von Andrea Karminrot | Jan. 15, 2023 | Biografie, Rezension, Roman |
Was fällt dir spontan ein, wenn du Enid Blyton liest? Stimmt, Fünf Freunde oder die Schwarze Sieben. Als Kind habe ich ihre Bücher verschlungen. Kaum hatte ich die Bücher aus der Bücherei geholt, konnte ich sie schon wieder zurücktragen. Aber wer war Enid Blyton eigentlich? Interessiert das die jungen Leser? Mich haben damals nur ihre Bücher, ihre Geschichten fasziniert.

Enid Blyton, Geheimnis hinter grünen Hecken
Enid Blyton wird 1897 in London geboren. Sie ist das älteste Kind der Blytons und der Liebling des Vaters Thomas Blyton. Sie entstammt einer musischen Familie, wenn man dem Vater Glauben schenken mag. Er verhätschelt seine Tochter Enid. So behauptet jedenfalls die strenge Mutter, die es lieber sehen würde, wenn Enid sich mehr mit häuslichen Tätigkeiten und Pflichten beschäftigen würde. Die beiden kleinen Brüder sind darüber erhaben und dürfen vor dem Haus toben und Fahrrad fahren, während Enid sich mit abwaschen und Klavier üben plagt. Dabei würde sie doch viel lieber ihre Bücher lesen, mit dem Vater auf Entdeckungstour gehen oder sich Geschichten ausdenken. Das Mädchen hat jedenfalls eine enorme Fantasie. Schon mit vierzehn Jahren verschickt sie ihre Gedichte an die Zeitungen. Aber nur einmal wird ein Gedicht angenommen. Die Mutter lästert darüber, dass das Mädchen ihr gesamtes Taschengeld für Papier und Porto ausgibt.
Als der Vater die Familie für eine andere Frau verlässt, bricht eine Welt für das Mädchen zusammen. Niemandem darf von dieser Schmach erfahren. Einmal im Monat holt der Vater die Kinder ab und dann ist Enids Welt für einen Tag wieder heile. Danach versteckt sie sich wieder in ihrer Fantasiewelt und ihren Büchern. Enid ist ein schlaues Kind und schließt mit einer sehr guten Leistung die Schule ab. Der Vater hätte es gerne, dass sie Musik studiert, doch Enid will Schriftstellerin werden. Doch daraus wird zunächst nichts. 1916 beginnt Enid stattdessen eine Ausbildung zur Fröbel-Lehrerin. Einem Beruf, mit dem sie sich sehr identifizieren kann.

Die Autorin: Maria Regina Kaiser
Maria Regina Kaiser hat sich dieses Mal die englische Kinderbuchautorin Enid Blyton vorgenommen. Ich mag, wie die Autorin diese Biografien schreibt. Romanbiografien sind einfach nicht so langweilig und man hat das Gefühl Enid Blyton nahe zu sein und ihre Ambitionen zu verstehen. Sie beschreibt Enid Blyton als ein stures und fantasievolles Wesen. Wenn ihre Protagonistin sich in etwas verbissen hat, dann bleibt das auch so. Die Bücher von Maria Kaiser lesen sich schnell und sind nicht überladen mit Informationen. Ihre letzten Romanbiografien von Astrid Lindgren und Selma Lagerlöf hatte ich auch begeistert rezensiert.
Rubi und ich geben diesem Buch gerne 🐭🐭🐭🐭 Wir haben uns gut unterhalten gefühlt. Außerdem haben wir etwas über eine Lieblingsautorin meiner Kindheit erfahren. Immer wieder tauchen zu den „alten“ Büchern Rassismusvorwürfe auf, die ich als Kind niemals so gesehen habe. Heute werden sie oft umgeschrieben, verändert um sie Zeitgemäß zu machen. Warum Enid Blyton so geschrieben hat, dass kann man anhand dieser Biografie besser verstehen.
Enid Blyton, Geheimnis hinter grünen Hecken
von Maria Regina Kaiser
Romanbiografie
304 Seiten
ISBN 978-3-87800-159-1
aus dem Südverlag
von Andrea Karminrot | Mai 14, 2021 | Biografie, Rezension, Roman |
und wir spielen darin mit
Die ganze Welt ist eine große Geschichte, so kann ich mir vorstellen, sah Michael Ende tatsächlich die Welt. In ihrem Roman bringt uns Charlotte Roth den Schriftsteller, der 1995 starb, ein ganzes Stück näher. Zeigt uns, woher dieser geniale Schriftsteller vielleicht seine Ideen gezogen hat. Obwohl der Roman Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit eigentlich keine Biografie sein soll, so begleitet der Leser Michael Ende durch sein verzaubertes, fantasiereiches Leben. Unterstützt durch Roman Hocke, Michael Endes langjährigem Freund, Nachbarn und Lektor, bleibt die Story wohl sehr am wirklichen Leben des nicht nur märchenbuchschreibenden Michael Ende. Doch nimmt sich die Autorin heraus, die Geschichte so zu schreiben, wie sie es für richtig hält und nicht immer in einer chronologischen Reihenfolge bleibt. Eine Romanbiografie soll ja auch ein bisschen spannend bleiben!

