Das Buch eines Sommers {von Bas Kast}

Das Buch eines Sommers, beginnt mit dem 18 jährige Nicolas der unglücklich ist. Seine große Liebe, Katharina ist weg. Doch sein Onkel (der verrückte Schriftsteller) Valentin, nimmt ihn mit auf eine unbekannte Reise.

„In dem Augenblick wusste ich, spürte es körperlich, dass Katharina nicht für immer in meinem Magen festgekrallt bleiben würde. Sie würde irgendwann loslassen“ Seite 27

Es hilft. Nicolas kann den Verlust der Geliebten verarbeiten. Onkel Valentin ist nun mal jemand, der zuhören kann. Der sein Gegenüber gerne wahr nimmt und aufmerksam ist. Gleichzeitig mit sich selber im Reinen ist, eine ausgeprägte Selbstfürsorge betreibt.

Jahre später. Nicolas ist längst mit einer wunderbaren Frau verheiratet, Er hat einen kleinen Sohn, und zusammen fahren sie in die wundersame Villa, in die der Onkel seinen Neffen damals mitgenommen hatte. Nur dieses Mal ist der Anlass eher traurig, denn Valentin ist verstorben. Nicolas steht mit seiner Firma am Abgrund und ganz nebenbei hat er vergessen, sein Leben zu leben. Eingezwängt in Sicherheit und Pflichtbewusstsein ist der Ausflug zur Villa seines Onkels wieder einmal ein einschneidendes Erlebnis.

Mitreißend

Bas Kast schreibt so mitreißend, dass ich das Buch eines Sommers kaum aus der Hand legen konnte. Es ist so sprudelnd und leicht geschrieben. Und doch ist es immer wieder mit Nachdenklichem gewürzt. Ich fieberte mit Nicolas um die Freundin, seine Familie, der Beziehung zu sich selber dermaßen mit, dass ich mich nicht losreißen konnte. Ich habe das Buch in wenigen Tagen durchgelesen. Und fragte mich immer wieder selber, in welchen Zwängen ich selbst stecke, die ich mir als ach so wichtig markiert habe. Bin ich wirklich glücklich mit dem was ich mache? Habe ich mich von der Gesellschaft beeinflussen lassen?

„Bedeutet Liebe nicht gerade, jemanden so anzunehmen, wie er im Kern seines Wesens her ist?“ Seite 87

Bas Kast verpackt Wissenschaftliches und Psychologisches perfekt in einem lesenswerten Roman. Er strotzt vor Lebenshilfen und doch ist es einfach nur ein netter Roman der einem „die Zeit vertreibt“. Aber wie wichtig ist uns dieser Zeitvertreib auf der Suche nach uns selbst? Nicolas trifft in dem Buch die Lieblingsromanfigur seines geliebten Onkels. Die beiden diskutieren mitten in der Nacht über das Leben und seinen Sinn. Dabei kommt man selber ins grübeln und reflektiert sein eigenes Leben. Sind wir wirklich auf dem richtigen Weg? Sind wir ehrlich zu uns selber?

Übrigens, keine Angst, wer nur den Zeitvertreib mit dem Büchlein sucht, kommt auch auf seine Kosten.

„Vielleicht ist es ja kein allzu großes Wunder, wenn wir uns irgendwann nicht mehr so richtig wahrnehmen. Nein. Irgendwann haben wir uns vor lauter Anpassung an die Welt da draußen von uns selbst entfremdet. Das scheint mir aber ein Rezept für chronische Unzufriedenheit zu sein.“ Seite 157

Der Autor

Bas Kast hat eine Holländische Mutter die den holländischen Namen Bas einfach passend für ihren Sohn fand. (Der deutsche Vater hätte ihn lieber Ivan genannt, dann doch besser Bas!) Geboren ist er in Deutschland, aufgewachsen in den Niederlanden, in der Nähe von Utrecht. Heute lebt er mit seiner Familie in der Nähe von Würzburg. Er hat Psychologie mit Schwerpunkt Hirnforschung studiert. Zum schreiben kam er eher aus Zufall, als er Gero von Randow von der ZEIT traf und der ihn ermutigte für ihn einen Artikel zu schreiben.

