Berlin Hauptstadt des Verbrechens

Die dunkle Seite Berlins, in den Goldenen Zwanzigern. Die Hauptstadt hat es schon immer etwas bunt getrieben. Während der Weimarer Republik wurden einige Gesetze geändert. Dadurch schien sich Berlin wieder einmal neu zu erfinden. Freizügigkeit und Partylaune, Drogen und erstaunliche Vergnügungslokale verführten die Menschen, gaukelten Wohlstand vor. Das Verbrechen nahm eine eigene Dynamik an. Es gab Ringvereine, Betrüger, Prostituierte, Drogenhändler und wer weiß was sonst noch.

Doch auch hervorragende Polizeibeamte, die es verstanden wie keine Anderen, Verbrecher und Mörder zu überführen. Dazu zählte vor allem Ernst Gennat (den man auch aus den Volker Kutscher-Romanen, um den Ermittler Gerion Rath, kennt) Ernst Gennat gründete die Berliner Mordkommission. Eine Art der Ermittlung, die bis heute Bestand hat. Immer schön der Reihe nach wird ein jeder Fall bearbeitet. Lasst bloß die Leichen so liegen, wie man sie findet. Bis Gennat seine Ermittlungsroutine eingesetzt hatte, wurden Leichen hübsch auf dem Sofa drapiert, damit sie nicht so grausam hergerichtet aussahen!

Die Kriminellen machten sich diese verrückte Zeit zu nutze und erschlichen sich sogar vom Staat Millionen. Sie verführten Staatsbedienstete und Bänker dazu, ihnen Gelder zu ermöglichen, die sie in Saus und Braus wieder unter das Volk brachten. Nebenan saßen die armen Schlucker, die den Kitt aus den Fenstern fraßen und oftmals selber Opfer der Betrüger wurden.

Gute Unterhaltung

Nathalie Boegel hat sich mit den Verbrechen in der Hauptstadt beschäftigt und eine Zusammenfassung geschrieben, die recht unterhaltsam daher kommt. Spannende Details erfährt man aus den Goldenen Zwanzigern, die gar nicht so golden waren. Sie recherchierte und sammelte interessante Bilder, mit denen sie die Texte in ihrem Buch unterstreicht.

Da werden die Gebrüder Sass erwähnt, die es, mit großem Applaus der Berliner Bevölkerung, fertig bringen, die sichersten Tresore der Stadt zu knacken. Der erste aktenkundige Massenmörder, Friedrich Schumann vom Falkenhagener See, wird beschrieben. Oder auch wie sich die Nazis in der wohl zweit „Rotesten Stadt“ nach Moskau, breit machten und ihre grausamen Verbrechen betrieben.

Für mich war dieses Buch eine Bereicherung. Obwohl mir die Berichterstattung manchmal etwas schwer fiel, fand sich immer wieder ein Kapitel, das mich schmunzeln lies oder mich grauste. Das Ganze vielleicht in Romanform verpackt, wäre ein richtiger Knüller. So habe ich mich (trotzdem) sehr gut unterhalten gefühlt.
Die Zeiten der Weimarer Republik in Berlin waren allerdings auch etwas besonders. So ausgelassen hat die Stadt Berlin bestimmt noch nie und nie wieder danach getanzt!

Die Autorin

Nathalie Boegel hat schon bei ihrem Volontariat als Polizeireporterin gearbeitet. Sie ist Fernsehjournalistin für Spiegel TV und hat eine Dokumentation Sündenbabel Berlin – Metropole des Verbrechens 1918-1933 veröffentlicht. Sie drehte schon mehrere Dokumentationen über die Polizei in Deutschland.

Autorin Nathalie Boegel
Taschenbuch
288 Seiten mit Abb.
Penguin Verlag
ISBN: 978-3-328-10522-0

Dieses Buch stelle ich zu den November-Blues-Büchern

Eisenblut, ein Krimi aus Berlin

Eisenblut

Als ich den Titel Eisenblut las, konnte ich mir erst einmal nichts darunter vorstellen. Ich dachte an einen Nazikrimi oder etwas in dieser Richtung. Ich habe den Roman Eisenblut, als Hörbuch aus dem Argon-Verlag begonnen. Die Stimme von David Nathan fasziniert mich dabei immer wieder. Aber was mich an Hörbücher manchmal stört ist, dass die Bücher nicht komplett gelesen werden. Weshalb ich mir den Roman als Buch besorgt habe:

