Das Mädchen mit dem Drachen

Jeden Tag geht die kleine Lalita an den Strand und lässt ihren, zu oft geflickten, bunten Drache in den Himmel steigen. Léna die Lehrerin aus Frankreich, sieht den Drachen öfter seitdem sie in Indien am Meer angekommen ist. Léna kam nach Indien, in dem Versuch, ihre schlechten Gedanken an zu Hause zu verdrängen. Ihre Flucht in dieses fremde Land ist ihr wohl ziemlich missglückt. Denn den Gedanken und Erinnerungen kann man so kaum entfliehen.

Die Unberührbaren

Als sie eines Tages im Meer schwimmen geht zieht die Strömung die Lehrerin aufs Meer hinaus und nur das kleine Mädchen mit dem Drachen nimmt es wahr. Sie ruft Hilfe und Léna wird gerettet. In dem Versuch sich erkenntlich zu zeigen, stellt Léna fest, dass die Gepflogenheiten der Inder sehr speziell sind. Menschen der niederen Kasten sind in dieser Gesellschaft nichts wert, man darf sie nicht mal berühren. Und genau zu diesen Menschen, den Dalits, gehört das kleine Mädchen Lalita. Und dann kommt noch erschwerend hinzu, dass Lalita ein Mädchen ist. Ein Mensch ohne Rechte, mit sehr vielen Pflichten. Geschenke annehmen, dass ist gegen die Sitten.

Den Mädchen nichts beizubringen ist der sicherste Weg, sie zu unterjochen, ihre Gedanken und Wünsche zum verstummen zu bringen“ Seite 60

Aber Léna hat eine Idee. Sie möchte den Kindern und Frauen des Dorfes die Möglichkeit geben, lesen und schreiben zu lernen. Viele Dorfbewohner können weder schreiben noch lesen. Geschweige denn, die englischen Sprache, die neben Hindi, immer noch Amtssprache in Indien ist. Léna gründet zusammen mit einer radikalen jungen Frau eine kleine Schule.

Lalita, das Mädchen mit dem Drachen

Das Mädchen mit dem Drachen, ist fast eine Fortsetzung des Romans „Der Zopf“. Die kleine Lalita ist in dem vorangegangenen Roman von Laetitia Colombani mit ihrer Mutter aus ihrem Dorf in Mittelindien geflohen. Schon in dem Roman „Der Zopf“ hatte die Mutter es im Sinn, dass das kleine Mädchen eine ordentliche Schulbildung bekommen soll. Die Autorin hat den Faden aufgenommen und weist dabei auf die unglaublichen Zustände in Indien hin. Die Missverhältnisse kommen nicht von der Regierung, die längst Gesetze erlassen hat, die den niederen Kasten zugute kommen. Die Bewohner selber stecken in ihren Gepflogenheiten fest und wollen daran nichts ändern. Es ist der Glaube, die Familie, die Nachbarn, die unterschwellig die Gesellschaft an einer Reformation hindern. Laetitia Colombani schreibt ganz wunderbar. Ich mochte die Bücher „Der Zopf“ und „Das Haus der Frauen“ sehr. Doch bei diesem Buch hier, habe ich mich schwergetan. In den anderen Büchern zeigte die Autorin auch schon Missstände auf. Die Geschichten der vorangegangenen Bücher waren irgendwie mitreißender. Dabei handelt es sich bei Das Mädchen mit dem Drachen um eine wahre Geschichte.

Weil Rubi und mir irgendetwas an diesem Buch gefehlt hat, es uns nicht wie die anderen Bücher vom Hocker gerissen hat, geben wir diesem Buch 🐭🐭🐭🐭 und stellen es zu unseren Märzbüchern. Es ist zwar kein historisches Buch, aber im März rezensiert.

