von Andrea Karminrot | Mai 28, 2022 | Buch des Monats, Büchermaus, Nachdenklich, Rezension |
Zeit zieht nicht
Zeit ist ein Geschenk, Zeit kann man sich nehmen oder man bekommt sie geschenkt. Doch manchmal muss man darauf hoffen, sie zu bekommen. Ina und Paul lernen sich in Marburg kennen und würden gerne die Sprache der Lepcha sprechen lernen. Eine Sprache die nur noch in Sikkim und Darjeeling gesprochen wird. Doch wird es in der Universitätsstadt nicht angeboten. Die Beiden geben aber nicht auf. Die Freunde lassen die Zeit ins Land ziehen. Sie gehen ihrer eigenen Wege und verlieren sich nie aus den Augen. Und eines Tages, 40 Jahre später, haben sie die Möglichkeit nach Tibet, Darjeeling und Nepal zu reisen. Die höchsten Berge der Welt zu sehen und die Menschen, die dort leben, kennen zu lernen. Dort zwischen den meist buddhistischen Einwohnern begreift man die Zeit anders. Sie geht ihrem eigenen Rhythmus nach. Die Natur bestimmt und dieses Gefühl muss man einfach begreifen.

Die Erzählung
Es sind nur 112 Seiten, die die beiden Autoren Wolfgang Allinger und Ute Kliewer zusammen geschrieben haben. Aber so schnell liest sich das kleine hübsch aufgemachte Büchlein nicht. Tatsächlich hatte ich zeitweise das Gefühl es muss erst ziehen, wie ein guter Tee. Die Reise der Protagonisten ist eingerahmt von den Lebensgeschichten ihrer nepalesischen Begleiter. Die Geschichten schieben sich ineinander und passen einfach zusammen. Es werden Lebensgeschichten erzählt und nebenbei das atemberaubende Panorama der tibetanischen Gebirge erläutert. Das Buch selber strahlt fast eine Ruhe aus. Ein Spaziergang für die Seele.
Die Autoren schreiben schon länger zusammen Prosa und Lyriken. Sie treten zusammen bei Straßentheatern auf. Dieses kleine Buch ist nicht ihr Erstes.

Das Buch für mich
Für mich war dieses Büchlein eine kleine Herausforderung, weil ich gerade selber nicht in einer gechillten Umgebung lebe. Ich habe es immer wieder auf meinen Nachttisch gelegt und von den höchsten Bergen der Welt geträumt. Erfahrungen dieser Art würde ich selber gerne machen.
Es ist eine Reisebeschreibung. Lebensgeschichten. Wunderschön geschrieben und inspirierend.

Rubi, meine Lesemaus und ich, geben dem Büchlein gerne 🐭🐭🐭🐭 und stellen es zu dem Bücherabbau adé {Büchermaus IV }
von Andrea Karminrot | Mai 25, 2022 | Historie, Roman |
Die Verlorenen Wörter
Esme ist die Sammlerin der verlorenen Wörter und die Tochter eines Mannes, der mit an dem ersten umfassenden English Dictionary in Oxford mitarbeitet. Schon als kleines Mädchen darf sie unter dem Tisch ihres Vaters sitzen, während er Zitate zu den Wörtern korrigiert und überprüft, die in diesem riesigen Werk festgehalten werden sollen. Esme entwickelt eine besondere Liebe zu den Wörtern, die die gebildeten Männer (und nur wenigen Frauen) zusammentragen und die von Helfern aus dem gesamten Königreich zugesendet werden. Zu ihrem sechsten Geburtstag wird der erste Band A und B fertig. Die Bände werden so akribisch recherchiert, dass die Jahre ins Land gehen, bevor der nächste Band gedruckt werden kann.

Und Esme? Sie wird irgendwann zu groß, um unter dem Schreibtisch ihres Vaters zu sitzen, sie wird ein Wort „stehlen“, das keiner mehr haben wollte. Das Mädchen wird dem Skriptorium verwiesen und in ein Internat geschickt. Sie wird erwachsen und kehrt nach Oxford zu den Wörtern und ihrem Vater zurück. Und Esme bleibt den Wörtern auf der Spur, die keiner in einem Lexikon dieser Zeit haben möchte. Wörter, die sich um Frauensachen drehen. Wörter, die die normale Bevölkerung benutzt. Schmutzige Wörter, Dinge die Mann nicht aussprechen möchte. Wörter, die die gebildeten Herren ausgemustert haben und nicht als relevant einstufen.

