von Andrea Karminrot | Mai 11, 2020 | Buch des Monats, Linkparty, Nachdenklich, Rezension, Roman |
Das Tor
Das Tor ist mächtig. Es bestimmt das Leben der Menschen in einer Stadt des Orients. Die Einwohner haben für jegliche Veränderungen ein Formular einzureichen und sich nach den Wünschen des Tor‘s zu richten. Streng wird darauf geachtet, dass alles nach Plan läuft. Dazu gibt es Truppen die dafür sorgen, dass alles seine Richtigkeit hat. Und sie sehen alles. Wissen viel, sie verfolgen und beobachten, lauschen… (Ein Schelm der Böses denkt, oder Vergleiche zieht!)

Yahya wollte nur nachschauen, was es mit den „Aufständen“ zu tun hat, die viele Straßen weiter angesagt waren. Noch auf dem Weg dorthin wird er von einem Schuss niedergestreckt und wacht in einem Krankenhaus wieder auf. Dort würde ihn der Arzt Tarik gerne operieren, doch das geht nur, wenn das richtige Formular von dem Tor genehmigt worden wäre. Eine Operation würde den kritischen Doktor seinen Job kosten. Denn bei dem Geschoss handelt es sich um eine Kugel aus einem Staatsgewehr. Doch solche Wunden darf nur das Militärhospital behandeln.
Hoffnungslos
Das Tor ist aber zu. Die Menschen stehen tagelang davor. Es hat sich eine elendig lange Schlange gebildet. Eine Frau wollte nur ein Brot kaufen und hat sich mit dem Verkäufer verkracht, ein Formular würde Abhilfe schaffen, dass sie wieder Brot kaufen kann. Eine Lehrerin hat eine Schülerin einen kritischen Aufsatz in der Klasse vorlesen lassen. Daraufhin muss die Lehrerin eine Unbedenklichkeitsbescheinigung unterschreiben lassen. Völlig absurde Dinge müssen bestätigt und bescheinigt werden. Auch Yahya muss sich mit seiner Schussverletzung in die Schlange stellen. Trotz Schmerzen harrt er aus…
Menschen verschwinden aus der wartenden Menschenmasse und Reporter befragen die Ausharrenden. Es wirkt alles sehr beklemmend. Die Stadt ist ausgestorben und die Geschäfte teils geplündert, teils verschlossen. Der Schwarzmarkt blüht. Und immer mehr kann man seine Geschäfte in der Warteschlange erledigen. Der Glaube spielt dabei ebenfalls eine große Rolle. Gott bestraft die Ungläubigen…