Wir schreiben das Jahr 1888, das Dreikaiserjahr.
Der etwas dickliche, mittelalte und dem Alkohol nicht abgeneigte Gabriel Landow betreibt eine schlecht laufende Detektei. Eigentlich stammt er aus dem ostpreußischen Landadel. Als Soldat hat er sich etwas zu Schulden kommen lassen, weshalb ihn sein Vater enterbt hatte.
Nun lebt Landow in einer billigen Dachkammer, in Berlin Kreuzberg und ermittelt gegen Seitensprüngler. Sein Kriegskamerad Koester betreibt eine kleine Pension und hatte ihn bei sich aufgenommen. Der Detektiv muss natürlich für das Zimmerchen bezahlen und nebenbei besorgt er die Gelder der beiden Huren, die für Koester auf den Strich gehen.

Die schlecht laufende Detektei ist inzwischen auch nur noch ein Einmannbetrieb, da sich Landows Geschäftspartner nach Amerika aufgemacht hat. Als Gabriel Landow dann auch noch sein letzter Auftrag, direkt aus dem Himmel tot vor die Füße fällt, entwickelt sich ein interessanter Fall.
Ein dritter, mysteriöse Mord, in kurzer Zeit, ein Märchenbuch der Gebrüder Grimm in den Händen der Opfer.

Irgendwie hat Landow Glück und wird von der Regierung angestellt, die Grimm-Morde zu lösen. Doch warum gerade er dazu erkoren ist, den Fall der seltsamen Morde aufzuklären, das kann sich der Schnüffler selbst nicht erklären.

Hinterlistigkeiten und Arroganzen

Mit einem Hauch von Sarkasmus und Ironie beschreibt Axel Simon die Kaiserzeit mit ihren Hinterlistigkeiten, Arroganzen und Intrigen. Es stinkt förmlich aus dem Buch heraus, nach dem alten und dreckigen Berlin. Er führt uns aber auch die schön(st)en Ecken Berlins und Potsdam.
Immer wieder, benutzt der Autor Metapher, schenkt dem Leser seinen süffisanten Wortwitz. Zaubert Bilder, die die Zeit sehr gut beschreiben. Axel Simon schreibt Bandwurmsätze, die einem gar nicht so lang vorkommen.

Stets ist einem bewusst (steht ja auch als Kapitelüberschrift darüber!), dass der Kaiser bald sterben wird und was wird dann? Ein Krieg wird kommen und die Akteure in dem Roman arbeiten erfolgreich darauf hin. Doch bis es so weit ist, muss Landow erst einmal seine Morde aufklären!

Ich hoffe, dass mich Landow noch öfter unterhalten wird.

Der Autor

Axel Simon (1962 geboren), stammt tatsächlich nicht aus Berlin. Was mich etwas wundert, da er die örtlichen Begebenheiten außerordentlich gut beschrieben hat. Er kommt aus dem Ruhrgebiet. Simon brach sein Studium für Literatur, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte ab und hat zeitgenössische Theater und Opern inszeniert. Im Moment schreibt er in Hamburg an einem Nachfolgeband für Gabriel Landow.

Verlag: Kindler
416 Seiten
ISBN: 978-3-463-00012-1

Das Netz, ein Krimi aus Island

Das Netz

Es ist ein Netz, in das sich die Isländerin Sonja verheddert hat. Es besteht aus Drogen, Kindesentzug, Trennung und Liebesgeschichte. Sonja lag mit ihrer Geliebten Agla im Bett, als sie von ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn erwischt wurde. Daraufhin wurde Sonja das Sorgerecht aberkannt und sie musste sich, wie auch immer, über Wasser halten. Ganz abgesehen davon, dass gerade die Banken in Island krachen gegangen sind, wusste sie nicht, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollte. Ein befreundeter Anwalt ihres Mannes bot ihr an, sie zu unterstützen. Dabei lief sie einem Drogenkartell in die Hände. Denn nun schuldete sie denen eine Menge Geld.

Sonja hatte nun die Aufgabe, Kokain aus dem Ausland nach Island zu schmuggeln. Sie war pfiffig und hatte prima Ideen. Nur einer kam ihr irgendwann auf die Schliche. Der Zollbeamte Bragi, beobachtete die attraktive Frau schon länger, wie sie sich in regelmäßigen Abständen über den Flughafen bewegte.
Sonja verstrickte sich immer mehr in dem Netz und die Sorge um ihren kleinen Jungen lies sie unmögliches bewerkstelligen.