Esme wird immer öfter mit dem Hausmädchen Lizzy zum Markt gehen und still und heimlich Wörter sammeln. Dabei wird sie auch auf Frauen treffen, die sich Emmeline Pankhurst angeschlossen haben, um für das Wahlrecht der Frauen zu kämpfen. Den Suffragetten.

Der Roman
Esme ist eine leise Person. Und so unaufgeregt und leise liest sich auch der Roman. Passend zu dem Skriptorium, in dem das Mädchen groß wird und fast ihr ganzes Leben dort verbringt. Unaufgeregt blättert man die Seiten um, obwohl sehr viel passiert. Das Leben der Frauen ist Anfang 1900 ohnehin sehr leise. Eine Frau ist zu dieser Zeit wenig Wert. Doch unsere Esme hat Glück einen verständigen (oder überforderten?) Vater zu haben. Dazu kommt noch eine Tante, die sich bemüßigt fühlt, der mutterlosen Esme unter die Arme zu greifen. Ihr eine ordentliche Ausbildung zu geben, auch wenn es nicht immer gut läuft. Dem Mädchen bei Frauenthemen zur Seite zu stehen und sie im Notfall auch zu sich zu holen.

„Oft fragte ich mich, auf welche Art von Papier ich wohl stünde, wenn ich ein Wort wäre. Bestimmt auf einem Zettel der zu lang war und vermutlich auch noch die falsche Farbe hatte. Auf einem Zettel, der nicht richtig passte. Ich machte mir Sorgen, dass ich nie einen Platz in den Fächern finden würde.“ (Esme) Seite 154
Oft fließen die von Esme gefundenen Wörter in den Roman mit ein, erst auf Englisch und dann übersetzt ins Deutsche. Sie bilden dabei eine Brücke zu dem Erlebten.
Tatsächlich war ich mir nie bewusst, was es für eine Arbeit ist, Wörter zusammen zu tragen. Sie zu einem Lexikon zu verarbeiten. Und noch weniger habe ich mir Gedanken darüber gemacht, welche Wörter einen Weg in die Nachschlagewerke erhalten. Wer darüber bestimmen mag, welches Wort ein Recht hat, dort zu stehen.

Die Autorin
Pip Williams ist in London geboren, lebt aber in Südaustralien. Sie schreibt gerne, obwohl sie eher eine Hassliebe zu Wörtern und Wörterbüchern hat. Sie hatte eine Rechtschreibschwäche und benutze ihre Wörter oft falsch. (Im Englischen kann die Verwechslung eines einzelnen Buchstaben, einen völlig anderen Gegenstand beschreiben) Trotz ihrer Schwäche liebte es Pip Williams schon immer zu schreiben.
Die Sammlerin der verlorenen Wörter entstand am Ende, weil Pip Williams verschiedene Bücher gelesen hatte in denen es um die Entstehung des Oxford Englisch Dictionary ging und sie feststellen musste, dass dabei die Männer im Vordergrund standen. Ihr Roman ist zum Großteil wahr, doch Esme ist eine fiktive Gestalt.
Von Rubi und mir bekommt dieses Buch gerne 🐭🐭🐭🐭
und es steht in den Bücherabbau adé
von Andrea Karminrot | Apr. 22, 2022 | Historie |
1824 wurden auf den Höfen im Schwarzwald Uhren aus Holz hergestellt. Die Uhrmacher machten nicht nur die Kästen aus Holz, sondern auch die Zahnräder. Nicht jeder konnte gut gehende Uhren bauen. Aber ein Junge des Fallerhofs in St. Märgen, war etwas Besonderes. 1824 kam er als ein stiller (viel reden mochte er nicht) Junge dort zur Welt und schon früh durfte er an den Holzuhren mitarbeiten. Er konnte hören, wenn ein hölzernes Zahnrädchen nicht korrekt lief. Ein anderer Uhrmacher bekam mit, dass der Ernst dieses Talent besaß und holte ihn zeitweise zu sich, um ihm in die Kunst der „Sackerluhren“ einzuweihen. Die wurden aus Metall hergestellt und waren als Taschenuhren sehr viel filigraner.

