Die Reise zum Mittelpunkt der Magie

Lasst uns eine Schnitzeljagd machen. „Eine Reise zum Mittelpunkt der Magie“ George ist ein Schussel! Egal, was er anfängt, er macht garantiert irgendetwas falsch. Er liebt es, bunte Socken zu tragen und dabei sollte er doch so seriös herumlaufen. Am liebsten wäre es ihm, wenn er von der Gilde „zur Bewahrung der Magie“ aufgenommen werden würde. Aber dazu müsste er auf seine Socken verzichten und endlich unfallfrei Aufgaben erledigen können. George hat eine magische Landkarte, Walter Wonderly‘s Wundersamer Wegweiser zur Quelle der Magie entdeckt, die er der Gilde präsentieren möchte. Vielleicht ist sie der Schlüssel dafür, dass man ihm dort Einlass gewährt.

Die Reise zum Mittelpunkt der Magie

Wie gesagt, Georg, mit seinen 14 Jahren, ist etwas schusselig, naiv oder einfach ein bisschen verpeilt. Wenn er etwas in Angriff nimmt, kann es immer wieder dazu kommen, dass es schiefgeht. Aber das wird bestimmt bald besser. Vor allem, wenn er in der Gilde aufgenommen worden ist. Flo, das rotblonde Mädchen, das immer etwas zu vorschnell, zu impulsiv reagiert, steht gerade in einer tollen Bäckerei und versucht sich für das richtige Törtchen zu entscheiden. Als sie endlich eine Wahl getroffen hat und mit ihrem Vater die Bäckerei wieder verlässt, stolpert sie in Georg hinein, der dann die Karte verliert. Flo will sie ihm wiedergeben, doch der Junge ist schon wieder weitergerannt. Zu Hause schaut Flo sich die Karte genauer an und findet, dass das bestimmt ein lustiges Spiel, eine tolle Schnitzeljagd wäre, das Rätsel zu lösen.

Malu ist das dritte Kind in dieser Schnitzeljagd. Sie ist erst seit kurzem in London und vermisst ihren Garten sehr. Im Moment wohnt sie noch bei ihrer Oma und ist die Nachbarin von Flo. Doch ihre Eltern haben schon ein Häuschen in Aussicht und haben Malu versprochen, dass sie wie in ihrem alten Zuhause einen Garten haben. Als Müsli, der Kater von Oma einen Abstecher zu Flo macht, treffen sich die beiden Mädchen. Malu wird Flo auf ihrer Schnitzeljagd begleiten und ist ein wunderbarer Gegenpol zu der vorschnellen Flo.

Lindwürmer, Feen und Co

Die drei Kinder erleben wunderbare Abenteuer. Sie suchen sich durch die Stadt und treffen dabei auf einige magische Tiere und Menschen, die Magie lieben und leben. Doch so einfach ist das nicht, denn die Gilde, in die Georg eintreten will, hat einen anderen Plan mit der verlorenen Karte. Georg schließt sich den Mädchen über Umwegen an. Die Drei unterstützen sich und am Ende …
Nein, das sage ich dir nicht, das musst du schon selber lesen …

Ich habe das Buch verschlungen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Die Kinder sind einfach perfekt gezeichnet. Sie ergänzen sich und es gibt auch einiges an Emotionen. Die Reise zum Mittelpunkt der Magie entpuppt sich als ein wahres Abenteuer, mitten im Herzen von London. Die magischen Begegnungen sind ebenfalls ganz wunderbar und dürften auch kleiner Kinder nicht erschrecken, aber doch schon etwas den Atem anhalten lassen. Ich habe bisher noch keines der Bücher von Kathrin Tordasi gelesen. Dabei hat die Autorin schon manches Kinderbuch auf den Markt gebracht. Sie ist in Stuttgart geboren und hat in Wales studiert. Inzwischen (2015) ist sie in Berlin angekommen und hat sich dort eingelebt. Und schreibt manchmal ihre Bücher in Cafés. (Vielleicht habe ich sie da ja schon mal unbewusst getroffen!) Ihre Bücher machen Kindern Mut, helfen auch ein bisschen über schwierige Zeiten hinweg. So jedenfalls stellt sich das die Autorin vor.
Ich brauche aber kein Kind zu sein, um ihre Bücher zu lieben. Rubi und ich haben Die Reise zum Mittelpunkt der Magie verschlungen. Ein Lesevergnügen und somit hat das Buch 🐭🐭🐭🐭🐭 verdient.

