von Andrea Karminrot | Aug. 2, 2014 | Historie, Rezension, Roman |
Ein außergewöhnlicher Boxer
Ein Roman von Stephanie Bart
…Denn so, wie Trollmann boxte, hatte man zu seiner Zeit noch nicht geboxt, und gern wäre Breitensträter noch einmal ganz jung gewesen, um das zu erlernen. Allein seine Beinarbeit war phänomenal, und wie er das Rückwärtslaufen einsetzte und noch aus dem Zurückweichen heraus Wirkungstreffer setze, war unglaublich, und niemand konnte so überzeugend wie er Schläge antäuschen und mit den Füßen fintieren. Er war eine echte Begabung, wen, wenn nicht ihn, sollte man um den Titel kämpfen lassen…
Im Frühjahr 1933 tobt das Leben in Berlin.
Während Adolf Hitler seine Säuberungsaktionen durchführen lässt und viele Boxer, Trainer und ihre Manager von den offiziellen Listen gestrichen werden, bereitet sich Johann Rukelie Trollmann darauf vor, Deutscher Meister zu werden. Obwohl Zigeuner, glaubt er an einen Sieg. Doch sein echter Gegner heißt nicht Witt, sondern Hitler, besser noch die Handlanger des deutschen Boxsport.
Das Buch erzählt ein halbes Jahr in dem Leben des jungen Boxer. Für seinen Kampfstil zu früh geboren und Sportler im falschen Land, zu einer Zeit die nichts übrig hatte für „Andersartigkeit“.
Stephanie Bart schreibt eine Geschichte wie einen Film. Ständig springt sie in den Spielorten hin und her. Ihre Figuren treffen einander und geben sich den Erzählstab sozusagen in die Hand. Bart erzählt aus allen Richtungen und mit jedem ihrer Helden. Es fällt aber nicht schwer ihrer Erzählung zu folgen. Es bleibt spannend.
Genauso umschreibt sie das Kämpfen und Trainieren mit kurzen abgehackten Sätzen und Wörtern, das man wahrlich Kopfkino hat:
Dirksen, vor ihm stehend, legt die Linke an die rechte Körperseite, nämlich an die Leber, und hielt die Rechte neben dem Kopf . Trollmann, einatmend hoch, sah die Pratze auf der Leber noch in der gebeugten Haltung und winkelte den linken Arm gar nicht erst an den Körper an. Sondern: holte im Aufrichten mit einer Drehung aus der Hüfte nach hinten weg zum Haken aus. Ausholen, einholen, die Weltkugel unter der Achsel, die ganze Welt mit dem Arm umfahren – etwas zu weit, dachte Dirksen -, den Arm von der Fliehkraft beschleunigen lassen, rund rüberzischen und zack!, mit einem gegenläufigen Ruck in Hüfte und Schulter rein in die Leber-Pratze, genau neben den Mittelpunkt – siehste, dachte Dirksen…
So lesen wir das öfter, und es macht Spaß!
Einzig die vielen Namen machen Kopfzerbrechen. Und wenn man sich nicht vorher etwas mit dem Thema Trollmann auseinander gesetzt hat, könnte etwas fehlen.
Die Stadt Berlin zu kennen, ist auch von Vorteil. Nicht oberflächlich, besser so ein bisschen, wohin die Helden dieses Buches zu Fuß unterwegs sind.
Stephanie Bart zeigt uns ein Berlin der 30er, mit der Kodderschnautze der Berliner und dem ständigen Lebensmut.
Für mehr Informationen :kreuzberger-chroniken
Fester Einband: 384 Seiten
Erschienen bei HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH,
12.08.2014
ISBN 9783455404951
von Andrea Karminrot | Juli 27, 2014 | Komödie, Rezension |
Auf Gottes dunklen Pfaden
Eine Krimikomödie von
Stefan M. Fischer
Stefan M. Fischer hat uns eine kurze Krimikomödie geschrieben. Mit nur 73 Seiten als Epub bzw. 114 Seiten als Taschenbuch eine kurzweilige Angelegenheit. Seine Hauptperson Horst-Johann Doblinger besticht durch seine „echte“ Art. Er stammt aus der Oberpfalz, ist 45 Jahre und liebt SadoMaso-Spielchen, am besten mit Frauen über 65. Seine Mutter spielt eine große Rolle in seinem Leben, mit ihrer Mundart und dem Dauerpupsen. Sie würde ihn gerne „unter die Haube“ bringen, um endlich Oma zu werden.
