von Andrea Karminrot | Nov. 14, 2022 | Krimi, Rezension, Sachbuch |
Liebst du Escape-, Detektiv- und Suchspiele? Ich mag sie total gerne. Meine Kinder wissen das auch und gehen gerne mit mir in Escape-Rooms. Aber was ist, wenn man nicht die Möglichkeit hat, solche Lokalitäten zu besuchen? Dann kann man auf Wer ist der Mörder zurückgreifen. Ich habe es getestet.

Wer ist der Mörder?
Wer ist der Mörder? Ist ein Buch, in dem man selber spannende Kriminalfälle lösen kann. Der Autor und Grafikdesigner Modesto García hatte 2018 schon zwei Thread-Wettbewerbe, Preise der Madrider Buchmesse gewonnen. Dabei werden zum Beispiel über Twitter und Instagram fiktive Verbrechen aufgeklärt. Ihm machte die Entwicklung scheinbar solch einen Spaß, dass er 2019 für das spanische Fernsehen RTVE einen ersten interaktiven Escape-Room entwarf. Während der Pandemie startete er dann ein neues interaktives Spiel, dass man zuerst als App spielen konnte. Erst etwas später entstand ein Buch. Das Buch, welches ich heute vorstellen möchte.
Zuerst einmal möchte ich sagen, es machte einfach mal mehr Spaß, wenn man es mit mehreren Teilnehmern spielt. Viele Augen sehen einfach mehr. Zwölf Fälle gibt es in diesem Buch zu lösen. Zwölf Fälle, in denen es um Raub und Mord geht. Der Leser soll den Fall nun aufklären. Dazu braucht es ein paar Dinge: ein internetfähiges Handy, eine Möglichkeit Notizen zu machen und wie gesagt, am besten ein paar Helfer. Sollte man wirklich einmal nicht weiter kommen, dann gibt es auch eine Hilfestellung. Aber ich will hoffen, dass du die nicht brauchen wirst.

Die Fälle
Du kannst dir einfache einen Fall herauspicken. Sie hängen nicht miteinander zusammen. Ich habe gleich bei dem Ersten angefangen. Da liegt ein Toter in einem Hotelzimmer. Auf der linken Seite siehst du eine kurze Zusammenfassung, wie du zu dem Fall gelangt bist. Auf der rechten Seite siehst du das Bild. Überall auf dem Bild sind kleine Sprechblasen mit einem Titel und einer Seitenzahl. Wenn du dann zu der Seitenzahl vorblätterst, kannst du dir die Gegenstände etwas genauer ansehen, Nachrichten lesen und sogar Telefonanrufe entgegennehmen, indem du einen QR-Code mit deinem Handy scannst. Das finde ich schon recht spannend. Nun ist es an dir und deinen Mitstreitern, diesen Fall aufzuklären. Solltest du in deinen Ermittlungen feststecken, dann kannst du Zusatzhinweise mithilfe eines Spiegels lesen. Wenn du dann denkst, du weißt, was geschehen ist, blätterst du einfach weiter. Dort wird in meinem Fall der Tathergang Stück für Stück aufgelöst. Einfach wirklich cool.

Mein Fazit
Ich mag dieses Buch, würde es aber wie gesagt lieber in der Gemeinschaft auflösen. Alleine macht es definitiv nicht so viel Spaß, wie zu mehreren. Der erste Fall war mir alleine zu schwer. Es ist definitiv kein Buch für Kinder, da gibt es bestimmt andere, die geeigneter sind. Hier fließt Blut und die Rätsel sind nicht einfach. Man muss schon genau hinschauen. Aber es macht wirklich Spaß. Und bitte! Nicht so schnell aufgeben. Wer zwei- oder dreimal hinschaut, findet die Fehler, sieht Hinweise, liest die Widersprüche.