 

Die Reise zum Mittelpunkt der Magie

Geschrieben von Kathrin Tordasi
FISCHER Sauerländer Verlag
320 Seiten
ab 10 Jahre
ISBN: 978-3-7373-6130-9

So weit der Fluss uns trägt

So weit der Fluss uns trägt … Ein Roman, der schon weltweit für Aufsehen gesorgt hat und in 30 Ländern erschienen ist. So steht es im Klappentext. Solche Klappentexte machen mich im Allgemeinen nicht auf ein Buch aufmerksam. Mich hat eher die Leseprobe erwischt, denn schon beim ersten Hineinlesen war ich von dem Schreibstil der Autorin Shelley Read überzeugt.

So weit der Fluss uns trägt

Das ist der Debütroman, der 1971 geborenen Shelley Read, die schon in der fünften Generation mitten in den rauen Elk Mountains in Colorado lebt. Die Natur und die Berge um sie herum haben sie angeblich zu diesem Roman inspiriert. So sagt der Klappentext über die Autorin aus. Wenn ich mir die Bilder von dem Gebirge und der Umgebung ansehe, dann kann ich mir das schon gut vorstellen. Die Geschichte selber ist eigentlich ganz einfach erzählt. Kurz und knapp:

Es ist das Jahr 1941 in Amerika. Eine junge Frau, in diesem Fall heißt sie Torrie, mit vollem Namen Victoria Nash, trifft auf einen jungen gutaussehenden Mann, der in dem verschlafenen Städtchen in Colorado einen Job sucht. Sie verliebt sich in den dunkelhäutigen Jungen und fängt eine Beziehung mit ihm an. Doch die Einwohner der Stadt sind von dem Neuankömmling nicht begeistert, scheint er doch ein Indianer zu sein. Solche Streuner sind doch alles nur Banditen und Gauner. Sie dichtem Wil Moon, dem Jungen, Diebstähle an und „vertreiben“ ihn aus der Stadt. Doch auch Wil hat sich in Victoria verliebt und sie treffen sich immer wieder heimlich in einem Versteck in den Bergen.

Diese Liebe wird von Seth, dem Bruder Victorias, nicht übersehen. Er verfolgt den jungen Mann und findet ihn. Seth scheint schon seit Kindertagen eine grausame Ader zu haben. Victoria vermisst Wil seit ein paar Tagen und denkt, er sei einfach davon gelaufen. Dann entdeckt man aber die Leiche des Jungen in einem Tal und wie es scheint, ist Seth für den Tod Wils verantwortlich. Torrie entdeckt, dass sie Schwager ist und verlässt das Elternhaus, um in die Berge zu flüchten. Ohne Familie und einem sicheren Zuhause wird sie ein Kind auf die Welt bringen.

Ich hatte die Farm an diesem Morgen als gewöhnliches Mädchen an einem gewöhnlichen Tag verlassen. Noch konnte ich nicht abschätzen, welche neue Landkarte sich in meinem Inneren entfaltet hatte, aber ich wusste, dass ich als ungewöhnliches Mädchen zurückkam.

(Seite 28)

Wortgewaltig wie ein reißender Fluss

Wie gesagt, die Geschichte wäre schnell erzählt. Es kommt noch so einiges hinterher, dass ich hier nicht schreiben möchte, denn der Roman ist wirklich lesenswert und du sollst dich noch überraschen lassen. Die Schriftstellerin hat einen Schreibstil, der den Leser packt und nicht mehr loslassen möchte wie ein reißender Fluss. Die Geschichte ist so alt wie die Menschheit. Den Unterschied macht einfach nur, wie der Roman erzählt wird. In jeder freien Minute musste ich das Buch lesen. Und so habe ich das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Rubi und ich geben diesem Buch 🐭🐭🐭🐭🐭 Absolute Leseempfehlung!

Wie so oft denke ich, dass die Übersetzerin einen ebenso großen Anteil an dem Erfolg eines Buches hat, wie die Autorin selber. Wibke Kuhn hat So weit der Fluss uns trägt übersetzt und scheint es wirklich gut gemacht zu haben. Wibke Kuhn hat schon so einige Bücher sowohl aus dem Schwedischen wie aus dem Englischen übersetzt. Einiger dieser Bücher habe ich auch schon gelesen.

So weit der Fluss uns trägt

geschrieben von Shelley Read
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Wibke Kuhn
Originaltitel Go as a River
368 Seiten
aus dem C.Bertelsmann Verlag

Die Erfindung des Lächelns

Gaunerposse oder Geschichtsunterricht. Die Erfindung des Lächelns, ein Buch, das herausfordert. War Paris 1911 nicht ohnehin sehr herausfordernd, spannend und turbulent?