 

Das Mädchen mit dem Drachen

Ein Roman von Laetitia Colombani
Übersetzt von: Claudia Marquardt
Verlag: S. FISCHER
272 Seiten
ISBN: 978-3-10-397490-4

Der große Nordwesten

Der große Nordwesten beginnt im schönen Kalifornien, Ende der 1930 Jahre, an einem Strand. Dort wird nach einem ausgelassenen Fest ein Mann aus dem Wasser gezogen. Ein Anblick, der sich der kleinen Jessie einprägt. Sie ist die Sechsjährige Tochter dieses Mannes.
Doch lange kann das Mädchen nicht zusehen, wie „der Wal“ aus den Fluten geborgen wird. Ihre Mutter packt kurzerhand nur Kleinigkeiten zusammen und flüchtet mit dem Kind. Sie tauschen ihr teures Auto gegen ein Schlechteres. Die Beider schlafen in kleinen Pensionen und ziehen immer weiter Richtung Kanada. Lorna und Jessie sind auf der Flucht. Die Reise geht über das eisige Wasser an der Küste Alaskas entlang, bis sie wieder auf dem Festland weiter in die Wildnis hinein fahren.

Seite 50: Wie durch Zauberhand erstreckte sich das ruhige Meer unter einem wolkenlosen Himmel: Azurblau, Kobaltblau, Silberblau, Türkisblau, Opalblau – die gesamte Blaupalette des Universums war vertreten, unendlich nuancenreich, und von der strahlenden Sonne mit glitzernden Goldpailletten versehe…

Mut zur Wildnis

Der große Nordwesten ist wunderschön und gefährlich. Aber das hält die hübsche Lorna nicht auf. Sie besorgt sich einen Pickup und fährt mit dem Mädchen über einen Trampelpfad, der in späteren Jahren einmal zu einer Landstraße ausgebaut würde, durch die Berge. Lorna hat eine Winchester, eine gezeichnete Karte dabei und genügend Mut sich allen Widrigkeiten zu stellen. Mutter und Tochter treffen mitten in der Wildnis auf Kaska einer Gwich’in, die sie retten und die ihnen eine Unterkunft und Versteck bietet.

Der große Nordwesten ist eines der Bücher, in die man sich erst hinein lesen muss. Es braucht seine Zeit, bis man sich in dem Roman wohl fühlt. Aber dann ist man gefangen, wenn die kleine Jessie die Flucht mit ihrer Mutter dem Mann erzählt, der die Geschichte aus seiner eigenen Erinnerung aufschreibt. Es ist ein Roadmovie, eine Gangstergeschichte oder auch eine Eroberung. Es ist eine Reise durch das ungestüme, noch ungezähmte Kanada, voller Geister und wilden Tieren. Der große Nordwesten in seiner vollen Schönheit.

Jessie, die von den Gwich’in Fuchsnase genannt wird, beschreibt ihre Flucht mit dem Wissen einer Sechsjährigen und dem Unwissen eines Kindes. Fantasie und Wirklichkeit vermischen sich. Heraus kommt eine unglaubliche Geschichte, in der sich die Wirklichkeit sacht heraus schält und den Leser immer wieder mit neuen, erstaunlichen Eindrücken überrascht.
Auf die poetischen Sätze muss man sich einlassen. Dann findet man sich in einer entsetzlich, zauberhaften Welt einer intelligenten Sechsjährigen wieder, erzählt von einer Erwachsenen.

Seite 261: Meine kurze Vergangenheit als unwissendes Kind war angefüllt von eingebildeten und gewinnbringenden Erlebnissen.

Rubi und ich geben diesem Buch gerne 🐭🐭🐭🐭 Es war eine wunderbare Reise. Dieser Roman steht natürlich auch in dem Januar-Regal

Der große Nordwesten

Ein Roman von Anne-Marie Garat
aus dem Goya Verlag
ISBN: 9783833742811
432 Seiten

Unser kostbares Leben

Unser kostbares Leben nimmt uns mit in die 1970 Jahre in eine Kleinstadt am Main. Deutschland ist im Aufschwung, überall wachsen neue Produktionsstätten aus dem Boden. So auch in dem beschaulichen Mainheim. Auf der einen Seite des Mains steht die Schokoladenfabrik, deren Schokoladenduft sich die meiste Zeit über die Dächer der Stadt legt. Auf der anderen Seite des Flusses liegt eine Chemiefabrik, deren Gestank zum Glück nur selten die Anwohner belästigt. Nur wenn der Wind schlecht steht, dann sollte man Fenster und Türen geschlossen halten und möglichst nicht vor das Haus gehen. Halskratzen, Luftnot, tränende Augen könnten dann die Folge sein.