Was ich gelesen habe
Mir viel der Einstieg in dieses Buch eher schwer. Das ist kein Buch, das man weglegen sollte. Kein Zwischendurch-mal-ein-paar.Seiten. Es sind die Zwischentöne in den Sätzen, die das Buch interessant machen. Vergleiche mit den Revolutionen in den arabischen Ländern, sind bestimmt beabsichtigt. Gut wäre es auch, würde man sich mit der Geschichte dort etwas auskennen. Verschleierte Kritik an den Systemen, der Willkür der Regime ist herauszulesen.
Und doch hat mich das Buch nicht gefesselt. Es blieb stets etwas zu überfrachtet. Die vielen fremd klingenden Namen, die Situationen in den die Protagonisten (und das sind einige) stecken, sind nicht immer nachzuvollziehen. Die Autorin schreibt endlose Sätze, die man immer wieder lesen muss, um sie zu verstehen. Es fehlte mir der Zusammenhang und der rote Faden, der mich durch dieses Buch zog.
Die Autorin
Basma Abdel Aziz wurde 1976 in Kairo, Ägypten, geboren. Sie arbeitet als Künstlerin, Schriftstellerin und Psychiaterin, wobei sie auf die Behandlung von Folteropfern spezialisiert ist. In ihrer Heimat setzt sie sich unermüdlich für den Kampf gegen Unterdrückung und Verletzung der Menschenrechte ein. Für ihr literarisches Schaffen wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Die Autorin lebt in Kairo.
(Random House Verlag)
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Originaltitel: (The Queue)
Originalverlag: Dar Altanweer
288 Seiten
von Andrea Karminrot | Mai 6, 2020 | Historie, Nachdenklich, Roman |
Der Reisende
Der Reisende ist ein Buch, das man unbedingt lesen muss. Man spürt die Verzweiflung und Verlorenheit des Kaufmanns Silbermann. Ein wirklich gut geschriebener kleiner Roman.
Silbermann, ein reicher (jüdischer) Kaufmann, fühlte sich eine Zeitlang recht sicher, in der Zeit, als Hitler seinen Spießgesellen die Freiheit gab, mit den Juden machen zu dürfen, was sie wollten. An dem Tag, als Silbermann sein Wohnhaus verkaufen wollte, schlug die SS an seine Tür. Alle Juden wurden verhaftet und in Lager oder Gefängnisse verbracht. Silbermann’s Frau, die nicht jüdisch war, scheuchte ihn aus dem Hinterausgang auf die Strasse. Nur seiner ruhigen und gesetzten Art, hatte es Silbermann zu verdanken, den Schurken durchs Netz zu gehen, ihnen zu entwischen. Aber wohin nun? Ohne Ausreisepapiere war er aufgeschmissen. Sein Kompagnon konnte ihm einiges an Geld geben, das er in einer Ledertasche bei sich trug. Aber ohne wirkliches Ziel und Möglichkeiten, kam er nicht aus Nazideutschland heraus. So fuhr er als der Reisende mit dem Zug durch Deutschland.
Silbermann, einst Chef eines gut laufenden Kontors, war plötzlich ein Nichts, ein Jude ohne Rechte, ohne Handhabe. Abhängig von Menschen, mit denen er gestern noch Geschäfte getätigt hat, denen er Anweisungen gab und vertraut hat. Unsicher sucht er nach Vertrauten, nach Menschen, die ihm zur Seite stehen würden. Doch oft genug traf er auf Verräter. Ständig kreisten seine Gedanken um Dinge, die er machen könnte und verwirft sie sofort wieder, weil er sich sicher ist, dass er dann einen Fehler machen würde. Er musste einen Weg finden, ins Ausland zu gelangen. So stieg er in einen Zug und begann eine seltsame Reise. Er wurde der Reisende.

Was ich gelesen habe
Silbermann, der Kaufmann, erzählt seine eigene Geschichte. Die Gedanken sind unermüdlich am Rotieren. Wohin nur? Und wie? Wem kann er noch vertrauen? Dinge, die einem sicherlich in einer solch brenzligen Situation durch den Kopf gehen. Von der ersten Seite an habe ich mit dem Mann mitgegrübelt. Wie würde ihm geholfen. Der Roman hat sich sehr zügig gelesen. Bewundernswert dafür, dass der Schriftsteller selber noch nicht besonders alt war. Ulrich Alexander Boschwitz schrieb diesen Roman mit 24 Jahren. 1915 in Berlin geboren war er mit seiner Mutter nach Skandinavien emigriert. Dort schrieb er seinen ersten Roman, der ihm ein Studium ermöglichte. 1939 schrieb er dann „Der Reisende“ in England. 1942 wurde er dann nach Australien, als enemy alien interniert.
Auf seiner Rückreise, nach England, wurde Boschwitz‘s Schiff, von einem deutschen U-Boot torpediert. Sein letztes Manuskript ging (wahrscheinlich) mit dem talentierten Schriftsteller unter.
Klett-Cotta Verlag
303 Seiten
ISBN: 978-3-608-98154-4
von Andrea Karminrot | Apr. 21, 2020 | Buch des Monats, Bücher, Linkparty, Roman |
Henry persönlich
Henry persönlich ist der dritte Roman, den Stewart O‘Nan über die Familie Maxwell geschrieben hat. (Emily, allein ISBN: 9783499256295 und Abschied von Chautauqua ISBN: 9783499234910)

Dieses mal steht Henry im Vordergrund. Er ist der liebenswerte Nachbar von nebenan. Schon fast 50 Jahre mit Emily verheiratet. Vater von Margarete und Kenny. Großvater von vier Enkeln, die alle weit entfernt leben und ihre eigenen Probleme haben.
Emily macht den Haushalt und rollt jedes mal mit den Augen, wenn Henry mit anpacken möchte. Henry kümmert sich um alles andere was anfällt. Immerhin darf er den Abwasch machen. Er werkelt gerne im Keller an seiner Werkbank und wünscht sich immer wieder, noch einmal mit Emily nach England zu fahren.

