von Andrea Karminrot | Apr 11, 2014 | Historie, Roman |
Auf der Suche nach Geborgenheit
Die chinesische Sängerin
Von Jamie Ford
Die Story:
Es ist die Zeit der Weltwirtschaftskrise 1934 in Amerika. Viele Menschen habe keine Arbeit und leben von der Hand in den Mund. Es ist die Zeit der Lichtspielhäuser, die Geburt der Tonfilme, und Radios. Seit 5 Jahren lebt William schon in einem kirchlichen Kinderheim in Seattle. Er ist dort der einzige chinesische Junge und weiß, dass niemand ein asiatisches Kind adoptieren wird. Ein Polizist brachte ihn dort hin, nachdem William seine Mutter halb Tod in der Badewanne gefunden hatte. Als der Arzt damals seine Ah-Ma an dem Kind vorbei trug, flüsterte sie ihm „ich bin bald wieder da“ zu. William hofft wie viele der Kinder, von den Eltern wieder abgeholt zu werden.
Einmal im Jahr feiern alle Jungen gemeinsam ihren Geburtstag und dürfen dazu ins Kino gehen. Im Vorspann des Films, sieht William eine chinesische Sängerin und er ist der festen Überzeugung, das sei seine Mutter. Er möchte unbedingt zu ihrer Aufführung im 5th Avenue Theatre. Er beschließt wegzulaufen. Charlotte, seine blinde Freundin, möchte auch aus dem Heim verschwinden. Sie soll in ein Heim für Blinde abgeschoben werden, wo sie dann nur noch Besen binden darf. Also laufen sie davon und treffen Li Song Eng oder besser Willow. Die Schauspielerin erzählt William ihre Geschichte.
Das Buch:
Das Buch ist unterteilt in 2 Geschichten. In die von William und seinen Freunden im Kinderheim und die Geschichte von Liu Song der Mutter.
Meine Meinung:
Bei diesem Roman habe ich zeitweise richtig Herzklopfen gehabt und mich aufgeregt über die Ungerechtigkeiten, die den Figuren widerfahren sind. Ständig hofft man für die Kinder, wieder zu ihren Eltern zurück zu kommen.
Es geht um unerfüllte Liebe, das Überleben in schlechten Zeiten und die Hoffnung auf Geborgenheit.
Das Buch liest sich ausgesprochen temporeich und spannend, man hat das Gefühl das dieser Roman nicht enden darf. Häufig stolpert man über ausdrucksvolle Sätze.
Lieblingssätze:
Seite 25: “ Wie einladend die Eingänge der Lichtspielhäuser wirkten, wie majestätisch in ihrer Farbenpracht! Wie Pforten zu einer Zauberwelt, in der das Flackern eines Filmprojektors den Geist seiner Mutter wieder zum Leben erweckt hatte.“
Seite 237 „Denn kein Mensch, das ist die unangenehme Wahrheit, ist nur schlecht oder nur gut. Egal ob Mütter und Väter, Söhne und Töchter oder Ehemänner und Ehefrauen. Das Leben wäre sehr viel einfacher, wenn es so wäre. Nein, tatsächlich trug jeder … eine verwirrende Mischung in sich: aus Liebe und Hass, Freude und Kummer, Sehnsucht und Vergessen, fehlgeleiteter Wahrheit und schmerzhafter Täuschung.“
*Jamie Ford wuchs in der Nähe von Seattles Chinatown auf. Seine chinesischen Verwandten nannten ihn »Ji Mai«, was bald zu »Jamie« wurde. Er ist Absolvent der Squaw Valley Community of Writers. Nach dem Bestseller »Keiko« ist »Die chinesische Sängerin« sein zweiter Roman. Jamie Ford lebt mit seiner Familie in Montana, USA. (* diese Vita stammt von der BerlinVerlag Seite : )
Verlag : Bloomsbury
ISBN: 9783827011848
Fester Einband: 368 Seiten
von Andrea Karminrot | Apr 5, 2014 | Rezension, Roman |
ein Roman von
Maria Regina Heinitz
Hamburg 1976
Es war ein wunderschöner Sommertag und die Kinder hatten viel Spaß mit ihrer Großmutter im Garten. Als das Mädchen nach seiner Mutter schauen wollte.
Aimée die Künstlerin, hatte versucht sich das Leben zu nehmen. Die 13 jährige Bénédicte fand Aimée und stand mit den Füßen in dem Blut ihrer Mutter.
Seitdem ist die Mutter an einem, den Kindern unbekannten Ort. Der Rest der Familie ist in eine Kleinstadt nach Westfalen gezogen. Dort ist alles anders. Die Kinder vermissen ihre Mutter sehr. Der Vater hat nicht viel Zeit für die Beiden und überlässt sie sich selbst, in dem großen neuen Haus und dem verwunschenen Garten. Emil ist Chefarzt und hat alle Hände voll zu tun, die veraltete Psychiatrie zu modernisieren. Manchmal kommt die Großmutter aus Frankreich zu Besuch. Kein Mutterersatz, aber für die Kinder sehr wichtig.
