Maschenmord, Krimi mit Verstrickungen

Tim Wallenstein dachte sich, in dieser Kleinstadt wird er sich von seinem stressigen Job ein wenig erholen können und dann geschieht dieser Maschenmord in der Wolllust. Mit einem grünen handgestrickten Schal erdrosselt, liegt die Aushilfe Nicole in dem angesagten Wollgeschäft in Madlfing am Marktplatz. Noch dazu war dieser Schal auch noch ziemlich schlecht gestrickt! Warum nur ist der Kommissar Tim Wallenstein nicht erst in den Urlaub gefahren, bevor er seine Versetzungsstelle in der bayerischen Kleinstadt angetreten hatte. Dabei hätte er es bitter nötig, einfach mal einen entspannten Job zu machen.

Ohne Koffein zum Maschenmord

Wallenstein ist in der Kleinstadt noch gar nicht richtig angekommen, da wird er auch schon zu seinem ersten Mordfall geschickt. Außer seiner neuen Espressomaschine hat er aus seinem alten Leben in Köln, kaum etwas mitgebracht. Ungewaschen und ohne seinen Koffeinkick (er kennt sich mit der Espressomaschine noch nicht aus) macht er sich auf den Weg zur Wolllust. Die Frau wurde erdrosselt, so scheint es. Und er ist nicht alleine am Tatort. Wallenstein bekommt tatkräftige Unterstützung von dem Madlfinger Krimi- und Handarbeits-Club, kurz gesagt dem MKHC. Drei Frauen des MKHC haben noch vor dem Kommissar die Nasen in den Fall gesteckt. Wer könnte die Aushilfe der Wolllust ermordet haben? Unangenehm aufgefallen ist das Opfer Nicole Durand des Öfteren, mit einem grünen Laceschal erdrosselt zu werden hat sie aber bestimmt nicht verdient. War es nur ein Raubmord oder steckt mehr dahinter?

Die Ladenbesitzerin, Ariadne Schäfer, hatte sich auch ein ruhigeres Leben in dem beschaulichen Madlfingen vorgestellt, als sie das Handarbeitsgeschäft ihrer Tante übernommen hatte. Sie modernisierte das Geschäft und organisierte Stricktreffen mit Krimiunterhaltung, woraus sich der MKHC entwickelt hatte. Man könnte sagen, fast alle Madlfingerinnen wurden Mitglied und sind seitdem außerordentlich gut vernetzt. Sehr zur Unbill des Kommissars, denn immer wieder funken die Damen zwischen die Ermittlungen.

Maschenmord und Verstrickungen

Dieser Krimi macht auf jeden Fall mächtig Laune. Allerlei Anspielungen auf mein liebstes Hobby, dem Stricken, bringt mich immer wieder zum Schmunzeln. Alleine die Überschriften der einzelnen Kapitel, die mit einem Wollknäuel, gespickt mit Stricknadeln verziert sind, zaubern ein Lächeln in mein Gesicht: „Eine Masche kann eine einfache Fadenschlinge oder ein Betrug sein“ „Die natürlichen Feinde einer Wollladenbesitzerin sind Motten“ oder „Ein Umschlag ist kein Tiefschlag“. Ich gebe zu, dass ein Strickunkundiger darin vielleicht nicht den tieferen Sinn sieht, aber ich denke, dass alleine der Titel dieses Krimis eher die Strickerinnen auf den Plan rufen würde.

Die Autorin Leonie Kramer hat diesen Krimi geschrieben. Eigentlich heißt sie ganz anders und Krimis schreibt sie sonst auch nicht. Aber sie strickt sehr gerne. (Nicht dass sich das in ihrem Krimi widerspiegeln würde!) Sie hat sich aber nicht nur ein Pseudonym zugelegt, sondern sich auch noch Madlfingen ausgedacht. Und die Mordwaffe kann man sogar nachstricken. Wie gesagt, ein StrickerinnenKrimi. Doch das sollte den Strickunkundigen nicht davon abhalten, diesen amüsanten Krimi zu lesen. Tim Wallenstein ist ein etwas arroganter und gutaussehender Typ. Außerdem scheint in Köln etwas geschehen zu sein, was ihm nicht so gut bekommen ist. Ariadne hat auch ein Geheimnis und überhaupt, hat hier jeder irgendeine Besonderheit oder ein Geheimnis. Die Figuren sind alle ein bisschen überspitzt gezeichnet, aber dabei allesamt liebenswürdig. Man merkt der Autorin an, dass sie Spaß am Schreiben gehabt hat. Und am Ende gibt es natürlich einen unerwarteten Täter.

