von Andrea Karminrot | Nov. 12, 2018 | Historie, Rezension, Roman |

Zeit zu hoffen, Zeit zu Leben
In diesem neuen Roman von Peter Prange geht es um eine Familie aus Fallersleben, im Wolfsburger Land. Im Jahr 1933 hat Hermann Ising 4 erwachsene Kinder und Willy, dem kleinen Nachkömmling. Horst, der jüngere Sohn, geht in dem Gedanken des Nazi-Regime völlig auf und lebt es perfekt aus. Seine jüngere Schwester Charly, die Ärztin werden möchte und eine Prüfung nach der anderen mit sehr gut besteht, liebt ihren Mann Benny sehr. Doch Benny ist mit dem „Makel“, ein Jude zu sein, nicht sicher in dem neuen Deutschland. Edda, das älteste Kind aus dem Hause Ising, bekommt die Möglichkeit mit der großen Leni Riefelstahl zu arbeiten. Während der ältere der beiden Brüder, Georg versucht sich in die Produktion des „Volkswagens“, der direkt vor seiner Haustür gebaut werden soll, einzubringen.
Die Geschichte
Die Isings leben schon seit Generationen im Wolfsburger Land. Um genauer zu sein, in Fallersleben. Hermann Ising ist dort der Zuckerbaron. …Zucker schmeckt, Zucker nährt. So der Wahlspruch. Hermanns Frau war einmal Konzertpianistin, hat sich aber entschlossen ihre Karriere aufzugeben und mit ihrem Hermann auf dem Land zu leben. Als Hitler dann einen Ort sucht, an dem sein Volkswagen gebaut werden soll, trifft es die Isings hart. Sie verkaufen ihr Land an die Autofabrik. Wolfsburg wird aus dem Boden gestapft. Horst hatte bis dahin gehofft, die Zuckerfabrik zu übernehmen, denn sein älterer Bruder zeigte mehr Interesse an der Konstruktion des Volkswagen. Nun aber, arbeitet sich Horst in der Hierarchie des Regimes nach oben. Als Leiter des Lagers, in dem die Arbeiter die Autofabrik bauen, fühlt er sich besonders wohl.
Charly und Benny trifft die neue Situation in Deutschland ebenfalls hart. Als Ehefrau eines Juden, hat Charlotte keine Chance auf ein weiterkommen als Ärztin. Und Benny, der als Architekt eigentlich Lorbeeren sammeln müsste, stößt überall an. Auch Edda hat es nicht leicht und der kleine Willy… Nein ich will nicht zu viel erzählen!

Eine Familie in Deutschland
Peter Prange schreibt dicke Bücher, die lange fesseln. Seine Art, die Kapitel möglichst kurz zu halten, lässt den Spannungsbogen niemals nachgeben. Der ständige Perspektivwechsel, hält den Geist wach. Außerdem, findet er immer wieder spannende Themen, die dazu verführen, seine Bücher zu lesen. Auch, wenn es am Ende wieder 670 Seiten waren.
Dieser Roman hält sich an die damalige Zeit, doch die Familie ist größten Teils erfunden. Prange bekommt es fertig, alle Makel der Zeit, in eine Familie zu stopfen. Damit gelingt es ihm mal wieder, einen spannenden Roman zu schreiben. Auf den letzten Seiten des Buches wird einem klar, da muss es noch mehr geben. Denn die Geschichte endet an einem Punkt, der mehr erwarten lässt. Der Folgeband kommt allerdings erst im Herbst 2019 raus. So lange müssen wir warten, bis es weiter gehen wird. Eine Qual!!!
Peter Prange
Verlag Fischer Scherz
ISBN-139783651025561
Von Peter Prange habe ich schon einmal ein wirklich gutes Buch gelesen. Ich Maximilian, Kaiser der Welt.

von Andrea Karminrot | Aug. 19, 2018 | Krimi, Psycho, Rezension, Roman |
Vier. Zwei. Eins
Ein Roman von Erin Kelly
Die totale Sonnenfinsterniss hat schon immer einen gewissen Reiz auf die Menschen ausgeübt.
Die Engländer Laura und Kit sind „Sonnenfinsternisjäger“. Sie fahren dorthin, wo sie eine totale Finsternis erwarten können. Im Sommer 1999 brauchten sie nicht weit zu reisen, dieses Mal geschieht es genau vor ihrer Haustür in Cornwall. Doch diese Finsternis soll ihnen besonders in Erinnerung bleiben, denn Laura beobachtet, wie ein Mann eine Frau vergewaltigt. Doch der Mann bestreitet die Vergewaltigung und die junge Frau spricht kein Wort.