Die große Geschichte
Schon Michaels Vater, Edgar Ende, war ein Künstler und sah die Welt mit anderen Augen. Seine Bilder waren anders, schwer zu verstehen und manch einem in den 1930er Jahren ein Dorn im Auge. Reich ist der junge Künstler damals nicht mit seiner Kunst geworden. Schwer verdaulich, abartig, wurde behauptet und wurden „entsorgt“. Und doch waren seine Bilder und die Fantasie dahinter eine eigene Welt, die der junge Vater an seinen einzigen Sohn Michael weiter gab. Die Beiden zogen in ihrer Fantasie in den Wald und sahen dort Feen und Gnome. Selbst als Michael später eigenständig und erwachsen war, begleitete ihn stets die Märchenwelt. Zu einem hübschen und frauenverschlingenden Mann geworden, versuchte er sich an verschieden kreativen Berufen. Aber am Ende, kam Michael Ende ans schreiben.

Charlotte Roth beschreibt ihren Protagonisten fast so, als hätte Ende seine eigene Geschichte aufgeschrieben. Geheimnisvoll, merkwürdig, fantastisch begleitet der Leser den unsteten und vielleicht auch ein wenig naiven Schreiberling durch sein Leben. Die deutschen Kritiker fanden selten ein gutes Haar an dem Autor, der Geschichten für kein bestimmtes Alter schreiben wollte. Seine Werke wurden dem Eskapismus zugeordnet. Obwohl die Welt seinen Jim Knopf und Lukas den Lokomotivführer, bis heute gerne liest.
Auch Momo oder Die unendliche Geschichte fanden in den Augen der Kritiker keine Anerkennung. Dabei gewann Michael Ende mit all seinen Büchern Preise (Jugendliteraturpreis…) Ich selber war großer Fan seiner Bücher und habe sie sehr oft gelesen und später meinen Kindern vorgelesen. Mutmacherbücher würde man sie heute nennen.

Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit
Der Roman ist eine große Geschichte! Und hat mit gut gefallen. Ich mag Biografien, die nicht einfach nur ein zusammentragen von Fakten sind. Mit ein bisschen Fantasie lässt sich aus all den Informationen ein schöner Roman zaubern. Die Autorin kann auf jeden Fall gut schreiben. Ihre Texte muten fast so an, als hätte Michael Ende sie selber zu Papier gebracht.
Charlotte Roth, Jahrgang 1965, ist gebürtige Berlinerin, Literaturwissenschaftlerin und seit zehn Jahren freiberuflich als Autorin tätig. Charlotte Roth hat Globetrotter-Blut und zieht mit Mann und Kindern durch Europa. Sie lebt heute in London, liebt aber Berlin über alles.
Ihr Debüt, „Als wir unsterblich waren“, war ein Bestseller, dem seitdem zahlreiche weitere Romane über Frauenschicksale vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte folgten.
Ein Roman von Charlotte Roth
Eisele Verlag
432 Seiten
ISBN: 9783961610693
Ich habe es gerne gelesen und stelle es in das Regal zu den MaiBücher
⭐⭐⭐⭐
von Andrea Karminrot | Nov. 23, 2020 | Biografie, Historie, Rezension, Sachbuch |
Selma Lagerlöf (1858-1940) kennen alle. Sie schrieb Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen. Doch Selma war noch mehr als nur die Schriftstellerin. Wusstest du, dass sie als erste Frau den Nobelpreis für Literatur bekam, dass sie sich sehr für die Frauenrechte einsetzte?

