von Andrea Karminrot | Nov 7, 2019 | Historie, Nachdenklich, Roman |
„Es ist was, das ich tun muss“ {Ein anderer Takt}
1957, die beschauliche Kleinstadt Sutton im Süden Amerikas. Die weißen Farmer treffen sich, wie fast immer, in dem kleinen Lebensmittelladen. Die Männer stehen beieinander, trinken Bier und reden über dies und das, als ein Lastwagen, beladen mit Salz nach dem Weg zur Tucker-Farm fragt. Die Männer geben Auskunft und sind erstaunt, was Tucker, der schwarze Farmer, mit so viel Salz vorhat. Sie machen sich kurze Zeit später selber auf den Weg zur Farm.
Tucker ist inzwischen dabei, das Salz auf seinem Feld auszubringen, wie eine Saat im Frühjahr. Die angereisten Zuschauer sitzen auf seinem Zaun und diskutieren darum, wie sie den Mann dabei aufhalten könnten, sein Land zu zerstören. Als das Salz ausgebracht ist, geht Tucker in den Stall, holt seine Tiere heraus und erschießt sie. Zum Schluss, zündet er sein Haus an. Zusammen mit seiner Frau und seinem Kind verlässt er, während die Zuschauer immer noch auf seinem Zaun sitzen, zu Fuß die Stadt.
Das ist allerdings erst der Anfang. Denn nachdem die Tucker-Familie die Stadt verlassen hat, beginnen sämtliche Afroamerikaner den Landkreis zu verlassen. Die Weißen sehen dabei nur zu und wissen damit nicht umzugehen.
Ein anderer Takt, was ich gelesen habe
In dem Roman kommen mehrere Personen zu Wort. Und immer ist es, als würden die Erzähler etwas verloren haben, dass sie am Ende wiederfinden. Das Verlorene ist, dass sie vergessen haben auf ihre Intuition, auf ihr Bauchgefühl zu hören. Immer machen sie sich Gedanken darum, ob das der richtige Weg wäre und am Ende hängen sie fest, fühlen sich versteinert und unbeweglich. Sie hätten es einfach machen können.
„Jeder kann seine Ketten abstreifen“ (Seite 147)
Man muss sich nur aus seinen Zwängen befreien…
Immer wieder wird der Konflikt Schwarz-Weiß in dem Buch zum Thema. Doch ist es, für mich, nicht das Grundthema. Das Ende finde ich grausam, wie es in diesen Landstrichen üblich war. Aber das beschreibt wieder den Sarkasmus des Autors. Eben noch schrieb er darüber, dass man sich befreien kann, und im nächsten Moment wird man dafür bestraft, dass man es tat.
„Vielleicht haben wir den Glauben an uns selbst verloren. Wenn wir etwas tun müssen, tun wir‘s nicht einfach, sondern denken darüber nach; wir denken an all die Leute, die sagen, dass man bestimmte Dinge nicht tun soll. Und wenn wir dann darüber nachgedacht haben, tun wir‘s einfach nicht.“ (Seite 114)
Ein anderer Takt, ist für mich ein absolut satirischer Roman. Doppeldeutigkeit und schwarzer Humor stehen in jeder Sicht, im Vordergrund.
Jessica Kelley, sagte über ihren Vater, dass er für seine experimentelle Prosa und seine satirische Darstellung der Rassenbeziehung in den Vereinigten Staaten bekannt war. William Melvin Kelley, der 1937 auf Staten Island geboren wurde, lebte einige Zeit in New York, Paris und Jamaika, um 1977 wieder in die Staaten zurück zu kehren. Kelley wurde klar, dass die Gerichte in seinem Land Amerika sich niemals vom Staat lösen können. Sie sprechen ihre Urteile in Abhängigkeit zum Staat. Zu diesem Schluss kam er, als er in der erster Reihe den Fall Malcolm X beobachtete.
William Melvin Kelley 1937 geboren, schrieb viele Kurzgeschichten und war Dozent für Kreatives Schreiben am Sarah Lawrence College. Aber nicht nur das Schreiben faszinierte ihn. Er war auch ein begeisterter Fotograf und drehte Kurzfilme. A Different Drummer (Ein anderer Takt) veröffentlichte William Melvin Kelley 1962, als seinen Debütroman. Er starb 2017 in Harlem.
ISBN 978-3-455-00626-1
Von William Melvin Kelley
(Original A Different Drummer)
Verlag Hoffman und Campe
304 Seiten
Übersetzung von Dirk van Gunsteren
Eines muss ich noch los werden! Ich habe ein anderer Takt als Ebook gelesen und habe wieder einmal feststellen müssen, dass Bücher sich anders lesen. Ich habe mir den Roman bei meinem Buchdealer angesehen. Die Sätze lasen sich anders und das Vorwort beim Ebook, war im Papierbuch ein Nachwort. Auch die Seiten sahen wesentlich angenehmer proportioniert aus. Warum das so ist, da habe ich keine Ahnung. Tatsächlich tendiere ich doch mehr zum echten Buch.