Was ich gelesen habe

Sonja kam mir zwar schlau aber doch auch sehr naiv vor, wenn sie dachte, dass sie aus dem Netz entschlüpfen könnte. Ganz nebenher wurde ihre Geschichte zu einem Lesbenabenteuer mit der besagten Geliebten, die auch noch eine Kollegin von Sonja‘s Mann war. Immer wieder ging es um den Sex, den die beiden Frauen haben. Nicht im Detail, aber doch schon sehr konkret. Mich hat das tatsächlich in dem Lesefluss gestört. Es kam mir vor, als müsse die Autorin unbedingt darauf herumreiten, wie die zwei Frauen sich amüsieren.

Manchmal hatte ich das Gefühl, ich lege dieses Buch jetzt beiseite, dann geschahen aber doch wieder aufregende Dinge, die mich zum Weiterlesen zwangen. Und doch hatte dieses Buch keinen echten Sog. Klar wollte ich wissen, wie sich Sonja aus der Misere zieht. Aber selbst das Ende konnte mich nicht überzeugen.
Die Autorin kann bestimmt noch besser schreiben, denn mal abgesehen von dem Lesbengeflüster, steckt sie voller Ideen.

Das Buch das Netz

Die Autorin

Lilja Sigurðardóttir Stammt aus Island, wuchs aber auch in Mexiko und Spanien auf. Sie schrieb mehrfach ausgezeichnete Theaterstücke und Das Netz, ist der Beginn einer Reykjavík-Trilogie, die demnächst verfilmt werden soll.

ISBN 9783832165192
DuMont Verlag
360 Seiten

Die im Dunkeln sieht man nicht {Hörbuch}

Die im Dunkeln sieht man nicht

Es ist schon merkwürdig, wenn ich ein Hörbuch höre, dann sind es meistens Krimi oder Thriller. Damit hat mich auch Die im dunkeln sieht man nicht gelockt.

Die im Dunkeln sieht man nicht? 1950 kommt Karl Wieners lebensunlustig und frustriert nach München, in seine alte Heimat zurück. Während des Krieges lebte er als Schriftsteller (Oder was auch immer!) in Berlin. Aber dort hält ihn nichts mehr. Geschrieben hat er ohnehin schon lange nichts mehr, und seine Frau und die Kinder sind Tod. Magda, seine Nichte, hat dafür gesorgt, dass er wieder nach München kommt und dort bei einer Zeitung, die erst im Aufbau ist, als Reporter arbeiten soll. Die junge Frau liebt ihren 17 Jahre älteren Onkel, doch ist das rechtens? Auch Karl scheint das forsche Mädchen, zu sehr in sein Herz geschlossen zu haben.

Es sind seltsame Zeiten. Noch hängt der Krieg und die Nazizeit in den Gemütern und den Gemäuern der Stadt. Überall blüht der Schwarzhandel. Die von Hitler gestohlenen Kunstwerke, die während Kriegsende aus dem Führerbau verschwunden sind, wären ein prima Einstieg in den Journalismus für Karl. Auch sein alter Klassenkamerad, der Kommissar Ludwig Gruber ist an dem Fall interessiert. Doch noch mehr wüsste Gruber gerne, wer einen Unternehmer, Anfang des Jahres ermordet hat. Die Wege der Männer kreuzen sich immer öfter und die alte Freundschaft bräuchte mehr Pflege, um wieder aufzublühen. Doch in dieser Zeit weiß keiner, was er von dem Anderen zu halten hat.

Was ich gehört habe

Mir gefiel der Klappentext des Romans. Andreas Götz wollte eigentlich einen Krimi aus der Nachkriegszeit schreiben. Fand aber schnell heraus, dass das Leben 1950 eigentlich mehr im Mittelpunkt stehen sollte. Der Krimi ist vielmehr ein roter Faden durch die Geschichte. Die Menschen sind noch nicht wieder gefestigt. Die jüdische Bevölkerung („die doch eigentlich ausgerottet sein sollte“), taucht wieder auf, nicht überführte Nazis treiben im Dunkeln ihr Unwesen und hetzen sich gegenseitig auf, Schieberbanden haben alle Hände voll zu tun. In vielen Häusern, kann man mehr schlecht als recht leben, und doch geht das Leben dort einfach weiter. Die Doktrin der letzten Jahre haftet immer noch an den Menschen. Nur die Jungen, scheinen sich aus der alten Zeit zu befreien. Im Dunkeln werden Bars erschaffen und in den Ruinen getanzt.

