Fremde Federn

Fremde Federn … Thomas, der Tom genannt wird, zieht zu seiner Oma in das große Haus am Stadtrand. Für ihn ist es passend, da Wohnraum ja teuer ist und er in der Stadt noch neu ist. Er hat einen neuen Posten in einem Start-up bekommen, dass sich mit Nahrung aus Insekten beschäftigt. Seine Oma Rosmarie freut sich, dass ihr Enkel bei ihr einzieht. Sie ist rüstig und macht noch alles selbstständig. Sie hat jahrelang ihre Mutter und später ihre Schwiegermutter gepflegt und als ihr Mann gestorben war, wirtschaftete sie ganz alleine in dem großen Haus. Tom zieht in das Zimmer, dass er auch schon als kleiner Junger immer in den Ferien bewohnt hat. Es ist etwas ungewohnt für ihn in einer WG mit seiner Oma zu leben. Immerhin können sie getrennte Badezimmer nutzen. Rosmarie versteht nicht, dass Tom Vegetarier ist oder gar diese Mehlwürmer isst. Und als er dann auch noch eine Mehlwurmzuchtanlage mit nach Hause bringt, schüttelt es sie. Dafür bekommt Rosmarie einen kleinen Hühnerstall, mit drei hübschen Hühnern, welchen sie sich schon immer gewünscht hat.

Fremde Federn

Was Tom nicht sieht, was vielleicht auch nur dem Leser auffällt ist, dass Rosmarie in eine Demenz hineinschliddert. Als die alte Frau dann auch noch stürzt und operiert wird, kommt die Demenz deutlich ans Tageslicht. Thomas ist ziemlich beschäftigt, immerhin hat er eine leitende Stelle und hat viel Arbeit und Verantwortung. Doch seine Oma liegt ihm sehr am Herzen. Er versucht seine Arbeit etwas zu reduzieren, macht Homeoffice, wo es geht. Tom kümmert sich um eine Vollzeitpflege zu Hause, er kocht für Rosmarie und versucht sie zu beschäftigen. Ein Altenheim ist für ihn keine Option.

“ ihm dämmerte, dass hinter ihrem Angebot mehr verborgen war. Ein Gebrauchtwerden-Wollen. Ein noch Wollen. Und vor allem: ein noch Können.“ Seite 22

Dabei stößt er aber auch an seine Grenzen. Einerseits bemerkt er, mit welchen bürokratischen Wirrnissen er sich beschäftigen muss. Etwas, dass er Menschen, die sich noch weniger auskennen, gar nicht zutrauen mag. Andererseits ist da die Privatsphäre, die immer mehr bröckelt. Seine Oma auf die Toilette zu begleiten ist etwas, dass wohl keiner von uns machen möchte. Und trotzdem verschwimmen diese Grenzen immer mehr, so wie die Demenz fortschreitet. Rosmarie ist eigensinnig, mag die eine Pflegerin nicht und verdächtigt diese auch noch, ihre Hühner rupfen und essen zu wollen.

Liebe und Aufmerksamkeit

Thomas ist ein sympathischer Mensch, der sich wirklich große Mühe gibt, seiner Oma die Liebe und Aufmerksamkeit zurückzugeben, welche er als kleiner Junge von ihr erfahren hat. Neben der Pflege von Oma Rosmarie, wirbelt der junge Mann auch noch in seinem Job. Stets steht er unter Strom und merkt nicht, wie ihn all die Dinge immer mehr vereinnahmen. Ich fand es wirklich gut geschrieben. Die Demenz der alten Dame sowie die Überforderung der Angehörigen. Etwas, das in der wirklichen Welt sehr wohl genauso passiert. Die Demenz, die sich immer mehr verfestigt, mit all ihren Auswüchsen. Mal mehr, mal weniger lustig. Zumindest für Außenstehende. Wer selber in so einer Demenzschleife steckt, wer selber einen Angehörigen mit Demenz hat, sieht hier bestimmt viele Parallelen.

Ich habe dieses Buch Fremde Federn wirklich verschlungen. Es hat so viel Spaß gemacht, zu lesen. Es ist kein Aufklärungsbuch, wie man mit Demenz umgehen soll. Fremde Federn ist ein gutgemachter Roman, mit Anspruch. Die Autorin hat ein feines Gespür für Sätze, die (heimlich) unter die Haut gehen und sie scheint sich mit dem Thema Pflege auseinandergesetzt zu haben. Warum das Buch Fremde Federn heißt, erschließt sich mir allerdings nicht, auch wenn die Hühner ab und an Federn lassen müssen. Dieses Buch warmherzige Buch hat wahrlich 🐭🐭🐭🐭🐭 verdient!

