn)…

…ist ein Unikum. Ü 60, mit ihrer Perücke und ihrer auffälligen Vespa, ist sie in ihrem Heimatort Catania gut bekannt. Sie lässt nichts anbrennen. Sei es, dass da noch ein Flascherl Wein offen herumsteht oder ein schicker Kerl, mit besonders kräftigen Unterarmen, ihren Weg kreuzt. Erst vor kurzem hat sie, zusammen mit ihrem Liebhaber dem Commissario Montana, einen Mord aufgeklärt. Tante Poldi ist Mordsüchtig! Als dann der Hund der Freundin „ermordet“ wird, macht sich Poldi an die Ermittlungen. Dabei trifft sie auf den Winzer Avola. Der Mann ist so attraktiv, dass sie sich am Morgen in seinem Bett wiederfindet, zusammen mit einem ordentlichen Kater. Am Ende steckt Poldi mitten in einem echten Mordfall, der an der Wahrsagerin Guiliana. Die lag nämlich tod zwischen den Rebstöcken des schönen Winzers mit dem Poldi die Nacht verbracht hatte.

Tante Poldi und die Früchte des Herrn

Der Neffe…

…erzählt die Geschichte mit viel Wortwitz. Er berichtet, wie sich Poldi auf die Suche nach dem Mörder macht und wie sie sich aus den Verdächtigungen des Commissarios herauswindet, (immerhin ist der etwas eifersüchtig). Dabei weiß sie nicht einmal mehr, was in der Nacht tatsächlich geschah. Tante Poldi erzählt ihrem Neffen gerne, mit viel Stolz und einigen Flunkereien (er muss halt auch nicht alles wissen), wie sie die Verbrecher zur Strecke bringt. Auf diese Art begleiten wir die Tante bei ihren Ermittlungen. Manches mal, musste ich schon sehr schmunzeln. Poldi ist schon sehr witzig.

Der Autor

Mario Giordano, schreibt Romane, Dreh- und Jugendbücher. Tante Poldi gehört zu einer Serie und es sind einige Bücher in dieser Reihe entstanden. Vielleicht habe ich auch schon den einen oder anderen Tatort von ihm gesehen.
Aus einem Interview (Donaukurier)

Mario Giordano: „Man sucht als Autor natürlich genau nach solchen Figuren mit Ecken und Kanten. Nichts ist langweiliger als allzu stromlinienförmige Protagonisten. Im Falle der Poldi war es so: Ich hatte so eine Tante. Die hieß Poldi und wanderte mit 60 Jahren nach Sizilien aus, um sich – wie wir alle dachten – totzusaufen. Das hat sie auch geschafft. Sie war eine glamouröse, beeindruckende Persönlichkeit. Wir haben sie alle geliebt. Eigentlich hatte ich gar nicht so viel Kontakt zu ihr, aber als ich dann über diesen Stoff nachdachte – ich wollte immer über Sizilien schreiben, wusste aber nicht, wie ich anfangen sollte -, fiel mir die Poldi ein. Mit ihr könnte so ein heiterer Krimi funktionieren, dachte ich. Natürlich habe ich die Poldi nach meiner Fantasie gestaltet. Aber die Perücke gab es tatsächlich.“

Tante Poldi und die Früchte des Herrn (Band 2)
Verlag :BASTEI LÜBBE
368 Seiten
ISBN: 978-3-404-17523-9

Diese Buch gehört zu meinen geplanten Büchern aus dem Oktober. Die November-Bücher liegen auch schon bereit.

Arminuta oder die Zurückgekehrte {Rezension}

Die Zurückgekehrte

Ich habe gerade das Buch Arminuta [die Zurückgekehrte] zu Ende gelesen, das mich sehr begeistert hat. Kaum mochte ich es aus der Hand legen. Die wunderschöne Sprache von Donatella Di Pietrantonio verzauberte mich vollkommen. Sätze ließen Bilder im Kopf entstehen, die zart, poetisch und schön waren, gleichzeitig Wut und Hilflosigkeit vermittelten.

Arminuta

ist die Zurückgekehrte. Sie wurde als Baby an ein Pärchen weitergegeben. Aber die rechten Eltern wollten das Kind zurück, als das Mädchen Dreizehn Jahre zählte.

Arminuta kannte ihre echten Eltern nicht und fand es furchtbar, ihre Familie der letzten Jahre verlassen zu müssen. Für das Mädchen wurde vieles anders. Die Jahre in dem gut situierten Haus sind vorbei und das Mädchen muss sich völlig umstellen. Sie teilt sich ein Bett mit ihrer kleineren Schwester und die Brüder schlafen in dem selben Zimmer wie die Mädchen. Alles ist so viel primitiver als in ihrer geschenkten Familie. Aminuta vermisst das alte Leben, die Eltern und ihre beste Freundin. Das Dorf in dem sie nun leben muss, ist so einfach und hat mit der Stadt am Meer kaum etwas gemein. Aber noch mehr als über die Verwahrlosung, in der sie jetzt leben muss, kommt die Zurückgekehrte mit der Zurückgezogenheit ihrer Leihmutter zurecht. An die gegebenen Umstände kann sie sich anpassen, aber was ist mit der „Mutter“?