Dieses Buch gehört auf jeden Fall zu meinen Novemberbüchern. Eine andere Linkparty findest du bei Moner’l bunte Welt
von Andrea Karminrot | Okt 5, 2019 | Rezension, Roman, Sience Fiktion |
Die Gabe
Magst du auch Bücher, die von übernatürlichen Gaben handeln? Ich schon. Dabei finde ich es immer toll, wenn es ziemlich wirklichkeitsnah bleibt. Eine Gabe, wie hellsehen oder heilen. In diesem Buch geht es um eine Gabe, die Menschen verletzen kann. Und es können eigentlich alle, außer die Männer. Als ich die Empfehlungen für dieses Buch gelesen habe, fand ich es eigentlich ganz interessant.
Inhalt
Bisher waren die Mädchen hilflos. Aber plötzlich haben sie die Macht, ihren Widersachern mit elektrischen Schlägen, die sie über ein bisher unbekanntes Organ erzeugen können, nieder zu strecken. Welche Macht sie damit plötzlich haben! Es sind die Männer, die zu Opfern werden und am Anfang mit dieser Situation so gar nicht klar kommen, waren sie es doch, die bislang die Welt regiert haben. Vielerorts gehen die Frauen auf die Straßen und demonstrieren ihre Macht. Manches mal eskaliert es, doch je länger die Frauen mit der Fähigkeit leben, desto besser können sie es kontrollieren und setzen die elektrischen Schläge gezielter ein. Die Welt verändert sich.
Was ich gelesen habe
So richtig hineingefunden habe ich mich nicht in dieses Buch. Die Geschichte war mir einfach zu abstrakt und zu flach erzählt. Die Protagonisten wechselten mir zu oft und mir blieb der Sinn dieses Romans einfach auf der Strecke. Schade, dabei könnte man bestimmt aus der Idee „Frauen wehrt euch“, eine gute Geschichte schreiben.
Ich habe es nicht geschafft, dieses Buch zu Ende zu lesen. Weshalb mir bestimmt ein fulminantes Ende erspart blieb. Ich hätte gerne einen guten feministischen Sciencefiction Roman gelesen, aber irgendwie war mir das hier dann doch zu viel.
Die Autorin
Naomi Alderman wuchs in London auf. Sie ist Professorin für kreatives Schreiben. Die Autorin wurde schon mit mehreren Preisen ausgezeichnet und für ihr Buch Die Gabe, erhielt sie den Women’s Prize for Fiction.
Wiedereinmal wird mir klar, dass nicht jeder das selbe aus den Büchern heraus liest. Übersetzt wurde das Buch Die Gabe von Sabine Thiele, die schon einiges übersetzt hat.
Originaltitel: The Power
aus dem Heyne Verlag
Taschenbuch
480 Seiten
Tatsächlich gefiel mir dieses Buch nicht. Weshalb ich es auch nicht zu meinen Septemberbüchern stellen möchte. Da passt es einfach nicht dazu!
von Andrea Karminrot | Sep 18, 2019 | Buch des Monats, Krimi, Linkparty, Rezension, Sience Fiktion, Thriller |
Nullsummenspiel
Ein Science-Fiktion-Krimi von S.L.Huang
Nullsummenspiel. Das liegt nahe, bei einer Protagonistin, der ununterbrochen Zahlen durch ihr Gehirn schwirren. Cas Russel ist eine Privatermittlerin, die sich mit Mathe verdammt gut auskennt. Sie berechnet ihre Situationen und Wahrscheinlichkeiten innerhalb kürzester Zeit, was dazu führt, dass sie unmögliche Momente möglich macht. Was aber alle Menschen mit besonderen Fähigkeiten scheinbar innehaben, ist, dass diese Menschen Schwierigkeiten bei sozialen Kontakten haben. So geht es unserer Cas auch. Menschen sind schlecht zu berechnen, weshalb sie keine Freunde hat. Nur Menschen, die ihr „imponieren“ finden eine „Beziehung“ zu ihr.
Cas kommt an einen Fall, der ihre zu berechnende Welt etwas ins schwanken bringt. Sie trifft auf eine Person, die sich in ihr Hirn hackt. Die Privatermittlerin fängt an, an sich und ihren Mitspielern zu zweifeln. Und das, ist ihr noch nie untergekommen. Ihr mächtiger Gegner beeinflusst die Welt und ermordet andere Mächtige. Wie immer ist es die Macht, die verlockt.