In der Romanbiografie können wir einen Blick in das Leben Selma Lagerlöf werfen. Maria Regina Kaiser macht es uns einfach, diese Frau, über ihr schriftstellerisches Können hinaus, zu lieben.
Selma wuchs als Vaters Liebling, in Strömstad, Schweden auf. Als Selma drei Jahre alt war konnte sie sich nach einem Bad in einer Quelle nicht mehr alleine bewegen. Der Vater fuhr mit dem Kind sogar zum vornehmsten Doktor in Karlstad, damit seine kleine Selma wieder die Alte wurde (obwohl er es sich eigentlich nicht leisten konnte!). Aber nichts half. Selma wurde besonders umsorgt, bekam alles was sie sich wünschte. Als die Familie dann einige Jahre später eine Reise unternahm, fing die Fünfjährige ganz unbewusst wieder zu laufen an. Etwas hinkend, aber es ging.

Damit sich das Kind besser entwickeln kann, wurde sie dann zu den reicheren Verwandten nach Stockholm geschickt. Sie bekam dort Gymnastik verordnet, die ihr gut half. Und ganz nebenher, lernte sie dort Englisch und Klavierspielen. Alles andere, wie schreiben, lesen und das nötigste der Mathematik, lernten die Mädchen der Familie Lagerlöf von ihrer Kinderfrau. In die Schule gingen sie nicht. Das hielt Selma aber nicht davon ab, später Gedichte, Reden und Poeme für die Nachbarschaft zu schreiben. Jeder, der ihre Worte las oder hörte, war begeistert.
Aber das schreiben und dichten war nicht ihre einzige Leidenschaft. Sie wollte eigentlich Flugapparate entwickeln und bauen. Doch dann kam einiges anders.
Selma durfte auf die Lehrerinnen-Schule gehen und bestand die Aufnahmeprüfung. Als Lehrerin, verdiente sie sich ihr erstes Geld und dann schrieb sie Prosa…
Jeder kennt die Reise des Gänsehüters Nils Holgerson. Doch wusstest du, dass dieses Buch eigens für die Schüler Schwedens geschrieben wurde? Selma saß sehr lange an diesem Roman, bis sie endlich die Eingebung hatte. Lagerlöf schrieb viel. Einige Bücher entstanden nach ihrer Reise nach Afrika, die sie mit Sophie Elkan unternahm. Sie wurde immer wieder inspiriert und schuf ein gutes Buch nach dem anderen, dass sie (einigermaßen) reicher machte.
Die Schriftstellerin verliebte sich in eine Sophie Elkan, die sie aber niemals anfassen durfte und gleichzeitig hatte die Autorin eine Liebesbeziehung zu Valborg Olander, die sie immer auf Händen trug und Selma jeden Wunsch von den Augen ablas. Selma Lagerlöf sprach vor Frauenversammlungen und im Radio. Das Frauenwahlrecht gab es zu ihrer Zeit noch nicht und wie fast überall in Europa, bekamen Frauen weniger für ihre Arbeit als Männer.
„Warum wir das Stimmrecht fordern? Weil wir glauben, dass unsere Hilfe bei der Lösung der großen Aufgabendes Staates gebraucht wird.“ 1911 Selma Lagerlöf auf dem Weltkongress für das Frauenstimmrecht in Stockholm
All das und noch mehr beschreibt Maria Regina Kaiser in ihrer bezaubernden Romanbiografie über Selma Lagerlöf. Aber das ist noch nicht alles. Ein Drittel des Buches, ist eine leicht zu lesende Zusammenfassung vom Leben Selma Lagerlöf’s. Welche Menschen in ihrem Leben eine besondere Rolle spielten, mit wem sie einen regen Briefwechsel führte, Selma und das Wahlrecht in Schweden, über ihre Reisen… und noch so vieles mehr. Ich war so hingerissen von diesem Buch, dass ich nicht aufhören konnte alles zu lesen.