Einziges Manko, war vielleicht, die detaillierte Liebesnacht, zwischen Thomas und seiner Ex-Freundin Eva. Gut geschrieben, aber für mich eben nicht passend. Ein angedeuteter Satz oder Absatz hätte (für mich) gereicht. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass mir solche Szenen grundsätzlich nicht in Romanen gefallen.

 

 

Fremde Federn

Ein Roman von Alina Lindermuth
aus dem Kremayr-Scheriau Verlag
256 Seiten
ISBN 9783218013864

Oma zeigt Flagge (ein Hörbuch)

Oma Jette hat sich auf die Nordseeinsel Langeoog zurückgezogen, nachdem sie ihre drei erwachsenen Kinder in die Welt hinausgelassen hatte. Dort lebt Jette schon einige Zeit und genießt ihr freies Leben. Demnächst soll sie ihren sechzigsten Geburtstag feiern. Dabei fühlt sie sich doch noch gar nicht so alt. Nein, nein. Oma zeigt Flagge, denn sie hat einen jugendlichen Liebhaber, Pablo, der gleichzeitig ein Künstler ist. Dieser hat Jette als Akt verewigt, worauf Jette sehr stolz ist. Überhaupt ist Jette hier so zufrieden und lebt ihr friedliches Leben. Bis zu dem Zeitpunkt, als ihre Tochter auf die Idee kam, mitsamt ihren eigenen drei Kindern bei Oma aufzutauchen, mit der Ansage, sie müssten doch ihren Geburtstag planen. Der Hintergedanke war aber eher, die Enkel bei Oma zu lassen, um dann selber nach Amerika zu verschwinden.

Oma zeigt Flagge

Die Enkel, allesamt mit speziellen Macken, machen Oma das Leben zur Hölle. Und dann taucht auch noch Jettes Verflossener auf. Günther, mit seinen braunen Kordhosen, den Polyesterhemden und dem Scheidungshamster seiner Nachbarin. Ausgerechnet der! Was will der hier, denkt sich Jette. Und dann verschwindet auch noch der Akt, den Jette vorsorglich unter dem Bett versteckt hatte. Die Verwicklungen können beginnen.

Als Erstes möchte ich mal bemängeln, dass es mir nicht gefallen hat, dass Oma Jette sozusagen mit ihren fast sechzig in diese Rolle gesteckt wurde. Sechzig ist ja nun wirklich noch nicht zu alt, um sich Obenohne sonnenbaden oder sich in schicke moderne Kleider zu hüllen. Auch ist eine Frau in diesem Alter bestimmt noch nicht zu alt, um noch Sex zu haben.

Aber ansonsten fand ich das Hörbuch ein echt unterhaltendes Exemplar. Oma zeigt Flagge, indem sie auch mal auf den Tisch haut und ihren Enkeln oder dem (wiedererwachtem) liebestollen Günther und dessen Machofreund, Einhalt zu gebieten. Immerhin leben die meisten der Erwähnten vorübergehend unter ihrem Dach. In einem beschaulichen Inselhäuschen auf Langeoog. Nebenfiguren, wie der weibstolle Kölner Direktor und seine „Gattin“ sind genauso hübsch gezeichnet wie die Insel mit ihren vielen Stufen (der Enkel betreibt Stufenforschung, damit ihm nicht langweilig ist). Witzig, fand ich auch, dass eine der Enkelinnen Günther unter die Fittiche nimmt, um ihn wieder in die Gunst Jettes zu bringen.

Und wieder ist dieser Roman von der Sprecherin Gabriele Blum gelesen. Sie macht es auch dieses Mal wieder zu einem Hörerlebnis. Es wird gejammert, gelacht und gemeckert. Einfach toll gelesen. Ein lustiges, unterhaltsames Buch. Rubi und ich hatten jedenfalls viel Spaß an den Verwicklungen und den aufgedrehten Kindern. Das ist uns 🐭🐭🐭🐭 wert.

 

Oma zeigt Flagge

Ein Roman von Regine Kölpin
Gelesen von Gabriele Blum
Audio-To-Go Verlag
9 Std. 20 Min.
auch als Buch erschienen im Knaur-Verlag

Todesspiel

Das Todesspiel beginnt als der elfjährige Albert dabei zusehen muss, wie die Familie seines Freundes umgebracht wurde. Nicht, dass er es absichtlich zusehen wollte! Er war auf dem Weg zu seinem Freund, als ein mächtiger Tornado auf das Haus seines Freundes zu brauste.