 Rubi und ich hatten jedenfalls eine Menge Spaß mit diesem Krimi/Roman. Wir vergeben gerne 🐭🐭🐭🐭 und hoffen auf eine oder mehrere Fortsetzungen.

Maschenmord

Von Leonie Kramer
aus dem Blanvalet Verlag
ISBN 9783734111563
Taschenbuch
464 Seiten

Enid Blyton, Geheimnis hinter grünen Hecken

Was fällt dir spontan ein, wenn du Enid Blyton liest? Stimmt, Fünf Freunde oder die Schwarze Sieben. Als Kind habe ich ihre Bücher verschlungen. Kaum hatte ich die Bücher aus der Bücherei geholt, konnte ich sie schon wieder zurücktragen. Aber wer war Enid Blyton eigentlich? Interessiert das die jungen Leser? Mich haben damals nur ihre Bücher, ihre Geschichten fasziniert.

Buch Enid Blyton, Geheimnis hinter grünen Hecken und Rubi, die Maus

Enid Blyton, Geheimnis hinter grünen Hecken

Enid Blyton wird 1897 in London geboren. Sie ist das älteste Kind der Blytons und der Liebling des Vaters Thomas Blyton. Sie entstammt einer musischen Familie, wenn man dem Vater Glauben schenken mag. Er verhätschelt seine Tochter Enid. So behauptet jedenfalls die strenge Mutter, die es lieber sehen würde, wenn Enid sich mehr mit häuslichen Tätigkeiten und Pflichten beschäftigen würde. Die beiden kleinen Brüder sind darüber erhaben und dürfen vor dem Haus toben und Fahrrad fahren, während Enid sich mit abwaschen und Klavier üben plagt. Dabei würde sie doch viel lieber ihre Bücher lesen, mit dem Vater auf Entdeckungstour gehen oder sich Geschichten ausdenken. Das Mädchen hat jedenfalls eine enorme Fantasie. Schon mit vierzehn Jahren verschickt sie ihre Gedichte an die Zeitungen. Aber nur einmal wird ein Gedicht angenommen. Die Mutter lästert darüber, dass das Mädchen ihr gesamtes Taschengeld für Papier und Porto ausgibt.

Als der Vater die Familie für eine andere Frau verlässt, bricht eine Welt für das Mädchen zusammen. Niemandem darf von dieser Schmach erfahren. Einmal im Monat holt der Vater die Kinder ab und dann ist Enids Welt für einen Tag wieder heile. Danach versteckt sie sich wieder in ihrer Fantasiewelt und ihren Büchern. Enid ist ein schlaues Kind und schließt mit einer sehr guten Leistung die Schule ab. Der Vater hätte es gerne, dass sie Musik studiert, doch Enid will Schriftstellerin werden. Doch daraus wird zunächst nichts. 1916 beginnt Enid stattdessen eine Ausbildung zur Fröbel-Lehrerin. Einem Beruf, mit dem sie sich sehr identifizieren kann.

Die Autorin: Maria Regina Kaiser

Maria Regina Kaiser hat sich dieses Mal die englische Kinderbuchautorin Enid Blyton vorgenommen. Ich mag, wie die Autorin diese Biografien schreibt. Romanbiografien sind einfach nicht so langweilig und man hat das Gefühl Enid Blyton nahe zu sein und ihre Ambitionen zu verstehen. Sie beschreibt Enid Blyton als ein stures und fantasievolles Wesen. Wenn ihre Protagonistin sich in etwas verbissen hat, dann bleibt das auch so. Die Bücher von Maria Kaiser lesen sich schnell und sind nicht überladen mit Informationen. Ihre letzten Romanbiografien von Astrid Lindgren und Selma Lagerlöf hatte ich auch begeistert rezensiert.

Rubi und ich geben diesem Buch gerne 🐭🐭🐭🐭 Wir haben uns gut unterhalten gefühlt. Außerdem haben wir etwas über eine Lieblingsautorin meiner Kindheit erfahren. Immer wieder tauchen zu den „alten“ Büchern Rassismusvorwürfe auf, die ich als Kind niemals so gesehen habe. Heute werden sie oft umgeschrieben, verändert um sie Zeitgemäß zu machen. Warum Enid Blyton so geschrieben hat, dass kann man anhand dieser Biografie besser verstehen.

