Die Highlanderin {Spannung pur}

Die Highlanderin ist eine stolze Frau. Sie ist etwas Besonderes, mit ihrem weißem Haar und ihren tiefblauen Augen sieht sie einer Schottin so gar nicht ähnlich. Und doch fühlt sie sich in den Highlands zu Hause. Enja von Cearlaverock.

Die Geschichte spielt im Jahre 1309. Enja die Highlanderin verfolgt einen Ritter, der eines ihrer kämpferischen Mädchen getötet hat. Dabei wird sie selber schwerst verletzt. James Douglas, Sohn des Clanführers der Douglas, findet die verletzte junge Frau und nimmt sie mit in die Burg. Dort erholt sich die Highlanderin sehr schnell wieder, sehr zum Erstaunen der Heilerin. Enja ist dem jungen Douglas etwas schuldig und ganz nebenbei fasziniert er sie.

Als der Douglasclan in englische Gefangenschaft gerät, versucht Enja die Männer vor dem englischen König Edward zu retten und findet sich selber, dem Hochverrat angezeigt, im Gefängnis wieder.

Enja die Highlanderin

Enja ist, wie gesagt, etwas Besonderes. Woher sie tatsächlich stammt, kann sie nicht beantworten. Es ist dort, wo sie herkommt lange kalt und sie erinnert sich daran, dass sie etwa sechs Jahre alt gewesen sein muss, als ihre Mutter sie zu einem besonderen Ort über das Meer begleiten wollte. Doch eine riesige Welle brachte das Schiff auf dem sie ihre Reise unternahmen, zum Untergang. Außer Enja schien keiner zu überleben. Piraten sammelten das Mädchen nach Tagen aus dem Meer ein und machten aus ihr eine Sklavin. Markiert mit dem Tattoo eines schwarzen Kreuzes zwischen den Augen, wurde sie in Bagdad verkauft. Damit begann die seltsame Ausbildung der kleinen Enja.

So spannend

Der Roman ist so spannend geschrieben! Die 505 Seiten vergehen wie im Flug. Wobei ich nicht sagen kann, was mich mehr fasziniert hat, das Leben der kleinen Enja, bevor sie Schottland erreichte oder die selbstbewusste und für die damalige Zeit zu sehr emanzipierte Frau in den Highlands. Ich hatte nie das Gefühl, dass der Roman irgendwo eine träge Stelle aufwies. Ununterbrochen hielt sich die Spannung. Enja erzählt meistens ihre eigene Geschichte. Aber auch die anderen Figuren kommen zu Wort!

Schade das Die Geschichte so schnell zu Ende war. Nun heißt es auf den Folgeband warten, der leider erst am 11.10.2021 verfügbar sein wird. Ich bin sozusagen im Enja von Cearlaverock-Fieber!

 

 

Die Highlanderin

Ein historischer Roman von Eva Fellner
505 Seiten
Aufbau Verlag
ISBN 978-3-7466-3829-4

Revolution der Träume {Ein historischer Roman}

Revolution in Berlin. Das Jahr 1918 ist schon fast vorüber. Die Stadt ist in Aufruhr. Der Kaiser wird gestürzt und hat vorsorglich Berlin verlassen. Weit weg in Spa, kann er kaum sehen, wie die Berliner sein Schloss stürmen. Ganz vorne an läuft Isi. Eine junge mutige Frau. Sie besticht durch ihre Schönheit. Und nicht nur das! Sie ist besonders pfiffig und lässt sich auch nicht von einem Kerl, die Butter vom Brot nehmen. Sie ist es, die sich einen ganzen LKW voller Waffen unter den Nagel reißt.

Das Buch Revolution der Träume vor dem Brandenburger Tor

Das Dreigespann

Doch mitten im Gewühl steht sie plötzlich ihrem Jungendfreund Carl gegenüber. Dieser ist gerade nach Berlin gekommen, wie so viele andere junge Menschen, in der Hoffnung eine Arbeit u finden. Er ist Fotograf und hat im ersten Weltkrieg eine Menge Bilder gemacht. Isi nimmt den jungen Mann erst einmal unter ihre Fittiche. Zusammen werden sie von dem dritten Jugendfreund Artur gefunden.

Artur ist ebenfalls sehr pfiffig und verdient sich seinen Unterhalt mit zwielichtigen Geschäften. Die Drei zusammen sind das perfekte Team, in der Stadt der goldenen Zwanziger einiges zu bewegen.