Todesspiel

Albert schaffte es nicht mehr in den Sicherheitsbunker der Familie und versteckte sich vor dem herannahenden Sturm im Hühnerstall. Keine gute Idee, denn der brach über dem Jungen zusammen. Doch war die Idee dann doch nicht so schlecht. Denn nach dem Tornado tauchte plötzlich ein Mann auf der Farm auf, der den überlebenden Familienmitgliedern helfen wollte. Albert steckte unter dem Haufen des Hühnerstalls und konnte sich nicht rühren. Aber einen Moment sah er den Mann. Und er hörte auch etwas, nämlich Schüsse, die die komplette Familie auslöschte. Dann sah Albert noch einen kurzen Augenblick den verschwindenden Mann, wie dieser, wie zum Dirigieren seine Arme schwang. Das Versteck hatte dem Jungen nun doch das Leben gerettet.

Amaia Salazar kommt aus Spanien und ist dort eine ausgezeichnete Kommissarin. Das FBI zeigt an ihr großes Interesse und würde sie gerne in ihrer Spezialeinheit integrieren. Amaia schließt sich der Einheit an und die machen sich daran, einen Serienmörder zu finden, der der Komponist genannt wird. Nachdem Albert, der Elfjährige, erklärt hatte, dass die Familie seines Freundes nicht vom Tornado getötet wurde, sondern von dem Mann, den er gesehen hat, wurde das FBI hellhörig. Amaia hat eine Begabung etwas mehr zu sehen, Dinge wahrzunehmen, die anderen verborgen bleiben. Ihren Intuitionen zu folgen. Dieser Familienmord war keine Ausnahme, denn auch andere Familien wurden in den Akten gefunden, die nach solchen Naturkatastrophen, mit den Köpfe Richtung Norden ausgerichtet waren. Immer mehr Übereinstimmungen tauchen auf. Amaias vorübergehender Chef Dupree nutzt ebenfalls seine Intuitionen und sieht in der jungen Frau eine große Ermittlerin.

In New Orleans zieht derweil Katrina, der mörderische Hurrikan, auf. Die Stadt ist im Ausnahmezustand und die Menschen versuchen sich in Sicherheit zu bringen. Das muss eine perfekte Bühne für den Komponisten, den Serienmörder sein. Das Team des FBI fliegt direkt dorthin, um diesen Serienmörder zu stellen.

Katrina, der Hurrikan

Ich kann mich noch gut an die Bilder aus New Orleans erinnern, als Katrina der Hurrikan, die halbe Stadt zerlegte. Wassermassen, ohne Strom und die zerstörten Häuser, machten das ganze wirklich zu einem Armageddon. Und genau in diesem Chaos einen Mörder zu finden, stelle ich mir nicht besonders leicht vor. Aber das FBI Team, zusammen mit der Kommissarin aus Spanien, macht das Ganze wirklich spannend. Amaia hat selber eine schreckliche Geschichte, die immer wieder zum Thema wird. Diese Geschichte hat sie zu der besonderen Frau gemacht, die sie heute ist. Aber auch ihr Chef, scheint sein schwieriges Problem mit sich herumzutragen, das nur sehr langsam an die Oberfläche kommt.

Ich habe schon sehr lange keine Thriller mehr gelesen. Diese blutigen Morde mag ich nicht so gerne. Doch ist der Thriller Todesspiel, ist  nicht ganz so blutrünstig. Klar, der Mörder zieht eine grausige Spur hinter sich her, wäre ja ohne auch zu langweilig. Aber es trieft eben nicht vor Blut. Todesspiel ist eher etwas subtiler, geht eher in die mystische Richtung, immerhin spielt es in New Orleans, wo man an die Geister glaubt. Wo Voodoo, Vampiere und Friedhöfe eine große Macht haben. Amaia ist schwer zu durchschauen und auch ihr Chef Dupree spielt ein Versteckspiel.