Ich kannte keinen Hunger und lebte wie eine Fremde unter Hungernden…“ Seite 128

Zusammenhalt

Arminuta findet eine besondere Freundin in ihrer kleinen Schwester Adriana, die so viel mutiger scheint als die große Schwester. Erst nach einiger Zeit begreift Arminuta, wie verschieden Liebe und Zusammenhalt aussehen kann. Sie bleibt immer unter einem Schutzmantel ihrer Leihmutter, die dafür sorgt, dass es dem Mädchen an nichts mangeln soll. Doch Wut über das Verlassenwordensein, lässt das große Mädchen ungerecht werden.

…was für ein Ort eine Mutter ist! …eine Zuflucht, Gewissheit..“

Unglücklich, wusste das pubertierende Mädchen nicht mehr woher sie stammte.

Schwierig ist es nicht das Mädchen sympatisch zu finden. Donatella Di Pietrantonio gibt einem die Möglichkeit zu träumen und durch die zarten Sätze Gefühle zu entwickeln, die es schwer machen, das Buch auch nur eine Minute aus der Hand zu legen. Ich habe die 224 Seiten an einem Tag gelesen.

Kapitel 32

Die Autorin und ihre Übersetzerin

Die Autorin stammt aus den Abruzzen und lebt heute in der Nähe von Pescara. Sie hat mit ihren Romanen einige Literaturpreise gewonnen. Perfekt ist die Übersetzerin Maja Pflug. Sie wurde schon sehr oft gelobt, „Maja Pflug ist eine der verdientesten Übersetzerinnen aus dem Italienischen. Als deutsche Stimme von Natalia Ginzburg, Cesare Pavese und Fabrizia Ramondino hat sie große literarische Vielfalt und stilistisches Können bewiesen …“(Autorenprofil Kunstmann-Verlag) Seit Dreißig Jahren übersetzt sie italienische Literatur.

Arminuta

von Donatella Di Pietrantonio

Kunstmann-Verlag

ISBN: 978-3-95614-253-6

224 Seiten

Arminuta

Hier kann ich noch ein Buch aus Italien empfehlen.

 

Der Augenblick der Zeit

ein Roman von

Stephanie Schuster

Stephanie Schuster schickt Einen suchend durch diesen Roman. Die junge Malerin Ina trudelt im München der Neuzeit durch ihr, sich auflösendes Leben und findet einfach nicht zu ihrer Bestimmung zurück. Vor Jahren schon, hatte sie das Malen und Zeichnen aufgegeben. Warum, wird erst im Laufe des Romans erklärt. Durch ein Gemälde, das sie auf einer Auktion in London erwerben möchte, findet sie langsam zu ihrem Talent zurück.

Dieses Gemälde ist es auch, das der Sterndeuter und Dottore George Tannstetter, 1493 in Mailand finden möchte. Noch mehr, gilt sein Interesse der Frau, die auf diesem Gemälde dargestellt sein soll. Doch leider, muss er einige Unwegsamkeiten überwinden bevor er die eventuelle neue Gemahlin von Kaiser Maximilian zu Gesicht bekommt. Statt des Bildes, trifft Tannstetter Leonardo da Vinci, dem er über die Schulter schauen darf, Maximilian den Großen und den damaligen Herrscher über Mailand, Ludovico Sforza, genannt ilMoro.

Der Augenblick der Zeit

Die Autorin schreibt zwischen den Zeiten. Mal sind wir in London und im München der Moderne, und mal verlaufen wir uns mit dem Dottore in Mailand des Fünfzehnten Jahrhunderts. Wenigen Schriftstellern gelingt es, einen flüssigen Roman mit Zeitenwechsel zu schreiben (zumindest ist mir bisher keiner untergekommen, für Empfehlungen bin ich offen). Stephanie Schuster gelingt es recht gut. Der Roman liest sich flüssig und unterhaltsam. Die Begegnungen des Dottore mit Leonardo da Vinci sind spannend geschrieben und werfen ein interessantes Licht auf den Meister. Auch haben mir die Ausführungen über die Kunst und Malerei gefallen. Welche Farben, Pigmente und Materialien verwendet wurden und wie sie hergestellt wurden.

So, bekam ich wieder große Lust in ein Museum zu gehen, um mir die alten Meister anzuschauen. Die modernen Künstler dagegen, schrecken mich etwas ab. Ina, die Malerin, hat einen Partner der genau solch eine Kunst herstellt, die mich an dem Künstlerischen zweifeln lässt.

Auch, wenn man nicht kunstbegeistert ist, langweilig war der Roman keinesfalls.

