Junge Frau am Fenster stehend,…

…Abendlicht, blaues Kleid

Das ist die Beschreibung eines Bildes. Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid ein Bild von Vermeer.

Hannah besucht ihre Großmutter regelmäßig jeden Dienstag in ihrem Berliner Pflegeheim. Die alte Dame freut sich immer über den Besuch. Eine Abwechslung in dem „langweiligen“ Heimalltag. Evelyn, die Großmutter, ist ziemlich eigensinnig und verschlossen. Sie ist es gewohnt, dass man sie als Frau Doktor anredet und macht, was sie sagt.
Kurz bevor Hannah ihre Großmutter wieder verlassen will, sieht sie einen Brief auf dem Tischchen liegen. Der Brief ist von einer Kanzlei in Tel Aviv, die sich mit Restitutionsverfahren auskennt. Evelyn scheint die einzige Erbin eines verschollenen und konfiszierten Kunstvermögens zu sein. Aber Hannahs Oma Evelyn möchte davon nichts wissen. Sie redet nicht über ihre Familie. Hannah will aber mehr erfahren.

Alena Schröder, die Autorin schreibt ihren gut recherchierten Roman in verschiedenen Zeitebenen. Ihre Protagonisten kommen einzeln zu Wort und so setzt sich nach und nach eine perfekte Geschichte zusammen. Im Grunde beginnt der Roman im Jahre 1926 in Rostock, als Senta, Hannahs Urgroßmutter glaubte, sich in den Flieger Ullrich zu verlieben und ihre Tochter Evelyn aus dieser Beziehung entstand.

Junge Frau, keine gute Mutter

Senta ist keine gute Mutter, sie versucht es, doch immer wieder scheitert sie an den einfachsten Dingen. Ullrich erwartet eine perfekte Mutter und Hausfrau. Doch Senta wird immer unglücklicher. Dabei hat sie alles von ihrer eigenen Mutter gelernt. Eine Familie hatte Senta nie im Sinn. Sie wollte immer nur mit ihrer allerliebsten Freundin Lotte nach Berlin auswandern. Die Frauen hatten vor, sich in der lauten, unternehmungslustigen, alles verschlingende Stadt, ein Leben aufzubauen.
Am Ende bekommt sie die Scheidung von ihrem Mann und verlässt ihre Tochter und geht nach Berlin. Das Schicksal will es, dass Senta sich dort in den jüdischen Journalisten Julius Goldmann verliebt.

So spinnt die Autorin ihre Bögen und nimmt den Leser mit. Mich hat das Buch ziemlich schnell eingefangen und ich mochte es kaum noch aus den Händen legen. Ich habe einige interessante Dinge über die Suche nach verlorenen Kunstgegenständen aus der Nazizeit erfahren. Die Schreibweise der Autorin ist leicht und flüssig.
Eine Familiengeschichte die mich wirklich abgeholt und mitgenommen hat!

Die Autorin

Artikel, Kolumnen und Bücher: Alena Schröder, Jahrgang 1979, ist eine deutsche Schriftstellerin, Kolumnistin und Journalistin. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie unter anderem als Redakteurin für Brigitte und als freie Journalistin für Brigitte Woman, das SZ-Magazin und die Zeit.
Heute ist sie darüber hinaus die regelmäßige Autorin ihrer Kolumne „Nackte Zahlen“ im SZ-Magazin. Ihr Debüt als Autorin gab sie mit ihrem Roman „Wir sind bedient“.

Verlag dtv Allgemeine Belletristik
368 Seiten
ISBN 978-3-423-28273-4

Was der Fluss erzählt {Rezension}

Was der Fluss erzählt… er plätschert leise vor sich hin. Er brodelt und tritt über die Ufer, holt sich das Land und spuckt es wieder aus. Hohe Wellen oder stilles dahinplätschern lässt ihn lebendig erscheinen. Die Menschen rund um die Themse haben ihn schon immer erzählen hören. Den Fluss. Geister, wie der stille Fährmann, befahren die Themse und holen die Menschen, die gestorben sind auf die andere Seite. Oder es kommt vor, dass ein Flusswesen an die Gestade der Themse gespült wird und dann das Leben der Erdbewohner durcheinander bringen. Es ranken sich merkwürdige Geschichten. Geschichten die gerne des Abends in einem Pub, dem Swan in Radcot nahe der Themse, erzählt werden. Und ein guter Erzähler, lockt viele Zuhörer an…

Das Buch Was der Fluss erzählt liegt auf einem Tisch daneben eine Brille und eine Tasse Kaffee

Was der Fluss erzählt

An einem stürmischen Winterabend des Jahres 1887 steht plötzlich ein wilder Mann in der Tür des Swan’s. Er hält in seinen Armen eine kleine Puppe. Selber ist er vollkommen entstellt, scheint mit dem Gesicht irgendwo so heftig aufgeschlagen zu sein, dass man ihn kaum noch erkennt. Die Puppe flog in die Arme des Wirtsjungen. Selbst noch ein Kind, fängt er das leblose Bündel auf. Doch die Puppe ist ein vierjähriges Kind, das tot in den Armen des Jungen liegt.