Es kommt zu einer Gerichtsverhandlung und zu einer Lüge. Es ist nicht die erste Lüge und es wird auch nicht die Letzte sein.
Eine Geschichte voller Lügen
Erin Kelly hat einen lügenreichen Roman geschrieben. Die Wendungen in ihrer Geschichte sind nicht abzusehen und so bereitet dieses Buch immer wieder Spannung. Niemals, wäre ich auf dieses Ende gekommen. Und niemals, hätte ich geglaubt, was ich gelesen habe. Natürlich werde ich einen Teufel tun und dir das Ende erzählen! Lese es selber…

Sympathie?
Wenn du mich fragen würdest, welche Figur mochtest du am liebsten, dann könnte ich dir nicht antworten. Alle waren sie mir nicht sympatisch. Nie wollte ich die Freundin einer der Protagonisten sein. Auf die Festivals wäre ich mit ihnen gefahren, aber jeder hübsch in seinem eigenen Zelt. Hätte ich nicht gewusst, was in ihren Köpfen vor sich geht, wären sie mir vielleicht doch nett erschienen. Aber so konnte ich ihre Gedanken lesen.
Kit und Laura sind das ideale Paar. Sie passen einfach sehr gut zusammen. Aber die Beziehung ist belastet und sie verstecken sich vor einer Frau, der sie helfen wollten. Abwechselnd werden wir von Laura und Kit in ihre Geheimnisse eingeweit. Wie sie die Situationen erfahren und wie sie es geschafft haben, sich 15 Jahre vor einer Feindin zu verstecken. Im Laufe der Geschichte wird einem allerdings Einiges klar. Das macht die Protagonisten nicht sympatischer, aber man vertsteht ihr Handeln und wie sich manche Lügentürme aufbauen. Am Anfang, geht es noch recht verhalten in der Geschichte zu, aber wenn man erst einmal über den schwachen Anfang hinweg ist, nimmt die Story rasant an Fahrt auf. Immer wieder bekommt man einen Rückblick, so dass sich am Ende, alles zusammenfügt. Toll gemacht Frau Kelly!

Die Autorin und die Übersetzerin
Erin Kelly hat schon mehrere Krimi/Romane geschrieben. Unter anderem ist sie die Autorin für das offizielle Filmbuch zu „Broadchurch“ (Der Mörder unter uns). Weitere spannende Romane stehen noch bei meinem Buchdealer und ich werde mir bestimmt noch einen besorgen.
Die Übersetzerin ist Susanne Goga-Klinkenberg, die selber einge historische und kriminelle Romane und Kurzgeschichten geschrieben hat. Sie hat Literaturübersetzung in Düsseldorf studiert und schon so manchen Literaturpreis eingeheimst.
ISBN: 978-3-651-02571-4
480 Seiten
Paperback
Verlag: FISCHER Scherz
Katharina, hat auf ihrem Blog Golden Letters ebenfalls eine schöne Rezension geschrieben.
Weil es mir gefallen hat, stelle ich es zu den Sommerleseempfehlungen bei Der Duft von Büchern
Ein ebenfalls schönes Buch aus dem Fischer-Verlag findest du hier.
von Andrea Karminrot | Juni 29, 2018 | Komödie, Roman |
Miss Gladys und ihr Astronaut
ein Roman von
David M. Barnett

