Moorlande

Moorlande spielt auf einer Insel im Great Massasauga Sumpf in Michigan, in einem sehr konservativen Teil Amerikas. Hauptdarsteller sind 4 Frauen und das elfjährige Mädchen Dorothy. Hermine Zock ist das Oberhaupt und Mutter auf der Insel, die kein Mann betreten darf. Sie ist bekannt dafür, dass sie „Arzneien“ und Mittelchen gegen alles hat. Legt man eine Muschel auf ihren Tisch am Festland, bekommt man vielleicht eine Medizin, die das ungewollte Menschlein im Bauch abtreibt. Aber man kann auch das geborene Menschlein in ein Körbchen legen, das ebenfalls an diesem Tisch bereitsteht. Dann wird Hermine das Kind an sich nehmen und sich ein Leben lang darum kümmern. So wie es schon ihre Mutter vor ihr getan haben mag.

Moorlande

Als Hermines wunderschöne und auf ihre Art magische Tochter Rose selber ein Kind bekommt, lässt sie diese es bei ihrer Mutter in den Sümpfen. Dorothy wächst dort bei ihrer Großmutter auf, während Rose zu ihrer Schwester nach Kalifornien flüchtet. Immer mal wieder taucht sie auf der Insel auf und dann umschwärmen sie die Männer der Gegend wie die Motten das Licht. Dorothy, oder Donkey, wie sie genannt wird, vermisst ihre Mutter und wünscht sie sich immer wieder heim. Das Kind ist ein Mathegenie, lernt aus Büchern, was es über Zahlen zu lernen gibt und sieht darin ihre eigene Wahrheit, während sie ihrer Großmutter auf der primitiven Insel zur Hand geht. Sie leben dort im Einklang mit der Natur, während auf dem Festland die Menschen versuchen der Erde mehr abzutrotzen als diese geben mag.

Mensch und Natur

Der Roman besticht durch seine Beschreibung der Umgebung, der Natur und der Figuren. Die Autorin zieht den Leser in die Sümpfe und die Wildnis. Aber auch die Wildnis in den Köpfen der Menschen, die dort leben. Welches dunkel Geheimnis der eine oder andere Bewohner dort mit sich herumträgt. Die Mädchen und Frauen der Insel tragen ihre eigenen Geheimnisse mit sich herum und am Ende treffen alle losen Enden zu einem ordentlichen Knoten zusammen. Donkey ist dabei eine Schlüsselfigur, die mit ihrer kindlichen Naivität so manche Katastrophe auslöst und gleichzeitig dafür sorgt, dass die Frauen der Insel wieder mehr zusammenrücken. 

Es ist schwierig, dieses Buch zu beschreiben. Einerseits hat es mich angezogen, auf der anderen Seite mochte ich nicht weiterlesen. Es hat mich beschäftigt und auch wieder etwas gelangweilt. Die Natur hielt mich und gleichzeitig stießen mich die Menschen ab. Dorothy ist so naiv beschrieben und doch so intelligent. Rose ist so ignorant und doch so bezaubernd nachlässig. Ihre Schwestern sind ebenfalls sehr eigensinnige Wesen und vor allem Hermine, die eine starke Frau ist, die alles in ihren großen und rauen Händen hält, selbst die Wildnis hält den Atem an, wenn die kräftige Frau etwas fordert.

Was mich vermutlich in dem Roman hielt, waren die Verbindungen, die sich langsam aufdröselten. Es waren die Bilder der Umgebung und der Flora und Fauna, die verzauberten. Ich kann nicht sagen, dass es mich das Buch „Moorlande“ so in seinen Bann gezogen hat wie „Der Gesang der Flusskrebse“ und doch haben diese beiden Bücher etwas gemeinsam. Die verlassenen Kinder, die Natur und der Willen zu überleben.

Die Mäusevergabe fällt dieses Mal wieder sehr schwer. Ich würde gerne 🐭🐭🐭🐭🐭 geben und es in das Regal beste Literatur stellen. Andererseits hatte es auch seine Längen und Rubi war sich nicht sicher, ob es ihr gefallen hat.