Andreas Izquierdo zieht den Leser mit in die Revolutionen, die in den Jahren nach dem ersten Krieg, über Deutschland hinweg rollten. Er macht Geschichte verständlich. Die damals vorrangigen Persönlichkeiten treffen in dem Roman das Dreigespann. Die Welt steuert auf eine weitere Katastrophe zu, aber alle haben nur ihren eigenen Profit oder die beste Party im Kopf. Oder sie sind auf der Suche nach Lebensmitteln und einen Job. Es war damals eben nicht alles Gold was glänzte.

Der zweite Band

Tatsächlich ist „Revolution der Träume“, schon der zweite Band aus einer Reihe. Die Isi, Carl und Artur haben schon vor dem ersten Weltkrieg in dem Buch „Schatten der Welt“ die Hauptrollen gespielt. Etwas ärgerlich fand ich bei dem zweiten Band, dass einige Informationen aus „Schatten der Welt“, nur sehr spärlich gestreut waren. Der Autor setzt voraus, dass man sich durch die Reihenfolge arbeitet. Erst zu Mitte des Buches, war ich dann angekommen und freute und bibberte mit dem Dreigespann um die Wette.

Ich fand es ein sehr schönes Buch und werde mich nach dem ersten Band bestimmt bemühen. Und ich freue mich auch schon auf einen Folgeband. Denn der Schluss, lässt einiges erwarten.

 

REVOLUTION DER TRÄUME

Roman von Andreas Izquierdo
512 Seiten
ISBN 978-3-8321-7116-2
Dumont Verlag

Schatten der Welt

(Erster Teil)
544 Seiten
ISBN 978-3-8321-7025-7
Dumont Verlag

Das Buch des Totengräbers {Hörbuch}

Ein Fall für Leopold von Herzfeldt

Die Vorstellung, Totengräber zu sein, behagt mir selber so gar nicht. Da ist Augustin Rothmayer ganz anders. Seine Familie betreibt diesen Beruf schon seit einigen Generationen. Sie haben schon einige Verstorbene unter die Erde gebracht. Augustin Rothmayer lebt und arbeitet auf dem Wiener Zentralfriedhof im Jahre 1898. Abends, nach getaner Arbeit sitzt der alte Mann, mit seinem Kater Luzifer, in seiner warmen Stube und schreibt an einem Almanach der Toten. Seltsame Dinge gehen nach dem Tod mit den Menschen vor sich. So sorgen Krankheiten dafür, dass die Leichen nicht verwesen oder eine Pilzart, die in den Katakomben vorkommt, sorgt dafür, dass es so aussieht, als wäre der Boden voller getrocknetem Blut. Gruselige Vorstellungen. Aber der hochintelligente und seltsame Rothmayer, nimmt das alles sehr gelassen.

Das Buch des Totengräbers als Hörbuch

Auf diesem Zentralfriedhof zu Wien, wird nun ein Leichnam zu Grabe getragen. Aufmerksam nimmt der Verstorbene seine Beerdigung wahr. Als dann die Erde, nach der Grabrede auf den Sarg fällt, ist der Tote sich sicher, die Männer kommen nachher und graben ihn wieder aus…

Leopold von Herzfeldt kommt gerade erst aus Graz nach Wien. Er hat noch nicht seine Koffer ausgepackt, da bekommt er mit, dass sein neuer Vorgesetzter sich auf dem Prater befindet. Dort wurde die Leiche einer jungen Frau entdeckt. Herzfeldt schnappt sich seinen Koffer mit den modernen Untersuchungsmethoden und findet sich an dem Tatort ein. Mit seiner piefigen Art und seinem Hochdeutsch, eckt er sofort bei seinem Vorgesetzten an. Aber die Untersuchungsmethoden sind interessant und obendrein hat er auch noch einen Fotoapparat dabei. Freunde macht er sich so nicht gerade.

Die junge Frau bleibt nicht das einzige Opfer. Der Mörder sucht sich Dienstmädchen aus, schneidet ihnen die Kehle durch und pfählt sie mit einem Pflock aus Weißdorn. Herzfeldt wird allerdings auf den „uninteressanten“ Fall Bernhard Strauss angesetzt. Dabei trifft er auf den Totengräber und die Beiden erweisen sich als ein gutes Team. Leopold Herzfeldt versucht beide Morde aufzuklären…

Das Buch des Totengräbers im Buchhandel

Der Roman „Das Buch des Totengräbers“

Spannend! Wie es in einem guten Krimi Pflicht ist, kommt man immer wieder auf eine falsche Fährte. Dachte man noch eben, man hat den Fall aufgelöst, taucht ein neues Thema auf und alles andere war nur ein Bruchteil von dem eigentlichen Fall.