 

Enid Blyton, Geheimnis hinter grünen Hecken

von Maria Regina Kaiser
Romanbiografie
304 Seiten
ISBN 978-3-87800-159-1
aus dem Südverlag

Totentanz – 1923 und seine Folgen

In Deutschland geht es 1923 drunter und drüber. Es ist wie ein Totentanz, der das Land in den Abgrund zerrt. Nachdem Deutschland reichlich Wiedergutmachungen zu begleichen hat, zwingt die restliche Welt das Land in die Knie. Die Exporte sind drastisch zurückgegangen, die Menschen bekommen immer weniger Lebensmittel und Kohlen für immer mehr Geld. Und die Politik verzettelt sich umso mehr, lässt gnadenlos Geld drucken und schraubt an den Zinsen. Zeitgleich tanzt die Bevölkerung in den ausgelassensten Clubs und bedient sich frivoler und unerlaubter Möglichkeiten. Sie tanzen auf einem Vulkan.

Totentanz

Totentanz – 1923 und seine Folgen wird von Jutta Hoffritz mithilfe der Tänzerin und Schauspielerin Anita Berber, dem Inflationskönig Hugo Stinnes, dem Jurist und Präsident der Reichsbank Rudolf Havenstein und Käthe Kollwitz erläutert. Sie beschreibt die Zeit, die unserer Heutigen doch so ähnlich ist, mit einer leichten und spannenden Erzählart. So kann Geschichte wirklich Spaß machen. Jutta Hoffritz erzählt chronologisch, indem sie ihre „Protagonisten“ noch einmal das Jahr durchleben lässt. Es ist kein Roman, es ist ein Sachbuch, das aber so spannend erzählt ist, dass man sich nicht langweilt. Im Gegenteil, man ist versucht noch mehr über die „Protagonisten“ und das Leben im Jahre 1923 zu erfahren. Dabei sind es nicht nur die vier, die dem Sachbuch Leben einhauchen. Mehr spannende und bekannte Köpfe tauchen in dem Buch auf und vervollständigen die Emotionen und Zustände, die in dieser Zeit vorgeherrscht haben mag.

Was auch immer es ist, das einen weiter gebannt dem Erzählten lauschen mag, es wirkt. Man bekommt das Jahr 1923 auf einem silbernen Tablett präsentiert. Die Autorin lässt den Leser nachdenklich zurück. Was hätte damals besser laufen können? Die Parallelen zu unserer heutigen Zeit sind deutlich!

Stephan Schad

Auch der Erzähler Stephan Schad trägt seinen Teil zu diesem gelungenen Hörbuch bei. Er liest nicht einfach nur vor, wie ein lustloser Lehrer, sondern macht es wirklich spannend. Stephan Schad hat ab und an einen leichten sarkastischen Unterton, passend zu dem dargebotenem. Dadurch hat man einfach Spaß daran, sich (vielleicht) mit dem Thema auch noch etwas mehr zu beschäftigen. Vielleicht ist es etwas zu schnell vorgelesen, vielleicht verheddert man sich auch in den Zeiten. Dieses Buch kann man nicht in einem Stück verarbeiten/hören. Natürlich könnten es auch die vielen Mitwirkenden sein, die vielen Politiker und Geschäftsleute, die den Geist „verwirren“

Es hat mir Spaß gemacht, dieses Hörbuch zu hören. Außerdem gefiel es mir, dass ich wieder etwas dazu gelernt habe. Somit bekommt dieses Buch 🐭🐭🐭🐭 von Rubi und mir.

 

 

Totentanz – 1923 und seine Folgen

 

Von Jutta Hoffritz
Gesprochen von Stephan Schad
ISBN 9783365002315
Harper Audio Verlag

 

Ein Fremder hier zu Lande

Ein Fremder hier zu Lande ist der zweite Teil einer Berliner Krimiserie aus der Kaiserzeit. Ich habe mich gefreut, dass Ralph Knobelsdorf noch einen Roman mit dem Kriminalkommissar Wilhelm von der Heyden und seinem Kollegen Vorweg geschrieben hat. Der erste Teil Kummers Nacht hat mir nicht ganz so gut gefallen und nun hoffte ich Ein Fremder hier zu Lande wird mich mehr überzeugen. Da wollen wir doch mal sehen, was Wilhelm von der Heyden in diesem Buch widerfährt und welche Mordfälle aufgeklärt werden müssen.