Gladys ist eine Siebzigjährige Dame in England, die die Aufgabe hat, für ihre Enkel Ellie und James die Erziehungsberechtigte zu spielen. Nur, dass Gladys ein kleines Problem hat, sie ist schon etwas dement. Sie verheddert sich in ihren Alltagshandlungen, so dass es schon mal vorkommt, dass das Schulhemd von James einen Brandfleck hat, das Handy im Kühlschrank und die Butter am Ladekabel hängt. Als Gladys dann auch noch erklärt, dass sie mit einem Mann gesprochen habe, der zum Mars unterwegs sei, befindet sie ihre Fünfzehnjährige Enkelin Ellie für absolut irre. Ellie hat so schon genug Probleme, weil sie neben der Schule auch noch für den Lebensunterhalt sorgen muss. Da ist die verrückte Oma, noch das Tüpfelchen auf dem I.
Gladys hat aber tatsächlich mit dem Astronaut Thomas Major gesprochen. Eigentlich wollte Thomas seine Exfrau aus dem All anrufen, doch die Telefonnummer seiner Ex ließ das Telefon von Gladys klingeln. Thomas ein schwieriger Geselle, der einen recht trockenen Humor hat und fast schon gemein scheint. Das stört aber Gladys in ihrer kindlichen Art kein Stück und so entwickelt sich eine interessante Freundschaft.
Gespickt mit wunderbaren Songs von David Bowie aus den Achtzigern, schwebt der Astronaut Major Tom in Richtung Mars. Warum er unbedingt eine Reise ohne Wiederkehr machen wollte, lag wohl an all den Enttäuschungen, die er erlebt hat. Thomas (Major Tom) hat einen so herrlichen, schwarzen und sarkastischen Humor, der allerdings nicht jedem gefällt.
Ich habe dieses Buch genossen wie eine Schachtel Pralinen. Langsam, Stück für Stück, sämtliche Pointen genießend. Teilweise trieb es mir die Tränen in die Augen, die dann aber wieder schnell von Gladys, der dementen alten Dame vertrieben wurden, wenn sie, in ihrem schlichten Dasein, wieder Einiges durcheinander brachte.
Ullstein Verlag
416 Seiten
Calling Major Tom
Aus dem Englischen übersetzt von Wibke Kuhn.
ISBN-13 9783548289540
Verlinkt bei Niwibos Buch und mehr
von Andrea Karminrot | Juni 10, 2018 | Roman |
ein Roman von
Celeste Ng

Um es vorweg zu nehmen, dieses Buch gehört zu den besten Büchern, die ich dieses Jahr gelesen habe. Celeste Ng schreibt in kurzen, prägnanten Sätzen, mit solcher Wucht und Feingefühl, dass man völlig in dem Buch und seinen Figuren abtauchen kann. Leichter Humor und Gradlinigkeit machen dieses Buch zu einem Lesegenuss, man kann es nicht aus den Händen legen.

Zum Inhalt
Es brennt! In einer amerikanischen, gut durchdachten und reglementierten Vorstadt, in Cleveland/Ohio. Dort steht Elena Richardson, in ihrem Bademantel vor ihrem schicken angepassten Haus. Sie sieht zu, wie ihr Leben abbrennt. Die Feuerwehr tut ihr Möglichstes, das Haus der Richardsons, zu retten. Zum Glück ist keiner zu Schaden gekommen. Alle Familienmitglieder waren unterwegs, bis auf Mrs Richardson, die die Feuer entdeckt hatte. Die fast erwachsenen Kinder sitzen weit genug entfernt auf dem Auto der Tochter Lexie und beobachten das Spektakel. Nur eine Tochter fehlt. Izzy ist verschwunden und alle vermuten, dass das Mädchen die Feuer gelegt haben könnte. Wie es dazu kam, das erzählen die nächsten Seiten.