Die Bilder von den Verwüstungen in New Orleans und die Tatorte sind toll beschrieben. Ich fühlte mich oft als neben dran stehend. Tatsächlich hatte ich wirklich mal Spaß an diesem Thriller. Vielleicht lese ich bald wieder einen … Aber auch Rubi hatte ihren Spaß. Wir waren beide Feuer und Flamme

 

Todesspiel

Ein Thriller von Dolores Redondo
aus dem spanischen von Anja Rüdiger übersetzt
btb Verlag
ISBN 9783442772780

Salomés Zorn

Salomé ist eine intelligente Sechzehnjährige, die in ihren griechischen Klausuren immer mit Einsen glänzt. Sie ist sehr belesen, lernen macht ihr wirklich Spaß. Allerdings ändert sich etwas als sie auf das Gymnasium kam. Auf das „Reiche-Kids-Gymnasium“ wie ihre ältere Schwester unkt. Dazu kommt, dass Salomé ein wütendes Potenzial hat, welches sie so weit bringt, dass sie in einem Jugendgefängnis landet. Dort ist es kahl und so langweilig, so voller Strukturen, an die Salomé sich erst gewöhnen muss. Und daran reibt. Sechs Monate soll sie hier eine Strafe absitzen und hat Zeit über ihr noch nicht allzu langes Leben nachzugrübeln. Dabei soll ihr ausgerechnet der Therapeut Frits van Gestel helfen. Der Mann, der in einer Fernsehsendung, in einer Trash-Show Hello Jungle fremdenfeindliche Äußerungen gemacht hat.

Salomés Zorn

Seite 30: „Vielleicht aber werden Sturköpfe wie ich automatisch wütend, sobald sie in die Pubertät kommen. Vielleicht gibt es in meinem Leben zu viel, was mich wütend macht. Und wenn das stimmt, wird diese Wut nicht von selbst verschwinden“

Salomé teilt ihre Welt in die gute, intelligente und in die zornige, wütende Salomé. Während die Wütende hier in den langweiligen weißen Mauern ihre Zeit absitzen muss, sieht sie zu, wie die gute Salomé ihre Schule beendet und ein zufriedenes Leben haben könnte. Was hat Salomé nur so wütend gemacht? Sie hat es doch so gut, in der niederländischen Provinz. Es sind wohl ihre Mitschüler, die Nachbarn, denen die Hautfarbe von Salomé und ihrer Familie nicht gefällt. Salomés Papa stammt aus Kamerun. Im Gymnasium wird das Mädchen immer wieder mit abfälligen Worten bedacht. Sogar zu Hause wird die Familie von den Nachbarn beschimpft. Salomés Vater hat selber genug durchgemacht und würde es gerne besser haben für seine Kinder. Damit sie sich wehren lernen, hängt er in der Garage einen Punchingball auf und bringt seinen Töchtern bei, auch mal mit der Faust zurückzuschlagen.
Ob das der richtige Weg war? Salomé hat in der Jugendstrafanstalt sechs Monate Zeit, darüber nachzudenken.

So viel Zorn und Wut

Salomé sehr beschäftigt sich sehr mit sich selber und, wie sie in diese Geschichte hineinrutschen konnte. Es ist ein wahres Gedanken-Karussell. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, wie die Gedanken der Sechzehnjährigen hin und her gesprungen sind. Wie es war, als Salomé das erste und einzige Mal mit ihrer Familie nach Kamerun geflogen ist. In ein Land, dessen Sprache sie nicht spricht und wo sie sich anfangs gar nicht besonders wohlgefühlt hat. Dann wieder die Gedanken über ihren Therapeuten, der dem Mädchen unangenehm und unangemessen erscheint. Ihr Zorn über ihr eigenes Verhalten, dass sie in diese Strafanstalt gebracht hat. War es wirklich richtig, sich zu wehren? …

Ich konnte gut nachvollziehen, wie es dem Mädchen ging. Der Zorn war sehr deutlich zu spüren, die Ungerechtigkeit nur aufgrund ihrer Hautfarbe, die Liebe zu ihrer Familie und auch die Angst vor den Mitschülern. Dabei wollte sie doch nur wissen, lernen und sich nicht fremd fühlen oder abgelehnt werden.

Die Autorin Simone Atangana Bekono hat hier ein wunderbares Buch geschaffen. Wir mit unserer hellen Hautfarbe können uns oft nicht wirklich vorstellen, wie es sich anfühlt so abgelehnt zu werden. Wer mit einer dunkleren Hautfarbe durch die Straßen geht, wird immer mit einem schiefen Blick angesehen. Als ob diese Menschen etwas „Abartiges“ wären. Sie werden in Schubladen gesteckt, ohne sie wirklich zu kennen.
Ihre Erzählweise ist sprunghaft und spiegelt das Innere ihrer Protagonistin wider. Ich finde, ein unbedingt zu lesender Roman. Ganz klar, dass Ruby und ich dem Buch 🐭🐭🐭🐭🐭 geben mussten.