Ganz am Ende des Buches findet man dann noch ein paar Bilder von der schwedischen Autorin. In meinen Augen eine ganz besondere Frau! So dass ich mich nun genötigt fühle, eines ihrer Bücher zu lesen, dass über Nils Holgerson hinaus geht… Ein November-Buch
Selma Lagerlöf
Die Liebe und der Traum vom Fliegen
Eine Romanbiografie von Maria Regina Kaiser
256 Seiten
ca. 15 Abbildungen
ISBN 978-3-87800-135-5
von Andrea Karminrot | März 23, 2020 | Biografie, Buch des Monats, Rezension |
Rosie
Rosie wurde Rose Tremaing genannt, bis sie ins Internat kam. Davor hatte das Mädchen ein tolles zu Hause in England. Zumindest wenn man es als Außenstehender betrachtete. Mehrmals im Jahr durfte Rosie und ihre Schwester Jo zu den Großeltern auf‘s Land, in das alte Landgut der Familie fahren. Es waren aber weniger die Großeltern, die die Kinder mit Wärme empfingen, als mehr das alte Haus und die Bediensteten. Rosie‘s Mutter Jane war nie in der Lage Liebe zu zeigen. Und auch die Großmutter zeigte kaum, dass sie ihre Enkelinnen liebte. Sie trauerte stets ihren toten Söhnen nach, übersah die Mädchen dabei völlig. Aber das hielt die Kinder nie davon ab, gerne auf das alte Landgut zu fahren.

Rose Tremain erzählt in diesem kleinen Büchlein aus ihrer frühen Jugend und aus ihrem Teenagerleben. Die Autorin hatte es nicht leicht, obwohl sie in sehr guten Verhältnissen aufwuchs. Aber Geld heißt nicht, gleich geliebt zu werden. Zum Glück gab es eine Nanny, die den beiden Mädchen die Liebe gab, die sie brauchten.

Nach außen schien diese Familie völlig normal und intakt zu sein. Aber sind das nicht die meisten Familien? Was hinter verschlossenen Türen vor sich geht, ist nicht immer ersichtlich. Rosie und ihre Schwester Jo, wurden schon früh ins Internat abgeschoben, weil die Mutter Jane sich nicht in der Lage sah mit den beiden Mädchen zurecht zu kommen. Jane traf sich lieber mit ihren Freunden. Nach den Beschreibungen der Autorin, brauchte die Mutter sich aber auch kaum zu kümmern, es gab ja die Nanny. Auch der Vater war zwar im Haus anwesend, aber doch nicht da. Außerdem verließ er die Familie, nachdem er sich in eine deutlich jüngere Frau verliebte.

Ich habe dieses Buch sehr schnell verschlungen und war entzückt über all die schönen Sätze, die ich lesen durfte. Auf vielen Seiten nimmt die Autorin Bezug auf ihre Romane und macht Lust darauf, diese zu lesen. Rose Tremain hat einiges aus ihrem Leben in ihren Romanen aufgearbeitet. Allerdings finde ich, dass sie auf ziemlich hohem Niveau jammert. Ja, sie wurde in ein Internat gesteckt in dem es immer kalt war, das Essen nicht reichlich und ausgewogen genug war. Die Mutter beschimpfte und degradierte ihre Töchter immer wieder und die Mädchen wurden früh von ihrem Vater verlassen. Und doch erlebte das Kind Rosie doch sehr viel Gutes und bewahrte sich eine Lebenslust, die sie zu einer sehr guten Schriftstellerin machte.
Was ich sehr schön fand, waren die Fotos der Familie, die man auf einigen Seiten zu sehen bekommt. Dieses Buch stelle ich gerne in das Märzregal
211 Seiten
Insel Verlag
von Andrea Karminrot | Dez. 17, 2019 | Historie, Rezension, Roman |

Die Zeit des Lichts
Von Whitney Scharer
Als ich Die Zeit des Lichts in den Händen hielt, habe ich ein Buch über eine geniale Fotografin der Dreißiger Jahre erwartet. Ein Buch über Lee (Elizabeth) Miller, die zusammen mit Man Ray, Räume/Museen mit besonderen Bildern füllen konnte. Ich erwartete eine Biografie, ein Buch über das Leben einer Frau, die ihre Karriere als Model startete und nicht genug von guten Fotos bekommen konnte, die immer wieder Neues ausprobierte und ihre Kunst stets weitertrieb.
Whitney Scharer hat aber eine Art Roman um die Biografie dieser Frau gesponnen. Auf den letzten Seiten ihres Buches schreibt die Autorin selber, dass sie sich zwar an die Details und an Fakten hielt, aber ansonsten einen Roman schreiben wollte. W. Scharer sah bei einer Ausstellung die Bilder von Lee Miller und war von der Künstlerin angetan. Sie recherchierte 2 Jahre, um Die Zeit des Lichts zu schreiben.
Seite 91: …sie will einfach so sein wie das Gefühl, das die Worte in ihr ausgelöst haben: allein, aber nicht einsam, auf niemanden angewiesen, bewusst leben, mit einem Ziel.“

