Sieben Minuten nach Mitternacht

Etwas für das Herz und die Seele

Heute, möchte ich dir einen Kinofilm ans Herz legen. Ein Film der nach einem Buch verfilmt wurde, das es schon seit 2011 gibt. Selten habe ich erlebt, dass ein Film mindestens so gut war wie das Buch! Aber in dem Fall, kann  ich nur sagen, egal, was du zuerst in den Händen hältst, nimm es! Und vergesse die Taschentücher nicht!

In Sieben Minuten nach Mitternacht geht es um einen dreizehn Jahre alten Jungen. Connor, hat einen Albtraum. Er steht an einem Abgrund und kann die Hand nicht halten, die sich ihm entgegen streckt. Jedes Mal wird er wach, bevor der Traum zu Ende ist. 
Normal ist das Leben von Connor nicht. Seine Mutter ist schwer krank und ist oft für den Jungen nicht ansprechbar. Der Dreizehnjährige hat in der Schule Ärger, einige Jungen ärgern ihn wegen seiner glatzköpfigen Mutter, sie hänseln ihn und machen Connor zum Opfer ihrer Schikanen. Zu allem Übel soll dann auch noch die akkurate Großmutter den Jungen zu sich  nehmen, solange die Mutter wieder einmal ins Krankenhaus muss. Der Vater lebt mit einer neuen Frau in Amerika, auf den kann sich Connor auch nicht verlassen. Und dann taucht sieben Minuten nach Mitternacht ein Monster vor Connors Fenster auf. Der Junge hofft schon auf Hilfe, auf jemanden, der ihn vor den Schikanen in der Schule schützt, oder die Großmutter zum Teufel jagd. Stattdessen will die alte Eibe (das Monster) Connor Geschichten erzählen. Und am Ende, will sie die Geschichte des Jungen hören… 
Geschichten sind das Gefährlichste von der Welt, knurrt das Monster. Geschichten jagen, beißen und verfolgen dich. 
Alle nehmen ständig Rücksicht auf die prekäre Situation des Jungen, nur, um ihn nicht zusätzlich zu stressen. Und merken gar nicht, wie Connor, nur um ein wenig Normalität bettelt. Egal was er tut, er kommt mit allem “durch” und fühlt sich immer elender. Das Monster ist weise und uralt, hat Erfahrung und schon so viel gesehen. Es ist der Einzige, der Connor ernst nimmt. Genau das, was er braucht, um damit klar zu kommen, weil seine Mutter sterben wird. In dem Buch finden sich Zeichnungen, die man auch in dem Film wiederfindet. Außerdem Bilder vom Film. 
Patrick Ness hat die Idee von Siobhan Dowd, die leider viel zu früh verstorben ist, aufgenommen und hat daraus einen Jugendroman über den Verlust und die Hoffnung geschrieben. Die Figuren sind ganz einfach beschrieben und der Text passt, so dass auch ein junger Mensch sehr wohl versteht, um was es hier geht. 
In dem Film wird Connor, von Lewis MacDougall gespielt, ein zwölfjähriger Junge aus Schottland, der noch keine große Hollywood Erfahrungen hat. Sigourney Weaver, die die Großmutter spielt, war von ihrem jungen Kollegen sehr angetan und brachte ihm großen Respekt entgegen, “Die Rolle von Connor ist eine sehr anspruchsvolle, physisch und emotional. Lewis war dabei so tapfer, so präsent und so authentisch. Ich habe tatsächlich noch etwas von ihm lernen können, weil er immer so sehr im jeweiligen Augenblick ist “ Juan Antonio Bayona, der Regisseur, enthielt dem jungen Schauspieler das Ende des Drehbuchs vor, damit Lewis den Connor so natürlich und authentisch wie möglich spielen sollte “Und genau das war es, womit Lewis uns schließlich auch beschenkte “ 
Mich hat der Film Tage danach noch beschäftigt. Immer wieder musste ich an den Jungen denken und an den kleinen Schauspieler.

Beides, Buch sowohl der Film, haben mich zu Tränen gerührt. Absolut daran denken, egal ob Film oder Buch, nimm Taschentücher mit.
Verlag: Cbj (Random House)
Patrick Ness/Siobhan Dowd
Übersetzt von Bettina Abarbanell
Illustriert von Jim Kay
Taschenbuch, Broschur

Rezension zu „Das Mädchen im Strom“

Dies ist die Geschichte einer jungen Frau, die 1920 in Mainz zur Welt kam und die das “Pech” hatte, die Tochter eines jüdischen Schuhhändler zu sein. Gudrun ist eine lebenslustige und mutige junge Frau, die durch den Fluss schwimmt, um sich an den Schleppkähnen hoch zu ziehen und sich zu sonnen. Natürlich bekommt sie für solche Eskapaden Ärger. Das macht ihr aber nichts und sie lässt sich bald andere Dummheiten einfallen. Als Hitler an die Macht kommt und Deutschland seine Juden einsperrt und vertreibt, flüchtet Gudrun, nachdem sie mehrere Haftstrafen verbüßt hat und sich mit der SS auseinander setze, nach Shanghai. 