Auf dem Fallerhof gab es noch mehr Kinder, die alle als Uhrmacher in der Winterzeit mit anpacken mussten. Johannes war der zweitälteste Sohn des Hofes. Ein gutaussehender Junge, der gerne mit anpackte. Als 1839 dir Pferde während der Holzfällerarbeiten im Wald durchgingen, wurde Johannes übel verletzt. Eigentlich hätte der junge Mann den Hof eines Tages erben sollen. Doch nun wird er wohl nie wieder richtig gehen können. Und eine derbe Narbe, quer über den Schädel, verunstaltete den hübschen Kerl obendrein. Eine Zukunft wird er auf dem Hof nicht mehr haben. So fügt er sich in sein Schicksal und geht mit dem 17 jährigen Ernst als Uhrmacher nach England.
Eine andere Geschichte ist die von Sophia. Einer jungen Frau aus Hastings in England. Ihre Mutter ist schwer an einem Geschwür erkrankt. Weil Sophia sich viel Geld bei einer Lady geliehen hat, um die Mutter zu retten, die Mutter am Ende doch stirbt, muss sie 3 Jahre als Kinderfrau arbeiten. Immer noch ärgert sich die junge Frau über den Mann, der sie über das Ohr gehauen hat, dass sie nach den 3 Jahren nach London geht, um den Betrüger ausfindig zu machen. Dabei trifft sie auf die beiden Schwarzwälder Uhrmacher.

Die Uhrmacher
Die Uhren der Schwarzwälder waren in England sehr beliebt. Der Autor Ralf H. Dorweiler nimmt uns auf eine Entdeckungstour durch den Schwarzwald, die Zeit und die Welt der Uhrmacher mit. Das man die (Kuckucks)-uhren komplett aus Holz gemacht hatte, war mir nicht bewusst. Auch, dass es der jüngste Sohn des Bauern war, der den Hof erben würde, wusste ich nicht. Dreck und viel körperliche Arbeit, kenne ich schon aus vielen anderen historischen Romanen. Der Autor macht es dem Leser aber auch leicht in die Vergangenheit abzutauchen.
Das Leben der Fallers steht im Mittelpunkt des Romans. Manchmal empfand ich den Roman etwas zu langatmig, aber kaum kam mir der Gedanke wurde es wieder spannend. Es bringt Schwung in die Geschichte, dass der Autor immer wieder an einem anderem Standort weiter erzählt. Das es die junge Sophia ist, die im Mittelpunkt steht und dann wieder die junge Königin Victoria, oder deutsche Uhrenhändler Andreas Schwär, der schon in England lebt. Das Leben all dieser Figuren vermittelt einen Einblick in die Vergangenheit. Und bevor man den Überblick verliert, wer wer ist, gleich auf den ersten Seiten des Buches, befindet sich eine Übersicht über alle Hauptakteure. Perfekt und immer wieder spannend.

Übrigens
Der Autor ist 1977 nicht im Schwarzwald geboren, aber er lebt inzwischen mit seiner Familie und dem „echten“ Basset Doktor Watson dort. Er schrieb schon so einige Romane und Krimis. Außerdem arbeitet Ralf H. Dorweiler als Redakteur für eine badische Tageszeitung. Er hat Theater und Film studiert. Auf der Internetseite Hochschwarzwald (Reisemagazin) kann man so einiges von dem Schriftsteller lesen.
Wir vergeben 🐭🐭🐭 Das Buch war unterhaltend. Hat uns aber nicht vom Sofa gerissen. Dafür habe ich wieder eine Menge gelernt. Ein Buch, das im Regal für den April einen Platz findet.
Die Uhrmacher der Königin
Ein historischer Roman von Ralf H. Dorweiler
Lübbe Verlag
ISBN 987340418509
511 Seiten
von Andrea Karminrot | Apr. 21, 2022 | Büchermaus |
Bücherabbau adé. Da hatte ich mir fest vorgenommen, erst meine Bücher die ich auf dem Stapel liegen habe zu lesen und dann kamen mir doch tatsächlich neue Bücher in die Hände! Ob ich es jemals schaffen werde, alles zu lesen was hier auf meinen Regalen steht? Dazu möchte ich allerdings sagen, dass ich einen Großteil sehr wohl schon gelesen habe. Nur die Bücher aus dem letzten Monat noch nicht. Tatsächlich ist nur das Cassius X noch übrig. Und es stellt sich als etwas schwieriger vor, als ich dachte. Ich hatte wohl mehr einen Roman im Blickfeld.