Ein Fremder hier zu Lande

Es ist das Jahr 1856 im alten Berlin. An der Königsmauer befand sich das Vergnügungsviertel. Eine Straße mitten in Berlin, die sich an der Stadtmauer befand. Prostituierte flanierten dort ganz ungeniert über die Straßen. Die Spree fließt unweit der Königsmauer. Und genau dort, an der Spree, fand man die erste Leiche einer jungen hochgewachsenen Blondine. Doch blieb es nicht bei dieser einen Toten. Noch weitere Frauen sollten folgen. Die beiden Polizisten von der Heyden und Vorweg sind sehr bemüht, den Täter zu finden. Es muss wohl ein Serientäter sein, der in der Stadtmitte sein Unwesen treibt. Er hat es scheinbar auf die Dirnen der Stadt abgesehen. Als dann auch noch eine Tochter aus gutem Hause tot aufgefunden wurde, wird es eng für die Ermittler. War das Mädchen jetzt auch eine Dirne oder hatte der Mörder sich vertan?

Dieses Mal hat es mir gefallen, wie der Autor Ralph Knobelsdorf es schafft, ein interessantes und deutliches Bild vom alten Berlin zu schreiben. Auch die Sprache seiner Figuren bringt einem die alten Zeiten deutlich näher. Die Mordaufklärung steckte für unsere heutigen Verhältnisse ja noch in den Kinderschuhen. Es war noch nicht üblich, dass man einen Forensiker zu dem Tatort hinzuzog. Und doch war man kurz davor, sich dessen zu bedienen. Sehr spannend!
Zudem lernt man auch noch eine Menge über die Geschichte Berlins. Inzwischen habe ich schon so viele Berlinbücher gelesen, dass ich auch in diesem Buch, über alte Bekannte gestolpert bin. So zum Beispiel der ehemalige Polizeipräsident Hinckeldey der einen besonderen Beerdigungsumzug durch die Stadt bekam, nachdem er in einem (verbotenen) Duell sein Leben verlor. Dieser Tod sorgte für einiges an Aufruhr in der Stadt und in der Presse.

Die dunklen Ecken Berlins

Zusammen mit den Kommissaren betritt man dunkle, heruntergekommene Häuser, die sich als okkulte Bordelle herausstellen, oder trifft auf Örtlichkeiten, die heutzutage ihre Verruchtheit längst verloren haben. Man gewinnt einen Einblick in die Wohnungen und Häuser der besseren Gesellschaft, sowie in die kalten und nassen Wohnungen der Arbeiter. Noch fahren keine Autos durch die immer voller werdenden Stadt. Doch Pferdefuhrwerke und Omnibusse verstopfen dafür die Straßen.

Auch die Geschichte der Liebenden Wilhelm von der Heyden und seiner Marie von Brenkendorff geht weiter. Schon im ersten Buch wartete man immer auf eine Erklärung, warum sich deren Familien so spinnefeind sind. In dem vorliegenden Roman Ein Fremder hier zu Lande kommt man dabei allerdings auch nur wieder ein winziges Stück weiter. Es bleibt weiterhin ein Geheimnis. Aber Wilhelm hat es endlich geschafft, seiner Angebeteten einen Antrag zu machen. Doch so einfach ist das Heiraten damals in der Oberschicht nicht. Das Pärchen braucht nämlich die Zusage der Eltern und da ist es wieder, das Problem. Bei denen ist einfach nichts in Ordnung. Was verbirgt sich bloß dahinter? Ich denke, da werde ich auch noch auf den nächsten Band warten müssen.

Unser Fazit

Es ist alles dabei: Liebe, Mord, Geschichtsunterricht … für mich ein gelungenes Buch. Zu dem vorangegangenen um einiges besser und übersichtlicher. Was mir am Ende dann doch noch fehlte, war eine Übersicht über die mitspielenden Figuren. Es kommen so viele Namen vor, dass ich manchmal etwas verwirrt war. Dafür kann man auf den letzten Seiten noch einiges an Fakten aus dieser Zeit nachlesen. Hier noch mal etwas zu der Königsstraße an der Stadtmauer:

„An der Stadtmauer zog sich von der Königstraße in nordwestlicher Richtung bis zur Klosterstraße eine Gasse hin, deren armselige Häuser sich an die Mauer anlehnten. Diese Gasse hieß zuerst Mauerstraße, hatte dann mit Bezug auf die Königstraße die Namen Hinter der Königsmauer, An der Königsmauer und bald danach nur Königsmauer. Hier war der Sitz der Prostitution, besonders nachdem durch eine Verordnung aus dem Jahre 1809 Bordelle auf wenige Straßen und 1839 sogar nur auf die Königsmauer beschränkt wurden. Auch nach der 1844 erfolgten Aufhebung der Bordelle behielt dieses Gewerbe hier seinen Sitz, solange diese Gasse bestand. Die Straße war auch verrufen als Schlupfwinkel für Verbrecher. Um 1870 kaufte der Magistrat die ersten Häuser an, 1882 erwarb er das Enteignungsrecht für die anderen, und 1885 wurde mit dem Abbruch der Gasse begonnen, die 1887 endgültig verschwunden war“ (von der Seite Berlingeschichte)

Es sind 🐭🐭🐭🐭, die wir diesem Buch geben. Wir haben es verschlungen und es hat Spaß gemacht.

 

Ein Fremder hier zu Lande

Von Ralph Knobelsdorf Übrigens eine sehr schöne Seite!
Teil 2 der Reihe „Von der Heyden“
ISBN:9783785727898
512 Seiten
Bastei Lübbe Verlag

Wer ist der Mörder?

Liebst du Escape-, Detektiv- und Suchspiele? Ich mag sie total gerne. Meine Kinder wissen das auch und gehen gerne mit mir in Escape-Rooms. Aber was ist, wenn man nicht die Möglichkeit hat, solche Lokalitäten zu besuchen? Dann kann man auf Wer ist der Mörder zurückgreifen. Ich habe es getestet.

Wer ist der Mörder?

Wer ist der Mörder? Ist ein Buch, in dem man selber spannende Kriminalfälle lösen kann. Der Autor und Grafikdesigner Modesto García hatte 2018 schon zwei Thread-Wettbewerbe, Preise der Madrider Buchmesse gewonnen. Dabei werden zum Beispiel über Twitter und Instagram fiktive Verbrechen aufgeklärt. Ihm machte die Entwicklung scheinbar solch einen Spaß, dass er 2019 für das spanische Fernsehen RTVE einen ersten interaktiven Escape-Room entwarf. Während der Pandemie startete er dann ein neues interaktives Spiel, dass man zuerst als App spielen konnte. Erst etwas später entstand ein Buch. Das Buch, welches ich heute vorstellen möchte.

Zuerst einmal möchte ich sagen, es machte einfach mal mehr Spaß, wenn man es mit mehreren Teilnehmern spielt. Viele Augen sehen einfach mehr. Zwölf Fälle gibt es in diesem Buch zu lösen. Zwölf Fälle, in denen es um Raub und Mord geht. Der Leser soll den Fall nun aufklären. Dazu braucht es ein paar Dinge: ein internetfähiges Handy, eine Möglichkeit Notizen zu machen und wie gesagt, am besten ein paar Helfer. Sollte man wirklich einmal nicht weiter kommen, dann gibt es auch eine Hilfestellung. Aber ich will hoffen, dass du die nicht brauchen wirst.

Die Fälle

Du kannst dir einfache einen Fall herauspicken. Sie hängen nicht miteinander zusammen. Ich habe gleich bei dem Ersten angefangen. Da liegt ein Toter in einem Hotelzimmer. Auf der linken Seite siehst du eine kurze Zusammenfassung, wie du zu dem Fall gelangt bist. Auf der rechten Seite siehst du das Bild. Überall auf dem Bild sind kleine Sprechblasen mit einem Titel und einer Seitenzahl. Wenn du dann zu der Seitenzahl vorblätterst, kannst du dir die Gegenstände etwas genauer ansehen, Nachrichten lesen und sogar Telefonanrufe entgegennehmen, indem du einen QR-Code mit deinem Handy scannst. Das finde ich schon recht spannend. Nun ist es an dir und deinen Mitstreitern, diesen Fall aufzuklären. Solltest du in deinen Ermittlungen feststecken, dann kannst du Zusatzhinweise mithilfe eines Spiegels lesen. Wenn du dann denkst, du weißt, was geschehen ist, blätterst du einfach weiter. Dort wird in meinem Fall der Tathergang Stück für Stück aufgelöst. Einfach wirklich cool.