Henry und Emily sind ein tolles Paar. Aufeinander eingespielt leben sie in einem Haus in Pittsburgh, gehen mit dem Hund um den See, laden ihre Kinder zu Festlichkeiten ein und genießen den heißen Sommer in ihrem Ferienhaus am See in Chautauqua. Stewart O‘Nan hat im Grunde das ganz normale Leben des Ehepaars beschrieben.
Und Henry dieses Buch gewidmet. Es ist die Wirklichkeit, die dieses Buch bezaubernd macht. Das alte Paar ist schon solange zusammen, dass sie sich im Grunde wortlos verstehen und trotzdem haben sie sich immer eine Menge zu erzählen. Sie schweigen sich auch an, in einer Einvernehmlichkeit, die einfach köstlich ist. Sie kennen alle ihre Eigenheiten und selbst der Hund Rufus weiß genau, wie er mit den beiden Alten gut zusammen leben kann. Augenrollen, Schulterzucken, Alltäglichkeiten,… inklusive.

Was ich gelesen habe
Wir dürfen die beiden alten Menschen ein Jahr lang begleiten und ihre Eigenheiten belächeln. Ich glaube, ich habe noch nie eine Figur aus einem Buch so sehr ins Herz geschlossen, wie den alten Henry. Schon nach den ersten Seiten war mir der Kerl so sympathisch. Dabei ist der Roman eher unaufgeregt. Die Kapitel sind sehr übersichtlich und doch fand ich immer etwas, dass mich verzaubert hat. Henry lässt auch immer mal etwas aus seiner Jugend aufblitzen. Er beschreibt dann, wie es damals war, als er aus dem Krieg zurückkehrte. Er liebt seine Emily und hat Angst was sein wird, wenn er nicht mehr für sie da sein kann.
Stewart O‘Nan hat ein Gespür für die Wirklichkeit, einen eigenen sehr feinen Humor, der einfach Spaß macht, gelesen zu werden. Dieses Buch gehört zu meinen Lieblingsbüchern und in das Regal für die April-Bücher
Übersetzt wurde das Buch von Thomas Gunkel. Gunkel war vorerst Erzieher, bevor er von 1985 bis 1991 ein Studium der Germanistik und Geographie in Marburg absolvierte. 1991 begann er, für den Marburger Hitzeroth Verlag englischsprachige Romane ins Deutsche zu übertragen und arbeitet seither als freier Übersetzer.
Verlag: Rowohlt
Autor: Stewart O‘Nan
480 Seiten
ISBN: 978-3-498-00121-6
übersetzt von: Thomas Gunkel
von Andrea Karminrot | Apr. 4, 2020 | Historie, Nachdenklich, Rezension, Roman |
Ach Virginia
Wer kennt sie nicht, Virginia Woolf? Eine Schriftstellerin und Verlegerin, die für so manche Texte in der Frauenbewegung der Siebziger Jahre verantwortlich war. Aber wer war diese Virginia Woolf eigentlich wirklich. In London am 25. Januar 1882 in eine wohlhabende Intellektuellen-Familie hinein geboren, nahm sie sich am 28. März 1941 das Leben. Sie schrieb unzählige Romane. Viele erzählten unterschwellig aus ihrem Leben.
In dem Buch Ach Virginia, beschreibt der Autor Michael Kumpfmüller die letzten zehn Tage im Leben von Virginia. Eine Frau, die in tiefen Depressionen steckt und mit ihrem Leben abgeschlossen hat. Dabei ist sie noch verhältnismäßig jung. Hat ein gutes Leben auf dem Land, in einem wunderschönen Cottage mit ihrem Ehemann Leonard. Leonard liebt sie, obwohl die Ehe eher schwierig scheint. Er versucht alles, um seiner Frau Lebenswillen und -freude zu vermitteln. Aber alles lastet wie schwere Steine auf der Seele von Virginia. Sie lebt zwar mit Leonard, aber Liebe war es wohl nie, die sie an ihn gebunden hat. So zumindest vermittelt es das Buch. Virginia schien sich mehr zu Frauen hingezogen zu fühlen. 10 Tage. Das Ende einer großen Schriftstellerin.

