O Du Schreckliche

O du schreckliche Weihnacht, geht es so manchem Menschen durch den Kopf, wenn die Weihnachtszeit wieder anfängt. Alles ist nur noch in einem Rausch, wie man es nur zu Weihnachten empfinden kann. Oder man ist auf Drogen …

O du Schreckliche

Ist ein Buch für alle, die keine Laune mehr haben, sich mit diesem Weihnachtstumult zu beschäftigen. Es ist ein Weihnachtskanon der besonderen Art. Es handelt von den seltsamsten Advents- und Weihnachtbegebenheiten. Da sind die beiden superreichen Nachbarn, die sich Jahr um Jahr noch mehr übertreffen wollen. Die Familie, die immer wieder davon träumt, dass die früheren Weihnachten doch so viel besser waren. Da sind die jungen Leute, die sich auf die Suche nach dem Idol sind, ihn finden und die speziellsten Weihnachten überhaupt feiern werden.

Es ist eine Sammlung verschiedenster Autoren, die das Weihnachtsfest meist mit schwarzem Humor noch schwärzer, noch anstrengender machen. Autoren wie T.C. Boyle, Jan Weiler und Martin Suter, Saki und Robert Benchley vergällen einem das Weihnachtsfest um so mehr, dass man es eigentlich direkt nicht feiern möchte. Also für den Leser, der es auf keinen Fall Weihnachten mag, ein passendes Buch. Für den Leser geeignet, der schaurige Geschichten und schräge Romane liebt genau das Richtige.

O du schreckliche beginnt gleich mit einer Geschichte, die ich richtig perfide fand. Sie hier zu erzählen würde den Rahmen sprengen, nur das mag gesagt werden, nämlich dass mir dadurch wirklich klar wurde, dass Weihnachten doch wohl das Fest der Liebe sein sollte und nicht das des Schenkens! Weihnachten sollte nicht in einem Wettstreit enden, der am Ende das eigene Leben kosten könnte … Die erste Geschichte wurde von David Sedaris geschrieben. Einem amerikanischen, humoristischen Autor. Das letzte Mal habe ich solch einen schwarzen Humor nur bei Tom Sharp gelesen.

Weihnachtsgeschichten einmal anders

Beliebte Weihnachtskrisen kann man genauso nachempfinden, wie die Geschichte von Tiny, die das Weihnachtsfest lieber auf dem Dach des Hauses verbringt und ihre Gäste von oben betrachtet. (Lucia Berlin Noël. Texas 1956). Aber auch die Gedichte von Ringelnatz haben mir gefallen, obwohl ich eigentlich Weihnachten verehre und es wirklich liebe. Nein ich lasse mir das Fest nicht von diesen Autoren vergällen, lieber lache ich über ihre Texte und schaudere bei diesen kruden Texten darüber, wie man schrecklich Weihnachten sein kann. Mit diesem Büchlein habe ich mich an Autoren gewagt, die ich noch nicht kannte oder wir T.C. Boyle sehr schätze. Ich habe dieses Buch gefeiert (würde Rubi sagen!) Wir geben diesem schönen, schrecklichen Büchlein gerne 🐭🐭🐭🐭🐭. Ein Muss für jeden Weihnachtshasser und jeden,d er es werden möchte!

 

O du Schreckliche

Ein garstiger Weihnachtskanon.
Mit Erzählungen von T. C. Boyle, Martin Suter, Axel Hacke, Lucia Berlin u.v.m.
160 Seiten
aus dem Kanon Verlag
ISBN:9783985681457

Tabakpech

Die Finger sind während der Erntezeit eigentlich immer mit Tabakpech verklebt. Man kann sie natürlich mit Seife und Bürste ordentlich schrubben, aber der Saft der Tabakpflanzen bleibt stets kleben. Wusstest du, dass Tabak auch in Deutschland angebaut wurde und wird?  Am Oderbruch bei Schwedt, wachsen die Pflanzen wegen des dort herrschenden Klima, besonders gut. Kennst du noch die Zigarettenmarke Salem? Die gab es in verschiedenen Qualitäten.

