Eine Liebe vor 70 Jahren {Glück am Morgen}

Glück am Morgen

von Betty Smith

Wie war das? Eine Beziehung vor gut 70 Jahren? Eine Ehefrau unterstützt ihren Mann in allen Belangen. Sie macht das Heim schön und sorgt für Wohlfühlstimmung und Glück im Haus. Und sei das Zuhause auch noch so klein. Annie und Carl sind gerade mal 18 und 20 Jahre alt, als sie einander heiraten. Ganz langweilig, ohne die Familien, denn die Eltern wissen noch gar nichts davon, dass die Beiden sich das Ja-Wort geben, sich jeden Tag das Glück am Morgen wünschen.

Carl studiert erfolgreich Jura und Annie hatte bisher ihre Mutter im Haushalt unterstützt und ist zusätzlich arbeiten gegangen. Sie verlassen ihre Familien und nun müssen die beiden jungen Eheleute ein eigenes Leben organisieren. Aber alleine durch ihre Liebe zueinander, meistern sie ihre Sorgen und Nöte.

Was ich gelesen habe

Betty Smith schrieb vor 50 Jahren diesen Roman. Ihre Worte fließen durch einen hindurch und man genießt das Glück und die Liebe der jungen Menschen. Die Geschichte mutet in manchen Situationen etwas altbacken an und doch fühlt man sich in dem Buch sehr wohl. Annie begibt sich in ihrer Beziehung, in eine devote Rolle, die damals sicherlich Standard war. Aber immer öfter will sich die junge Frau durchsetzen und streitet mit Carl. Annie besticht darüber hinaus, durch ihre so (un)aufdringliche und naive Art. Und Carl? Der beginnt zu begreifen, dass das Eheleben nicht immer nur ein Zuckerschlecken ist. Er versteht es, dass die Frauen sich verändern und genauso viel wert sind wie die Männer. Er liebt seine Annie über alles …

Ich mochte das Buch sehr. Irgendetwas hat mich an der Geschichte gefesselt, ohne dass ich sagen kann, was es war. Eigentlich „plänkelt“ (ein Wort, dass Annie im Zusammenhang mit ihrem Friseur benutzte), der Roman vor sich hin. Doch es ist nicht langweilig! Es lohnt sich das Buch zu lesen.

Kennst du auch Bücher, die so vor sich hin „plänkeln“ und doch lesenswert sind?

Die Autorin

Betty Smith ist am 15. Dezember 1896 in Brooklyn geboren. Sie hat einige Bücher geschrieben, die immer unter den besten 10 der Bestseller-Liste waren. Ihre Bücher wurden auch verfilmt und als Bühnenstück auf dem Broadway aufgeführt. 1965 wurde Joy in the Morning mit Richard Chamberlain und Yvette Mimieux verfilmt.

1971 verstarb die Schriftstellerin in Connecticut.

Verlag: Suhrkamp
383 Seiten
ISBN: 9783458177852
Übersetzerin: Eike Schönfeld

Mein Buch des Monats Mai

Die Frauen von La Principal

Die Frauen von La Principal ist ein Buch über starke Frauen in Katalonien, während der Bürgerkrieg in Spanien seinen Anfang nimmt

Die Frauen von La Principal

 

Eine starke und eigenständige Frau ist Maria geworden, nachdem ihr Vater und ihre Brüder sie auf dem Weingut in Katalonien sich selber überlassen waren. Maria sollte das Gut verwalten, während die Brüder ihren Studien nachgingen und ein angenehmes Leben in Barcelona führen konnten. Sie hat das Weingut verwaltet, gegen die drohende Reblaus gekämpft, sich bei der Bevölkerung einen Namen gemacht und großes Ansehen erworben. 1893 war es nicht üblich, dass sich Frauen einen Mann aussuchten und ein eigenständiges Leben führten. Doch Maria stand mit beiden Beinen fest auf ihrem Land und setzte sich eigensinnig durch. Sie nahm sich einen Mann und bekam eine Tochter, der sie ihren Anspruch auf das Land übertrug.
Der Roman setzt sich aus drei Hauptfiguren zusammen, die verwirrender Weise alle Maria heißen. Drei Frauen der La Principal, die in ihrer Zeit für Aufruhr sorgten, weil sie sich nicht anpassten und sich nahmen, was sie wollten. Drei Generationen von starken Frauen, die einem Weingut in Katalonien ein Gesicht gaben. Nebenher wird noch ein Mordfall aufgeklärt, der am Anfang des spanischen Bürgerkrieges geschah. Eine Leiche in einem Sack wird vor der Eingangstür des Gutshauses abgelegt. Ein junger Inspektor ermittelt und erfährt Dinge, die ein besonderes Licht auf den Frauenhaushalt werfen.

 

Seite 45:
”Ich weiß, es wird am Anfang schwer für dich sein. Ärgerlich vielleicht. Doch trotz deines jugendlichen Alters halte ich dich für die richtige Person, der Principal vorzustehen. Du bist willensstark und charakterfest, was ich von keinem deiner Brüder behaupten kann….”

