Gebete für die Vermissten

14.09.2014 | Rezension, Roman | 0 Kommentare

Gebete für die Vermissten handelt davon, wie immer mehr Mädchen in Mexiko verschleppt und zur Prostitution oder zum Drogenhandel gezwungen werden. Es handelt davon, wie die Mütter versuchen, ihre Kinder vor dem Bösen zu schützen.

Das Buch Gebete für die Vermissten

In Mexiko verschwinden, Jahr für Jahr, viele tausend Mädchen. Sie werden zur Prostitution gezwungen oder als Drogenkuriere missbraucht. Sie leben auf der Straße, oder in ärmlichen Verhältnissen, rundum Acapulco und Mexiko-Stadt. Kleine Mädchen müssen sich verstecken, schmutzig machen, verkleiden, um nicht entführt zu werden. Seit vielen Jahren kämpft die Polizei gegen Korruption und Drogen. Irgendwie scheint jeder, in diesem Sumpf verstrickt.

*Wir waren nur zwei Buchseiten in der Geschichte dieses Kontinents.Man hätte uns genauso gut rausreißen, zusammenknüllen und in den Müll werfen können.* Seite 167

Gebete für die Vermissten

Dieses Buch handelt von einem Mädchen, Ladydi, die mit ihrer alkoholkranken Mutter, Vaterlos, in der Nähe von Acapulco auf einem Berg, zwischen Skorpionen, Schlangen und Mohnfeldern, aufwächst. Wenn gegenüber, auf den anderen Hügeln, schwarze SUVs, mit getönten Scheiben auftauchen, verstecken sich die Mädchen in Erdlöchern. Im Hochsommer sitzen sie vor den Kühlschränken, wie vor einer Klimaanlage. Den Strom aus den Straßenlaternen gestohlen. Und manchmal verschwindet ein Kind. Da redet dann keiner darüber, das ist eben so. Oder eine Leiche wird im Dschungel gefunden, die keiner vermisst, die dann einfach verscharrt wird, damit nicht die Geier kreisen.

Ladydi, erzählt ihre Kindheit. Sie springt in ihren Erzählungen ständig hin und her. Sie erzählt, wie ihr die Gedanken im Kopf schwirren. Eben spricht sie von ihrer Schule, dann über ihre Mutter, um direkt über ihre Freundinnen zu reden. Sie berichtet über Kinder, die nur operiert werden, wenn die fliegenden Ärzte, durch Soldaten bewacht, in die Dörfer kommen. Lehrer (mal mehr, mal weniger motiviert), die für ein Jahr, Unterricht an zusammengewürfelten Schulen machen.

Wie ich dieses Buch empfunden habe: Es ist schnell. Und etwas wirr. Die Gedanken und Erzählungen von Ladydi sind oft so durcheinander, als hätte sie keine Zeit gehabt alles aufzuschreiben. Nach einigen Seiten habe ich mich allerdings daran gewöhnt und kann mit den Gedankensprüngen besser umgehen. Es ist spannend! Es fließt Blut und ist manchmal „unappetitlich“. Aber es ist kein Thriller, es ist das echte Leben.

Die Autorin Jennifer Clement

Für Gebete für die Vermissten recherchierte sie über zehn Jahre lang in der mexikanischen Provinz und führte Hunderte Interviews mit vom Drogenkrieg betroffenen Mädchen und Frauen. 2009-2012 war sie Präsidentin des Mexikanischen PEN.
(Autorenvereinigung Pen tritt für die Freiheit der Sprache ein. Freies Wort Pen steht für poets, essayists, novelists (zu Deutsch etwa: Poeten, Essayisten, Romanciers). Von ihrer Gründung im Jahre 1921 an setzte sich die Schriftstellervereinigung für die Freiheit der Meinungsäußerung und für Völkerverständigung ein. Weltweit sind bei Pen mehr als 140 Schriftstellerorganisationen aus 101 Nationen vereinigt.)

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Gebete für die Vermissten

Ein Roman von Jennifer Clement
Suhrkamp Verlag
Seiten: 229
ISBN: 978-3-518-42452-0
Erscheinungsdatum: 15.09.2014

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