In den Siebziger Jahren war man noch so sehr damit beschäftigt das kostbare Leben zum Erfolg zu führen, dass es meistens egal war, über welche Leichen man klettern musste. Straßen wurden durch unnütze Feuchtgebiete gezogen, Medikamente in grausamen Tierversuchen ausprobiert und Abgase in den blauen Himmel getrieben. Was kostet schon die Welt?

Unser kostbares Leben

In dem Buch Unser kostbares Leben, haben die zehnjährigen Mädchen Caro Stern und Minka Schönwetter, die Hauptrollen. Caro die Tochter des Schokoladenherstellers, lebt mit ihren 4 Geschwistern in einem typischen Haus der 1970 Jahre. Glasbausteine am Eingang, die Küche in freundlichem braun und orange gefliest. Die Einrichtung ruft (bei mir) sofort Erinnerungen aus der Kindheit hervor. Schönwetters leben direkt auf der anderen Seite des Gartens der Sterns (Caro). Ihr Haus ist etwas moderner, unterscheidet sich aber nur in der Einrichtung.

Caro und Minka sind dicke Freundinnen. Am liebsten treffen sie sich im Schwimmbad. Im Frühling 1972 sitzen sie am Poolrand des Sprungturms und albern mit ihrem Vietnamesischen Freund Guy herum. Übermütig klettert der Junge die Treppe zum Sprungturm hinauf, obwohl es das Schild verboten hatte. Es ist nichts besonderes, denn die Kinder ignorieren öfter die Regeln in dem Schwimmbad. Das Sprungbrett biegt sich mehr als sonst und als Guy abspringt wird er förmlich katapultiert und landet mit dem Hinterkopf am Beckenrand und geht im Wasser unter. Die Mädchen retten ihren Freund aus dem 5 Meter tiefen Becken. Der Bademeister ist auch schnell zur Stelle und der Junge wird gerettet, ins Krankenhaus gebracht.
Warum das Brett so leicht eingestellt war und wieso man nie wieder etwas von Guy und seiner Mutter zu hören bekommt, das werden einige einflussreiche Männer der Stadt Mainheim still und heimlich beschließen.

Tierversuche, Menschenwohl und Umweltverschmutzung

Aber das ist noch lange nicht alles, über dass die Autorin Katharina Fuchs schreibt. Sie zeigt mit dem Finger auf die Tierversuche der 1970 Jahre und auf die Umweltverschmutzung, die in dieser Zeit noch ungefiltert, in den Himmel, die Flüsse und Seen geleitet wurden. Sie zeigt wie sehr die Frauen als nichtig angesehen wurden (Du bist nur meine Frau und die Mutter meiner Kinder!) Eine weitere Hauptfigur ist Claire. Eine Waise aus Vietnam, die als Hilfsprogramm mit zwei weiteren vietnamesischen Kindern nach Deutschland geholt wurden. Claire wird in einem Kinderheim für Mädchen in Mainheim untergebracht. Dort trifft sie auf die Ärztin Karin Lavalette, die die Kinder in dem Heim betreut. Lavalettes macht das nebenbei, denn eigentlich arbeitet sie in der Forschung in der Chemiefabrik. Ein Schelm der böses denkt. Kaum sind die vietnamesischen Mädchen in dem Heim angekommen, bekommen die Kinder zum Essen „Vitamine“ in Pillenform.

Die Autorin schreibt spannend und unterhaltsam. Die Protagonistin Caro könnte die kleine Katharina Fuchs sein, denn sie schreibt schon in jungen Jahren gerne Kurzgeschichten. Aus der Biografie von Katharina Fuchs, kann man entnehmen, dass ihr Vater die Schokoladenfabrik Sarotti geleitet hatte. Das Buch hat einen Suchtfaktor, die 624 Seiten sind meistens kurzweilig. Es gibt allerdings Passagen, die gekürzt werden könnten. Es mag interessant sein zu erfahren, wie es in einer Schokoladenfabrik zugeht, aber so detailliert, kann langweilen. Zwischendurch ziehen sich die Seiten allerdings auch mal sehr in die Länge und man ist versucht, einiges zu überlesen. Aber alles in allem ein gutes Buch.