Rubi war mir in diesem Fall leider keine allzu große Hilfe. Sie denkt einfach nicht genug um die Ecke. Aber ihr haben die einfach gemalten Bilder gut gefallen. Für die nächsten Fälle lade ich mir definitiv ein paar Ermittler-Freunde ein. Wir geben dem Buch 🐭🐭🐭🐭🐭
von Andrea Karminrot | März 4, 2022 | Leicht, Sachbuch |
Wer mal eine Auszeit braucht! Da kann ich das Linien Malbuch empfehlen. Du schnappst dir einfach einen Stift und fängst an die Farbflächen in dem Buch zu verzieren. Bunte Kleckse und schöne Bilder stehen zur Verfügung, um mal richtig auszuspannen und die Gedanken schweifen zu lassen.

Kennst du es noch, wenn du am Telefon gesessen hast, dein Gesprächspartner gerade einen Monolog führt und deine Gedanken kreisen? Viele nehmen sich dann einen Zettel und malten lustige Kritzeleien vor sich hin. In diesem Buch haben wir hübsche Farbflächen, Blumenbilder, Federn, Schmetterlinge, Kleckse, einfach alles mögliche, das man verzieren kann. Jedes einzelne Blatt kann man auch heraustrennen. So lässt sich das fertige Kunstwerk am Ende auch noch verschenken. Oder man macht einen hübschen Rahmen drum herum und hängt es sich selber an die Wand.

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Ich mag ja solche Bücher sehr gerne. Wie gesagt, die Gedanken lösen sich im Malen einfach auf. Malbücher sind nicht nur etwas für Kinder. Ich hatte schon einmal ein Mal-Buch gezeigt, das mir bis heute immer wieder eine Auszeit beschert. Man braucht dazu nicht einmal besonderes Geschick, um kreativ zu sein. Einfach die Gedanken schweifen lassen und Linien malen. Die erste Blume könnte noch etwas holprig sein, die Zweite läuft dann schon besser. Und am Ende hält man ein kleines Kunstwerk in den Händen und kann stolz sein.
Das Linien Malbuch lädt zum Entspannen ein

Ich habe mich daran gemacht einige dieser hübschen Vorlagen zu verzieren. Mit einem Glitzerstift, einem Fineliner, Bunt- und Filzstift. Egal, was ich zur Hand hatte. Sogar einen Kugelschreiber. Das Bild habe ich an eine Freundin als Geburtstagskarte verschenkt, die sich sehr gefreut hatte.

Das Linien Malbuch ist für Menschen ab 12-99 Jahre geeignet. Ich denke aber, dass auch kleinere Menschen daran gefallen finden könnten. Entspannt seine Linien ziehen. Mir hat es gefallen.

Linien Malbuch
Verlag: Adrian & Wimmelbuchverlag
ISBN 978-3-9858506-4-8
96 Seiten (47 Bilder zum heraus trennen)
Taschenbuch Din A4
von Andrea Karminrot | Nov. 5, 2021 | Sachbuch |
Was bleibt wenn wir sterben? Woran wollen wir uns erinnern? Was soll bewahrt werden?
So genau habe ich noch nie darüber nachgedacht. Als mein Schwiegervater starb, engagierte die Familie einen Trauerredner. Alles was er am Grab des Vaters erzählte stammte von der Familie und doch habe ich mir immer gedacht, dass das doch nicht alles ist, was diesen Mann ausgemacht hat. Die Rede überzeugte mich nicht, denn so war er nicht. Er war so viel mehr. Vielleicht hätte mich die Rede von Louise Brown mehr überzeugt. Vielleicht hätte sie das Leben meines Schwiegervaters ganz anders interpretiert, anders und empathischer erzählt.

Die Trauerrednerin
Louise Brown ist seit 5 Jahren Trauerrednerin. In ihrem Podcast Meine perfekte Beerdigung spricht sie mit Menschen darüber, wie sie einmal verabschiedet werden wollen. Eigentlich ist sie Journalistin. Aber vielleicht ist es genau das, was sie dazu befähigt, die Menschen besser wahr zu nehmen und die Lebensgeschichten in einem besonderen Licht zu erzählen.
„Wie einzigartig und wertvoll wir alle in unseren Alltäglichkeiten sind.“ (Seite 13)
Ihr Buch beschreibt wie sie dazu gekommen ist Trauerrednerin zu werden: Der Tod ihrer Eltern und die Trauer darüber brachten den Stein ins Rollen. Die gelernte Journalistin verarbeitete ihren eigenen Schmerz indem sie mit anderen trauernden Menschen sprach. Und damit scheinbar die wunderbarsten Erlebnisse hatte, die ihr bis heute, ihren Beruf zu einer Berufung macht.