Tabakpech

Elfie wächst am unteren Odertal in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts auf. Dort, wo die Hugenotten den Tabak das erste Mal angebaut haben. Dort, wo ein ganzer Landstrich dazu übergeht, lieber das Kraut zum Rauchen zu pflanzen. Das Jahr ist vom Tabakanbau geprägt. Schon im Winter werden die Samen bestaunt und gepflegt, im Frühjahr in den Frühbeeten gezogen und bald nach den Eisheiligen in die Erde gebracht. Dazu wird auf der kalten Erde gekniet und die Stecklinge mit Abstand gepflanzt. Im Sommer werden die Blüten und unnützen Blätter gekappt, damit die Pflanzen groß und kräftig werden … eine langwierige Prozedur. Die Hoffnung, dass es nicht hagelt, keine Sturzfluten vom Himmel fallen oder es gar zu trocken werden könnte, hält die Bauern in Atem. Nach der Ernte müssen die Blätter schnell mit dicken Nadeln auf Schnüre gezogen werden, damit der Tabak, aufgehängt in den Dachböden, trocknen kann.

Elfie wollte eigentlich Sängerin werden, in Berlin. Sie hat eine schöne Stimme, behauptete ihr Lehrer. Doch immer kommt etwas dazwischen. Erst ist es der Krieg, dann fehlt das Geld für das Dach der Scheune. Und dann bindet sie sich an einen Mann aus dem Dorf und wird schwanger, ein anderer wird übergriffig und immer ist es der Tabak, der die Menschen in Atem hält oder sie zur Ruhe zwingt. Das Tabakpech klebt dabei immer an den Fingern, spätestens wenn man die Pflanzen mit einem geübten Kniff ihrer Blüten beraubt.

Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und mochte die Figur der Elfie sehr. Ihre Lebensgeschichte machte mich ein bisschen betroffen und doch auch immer wieder ein bisschen stolz auf diese toughe Frau, die sich durch wirklich anstrengende Zeiten schlug. Dabei war das Tabakpech an den Fingern vielleicht auch nur ein Pseudonym. Das Leben besteht eben nicht immer aus einer Glückssträhne. Aber auch die anderen Figuren sind, bis auf wenige angenehm und interessant. Die Autorin hat diesen Roman sehr feinfühlig geschrieben. Natürlich steht immer der Tabak im Vordergrund. Das Buch beginnt mit der Gegenwart und lässt dann den Leser in die Vergangenheit schauen. Am Ende versteht man den Romananfang und das Ende so viel besser. Denn Elfie hat den Tabak schon immer gehasst. Er war es, der ihren Wünschen und Träumen immer ein Ende gesetzt hat.

Jetzt verstehe ich auch viel mehr von den Tabakpflanzen und wie aufwendig der Anbau ist. Alleine kann man das nicht bewältigen. Zusammenhalt ist eben doch wichtig. Ich mochte das Buch, es hat sich schnell gelesen und hat Spaß gemacht. Demnach vergeben wir 🐭🐭🐭🐭

 

Tabakpech

Ein Roman von Eva-Martina Weyer
Roman
mit farbigen Illustrationen von MI
STROUX edition, München
280 Seiten, Hardcover, € 25,00 [D]
ISBN 978-3-948065-38-6

Lou und der geheimnisvolle Süßigkeitenschatz

Lou ist ein kleines Eichhörnchen, das von einem Land geträumt hatte, in dem jeder so viel Süßigkeiten bekommen konnte, wie er wollte. Und das, ohne dass man Zahn- oder Bauchschmerzen davon bekommen würde. Er hatte es satt, immer nur Nüsse zu sammeln und nichts von der Welt zu sehen. Seine Specht-Freundin Rosali fand das aber ganz in Ordnung und vernünftig wies sie darauf hin, dass die Natur es wohl so eingerichtet habe, dass man manche Dinge eben nicht haben konnte.

Titelseite von Lou und der geheimnisvolle Süßigkeitenschatz

Es war Lou nicht genug. Er wollte den geheimnisvollen Süßigkeitenschatz finden und ihn aufessen. So schnürte er sein Bündelchen und zog in die Welt los, auch um Wunder zu entdecken. Rosalie versuchte es noch dem Eichhörnchen auszureden, aber Lou wollte nicht hören und fand es schade, dass der Specht ihn nicht begleiten wollte. Na dann gehe ich eben alleine weiter, dachte sich der kleine Abenteurer.