Der Mann wird von einer schnell herbei gerufenen Krankenschwester versorgt und das Kind im Kühlhaus aufgebahrt. Doch als die Krankenschwester Zeit hat, sich das Kind anzuschauen, stellt sie erst den Tod des kleinen Mädchens fest und im selben Moment schlägt das Kind die Augen auf. Die Schwester zweifelt an sich und bringt das Mädchen zu dem Mann, der noch immer nicht ansprechbar ist.

Alles wird gut. Der Mann überlebt. Eine reiche Familie, denen ihre Tochter vor zwei Jahren entführt wurde, erhebt Anspruch auf des kleine Mädchen. Aber ist das wirklich deren Tochter? Da ist noch der Sohn eines Farmers, der ebenfalls meint, das Kind wäre seines. Und dann ist da noch die Frau, die einsam, ganz dicht am Fluss wohnt, die der Meinung ist, das Kind wäre ihre Schwester.

Jeder, der das Mädchen ansieht, ist von ihr bezaubert. Findet eine Ähnlichkeit oder Verbindung. Doch man könnte meinen, das Kind wäre ein Geist. Es redet nicht und scheint wenig Emotionen zu zeigen.

Was ich gelesen habe

Was der Fluss erzählt, klingt wie ein Märchen. Diane Setterfield schrieb ein Roman der bezaubert. Woher kommt das Mädchen? Wie gelangte es in die Arme des Mannes. Sie spinnt eine spannende und märchenhafte Geschichte. Welche Menschen trugen dazu bei, dass das Kind im Gasthaus die Augen aufschlug. Mich zog das Buch sofort in seinen Bann. Man muss sich aber darauf einlassen, eine Mär erzählt zu bekommen. Der Fluss ist es, auf den man ständig wieder zurück kommt. Wie er über die Ufer tritt, wie er schneller oder langsamer strömt und welche Geschichten sich um ihn ranken. Durch welche Landstriche er zieht und wie die Menschen mit ihm zurecht kommen.

Vielleicht ist es auch das kleine Mädchen, dass alle an die Hand nimmt und mit ihnen in ihr Innerstes blickt. Für mich war dieses Buch eine Bereicherung. Diane Seterfield hat in ihrem Roman Mythen und Leben rund um die Themse zu einem interessanten und unterhaltenden Roman verwoben.

Diane Setterfield ist promovierte Romanistin und lebte viele Jahre in Frankreich. Bevor sie sich Vollzeit der Schriftstellerei widmete, arbeitete sie als Lehrerin. Ihr Debüt, »Die dreizehnte Geschichte« (Blessing, 2007), war ein internationaler Bestseller und wurde mit Vanessa Redgrave in der Hauptrolle von der BBC verfilmt. Diane Setterfield lebt in Oxford.

Dieses Buch habe ich schon im Januar kurz vorgestellt. Es gehörte zu den Januar-Lesezeit-Büchern

Ein Roman von Diane Setterfield
Übersetzt wurde der Roman von Anke & Eberhard Kreutzer
Originaltitel: Once upon a River
576 Seiten
ISBN: 978-3-89667-329-9

Hingabe {Ein Roman von Bénédicte Belpois}

Als ich den Klappentext von Hingabe gelesen habe, war ich davon überzeugt, dass es ein Buch sein wird, das mich bezaubert. Doch die ersten Seiten und Kapitel brachten mich eher dazu, darüber nachzudenken, was die Autorin mir mit diesem Roman eigentlich sagen will. Erst weit nach der Hälfte des Romans konnte ich einen Bezug zu dem Hauptdarsteller Tomás finden. Doch vielleicht sollte ich dir erste einmal erzählen, was in dem Buch los ist.

Hingabe, der Inhalt

Als in einem kleinen spanischen Dorf in Galicien die zarte, fast durchscheinende Schweizerin Suiza auftaucht verwirrt sie die Männerwelt. Die junge Frau wirkt hilflos und spricht obendrein kein Wort Spanisch. Sie arbeitet in einer Bar, in die der Großbauer Tomás nach getaner Arbeit gerne seinen Rioja trinken geht. Als er die junge Frau wahr nimmt, brennen bei ihm sämtliche Sicherungen durch. Er will diese Frau einfach nur noch besitzen. Er kann an nichts anderes mehr denken. So kommt es, dass er Suiza schnappt und sie aus dem Laden zerrt, quer über die Felder und als er sich nicht mehr zurückhalten kann, über sie herfällt.