Ist der Tod barherzig?
Ich habe diese Seiten immer mit einem Schmunzeln und einer kleinen Träne in den Augen gelesen.
„Denn manchmal kann der Tod barmherzig sein, indem er einem Menschen weiteres Leiden erspart. Indem er ihn sanft an die Hand nimmt und ihn aus unserer Welt, die für ihn zu schnell oder schmerzhaft geworden ist, hinausführt.“ (Seite 62)
In kursiver Schrift stehen kleine Auszüge aus dem Leben mancher Verstorbener, am Anfang einiger Kapitel. Es ist schön zu lesen, wie die Autorin Louise Brown die Menschen würdigt. Ihrem Leben etwas besonderes abgewinnt. Den Hinterbliebenen den Abschied leichter macht. Denn wir sind mehr als nur das Häuflein in dem Sarg, wenn wir diese Erde verlassen.
Ich mag es, wie die Autorin über den Tod redet, Mut macht, sich über dieses Thema in Ruhe auseinander zu setzten. Dabei verweist sie auch auf Death Cafés. (Treffen mit Kaffee/Tee und Kuchen, bei denen man völlig ungezwungen über den (eigenen) Tod redet. Welche Vorstellungen man hat, welchen Text man sich vielleicht sogar auf dem eigenen Grabstein schreiben würde. Sich mit dem Thema Tod auseinander zu setzen, kann auch zum Lachen reizen. Was es aber auf jeden Fall macht ist, dass man das Leben nicht mehr so ernst nimmt. Die Kleinigkeiten im Leben genießt.

Ein feines Buch, um sich mit dem Leben anzufreunden und den Tod auch Willkommen zu heißen. Trauer anzunehmen und sich damit so viel Zeit zu lassen, wie es nötig ist.
„… weil der Tod weniger unheimlich und groß wird, wenn man über ihn spricht. Weil jeder Verlust einen erneut überrumpelt, man aber wenigstens besser vorbereitet ist auf das, was der Tod eines lieben Menschen mit sich bringt… Auf die plötzliche Einsamkeit. Darauf, dass die Trauer einen bestimmen wird und nicht umgekehrt.“ (Seite 212)
Was bleibt wenn wir sterben, ist ein Buch, das man einem Menschen, der gerade einen Verlust erlitten hat oder auch jemandem, der an einem Sterbebett sitzt, geben kann. Die Art wie die Autorin ihre Worte wählt und welchen Mut sie einem macht, passt einfach. Ich weiß jedenfalls, welches Buch ich demnächst stets bereit halten werde. Ein wunderbares Buch für die Oktober Bücher
von Andrea Karminrot | Juni 23, 2021 | Biografie, Rezension, Roman |
Helle Nächte dunkler Wald
Quirlig und nicht zu halten ist die kleine Astrid. Kein Baum zu hoch und kein Abenteuer zu gefährlich. Astrid Ericsson ist 1912 fünf Jahre alt, als sie das erste Mal mit Märchen in Berührung kommt. Als Gutshofkind hat man keine eigenen Bücher. Ihre drei Jahre ältere Freundin Edit liest ihr aus einem Buch, das sie aus der Schule ausgeliehen hatte vor. Träumend sitzen die beiden Mädchen in der Küche.
Astrid geht bald selber zur Schule. sie lernt schnell und liest sehr gerne. Doch die Volksschule ist auch bald zu Ende. Madicken, die Tochter des Bankdirektors, drängte Astrid auf die Realschule zu gehen. Ziemlich unüblich für Kinder vom Land. Madicken’s Vater redete auf Astrids Vater ein, bis dieser sich dazu entschloss auch Gunnar, Astrids ältesten Bruder auf die weiterführende Schule zu schicken.