Michael Kumpfmüller berichtet mit einer schönen Wortwahl über Virginia. Das Gedankenkarussell der Frau und ihre Empfindungen, ziehen den Leser in seinen Bann und stoßen zugleich ab. Mich haben die Gedanken der Schriftstellerin fast ebenso in eine Depression gezogen, welche die Hauptakteurin durchlebte. Schwierig, wenn man selber für solche Düsternis anfällig ist. Manchmal musste ich das Buch beiseite legen, um wieder zu Atem zu kommen.
Die letzten 10 Tage
Virginias Leben war nicht einfach und vieles in dem Roman deutet darauf hin, dass die Schriftstellerin schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hat. Leonard, ihr Mann ist so aufmerksam, kümmert sich und versucht seine Frau zu retten. Doch Virginia will sich nicht retten lassen. Ihr ganzes Streben besteht darin, sich das Leben zu nehmen. Schlaflos und überreizt wirkt Virginia auf den Leser. Psychisch überlastet zieht es die Frau in Richtung Tod. Immer wieder versucht sich die Autorin in ihren Erinnerungen und Tagebüchern wieder zu finden. Fühlt sich von den Besuchen ihrer Schwester Vanessa belästigt und doch versöhnt. Sie unterhält sich mit Gespenstern und sucht die Nähe, sowie die Entfernung zu ihrem Mann. Gaukelt ihm Normalität vor.
Kupfermüller beschreibt ein Leben, das verwirrt, mit Gespenstern behaftet und von (Alb-) Träumen zersetzt ist. Am Ende stand ich selber verwirrt da und habe mir die Geschichte Virginia Woolf‘s im Internet heraus gesucht. Ob ich den Roman wirklich gut fand, das kann ich nicht sagen. Für den, der es erträgt, ist der Roman bestimmt gelungen.
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
240 Seiten
ISBN: 978-3-462-04921-3
von Michael Kumpfmüller
von Andrea Karminrot | März 11, 2020 | Nachdenklich, Rezension, Roman |
Nach Mattias oder das Leben geht weiter
Wie ist das, wenn man einen Menschen aus seiner Mitte verliert. Der einem etwas bedeutet hat? Wie geht man mit dem Verlust um, welche Strategie entwickelt man, den Schmerz leichter zu ertragen?

Peter Zantingh hat in seinem Roman Nach Mattias, einige Personen erzählen lassen, wie sie mit dem Leben nach dem Tod von Mattias umgehen. Da wäre zum Beispiel Amber, die Freundin von Mattias. Amber macht sich Vorwürfe, dass sie sich bei ihrem letzten Abschied gestritten haben. Sie holt sich das Fahrrad, dass sich Mattias kurz vor seinem Tod bestellt hat, einfach ins Wohnzimmer, weil sie damit das Gefühl hat, ihrem Mattias nahe zu sein, nicht einsam zu sein.
Quentin, der Freund, der mit Mattias ein Café eröffnen wollte, mit dem er sich stundenlang über Musik und das Café unterhalten konnte verlegt seinen Schmerz in das Joggen. Er läuft so lange bis er Blasen an den Füßen hat und nicht mehr gehen kann. Aber dadurch kommt sein Freund nicht wieder zurück.
Erst im Laufe der verschiedenen Geschichten setzt sich der plötzliche Tod Mattias zusammen. Alle Geschichten geben am Ende ein Ganzes, wie Puzzleteile setzt der Roman sich zusammen. Die Menschen, rund um den jungen Mann, der so plötzlich aus dem Leben verschwand, treffen aufeinander und es entwickelt sich daraus ein besonderes Bild auf den Verlorenen.

Die 240 Seiten sind schnell gelesen. Es ist ein leises, unaufgeregtes Buch. Im Grunde passiert nicht viel, und doch bewegt sich alles. Die Figuren sind einfach so menschlich und emotional. Genau so, könnte es allen von uns ergehen, wenn man einen Menschen verliert, der einem nahe stand.
Der Autor schreibt dabei sehr unterhaltend, mit wenigen Worten beschreibt er Großes. Es wird nicht langweilig, die Geschichten zu verschlingen und immer wieder wartet man auf die Aufklärung, was mit Mattias geschehen ist. Die einzelnen Charaktere erzählen von dem Vermissten, oder aus ihrem Leben. Wie verschlungen auch die Verbindungen zu Mattias sind, schließt sich am Ende ein Kreis und man hat einen Menschen kennen gelernt, den man bestimmt ebenfalls sehr vermissen würde.
Für Mattias war ( bzw. dem Autor Peter Zanttingh ist) Musik immer sehr wichtig. Auf der Diogenes-Seite im Web gibt es tatsächlich die Playlist zu diesem Buch. Tolle Musik die es sich lohnt gehört zu werden.

