von Andrea Karminrot | Jun 7, 2016 | Krimi, Rezension |
Über einem Olivenhain, mitten in der Provence, stürzt eine Propellermaschine der nahegelegenen Militärbasis ab. Capitaine Roger Blanc wird mit seinen Kollegen zum Unfallort gerufen und stellt fest, dass es wohl nicht nur ein Unfall war. Der Polizist wird mit seltsamen Begebenheiten konfrontiert, wie zum Beispiel einer Hexe und dass die Kollegen des abgestürzten Piloten, nicht um diesen trauern. Blanc hat so schon den Kopf voll, wenn es um seine Scheidung geht. Auch muss er mal endlich sein neues Domizil auf Vordermann bringen. Er ist noch nicht lange von Paris in die Provence versetzt worden. Aber diesen Fall, lässt ihn auch nicht kalt.
Capitaine Roger Blanc, ist die Hauptfigur in diesem Krimi aus Frankreich. Warum er aus der Hauptstadt auf das Land versetzt wurde, wird in diesem Buch nicht klar, aber irgendetwas muss vorgefallen sein. Ob es etwas mit seiner Affäre zu tun hat? Dieses Buch ist der dritte Fall, den Cay Rademacher sich ausgedacht hat. Aktuelle Themen, wie der Absturz des Airbus in den französischen Alpen, oder die Bedrohung durch Terroristen im eigenen Land, werden hier mit eingewoben. Spannend versucht der Flic, die Geheimnisse aufzulösen und lernt dabei seltsame Gestalten kennen. Cay Rademacher zeichnet ein schönes Bild von der Provence, das dazu verleitet die Koffer zu packen und dort hin zu reisen. Doch zeigt er auch die Probleme, die wie überall in Europa, in den Städten und wohl auch auf dem Land, existieren. Junge Leute, die verblendet durch ihre Armut oder Langeweile, radikal werden. Sich Gruppen zuwenden, die nichts Gutes im Sinn haben.
Wenn du denkst, du müsstest erst die anderen Bände lesen, um mit der Geschichte des Kommissar klarzukommen, dann kann ich dich beruhigen. Es ist nicht nötig, die Story ist in sich schlüssig und die wenigen Andeutungen, die vorkommen weben sich in die Geschichte ein, so das kein Bedarf besteht. Allerdings werde ich bestimmt die beiden ersten Bände lesen. Denn Cay Rademacher schreibt angenehm leicht und unterhaltend, teilweise auch recht komisch. Die 300 Seiten sind schnell gelesen und reißen mit.
von Cay Rademacher
Dumont Verlag
Ein Provence-Krimi mit Capitaine Roger Blanc (3)
304 Seiten , mit vierfarbiger Landkarte in der Innenklappe
ISBN 978-3-8321-9819-0
Dieses Buch hat mir so gut gefallen, dass ich es bei Nicole von Niwibo als mein Buch des Monats verlinke.
von Andrea Karminrot | Mai 19, 2016 | Hörbuch, Komödie |
Manchmal höre ich auch Bücher.
Und dieses hier hat mich sehr amüsiert.
Ove ist ein 59 jähriger Mann, der in einem Vorort in Schweden wohnt. Er ist gradlinig, akkurat, nimmt kein Blatt vor den Mund und macht seine Meinung klar. Er kann es sich auch leisten. Er ist breitschultrig und groß, eben Imposant. Er lebt in einem kleinen Reihenhaus in einer Siedlung von Eigenheimbesitzern und dort muss es korrekt zugehen. Er unternimmt an jedem Morgen, wenn sein Kaffee durchläuft, einen Rundgang durch sein Viertel, um den korrekten Zustand der Garage, des “In dem Wohngebiet kein Autoverkehr”-Schild und des Müllplatzes zu kontrollieren. Aber seit einiger Zeit läuft etwas in dem Leben von Ove schief. Seine geliebte Frau, die das ganze Gegenteil von Ove war, ist vor kurzem gestorben und Ove durfte außerdem in den Ruhestand. Er fühlt sich zu nichts mehr nütze und möchte nur zu seiner Frau. Ove unternimmt einige Versuche, um sich das Leben zu nehmen. Aber immer kommt irgendetwas dazwischen. Sei es, die neuen Nachbarn, eine kleine Familie, wo die Frau hochschwanger und der Ehemann ein “Trottel” ist, mit ihren 2 Kindern. Einer neugierigen Dreijährigen und der verschlossenen Siebenjährigen. Oder die Katze, mit dem Stummelschwanz und dem zerroppten Fell, die ständig auf der Flucht ist vor dem Nachbarshund, der von Ove der “Winterstiefel” genannt wird. Ove hat sowieso für jeden Nachbarn einen Spitznamen und kennt sich sehr genau aus, was in den Häusern so vor sich geht. Nicht das er schnüffeln würde.