Was ich gelesen habe
Anfangs war ich etwas überfordert in dem Nullsummenspiel. Das Cas ein weiblicher Ermittler mit einer dunklen Hautfarbe ist, war mir nicht klar, denn sie wird überhaupt nicht vorgestellt. Ich wurde direkt in die Story hineingezogen. Extrem rasant flog ich über die ersten Seiten und fand mich in einer wilden actionreichen Story wieder. Für S.L. Huang ist es ihr erstes Buch und ich finde die Hollywood-Stuntfrau und Schusswaffenexpertin, hat ein prima Debüt abgeliefert. Ihre Hauptdarstellerin ist nicht gerade sympatisch, aber ich mochte diese quirlige Stehauffrau sofort. Cas Russel lässt sich nämlich durch nichts aus der Ruhe bringen. Sie durchrechnet ihre Situation ziemlich schnell und handelt. Ich konnte diesen Roman nicht aus der Hand legen und hatte stets das Gefühl, ich würde sonst etwas verpassen. Die Geschichte rast so schnell, dass man sich richtig konzentrieren muss, nichts zu übersehen. Die fehlende Empathie anderen Menschen gegenüber macht sie wett, indem sie andere Extraintelligente Menschen kennenlernt und mit diesen versucht, den Fall zu lösen. Bis zur letzten Seite blieb ich ohne eine Ahnung, wie die Lösung aussehen könnte. Und der Schluss lässt auf jeden Fall einen oder mehrere Folge-Thriller zu.
Das dieses Buch allerdings in die Sciensfiktionabteilung sortiert wird, kann ich nicht nachvollziehen. Meines Erachtens ist es ein Thriller mit einer winzigen Portion Übersinnlichem. Ich bin gespannt, ob uns S.L. Huang mit einem Nachfolger zu Nullsummenspiel versorgen wird.
Wenn dich die Autorin interessiert, hier ist ihre Autorenseite. Übrigens eine tolle Frau.
Credit fotos von http://chrismassa-photography.com/
Die Übersetzer aus dem Amerikanischen sind, Stefanie Adam und Kristof Kurz
Aus dem Heyne-Verlag
Taschenbuch,
432 Seiten
ISBN: 978-3-453-32000-0
Dieses Buch stelle ich in das Regal für die Septemberbücher. Dort tummeln sich schon ein paar richtig tolle Buchvorstellungen. Außerdem verlinke ich meinen Beitrag bei Monerl’s Monatshighlights
von Andrea Karminrot | Jul 10, 2019 | Historie, Nachdenklich, Rezension, Roman |
Einst waren sie Brüder
ein Roman von Ronald H.Balson
Ben Solomon und Otto Piontek wuchsen, seitdem sie 12 waren, zusammen in Polen auf. Es war Anfang 1930, als Ottos Vater an die Tür der Familie Solomon klopfte, um dort seinen Sohn unterzubringen. Selber war er nicht dazu in der Lage, seinem Sohn ein anständiges Dach über dem Kopf zu verschaffen. Die Mutter Ottos sei nach Deutschland abgehauen. Die Solomons nahmen den Jungen gerne auf und verhalfen ihm zu einer guten Schulbildung. Ben Solomon war in dem selben Alter wie Otto und die beiden Jungen wurden unzertrennlich, fast wie Brüder. Nur, dass Ben auf eine jüdische Schule und Otto in eine Katholische ging.
Es änderte sich alles, als die Deutschen sich daran machten, Polen zu „säubern“. Otto wurde von der zurückgekehrten Mutter bei den Deutschen untergebracht. Sie hatte ihrem fast erwachsenen Sohn eine Stelle in der SS verschafft. Und die Solomons erlitten die Schmach der Juden dieser Zeit. Otto, lange Jahre der Ziehsohn der Solomons, lernte die Juden zu verachten.
Der Inhalt
Eigentlich geht es in dem Roman darum, dass Ben 2004 einen reichen, jüdischen, Chicagoer Geschäftsmann auf offener Straße angreift und ihn bedroht. Ben ist sich sicher, dass dieser Mann Otto Piontek ist, sein ehemaliger Bruder. Eine Freundin Ben‘s versucht die Anwältin Catherine Lockhard zu engagieren, um Ben in seiner Angelegenheit zu vertreten. Catherine lässt sich erweichen und hört dem alten Mann zu, während er seine Geschichte erzählt. Immer wieder versucht sie auf den Kern einer Anklage zu drängen, doch Ben möchte seine ganze Geschichte erzählen.
Und so setzt sich der Roman aus zwei Zeiten zusammen. Ronald H. Balson setzt die zwei Zeiten gekonnt zusammen. Immer wieder stellt sich eine erholsame Pause zwischen den Geschichten ein. Denn die Taten der Deutschen von damals, sind nach wie vor unfassbar.