Bevor es zu dem Brand kam, vermietete Mrs Richardson der alleinerziehenden Mia und ihrer Tochter Pearl eine kleine Wohnung in ihrem zweiten Haus und fühlt sich dabei wieder sehr gut. Sie liebt es, Anderen zu helfen. Mrs Richardson legt wert darauf, dass sie Gutes tut.
Mia ist Künstlerin/Fotografin und schon immer mit ihrer Tochter im Land unterwegs. Kurzuml, wenn sie eine neue Idee für ihre Fotos hat, packt sie das Wenige zusammen, das sie besitzt und zieht weiter. Dieses mal soll es aber anders sein, sie will bleiben. Hier ist es genau richtig und die 15 jährige Pearl fühlt sich gleich integriert. Pearl freundet sich mit den vier Richardsonkindern an und verbringt sehr viel Zeit mit ihnen. Bis eine Freundin von Mrs Richardson ein chinesisches Baby adoptiert, läuft alles gut. Plötzlich werden ganz neue Blicke in die ach so ordentlichen Häuser möglich. Überall schwelen kleine Feuer, nichts ist so, wie man es von außen sehen kann…
Interessant fand ich, dass die Autorin unterschiede in der Ansprache der Protagonisten machte. So wird Mrs Richardson fast immer mit ihrem Nachnamen angesprochen, während die Jugendlichen und weniger gut betuchten Figuren nur mit ihrem Vornamen angeredet werden. Es gibt eine Menge Feinheiten zu entdecken, die dieses Buch für mich spannend machten.

Verlag dtv
Aus dem amerikanischen Englisch von Brigitte Jakobeit
384 Seiten
ISBN 978-3-423-28156-0
Leseprobe
von Andrea Karminrot | Apr. 8, 2018 | Roman |
Die
Geschichte des Wassers
von
Maja Lunde

2017 ist Signe, eine 70 Jahre alte Umweltkämpferin, mit dem Boot von Norwegen nach Farnkreich unterwegs. Sie will ihre alte Liebe zur Rede stellen. Der Mann, der mitbeteiligt ist, an den Umweltsünden, die in Norwegen geschehen. Der Eisblöcke aus dem Gletscher Blåfonna schneiden lässt, um sie nach Saudi Arabien zu verkaufen, damit Reiche ihre Drinks mit besonderen Eiswürfeln trinken können.
Auf ihrer Reise, mit ihrem Boot Blau („Blau“ ist übrigens der Norwegische Titel dieses Buches), lässt sie ihre Kindheit Revue passieren. Sie beschreibt die Umweltveränderungen in ihrem Heimatland und wie sie ihre Liebe fand und wieder verlor.
2045 kämpft David mit seiner fünfjährigen Tochter Lou gegen die Hitze in seiner Heimat Frankreich und ist auf der Flucht vor der Wasserlosigkeit. Sie wurden von Lou‘s Mutter Anna und dem kleinen Bruder August getrennt und hoffen darauf, sie in einem bestimmten Flüchtlingslager zu treffen. Viele warten, so wie die Beiden, auf Hilfe, doch Wasser ist knapp und Nahrung ebenso. Vater und Tochter halten zusammen und erkunden die Umgebung des Lagers. Sie finden ein Boot, das sie zeitweise ablenkt und für Hoffnung sorgt. Es ist Signes Boot, das ihnen Hoffnung gibt.

Das zweite Buch dieser Norwegischen Schriftstellerin klagt erneut die anstehenden Veränderungen dieser/unserer Erde an. Dieses Mal, geht es um unser Hauptnahrungsmittel, Wasser. Was wird sein, wenn es nicht mehr da ist? Nahrung, die gepflanzt, gezogen und zubereitet werden muss. Wie soll das ohne Wasser gehen? Und sie klagt an, wie wir derzeit mit unserem Wasser umgehen. Wieso verschwenden wir es und fördern damit, dass es uns eines Tages ausbleiben wird?
Maja Lunde hat einen sehr lesbaren und ergreifenden Roman geschrieben. Ihre Hauptakteure sind schnell in unserem Herzen und es macht Laune, dieses Buch zu lesen. Die Autorin versteht es, immer wieder den Blick auf die Umweltsünden zu lenken, ohne zu langweilen. Ist es wirklich so, dass wir unsere Welt dermaßen ausnutzen und zerstören? Nur weil wir mehr Luxus wollen? Sollten wir nicht mehr darauf achten, dass wir auch unseren Kindern und Enkeln eine Welt hinterlassen, die für jeden Lebenswert ist?
Maja Lund hat einen besonderen Roman geschrieben. Lasst uns ein wenig nachdenken und die Umwelt schonen und schützen! Denn, was wären wir ohne Wasser? NICHTS

Verlag : btb
ISBN: 9783442757749
Fester Einband 480 Seiten
Übersetzt aus dem Norwegischen von Ursel Allenstein
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