Astrid, ein Zappelphilipp
Astrid blieb ein Zappelphilipp. Kippeln, aufspringen, laut rufen, so kannte man das Mädchen. Als sie 13 war, schrieb sie so schöne Aufsätze, dass der Studienassessor sie immer wieder aufforderte, sie der Klasse laut vorzulesen. Eines Tages brachte er sogar einen dieser Aufsätze zu der kleinen Zeitung in Vimmerby. Mit einer kleinen Auflage von 5000 gedruckten Zeitungen, zwei mal die Woche eine kleine Zeitung. Dort sollte Astrid nach der Schule, sehr zum Leidwesen der frommen Mutter, als Journalistin anfangen. Das Zeitungswesen von der Pike lernen.
Ich könnte jetzt ohne Ende weiter über den gelesenen Text schreiben. So viel blieb in meinem Kopf über diese wunderbare quirlige Astrid Lindgren hängen. Wäre sie nicht schwanger geworden und nicht nach Stockholm geschickt worden, wäre sie dann die große Kinderbuchautorin geworden? Eine zweite Selma Lagerlöf, wie sie von den Kindern ihres Dorfes oft gerufen wurde?
Eine interessante Schriftstellerin
Maria Regina Kaiser schreibt in ihrem Nachwort noch einiges mehr über diese interessante Schriftstellerin. Ihr Leben war nicht nur Sonnenschein. Vielmehr litt Astrid Lindgren an Depressionen und fand den Gedanken zu sterben nicht abwegig. Astrid Lindgren hatte einen besonderen Bezug zu Kindern. Sie verstand die kleinen Menschen und sprach oft in ihrem Namen. Die schwedische Kinderbuchautorin wurde sehr oft mit Selma Lagerlöf verglichen. Allerdings bekam Astrid nie einen Nobelpreis für ihre Werke. Dabei las die ganze Welt die Bücher von Pipi Langstrumpf, den Brüdern Löwenherz oder Mio, mein Mio. (Und das ist nur eine kleine Auswahl von dem, was Lindgren geschrieben hat!)

Maria Regina Kaiser hat auf jeden Fall meinen Durst nach den schwedischen Kinderbüchern von Lindgren angefeuert. Die Liste ist lang! Die schwedische Autorin hat so Manches, das sie selber erlebt hat in den Kinderbüchern verarbeitet. Und dabei Mutmachbücher für Kinder hinterlassen.
Das Buch ist nur zu zwei Dritteln eine Romanbiografie. Im hinteren Teil, dem Nachwort, erklärt die die Autorin Maria Regina Kaiser noch das Leben von A. Lindgren. Es gibt Zeittafeln und Bilder. Die Menschen rund um Astrid werden noch einmal erläutert und so Manches mehr.
Ich mochte dieses Buch kaum aus der Hand legen! Es gehört definitiv zu meinen Sommerbüchern.
Ich habe schon einmal eine Romanbiografie von Maria Regina Kaiser rezensiert.
Astrid Lindgren, Helle Nächte dunkler Wald
eine Romanbiografie von Maria Regina Kaiser
Südverlag
312 Seiten mit Abbildungen
ISBN 978-3-87800-136-2
von Andrea Karminrot | Mai 14, 2021 | Biografie, Rezension, Roman |
und wir spielen darin mit
Die ganze Welt ist eine große Geschichte, so kann ich mir vorstellen, sah Michael Ende tatsächlich die Welt. In ihrem Roman bringt uns Charlotte Roth den Schriftsteller, der 1995 starb, ein ganzes Stück näher. Zeigt uns, woher dieser geniale Schriftsteller vielleicht seine Ideen gezogen hat. Obwohl der Roman Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit eigentlich keine Biografie sein soll, so begleitet der Leser Michael Ende durch sein verzaubertes, fantasiereiches Leben. Unterstützt durch Roman Hocke, Michael Endes langjährigem Freund, Nachbarn und Lektor, bleibt die Story wohl sehr am wirklichen Leben des nicht nur märchenbuchschreibenden Michael Ende. Doch nimmt sich die Autorin heraus, die Geschichte so zu schreiben, wie sie es für richtig hält und nicht immer in einer chronologischen Reihenfolge bleibt. Eine Romanbiografie soll ja auch ein bisschen spannend bleiben!