 

Moorlande

ein Roman von Bonnie Jo Campbell
übersetzt von Cornelia Holfelder von der Tann
ISBN 9783365009932
480 Seiten
HarperCollins Verlag

Tage ohne Ende

Wenn du wissen willst, wie es wirklich damals in Amerika, kurz vor dem Bürgerkrieg war, dann solltest du Tage ohne Ende lesen. Damals, als die Einwanderer, Amerika eroberten, die Ureinwohner des Kontinents hinweggemetzelte oder vertrieben wurden, Büffel nur aus Spaß getötet oder zarte Jungen als Mädchen verkleidet Bergarbeitern heile Welt vorgaukelten. Tage ohne Ende, ein Roman der in einer schnoddrigen Art geschrieben ist und kein Blatt vor den Mund nimmt, zeigt dem Leser, was man in einem Western nicht zu sehen bekommt.

Du blickst zurück auf all die endlosen Jahre, in denen dir dieser Gedanke nie gekommen war das tue ich jetzt in Tennessee, wo ich diese Worte aufschreibe ich denke an die Tage ohne Ende in meinem Leben.

Seite 45

Tage ohne Ende

Ich bekam dieses Buch von meiner Schwester geschenkt, mit den Worten, das musst du unbedingt lesen! Und nehme dir bitte am besten ein Wochenende frei, damit du es nicht weglegen musst. Ich habe es leider nicht beherzigt. Ich habe es in Etappen gelesen. Thomas McNulty und sein Freund John Cole haben sich, fast noch Kinder in einem Busch in der Pampa getroffen. Sie hatten Glück und kamen nicht ums Leben. Als Kinder im wilden Westen, da muss man schon echt was auf dem Kasten haben. Die beiden schmalen Jungen durften sich als Mädchen verkleiden und eine Show, in einem Saloon vorführen, dass sich die Bergarbeiter wie zu Hause fühlen konnten. So kann man sich auch ein paar Dollar verdienen.

Aber irgendwann wurde sie zu ungelenk, passten nicht mehr in die Mädchenrollen. So gingen sie zur Armee. Einem der schlechtbezahltesten Jobs in dem wilden Amerika. Aber die unzertrennlichen jungen Männer fanden immer wieder eine Möglichkeit zu überleben.
John und Thomas lernten mit schlechten Gewehren schießen, sie durften hungern und durch die Kälte über die Prärie ziehen. Sie schlachteten Menschen ab, die eigentlich harmlos waren. Sie schossen Büffel, um nicht zu verhungern. Die Truppen zogen von einem Camp zum nächsten Fort und wieder wurde getötet, und fast verhungert, lagen im Dreck und ließen sich durchfüttern. Die Jungen wurden erwachsen und durften den Dienst quittieren. Aber nicht lange und sie wurden in den Unabhängigkeitskrieg hinein gezogen.

Grausame Szenen

Der Autor Sebastian Berry hat hier einen speziellen Frontier Roman geschrieben. Der Hauptdarsteller beschreibt sein Leben und das seines Freundes mit „eigenen Worten“ und schnoddrigen Sätzen, als hätte er es wirklich selber geschrieben. Mit seinen ungebildeten, liebenswerten und grausamen Beschreibungen verdeutlicht der Roman, wie es damals zuging. Erst wird einfach draufgeschlagen und nachher gefragt, ob es richtig war. Andererseits haben die beiden Protagonisten ein solch zärtliches Miteinander und lieben ihre Freunde und Nachbar (soweit man sie ebenfalls friedlich leben lässt). Allerdings liest man auf den nächsten Seiten wieder, wie sie ohne Gnade einfach einem Menschen den Skalp abschneiden. Zart und brutal. Anstrengend und aufregend. Ich weiß nicht, in welche Schublade ich diesen wirklich guten Roman stecken soll. Wie meine Schwester schon gesagt hatte, den muss man lesen!

🐭🐭🐭🐭🐭 bekommt der Roman von uns. Aber nur, wenn du dir Zeit für diese Zeitreise nimmst.
Übrigens hat hier der Übersetzer wirklich ganze Arbeit geleistet, einen solchen Roman muss man erst einmal so gut übersetzten!

 

Tage ohne Ende

geschrieben von Sebastian Berry
Übersetzt durch Hans-Christian Oeser
256 Seiten
ISBN 978-3-95829-518-6

The wilderness of Girls

„The wilderness of Girls“ ein Roman, der mich begeistert hat. Bevor man diesen Jugendroman liest, sollte man sich darüber bewusst sein, dass es hier um Missbrauch (psychisch wie physisch) und um Kannibalismus geht. Wie gut, dass die Autorin/der Verlag schon gleich zu Anfang darauf hinweisen.