Mit dem wiener Polizisten Herzfeldt wird man recht schnell warm und findet ihn sympathisch. Und der schrullige Totengräber ist einfach jede Seite wert. Augustin Rothmayer schreibt an dem Almanach und vor jedem neuen Kapitel bekommt man eine Kostprobe aus seinem Buch des Totengräber vorgelesen. Das Kauen und Schmatzen blieb mir dabei besonders in den Ohren hängen.

Oliver Pötzsch hat schon viele historische Romane geschrieben. Sein Serie über die „Henkerstochter“ ist in 20 Sprachen übersetzt worden. Außerdem war er jahrelang Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Sein Roman „Das Buch des Totengräbers“ ist ihm auch wieder sehr gelungen.

Hans Jürgen Stockerl liest

Das Buch wird von Hans Jürgen Stockerl gesprochen, beziehungsweise vorgelesen. Er hat Schauspiel studiert und schon so manches Buch als Hörbuch gesprochen. Ich fand es einfach nur wunderbar, wie er den Wiener Dialekt den verschiedenen Figuren in den Mund gelegt hat. Dazu die etwas arrogante Sprache des Grazers, Leopold von Herzfeldt und die Worte des Totengräbers. Man merkt, dass der Sprecher auch schon so manches Hörspiel im Radio interpretiert hat. Seine Lesung ist einfach ein Genuss. Ich freue mich schon auf einen neuen Fall und hoffe, auch den von Jürgen Stockerl vorgelesen zu bekommen.

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Das Buch des Totengräbers

von Oliver Pötzsch
Gesprochen von Hans Jürgen Stockerl
HörbuchHamburg Verlag
2 mp3-CDs, 815 Minuten Laufzeit
ISBN 978-3-95713-229-1

Goldtod [Ein Kriminalroman]

Goldtod ist der zweite Kriminalroman von Axel Simon. (Der erste erschien letztes Jahr) Wieder ermittelt der etwas herunter gekommene Adlige Gabriel Landow. Wie schon in seinem ersten Fall Eisenblut, ist die Geschichte mit vielen spannenden Rätseln gespickt. Wieder lässt der Autor kein gutes Haar an der Hauptstadt. Das alte Berlin der 1889er Jahre schillert nicht. Dunkle, dreckige Ecken, Kreuzberger Charme machen die Stadt nicht gerade attraktiv. Doch das macht den Roman auch lesenswert. Die (alte) Stadt wird durch durch den Roman wieder lebendig.

Im Charlottenburger Schlosspark fand ein außergewöhnlicher Mordfall statt, der scheinbar etwas mit der Weltausstellung, die demnächst in Paris stattfinden sollte, zu tun hat.
Zwei Liebende wollen sich das Leben am Teehaus, dem Belvedere im Schlosspark, nehmen. Ganz so, wie sich erst vor kurzem der Kronprinz Rudolf von Österreich und seine Geliebte aus dem Leben geschieden sind. Die liebenden Berliner benutzen ein Ruderboot, um unbemerkt über die Spree an das Ufer des Parks zu gelangen. Doch aus ihrem Unterfangen wird nichts, denn an den Säulen des dreistöckigen Teehauses hängt, aufgespannt wie ein X, ein blutüberströmter Mann. Doch wer hängt unter großen Mühen einen Mann im Schlosspark, acht Meter über dem Erdboden, zwischen schwanenweißen Säulen auf? Das fragt sich Gabriel Landow auch.

Mord im Schlosspark

Immer noch in Ungnade seiner Familie, verdingt sich Gabriel Landow als arbeitsloser Ermittler. Im ersten Roman hatte er den einarmigen Taschendieb Herrn Orsini kennen und schätzen gelernt. Inzwischen sind die Beiden in eine gemeinsame Dachwohnung gezogen und betreiben dort im fünften Stock im Hinterhaus, die wenig frequentierte Detektei Orlando (Or von Orsini, Lando aus dem Nachnamen Gabriels). Aus der Zeitung erfährt Landow von dem Mord des Bankiers im Schlosspark. Das wäre doch die Gelegenheit, sich einen Namen als Ermittler zu machen, denkt er sich. So besucht er die trauernde Witwe und entlockt ihr kleine Details über ihren ermordeten Gatten. Er schleicht sich in die Pathologie der Charité (den Pathologen kennt er aus seinem ersten Fall) und erfährt mehr während der Obduktion.
Auch sein Kompagnon Orsini ist nicht untätig und entwendet, eher durch Zufall, dem Täter die Brieftasche, als dieser zu einem dritten Mord schreitet. Doch die beiden Schnüffler tappen eine ganze Weile im Dunklen.