Um Hartz IV zu entfliehen, gründete Doblinger die Detektei Trüffelschwein. Bei seinem ersten Fall soll er den Dieb der Marienstatuen finden…
Ziemlich dunkler Humor, skurrile Figuren und gnadenlose Bloßstellung seiner Romanhelden, bringt sicherlich den ein oder anderen zum schmunzeln.
Ich mag die Schreibweise von S. Fischer, der gute Bilder im Kopf zeichnen kann. Allerdings ist dieses Buch nicht immer nach meinem Geschmack. Anfangs fand ich einige Stellen sehr witzig, doch als die Geschichte sich komplett so weiterzog, verließ mich der Humor. Erst zum Ende hin, nahm die Story für mich Gestalt an.
Ich hatte vor kurzem erst „das Mondgeheimnis“ von S. Fischer gelesen, das mich wirklich mitgerissen hat…
Verlag : CreateSpace Independent Publishing Platform
ISBN: 9781495939549
Flexibler Einband: 114 Seiten
von Andrea Karminrot | Juli 24, 2014 | Historie, Rezension |
Ein Historischer Roman von
1289 geboren, ausgesetzt im Wald und von einer Ketzerin großgezogen, ist Allisende 1308 in Frankreich auf der Flucht. Sie war Magd in einem jüdischen Haushalt. Da sie nicht wusste wohin mit sich, lief sie mit den Söhnen der jüdischen Familie aus Paris fort. Die drei schlugen sich mehr schlecht als recht durchs Land, als sie in einem Dorf Namens Sériol aufgenommen wurden.
Allisende fühlt sich so wohl in dem Dorf, das sie nicht mit den Brüdern weiter nach Mallorca ziehen will. Sie trifft ihre Liebe und gehört innerhalb kürzester Zeit zur Dorfgemeinschaft. Als der Bischof von Pamiers den „guten Menschen“ eine Vorladung schickt, ahnen die Kinder des Dorfes, das ihre Familien im Kerker enden. Sie bereiten sich auf eine Flucht vor…
Eine gut geschriebene Einleitung, leicht verständliche Sätze und eine interessante Geschichte, machten es mir leicht sofort einen guten Zugang zu dem Roman zu finden. Allisende scheint ein sehr sympathisches Mädchen zu sein und die Dorfgemeinschaft ist freundlich und hilfsbereit. Bis der Bischof von Pamiers, Unruhe und Zweifel unter den friedlichen Bauern sät. Auf der Suche nach „Ketzern“ (Anhängern des hauptsächlich in Südfrankreich und Oberitalien verbreiteten Katharismus) ,schreckt der Bischof auch vor Folter nicht zurück…
Wir werden in kleinen Schritten in die Zeit der Verfolgung der Katharer durch die katholische Kirche geführt. Etwas schwieriger ist, nachzuvollziehen wo diese Geschichte spielt. Die Dörfler wandern öfter zwischen Pamiers und Sėriol, ihrem Dorf hin und her. Und das in relativ kurzen Zeiträumen. Irgendwie nicht nachvollziehbar. Eine Karte wäre hilfreich gewesen.
Dafür gibt es am Anfang eine Zusammenfassung der Personen. Ich empfand das Buch als leichte Lektüre, mit leichten Höhen und Tiefen. Nicht unbedingt mitreißend, aber weglegen mochte ich es auch nicht.
Seite 214: »Der Bischof schmunzelte. Es war erstaunlich, wie sehr man Teil einer fremden Welt werden konnte, wenn man es nur darauf anlegte.«
dtv premium
Originalausgabe
400 Seiten
ISBN 978-3-423-26018-3
August 2014
von Andrea Karminrot | Juli 15, 2014 | Komödie, Rezension |
Eine Komödie von
Rike Drust
(Blog von Rike Drust)
Jutta, die Mutter einer vierköpfigen Familie, plus der Hippieoma Rose, machen sich auf die Reise durch Deutschland: Der Vater will zu seinem ehemaligen Abitreffen, der Sohn zu einem Skateboardwettbewerb und die Tochter zu einem Casting. Und Jutta will überall mit! Keinem ist das wirklich recht, aber alle sind still und dulden es. Als sich dann, auch noch die egozentrische „Oma“ Rose einklinkt, ist der Haufen komplett! Das kann ja nicht wirklich gut gehen.
Wenn Jutta sich Fremdes vorstellt, ist das nie schön oder aufregend Seite 55
So lautet ein Satz aus diesem Buch.