Was ich gelesen habe
Ich bin nicht so schnell mit dem Roman warm geworden. Die Erzählweise kam mir zu abgehackt, zu belehrend vor. Ähnlich wie in der Schule, erhielt ich Geschichtsunterricht und die eigentliche Geschichte von der Anwältin und ihrem Mandanten, die das Grundgerüst des Romans darstellt, verschwand hinter den Gräueltaten der Nazis. Erst ab der Mitte des Buches, konnte ich mich mit der Story anfreunden. Ich habe noch nie einen Roman von Ronald H. Balson gelesen, weshalb ich nicht beurteilen kann, ob er immer so schreibt. Vielleicht liegt es auch an der Übersetzung. Und manchmal, ist es nicht der richtige Moment ein Buch zu lesen.
Auch der Titel des Buches gefällt mir nicht. Denn, auch wenn Hannah in der Geschichte eine große Rolle spielt, sind es doch die zwei Männer, die Brüder, die im Vordergrund stehen. Der Originaltitel Einmal waren wir Brüder , passt wesentlich besser.
Wirklich überzeugt, hat mich dieses Buch erst zum Ende hin.
Bücher aus dieser Zeit interessieren mich sehr. Dieses Buch verlinke ich mit den Julibüchern und bei Bücher #Miteinander-Statt-Gegeneinander
Ein Roman von Ronald H. Balson
Übersetzer/in Gabriele Weber-Jarić
Aufbau Verlag
498 Seiten
ISBN 978-3-7466-3509-5
von Andrea Karminrot | Mai 20, 2019 | Buch des Monats, Linkparty, Rezension, Roman |
Glück am Morgen
von Betty Smith
Wie war das? Eine Beziehung vor gut 70 Jahren? Eine Ehefrau unterstützt ihren Mann in allen Belangen. Sie macht das Heim schön und sorgt für Wohlfühlstimmung und Glück im Haus. Und sei das Zuhause auch noch so klein. Annie und Carl sind gerade mal 18 und 20 Jahre alt, als sie einander heiraten. Ganz langweilig, ohne die Familien, denn die Eltern wissen noch gar nichts davon, dass die Beiden sich das Ja-Wort geben, sich jeden Tag das Glück am Morgen wünschen.
Carl studiert erfolgreich Jura und Annie hatte bisher ihre Mutter im Haushalt unterstützt und ist zusätzlich arbeiten gegangen. Sie verlassen ihre Familien und nun müssen die beiden jungen Eheleute ein eigenes Leben organisieren. Aber alleine durch ihre Liebe zueinander, meistern sie ihre Sorgen und Nöte.
Was ich gelesen habe
Betty Smith schrieb vor 50 Jahren diesen Roman. Ihre Worte fließen durch einen hindurch und man genießt das Glück und die Liebe der jungen Menschen. Die Geschichte mutet in manchen Situationen etwas altbacken an und doch fühlt man sich in dem Buch sehr wohl. Annie begibt sich in ihrer Beziehung, in eine devote Rolle, die damals sicherlich Standard war. Aber immer öfter will sich die junge Frau durchsetzen und streitet mit Carl. Annie besticht darüber hinaus, durch ihre so (un)aufdringliche und naive Art. Und Carl? Der beginnt zu begreifen, dass das Eheleben nicht immer nur ein Zuckerschlecken ist. Er versteht es, dass die Frauen sich verändern und genauso viel wert sind wie die Männer. Er liebt seine Annie über alles …
Ich mochte das Buch sehr. Irgendetwas hat mich an der Geschichte gefesselt, ohne dass ich sagen kann, was es war. Eigentlich „plänkelt“ (ein Wort, dass Annie im Zusammenhang mit ihrem Friseur benutzte), der Roman vor sich hin. Doch es ist nicht langweilig! Es lohnt sich das Buch zu lesen.
Kennst du auch Bücher, die so vor sich hin „plänkeln“ und doch lesenswert sind?
Die Autorin
Betty Smith ist am 15. Dezember 1896 in Brooklyn geboren. Sie hat einige Bücher geschrieben, die immer unter den besten 10 der Bestseller-Liste waren. Ihre Bücher wurden auch verfilmt und als Bühnenstück auf dem Broadway aufgeführt. 1965 wurde Joy in the Morning mit Richard Chamberlain und Yvette Mimieux verfilmt.
1971 verstarb die Schriftstellerin in Connecticut.
Verlag: Suhrkamp
383 Seiten
ISBN: 9783458177852
Übersetzerin: Eike Schönfeld
Mein Buch des Monats Mai
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