Fuchs hat schon mehrere Bücher geschrieben, die ich noch nicht gelesen habe. In denen ging es um ihrer Großmutter, Mutter und ihre Tante. Da werde ich demnächst wohl noch etwas Lesezeit investieren müssen. Denn schreiben, kann die Autorin!

Von Rubi und ich bewerten dieses Buch mit 🐭🐭🐭🐭 Kürzer wäre es ein Lesespaß gewesen
Abgelegt im Januarbücherregal

 

Unser kostbares Leben

Ein Roman von Katharina Fuchs
aus dem Droemer Verlag
ISBN: 9783426282656
624 Seiten

Was kümmert mich Marie

Was kümmert mich Marie ist ein spirituelles Experiment, schreibt die Autorin auf der Buchrückseite. Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte die sich zwischen den Welten abspielt.

Was kümmert mich Marie

Irma wacht jeden Morgen mit einem Traum auf, der sie zu einer Frau auf einer Intensivstation gebracht hat. Einer Frau, die mit einem Verband um den Kopf nicht zu erkennen ist und im Koma liegt. Irma hat es satt und versucht diese Frau zu finden. In dem städtischen Krankenhaus auf der Intensivstation in Zimmer 11 wird sie fündig. Kurz bevor sie sich in das Zimmer der komatösen Patientin schleichen kann, sieht sie, wie ein attraktiver junger Mann aus dem Zimmer kommt. Alleine in dem Zimmer, findet sie ein Tagebuch. Das Tagebuch von Marie, die in diesem Bett liegt. Schnell schnappt Irma sich Marie’s Tagebuch, schmeißt es in die danebenliegende Handtasche und verschwindet wieder. Zu Hause schaut sie sich den Inhalt der Tasche an und stellt fest, dass diese Tasche genauso gut ihre eigene hätte sein können. Sie kommt sich ganz mies vor, als sie das Tagebuch zu lesen beginnt und beschließt, es am nächsten Tag wieder zurück zu bringen.

Das Leben und der Tod

Am nächsten Tag trifft Irma den attraktiven Pierre in dem Zimmer von Marie wieder. Die Irma und Pierre scheint etwas zu verbinden. Pierre, der Freund der komatösen Marie, bittet Irma ihm zu helfen, dass es seiner Freundin wieder besser geht. Sie treffen sich und philosophieren über das Leben und den Tod.

Anna Terris hat einen netten kleinen Kurzroman geschrieben. Es liest sich ganz schnell. Doch philosophische Texte sind nicht gerade meine Spezialität. Sich einfach mal durch so einen Roman zu lesen, dass geht nicht. Die 131 Seiten können da ziemlich lang werden, wenn man selber anfängt philosophisch zu denken. Der Tod und das Leben, da hat man eine menge Potential vor sich hin zu grübeln. Gut wäre es, wenn man ein solches Büchlein gemeinsam lesen würde und die Texte diskutieren könnte.

Philosophische Texte zu genießen, liegt mir nicht. Was kümmert mich Marie ist sicher sehr schön geschrieben, aber mich hat es nicht erreicht. Das liegt aber wie gesagt, nicht an dem Kurzroman selber. Somit geben Rubi und ich 🐭🐭🐭 Das aber nur, weil es nicht mein Genre zu sein scheint.

 

Was kümmert mich Marie

ein Kurzroman von Anna Terris
Ist ein philosophischer Kurzroman, von Anna Terris
Verlag : Tredition
132 Seiten
ISBN 9783347338142

Die Stunde zwischen Nacht und Morgen

Die Stunde zwischen Nacht und Morgen spielt 1946. Der Krieg ist zu Ende und die Stadt Köln liegt in Trümmern. Viele Häuser stehen nicht mehr und die Menschen leben in unwürdigen Unterkünften. Die Schweizer Spende schickt einige Helferinnen, Lebensmittel, Kleidung und Medikamente in die Stadt Köln, um vor allem den Müttern und Kindern ein wenig zu helfen. Die Helferinnen und Helfer bauen auf einer „Brache“ am Westbahnhof dazu einige Baracken auf, die als Kleiderausgabe und Speisung fungieren. Dazu gibt es eine Schreinerei, eine Näherei/Strickstube und eine Küche. (Es gibt sie heute noch, die Baracken. Allerdings verfallen sie zusehends) Man nannte diese Baracken, das Schweizer Dorf.