Lou und der geheimnisvolle Süßigkeitenschatz

Lou trifft auf die verschiedenen Tiere. Das Rotkehlchen erzählt ihm davon, dass es einen Gefährten gefunden hat, der gerade ein Nest für sie beide baut und dass es damit sehr glücklich ist. Doch Lou will seinen geheimnisvollen Süßigkeitenschatz finden und zieht weiter.
Er trifft das Kätzchen Mimi, die vielleicht eine Ahnung hat, wo man den Süßigkeitenschatz finden könnte und nimmt Lou mit. Sie liefen über den Bauernhof und trafen auf die Kühe, die gerade auf dem Weg zum Melken waren. Mimi liebt die Milch, die sie immer von ihrer Besitzerin Sissi bekommt. Sie kann sich gar nicht vorstellen, dass man so gerne Süßigkeiten essen möchte.

Nach einer Nacht im Stroh und den Träumen von den Leckereien, findet Lou, auf dem Fensterbrett zum Bauernhaus, frisch gebackene Schokoladen-Nusskekse und mopst sich einen der warmen Kekse. Doch die Bauersfrau verscheucht das Eichkätzchen. Mit seiner Beute sitzt der kleine Kerl auf dem Baum und genießt die Süßigkeit. Da muss doch noch mehr zu holen sein. Und so fand er mithilfe seiner neuen Freundin Mimi doch noch seinen Schatz und war Stolz etwas gewagt zu haben. Seinen Traum wahr gemacht zu haben.

Hübsche Bilder

Ich liebe Kinderbücher zum Vorlesen. Lou und der geheimnisvolle Süßigkeitenschatz ist wunderschön „gemalt“. Kinderaugen werden sicherlich auf den Bildern eine Menge zu entdecken haben. Die Figuren sind niedlich, mit großen Augen und hübsch bunt, die ein wenig an die Disneyfiguren erinnern. Sie wurden mithilfe einer KI erstellt, was ich ein bisschen schade finde. Es gibt bestimmt viele Illustratoren, die an diesem Buch ihre Freude gehabt hätten
Der Text ist einfach, und der Vorleser wird sicherlich Zeit finden, dem kleinen Zuhörer einiges zu erklären. Ich weiß nicht, ob es förderlich ist unbedingt einen Süßigkeitenschatz zu suchen, aber das entspricht bestimmt den Wünschen eines Kindes. Mochten wir nicht alle das süße Zeug?

Ein feines Buch zum Vorlesen und schmökern für junge Menschen, die auf bunte Abenteuer stehen. Es hat Spaß gemacht, die Seiten zu verschlingen. 🐭🐭🐭🐭 gibt es von meiner Lesemaus Rubi und mir.

 

Lou und der geheimnisvolle Süßigkeitenschatz

geschrieben von Bine Pauli
Bilder erstellt mit Midjourney
36 gebundene Seiten
ab 4 Jahre
aus dem Paramon Verlag
ISBN 978-3-03830-905-5

 

Tage einer Hexe

Oh, sie können lang sein, diese Tage einer Hexe. Vor allem, wenn diese besagte Hexe Schwierigkeiten hat. Kosara, die Hexe wollte eigentlich gar nicht über die Mauer in das schöne Belograd. Eigentlich wollte sie nur gegen das Monster Zmey standhalten und die Neujahrsnacht überleben. Dazu hatte sie sich in einer Schenke „verstecken“ wollen. Ein Bannkreis sollte die Monster, die in der Neujahrsnacht ganz besonders ihr Unwesen treiben, von der Schenke fernhalten. Aber wirkt der Zauber wirklich so gut und warum ist es ganz besonders Zmey, der Kosara so zusetzt?