Er nimmt sie mit auf seinen Hof und sieht sie von diesem Augenblick an, als sein Eigentum an. Doch aus dem Besitzen wird tatsächlich langsam ein Gefühl. Suiza gibt ihm sich hin. Eine reine Hingabe. Sie fängt sogar an, seinen Haushalt in Ordnung zu bringen, sich einzurichten, und ihn um den Finger zu wickeln.

Hingabe, ganz und gar. Hat das mit ergeben zu tun? Ist Hingabe mit Aufgabe gleichzusetzen? Denn so hat sich mir Suiza dargestellt. Tomás allerdings verändert sich im Laufe des Romans und wird von einem harten, enttäuschten verlassenen Mann zu einem liebevollen Menschen. Wie gesagt, erst nach vielen Seiten konnte ich eine Art Sympathie für den krebskranken Mann entwickeln. Immer wieder kommt es dazu, dass Tomás die junge Frau brutal und hemmungslos penetriert. Doch Suiza scheint das als selbstverständlich anzusehen und zu akzeptieren. Im Gegenteil, sie ergreift auch selber immer wieder die Initiative und fordert den Mann heraus sich wie ein wildes Tier zu benehmen.

Was ich gelesen habe

Der Roman wird von Tomás erzählt. Er leidet darunter an Krebs erkrankt zu sein, seine (nicht geliebte) Frau an den Krebs verloren zu haben und als ungeliebtes Kind groß geworden zu sein. Aber auch Suiza kommt ab und zu zu Wort. Alle glauben, sie sei etwas dumm, was sich aber nicht bewahrheitet.
Das Ende des Romans, hat mich dann doch noch überrascht. So habe ich es mir nicht vorgestellt und irgendwie dann doch.

Erstaunlich ist nur, dass dieser Roman Hingabe, von einer Frau geschrieben wurde. Bénédicte Belpois ist eine über 50 jährige Hebamme, die sich mit Leid, Schmerz und Naturgewalt auskennt. Sich in den Mann hineinzuversetzen und die Triebe, die ihn überkommen in Worte zu fassen, ist schon eine Kunst. Auch wenn ich ihre Hauptfiguren bis zum Schluß nicht mochte, war es trotzdem ein Erlebnis ihren Roman zu lesen.

Eibt ein sehr interessantes Interview mit der Übersetzerin Eva Scharenberg zu diesem Buch. Der Link führt zu einer PDF. Ich kann es nur empfehlen mal zu lesen

Ein Roman von Bénédicte Belpois
Übersetzt von Eva Scharenberg
ISBN: 9783103900040
272 Seiten
S. FISCHER Verlag

Anton und die Dinge zwischen Himmel und Erde

Anton Müllerstett ist 10 Jahre alt. Er hat eine Mama, die sich sehr darum bemüht, dass ihr Sohn eine tolle Ausbildung bekommt. Er geht nach der Schule zum Chinesisch- Unterricht, bekommt Unterricht in Benimm und muss dort eklige Sachen essen. Und wenn er dann mal Freizeit hat, dann mag Anton keine Unordnung machen, denn dann würde seine Mama mit ihm böse sein. Der Papa lebt irgendwo in der Ferne und kommuniziert mit Anton nur über den Computer. In dem Haushalt der Müllerstetts gibt es auch noch eine Haushälterin, die dafür sorgt, dass Anton was ordentliches zu Essen bekommt.

Anton und die Dinge zwischen Himmel und Erde

Anton ist ein braver Junge, der alles macht, wie man es ihm sagt. Als er eines Nachmittages mit all seinen Aufgaben fertig ist, kann er sich nicht dazu durchringen den Legokasten, den er schon Weihnachten geschenkt bekommen hat, aufzubauen. Er würde nicht fertig werden bis die Mutter zurück ist. Dann würde sie böse, weil er so eine Unordnung gemacht hätte. So schleicht der Junge durch den Flur und entdeckt eine Tür, die er da vorher noch nie gesehen hat. Hinter der Tür führt eine Treppe auf den Dachboden. Geheimnisvoll schaut es hier aus. Er findet eine Kiste in der seltsame Dinge verstaut waren, die wie Messgeräte aussahen. Auch ein Fernrohr war dabei und ganz unten in der Kiste fand er ein Ölgemälde mit einem Segelschiff darauf.