Das Buch erzählt Gudruns Lebensgeschichte, die immer wieder “glückliche Fügungen” nahm. Gudrun scheint immer an die richtigen Menschen zu geraten zu sein. Stets war einer dabei, der das Mädchen durch Widrigkeiten schiebt und es ihr verhältnismäßig leicht macht. Nicht, daß es wirklich leicht war! Denn auch sie macht die Erfahrung, in einem Gefängnis zu sitzen oder in den Elendsvierteln von Shanghai.

Egal, sie war 21 Jahre alt, das richtige Alter, um endlich die Freiheit zu genießen, in Shanghai oder anderswo! Wenn schon kein sicheres Leben, dann wenigstens ein Aufregendes…
Seite 120

Was ich gut fand: Etwas über das Leben der Geflüchteten zu erfahren. Wie es Ihnen in den fremden Ländern, zwischen all den abweisenden Einwohnern, erging. Welche Erfahrungen die Menschen auf der Flucht vor den Nazis machten und welches Elend sie erlebten.. 
Außerdem gefiel mir, dass Gudrun eine beste Freundin hatte, die etwas mehr “Glück” hatte und nach Amerika ausgewandert ist. Die beiden Frauen schrieben sich über die gesamte Zeit ihres Lebens Briefe, die wir mitlesen durften. 
Was mir an dem Buch nicht gefallen hat: Wie die Geschichte erzählt wird. Irgendwie liest es sich wie eine Zusammenfassung, weniger als ein Roman. Ich fand die Story gut, aber die Umsetzung doch sehr abgehackt und ruppig. Irgendwie unrund. Gespräche der Protagonisten lesen sich, wie mitgeschnitten und wahllos zusammengesetzt. Manchmal wusste ich nicht, welche Figur gerade diesen einen Satz gesagt hatte und versuchte es mir zusammen zu reimen. Das störte den Lesefluss doch sehr. 
Fast emotionslos wird die Geschichte herunter gerattert, als blieben Gudruns Gefühle völlig auf der Strecke, als wäre Gudrun eine dumme Pute, die einfach nur Glück hatte. Schade, mit ein wenig mehr Gefühl, wäre es ein gutes Buch geworden. Am Ende, auf den letzten Seiten, durfte man dann endlich einen Blick in das Gefühlsleben der Protagonistin wagen. Erst auf den letzten 50 Seiten, habe ich mich mit dem Schreibstil angefreundet. Dann freundete ich mich mit dem Charakter der Hauptdarstellerin an und verstand die ruppige Art, in der Sabine Bode, die Autorin, das Buch verfasst hat. Nach dem Klappentext habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut und war dann etwas ernüchtert, als ich dieses Buch las.
Sabine Bode hat schon einige Bücher über seelischen Kriegsfolgen geschrieben. Ihre Bücher waren allesamt Bestseller und wurden in mehrere Sprachen übersetzt.  
Verlag Klett-Cotta

350 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-608-96200-0

Danke an Netgalley und den Klett-Cotta Verlag für dieses Leseexemplar

Mein Leben als Zucchini

»Mein Name ist Zucchini«, so stellt sich der kleine Ikare aus Frankreich vor. Seine Mutter arbeitslos, Alkoholikerin und fernsehsüchtig, kümmert sich seit ihrem Unfall kaum noch um den Jungen. Aufmerksamkeit bekommt der Kleine nur, wenn er etwas Dummes angestellt hat. Und das eigentlich täglich. Zucchini versteckt sich dann am liebsten auf dem Dachboden, da kommt die Mutter, mit ihrem kaputten Bein nicht hin. Eines Tages findet er in einer Kommode einen Revolver und will damit den Himmel erschießen, weil der, wie die Mutter immer sagt,

»Der Himmel, mein Kleiner, der ist so groß, damit wir nie vergessen, wie klein unsereins daneben ist.« (Seite 7)

