Bewusster gelesen im Januar

Lesemarathon

Im Januar, habe ich schon mal davon geschrieben, dass ich in letzter Zeit weniger lese. Um mich zu motivieren, habe ich mich dem bewussteren Lesen in diesem Jahr verschrieben. Ich habe mir mehr Zeit, oder besser jeden Tag wenigsten eine halbe Stunde genommen, um mich durch meine Bücherberge zu lesen. Denn hier liegen einige Bücher in Warteschleife.
Ich habe 1225 Seiten gelesen und damit 2 Bücher und zwei Halbe geschafft. Eines lese ich noch und Eines habe ich tatsächlich abgebrochen, was nicht oft vor kommt. Meine Lesezeit habe ich nicht dokumentiert. Mir hat es gereicht, festzustellen, dass ich meine Nase wieder öfter in die Seiten gesteckt habe. Den schönsten Satz habe ich in dem Buch „Der Schneekimono“ gelesen:

“Er habe gespürt, wie sich seine Gedanken rückwärts durch sein Leben ergossen, von einer Erinnerung zur nächsten sprang, wie die reißende Strömung ihn mit sich davon trug… “ (Seite 331) 

„Das Nest“ war mein Highlight. Ein Buch, das ich sehr unterhaltsam fand. Die Autorin hat eine spitze Feder, die ordentlich in die verwöhnte Gesellschaft piekt.
Der schönste Handlungsort war der alte japanische Garten, aus „Der Gast im Garten“ Zur Zeit lese ich „Ein Buchclub auf Abwegen“, das verspricht zumindest lustig zu sein. Der Lesemarathon passt mir gut ins Konzept. Die halbe Stunde am Tag schiebe ich recht einfach dazwischen. Und wenn es geht, wird auch noch verlängert. 

Das Nest

Die 4 Plumb-Geschwister erwarten ein Erbe, das sich gewaschen hat. Nur ist von dem Geld, das der Vater geschickt angelegt hatte und den Nachkommen erst zum 40sten Geburtstag der Jüngsten zur Verfügung stehen sollte, nicht mehr viel übrig. Schuld, hatte da wohl Leo, der Älteste. Durch einen Unfall, den er verursacht hatte, schrumpfte der Fond auf eine recht geringe Summe. Die Mutter, die bis dahin die Verwaltung des Geldes hatte, bezahlte das Opfer großzügig aus. Die restlichen Geschwister haben allerdings mit dem Erbe gerechnet und stecken nun in Schwierigkeiten. 
Ich habe mich mit dem Roman wirklich gut unterhalten. Leo, lässt keinen Rock aus den Augen, was ihn mehr als einmal in richtige Schwierigkeiten bringt. Aber frei nach dem Motto, aufstehen, Krone richten, weitermachen, zieht er seine Bahnen. Auch seine Schwester Bea, die sich für eine Schriftstellerin hält und von dem großen Durchbruch träumt, aber schon lange nichts gutes mehr geschrieben hat und Jack, der Antiquitätenhändler ohne Erfolg, erleiden einen mächtigen Dämpfer, als sie erfahren, daß sie nun doch nicht reich werden, um ihre Schuldenlöcher stopfen zu können. Melody, die Jüngste, zeigt sich gerne reich und gut gestellt. Dass sie im Grunde nur auf das Erbe wartet, erfährt man nur als Leser. 
Das Nest, ist demnach “nur” ein sattes Bankkonto, das durch 4 zu teilen wäre.



Ich fand es wunderbar, wie die Autorin alle auf die Schippe nimmt, sie bloßstellt und sich lustig macht. Sie beschreibt nicht nur die Geschwister in ihrer Welt auf Pump mit spitzer Feder, sondern noch etliche Nebendarsteller. Sie hält der Gesellschaft den Spiegel vor. Zeigt auf, dass heute keiner mehr strampeln möchte und am liebsten einen warmen Geldregen erwartet, der einen wieder aus der Pampe hilft.

Was mir auch gut gefallen hat, ist dass es keine losen Ende gibt. Jede Geschichte wird zu Ende erzählt.

