Hannah und ihre Brüder {Rezension}

10.07.2019 | Historie, Nachdenklich, Rezension, Roman | 8 Kommentare

Einst waren sie Brüder

ein Roman von Ronald H.Balson

Ben Solomon und Otto Piontek wuchsen, seitdem sie 12 waren, zusammen in Polen auf. Es war Anfang 1930, als Ottos Vater an die Tür der Familie Solomon klopfte, um dort seinen Sohn unterzubringen. Selber war er nicht dazu in der Lage, seinem Sohn ein anständiges Dach über dem Kopf zu verschaffen. Die Mutter Ottos sei nach Deutschland abgehauen. Die Solomons nahmen den Jungen gerne auf und verhalfen ihm zu einer guten Schulbildung. Ben Solomon war in dem selben Alter wie Otto und die beiden Jungen wurden unzertrennlich, fast wie Brüder. Nur, dass Ben auf eine jüdische Schule und Otto in eine Katholische ging.

Es änderte sich alles, als die Deutschen sich daran machten, Polen zu „säubern“. Otto wurde von der zurückgekehrten Mutter bei den Deutschen untergebracht. Sie hatte ihrem fast erwachsenen Sohn eine Stelle in der SS verschafft. Und die Solomons erlitten die Schmach der Juden dieser Zeit. Otto, lange Jahre der Ziehsohn der Solomons, lernte die Juden zu verachten.

Der Inhalt

Eigentlich geht es in dem Roman darum, dass Ben 2004 einen reichen, jüdischen, Chicagoer Geschäftsmann auf offener Straße angreift und ihn bedroht. Ben ist sich sicher, dass dieser Mann Otto Piontek ist, sein ehemaliger Bruder. Eine Freundin Ben‘s versucht die Anwältin Catherine Lockhard zu engagieren, um Ben in seiner Angelegenheit zu vertreten. Catherine lässt sich erweichen und hört dem alten Mann zu, während er seine Geschichte erzählt. Immer wieder versucht sie auf den Kern einer Anklage zu drängen, doch Ben möchte seine ganze Geschichte erzählen.

Und so setzt sich der Roman aus zwei Zeiten zusammen. Ronald H. Balson setzt die zwei Zeiten gekonnt zusammen. Immer wieder stellt sich eine erholsame Pause zwischen den Geschichten ein. Denn die Taten der Deutschen von damals, sind nach wie vor unfassbar.

Was ich gelesen habe

Ich bin nicht so schnell mit dem Roman warm geworden. Die Erzählweise kam mir zu abgehackt, zu belehrend vor. Ähnlich wie in der Schule, erhielt ich Geschichtsunterricht und die eigentliche Geschichte von der Anwältin und ihrem Mandanten, die das Grundgerüst des Romans darstellt, verschwand hinter den Gräueltaten der Nazis. Erst ab der Mitte des Buches, konnte ich mich mit der Story anfreunden. Ich habe noch nie einen Roman von Ronald H. Balson gelesen, weshalb ich nicht beurteilen kann, ob er immer so schreibt. Vielleicht liegt es auch an der Übersetzung. Und manchmal, ist es nicht der richtige Moment ein Buch zu lesen.

Auch der Titel des Buches gefällt mir nicht. Denn, auch wenn Hannah in der Geschichte eine große Rolle spielt, sind es doch die zwei Männer, die Brüder, die im Vordergrund stehen. Der Originaltitel Einmal waren wir Brüder , passt wesentlich besser.

Wirklich überzeugt, hat mich dieses Buch erst zum Ende hin.
Bücher aus dieser Zeit interessieren mich sehr. Dieses Buch verlinke ich mit den Julibüchern und bei Bücher #Miteinander-Statt-Gegeneinander

Ein Roman von Ronald H. Balson
Übersetzer/in Gabriele Weber-Jarić
Aufbau Verlag
498 Seiten
ISBN 978-3-7466-3509-5 

8 Kommentare

  1. monerl

    Liebe Andrea,
    das Buch möchte ich eigentlich auch noch lesen. Ich habe vom Autor bereits „Karolinas Töchter“ gelesen bzw. gehört und ich fand es sehr toll. Das aktuelle Buch gehört irgendwie mit dem anderen zusammen, wenn ich mich richtig erinnere. Bin mir aber nicht sicher.
    Schade, dass dich das Buch nicht gleich packen konnte.

    Falls du dich mit dem Gedanken trägst, „Karolinas Töchter“ auch noch zu lesen, kannst du dir gerne meine Kurzrezension im BücherFIEBER anschauen.
    GlG, monerl

    Antworten
    • Andrea Karminrot

      Karolinas Töchter, ist sozusagen der Nachfolgeband. Ich glaube ich habe gerade genug von dem Autor. Ich habe auch schon bei anderen gelesen, dass sie sehr angetan waren. Auch von diesem Buch. Aber wie schon gesagt, es ist nicht immer der richtige Moment, für bestimmte Bücher.

      Antworten
      • monerl

        Das stimmt. Manchmal muss ein Buch auf den richtigen Zeitpunkt warten. Und klar, nicht jede*r Autor*in passt einem. Kann mich an den Schreibstil nicht mehr erinnern. Weiß nur, dass er mir nicht aufgestoßen war.

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      • monerl

        Das Buch hat nun auch den Weg zu mir gefunden. 🙂 Ich bin schon sehr gespannt darauf und werde berichten. Ich hoffe nun natürlich, dass es mir besser gefallen wird als dir!
        GlG, monerl

        Antworten
  2. Andrea/ die Zitronenfalterin

    Es ist mir schon manchmal so gegangen wie Dir, dass ich mich gefragt habe, warum der Originaltitel eines Buches nicht direkt übersetzt verwendet wurde.
    Vielleicht war es wirklich nicht der richtige Moment für diese Geschichte, oder die Erzählweise passte doch nicht.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  3. Daniela v. Buchvogel

    Hallo,
    der Plot hört sich eigentlich ganz interessant an. Auch wenn ich mich frage, wie Otto auf einmal seinen Bruder und die Familie so verachten lernen kann. Ist da so eine Gehirnwäsche vollzogen worden bei den Nazis? Unfassbar.
    Ja, jedes Buch, jede Geschichte hat seine Zeit – und manchmal passt es einfach nicht…
    LG
    Daniela

    #linkparty #gemeinsamstattgegeneinander

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  4. // Heidrun

    Danke für Deine detaillierte Beschreibung in der Rezension. Es ist tatsächlich ein schwieriges Unterfangen, diese Zeit der Judenverfolgung in die heutigen Tage zu bringen, die damit verbundene Gefühlswelt – und ich packe es auch nicht zu jeder Gelegenheit, damit konfrontiert zu werden. Es bleibt ein Greuel, keine Frage… den Autor jedoch kenne ich überhaupt noch nicht.

    Sonnige Grüße von Heidrun

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