„… Dinge nicht bierernster zu nehmen, als sie genommen werden sollten. Ich bin selten ganz ernst.“

Seine Worte von seiner Seite. Auch dieses Buch verlinke ich mit den Oktober-Büchern und bei Monerl’s Welt

Das Buch eines Sommers

von Bas Kast
ISBN:9783257071504
240 Seiten
Diogenes Verlag

Die Mittagsfrau (oder Helenes Geschichte)

1945, es ist Kriegsende. Der achtjährige Peter flüchtet mit seiner Mutter Helene in Richtung Westen. Wie so viele, versuchen sie in den Zügen Platz zu finden. Doch immer sind diese voll. Noch geht er jeden Tag in den Milchladen, in dem die Schule abgehalten wird. Jeden Tag sind es weniger Kinder. Doch heute kam auch der Lehrer nicht mehr. Peter läuft nach Hause und findet die Wohnungstür in dem halb zerbombten Haus notdürftig verschlossen. Drinnen hört er die Mutter und die Russen.


Bald darauf bekommt Helene, die Mutter einen Tipp. Es gehen mehr Züge Richtung Westen und sie finden Platz in dem überfüllten Zug. Kurz vor Pasewalk hält der Zug und die Menschen strömen auf den Bahnhof. Helene setzt ihren Sohn auf eine Bank und zwingt ihn auf sie zu warten. Und dann verschwindet sie.

Diese Geschichte ist erst das Vorspiel zu dem eigentlichen Roman über Helene und ihre Familie. Helene ein zartes und intelligentes Mädchen und doch ist sie zäh und beißt sich durch. Der Roman ist fast prosaisch geschrieben, der sich in den Gedanken des Lesers festsetzt. Kein Roman, den man zwischendurch einmal zur Hand nehmen kann. Die Geschichte Helene‘s beginnt in Bautzen. Ihre Schwester Martha ist ihr die wichtigste Person. Die „verrückte“ Mutter liebt ihre Mädchen nicht, schon gar nicht die Jüngste, Helene.

Wären doch noch die Jungen am Leben, die die Mutter geboren hat. Doch die Mädchen halten aneinander fest. Der Vater, besessen von der Mutter, muss in den Krieg ziehen und kommt erst Jahre später zurück, um zu sterben. Schon die Absonderlichkeiten dieser Familie scheinen einen Grundstein für das Verhalten von Helene gelegt zu haben. Helene kommt 8 Jahre vor dem ersten Weltkrieg auf die Welt. Wächst in einem Haushalt auf, der viele Fragen aufwirft. Ist die Mutter gar eine Jüdin?

Auf über 400 Seiten, die Geschichte von Helene die ihren Jungen auf einem Bahnhof sitzen lies
Wenig erklärend, reihen sich die knappen, eindringlichen Sätzen aneinander. Doch hat man bald ein sehr genaues Bild von dem, was sich in dem Leben der Mädchen entspinnt.
Lange schon liegt dieses Buch in meinem Regal. Es hat auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Interessant, dass Bücher manchmal ein Eigenleben haben. Es ist schwierig den Einstieg zu finden. Die Sätze und Wörter fallen über den Leser her und verwirren. Aber zwischen den Zeilen finden sich die Antworten.

Das Buch aus der Hand zu legen, wäre ein Fehler, denn sonst könnte man etwas verpassen. Man sollte in der richtigen Stimmung sein, um diesen gewaltigen Roman zu genießen. Julia Franck trifft mit ihrer Sprache genau die Zeit der 1920 und 1930, weshalb es mir am Anfang wohl auch etwas schwer fiel, zu begreifen. Und doch genau das scheint es zu sein, weshalb sich dieser Roman in den Gedanken festsetzt.
Zu Recht hat Julia Franck mit diesem Roman den Deutschen Buchpreis 2007 bekommen.

Die Mittagsfrau
Verlag: FISCHER
432 Seiten
ISBN: 978-3-596-17552-9
Autorin: Julia Franck

Ein Buch, das ich gerne zu meinen Herbstbüchern stellen mag.

Kinder ihrer Zeit {Roman von Claire Winter}

Kinder ihrer Zeit, spielt im noch nicht geteilten Berlin der 1950er Jahre. Es sind die Zwillinge Alice und Emma, die hier die Hauptakteure sind. Die Mädchen waren kurz vor Kriegsende mit ihrer Mutter aus Ostpreußen auf der Flucht, als sie auf gemeine Weise getrennt wurden. Beide glaubten voneinander, dass die Andere Tod und verloren sei. Dabei hatte Emma das Glück, bei ihrer Mutter zu sein und ein Leben im westdeutschen Berlin zu führen. Ihre Schwester Alice wurde von einem russischen Major gerettet. Sie fand in dem noch nicht geteilten Berlin, auf der Ostseite und in verschiedenen Heimen, wo sie den Sozialismus gepredigt bekam, eine Heimat.