Das Nest, ist der erste Roman von Cynthia D’Aprix Sweeney. Als PR-Beraterin hat sie in New York gearbeitet, wo auch ihr Roman spielt. Ich hoffe sehr, dass sie weiter Bücher schreiben wird.

von Cynthia D’Aprix Sweeney
Übersetzt von Nicolai von Schweder-Schreiner
ISBN: 3608980008
Klett-Cotta Verlag
gebunden – 410 Seiten

Das ist ein „TierfreundBuch


Der Gast im Garten

Ein junges Paar findet eine Wohnung mit Garten, in einer japanischen schnelllebigen Stadt. Sie dürfen einen Garten nutzen, der sehr verwunschen wirkt. Alte und liebevoll gehegte Pflanzen stehen dort. Das Haus birgt wunderschöne Aussichten und entspricht den beiden jungen Menschen sehr. Nur dürfen sie keine Haustiere halten. Aber das macht nichts, denn in dem Garten scheint sich die Natur breit zu machen und die Städter zum Ausharren und Innehalten einzuladen. Eines Tages taucht auch noch das Kätzchen der Nachbarn auf und alles scheint perfekt. 
“Der Gast im Garten”, soll ein poetisches Buch sein. Vielleicht bin ich einfach nicht poetisch genug, um das bestätigen zu können. Mir fiel es eher schwer es zu Lesen. Lange, lag es auf meinem Nachttisch und wurde immer wieder mit neuer Literatur zugedeckt. Obwohl das Büchlein nur wenige Seiten hat, kam es mir langatmig vor und ich mühte mich es auszulesen. 
Einige Sätze fand ich schön, aber nicht schön genug, um sie mir zu merken. Was mir allerdings sehr gefallen hat, sind die Bilder von Quint Buchholz. Hübsche Bilder aus dem Garten, von dem Kätzchen oder passend zum Gelesenen. 
Alles in allem, ein hübsch gestaltetes Buch, zum Verschenken und für Menschen, die poetisch sind. Nichts für Realisten… 
Von Takashi Hiraide 
aus dem 
Insel Verlag
133 Seiten
verlinkt mit der #Titelchallenge ein Drückeberger Buch

Die Lange Nacht der aufgeschobenen Bücher

Gestern Abend, habe ich bei einer Lesenacht bei Twitter mitgemacht, die von Herzpotenzial geleitet wurde. Den Mittwoch vorher, ging es um abgebrochene Bücher, aus denen seit ewiger Zeit das Lesezeichen herausragt, darauf hinweist, dass dieses Buch irgendwie in Vergessenheit geraten ist. Bücher, die zum Beispiel aus verschiedenen Gründen auf meinem Nachttisch vergammeln. Mareike und Maike nennen das die Kehrwoche. Mein Nachttisch hatte auch so einige Bücher aufzuweisen. So lag dort John Irvings „Bis ich dich finde“. Ein Psychobuch, das ich immer schon lesen wollte: „Aussöhnung mit dem inneren Kind“ und zwei Bücher von Judith Herrmann. „Sommerhaus, später“ und „Nichts als Gespenster„. Zu guter Letzt, gesellte sich noch „Der Gast im Garten“ dazu. Dieses Buch habe ich mir gestern Abend vorgenommen. Und beschlossen es auszulesen.
Ich habe es leider nicht geschafft. Ich bin über diesem Buch eingeschlafen! Aber ich werde es endlich zu Ende lesen. Und dir demnächst erzählen, ob es mir gefallen hat.

Bei den abgebrochenen Büchern gibt es einen Ladenhüter oder besser, einen Regalhüter bei mir. Ein Buch, das ich einmal jedes Jahr wieder beginne und dann doch wieder beiseite lege. „Ein Nashorn für den Papst“ Gefühlte 10 Jahre versuche ich es nun schon. Vielleicht sollte ich es tatsächlich einfach aufgeben. Abgebrochen habe ich auch „Für alle Tage die noch kommen“. Da habe ich wirklich keine Freude daran gehabt. Ich fand es wirklich flach geschrieben. Es langweilte mich nur. Vielleicht war das auch der falsche Zeitpunkt, für diesen Roman. Ich bin üblicherweise eine Fertigleserin. Aufgeben ist keine Option. Es könnte ja doch noch besser werden.

Wieviele Bücher sonst noch darauf warten gelesen zu werden… Diese Liste erstelle ich demnächst mal. Damit habe ich einen besseren Überblick.