Die große Geschichte
Schon Michaels Vater, Edgar Ende, war ein Künstler und sah die Welt mit anderen Augen. Seine Bilder waren anders, schwer zu verstehen und manch einem in den 1930er Jahren ein Dorn im Auge. Reich ist der junge Künstler damals nicht mit seiner Kunst geworden. Schwer verdaulich, abartig, wurde behauptet und wurden „entsorgt“. Und doch waren seine Bilder und die Fantasie dahinter eine eigene Welt, die der junge Vater an seinen einzigen Sohn Michael weiter gab. Die Beiden zogen in ihrer Fantasie in den Wald und sahen dort Feen und Gnome. Selbst als Michael später eigenständig und erwachsen war, begleitete ihn stets die Märchenwelt. Zu einem hübschen und frauenverschlingenden Mann geworden, versuchte er sich an verschieden kreativen Berufen. Aber am Ende, kam Michael Ende ans schreiben.

Charlotte Roth beschreibt ihren Protagonisten fast so, als hätte Ende seine eigene Geschichte aufgeschrieben. Geheimnisvoll, merkwürdig, fantastisch begleitet der Leser den unsteten und vielleicht auch ein wenig naiven Schreiberling durch sein Leben. Die deutschen Kritiker fanden selten ein gutes Haar an dem Autor, der Geschichten für kein bestimmtes Alter schreiben wollte. Seine Werke wurden dem Eskapismus zugeordnet. Obwohl die Welt seinen Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer, bis heute gerne liest.
Auch Momo oder Die unendliche Geschichte fanden in den Augen der Kritiker keine Anerkennung. Dabei gewann Michael Ende mit all seinen Büchern Preise (Jugendliteraturpreis…) Ich selber war großer Fan seiner Bücher und habe sie sehr oft gelesen und später meinen Kindern vorgelesen. Mutmacherbücher würde man sie heute nennen.

Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit
Der Roman ist eine große Geschichte! Und hat mit gut gefallen. Ich mag Biografien, die nicht einfach nur ein zusammentragen von Fakten sind. Mit ein bisschen Fantasie lässt sich aus all den Informationen ein schöner Roman zaubern. Die Autorin kann auf jeden Fall gut schreiben. Ihre Texte muten fast so an, als hätte Michael Ende sie selber zu Papier gebracht.
Charlotte Roth, Jahrgang 1965, ist gebürtige Berlinerin, Literaturwissenschaftlerin und seit zehn Jahren freiberuflich als Autorin tätig. Charlotte Roth hat Globetrotter-Blut und zieht mit Mann und Kindern durch Europa. Sie lebt heute in London, liebt aber Berlin über alles.
Ihr Debüt, „Als wir unsterblich waren“, war ein Bestseller, dem seitdem zahlreiche weitere Romane über Frauenschicksale vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte folgten.
Ein Roman von Charlotte Roth
Eisele Verlag
432 Seiten
ISBN: 9783961610693
Ich habe es gerne gelesen und stelle es in das Regal zu den MaiBücher
⭐⭐⭐⭐
von Andrea Karminrot | Nov. 23, 2020 | Biografie, Historie, Rezension, Sachbuch |
Selma Lagerlöf (1858-1940) kennen alle. Sie schrieb Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen. Doch Selma war noch mehr als nur die Schriftstellerin. Wusstest du, dass sie als erste Frau den Nobelpreis für Literatur bekam, dass sie sich sehr für die Frauenrechte einsetzte?