Auch wenn es traurige Momente gibt, so bleibt uns immer wieder daran zu denken, dass es auch Gutes gibt. Vor allem, nehme das Schöne wahr und genieße das Leben! Bleibe den Menschen um dich herum, als etwas Besonderes in Erinnerung.
Weil mir dieses Buch wirklich gut gefallen hat, stelle ich es gerne zu den Bücher für den März und zu Monerls Bücherwelt
ISBN: 3257071299
Originaltitel: Na Mattias.
Übersetzt von Hanni Ehlers
Diogenes Verlag
231 Seiten
von Andrea Karminrot | Feb. 4, 2020 | Buch des Monats, Krimi, Rezension, Roman |
Nachttiger, Werttiger oder Geisttiger
In Asien wird der Tiger traditionell verehrt. In vielen Geschichten tauchen die Großkatzen auf. Sie sind Begleiter für die Toten ins jenseits. Auch als Lichtbringer und Beschützer ist der Tiger bekannt. Nachttiger töten, die Bewohner Asiens haben großen Respekt vor ihm.

In dem Roman von Yangsze Choo spielt die Mythologie und der Aberglaube eine große Rolle. Gleichzeitig kommen auf mysteriöse Weise Menschen um. Laut Klappentext geht es um Ren, einem 11 Jährigen Houseboy, 1930 in Britisch Malaya (dem heutigen Malaysia, das von den Portugiesen, Holländern und den Briten geprägt wurde). Von seinem verstorbenen Herren auf die Suche nach seinem abgetrennten kleinen Finger geschickt, hat Ren 49 Tage Zeit, seinen Auftrag auszuführen. In dieser Zeit muss der Finger in das Grab des Doktors gelegt werden, damit der Brite nicht als Nachttiger herum geistert. Doch die Suche gestaltet sich schwierig und gefährlich. Einige Menschen kommen zu Tode, eine Liebe wird endlich wahr genommen und Tiger durchstreifen die Gegend.

Nachttiger ein spannender Roman
Ren ist ein kleiner chinesischer Houseboy der intelligent ist, aber sehr abergläubig. Sein Bruder ist vor zwei Jahren verstorben. Der Zwillingsbruder fehlt dem kleinen Waisenjungen. MacFarlane, der verstorbene englische Doktor bat Ren, nach seinem abgetrennten Finger zu suchen. Sonst würde der Doktor als Nachttiger durch die Gegend streift und Menschen töten. Auf der Suche nach dem Finger, trifft Ren mit Ji Lin zusammen einem Mädchen, das von ihrem Stiefvater daran gehindert wurde Ärztin zu werden. Als Mädchen erlaubt ihr der Stiefvater nur Schneiderin zu werden. Damit sie die Spielschulden ihrer Mutter bezahlen kann, nimmt Ji Lin eine Stellung als Tanzmädchen an. Etwas, dass ein anständiges Mädchen nicht macht. Als sie mit einem Mann tanz, fällt ihr eine Phiole mit einem ausgetrockneten Finger in die Hände. Ji Lin, Ren und der verstorbene Zwilling, sind Teile der fünf Chinesischen Tugenden, was sie zusammen schweisst.
Der Roman ist sehr angenehm zu lesen. Trotz der vielen fremdartigen Namen, fand ich schnell Bezug zu den Hauptdarstellern. Es machte große Freude die Suche zu begleiten und die Mythologie Asiens zu bereisen. Leicht unheimlich und mit ein bisschen Liebe gespickt, kann man den Roman ziemlich zügig lesen. Mit leichter Hand hat die Autorin einen spannenden Roman geschrieben. Immer wieder nimmt die Geschichte eine neue Richtung. Und wenn man genau hinhört, dann kann man das leise knurren des Tigers hören, oder sind es die Eiswürfel in dem Whiskeyglas des Hausherren?

Die Autorin und die Übersetzer
Nachttiger ist der zweite Roman den die Autorin Yangsze Choo geschrieben hat. Die Malaysierin mit chinesischer Abstammung war in den unterschiedlichsten Ländern zu Hause, wodurch sie einige Sprachen versteht. Die Autorin studierte in Harvard und lebt in Kalifornien.
Originaltitel: The Night Tiger
576 Seiten
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