Tage einer Hexe

Kosara sitzt mit anderen Hexen an dem Tisch und spielt Karten, als Zmey früher als gedacht vor der Schenke steht. Die Hexe war gerade dabei, das Spiel für sich zu entscheiden, als das Monster Zmey versucht hereinzukommen. Er bezirzt, bedroht, schimpft und versucht den Bannkreis zu durchbrechen. Kosara ist sich nicht mehr sicher, ob ihr Zauber das Monster noch lange aufhalten kann. Da macht ihr der Fremde am Tisch den Vorschlag, sie zu retten. Der Preis wäre „nur“ Kosaras Schatten. Ohne Schatten wäre sie aber keine Hexe mehr. Ihre Zauberkraft wäre dahin und es wäre auch nur eine Frage der Zeit, bis sie sich selber zu einem Schatten entwickeln würde. Sich sozusagen in Luft auflöst. Aber der Fremde würde sie auch über die Mauer bringen in das schöne Belograd und da braucht sie keine Magie. Sie willigt ein, sie würde sich schon ihren Schatten wiederbeschaffen.

Magisch gut erzählt

Ich gebe es zu, ich bin immer noch eine Fantasiebuchliebhaberin! Ich liebe Hexen-, Zauberer- und Feengeschichten. Tage einer Hexe ist eine Mischung aus Realität und Fantasie. Magisches versteckt sich ja in vielem, selbst wenn man in unserer Welt unterwegs ist. Kosara landete in Belograd, einer Welt, die mit ihrer wenig zu tun hat. Alles ist so sauber und modern. Es gibt fahrende Kutschen ohne Pferde und andere obskure Dinge wie Züge, die mit lautem Schnaufen und Licht durch die Nacht fahren. Die Menschen ziehen sich mit hellen, aufregenden Farben an, ganz anders als in ihrer Stadt, die auf der anderen Seite der großen Mauer liegt. Die Menschen sind der Hexe gegenüber aufgeschlossen, bis es darum geht, dass man der jungen Frau helfen, oder gar eine Unterkunft geben soll. Als dann auch noch ein Mord geschieht, der mit dem verschwundenen Schatten zusammenhängt, verbündet sich Kosara mit dem klugen Inspektor Asen Bacharow. Sie machen sich mehr oder weniger freiwillig daran, den Mörder und den Schattendieb zu fangen.

Genoveva Dimova, die Autorin, hat in ihrem Roman eine Menge Dinge verarbeitet, die in der realen Welt genauso vorkommen mögen. Wenn Fremde aus anderen Kulturen in unserem Land Zuflucht suchen, müssen sie wie Kosara in Quarantäne, werden vorsichtig beobachtet und man zeigt eine gewisse Angst und Zurückhaltung ihnen gegenüber.

Eine verrückt-bezaubernde Geschichte

Es ist eine verrückte und gut durchdachte Geschichte, die den Leser in Atem hält. Ich glaube, ich habe kaum eine Minute durchatmen können, denn immer wieder war etwas, dass diese Hexe veranstaltete. Immer wieder fand sie den Weg in bedrohliche Situationen und manchmal auch wieder hinaus. Ich fand es wirklich spannend zu lesen. Kaum hatte man einen Verdacht, wer der Täter gewesen sein könnte, dann drehte sich das Blatt wieder. Die Beschreibungen der Umstände, der Gegenstände und Umgebungen sind wirklich gelungen. Außerdem sind manche Geister sehr „niedlich“ und unterhaltsam.

Ich habe dieses Buch einfach nur verschlungen und hatte großen Spaß daran. Zudem hoffe ich auf Nachschlag, denn die Geschichte endet damit, dass man das vermuten könnte. Die Hexe Kosara ist mir richtig ans Herz gewachsen und vielleicht wird da ja auch noch was aus ihr und dem Inspektor …

Dieses Buch bekommt von uns 🐭🐭🐭🐭

 

Tage einer Hexe

geschrieben von Genoveva Dimova
übersetzt von Andrea Wandel und Wieland Freund
aus dem Hobbit Presse (Klett-Cotta-) Verlag
ISBN: 978-3-608-96608-4
464 Seiten

Unser Ole

Unser Ole ist kognitiv eingeschränkt. Früher hätte man vielleicht behindert gesagt, aber das ist heute ja ein Schimpfwort, aber Oma Elvira nimmt da kein Blatt vor den Mund. Was seine Einschränkung ausmacht, das hatte man nie herausgefunden. Ein Arzt meinte, es könnte ein Gendefekt sein, ein anderer sagte „es wäre Sauerstoffmangel unter der Geburt gewesen“. Wie auch immer, unser Ole ist inzwischen sehr groß und weiß nicht wie stark er ist. Als Ole auf die Welt kam, wusste man gleich, dass da etwas nicht stimmen kann. Und Oma Elvira bestimmte, dass dieses Kind Ole heißen muss. Ein Name, der neutral norddeutsch klingt und dieser herbe Name kann man nicht durch ein Diminutiv verhunzen. Olelein oder Olchen würde keiner sagen!