Das Kinderbuch wird aus der Sicht des kleinen Zucchini erzählt. (Warum eigentlich Zucchini. Der Originaltitel heißt :Autobiographie einer Pflaume. Das idiomatische Pendant zur französischen courgette ist im deutschen die Pflaume oder Gurke. Da der gleichnamige Film sich für Zucchini entschieden hat, wurde die Neuauflage des Romans, dem Film angeglichen.) Der Roman liest sich, wie ein Neunjähriger sprechen würde, der nicht der intelligenteste ist. Zucchini hinterfragt viel und geht damit seiner Umwelt manchmal gehörig auf die Nerven. Es gibt so manchen Erwachsenen in der Geschichte, der auch ein gutes Bild macht. Die Erzieher in dem Heim sind oftmals wie eine Insel der Geborgenheit. Die Geschichten der Kinder werden, wie es Kinder sehen erzählt. Ohne große Details und so einfach wie möglich. 
Mich hat das Buch sehr berührt. Nicht das ich Tränen in den Augen gehabt hätte. Durch die Erzählweise, sieht man die Grausamkeiten mit dem Kinderblick und kommt einfach damit klar. 
Erst vor kurzem ist der Film zum Buch in den Kinos angelaufen. Die Verfilmung wird sehr gelobt, es wäre tragisch, traumatisch und berührend. Als Puppenfilm, sind die Figuren neutraler, was es für kleine Kinder zu einem einfachen Puppentrickfilm macht. Das Buch würde ich etwas älteren Kindern empfehlen. Es ist aber genauso gut für Erwachsene zu lesen.
Übersetzung Melanie Walz
Knaus Verlag

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag

ISBN: 978-3-8135-0770-6

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ein Buchclub auf Abwegen

Bücher schreiben, ist nicht leicht

Wie ist das eigentlich, wenn man Bücher schreibt, sie an einen Verlag schickt und dann das Manuskript  mit einer freundlichen Ablehnung zurück  bekommt? Da fühlt man sich doch echt traurig und deprimiert. Aber die Damen von dem Buchclub der Abgelehnten Autorinnen, feiern eine Party, wenn wieder eine Ablehnung ins Haus geflattert kommt. Janet ist kein Mitglied des Buchclubs. Sie ist die Bibliothekarin der Kleinstadt, auf einer Insel bei Washington. Sie lebt mit ihrem Mann in einem hübschen kleinen Häuschen und das einzige Problem was das Paar hat, ist ein Waschbär, der des Nachts die Mülltonne umkippt und ausräumt. Janet wird von Doris, der Chefin des Buchclubs, eingeladen an einem Treffen teilzunehmen. Die Damen erhoffen sich Hilfe von der “Buchfrau”. Dummerweise, hat Doris nämlich eine Zusage bekommen und das geht doch nicht! Ihr Roman ist so schlecht, dass den keiner lesen möchte. Um den schlechten Schinken  zurück zu bekommen, macht sich der Buchclub auf den Weg zu dem Verlag nach San Francisco und erlebt auf der Reise Einiges.

Die Autorin

Suzanne Kelman hat eine lustige Art ihren Figuren Leben einzuhauchen. Ihre Hauptfigur Janet Johnson, hat eine sehr lockere Art mit ihrer Umwelt umzugehen. Auch die burschikose Vorsitzende Doris besticht durch ihre spitze Zunge. Humor ist eine Hauptkomponente dieses Romans.  »Ein Buchclub auf Abwegen« ist  witzig und leicht zu lesen. Eine ganz herrliche Urlaubslektüre.
Die Autorin, Suzanne Kelman, ist eine mehrfach ausgezeichnete Drehbuchautorin. Julia Becker hat diese Buch übersetzt.
Ich habe die Vermutung, das dieses Buch gut zu verfilmen wäre. Wer weiß, vielleicht können wir es bald im Kino bewundern.
Klappenbroschur
Verlag Amazon

Die Liebeserklärung

Mit seinen 27 Jahren weiß Corentin nicht wirklich was er will. Er hat sein Studium hingeschmissen und arbeitet im Sommer, zusammen mit seinem Patenonkel, als Hochzeitsfilmer. Hochzeiten, die groß gefeiert werden, mit allem was man sich vorstellen kann. Corentin hat die Aufgabe, die Brautleute vom morgendlichen Aufstehen, über den Frisörtermin, bis zum Ende der Hochzeitsfeier, mit der Kamera zu filmen. Dabei bekommt er Einblicke in die Wirklichkeit, hinter die Vorhänge der perfekten Hochzeit. Die Schwiegermütter sind aufgeregter, als die Braut. Bei den Gästen muss man acht geben, dass sie nicht aus der Reihe tanzen. Es gibt die verschiedensten Hochzeiten, spannende, außergewöhnliche und auch solche, die in Erinnerung bleiben. All das, wird von den Hochzeitsfilmern festgehalten. 