Emma wollte nicht glauben, dass es ihre Schwester nicht mehr gab. Hoffnungsvoll füllte sie eine Suchmeldung des Roten Kreuzes aus. Aber als ihre Mutter mitbekam, was Emma gemacht hatte, wurde sie sehr böse und zerriss den Brief der Hilfsorganisation. Sie glaubte nur an den Tod ihrer Tochter.
Auch Alice erfährt auf Umwegen, von der Suche nach ihr. Die Mauer in der Stadt Berlin ist noch nicht gebaut und die Menschen können ohne große Schwierigkeiten immer noch die Seiten wechseln. Sie macht sich auf die Suche nach ihrer Schwester und wird fündig.

Kinder ihrer Zeit, was ich gelesen habe

Das Buch ist in mehrere große Kapitel unterteilt. Anfangs begleitet man die Mädchen auf ihrer Flucht und durch ihre Kindertage. Aber schnell landet man in der Zeit, die vor dem Mauerbau in Berlin spielt. Die verschiedenen Gesinnungen dieser Zeit spielen eine enorme Rolle.

Aber es sind nicht nur die beiden Mädchen, die zur Sprache kommen. Da ist zum Beispiel der Forscher Julius, der eine besondere Rolle im Leben von Emma bekommt. Auch Max, Emmas bester Freund ist eine interessante Figur. Er engagiert sich viel in den Flüchtlingslagern Westberlins. Er bekommt ein Angebot, dass ihn dann in Zweifel stürzt, ob sein System das Richtige ist. Dann ist da noch Irma, eine alte Freundin aus dem Heim, in dem Alice groß geworden ist. Sie hat was zu verbergen. Und noch so Einige andere Personen, die immer wieder Zweifel an der Zukunft haben.

Zweifel und Misstrauen

Claire Winter hat es gut gemacht. Sie verstrickt die verschiedenen Figuren miteinander, zu einem völlig mitreißenden Roman über eine Zeit, die voller Zweifel und Misstrauen besteht. Wer kann wem trauen und wer ist wirklich dein Freund? Die Autorin schreibt nicht geschnörkelt und doch hat die Geschichte immer noch Platz für ein wenig Schmalz Liebe. Ihre Geschichte ist eine Mischung aus Fiktion und Wirklichkeit. Am Ende konnte ich das 573 Seiten starke Buch nicht aus der Hand legen und musste wissen, wie es ausgehen wird. Die Spannung lässt fast auf keiner Seite nach. Ein gelungener, spannender Roman.

Als (West-)Berlinerin bin ich besonders angetan, dass sich die Orte in dem Roman mit der Realität decken. Sehr wissenswerte Dinge sind in einem besonders unterhaltsamen Roman untergebracht. Claire Winter führt am Ende eine Menge interessante Literatur auf, die noch Einblick in die damalige (Spionage-)Zeit bringen kann.

Kinder ihrer Zeit

Autorin Claire Winter
Diana-Verlag
576 Seiten
ISBN: 978-3-453-29195-9

In meinen Augen ein absolutes Lesevergnügen, das Spannung und ein bisschen Liebesgeflüster vereint. Deshalb verlinke ich es mit den September-Büchern

Klugscheißer Royal deluxe

Klugscheißer Royal deluxe, die Fortsetzung

Es ist schon ein bisschen her, dass ich das Buch Klugscheißer Royal gelesen habe. Schon damals fand ich den Schreibstil von Thorsten Steffens ganz gut. Der Roman macht einfach Laune zu lesen. Der Hauptdarsteller, Timo Seidel, nimmt sich selber nicht mehr so ernst wie im ersten Buch. Er hat aus seiner Klugscheißerei gelernt und versucht nicht immer den Klugscheißer heraus hängen zu lassen. Das gelingt ihm auf den ersten Seiten fast schon ganz gut. Bis ihm der Kragen platzt, als er in der Tram zuhören muss, wie ein Pärchen, das ihm gegenüber saß, völlig dusselige Worte benutzte.

Das war dann aber auch ein Ausrutscher und Timo reißt sich fast immer zusammen. Denn er geht wieder zur Uni und möchte endlich Nägel mit Köpfe machen, indem er sich als Lehrer ausbilden lässt. Schon im ersten Buch hat Timo durch Zufall eine Klasse in der Abendschule als Aushilfslehrer übernommen. Er fühlt sich nun mit 29 Jahren endlich erwachsen genug, sein Studium zu beenden.
In der Uni trifft Timo auf die bildhübsche Sophie und verknallt sich in die YouTuberin. Wenn da nicht noch sein neuer, bester Kumpel Lennart wäre, der alle Frauen in Timos Umgebung angräbt.