Mein Fazit

Ich mag dieses Buch, würde es aber wie gesagt lieber in der Gemeinschaft auflösen. Alleine macht es definitiv nicht so viel Spaß, wie zu mehreren. Der erste Fall war mir alleine zu schwer. Es ist definitiv kein Buch für Kinder, da gibt es bestimmt andere, die geeigneter sind. Hier fließt Blut und die Rätsel sind nicht einfach. Man muss schon genau hinschauen. Aber es macht wirklich Spaß. Und bitte! Nicht so schnell aufgeben. Wer zwei- oder dreimal hinschaut, findet die Fehler, sieht Hinweise, liest die Widersprüche.

Rubi war mir in diesem Fall leider keine allzu große Hilfe. Sie denkt einfach nicht genug um die Ecke. Aber ihr haben die einfach gemalten Bilder gut gefallen. Für die nächsten Fälle lade ich mir definitiv ein paar Ermittler-Freunde ein. Wir geben dem Buch 🐭🐭🐭🐭🐭

 

Wer ist der Mörder?

Spannende Kriminalfälle selbst lösen
von Modesto García
aus dem Spanischen von Angelika Pfaller übersetzt
224 Seiten
aus dem YES Verlag
ISBN: 978-3-96905-168-9

Die Rotte

Elfi und ihre Mutter Lisbeth leben in den Siebziger Jahren, in einer Rotte im Voralpenland. Als Rotte bezeichnet man eine locker stehende Ansammlung mehrerer Höfe und Häuser. Elfi ist Anfang zwanzig, als sich ihr Vater eines Abends im Winter noch mal auf den Weg macht und nicht wieder nach Hause kommt. Ein Dorfbewohner findet den Leichnam des Vaters am Ende des Baches. Doch als die zu Hilfe gerufenen Nachbarn am Fundort ankommen, ist die Leiche nicht mehr zu sehen. Sie vermuten, dass das Wasser den Vater in den See gezogen hat. Und was der See einmal verschwinden ließ, taucht so schnell nicht wieder auf.

Die Rotte

Depressiv war der Vater gewesen. Doch damals hatte man noch andere Worte für diese Krankheit. Schwermut! Und die Waffe aus dem Waffenschrank war verschwunden. Lisbeth, die Mutter, muss nun zusehen, wie sie den kleinen Hof am Laufen hält. Pragmatisch stellt sie den Nachbarsohn als Helfer ein. Als jüngerer Sohn konnte der Franz ja schließlich nicht den Hof des eigenen Vaters übernehmen. Eine Ausbildung hat er als Kfz-Schlosser gemacht. Aber lieber wäre er Bauer geworden. Und so nutzt er die Gelegenheit und bittet am Ende sogar um die Heirat mit der Elfi. Verschlossen ist die junge Frau. Doch dann geschieht das nächste Unglück …

Die Siebziger Jahre

Der Autor Marcus Fischer hat den Roman „Die Rotte“, in der Sprache der Bergmenschen geschrieben. Als ich die ersten Sätze gelesen habe, war ich erst einmal etwas verwirrt, aber dann habe ich mich ziemlich schnell in den seltsamen Dialekt eingefunden. Buchstaben werden zusammengeschoben oder ganz weggelassen. Wörter benutzt, die man im Tiefland und in der modernen Zeit kaum noch kennt. Aber es macht auch klar, in welchen „Gefängnissen“ sich die Helden befinden. In welchen Verstrickungen sie sich bewegen.

Die Siebziger im Voralpenland waren nicht revolutionär. Die Frauen immer noch „Freiwild“, mussten sich unterordnen, hielten sich an die Kirche. Der Roman macht sehr deutlich, in welchen Zwängen sich die Gesellschaft bewegte. Und vor allem Elfi. Sie wird bedrängt und genötigt. Immerhin kann sie als Frau bestimmt nicht einen Hof führen. Der Roman begleitet die junge Frau, während rückblickend erzählt wird, wie die junge Bäuerin immer mehr mit Schuld(en) überhäuft wird. Wie die Nachbarn sie immer mehr bedrängen. Gemein, brutal und schmucklos führt uns der Autor durch das Dorf und seine Bewohner. Doch seine Worte sind dabei eher zart und schön.

Ich fand es wirklich sehr lesenswert, sobald man sich an die Sprache der Menschen oben auf dem Berg gewöhnt hat. Manches Mal dachte ich leise bei mir, dass sich das Weibsbild doch auch mal hätte wehren können. Doch so kann man heute denken und ich bin wahrlich froh, heute und hier zu leben. 🐭🐭🐭🐭🐭 hat dieses Buch verdient.

 

Die Rotte

Ein Roman von Marcus Fischer
aus dem Leycam Verlag
ISBN 9783701182510
340 Seiten