Mich hat das Buch in seinen Bann gerissen und ich musste es innerhalb kürzester Zeit durchhören. Allerdings hat mir der Sprecher nicht immer gut gefallen. Er zieht an manchen Stellen die Stimme so hoch, dass man denkt, jetzt kommt eine theatralische Stelle, aber dann passiert doch nichts. Was Richard Barenberg aber sehr gut kann, ist den Charakteren eine eigene Stimme zu verleihen. Dem Arroganten seinen Tonfall, dem Urbayer seinen Dialekt, der feinen Dame den näselnden Akzent. Seine Stimme ist sehr angenehm und warm.

Die fast 11 Stunden Hörzeit, für dieses komplett gelesenen Buch, fand ich recht kurzweilig. Mit einem Krimi, hat die Geschichte wie gesagt, fast nichts zu tun. Der Krimi/Roman ist eher eine Milieustudie. Ich habe mich prächtig unterhalten gefühlt.

Der Autor

Andreas Götz lebt in der Nähe von München, was sich dem Autor förmlich aufgedrängt hat, da er Land und Leute kennt. Seine Figuren sind ihm während seiner Arbeit an Die im Dunklen sieht man nicht, so sehr an Herz gewachsen, dass er schon über eine Fortsetzung des Romans nachdenkt. (Mich würde es freuen!)

Der Sprecher

Richard Barenberg hat in Leipzig Schauspiel studiert. Er fühlt sich allerdings nicht nur auf der Bühne zu Hause, sondern auch hinter dem Mikrofon oder vor der Kamera.

Ein Hörbuch von Andreas Götz
gelesen von Richard Barenberg
aus dem Aragon Hörbuchverlag
ISBN 978-3-8398-1746-9

Wahrscheinlich hat mich der Klappentext des Hörbuchs deshalb in seinen Bann gezogen, weil ich erst vor einiger Zeit einen Roman von Peter Prange beendet habe, der genau in dieser Zeit von Die im Dunkeln sieht man nicht endet.

Die Toten von Marnow, von Holger Karsten Schmidt

Die Toten von Marnow

Mit diesem Krimi habe ich wohl meine Abneigung gegen Krimi, Thriller und Co überwunden. Die Toten von Marnow haben mir einen schnellen und unterhaltsamen Lesegenuss verschafft.

Lona Mendt und Frank Elling sind polizeiliche Ermittler in Rostock. Sie werden zu einem Mord gerufen, der ziemlich klar scheint. Elling bekommt von einer fremden Frau das Angebot, die Ermittlungen fallen zu lassen. Die Frau würde ihm sogar eine beträchtliche Summe zahlen, damit er den Mörder nicht mehr verfolgt. Der Rostocker Ermittler lebt über seine Verhältnisse hinaus, da wäre so ein Geldsegen schon recht verlockend.

Lona Mendt kommt aus dem „Westen“. Was sie nach Rostock verschlagen hat, ist nicht sofort ersichtlich. Die freiheitsliebende, attraktive Frau gondelt mit ihrem Wohnmobil ohne festen Wohnsitz durch die Gegend. Als die Ermittlungen sich an die Mecklenburgische Seenplatte verlegen, stellt sie ihr mobiles zu Hause auf dem Campingplatz in Marnow ab. Keine gute Idee, wie sich später heraus stellt.

Was ich gelesen habe

Das Ermittlerduo kommt total sympathisch rüber und man kann Elling tatsächlich verstehen, dass es ihn kribbelt, das viele Geld zu nehmen. Seine ganze heile Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein. Ich mochte den Kerl sofort. Auch Lona gefiel mir von Anfang an. So unabhängig möchte wohl jeder von uns gerne sein. Der Autor hat eine so leichte Schreibweise, lässt kaum Raum, das Buch weg zu legen. Manchmal flaut der Spannungsbogen kurz ab, dennoch wird es nicht langweilig, weil Holger Karsten Schmidt sofort wieder anzieht. Brutale Momente lösen sozialkritische ab. Welche Abgründe sich am Ende des Buches auftun, möchte ich doch lieber verschweigen. Nur eins, das wussten bestimmt nicht viele Menschen, hüben wie drüben!

Ich freue mich schon darauf, dass es wohl mehrere Bände mit diesem Polizistenpaar geben wird.