Die Stunde zwischen Nacht und Morgen

Elvira Wipf, Eli genannt, wächst während des Krieges in der Schweiz als Tochter gutsituierter Kaufmanns-Eltern auf. Sie soll demnächst den reichen Anwalt Werner Lüdi heiraten. Aber Eli ist damit nicht glücklich. Irgendwie kann das doch noch nicht alles gewesen sein. Ihr Leben scheint so langweilig, unerfüllt. So hat sie sich dazu entschlossen sich heimlich davon zu stehlen und sich den Helferinnen der Schweizer Spende anzuschließen.

Eli ist eine mutige, junge Frau die unerschrocken durch die Trümmer Kölns läuft. Sie begegnet auch den britischen Militärs mit hocherhobenen Kopf, dabei trifft sie den schneidigen Offizier Trevor Atkins. Er wird Eli bei verschiedenen Problemen noch sehr nützlich sein. Ein anderer junger Mann von 12 Jahren ist Mattes (Matthias), der kurz vor Kriegsende noch seine Mutter bei einem Bombenangriff verloren hat. Mattes hofft, dass sein Bruder Helmut irgendwann aus dem Krieg zurück kehren wird. Solange wohnt er bei einer Freundin seiner Mutter in einer engen Dachkammer, und sucht in den Trümmern nach Nahrungsmittel. Ein gefährliches Unterfangen, denn überall sind noch Blindgänger versteckt.

Helmut ist in Russland in einem Gefangenenlager. Er schafft es, während einer Verlegung in ein anderes Lager, zu fliehen und schließlich über viele Umwege nach Köln. Er hofft seine Familie ist noch am Leben. Er findet aber nur noch seinen kleinen Bruder vor, der sich viel in dem Schweizer Dorf aufhält. Helmut darf auch dort bleiben und wenn er mit anpackt, dann bekommt er auch eine kleine Mahlzeit ab. Dabei trifft er Eli. Die Frau, die ihn verwirrt und anzieht wie ein Magnet.

Ein unterhaltsamer Roman

Die Autorin Priska Lo Cacio hat mit „Die Stunde zwischen Nacht und Morgen“ einen unterhaltsamen Roman geschrieben. Selber Schweizerin war sie sich nicht sicher, ob sie es darf über den Krieg zu schreiben. Denn auch wenn die Schweiz immer als loyal gegolten hat, so hatten doch manche schweizerische Geschäftsleute viel Geld mit dem Krieg gemacht. Ihre Beschreibungen bringen ein wenig Licht ins dunkel. Auch fand ich es sehr spannend etwas über das Schweizer Dorf zu erfahren. Prisca Lo Cacios Romanheldin ist eine sehr sympathische Person, und auch alle anderen Figuren machen es einem leicht, in das Geschehen abzutauchen. Das Leben in dem zerstörten Köln war sicherlich kein Zuckerschlecken. Ebenso wie auch in vielen anderen Städten, die dem Erdboden gleich gemacht wurden. Priska Lo Cacio verbindet historische Begebenheiten mit einem Abenteuer und einer zarten Liebesgeschichte, in der Stunde zwischen Nacht und Morgen…

Rubi empfiehlt dieses Buch mit 🐭🐭🐭🐭

 

Die Stunde zwischen Nacht und Morgen

Ein Roman von Priska Lo Cacio
Verlag: Droemer
432 Seiten
ISBN: 978-3-426-30787-8

Der Gesang der Flusskrebse {Hörbuch}

Der Gesang der Flusskrebse

Der Gesang der Flusskrebse beschreibt einen Ort der so weit weg von allem liegt, dass man ihn niemals finden würde. Es ist eine Redensart. Ein Ort an dem sich die Tiere noch benehmen wie wilde Tiere sich benehmen sollten. Ein Ort an den man sich flüchten kann, wenn man nicht gefunden werden möchte.