Was ich gelesen habe

Auch dieses Buch Klugscheißer deluxe fand ich wieder sehr witzig. Mich bekommt man nicht oft zum lauten Lachen, aber hier musste ich wirklich immer wieder prusten. Thorsten Steffens hat ein Händchen für Situationskomik. Am liebsten mag ich allerdings die Stellen, in denen Timo mit der Tram unterwegs ist. Und wie er sich in der Abendschule als Lehrer durchschlägt. Dort gibt es nämlich noch seine Widersacherin Barbara, die ihn scheinbar auf den Tod nicht ausstehen kann.

Wieder werden manche speziellen Wörter gesondert erklärt, was nur noch mehr zum lachen reizt. Mir haben die 264 Seiten wieder sehr großen Spaß gemacht. Vielleicht wird der Autor noch einen AnschlußKlugscheißer schreiben, denn der Schluss lädt dazu ein. Und weil mir der Roman sehr gefallen hat, stelle ich ihn natürlich wieder gerne zu meinen Auswahlbüchern für den August und bei Monerls bunte Welt zu den Topps!

Autor Thorsten Steffens
ISBN 978-3-492-50165-1
272 Seiten
Piper Humorvoll Verlag:

Hiergeblieben! Ein Holiday Reisebuch

HOLIDAY Reisebuch: Hiergeblieben! 55 fantastische Reiseziele in Deutschland

Deutschland ist eine Reise Wert. Und das wird in diesem Hiergeblieben Reiseführer richtig deutlich. Was muss man extra in die Ferne schweifen, wenn wir in unserem schönen Land doch genauso schöne Ziele haben.
Statt zwischen Juni und Juli zur Lavendelblüte in die Provonce nach Südfrankreich, kann man auch in die Lüneburger Heide reisen. Dort kann man genauso wunderschöne Bilder machen. Die violetten Erikastauden leuchten zwischen August und September. Im Gegensatz zu Frankreich ist es in der Heide dann nicht mehr ganz so heiß.

Auch muss man nicht extra zum schiefen Turm von Pisa, wo es doch auch in Deutschland einen schiefen Turm in Bad Frankenhausen gibt.
Wer unbedingt nach Florenz will, weil er sich die Ponte Veccio ansehen möchte, muss gar nicht so weit fahren, denn in Erfurt gibt es die Krämerbrücke. Über die Gera steht die größte durchgehend bebaute Brücke Europas!
Selbst eine Reise nach Wien könnte man sich schenken, wenn man nur wegen des Burgtheater hin fahren wollte. Denn in Dresden steht doch die Semper Oper. Beide Opernhäuser sind nach Plänen von Gottfried Semper realisiert.

So gibt es einige tolle Reiseziele in Deutschland, die eine weite Reise nicht unbedingt notwendig machen. In dem Reisebuch von Jens Rooij bekommt man das nötige Input und tatsächlich gibt es Einiges, das man sich bestimmt noch nicht angesehen hat. Er beschreibt die Sehenswürdigkeiten sehr ansprechend, seine Texte fordern dich heraus, sich einmal in deinem eigenen Land umzuschauen. Wer muss schon so weit fahren, um sich wie in Manhattan zu fühlen, wenn die Skyline von Frankfurt einen ähnlichen Effekt hätte.

Jens Rooij gibt Tipps, wohin man außerdem noch vorbei schauen könnte. Sehenswürdigkeiten, die man sonst vielleicht übersehen würde. Er hat Restauranttipps und empfiehlt auch Hotels. Sehr schön, da überall eine Internetadresse dabei steht, damit man sich schlau machen kann. Auch bei den Ausflugstipps findet man dazu immer eine Adresse im Netz. 50 wunderschöne Fotos laden dazu ein, sich Deutschland mal näher vor die Linse zu nehmen.

Nachdem ich diesen Reiseführer durchgeblättert hatte, habe ich mir gleich mehrere Ziele heraus geschrieben, die ich unbedingt noch sehen möchte. Vielleicht stelle ich dann auch Vergleiche an, ob es dort, wo ich damals war auch so schön war, wie bei mir in Deutschland.

ISBN 3834231215
240 Seiten
Verlag Travel House Media GmbH
Autor Jens van Rooij

Dieses Buch passt hervorragend in die Monatsbücher Juni