“Jeder Mensch muss wissen, für was er kämpft”…
Die Geschichte wird von
Heikko Deutschmann gelesen. Einfach ganz wunderbar. Er liest mit den passenden Betonungen, genauso trocken, wie Ove es selber nicht besser gekonnt hätte. Das Hörbuch ist wunderbar unterhaltsam und so nach und nach lernt man Ove so richtig kennen. Warum er so geworden ist. Wie er zu so einer zauberhaften Frau kam. Wie er in diese Siedlung zog… Die Menschen um Ove nehmen ihn, wie er ist und schauen über seine manchmal recht depressive Art hinweg. Bringen ihn dazu, das Leben wieder etwas positiver anzunehmen. Ein komisches und auch nachdenkliches Buch. Manchmal auch mit einer Träne vermengt. Ich kann die fast 8 Stunden Hörvergnügen auf jeden Fall empfehlen.
“Zeitoptimisten…”
Das Hörbuch wurde vom Aragon Verlag herausgebracht
und wurde inzwischen auch schon verfilmt.
7 Stunden, 49 Minuten
6 CDs Multibox
Übersetzung Aus dem Schwedischen von Stefanie Werner
ISBN 978-3-8398-9277-0
von Andrea Karminrot | Mai 6, 2016 | Historie, Rezension, Sachbuch |
Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück
Als mich vor einiger Zeit der Schriftsteller Robert Scheer anschrieb, ob ich sein Buch rezensieren möchte, habe ich gerne zugesagt. Er erzählte mir in seiner Email kurz um was es ging. Er hatte die Geschichte seiner Großmutter Elisabeth Scheer, geborene Meisels aufgeschrieben. Elisabeth, genannt »Pici« (die Kleine), wurde 1924 in Ungarn geboren und bekam den Wahnsinn des Nationalsozialismus am eigenen Leib zu spüren, denn sie war Jüdin. Nachdem Ungarn im März 1944 eine neue Regierung bekam, wurden den Juden in ihrer Heimat sämtliche Rechte entzogen. Pici wurde mit ihrer Familie deportiert und trat eine grauenvolle Odyssee durch verschiedene Ghettos und Konzentrationslager an. Robert Scheer, der inzwischen in Deutschland lebt, hatte seine Großmutter in Israel besucht und ihre Geschichte festgehalten. Ihrem eigenen Sohn konnte sie ihre Lebensgeschichte nicht erzählen, wie so viele Andere, die die Konzentrationslager überlebt haben. Erst ihren Enkelkindern können sie ihre Erlebnisse schildern.
“Jetzt, zurückdenkend, gab es in meinem Leben reichlich erschütternde Momente, aber irgendwie fand ich immer einen kleinen Schutz, einen Strohhalm, mit dem ich aus der Grube heraussteigen konnte, um weiter zu schreiten und um zu hoffen” Seite 43
Als das Buch dann einige Wochen später eintraf, war ich etwas enttäuscht von der Aufmachung. Der Titel war mir etwas zu lang. Die Bilder sagten mir nichts. Noch nichts. Die ersten Seiten lasen sich auch eher wie eine schlichte Familiengeschichte. Es wurden sehr viele Personen erwähnt und die Familienverhältnisse erklärt. Die meisten Namen verwirrten mich, da sie in ihrer ungarischen Schreibweise für mein Verständnis zu kompliziert waren. Aber daran gewöhnte ich mich bald. Irgendwann verstand ich auch, dass Robert Scheer den originalen Text, den seine Großmutter gesprochen hat, niedergeschrieben hatte. Zwischendurch gibt es Bilder der Familie und ich entwickelte einen Bezug zu Pici und ihren Angehörigen.