Das Buch Der Gesang der Flusskrebse, handelt von Kya Clark. Einem kleinen Mädchen das in North Carolina in der Marsh, neben dem kleinen Städchen Barley Cove aufwächst. Ihre Geschwister sind schon groß, fast erwachsen, als die Mutter eines Tages einfach ihren Pappkoffer nimmt und durch das Dickicht verschwindet. Kurz darauf verschwinden auch die Geschwister bis auf den jüngsten Bruder, der noch einige Zeit versucht bei dem gewalttätigen Vater und der kleinen Schwester auszuharren. Doch auch er hält es bald nicht mehr aus und verschwindet.

Die Möwen und das Meer

In den 1950 Jahren in North Carolina galten die Menschen, die in der Marsh wohnen, kaum besser als die schwarzen Menschen dieser Region. Sie werden verlacht, weil sie nichts besitzen und manchmal nicht einmal Schuhe an den Füßen tragen. Sie sind arm und meistens ungebildet. So ergeht es Kya, als sie von der Schulaufsicht in die Schule gelockt wird, die Kinder verhöhnen sie. Sie wird, weil sie schon 7 Jahre alt ist, in die zweite Klasse gesteckt. Als sie dann auch noch das Wort Hund nicht richtig buchstabieren kann, die Klasse sie auslacht, läuft sie davon und versteckt sich in ihren Sümpfen. Die Möwen und das Meer, die Käfer und die wilden Tiere akzeptieren das Mädchen, so wie es ist und sie findet Trost in ihrer Nähe. Und dann bleibt auch noch der Vater weg. Jetzt ist Kaja ganz auf sich alleine gestellt.

Kya schlägt sich alleine durch. Sie sammelt Muscheln und verkauft sie einem schwarzen Mann, der eine Tankstelle an der Bucht betreibt. Er wird der einzige Mensch sein, der ihr ein „Freund“ wird. Mit dem wenigen Geld kann sie sich Maisgries kaufen und mit etwas Muscheln und Griesbrei verhungert sie nicht.
Eines Tages taucht dann Tate ein 3 Jahre älterer Junge auf und bringt ihr das Lesen bei. Vorsichtig nähert er sich dem scheuen Mädchen an und wird langsam zu einem guten Freund. Aber auch er verlässt das Mädchen. Und wieder sieht Kya sich verlassen und abgelehnt.

Spannung und eine tolle Erzählstimme

Der Roman ist in zwei Erzählstränge geteilt. Einerseits die Geschichte Kya’s und andererseits geschieht ein Mord, der aufgeklärt werden muss. Dabei geriet Kya auch noch ins Kreuzfeuer. Eine junge Frau, die so zurückgezogen lebt, muss doch was mit dem Toten zu tun haben. Zumal sie ein Verhältnis zu dem Mann gehabt haben muss.

Delia Owens hat hier ein Buch geschrieben, dass ich niemals missen möchte und es sehr schade fand, dass es irgendwann enden musste. Die Autorin beschreibt die Natur um das scheue Mädchen so herrlich, dass man die Sümpfe fast riechen kann. Die Bilder im Kopf sind so kunstvoll und wunderbar beschrieben. Und die Mischung aus einer Familiengeschichte und einem Krimi, machen das Buch so spannend, dass man es nicht aus der Hand legen möchte. Ein wunderbares Lesevergnügen.

Ich habe dieses Buch als Hörbuch gehört. Gelesen von Luise Helm, ist man ununterbrochen unter Spannung. Luise Helm passt sehr gut zu dem Roman und liest sehr einfühlsam. Sie bringt noch mehr Atmosphäre in die Geschichte, als die Autorin ohnehin schon darin untergebracht hat. 784 Minuten wunderbare Unterhaltung.

Gelesen, bzw gehört mit der Büchermaus im Januar

 

Der Gesang der Flusskrebse

von Delia Owens
Produziert vom Hörbuchverlag Hamburg
Laufzeit 784 Minuten
ISBN 978-3-8449-2228-8
aus dem Amerikanischen
Übersetzt von Ulrike Wasel & Klaus Timmermann