The wilderness of Girls

Eden wächst in einem reichen Haushalt, mit einer unzufriedenen Stiefmutter auf, die das Mädchen ununterbrochen gängelt. Eden darf nur gesundes Essen zu sich nehmen, muss Sport treiben und darf keinesfalls zunehmen. Die Familie sitzt eines Abends beim Essen, als die Polizei kommt und Edens Vater festnimmt. Unterschlagung, Drogen, was auch immer.  Das ist der Punkt, an dem die Stiefmutter ihre Koffer packt und Eden in ein Heim überführt werden soll. Zum Glück gibt es da noch den Bruder ihrer verstorbenen Mutter, Jimmy. Der kommt sie holen und zeigt dem Mädchen eine völlig andere Welt.

Eden beschließt, ihren Namen zu ändern. Die Sechszehnjährige möchte Rhi gerufen werden. Sie möchte nicht mehr mit ihrem alten Leben verbunden sein. Onkel Jimmy lässt der dem Mädchen viel mehr Freiraum, als sie es von ihrem Zuhause gewohnt war. Sie darf essen, was sie will und machen, wonach ihr der Sinn steht. Als sie eines Tages eine Tour durch die Wälder macht, trifft sie auf vier Mädchen in ihrem Alter. Auf den ersten Blick scheint es sich um verwahrloste Mädchen zu handeln. Die jüngste steckt mit ihrem Bein in einer Bärenfalle und es sieht nicht gut aus für das Kind. Rhi würde gerne helfen, wären da nicht die beiden Wölfe an der Seite der Mädchen! Rhi staunt aber nicht schlecht, als die Wölfe auf sie zukommen und sie als Rudelmitglied akzeptieren. So kann sie dem verletzen Mädchen doch noch helfen.

Wild und weggesperrt

Die Mädchen sollen resozialisiert werden und kommen in eine psychiatrische Klinik. Sie sind wild, verteidigen sich. Wo kommen die Kinder her, sind sie entführt worden und wie haben sie da draußen in den Wäldern überleben können? Rhi und die Psychiaterin scheinen den einzigen Zugang zu den verwilderten Mädchen zu finden und so nach und nach können sie in Pflegefamilien untergebracht werden. Aber ihre Geschichte bleibt ein Geheimnis, dass die Mädchen selber kaum erklären können.

Im Laufe des Buches stellte sich mir immer mehr die Frage, ob Rhi den fast gleich alten jungen Frauen wirklich einen Gefallen getan hat, sie aus ihrer gewohnten Umgebung zu holen. Denn die Mädchen sind in der Wildnis groß geworden. Mit einem alten Mann, der sich als ein Magier ausgegeben hat. Die Kinder glauben an die Magie, die sie von dem Mann, den sie Mutter nennen, lernen. Die wilden Mädchen haben sich immer selber durchgeschlagen. Aber nun werden sie von der Gesellschaft, den Medien in Schemen gedrückt, die sie so nie gekannt haben. Sie werden wie wilde und nicht sozialisierte Tiere behandelt. The wilderness of Girls fügen sich aber gut ein, nur manchmal bricht es aus ihnen heraus.

Vielleicht ging das alles ein bisschen zu schnell, aber die Geschichte muss ja auch vorwärtsgehen. Schnell wird klar, dass Mädchen häufig nicht das machen dürfen, was sie in ihrem Herzen für richtig halten. Mädchen haben sich an Regeln zu halten: sie haben hübsch, brav, am besten unterwürfig und fleißig zu sein. Wer gegen den Strom schwimmt, der ist wild und unbezähmbar. Frauen werden in Bahnen gedrückt, die ihre natürliche weibliche Wildheit maßregelt …
Die Warnung auf den ersten Seiten fand ich persönlich ein bisschen überzogen, denn ich habe schon weitaus schrecklichere Texte gelesen. Aber da, das ein Jugendbuch ist, ist das wohl angemessen. Außerdem kommt die versprochene Magie ein bisschen zu kurz. Das macht aber nichts.

Rubi und ich haben dieses Buch sehr gerne gelesen. Wir waren so gebannt, dass wir es verschlungen haben. 🐭🐭🐭🐭 bekommt das Jugendbuch von uns.

Die Autorin und die Übersetzerin

Madeline Claire Franklin hat nicht nur das Schreiben studiert. Sie ist, wenn sie nicht gerade magische Bücher schreibt, dabei das Patriachat abzuschaffen oder versucht sich in Hexerei. Sie ist eine queere, jüdische, neurodiverse, unsichtbar behinderte Frau, die in Buffalo, NY, mit ihrem Partner, zwei Hunden, drei Katzen und zwei Roombas in einem kleinen gelben Haus namens Cluckleberry Farms lebt.
Maren Illinger, ihat das Buch aus dem Amerikanischen übersetzt. Schon seit 15 Jahren übersetzt sie Bücher für Kinder und Jugendbücher aus dem englischen und französischen.