“Die Überlebenden bezahlen mit einer nie nachlassenden Tortur dafür, dass sie ihre am meisten Geliebten überlebt haben. Dieses Gefühl wird bleiben, solange ich lebe – oder solange, wie ich mit klarem Kopf denken und fühlen kann.” Seite 125
Ich habe schon lange keine Bücher mehr über den Holocaust gelesen. Vor langer Zeit, als ich in der Oberschule war (und das ist schon eine lange Weile her!), kauten wir dieses Thema Jahr für Jahr durch. Wir haben uns Plätze angesehen, die daran erinnern sollen, dass so etwas nie wieder geschiet. Aber dieses Buch hat mich in die Erinnerungen einer Frau mitgenommen, die genau an diesen Plätzen »gelebt« hat. Die das alles gesehen hat. Gequält und geschunden wurde. Das war etwas ganz anderes. Das fühlte sich an, wie daneben stehen und machtlos zuschauen. Ich könnte mir vorstellen, dass so ein Buch im Unterricht mehr bewegen würde. Am Ende des Buches findet man noch ein Nachwort der Verlegerin, indem sie die Angaben der alten Frau größtenteils bestätigt, was mir ebenfalls eine Gänsehaut bescherte.
Ich möchte mich bei dem Autor Robert Scheer noch einmal bedanken, dass ich dieses Buch lesen durfte. Es freut mich, dass seine Großmutter, trotz dieser Erlebnisse, ein so herzlicher Mensch geblieben ist.
Marta Press,
März 2016, 228 Seiten,
33 Abbildungen
von Andrea Karminrot | Apr 21, 2016 | Rezension, Roman |
Das ist nun mein Beitrag zu der
Blogparade, die Astrid und Silvia von dem Blog
Leckere Kekse ins Leben gerufen haben. Ich wollte dich nach New York entführen und dir ein Stück schöne Literatur vorstellen. Mein Buchdealer hat mir “Der Klang der Zeit” empfohlen und so habe ich mich an die 768 Seiten gewagt.
Ich wollte dich nach New York entführen und dir ein Stück schöne Literatur vorstellen.
Mein Buchdealer hat mir “Der Klang der Zeit” empfohlen und so habe ich mich an die 768 Seiten gewagt.
Ich habe ein klangvolles Buch voller Musik gefunden. Einem Buch, randvoll mit bezaubernden Worten, melodiösen Sätzen. Ich habe Abhandlungen über die Zeit gelesen, die mich mehr verwirrt haben, als mir die Zeit zu erklären. Physikalische Belehrungen, die mich ermüdeten. Ich habe von New York gelesen. Von den Kämpfen zwischen Schwarz und Weiß, den Rassenunruhen in den Sechziger Jahren. Habe über die Geschichte zweier Jungen gelesen, deren Eltern nicht unterschiedlicher sein konnten. Die Mutter aus einer gebildeten schwarzen Familie und der Vater ein jüdischer Physiker, der aus dem Nazideutschland geflohen ist. Gegen allen Verstand heiraten die Beiden und bekommen drei sehr musikalische Kinder. Die Kinder Milchkaffeebraun / -weiß, mit so viel Musik in den Adern, dass der Ältere ein Stipendium an einer Musikschule bekam, wo seine Stimme Engelsgleich ausgebildet wurde. Obwohl es für schwarze Kinder ganz und gar nicht üblich war, eine solche Ausbildung zu bekommen. Geschweige denn, auf eine solche Schule zu gehen. Auch der Mittlere wurde auf diese Schule geschickt und erhielt eine Klavierausbildung. Stets im Schatten des Älteren, dazu verdammt immer nur der Diener, Schlichter und Kindermädchen für die Familie zu sein. Die viel jüngere Schwester, noch musikalischer als die Brüder, entschied sich, nach dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter, für einen ganz anderen Weg. Einen Weg, der mit Musik nichts zu tun hatte, aber auch den Klang der Zeit verdeutlichte. Einen Weg durch die Unruhen …
Die Kinder wachsen in einer Scheinwelt der so verschiedenen Eltern auf. Sie bekommen den Krieg zwischen den Hautfarben, der überall in Amerika brodelt, nur am Rande mit. Die Eltern unterrichten die Jungen zu Hause in New York, am Rande von Harlem, wo sich Schwarz und Weiß vorsichtig vermischen. Die Tochter wird später auf eine “normale” Schule gehen, nicht so weltfremd wie die Brüder. Die Kinder spielen lieber im Haus, als auf der Straße, wo die anderen Kinder schon darauf warten, die Mischlinge zu quälen. Als die Jungen in ein Internat umziehen, werden sie von fast allen Kindern akzeptiert, es sind wieder die weißen Eltern, die es zu verhindern wissen, dass engere Kontakte entstehen.
Die Story wird größtenteils von Joseph, dem mittleren der Kinder erzählt. Nur wenn es in die Vergangenheit geht, als der Junge noch nicht geboren war, übernimmt ein Erzähler das Wort.