Die Erfindung des Lächelns

Der Roman, „Die Erfindung des Lächelns“ erzählt die Entführung der La Jaconde (also der Mona Lisa). Ja, sie wurde tatsächlich 1911 aus dem schlecht bewachten Louvre in Paris entführt, oder besser gestohlen. Ein einfacher Schreiner, Vincenzo Peruggia, hatte sie sich unter den Mantel geschoben und verließ einfach das Museum, mit dem Bild. Vorerst bekam es gar keiner mit, dass die Mona Lisa fehlte, denn so bekannt war dieses Bild damals noch nicht. Damit Vincenzo an das Bild herankam, hatte er sich über Nacht in einem Schrank versteckt und am Morgen spazierte er völlig unbehelligt aus dem Louvre. Plötzlich war ganz Paris aufgeregt und suchte nach dem Gemälde von Leonardo Da Vinci. Künstler verkauften Nachahmungen vor dem Museum, die Presse schrieb darüber und die Pariser Bevölkerung machte sich über die Polizei lustig, die nicht in der Lage war, den Dieb zu fangen.

Der Louvre geriet in Misskredit. Ganze zwei Jahre blieb die Mona Lisa verschwunden, bis Peruggia sie einem Kunsthändler in Florenz anbot. Angeblich hatte der Handwerker das Bild die ganzen Jahre unter seinem Bett versteckt. Und nun wollte Vincenzo Peruggia die Mona Lisa wieder nach Italien, ihre Heimat, zurückbringen. Der Kunsthändler nahm Verbindung mit dem Louvre auf und der Schreiner wurde verhaftet. Die Mona Lisa aber machte erst einmal eine Tournee durch Italien, bevor sie wieder in Paris an der Wand hing. Wäre das Bild damals nicht gestohlen worden, wäre die La Jaconde niemals so bekannt geworden.

Die Jaconde ist verschwunden, doch ihre Lächeln schwebt noch in der Luft. Isadora fühlt sich ein wenig an die Grinsekatze aus „Alice im Wunderland“ erinnert.

(Seite 85)

Spannend oder anstrengend?

Der Roman, „Die Erfindung des Lächelns“ erzähl diese Geschichte. Aber nicht nur. Der Autor hat eine spannende Geschichte um die Mona Lisa entworfen, die so oder auch anders gewesen sein könnte. Zur selben Zeit des Diebstahls lebten sehr viele bekannte Künstler in Paris. Unter anderem Pablo Picasso und der Dichter Guillaume Apollinaire. Auch diese beiden gerieten in das Visier der Polizei, wurden verdächtigt, das Bild gestohlen zu haben. So spann der Autor nun einige Geschichten um die beiden Künstler. Ebenso wie um die damals sehr begehrte und verführerische Isadora Duncan, der Erfinderin des sinfonischen Ausdruckstanzes. Einer Feministin, die sich von dem Korsett befreit hatte und sich am liebsten in wallende, hauchdünne Stoffe kleidete und die freie Liebe lebte.

Dann waren da noch die Revolutionäre dieser Zeit. Syndikalismus trieb damals ziemliche Blüten und so manches Leben blieb auf der Strecke. Auch diese politischen Auswüchse, nahm der Autor Tom Hillenbrand zum Anlass, spannende Geschichten zu spinnen. Und doch hat mich das Buch manchmal etwas zu sehr herausgefordert. Ich kenne mich in Paris nicht so gut aus. Die ganzen Gebäude und Straßen sind mir meistens nicht bekannt. Die vielen Namen, die in diesem Roman eine Rolle spielen, verwirren den Leser, oder zumindest mich. Doch der Autor bekommt immer wieder die Kurve, kurz bevor man den Roman beiseitelegen will, wird es wieder spannend. Geschichte eben mal etwas anders. Unterhaltend. Einiges musste ich im Internet nachschlagen. Tom Hillenbrand verwendet auch einige alte Begriffe dieser Zeit. Verwirrend, … wieder nachschlagen.

Mein Fazit zu dem Lächeln

Spannend, interessant, informativ und unterhaltend. Auch wenn ich immer wieder nachschlagen musste, so habe ich doch einiges mitgenommen. Die Mona Lisa und ihr Lächeln spielt in diesem Roman eher eine Nebenrolle und ist nur der Faden, an dem die Geschichte sich entlanghangelt. Das Buch liest sich wie eine Gauner-Posse. Der Autor Tom Hildebrandt spinnt verschiedenste Geschichten zusammen. Und es bleibt kein Faden lose. Alle Figuren kreuzen mit ihren Geschichten immer wieder den Weg Mona Lisas. Und der Kommissar, der dazu verdammt ist, das Gemälde wiederzufinden, könnte so manches Mal daran verzweifeln, dass die damalige Polizei noch mit Pferd und Fahrrad unterwegs ist.