 

The wilderness of Girls

geschrieben von Madeline Claire Franklin
aus dem Fischer Sauerländer Verlag
Übersetzt von Maren Illinger
Für junge Menschen ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7373-7310-4
464 Seiten

„Lil“ ein Roman von Markus Gasser

Ach Lil, wärst du nur nicht so eine starke und selbstbewusste Frau gewesen. Wärst du nicht so schlau und hättest mit Wertpapieren und Geldgeschäften so gut umgehen können wie ein Mann, ja dann, dann wäre dir vielleicht nicht widerfahren, was du erleiden musstest. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, Lil, wenn du Hundert Jahre später geboren worden wärst. Oder wenn du von Anfang an, deinem Sohn beigebracht hättest auf eigenen Füßen zu stehen, sinnvoll zu handeln und nicht zu einem verwöhnten Söhnchen zu werden. Oder liegt es daran, dass in deiner Zeit, 1880, Frauen nur hübsch anzusehen waren, als Gebärmaschinen möglichst reich verheiratet wurden und immer still neben ihrem Mann zu stehen hatten? Was auch immer der Fehler war, du hast einen Weg gefunden dich zu rächen!

Lil

Ja, Lilian ist eine starke Frau. Doch zu ihrer Zeit war das nicht gewollt und so schaffte es ihr Sohn Robert, sie in einem Sanatorium, einer psychischen Klinik unterzubringen, um sich dann ihr gesamtes Vermögen unter den Nagel zu reißen. Am liebsten wäre es Lil’s Sohn auch gewesen, seine Mutter wäre einfach verschwunden. Nachdem Lilians Ehemann und Roberts Vater verstorben war, trauerte Lil sehr. Sie ließ sich nicht überreden, ihre schwarze Kleidung gegen bunte, überteuerte einzutauschen. Für Robert ein weiteres Zeichen dafür, dass seine Mutter verrückt sein muss. Und so wurde sie in der Klinik eingesperrt. Der angebliche Psychologe Fairwell fand in allen Äußerungen Lilians Symptome, die zu behandeln wären. So wurde sie, weil sie sich gegen die Behandlung sträubte, mit Morphium gefügig gemacht. Zum Glück gab es da aber noch Roberts Tochter, Lilians Enkelin, die ebenfalls eine mutige junge Frau war. Sie befreite ihre Großmutter, damit diese zu einem Gegenschlag ausholen konnte.

Es ist kompliziert

Lil ist wieder mal ein Buch, das mich an meine Grenzen gebracht hat. Es ist toll geschrieben und zum Glück ist es auch nur ein kleines Buch mit 238 Seiten. Die Grundgeschichte fand ich schon beim Klappentext richtig gut. Frau macht nicht, was Mann will und muss sich unterwerfen, um sich dann zu befreien und zum Gegenschlag auszuholen. Und auch die meisten Sätze des Autors Markus Grasser sind richtig ausgefeilt und schwarzhumorig geschrieben. (Ich mag schwarzen Humor!) Zwischen all den Sätzen sind auch versteckte Hinweise auf andere literarische Kostbarkeiten versteckt, wer sich mit Literatur auskennt, der stolpert immer wieder darüber. Ich habe nur wenige dieser Hinweise gefunden. Und damit nicht genug, es geht um Emanzipation, Anerkennung, Toleranz und alles, was in einer Gesellschaft wichtig sein sollte.

Sarah, die Urururenkelin Lilians, erzählt die Geschichte von ihrer Ahnin ihrer Dobermannhündin, die immer wieder Zwischenfragen stellt und was manchmal den sehr (bedrückende) Roman auflockert. Ja, der Hund kann sprechen! Und manchmal liefert es auch ein paar Erklärungen zur Geschichte, wenn Sarah antwortet oder mit der Hündin herumalbert. Diese Zwischenrufe sind am Anfang des Romans noch etwas anstrengend, aber zum Schluss hin wird es besser.