Das Thema ist nicht weit hergeholt. Tatsächlich, gibt es einen Kanadier, der sich auf einer Auktion in ein Bild vernarrt hat. Dieses über Umwege beschafft, ist er sich zu 100 % sicher, einen Leonardo da Vinci zu besitzen. Teilweise, wurde es bestätigt, aber die absolute Bestätigung wird ihm noch verweigert. Hier geht es zu dem Artikel (Spiegel, 2011) Auch schön, ein Bericht im National Geographic (2012) Einen weiteren Bericht in der Presse, findet man hier (Welt, 2015). Die Geister scheiden sich, ob sie das Bild als echten Leonardo ansehen. 2018 war der National Geographic dabei, als der Kunsthistoriker Martin Kemp, das Bild in das „Sforziada“ einfügt. Schade, dass man Leonardo nicht mehr fragen kann.

Der Augenblick der Zeit, von Stephanie Schuster

Fester Einband: 320 Seiten

Verlag Blessing

ISBN 9783896675699

Ebenfalls schöne Rezensionen bei Sommerlese und bei lesbarer

Blogtour Bella Italia, oder ein Buch zu gewinnen

Ziemlich alte Helden

von Simona Morani

Heute nehme ich dich mal mit nach Italien. Genaugenommen, nach Apulien. Was, du weißt nicht wo das liegt! Das ist sozusagen der Hacken vom italienischen Stiefel. Dort leben schon seit ewigen Zeiten, in einem urwüchsigen Dorf, ein paar alte Männer. Einer ist schon über 90 und fast blind. Seinen Führerschein musste er unter Protest abgeben. Aber seine Kumpels, haben ihm zu einer  Ape verholfen, die mindestens so alt wie der Fahrer selber ist. Zum Ärger eines Polizisten, der neu in dem Dorf ist und sich immer noch nicht den nötigen Respekt verschafft hat. Die alten Kerle machen sich einen Spaß daraus, den Beamten zu folgen. Am liebsten würde der Polizist es sehen, wenn die alten Knacker in das neue Altenheim gesperrt würden.

Das Dorfleben ist in so herrlichen Farben beschrieben und es macht Laune, die alten Einwohner mit ihren Macken kennen zu lernen. Es sind allerdings nicht nur Alte in dem Dorf, es sind auch die Jungen, die ein wenig anders sind als in der Großstadt. Alles scheint noch gut zu funktionieren. Jeder kennt jeden und weiß, was mit den Nachbarn los ist. Jeder gibt acht, dass niemandem etwas geschieht. Die Kinder, die auf den Straßen spielen, sind schon im voraus gewarnt, wenn der Alte mit seiner Ape um die Ecke kommt. Denn ein Freund des Alten hat die Ape so frisiert,  dass sie so dermaßen laut und langsam ist, und so keiner zu Schaden kommt. 
Die Alten Männer des Dorfes sind ohnehin ein gut eingeschworenes Team. Sie schleichen sich aus dem Haus, lassen alles zu Hause liegen, streiten mit ihren Frauen, um miteinander Karten zu spielen, sich über einander lustig zu machen und Probleme zu bewältigen. Ziemlich alte Helden, beste Freunde eben. Um die sich die Geschichten in diesem Buch drehen, die der Mittelpunkt des Dorfes sind.
Ich habe mich über dieses nette Buch köstlich amüsiert. Die Figuren sind so natürlich, echt und spaßig. Aber auch ein wenig ernst. Die Alten haben so ihre Sorgen, denn wie soll es weitergehen, ohne dass man in einem Altenheim ein Plätzchen findet. Sei es nun freiwillig oder mit „Gewalt“. Die Senioren aber, haben ihre eigenen Vorstellungen. Und ich finde, am Ende ist es eine gute Lösung, wie sie alle klar kommen. Lies es selbst, Lachen inklusive. 
Simona Morani ist mit ihrem Debütroman in Italien in den Bestsellerlisten gelandet und  wurde mit dem Literaturpreis für junge Autoren „Premio Zocca Giovani“ ausgezeichnet. 

Gewinnspiel

Ich habe ein Buch zu viel! Vielleicht möchtest du es ja gewinnen. Mitmachen kann jeder, der in Deutschland wohnt, über 18 ist und einen Kommentar unter meinen Post schreibt und eingetragener Leser ist. Am Besten schreibst du deine Email- Adresse dazu, unter der ich dich dann erreichen kann, um dir das Buch zukommen zu lassen. Am nächsten Freitag, dem 18.08.2017 um Mitternacht ist Schluss, dann lass ich meinen Kerl lösen. Ach alles, der Rechtsweg ist ausgeschlossen und die Kommentare mit Daten, werden nach der Auslosung gelöscht! 
Verlag Carls Books
Paperback 208 Seiten
aus dem Italienischen übersetzt von Anja Nattefort
ISBN: 978-3-570-58563-4

Jetzt noch etwas zu der Blogtour. Die läuft nämlich schon eine ganze Weile. Inszeniert von Silvia und Astrid mit ihrem Blog Leckere Kekse. Bei dieser Tour reisen wir virtuell, manchmal auch in echt durch Italien und zeigen so viel wie möglich von diesem schönen Land. Es geht um Literatur, Essen und Sehenswürdigkeiten. Und um noch Vieles mehr. Viele haben schon mitgemacht und Interessantes gepostet. Schau einfach mal bei Leckere Kekse vorbei. 
Und nun viel Glück