Oles Mutter Manuela zog sich nach der Geburt direkt in eine Depression zurück und überließ das Kind Oma Elvira, die sich fortan um ihn kümmerte. Bis zu dem Tag, an dem Elvira, völlig verkrümmt, tot auf dem Treppenabsatz lag. Ole stand mit dem Rücken, flunderflach an die Wand gedrückt, oberhalb des Treppenabsatzes. Hat der Achtzehnjährige die Oma in seiner Wut geschubst? Ida fand die Beiden und wusste auch nicht, was da geschehen sein mag.

Ida Isolde Schlosser ist eine wirklich schöne Frau für ihr Alter. Sie hat sich ja immerhin über die vielen Jahre sehr gut gehalten und aufgebessert. Ihr Körper war immer ihr Kapital, ihre Versicherung, ausgehalten und „geliebt“ zu werden. Dabei kann sie selber keine Liebe empfinden. Etwas, was sie schon in ihrer Kindheit nicht bekommen hat, kann man eben nicht weitergeben. Irgendwann hatte Ida aber keinen Liebhaber mehr und auch kein Geld. Da kam Elvira und machte ihr den Vorschlag, bei ihr auf dem Land, in ihr Haus mit einzuziehen. Und dann war da die Sache mit unserm Ole, der vielleicht die Oma von der Treppe gestoßen haben mag. Ob Ida das Haus weiter bewirtschaften kann und den kognitiv eingeschränkten jungen Mann versorgen kann? Und dann kam aber alles anders, alles kam ins Wanken, als die Erbin, Manuela auftauchte.

Unser Ole

Katja Lange-Müller, die Autorin, schreibt leicht und locker. Sie mag Schachtelsätze, die am Anfang ein bisschen anstrengend sind, aber schnell zu dem Geschriebenen passen. Ihre endlos langen Sätze geben dem Ganzen auch eine gewisse Struktur, erinnern an die Gedankengänge, die man als Mensch so hat. Ihre Figuren sind aus dem Leben gegriffen, was auch die Geschichte zu sein scheint. (Im Epilog könnte man zumindest den Verdacht bekommen.) Alle ihre Haupt-Figuren haben ein Problem mit ihren Müttern. Sie wurden nicht geliebt und betteln um Aufmerksamkeit. Sie verstellen sich, um gesehen zu werden oder eine kleine Portion „Liebe“ zu ergattern. Die Frauen erzählen Lebenslügen, welche irgendwann zu Wahrheiten werden, weil sie immer wieder und oft erzählt wurden.

Es sind nicht viele Seiten und man hat dieses Buch schnell gelesen. Doch bleiben einem die Figuren im Kopf, ihre Geschichten haben mich noch eine Weile beschäftigt. Sind wir nicht alle ein bisschen so? Suchen nach Liebe und Aufmerksamkeit? Katja Lange-Müller hat mich voll erwischt. Sie schreibt unterhaltsam, mit einer Prise Humor, die leicht bissig ist, mit einem unverstellten Blick auf die Gesellschaft. Sie hat den Humor einer Berlinerin! Wunderbar zu lesen!

Die Autorin Katja Lange-Müller

Sie ist 1952 in Berlin-Lichtenberg auf die Welt gekommen. Sie flog als Sechzehnjährige von der Schule und machte eine Ausbildung zur Schriftsetzerin … Ihr Leben liest sich wie ein Roman, wenn sie jemals eine Biografie schreiben sollte, werde ich sie ganz sicher lesen. Satire, Theater und Schriftstellerei mit einer Prise Psychiatrie begleitet ihr Leben. Dazu kommen eine ganze Reihe von Auszeichnungen. Mehr bei Wikipedia

 

 

Unser Ole

Ein Roman von Katja Lange-Müller
aus dem Kiepenheuer&Witsch Verlag
240 Seiten
ISBN: 978-3-462-05017-2