Ob mir der Roman gefallen hat? Um ehrlich zu sein, ich habe ihn verschlungen! Schwer fällt es mir eine Rezension zu schreiben, weil ich nicht die Vielfältigkeit treffen kann, in der dieses Buch geschrieben ist. Ich werde es noch einmal lesen müssen, damit ich die Feinheiten sehe und genießen kann. Ja, dieser Roman bekommt von mir 🐭🐭🐭🐭🐭

 

Lil

Roman von Markus Gasser
ISBN:9783406813757
238 Seiten
aus dem C.H.Beck Verlag

So weit der Fluss uns trägt

So weit der Fluss uns trägt … Ein Roman, der schon weltweit für Aufsehen gesorgt hat und in 30 Ländern erschienen ist. So steht es im Klappentext. Solche Klappentexte machen mich im Allgemeinen nicht auf ein Buch aufmerksam. Mich hat eher die Leseprobe erwischt, denn schon beim ersten Hineinlesen war ich von dem Schreibstil der Autorin Shelley Read überzeugt.

So weit der Fluss uns trägt

Das ist der Debütroman, der 1971 geborenen Shelley Read, die schon in der fünften Generation mitten in den rauen Elk Mountains in Colorado lebt. Die Natur und die Berge um sie herum haben sie angeblich zu diesem Roman inspiriert. So sagt der Klappentext über die Autorin aus. Wenn ich mir die Bilder von dem Gebirge und der Umgebung ansehe, dann kann ich mir das schon gut vorstellen. Die Geschichte selber ist eigentlich ganz einfach erzählt. Kurz und knapp:

Es ist das Jahr 1941 in Amerika. Eine junge Frau, in diesem Fall heißt sie Torrie, mit vollem Namen Victoria Nash, trifft auf einen jungen gutaussehenden Mann, der in dem verschlafenen Städtchen in Colorado einen Job sucht. Sie verliebt sich in den dunkelhäutigen Jungen und fängt eine Beziehung mit ihm an. Doch die Einwohner der Stadt sind von dem Neuankömmling nicht begeistert, scheint er doch ein Indianer zu sein. Solche Streuner sind doch alles nur Banditen und Gauner. Sie dichtem Wil Moon, dem Jungen, Diebstähle an und „vertreiben“ ihn aus der Stadt. Doch auch Wil hat sich in Victoria verliebt und sie treffen sich immer wieder heimlich in einem Versteck in den Bergen.

Diese Liebe wird von Seth, dem Bruder Victorias, nicht übersehen. Er verfolgt den jungen Mann und findet ihn. Seth scheint schon seit Kindertagen eine grausame Ader zu haben. Victoria vermisst Wil seit ein paar Tagen und denkt, er sei einfach davon gelaufen. Dann entdeckt man aber die Leiche des Jungen in einem Tal und wie es scheint, ist Seth für den Tod Wils verantwortlich. Torrie entdeckt, dass sie Schwager ist und verlässt das Elternhaus, um in die Berge zu flüchten. Ohne Familie und einem sicheren Zuhause wird sie ein Kind auf die Welt bringen.

Ich hatte die Farm an diesem Morgen als gewöhnliches Mädchen an einem gewöhnlichen Tag verlassen. Noch konnte ich nicht abschätzen, welche neue Landkarte sich in meinem Inneren entfaltet hatte, aber ich wusste, dass ich als ungewöhnliches Mädchen zurückkam.

(Seite 28)

Wortgewaltig wie ein reißender Fluss

Wie gesagt, die Geschichte wäre schnell erzählt. Es kommt noch so einiges hinterher, dass ich hier nicht schreiben möchte, denn der Roman ist wirklich lesenswert und du sollst dich noch überraschen lassen. Die Schriftstellerin hat einen Schreibstil, der den Leser packt und nicht mehr loslassen möchte wie ein reißender Fluss. Die Geschichte ist so alt wie die Menschheit. Den Unterschied macht einfach nur, wie der Roman erzählt wird. In jeder freien Minute musste ich das Buch lesen. Und so habe ich das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Rubi und ich geben diesem Buch 🐭🐭🐭🐭🐭 Absolute Leseempfehlung!

Wie so oft denke ich, dass die Übersetzerin einen ebenso großen Anteil an dem Erfolg eines Buches hat, wie die Autorin selber. Wibke Kuhn hat So weit der Fluss uns trägt übersetzt und scheint es wirklich gut gemacht zu haben. Wibke Kuhn hat schon so einige Bücher sowohl aus dem Schwedischen wie aus dem Englischen übersetzt. Einiger dieser Bücher habe ich auch schon gelesen.

So weit der Fluss uns trägt

geschrieben von Shelley Read
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Wibke Kuhn
Originaltitel Go as a River
368 Seiten
aus dem C.Bertelsmann Verlag