Anton zwischen Himmel und Erde

Das Bild wollte er unbedingt über seinem Bett aufgehangen haben. Die Mutter war nicht so begeistert. Doch dieses mal setzte sich Anton durch. In der Nacht, die Mutter hatte einen wichtigen Termin, verlor sich der Junge in dem Anblick des Bildes und träumte sich auf das Schiff. In seinem Traum traf er die 300 Millionen Jahre alte Kakerlake Cassidor und die Windsbraut Waltraud, die auf der Jagd nach fast vergessenen Fragen auf dem Wolkenmeer unterwegs waren.

Als ich das Buch das erste Mal aufschlug, sprangen mir gleich die abstrakten Bilder ins Auge. Bilder die die Fantasie anstupsen. Viel Farbe aber auch klare Linien, wenn es um die gezeigten Figuren geht. Zwischen den Texten sind immer wieder Geräusche in geletterten Buchstaben, dick, fett und überdeutlich zu sehen. So klackert die Mutter, in ihren hochhackigen Schuhen, durch das Zimmer oder gibt ihrem Sohn Muah, muah, einen Kuss. Das kommt sehr eindringlich rüber und gefällt mir.

Und die Geschichte selber regt an, mit der Fantasie zu spielen. Und auch Fragen zu stellen. Anton muss nämlich eine Frage stellen, die dann ergründet und die Antwort in ein Buch gebunden wird. So trifft Anton auf Sokrates und Xanthippe, erlebt Abenteuer und findet besondere Freunde. Mir hat es sehr gefallen mit Anton die Abenteuer zwischen Himmel und Erde zu erleben.

Das Buch gibt es auch als Hörspiel. Vorgelesen, hat die Geschichte bestimmt noch einmal einen besonderen Reiz. Kinder mögen Hörspiele oder wenn die Eltern mit ihnen gemeinsam Bücher lesen. Ein Buch das ich gerne zu meinen Bücher für den Januar stelle.

Ein Kinderbuch von Nici Mommsen
mit Bildern von BooBoo Tannenbaum
Frizzschmizzz Verlag
192 Seiten
Paperback
ISBN: 9783982237107

Hörspiel
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Mookie, Weihnachten mit Schwein

Mookie ist schon ein witziger Name für ein Hausschwein. Kurz vor Weihnachten steht plötzlich ein Paket vor Joachims Haustür. Ein Paket mit Luftlöchern und es zappelt ein wenig. Als er das Paket in seine Wohnung schleppt und öffnet, taucht daraus ein kleines Hausschwein auf. Es stöckelt mit seinen „Stricknadel-Beinchen“ durch Joachims Wohnung, die sich in einem furchtbaren Zustand befindet. Denn Joachim steckt in einer Sinnkrise, in einer Depression, die ihn zwingt zu Hause zu bleiben. Einzig der Weg über die Straße zum Späti lässt sich mit seiner Krise vereinbaren. Er trinkt zu viel, kifft und bestellt Essen, welches am Ende in den herumliegenden Kartons vergammelt.

Den einzigen ernsthaften Ausflug hatte er am Nachmittag vor dem Schwein unternommen. Ein Flirt über die Plattform Spinder bringt Joachim dazu, sich mit Madeleine auf einem Weihnachtsmarkt zu treffen.
Joachim will herausfinden, wer ihm dieses Schwein vor die Tür gestellt hat. Er bastelt sich auch verschiedenen Materialien eine Leine für das Hausschwein und macht sich, das zweite mal seit Wochen, auf den Weg an die frische Winterluft. Als er an einer Litfaßsäule vorbei kommt, entdeckt er unter einem abgerissenen Plakat die sechs Buchstaben MOOKIE und beschließt, das Schweinchen so zu nennen.

Auf seiner Suche nach dem edlen Spender, trifft Joachim auf sein Date vom Vortag. Die Frau, die er in seinem Suff in der Nacht noch über Handynachrichten beschimpft hatte. Doch die ist wie ein Schlüssel zu seiner Seele.

Mookie

In dem Klappentext von Mookie Weihnachten mit Schwein, dass Joachim in einer Sinnkrise steckt und dass er ein unglaubliches Abenteuer erleben würde. Ich habe einen seelisch angeschlagenen Mann heraus gelesen. Einen Mann, der sich mit üblen Sarkasmus und negativen Sprüchen gegen seine Umwelt abschirmt. Das Schwein und die junge Frau finden einen Weg in sein Leben und werden zu einem besonderen Erlebnis.