Salomés Zorn

Ein Roman von Simone Atangana Bekono
Übersetzt aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm
246 Seiten
C.H.Beck Verlag
ISBN 9783406800009

Der Clan der Highlanderin

Die Saga um die Highlanderin geht weiter. Obwohl Enja von Caerlaverock im zweiten Teil schwer verletzt wurde und nicht sicher war, ob sie überleben würde, steht sie im Der Clan der Highlanderin, wieder auf den Schlachtfeldern Schottlands.

Der Clan der Highlanderin

Enja ist genesen. Doch das heißt nicht, dass in den schottischen Highlands endlich auch mal Ruhe eingezogen wäre. Die Frage, wer der Hochkönig werden soll, ist noch lange nicht geklärt und die verschieden Clans werden sich niemals konsequent unterwerfen. Und schon gar nicht den Engländern gegenüber, die immer wieder versuchen, die Oberhand zu gewinnen. Enja vermisst ihren besten Weggefährten Cathal der, nachdem Enja dem Tode geweiht schien, verschwunden war. Inzwischen weiß sie, dass er in Irland ist und dort versucht sein eigenes Königreich wieder zurückzuerlangen.

Hätte Enja’s Ehemann James Douglas nicht seine Geliebte nach Caerlaverock geholt, wäre vielleicht noch alles gut gewesen. Doch die Burgherrin kann nicht damit umgehen, dass die schwangere Frau auf ihrer Burg lebt. So beschließt sie Cathal zu suchen und ihn im Kampf zu unterstützen. Dieser hat genug zu tun und trauert insgeheim um seine beste Freundin, die er für tot hält. Was hilft da besser, als sich ins Kampfgetümmel zu stürzen. Seine ganze Wut und Depression mit dem Schwert abzuarbeiten.

Die Geschichte Schottlands

Ich mag die Geschichten um die kampferprobte Enja. Auch das dritte Buch macht immer noch Freude zu lesen. Am Ende bekommt man auch endlich heraus, woher die Highlanderin tatsächlich stammt.
Was mich aber immer wieder anstrengt (und das ist nicht nur in diesem Roman so. Die Geschichte England/ Schottland/ Irland ist nun mal so verzwickt!) sind die vielen schottischen und englischen Herrscher, Clanoberhäupter, Kämpfer. Ich verzweifle daran manchmal ein wenig und lese einfach über die ganzen Verstrickungen hinweg. Dabei glaube ich, wenn man sich einmal richtig damit auseinandersetzen würde, würde man das ganze Kuddelmuddel vielleicht ein bisschen besser verstehen. (Die Autorin schreibt in ihrem Nachwort selber, dass die Geschichte Irlands, Schottland und England sehr verwirrend ist. Das machen die Namen der Herrscher nicht einfacher, da manche sogar doppelt vergeben sind.) Aber auch wenn man darüber hinwegliest, hat man wieder ein wahres Lesevergnügen.

Die Autorin Eva Fellner hat mit der Highlanderin eine Figur geschaffen, die mich immer wieder fesselt. Die mutige und kämpferische Frau, die keine Ahnung hat, wer sie in Wirklichkeit ist, macht auf eine Art süchtig. Dabei steht Enja nicht alleine im Fokus. Cathal,ihr Kampfgefährte seit Kindertagen, kann endlich seine Geschichte abschließen. Und auch einige Clanmitglieder haben spannende Geschichten, die den Leser sehr unterhalten. Das Ende lässt wieder hoffen, dass die Eva Fellner noch nicht genug von ihrer gewandten Kämpferin Enja hat. Mal sehen, ob ich recht habe.

Nach so viel Kampfgeist und Unterhaltung geben Ruby und ich dem Clan der Highlanderin gerne 🐭🐭🐭🐭

Der Clan der Highlanderin
Ein historischer Roman von Eva Fellner
Aus dem Aufbau Taschenbuch Verlag
ISBN 9783746639796
543 Seiten

Zirkus der Wunder

Als der Zirkus der Wunder in dem kleinen Dorf. In dem Nell groß geworden ist, seine Zelte aufschlug, hielt die junge Frau den Atem an. Dort waren viele Menschen versammelt, die verschiedenste körperliche Gebrechen hatten. Eine Frau mit Bart, eine Frau, die überdimensional groß und daneben eine Frau, die kleinwüchsig war …

Ein Zirkus der Wunder!