Noch ein schöner Satz steht auf Seite 255 :
…so ein Ausflug kann eine Familie echt auf links ziehen. Und für uns ist das auf jeden Fall die schönere Seite.
Um es vorweg zu sagen: ein wirklich lustiges Buch!
Rike Drust schafft es, mit einem mal mehr mal weniger lachendem Auge, uns einen Spiegel vor die Nase zu halten. Ihre Figuren in der Story sind aus dem normalen Leben gegriffen, zeigen verschiedene Charaktere, die in einer Familie ihren Alltag meistern. Nun aber auf der erzwungenen Reise sich endlich mal aussprechen und sich und die Anderen wirklich sehen! Verschiedene Situationen bringen uns nicht nur zum schmunzeln oder lachen, es gibt auch nachdenkliche Stellen.Ihre Art des Schreibens, ist sehr erfrischend.
Ich habe ein witziges Buch erwartet und auch erhalten. Was ich nicht erwartet habe, ist ein Buch mit etwas Tiefgang (man kann es mit und ohne lesen) Uns wird die Geschichte von „oben“ herab erzählt. Wir können die Gedanken und Gefühle der einzelnen Mitspieler lesen und nachvollziehen. Mir gefällt es mittendrin zu sein..
Rike Drust ist Werbetexterin (als welche sie u.a. mit dem Golden Award von Montreux ausgezeichnet wurde) und schreibt für diverse Magazine wie Missy Magazine und Sleaze zu Themen wie Popkultur, Musik, Geschlechterforschung und allem, was mit Mutterschaft zu tun hat.
Verlag : Carl’s Books
ISBN: 9783570585252
Flexibler Einband: 200 Seiten
Und ich würde es tauschen, gegen ein Buch, Taschenbuch… Somit stelle ich es mal bei Renate mit in das Tauschregal!
Upps… Es ist schon weitergereicht!
von Andrea Karminrot | Juli 1, 2014 | Rezension, Roman |
Ein Roman von
Das Buch
Das Buch verspricht ein Liebesdrama zu sein.
Alena ist eine schöne Medizinstudentin, die eine komplizierte Kindheit hatte. Nicht in der Lage sich zu verlieben, wird sie immer wieder genötigt, sich mit Männern auseinander zu setzen. Sie steckt in einer Beziehung die sie nicht glücklich macht, die sie aber auch nicht beendet. Bis Alena eines Tages auf einen jungen Maler trifft den sie wirklich liebt, was sie aber nicht versteht. Echte Liebe scheint ihr unbekannt zu sein. An ihrer Seite steht ihre Freundin, die voller Komplexe ist. Auch Magdalena hat es nicht leicht in der Welt der Gefühle.
Die Story ist temporeich und verträumt geschrieben. Es wird aus der Sicht der einzelnen Figuren erzählt.
Meine Meinung
Mir haben die ersten Seiten förmlich die Brust zusammen gezogen. Wieviel kann ein Mensch aushalten? Mit zusammen gebissenen Zähnen (vor Aufregung und Wut) merkte ich nicht mal wie schnell ich dieses Buch verschlungen habe. Zwischendurch durfte ich kurz aufatmen, um gleich wieder im Strudel des Erzählers zu verschwinden. Herr Fischer zieht uns in die Psychologie der Beziehungen, es ist aufregend zu lesen was die jungen Frauen durchmachen und was durch die Köpfe der Männer geht um an Ihre Ziele zu gelangen. Ich kam mir ein wenig wie ein Voyeur vor. Zwischendurch tauchen Figuren auf, die nur kurz mit den Hauptfiguren etwas zu tun haben, um dann in Endgültigkeiten zu verschwinden. Stefan Fischer zeigt uns unsere Gesellschaft, in welchen Abhängigkeiten wir miteinander agieren.
Ein tolles Buch! Man nehme sich möglichst nichts vor, wenn man es anliest.
Stefan M. Fischer fand erst mit 21 Jahren durch den Tod seiner Mutter die Liebe zum Geschichtenerzählen. Anfangs war Schreiben für ihn eine Art Therapie. Mittlerweile ist es ihm eine Herzensangelegenheit. Da ihm vieles am Herzen liegt und er sich gern ausprobiert, lassen sich seine Arbeiten nicht in spezielle Genres verpacken.
Verlag : CreateSpace Independent Publishing Platform
ISBN: 9781495939600
Flexibler Einband: 270 Seiten
Oder ebook
Sprache: Deutsch
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