“Wir sollten die Zukunft sein. Wir sollten die Gegenwart überwinden. Wir sollten die Rassenunterschiede überhaupt nicht sehen. Nicht einmal das Wort Rasse sollte fallen.” Seite 358
Wo kommt bloß dieser Titel her? Ja, es handelt von Musik. Von den Schwierigkeiten der Schwarzen in einem Land, in das sie nicht freiwillig eingewandert sind. Es handelt von dem Niemandsland der Kinder von gemischten Partnerschaften. Aber der eigentliche Titel entstammt einem Abschnitt von Seite 191, wo der Vater seinen Jungen Noten aus einer Zeit zeigt, als es noch keine Notenschlüssel und Tonarten gab. Er erklärt ihnen das Geheimnis der Töne in der Zeit, als die Welt noch in einem anderen Rhythmus schlug. In einem Kloster an der Nordspitze von Manhatten, auf einem Hügel oberhalb des Hudson River. “The Cloisters” einer Zweigstelle des Metropolitan Museum of Art. (Einem Kloster, das aus verschiedenen Klöstern zusammengetragen wurde. Niemals in der Vergangenheit einen echten Sinn gehabt hatte.)
“Zeit ist das Mittel, mit dem wir verhindern, dass alles zugleich passiert” Seite 116
Ich habe dieses Buch wirklich gerne gelesen, nur manchmal war ich von den vielen Eindrücken, physikalischen und zeitlichen Ergüssen, den vielen Musikstücken und Komponisten und Sängern erschlagen. Ich war froh, auf den letzten Seiten des Buches eine Zeittafel der Geschichte und die für dieses Buch relevanten Momente zu finden. Einige Sänger und Komponisten habe ich mir im Internet zusammengesucht und auch da wieder einiges dazugelernt. Ich habe mir die Musik angehört, die auf den Seiten erwähnt wurde.
Die Grundgeschichte hat mich gefesselt, hat mir ein Lesevergnügen bereitet, das mich die trägen Momente in dem Buch meist vergessen ließ.
“Wer die Vergangenheit zum Ursprung erklärt, lässt der Zukunft keinen Spielraum…Wir alle bewegen uns auf einer gekrümmten Kurve, die zusammenbrechen wird und uns alle neu erschaffen wird” Seite 114
Um auf das New York Thema zurückzukommen: Die Straßen von New York, die Bezirke und die Musikschulen und Konzerthäuser, spielen in diesem Buch eine große Rolle. New York ist der Knotenpunkt in diesem Buch. Und ich wünsche mir eine Reise in diese Stadt. Ich fürchte nur 2 oder 3 Tage würden nicht reichen, all die Plätze zu besuchen, die ich mir ansehen möchte. Diese Blogparade #nycblogparade macht unheimliche Lust dorthin zu fahren.
Schau bitte auch auf den anderen Blogs vorbei, damit du mit dem zwölften Wort “in”, das ich dir jetzt gebe, den Satz vervollständigen kannst, mit dem du bei Leckere Kekse gewinnen kannst.
Roman von Richard Powers
768 Seiten,
FISCHER Taschenbuch
ISBN 978-3-596-15971-0
von Andrea Karminrot | Apr 10, 2016 | Geplauder |
Und wenn du fleißig mit liest und jeden Tag auf einem dieser unten stehenden Blogs das Lösungswort findest, kannst du auch noch etwas gewinnen. Klick einfach mal zu
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Leseratz das nächste Wort. Und so weiter… Die BloggerInnen, haben sich wirklich spannende Themen ausgedacht. Schon der Gedanke, ein wirklich tolles Rezept bei
unter dem Pflaumenbaum oder den
Backschwestern zu entdecken, macht doch schon mal Appetit. Einige stellen tolle Bücher vor und schleppen dich durch New York. Das wird das Hauptthema dabei sein. Ich werde dann am 21. dabei sein und dir etwas über mein derzeitiges Buch erzählen. Im Moment bin ich zwar noch nicht so weit, 750 Seiten wollen eben auch erst einmal gelesen werden.
Ich wünsche dir nun viel Spaß bei der „Wörtersuche“ und mit den schönen Beiträgen der anderen Blogger. Wir lesen uns dann spätestens am 21. 4. wieder.
Andrea
Und weil ich das mit der Technik nicht so schön hinbekommen habe wie Silvia und Astrid bei Leckerkekse, hier noch einmal die Links zu den verschiedenen Blogs:
21.4. Karminrot-Lesezimmer