Goldtod vor dem Charlottenburger Belvedere

Wieder einmal erhält der Leser einen tollen Einblick in das Leben des alten Berlins. Mir haben die Schauplätze der Hauptstadt sehr gefallen. Wie wäre es, mal einen Blick in die alte Irrenanstalt Dalldorf, vor den Toren Berlins zu werfen? Oder in einer abbruchreifen Halle einer Wildwestshow zuzusehen? Wer mit Landow unterwegs ist, sieht das alte Berlin. Ich konnte das Buch Goldtod jedenfalls nicht aus den Händen legen.

Goldtod ein Kriminalroman

von Axel Simon
Kindler Verlag
464 Seiten
ISBN: 978-3-463-00013-8

Glückskinder {ein Nachkriegsroman}

Griet muss ein Glückskind sein! Sie hatte einen langen Weg hinter sich. Eigentlich stammt Griet aus den Niederlande, war eine politisch Gefangene im KZ Außenlager Giesing und musste in der Munitionsfabrik AGFA arbeiten. Als die Alliierten den Krieg beendeten, wurden die Frauen des Lagers von den Deutschen in das Umland getrieben. Der lange Marsch endete in der Nähe von Wolfratshausen. Griet und die vielen Gefangenen kamen, dicht gedrängt, in den Scheunen der Bauern unter. Die Amerikaner nahmen sich den verwahrlosten Frauen an.

Im Laufe der Zeit kamen immer mehr befreite Menschen in den Lagern zusammen und die Amerikaner sorgten dafür, dass die befreiten Menschen wieder in ihre Heimat zurück gebracht wurden. Griet schlug das Angebot aus, nach Haarlem zurück zukehren. Sie wollte lieber in der Nähe des Amerikaners Captain Dan bleiben, in den sie sich während ihrer Befreiung verliebt hatte. So bekam sie die Möglichkeit nach München zu ziehen.

Toni Brandel (Antonia) ist Anfang Zwanzig, als der Krieg zu Ende war. Zusammen mit ihrer Mutter, Tante, Cousin Benno und der Großtante Vev, bewohnt sie eine große Wohnung mitten in München. Alles ist knapp. Nahrungsmittel, Heizmaterial und Kleidung. Aber Toni scheint ein wahres Improvisationstalent zu sein. Immer wieder hat sie das Glück an Lebensmittel oder Tauschwaren zu kommen. Dabei stolpert sie über Louis, einen Mann der zu schön ist, um ihn sich als Partner vorzustellen. Doch sie kann es nicht lassen. Immer wieder an den Filou zu denken oder ihm aus dem Weg zu gehen. Louis hat es auf die hübsche Toni abgesehen und hilft ihr immer wieder an Schwarzmarktware heran zu kommen.

Griet und Toni treffen sich das erste Mal in der Wohnung in München, in die der Amerikanische Captain, Griet’s Freund sie einquartiert hat. Griet ist Scheu und spürt die Abneigung der Münchner Frauen gegen sich. Aber Wohnraum in der Stadt ist nun mal knapp und so bleibt sie. Die beiden jungen Frauen werden sich im Laufe der Zeit anfreunden. Überleben, Nahrungssuche und Herzensdinge wirken fast wie ein Krimi.

Die Glückskinder Griet und Toni

Schon auf den ersten Seiten von Glückskinder hatte mich die Autorin abgeholt. Geschichten aus dem zweiten Weltkrieg oder die Nachkriegszeit, ziehen mich immer wieder magisch an. Die Teresa Simon schreibt unkompliziert und macht ihre Figuren sehr sympathisch. Schufte, Diebe und brutale Nazis sind genauso gut beschrieben, wie die Glückskinder Griet, Toni, Dan, und die vielen andere. Man findet sich in dem schwer zerstörten München wieder und empfindet mit den Figuren die Hungersnöte und leidet den eisigen Winter 1946/47 mit. Doch es ist noch mehr, es ist ein Neuanfang. Die Menschen lernen sich zu arrangieren und versuchen das Beste aus dem Wenigen zu machen, was vorhanden ist. Ich hatte sehr viel Freude am lesen.

Ein mintfarbener Umschlag für das Buch Glückskinder

Die Autorin

Brigitte Riebe schreibt unter dem Pseudonym Teresa Simon. Sie ist promovierte Historikerin, ist selber in München aufgewachsen und hat dadurch einen besonderen Bezug zu den Schauplätzen in diesem Roman. Sie hat ein klein wenig die Erfahrungen aus der Nachkriegszeit ihrer Familie einfließen lassen. Die Autorin hatte die damalige Zeit nicht selber erlebt, ist sie doch erst 1953 geboren. Aber viele ihrer Schauplätze sind leider viel zu real.