Beim Instagram surfen bin ich über den Account von Elli gestolpert. Buchhaim ist eine schöne Buchseite, die eine Challenge anbietet, die mir auch Spaß machen könnte. Die Themen sind:

  1. Alter Hase – Lies ein Buch, welches älter als 15 Jahre ist
  2. Angsthase – Lies ein gruseliges Buch
  3. Drückeberger – Lies ein Buch mit weniger als 200 Seiten
  4. Familienmensch – Lies ein Buch, welches jemand aus deiner Familie dir empfiehlt
  5. Fangirl – Lies ein Buch, welches dein/e Lieblingsautor/in empfiehlt
  6. Fremdgeher – Lies ein Buch aus einem Genre, welches du sonst nicht liest
  7. Gamer – Lies ein Buch, zudem es ein Spiel gibt
  8. Hilfsbedürftiger – Lass dir in der Buchhandlung ein Buch empfehlen
  9. Kinogänger – Lies ein Buch, welches verfilmt wurde
  10. Liebhaber – Lies ein Buch aus deinem Lieblingsgenre
  11. Malermeister – Lies ein Buch mit mindestens fünf verschiedenen Farben auf dem Cover
  12. Messie – Lies ein Buch, welches schon ewig in deinem Regal steht
  13. Pionier – Beginne ein Buch vor/am dem Verkaufstag
  14. Rollentauscher – Lies ein Buch mit einem Protagonisten des anderen Geschlechts
  15. Saisonarbeiter – Lies ein Buch, welches in einer Jahreszeit deiner Wahl spielt
  16. Sammler – Beende eine Reihe
  17. Socializer – Lies ein Buch mit jemandem zusammen
  18. Sprachgenie – Lies ein Buch in einer Fremdsprache
  19. Tierfreund – Lies ein Buch mit einem Tier auf dem Cover
  20. Wiederholungstäter – Lies ein Buch erneut

Da kribbelt es in den Fingern. So manches Buch habe ich da schon auf dem Kieker. Machst du auch bei solchen Challenges mit? Ich verzieh mich jetzt wieder in meine Leseecke, ich habe mir da ein bisschen was vorgenommen, für dieses Jahr… ▇

Der Schneekimono

Der ehemalige Kommissar Jovert, wird eines Tages von dem japanischen Rechtsanwalt, Herren Omura in dem Hausflur des gemeinsamen Pariser Wohnhaus abgefangen. Herr Omura sucht das Gespräch mit dem Franzosen, er möchte sich etwas von der Seele reden, das ihn schon seit Jahren belastet. Der Pensionär hat aber gar kein Interesse an der Geschichte des gebildeten Japaner. Selber gerade mit einem seltsamen Brief belastet, der ihn an seine Jugend und seine Vergangenheit erinnert, versucht er dem asiatischen Mann aus dem Weg zu gehen.
Am Ende sitzen die zwei alten Männer stundenlang zusammen und reden über ihre Vergangenheit, um ihre Seelen zu läutern.

Erzählt wird in der Gegenwart und aus der Vergangenheit, auf mehreren Ebenen. Konzentriert verfolgte ich die verschiedenen Geschichten, die unvorhergesehen in einander übergingen. Doch immer wieder war ich verwirrt, in welcher Vergangenheit ich mich gerade befand. Auf den letzten Seiten, las ich einen Satz, der das Geschrieben wunderbar beschreibt: “Er habe gespürt, wie sich seine Gedanken rückwärts durch sein Leben ergossen, von einer Erinnerung zur nächsten sprang, wie die reißende Strömung ihn mit sich davon trug… “ (Seite 331) Besser hätte ich es nicht beschreiben können. Ich kann es kaum glauben, dass der Schriftsteller Mark Henshaw kein Japanern ist. Die Sprache in seinem Buch erinnert sehr daran, an das Blumige, Umschreibende, Zarte und doch Brutale. Schön und verwirrend zugleich. In seiner Danksagung erwähnt Hanshaw zwei japanische Freunde, die ihm “Einsichten in das japanische Denken” vermittelten. 
Mir hat das Buch anfangs wirklich große Schwierigkeiten gemacht. Zu viele fremde (japanische, französische) Namen und die verschiedenen Zeitsprünge verwirrten mich zu oft. Nach 100 Seiten gab es sich dann und machte süchtig. Wieder einmal traf ich auf Geschichtslücken meinerseits und nahm mir vor, mich mit dem Algerien Krieg 1957 auseinander zu setzen. (Ein Thema, das in dem Buch erwähnt wird und eine große Rolle spielt) Als einfache Literatur würde ich Der Schneekimono nicht bezeichnen. Es ist ein Buch das zweideutig ist, das mich nachdenklich gemacht hat. Wunderschön finde ich den Einband: das zarte Profil einer Japanerin auf blaugrauen Hintergrund. Einfach und schlicht. 



Von Mark Henshaw
aus dem Insel Verlag
übersetzt von Ursula Gräfe
(die viele Bücher von Haruki Murakami übersetzte)
382 Seiten
ISBN 978-3-458-17682-4