Statt Bücherabbau …
Dazu gekommen sind „Die Sammlerin der verlorenen Worte“ von Pip Williams. Ein ziemlich dickes Buch aus dem Diana-Verlag. 527 Seiten, die „Ein fesselndes, schlaues Loblied auf die Frauen, deren Beitrag zum Oxford English Dictionary weitgehend unbemerkt blieb“. So schrieb es zumindest die New York Times Book Review. Ich habe schon die erste Seite gelesen und hätte am liebsten mein derzeitiges Buch weggelegt. Aber eins nach dem Anderen. Selten, dass ich zwei Bücher gleichzeitig lese. Willst du wissen, was in dem Buch los ist? Hier der Klappentext:
Oxford, Ende des 19. Jahrhunderts. Esme wächst in einer Welt der Wörter auf. Unter dem Schreibtisch ihres Vaters, der als Lexikograph am ersten Oxford English Dictionary arbeitet, liest sie neugierig heruntergefallene Papiere auf. Nach und nach erkennt sie, was die männlichen Gelehrten oft achtlos verwerfen und nicht in das Wörterbuch aufnehmen: Es sind allesamt Begriffe, die Frauen betreffen. Entschlossen legt Esme ihre eigene Sammlung an, will die Wörter festhalten, die fern der Universität wirklich gesprochen werden. Sie stürzt sich ins Leben, findet Verbündete, entdeckt die Liebe und beginnt für die Rechte der Frauen zu kämpfen.
Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt. Zumal ich es in einer Leserunde lesen werde. Ich habe schon oft gemerkt, dass sich die Bücher dann ganz anders lesen, als wenn man sie für sich alleine hat. Der Austausch öffnet ein drittes Auge, oder so.
Zeit zieht nicht
Noch so ein Buch, das meinen Bücherabbau verhindert hat. Zum Glück ist es nur ein kleines Büchlein. Es hat nur 112 Seiten und scheint mir das Richtige zu sein, um mal die Seele baumeln zu lassen. Als ich hinein gelesen habe, gefiel es mir gleich. Kann man dann an so einem Schatz vorbei gehen. Du wirst erfahren wie es mir gefallen hat. Hier der Klappentext zu „Zeit zieht nicht“ von Wolfgang Allinger und Ute Kliewer:
Ina und Paul treffen sich an der Universität in Marburg – sie möchten Lepcha lernen, eine Sprache, die vor allem in Sikkim und Darjeeling gesprochen wird. Und sie möchten in das Gebiet der Lepcha reisen, in die Himalaya-Region. Doch erst vierzig Jahre später setzen sie ihren Traum in die Tat um. Und sie treffen auf wunderbare Menschen, die ihnen helfen: Diwash, Dorje und Binodh, deren Leben sich mit ihrem verbindet.
Ein bisschen Grusel geht auch manchmal
Noch ein Buch ist auf dem Stapel der Ungelesenen gelandet. Ein rätselhafter Fall einer verschwundenen Psychologin. Huuu… schon lange habe ich nichts „gruseliges“ mehr gelesen. Am liebsten mochte ich immer die Bücher von Anne Rice. Mysteriös und leicht gruselig. Aber bitte nicht zu viel. Seitdem ich allerdings die Monster (so nenne ich schon immer meine Kinder) bekommen habe, hielt sich mein Wunsch nach Gruseligem doch sehr im Zaum. Aber der Klappentext zu „Monster auf der Couch“ von Jenny Jägerfeld und Mats Strandberg hat mich wieder auf die Gruselschiene gelockt. Mal sehen:
Eine Psychologin verschwindet spurlos – in ihrem verlassenen Büro findet die Polizei Akten über ihre Patienten: Dr. Jekyll, Dorian Gray, Carmilla und Viktor Frankenstein. Ist es möglich, dass die zum Leben erwachten Figuren der Schauerliteratur tatsächlich in Therapie sind? Welche Geheimnisse hat die Psychologin über sie herausgefunden? Warum befinden sich Blutspritzer auf den Dokumenten? Und wollte die Verschwundene tatsächlich ein Buch mit dem Titel »Monster auf der Couch« schreiben? Nur wer die Akten der Psychologin durchstöbert, kann dem Mysterium ihres Verschwindens auf den Grund gehen und wird belohnt mit schauderhaftem Wissen: nämlich was uns Menschen zu Monstern macht – und Monster zu Menschen
Die Jahreschallenge
Und vielleicht passt dazu auch noch das Buch von Volker Klüpfel „Draußen“, das schon so lange auf meinem Ebookreader herumdümpelt. Auch auf dem Reader haben sich eine Menge feiner Bücher angesammelt, die noch gelesen werden wollen. Da bietet sich die Jahreschallenge von Die Zitronenfalterin sehr an, endlich mal einen Bücherabbau hin zu bekommen.
Ein Leben draußen im Wald, kein Zuhause, immer auf der Flucht: Das ist alles, was Cayenne und ihr Bruder Joshua kennen. Nur ihr Anführer Stephan weiß, warum sie hier sind und welche Gefahr ihnen droht. Er lebt mit ihnen außerhalb der Gesellschaft, drillt sie mit aller Härte und duldet keinen Kontakt zu anderen. Cayenne sehnt sich nach einem normalen Alltag als Teenager. Doch sie ahnt nicht, dass sie alles, was Stephan ihr beigebracht hat, bald brauchen wird. Denn der Kampf ums Überleben hat schon begonnen. Und plötzlich steht er vor ihr: der Mann, der sie töten will.
Die Büchermaus Rubi und ich haben diesen April völlig die Terminleiste verpennt. Wir brauchen einen besseren Plan. Deshalb werden wir den Monat April und Mai zusammen nehmen und dann die nächste Linkparty am ersten Juni zu starten. Dann beginnt die Sammlung der Büchermaus immer am Ersten eines Monats. Passt ja auch viel besser. Nun also Start frei für 1 1/2 Monate zur Bücherabbau-Linkparty.
von Andrea Karminrot | Apr. 12, 2022 | Historie, Roman |
Ein Zimmer in dem Haus in Krakau 1939 reizt Marie Karski dazu hineinzusehen. Doch es ist ein verschlossenes Zimmer. Das Zimmer ihres Vaters. Dominik Karski der renommierte Arzt und Maries Vater versteckt dort etwas, dass der jungen Frau endlich erklären könnte, wohin ihre Mutter verschwand. Marie wurde von ihrem Vater aufgezogen. Sehr behütet und geliebt. Doch will die junge Frau endlich wissen wohin ihre Mutter verschwand. Und so bricht sie eines Tages in das verschlossene Zimmer ein. Doch was sie findet befriedigt ihren Wissendurst nicht im geringsten. Es weckt nur noch mehr den Wunsch endlich zu erfahren, wohin ihre Mutter verschwand.