Noch mehr Glück findet man hier. Außerdem stelle ich dieses Buch gerne in die Reihe der April-Bücher

Ein Roman von Teresa Simon
Heyne Verlag
512 Seiten
ISBN: 978-3-453-42406-7

Erinnerungen aus Glas {Rezension}

Erinnerungen aus Glas beginnt mit einem Prolog. Eine Frau streicht mit den Fingern über ein Regal mit achtundsechzig Flaschen aus buntem Glas. Nur eine einzige ist Rot. Die eine nimmt die alte Frau mit gekrümmten und nicht mehr ganz kraftvollen Fingern aus dem Regal. Sie kann nicht vergessen und diese Flasche lässt sie sich erinnern. Es sind Erinnerungen, die nicht immer gut sind und in diesem Fall würde sie gerne die Erinnerungen aus einem Keller an die Hollandsche Schouwburg in Amsterdam oder die vielen Kinder wegsperren…

Es sind drei Figuren, die in diesem Roman die Hauptrollen spielen.
Josie, eine forsche junge Frau, die sich schon immer mutig und vielleicht ein wenig zu blauäugig gegen den Abtransport der jüdischen Kinder in Amsterdam auflehnt.
Dann Eliese, die jüdische Frau, die hofft, nur weil sie auf der Puttkammer Liste steht, würde sie einen Vorteil haben, nicht auf den Zügen nach Westerbork oder nach Auschwitz einfach zu verschwinden. Stattdessen findet sie einen Weg, ihrer Freundin Josie die Kinder der jüdischen Familien zuzuspielen.
Und zu guter Letzt ist da Ava, die in der heutigen Zeit auf der Suche nach ihren Vorfahren ist und dabei über Geschichten stolpert, die ihr Angst machen.

Erinnerungen aus Glas

Der Roman ist in zwei Zeitebenen geschrieben. Ava reist im Auftrag ihrer Großmutter nach Uganda und trifft dort auf einen jungen Landon, der eine Kaffeeplantage leitet und dabei Kindern eine Schulbildung und ein gutes Leben ermöglicht. Ava ist im Auftrag einer Stiftung ihrer Familie unterwegs. Ganz nebenbei scheint die Familie des jungen Mannes auch etwas mit ihrer eigenen zu tun zu haben. Das löst sich erst sehr zögerlich im Roman auf.
Der andere Erzählstrang ist die Geschichte von Eliese und Jossie, die gemeinsam Kinder vor der Deportation aus Amsterdam während der Nazibesatzung retten wollen.

Die Autorin schreibt sehr aufwühlend. Ihre Protagonistinnen kämpfen mit ihren Gefühlen, während die eine das eigene Kind verstecken muss und viele jüdischen Kinder mit den Zügen nach Westerbork verschwinden. Welche Möglichkeiten haben die Frauen denn schon, Menschen zu retten? Zu sehen, wie immer mehr Sterne in Amsterdam verlöschen!

Teilweise habe ich den Faden bei der Suche von Ava verloren. Es ist schon sehr verwirrend ein Buch zu lesen, in dem so viele Personen vorkommen und dabei eigentlich keine Rolle spielen. Ein Stammbaum wäre vielleicht hilfreich gewesen, aber das hätte auch während Ava’s Familienforschung die Spannung genommen. Die Teile, in denen es um die Judenverfolgung ging, haben mich da weitaus mehr gefesselt. Wegen mir hätte es die Jetztebene nicht geben müssen. Zumal dieser Strang der Erzählung, teilweise sehr verwirrend war. Am Ende sind alle mit einander mehr oder weniger verwandt und eine (winzig) kleine Liebesgeschichte hat sich auch noch entwickelt.

Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und habe ganz nebenbei auch noch einiges gelernt. Ich fand zeitweise, dass die Autorin einfach zu viel wollte und nicht genug Seiten übrig hatte.

Über die Autorin

Melanie Dobson hat Journalismus und Kommunikation studiert und war als Werbeleiterin tätig, bevor sie sich mehr und mehr dem Schreiben widmete. Eine besondere Vorliebe hat sie für Bücher, in denen Geschichte und Gegenwart miteinander verknüpft werden. Mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern lebt sie in der Nähe von Portland, Oregon.

Ein Roman von Melanie Dobson
Aus dem Englischen von Silvia Lutz übersetzt
ISBN 9783963621895
368 Seiten
Verlag:Francke-Buch