Bénédicte ist ein sehr empfindsames, fantasievolles Mädchen, nach Außen wirkt sie sehr frech und burschikos. Sie beschützt ihren sechs jährigen Bruder Marcel. Bénédicte braucht jedoch jemanden der ihr zuhört. Aber der Vater hat ihr das Reden über die Mutter verboten, was zu Gerede in der Kleinstadt führt…
Die gerade erwachsen gewordene Bénédicte, erzählt ihre Geschichte. Das Buch liest sich schnell und immer etwas spannend. Die Autorin schreibt wortreich, um uns in die Welt von Bénédicte zu versetzen, was ihr auch sehr gut gelingt. Wer in dieser Zeit groß geworden ist, wird an seine eigene Kindheit erinnert.
Schöne Sätze:
Seite 418 “ Mag sein, dass die Zeit alle Wunden heilt, sehr wahrscheinlich ist das sogar richtig, aber keiner spricht über die Narben, die bleiben und still und unerkannt das Altbekannte verändern.“
Maria Regina Heinitz lebt heute in Hamburg, geboren ist sie im Allgäu 1968. Sie hat die Deutsche Sprache studiert, sowie Französisch und Literatur. 2009 erhielt sie den Literaturförderpreis der Kulturbehörde Hansestadt Hamburg.
Verlag: Bloomsbury
neues Cover vom Verlag
ISBN: 9783827011886
Fester Einband: 496 Seite
von Andrea Karminrot | Mrz 28, 2014 | Rezension, Roman |
ein Roman von
Fiona McFarlane
Stell dir vor, du denkst, dass du alleine gut zurecht kommst und plötzlich steht eine Pflegerin vor dir und übernimmt das Kommando. So geht es Ruth in Australien, 75 Jahre und Großmutter. Frieda kommt vom Staat und soll der alten Dame im Haushalt helfen. Innerhalb kurzer Zeit, hat Frida alles im Griff, bestimmt dass das Auto verkauft wird, bekocht die alte Dame und wischt die Böden mit ätherischen Ölen blitzblank, das die Katzen die Flucht ergreifen.
Nur Nachts, wenn Ruth alleine ist und ihre Gedanken kreisen, dann hört sie den Tiger im Wohnzimmer. Hoffentlich, hat Sie die Tür geschlossen! Sie weiß, es gibt ihn nicht, aber sie kann ihn riechen und hören. Sie weiß, das sie nicht mehr alles weiß.
Das Buch ist aus der Sicht der alten Dame geschrieben, mit all den Kanten die so im Alter anstoßen. So vergisst sie viel und schwelgt in Erinnerungen. Sie hat ihren Alltag mit Ritualen geplant. Aber immer wieder stolpert sie über die „Wirklichkeit“. Sie sieht nur noch, was ihr wichtig ist. Man kommt ins grübeln, ob demenzkranke Menschen tatsächlich in dieser kleinen Welt leben. Die Geschichte scheint oft verwirrend, den Gedanken der alten Dame angepasst. Zum Ende hin wird das Buch förmlich zum Krimi, die letzten Kapitel habe ich fast verschlungen. Ein tolles Buch!
Schöne Sätze:
Seite 135 : „Er war müde geworden, dachte sie, und das hat ihn locker gemacht. Die Tatsache, etwas sein zu müssen, hatte ihn müde gemacht.“
Seite 254: “ Sie hatte das Gefühl, in einer Folge von Ereignissen, über die sie keine Kontrolle hatte, gefangen zu sein.“
*Fiona McFarlane wurde in Sydney geboren, studierte an der dortigen Universität und promovierte an der University of Cambridge. Sie hat bisher Kurzgeschichten in namhaften Zeitschriften veröffentlicht, war Stipendiatin im Fine Arts Work Center in Provincetown, Massachusetts, im St. John’s College in Cambridge, England, und ist gegenwärtig am Michener Center for Writers der University of Texas in Austin. „Nachts, wenn der Tiger kommt“ ist ihr erster Roman; er erscheint in mehr als einem Dutzend Sprachen. (*Dieser Text stammt von der AutorenSeite des Verlags)
Deutsche Verlagsanstalt
ISBN: 978-3-421-04607
336 Seiten, Originaltitel: The Night Guest
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
von Andrea Karminrot | Mrz 18, 2014 | Rezension, Roman |
ein Roman von
Owen Matthews
die Geschichte seiner Familie.
Owen Matthews erzählt die Geschichte seiner Familie. Er hat sich auf die Spuren seiner Vorfahren gemacht und alles aufgeschrieben, was ihm seine Mutter und Tante aus den Erinnerungen berichteten. Er reiste nach Russland um die Spuren seiner Familie abzugehen und daraus eine interessante Zusammenfassung zu schreiben:
Russland zu Zeiten Stalin. Boris Bibikow wird trotz seiner Parteitreue verhaftet. Seine Frau und die große Tochter Lenina, damals 12 und Ljudmila 3, warten unter widrigen Umständen auf seine Rückkehr. Als dann auch noch Martha, die Mutter abgeführt wird, kommen die Kinder in eine Jugendstrafanstalt und später in ein Waisenhaus. (Die Stalinsche Säuberung forderte in dieser Zeit täglich 1000 Tote.) Die Kinder wurden durch den Krieg getrennt und nur durch Zufälle kamen sie nach Jahren wieder zusammen .