Dominik bemerkt den Einbruch nicht, wundert sich nur, dass seine Tochter immer öfter versucht etwas über ihre Mutter heraus zu bekommen. Doch er schweigt lieber. Stattdessen versucht er die junge Frau zu verheiraten. Als Ehefrau und Mutter wird sie andere Gedanken haben, als nach Dingen zu forschen, die sie nicht wissen soll. Außerdem möchte Dominik dem Mädchen den Gedanken auszureden, selber Ärztin zu werden. Wo kämen wir denn da hin, wenn eine Frau auch noch Ärztin würde? Dazu kommen diese unsäglichen Zeiten. Der Antisemitismus greift immer mehr um sich und Juden haben einiges zu befürchten.

Das verschlossene Zimmer
Ich hatte mich auf dieses Buch sehr gefreut. Doch je länger ich in den Seiten las, desto mehr langweilte ich mich. Die Story ist grundsätzlich super. Damit hätte man wirklich eine Menge anfangen können. Die Wertschätzung einer Frau zu dieser Zeit alleine, wäre schon ein Reißer gewesen. Und doch kam die Autorin nicht auf den Punkt. Sie hat hier wohl eher ein Drehbuch als einen Roman geschrieben. Immer wieder driftete sie aus der Geschichte ab und verknüpfte viel zu viele Fäden. Obendrein wirkt ihre Hauptdarstellerin Marie absolut naiv und verwöhnt. Den Zugang zu irgendeiner Figur in dem Roman, habe ich nicht gefunden. Ich habe weitaus mehr von dieser Geschichte erwartet. Mir gefiel schon der Schreibstil nicht. Kleinigkeiten werden ausgebaut, als müsste man einem Schauspieler Anweisungen geben. Schade.

Die Autorin
Die Autorin Rachel Givney schreibt normalerweise tatsächlich Drehbücher. Sie hat an vielen beliebten TV-Serien mitgearbeitet. (McLeods Töchter usw.) Für die Recherchen zu dem Roman Das verschlossene Zimmer (Sectrets my Father Kept), reiste die in Sydney lebende Autorin mehrfach nach Polen. Ich möchte nicht abstreiten, dass diese Art Roman bestimmt von vielen Leserinnen geliebt wird. Er unterhält und vertreibt überflüssige Zeit. Mir war er zu oberflächlich.
Da mir die Geschichte nicht gefallen hat. Das Buchcover aber sehr schön ist, bekommt Das verschlossene Zimmer, von uns 🐭🐭🐭
Das verschlossene Zimmer
ein Roman von Rachel Givney
aus dem Lübbe Verlag
544 Seiten
ISBN: 9783785727867