Corentin hat selber kaum längere Beziehungen, an Heiraten ist gar nicht zu denken. Meistens werfen die Frauen ihm die Beziehung vor die Füße, da er wenig Zeit für sie hat. Die Hochzeiten fordern die Wochenenden. Während einer Hochzeit, bittet die Braut Corentin darum, ihre Liebeserklärung zu filmen. Diese Erklärung macht etwas mit dem jungen Franzosen, sie lässt ihn nachdenklich werden und er hat die Idee, seine Familie und seinen besten Freunde ebenfalls zu filmen, während sie einfach nur reden. Dabei eröffnen sich Dinge, die Corentin nie so gesehen hat, oder erahnt hätte.

Keine Liebesgeschichte!

Das ist das zweite Buch, das ich von Blondel gelesen habe. Die leichte und witzige Schreibweise, gefällt mir. Man könnte fast annehmen, er legt es darauf an, oberflächlich zu klingen. Dabei hat sein Roman eine gewisse Tiefe. Er zeigt einen jungen Mann, der ein Spiegel der jugendlichen Gesellschaft ist. Und nicht nur das, die Brautleute und deren Familienangehörige werden beleuchtet und gefilmt. Nicht immer besonders schön, mit ihren Macken, ihrer Arroganz und Überheblich- oder Unterwürfigkeit und Demut. Unschöne Wahrheiten können manchmal auch eine Hochzeit sprengen, das Leben zum Wanken bringen, weil man vergessen hat, die rosarote Brille abzunehmen. Blondel hat eine feine Art mit der Feder auf die Gesellschaft zu zeigen. 
Für mich eine amüsante tiefgründige Lektüre, die einem das Wochenende verkürzen kann.
Verlag :Paul Zsolnay
Übersetzt von Anne Braun
ISBN: 9783552063334
Fester Einband 
160 Seiten

Das Lied der Störche

1920

Freddy, eigentlich Frederike, kommt mit ihrer Mutter und den kleinen Geschwistern aus Potsdam. Sie werden auf dem Gutshof in Ostpreußen wohnen, denn die Mutter hat den Cousin ihres verstorbenen Mannes geheiratet. Es ist schon eine kleine Umstellung für die 11 Jährige. Alles ist etwas anders. Das warme Wasser muss noch aus der Küche nach oben getragen werden und es gelten strenge Regeln für den Alltag. Die Leute (die Dienerschaft), sehen die Mutter als Hausherrin, aber noch nicht als Respektsperson an. Was weiß Eine aus der Stadt schon vom Landleben und der Führung eines Gutshofes. Aber die Kinder haben einen guten Stand bei den Leuten, besonders bei der Köchin. So vertrödeln sie ihre Zeit, wenn sie nicht vom Hauslehrer geschult werden, mit Reiten, Schwimmen und Spielen auf den Wiesen. Einzig Frederike macht sich Sorgen um ihre Zukunft. Was soll aus ihr werden? Wird sie eines Tages jemanden finden, der sie heiratet und wird sie dann auch einen Gutshof leiten?…

Ulrike Renk beschreibt das Leben auf dem Gutshof in den 1920er Jahren ganz zauberhaft. Freddy hat viel Kontakt zu den Leuten, wodurch man einen netten Einblick hat. Das Mädchen hinterfragt Vieles und lauscht auch manchmal, wenn die Mutter Gespräche mit dem Personal führt. Die Örtlichkeiten sind schön beschrieben, so dass man sich sofort in dem Buch zu Hause fühlt.
Aber das war es dann auch schon. Das Buch war in meinen Augen so unaufgeregt, wie ein Kinderbuch. Manches mal hatte ich das Gefühl, einen neuen Band von “Der Trotzkopf” oder “Hanni und Nanni” zu lesen (Diese Bücher habe ich mit 10 Jahren sehr geliebt!). Die Autorin wiederholt sich in einer Endlosschleife, wenn es darum geht, dass sich Frederike Gedanken um ihre Zukunft macht und was die Köchin auf den Tisch bringt. Mir hat ein wenig das Niveau gefehlt, oder zumindest eine Spannung oder Tiefe.
Ich habe dieses Buch abgebrochen, was ich üblicherweise nicht mache.
von Ulrike Renk
Aufbau Verlag
512 Seiten
Taschenbuch
ISBN 978-3-7466-3246-9