Laura Wohnlich hat einen netten, unterhaltsamen Roman geschrieben. Die 238 Seiten lesen sich schnell. Die Geschichte hat für mich nicht viel mit Weihnachten zu tun. Mookie selber wird sehr lustig beschrieben und ich könnte mir vorstellen, ein solches Hausschweinchen bei uns einziehen zu lassen. Am Ende löst sich die Suche auch auf. Joachim findet sein Leben wieder und noch so einiges mehr.

Dieses Buch steht in dem Januar-Bücher-Regal. Einfach schon, weil es wirklich unterhaltsam war

Ein Roman von Laura Wohnlich
Heyne Verlag
240 Seiten
ISBN: 978-3-453-42443-2

Über die Autorin

Laura Wohnlich, 1992 in Basel geboren, schreibt eigentlich schon immer. Unter anderem wurden ihre Texte im Entwürfe-Magazin und in der WELT veröffentlicht. Sie war Mitglied beim jungen Theater Basel, stand auf der Bühne und verfasste Drehbücher. 2017 erhielt sie vom Literarischen Colloquium Berlin ein Aufenthaltsstipendium. Ihr Debütroman SWEET ROTATION (2017) war »traurig und lustig, geistreich und psychologisch ausgeklügelt« (SRF). (von der Heyne-Autorenseite kopiert)

Miss Bensons Reise {Rezension}

Miss Benson ist schon eine seltsame Person. Sie scheint ein wenig übergewichtig zu sein, ihre Kleidung ist eher (sehr) abgenutzt, ihre Schuhe längst durchgelaufen und ihre Haare sehen aus, als trüge sie ein Vogelnest spazieren. Fünf Jahre ist es her, dass der zweite Weltkrieg vorbei ist. Noch immer gibt es in London nicht alles zu kaufen und Lebensmittel nur auf Bezugskarten. Miss Benson unterrichtet an einer Schule, erklärt den Mädchen ihrer Klasse, wie man mit den vorhandenen Konserven ein ordentliches Essen auf den Tisch zaubert. Doch als die Mädchen, die noch nicht Fünfzigjährige, ihres Aussehens wegen ärgern, dreht Margery Benson plötzlich durch. Sie bestiehlt ihre Konrektorin und läuft einfach weg.

Miss Bensons Reise, ein richtig schönes Cover

Margery Benson hat in jungen Jahren ihren Vater und ihre Brüder an einem Tag verloren. Ihre Mutter hat dieses Schicksal auch nie verarbeitet und war Margery nie nah. Das einzige was Margery geblieben ist, sind die Erinnerungen an den Vater; über ihre gemeinsame Liebe zu Käfern. Miss Benson setzte sich in den Kopf, den goldenen kleinen Käfer, den ihr Vater ihr gezeigt hat, zu finden. Sie macht sich auf den Weg nach Neukaledonien. Nicht alleine, mit einer Frau die sie vorher nie gesehen hat, reist sie mit dem Schiff um die halbe Welt.

Sarkastisch mit Humor

Rachel Joyce schreibt ihrem Roman Miss Bensons Reise, in einem leicht sarkastischen, schwarz angehauchten Humor und einer sympathischen Art. Es ist ein leichtes in den Roman einzusteigen und die seltsame Miss Benson auf ihrer merkwürdigen Reise zu begleiten. Schon 2012 hatte mir der Roman Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Frey sehr gut gefallen. Auch dieser hochgelobte Roman war in einer ähnlichen Art geschrieben. Doch Miss Benson, gefällt mir um einiges mehr.
Ihre schrullige Art, die durchgeknallte Freundin Enid und der seltsame Mr. Mundic (die anderen Hauptrollen) sind so unterhaltsam, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag.

Rachel Joyce war nie in Neukaledonien, wo der goldene Käfer angeblich gesichtet wurde, und doch beschreibt sie die Umgebung in den buntesten Farben, so dass man sich mitten im Urwald wähnt. Ich bin jedenfalls absolut begeistert. Eine tolle Unterhaltung und ein Mutmach-Buch für Frauen, die sich vielleicht mal aus ihrer Komfortzone herauswagen sollten, um das Abenteuer zu suchen. Lebe endlich aus, was du tief in dir spürst, aber nie heraus lassen würdest, weil man es dir nicht zutraut. Finde die Freundin, die dich über den Tod hinaus begleiten würde!

Miss Bensons Reise

Ein Roman von Rachel Joyce
Übersetzt von Maria Andreas
ISBN 9783810522337
480 Seiten
FISCHER Krüger Verlag

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Dieser Roman gehört natürlich zu den Dezember-Büchern. Er hat mich in einer ziemlich schweren Zeit begleit!