Die Zeit des Lichts
Lee Miller ist 22 Jahre alt, als sie von New York nach Paris zieht. Sie möchte kein Model mehr sein. Die junge Frau möchte malen oder selber fotografieren, Kunst studieren. Doch sie fühlt sich nicht willkommen in dieser flirrenden Stadt der Dreißiger Jahre, bis sie eines Tages den Fotografen Man Ray kennenlernt. Die junge Frau will bei ihm als Assistentin in die Lehre gehen. Doch Man Ray und Lee Miller fühlen sich so sehr voneinander angezogen, dass sie ein Liebespaar werden. Lee lernt sehr viel von dem Künstler. Bald ziehen Lee und Man zusammen und produzieren unermüdlich Bilder. Sie wird seine Muse und er, ihr Lehrer. Die Beiden können davon sehr gut leben und die schillernde Künstler-Welt von Paris auskosten.
Was ich gelesen habe
Lee ist eine Frau, die immer das Gefühl hat, sie müsse jedem gefallen. Schon als Kind stand sie ihrem Vater vor der Kamera Model. Sie wirkt stets sehr zerbrechlich und doch hat sie eine besonders stabile Mauer um ihre Gefühle gebaut.
Seite 278: „Du bist wie ein hübsches Stück Glas, mit deinen hübschen Augen und deinem hübschen Gesicht, aber mehr auch nicht. Einfach nur klar und durchsichtig“
…So sagt eine andere Künstlerin zu Lee Miller. Lee lebt einige Zeit mit dem Künstler Man Ray zusammen. Doch eines Tages hat sie genug, fühlt sich hintergangen und ausgenutzt.

Ich habe kaum einen Zugang zu dem Roman gefunden. Whitney Scharer‘s Debütroman ist bestimmt nicht schlecht recherchiert. Doch wurde ich nicht mit der Person Lee Miller warm. Sie blieb mir verschlossen und kalt. Der Roman ist keine Biografie! W. Scharer hat ihre Geschichte dem Leben der Fotografin entnommen und einiges dazu gesponnen.
Der Roman beginnt 1966 in England auf einer Farm in Sussex, auf der Miller mit ihrem Ehemann Roland Penrose lebt. Lee ist gezeichnet von ihren Erlebnissen in Europa (Deutschland), wo sie während des Krieges Kriegsberichterstatterin war. Sie hat Bilder gesehen, die ihr nie wieder aus dem Kopf gingen, weshalb sie sich mit Alkohol betäubte. Ihre Agentin bitte Lee um einen Artikel über ihren ehemaligen Geliebten Man Ray.
Und damit führt die Geschichte weiter zurück, als Lee 1929 nach Paris kam. Einige Kapitel beschreiben auch das Leben der Fotografin, während und nach dem zweiten Weltkrieg. Verstörende Momente im Leben einer Frau, die Grausames sah. Einer Künstlerin, die sich von diesem Anblick nie erholte.

Und doch hat der Roman mich inspiriert, weiter nach Bildern dieser Frau zu suchen. Surrealistische und Schöne, interessant und verstörend. Schade, dass man kein einziges Bild im Roman findet. Le monde Kitchi hat einen sehr interessanten Blogpost, dieser Künstlerin veröffentlicht. Außerdem habe ich einen tollen Bericht bei YouTube über die beiden Künstler entdeckt.
Die Autorin und der Übersetzer
Die Zeit des Lichts, ist Whitney Scharer Debütroman. Sie hat kreatives Schreiben in Washington studiert.
Nicolai von Schweder-Schreiner übersetzt aus dem englischen sowie portugsischen ins deutsche. Er erhielt für seine Übersetzungen schon Preise. Nebenher ist er Gitarrist und Sänger Mitglied der Band Veranda Music.
Klett-Cotta Verlag
Originaltitel The Age of Light
392 Seiten
ISBN: 978-3-608-96340-3
Verlinkt mit den Dezemberbücher und bei Monerls Tops und Flops