Die Geschichte Mervyns Matthews, beginnt in Südwales. Auch da herrschen nicht die besten Voraussetzungen. Mervyn lernt aus langeweile heraus, Russisch, was ihm später die Möglichkeit bringt, in Oxford zu studieren. 1958 fanden in Moskau die Weltfestspiele der Jugend statt und eine Möglichkeit für Mervyn nach Russland zu reisen.
Ljudmila und Mervyn treffen einander in Moskau Anfang der ‘60ger. Sie beginnen eine Beziehung, durch den „eisernen Vorhang“…
O. Matthews berichtet, in Romanform. Er beschreibt mit Worten, die ohne weiteres „Kopfkino“ präsentieren. Das liegt wohl daran, das er Journalist ist und als freier Korrespondenten für englische Zeitungen schrieb und schreibt.
Das Buch ist sehr flüssig geschrieben und hält ständig einen Spannungsbogen. Ich hatte manchmal das Gefühl, mitten in seiner Geschichte zu stehen und ein Beobachter zu sein. Der Schriftsteller springt oft auch in seine eigene Zeit und erzählt, wie er „sein“ Russland heute sieht.
Eine wunderbare Geschichtsstunde!
Ich hätte mir gewünscht, einen Anhang zu finden um die erwähnten russischen „Prominenten“ nach zu lesen.
Auch eine Landkarte von dem ehemaligen Russland wäre schön, so könnte man viel besser nachvollziehen wohin es die Familie zerschlagen hat.
Schöne Sätze:
S.180 “ Menschen, die ihre Heimat verlassen und hinaus in die Welt ziehen, treiben so lange herum, bis sie den Platz finden, der zu ihnen passt.“
S. 216 “ Irgendwo in dieser unermesslichen Weite Russlands liegt ein Schlüssel zum Verständnis Russlands: die Unbestimmtheit und der Fatalismus, in einem Land geboren zu sein, das zu durchqueren einst ein halbes Jahr dauerte; eine chronische Resignation gegenüber den Launen der Behörden, die der historischen Unmöglichkeit entspringt, mit den Außenposten eines so unregierbar riesigen Reiches zu kommunizieren.“
Von Owen Matthews
Graf Verlag
ISBN 978 3 86220 045 0
391 Seiten
von Andrea Karminrot | Mrz 8, 2014 | Uncategorized |
Von Aude Le Corff
(Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. Nach : „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry)
Unter einer Birke, sitzt die kleine Manon und trauert ihrer Mutter Anaïs hinterher, die ihre kleine Familie zurück gelassen hat. Allein gelassen erfindet Manon Rituale, die die Mutter zurück bringen sollen. Der Vater hat sich in seine Depression zurück gezogen und merkt nicht, wie sehr das Kind leidet!
Anatole, pensionierter Lehrer beobachtet Manon im Garten und fängt eines Tages an ihr den „kleinen Prinzen“ vorzulesen. Er gewinnt die Freundschaft der 8jährigen.
Die Schwester der Weggelaufenen, macht sich auch ihre Gedanken über Manon und Pierre dem Vater. Als eines Tages Post aus Marokko von der Mutter kommt, beschließen die Vier sie nach Hause zurück zu holen. Eine Reise mit Erkenntnissen und Überraschungen.
Die Geschichte wird meist aus der Sicht von Anatole erzählt. Er ist eine außenstehende Figur und kann sich Kritik leisten. Manon ist für den Alten ein Jungbrunnen, er überwindet Hindernisse leichter und lernt auch mit Vorurteilen umzugehen.
Ich fand die Sätze häufig zum „nochmal lesen“, da man vieles aus verschiedenen Perspektiven sehen und verstehen kann.
S.196 aus dem kleinen Prinzen: “ Aber die Augen sind blind. Suchen muss man mit dem Herzen.“
In diesem Buch werden immer wieder Passagen oder einzelne Sätze aus „Klassikern“ zitiert, die mich sehr neugierig gemacht haben, so das ich mich danach umgesehen habe und noch einige Bücher auf meine „Willhabenliste“ setzen musste.
Für mich ein wunderbares Buch, wenn man traurig ist zum trösten, wenn man enttäuscht ist zum wieder auf den Boden kommen…
Das Buch ist sehr „schnell“ geschrieben, was vielleicht ein wenig irritiert.
Ein Lieblingsabschnitt (Seite 188) : „Die Kleine schließt die Augen, um das Gefühl von Leichtigkeit, den Kokon, der sie umhüllt, festzuhalten. Sie würde sich gern tausendmal das Knie aufschlagen, um die Fürsorge der Mutter zu genießen, ihren Honig- und Mandelatem zu riechen, ihre Küsse auf der Haut, ihr Haar an ihrem Arm spüren, ihre Stimme wie ein Wiegenlied aus uralten Zeiten zu vernehmen.“
Erscheinungsdatum 10.3.2014
Insel Verlag
ISBN 9783458360193
201 Seiten
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