Auch wenn der Anfang für mich etwas schwierig war, so war ich spätestens nach der Hälfte des Buches in Paris, in der Belle Epoque angekommen. Ich begleitete die Gauner, die Bonnot-Bande, malte mit Picasso in seinem Atelier, sah die Tänzerin halbnackt tanzen, und die Boheme mit Absinth anstoßen. Ein spannendes Buch, dass ich gerne gelesen habe. 🐭🐭🐭🐭 sind diesem Buch sicher.

 

Die Erfindung des Lächelns

Ein Roman von Tom Hillenbrand
Kiepenheuer & Witsch Verlag
512 Seiten
ISBN 978-3-462-31035-1

Marie Curie und ihre Töchter

Wer kennt diesen Namen nicht? Marie Curie! Eine Wissenschaftlerin, die hartnäckig genug war, der Männerwelt deutlich zu machen, dass eine Frau mehr kann als Kinder kriegen. Immerhin hat sie 2 Mal den Nobelpreis erhalten. Mathematik und Physik, das waren ihre Steckenpferde. Und ihre Hartnäckigkeit.

Marie Curie und ihre Töchter, eine Romanbiografie

Marie Curie hatte das Glück in einem Haushalt groß zu werden, indem es nicht darauf ankam, welches Geschlecht man hatte. Hauptsache, man machte das, was man am besten konnte. Maries liebevoller Vater unterstützte seine Töchter, so gut er konnte.

Er war ein Vater, wie ihn sich so viele Mädchen gewünscht hätten in einer Zeit, in der die meisten von Maries Geschlechtsgenossinnen auf nichts anderes hoffen konnten als auf eine glückliche und gewaltfreie Ehe.

Seite 43

Marie unterstütze von Polen aus, in jungen Jahren ihre ältere Schwester Bronia, damit diese ihr Studium in Paris beenden konnte. Nach ein paar Jahren in Paris, forderte die Schwester Marie auf, ebenfalls zum Studium nach Frankreich zu kommen. Dort traf die junge Frau auf den zehn Jahre älteren Pierre Curie, der sehr schüchtern um Marie warb. Aus dieser Beziehung entstanden zwei prächtige Mädchen und unzählige wissenschaftliche Entdeckungen. Unter anderem das Radium, welches in späteren Jahren zum Bau der Atombombe eine entscheidende Rolle spielte. Allerdings war den beiden Wissenschaftlern ihre Entdeckungen zum Wohl der Menschheit wichtig, wenn sie damals gewusst hätten …

Marie Curie setzte sich immer wieder dafür ein, dass Frauen, so wie sie auch, studieren können. Sie war mit den Suffragetten in England bekannt, die mit sehr viel Nachdruck und zu erleidende Qualen für die Rechte der Frauen eintraten. Nachdem Pierre durch einen Unfall ums Leben gekommen war, musste die Wissenschaftlerin Marie Curie erst recht ihren „Mann“ stehen und kämpfte um so mehr dafür, dass das Ansehen der Frauen stieg. Ihre Töchter standen ihr in nichts nach. Irene zog es ebenfalls in die Wissenschaft und Ève, die 7 Jahre jünger war als ihre Schwester, zog es erst zur Musik und später wurde sie Schriftstellerin/Journalistin und setzte sie sich bei UNICEF ein.

Die Romanbiografie

Leider ist das Buch keine richtige Romanbiografie. Obwohl, die Autorin Claudine Monteil aus diesen vielfältigen Informationen, die sie zusammengetragen hat, einen wirklich guten Roman hätte machen können.Claudine Monteil greift oft voraus und springt dann wieder in die Vergangenheit zurück. Sie wiederholt sich in vielen Aussagen und erwähnt verschiedene Persönlichkeiten, die wie die Curie-Frauen Preise gewonnen oder an den verschiedensten Akademien unterrichtet haben. Man muss höllisch aufpassen, was man liest. Die Wiederholungen machen immer weniger Spaß und suggerieren, dass der Leser immer wieder mit der Nase auf die Besonderheiten der außergewöhnlichen Frauen gestoßen werden muss. Mich hat das sehr geärgert.