Der Autor

Holger Karsten Schmidt hat mit sechs Jahren schon seine erste Kurzgeschichte geschrieben. Seitdem scheint ihn das Schreiben nicht mehr los gelassen zu haben. Abgesehen davon das er so einiges studiert hat, kam er dazu Drehbuchautor zu werden. Filme wie Blade Runner inspirierten ihn. 2011 wurde sein Buch Isenhardt veröffentlicht und mit Die Toten von Marnow, schrieb er einen weiteren sehr gut lesbaren und unterhaltsamen Krimi. Dieses Buch wird auch verfilmt und soll im Frühjahr 2021 zu sehen sein.

Verlag KiWi-Paperback
480 Seiten
ISBN: 978-3-462-04794-3

Dieses Buch verlinke ich gerne bei den Bücher für den Februar und bei Monerl

Nachttiger, spannend und unterhaltsam

Nachttiger, Werttiger oder Geisttiger

In Asien wird der Tiger traditionell verehrt. In vielen Geschichten tauchen die Großkatzen auf. Sie sind Begleiter für die Toten ins jenseits. Auch als Lichtbringer und Beschützer ist der Tiger bekannt. Nachttiger töten, die Bewohner Asiens haben großen Respekt vor ihm.

In dem Roman von Yangsze Choo spielt die Mythologie und der Aberglaube eine große Rolle. Gleichzeitig kommen auf mysteriöse Weise Menschen um. Laut Klappentext geht es um Ren, einem 11 Jährigen Houseboy, 1930 in Britisch Malaya (dem heutigen Malaysia, das von den Portugiesen, Holländern und den Briten geprägt wurde). Von seinem verstorbenen Herren auf die Suche nach seinem abgetrennten kleinen Finger geschickt, hat Ren 49 Tage Zeit, seinen Auftrag auszuführen. In dieser Zeit muss der Finger in das Grab des Doktors gelegt werden, damit der Brite nicht als Nachttiger herum geistert. Doch die Suche gestaltet sich schwierig und gefährlich. Einige Menschen kommen zu Tode, eine Liebe wird endlich wahr genommen und Tiger durchstreifen die Gegend.

Nachttiger ein spannender Roman

Ren ist ein kleiner chinesischer Houseboy der intelligent ist, aber sehr abergläubig. Sein Bruder ist vor zwei Jahren verstorben. Der Zwillingsbruder fehlt dem kleinen Waisenjungen. MacFarlane, der verstorbene englische Doktor bat Ren, nach seinem abgetrennten Finger zu suchen. Sonst würde der Doktor als Nachttiger durch die Gegend streift und Menschen töten. Auf der Suche nach dem Finger, trifft Ren mit Ji Lin zusammen einem Mädchen, das von ihrem Stiefvater daran gehindert wurde Ärztin zu werden. Als Mädchen erlaubt ihr der Stiefvater nur Schneiderin zu werden. Damit sie die Spielschulden ihrer Mutter bezahlen kann, nimmt Ji Lin eine Stellung als Tanzmädchen an. Etwas, dass ein anständiges Mädchen nicht macht. Als sie mit einem Mann tanz, fällt ihr eine Phiole mit einem ausgetrockneten Finger in die Hände. Ji Lin, Ren und der verstorbene Zwilling, sind Teile der fünf Chinesischen Tugenden, was sie zusammen schweisst.

Der Roman ist sehr angenehm zu lesen. Trotz der vielen fremdartigen Namen, fand ich schnell Bezug zu den Hauptdarstellern. Es machte große Freude die Suche zu begleiten und die Mythologie Asiens zu bereisen. Leicht unheimlich und mit ein bisschen Liebe gespickt, kann man den Roman ziemlich zügig lesen. Mit leichter Hand hat die Autorin einen spannenden Roman geschrieben. Immer wieder nimmt die Geschichte eine neue Richtung. Und wenn man genau hinhört, dann kann man das leise knurren des Tigers hören, oder sind es die Eiswürfel in dem Whiskeyglas des Hausherren?

Die Autorin und die Übersetzer

Nachttiger ist der zweite Roman den die Autorin Yangsze Choo geschrieben hat. Die Malaysierin mit chinesischer Abstammung war in den unterschiedlichsten Ländern zu Hause, wodurch sie einige Sprachen versteht. Die Autorin studierte in Harvard und lebt in Kalifornien.

Aus dem Amerikanischen von Heike Reissig, Stefanie Schäfer
Originaltitel: The Night Tiger
576 Seiten
Dieses Buch gehört zu meinen Favoriten im Februar. Noch mehr schöne Bücher findet man beim Buch des Monats.und bei Monerl