Starke Frauen

Ich mag Bücher über starke Frauen. Frauen, die die Welt in Aufruhr bringen, die sich nicht von den gegebenen Verhältnissen verschrecken lassen und sich durchsetzen. All das, fand ich in diesem Buch. Lluís Llach hat einen schönen Roman mit einem besonderen Blick für das Weibliche geschrieben. Mit einer Prise Humor versehen und mit kritischen Worten in Richtung Franco und Kirche, hatte die Geschichte eine besondere Note. Ich habe einen wunderbaren Eindruck von dem Weinanbaugebiet und den Menschen in Katalonien erhalten und mich ernsthaft gefragt, warum ich dort noch nie war. Durch den ermittelnden Inspektor wurde die Geschichte der drei Marias erzählt. Ein Knotenpunkt bildete dabei die Figur der Amme Ursula, welche die drei Frauen der Principal begleitete. Allerdings fand ich den letzten Teil der Geschichte nicht besonders schön zu lesen. Der Mord wurde zwar aufgeklärt, aber die Handlung empfand ich als zu oberflächlich. Der Schwung des Romans hat sich auf den letzten Seiten verloren und vieles wurde wiederholt. Schade, denn sonst war das ein toller Roman, der nichts offen ließ.

 

Seite 216: “…ständig bin ich mit den Marias und den Epochen durcheinandergekommen und musste zurückblättern um mich zurechtzufinden…”
von Lluís Llach
übersetzt von Petra Zickmann
Suhrkamp/Inselverlag
Gebunden, 319 Seiten

Gebete für die Vermissten

Gebete für die Vermissten handelt davon, wie immer mehr Mädchen in Mexiko verschleppt und zur Prostitution oder zum Drogenhandel gezwungen werden. Es handelt davon, wie die Mütter versuchen, ihre Kinder vor dem Bösen zu schützen.

Das Buch Gebete für die Vermissten

In Mexiko verschwinden, Jahr für Jahr, viele tausend Mädchen. Sie werden zur Prostitution gezwungen oder als Drogenkuriere missbraucht. Sie leben auf der Straße, oder in ärmlichen Verhältnissen, rundum Acapulco und Mexiko-Stadt. Kleine Mädchen müssen sich verstecken, schmutzig machen, verkleiden, um nicht entführt zu werden. Seit vielen Jahren kämpft die Polizei gegen Korruption und Drogen. Irgendwie scheint jeder, in diesem Sumpf verstrickt.

*Wir waren nur zwei Buchseiten in der Geschichte dieses Kontinents.Man hätte uns genauso gut rausreißen, zusammenknüllen und in den Müll werfen können.* Seite 167

Gebete für die Vermissten

Dieses Buch handelt von einem Mädchen, Ladydi, die mit ihrer alkoholkranken Mutter, Vaterlos, in der Nähe von Acapulco auf einem Berg, zwischen Skorpionen, Schlangen und Mohnfeldern, aufwächst. Wenn gegenüber, auf den anderen Hügeln, schwarze SUVs, mit getönten Scheiben auftauchen, verstecken sich die Mädchen in Erdlöchern. Im Hochsommer sitzen sie vor den Kühlschränken, wie vor einer Klimaanlage. Den Strom aus den Straßenlaternen gestohlen. Und manchmal verschwindet ein Kind. Da redet dann keiner darüber, das ist eben so. Oder eine Leiche wird im Dschungel gefunden, die keiner vermisst, die dann einfach verscharrt wird, damit nicht die Geier kreisen.

Ladydi, erzählt ihre Kindheit. Sie springt in ihren Erzählungen ständig hin und her. Sie erzählt, wie ihr die Gedanken im Kopf schwirren. Eben spricht sie von ihrer Schule, dann über ihre Mutter, um direkt über ihre Freundinnen zu reden. Sie berichtet über Kinder, die nur operiert werden, wenn die fliegenden Ärzte, durch Soldaten bewacht, in die Dörfer kommen. Lehrer (mal mehr, mal weniger motiviert), die für ein Jahr, Unterricht an zusammengewürfelten Schulen machen.

Wie ich dieses Buch empfunden habe: Es ist schnell. Und etwas wirr. Die Gedanken und Erzählungen von Ladydi sind oft so durcheinander, als hätte sie keine Zeit gehabt alles aufzuschreiben. Nach einigen Seiten habe ich mich allerdings daran gewöhnt und kann mit den Gedankensprüngen besser umgehen. Es ist spannend! Es fließt Blut und ist manchmal „unappetitlich“. Aber es ist kein Thriller, es ist das echte Leben.

Die Autorin Jennifer Clement

Für Gebete für die Vermissten recherchierte sie über zehn Jahre lang in der mexikanischen Provinz und führte Hunderte Interviews mit vom Drogenkrieg betroffenen Mädchen und Frauen. 2009-2012 war sie Präsidentin des Mexikanischen PEN.
(Autorenvereinigung Pen tritt für die Freiheit der Sprache ein. Freies Wort Pen steht für poets, essayists, novelists (zu Deutsch etwa: Poeten, Essayisten, Romanciers). Von ihrer Gründung im Jahre 1921 an setzte sich die Schriftstellervereinigung für die Freiheit der Meinungsäußerung und für Völkerverständigung ein. Weltweit sind bei Pen mehr als 140 Schriftstellerorganisationen aus 101 Nationen vereinigt.)

Wer noch mehr schöne Bücher sehen will, der schaut bei Nicole vorbei.
Nicole sammelt dort die Bücher des Monats September!

Gebete für die Vermissten

Ein Roman von Jennifer Clement
Suhrkamp Verlag
Seiten: 229
ISBN: 978-3-518-42452-0
Erscheinungsdatum: 15.09.2014