Nell selber hatte am ganzen Körper größere und kleine Muttermale. Das Größte im Gesicht, weshalb die Dorfbewohner sie meistens mieden und sie als abartig ansahen. Die größte Befriedigung fand die junge Frau, wenn sie im Meer baden ging und die Muttermale dann weniger juckten. Aber nun war der Zirkus der Wunder im Dorf und alle gingen hin und staunten. Nur Nell blieb vor dem Zelt stehen, traute sich nicht hinein. Denn so viel Geld hatte sie nicht, um sich eine Vorstellung anzusehen. Sie stibitzte durch den Zelteingang und sah ihren Bruder in den Zuschauerreihen sitzen. Oh wie enttäuschte war sie, dass sogar ihr Bruder die „Wunder“ bestaunte. Dabei war er der einzige Mensch, der sie in den Arm nahm und dem sie vertraute. Der keine Angst vor ihr hatte.

Nells Vater sah dagegen seinen Vorteil in dem Zirkus der Wunder. Volltrunken ging er zu dem Zirkusbesitzer und verkaufte seine Tochter an Jasper Jupiter, der das Mädchen verschleppte. Jasper und sein Bruder Toby gaben Menschen eine Chance, mit ihrer Andersartigkeit zu einer gewissen Art Anerkennung zu gelangen. 1866 boomten gerade die Freakshows und Jasper hoffte auf den Besuch der englischen Königin Viktoria. Sie war eine besondere Unterstützerin der Shows. Doch Nell war zuerst nicht begeistert von der Idee, sich ausstellen zu lassen. Aber Jasper hatte da eine Idee.

Das Buch

„Deformitomanie“ so nannte man das Vorzeigen von Menschen mit körperlichen Abweichungen. So kennt die ganze Welt den Elefantenmenschen Joseph Merrik oder die mexikanische Sängerin Julia Pastrana, die so sehr behaart war, dass man sie auch als Affenmenschen bezeichnete. Ihr Ehemann ließ sie nach ihrem Tod mitsamt ihrem toten Neugeborenen einbalsamieren und ausstellen.
Nell ist eine tolle Protagonistin. Sie versucht sich mit ihrem „Gebrechen“ erst zu verstecken und lernt dann aber, dadurch Geld zu verdienen und fühlt sich sogar gut damit. Endlich wird sie von allen angesehen! Sogar als Sternenfrau bewundert. Aber auch die Figuren von Jasper und Toby sind gelungen. Jasper versucht sich immer mehr zu verbessern und zu profilieren, während sein Bruder Toby immer der Schatten bleibt. Aber alle haben eine gute Geschichte, die es lohnt, erzählt zu werden. Und darum geht es hier auch, um Geschichten, die erzählt werden. Denn was ist denn schon ein Mensch, wenn es keine Geschichte dazu gibt? Nichts! Dann bleibt man immer ein Schatten, unsichtbar.

Der Roman wird von den drei Hauptdarstellern erzählt. Gefühle, Vergangenheit, Erfahrungen. Die drei Darsteller haben eine Menge zu zeigen. Ich fand es gut erzählt und wirklich unterhaltsam. Wer Julia Pastrana war, musste ich erst recherchieren. Wer dagegen Barnum war, wusste ich. Elizabeth Macneal hatte anfangs die Idee, ihren Roman mit realen Personen zu bestücken, fand dann aber, dass sie damit in die Privatsphäre der „Wunder“ eingreifen würde. Und so erfand sie ihre eigenen „Wunder“, die sich ziemlich dicht an den Echten orientieren. So habe ich mich gefragt, wie ich mich fühlen würde, wenn ich einen dichten Bart hätte und mich die Menschen anstarren. Dagegen scheint es sich gut anzufühlen, wenn man wenigstens dafür ordentlich entlohnt wird. Aber vielleicht wäre es auch mein Bestreben mich in einer Höhle zu verstecken, bevor ich mich vor aller Welt ausstellen lassen.

Ich finde, ein grandioser Roman. Lass uns doch mal über die „Wunder“ nachdenken! Ruby und mein Urteil: 🐭🐭🐭🐭🐭

 

Zirkus der Wunder

Ein Roman von Elizabeth Macneal
aus dem Eichbornverlag
ISBN 9783847901174
432 Seiten