In der Romanbiografie können wir einen Blick in das Leben Selma Lagerlöf werfen. Maria Regina Kaiser macht es uns einfach, diese Frau, über ihr schriftstellerisches Können hinaus, zu lieben.
Selma wuchs als Vaters Liebling, in Strömstad, Schweden auf. Als Selma drei Jahre alt war konnte sie sich nach einem Bad in einer Quelle nicht mehr alleine bewegen. Der Vater fuhr mit dem Kind sogar zum vornehmsten Doktor in Karlstad, damit seine kleine Selma wieder die Alte wurde (obwohl er es sich eigentlich nicht leisten konnte!). Aber nichts half. Selma wurde besonders umsorgt, bekam alles was sie sich wünschte. Als die Familie dann einige Jahre später eine Reise unternahm, fing die Fünfjährige ganz unbewusst wieder zu laufen an. Etwas hinkend, aber es ging.

Damit sich das Kind besser entwickeln kann, wurde sie dann zu den reicheren Verwandten nach Stockholm geschickt. Sie bekam dort Gymnastik verordnet, die ihr gut half. Und ganz nebenher, lernte sie dort Englisch und Klavierspielen. Alles andere, wie schreiben, lesen und das nötigste der Mathematik, lernten die Mädchen der Familie Lagerlöf von ihrer Kinderfrau. In die Schule gingen sie nicht. Das hielt Selma aber nicht davon ab, später Gedichte, Reden und Poeme für die Nachbarschaft zu schreiben. Jeder, der ihre Worte las oder hörte, war begeistert.
Aber das schreiben und dichten war nicht ihre einzige Leidenschaft. Sie wollte eigentlich Flugapparate entwickeln und bauen. Doch dann kam einiges anders.
Selma durfte auf die Lehrerinnen-Schule gehen und bestand die Aufnahmeprüfung. Als Lehrerin, verdiente sie sich ihr erstes Geld und dann schrieb sie Prosa…
Jeder kennt die Reise des Gänsehüters Nils Holgerson. Doch wusstest du, dass dieses Buch eigens für die Schüler Schwedens geschrieben wurde? Selma saß sehr lange an diesem Roman, bis sie endlich die Eingebung hatte. Lagerlöf schrieb viel. Einige Bücher entstanden nach ihrer Reise nach Afrika, die sie mit Sophie Elkan unternahm. Sie wurde immer wieder inspiriert und schuf ein gutes Buch nach dem anderen, dass sie (einigermaßen) reicher machte.
Die Schriftstellerin verliebte sich in eine Sophie Elkan, die sie aber niemals anfassen durfte und gleichzeitig hatte die Autorin eine Liebesbeziehung zu Valborg Olander, die sie immer auf Händen trug und Selma jeden Wunsch von den Augen ablas. Selma Lagerlöf sprach vor Frauenversammlungen und im Radio. Das Frauenwahlrecht gab es zu ihrer Zeit noch nicht und wie fast überall in Europa, bekamen Frauen weniger für ihre Arbeit als Männer.
„Warum wir das Stimmrecht fordern? Weil wir glauben, dass unsere Hilfe bei der Lösung der großen Aufgabendes Staates gebraucht wird.“ 1911 Selma Lagerlöf auf dem Weltkongress für das Frauenstimmrecht in Stockholm
All das und noch mehr beschreibt Maria Regina Kaiser in ihrer bezaubernden Romanbiografie über Selma Lagerlöf. Aber das ist noch nicht alles. Ein Drittel des Buches, ist eine leicht zu lesende Zusammenfassung vom Leben Selma Lagerlöf’s. Welche Menschen in ihrem Leben eine besondere Rolle spielten, mit wem sie einen regen Briefwechsel führte, Selma und das Wahlrecht in Schweden, über ihre Reisen… und noch so vieles mehr. Ich war so hingerissen von diesem Buch, dass ich nicht aufhören konnte alles zu lesen.

Ganz am Ende des Buches findet man dann noch ein paar Bilder von der schwedischen Autorin. In meinen Augen eine ganz besondere Frau! So dass ich mich nun genötigt fühle, eines ihrer Bücher zu lesen, dass über Nils Holgerson hinaus geht… Ein November-Buch
Selma Lagerlöf
Die Liebe und der Traum vom Fliegen
Eine Romanbiografie von Maria Regina Kaiser
256 Seiten
ca. 15 Abbildungen
ISBN 978-3-87800-135-5