Claudine Monteil, die Autorin, ist selber Frauenrechtlerin und Diplomatin. Sie hat schon Biografien über Simone de Beauvoir und Ève Curie verfasst. Aber entweder hat hier die Übersetzerin Ilona Zuber nicht gut gearbeitet oder die Autorin selber vertritt selber diesen wirren Schreibstil. Ich bin eher enttäuscht von diesem Buch und hatte mir sehr viel mehr erhofft. Die Bezeichnung Romanbiografie hat dieses Buch leider nicht verdient. Ich habe schon Biografien im Romanstil gelesen, die mich weitaus mehr überzeugt haben. Somit erhält das Buch von uns nur 🐭🐭🐭 dabei steht im Vordergrund, dass die Autorin sich sehr viel Mühe mit den Recherchen gemacht haben muss.

 

Marie Curie und ihre Töchter

eine Romanbiografie von Claudine Monteil
aus dem Französischen übersetzt von Ilona Zuber
aus dem Insel Verlag
343 Seiten
ISBN:9783458682783

Übertretung

Übertretung ist ein Roman, der in einer Zeit in Irland spielt, in der sehr viele Menschen ihr Leben lassen mussten und keiner dem anderen trauen konnte. Es ist das Jahr 1975. Die Polizei verhaftet willkürlich, geheime Gruppen bauen Bomben, um Gebäude und Autos in die Luft zu jagen. Bürger werden halb tot geprügelt und im Straßengraben liegen gelassen. Nachbarn bewerfen Nachbarn mit Dreck und machen ihnen das Leben schwer. Und dazwischen blüht immer wieder ein kleines Pflänzchen Liebe auf.

 

Übertretung

Die Hauptperson ist Cushla eine junge Lehrerin von 23 Jahren. Sie liebt ihre Grundschul-Kinder und ganz besonders den katholisch erzogenen Davy. Als dessen Vater halb tot geprügelt im Straßengraben aufgefunden wird und im Krankenhaus nur mühselig wieder zusammengeflickt wird, bemüht sich Cushla nur noch mehr der Familie von Davy zu helfen. Aber solche Einmischungen können sehr gefährlich sein, in den Siebziger Jahren in Irland.
Cushla hilft nach der Arbeit auch noch ihrem Bruder in seinem Pub, in dem den ganzen Tag die Nachrichten besprochen werden und sich Protestanten und Katholiken treffen. Nicht, dass man sich dort in Ruhe lassen würde, die Fehden gehen auch in dem Pub weiter und eine stets gespannte Stimmung hängt in dem Raum. Jeden Tag sterben Menschen in Irland. Man muss vorsichtig sein, was man sagt und was man tut. Als Cushla einen Abend im Pub ist, fällt ihr der smarte Michael Agnew, der bekannte protestantische Prozessanwalt auf. Sie lässt sich auf eine Beziehung mit dem viel älteren und verheirateten Mann ein. Etwas, dass wirklich niemand mitbekommen sollte.

Ich mochte Cushla

Ich mochte die junge Frau. Sie schwimmt gegen den Strom, sie macht, wie sie denkt. Sie liebt, sie hilft, sie ist eine sympathische Person. Der Roman ist genauso vorsichtig geschrieben, so als würde man immer noch 1975 in der Nähe zu Belfast stehen. Es ist ganz klar, dass Cushla sich zu dem älteren Mann hingezogen fühlt. Er trägt sie ja auch auf Händen. Sie wartet auf seine Anrufe, vermisst ihn, versucht ihn zu erreichen. Sie spürt den Druck, unter dem er steht. Immerhin ist er Anwalt und verteidigt Menschen, die angeklagt sind, andere getötet zu haben. Und er ist in seinem Job echt gut. Michael nimmt Cushla auch zu Einladungen mit, bei denen er eigentlich mit seiner Frau auftauchen sollte. Dass sie sich nicht wohlfühlt, in dem Haus der Freunde, das kann man spüren.
Es ist nicht nur eine Liebesgeschichte, es ist ein Roman über Irland, seine Menschen, die Angst und die Verletzungen, die bis heute ein Teil der Gesellschaft ist.

Die Kapitel beginnen immer mit den neuesten Nachrichten. Es sind wieder Menschen zu Tode gekommen, es ist eine Bombe da und dort explodiert. Ich weiß nicht, wie die Menschen in Irland damals so haben leben können. Stets mit der Angst, dass wenn sie in ihr Auto steigen, eine Bombe hochgeht. Der Roman bringt die Emotionen ganz gut rüber. Und doch habe ich mich irgendwie schwergetan, das Buch bis zum Ende zu lesen. Vielleicht lag es an der Übersetzung, vielleicht war mir die ganze Situation nicht geheuer.

 

Übertretung

ein Roman von Louise Kennedy
Übersetzt von Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser
aus dem Steidl Verlag
ISBN 9783969992593