von Andrea Karminrot | Juli 8, 2015 | Rezension, Roman |
Jonathan Lee, ist ein Schriftsteller der mit Worten jongliert. Mit Worten seine Bilder so nahe bringt,
umschreibt, umschmeichelt. Wortkombinationen gebraucht, die ich so noch nie gelesen habe. Er ist 1981 in Surrey geboren, studierte englische Literatur, lebte in Südamerika und arbeitete in in einer Anwaltskanzlei in London. “Wer ist Mr. Satoshi” schrieb er, nachdem er aus Tokio, wohin er versetzt wurde, wieder in England war. In New York ist sein neues zu Hause…
Seine Texte werden in namhaften Zeitschriften abgedruckt und sein neuster Roman wird inzwischen schon verfilmt. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, wie man die Sätze, die dieser Autor zu Papier bringt, passend verfilmen kann.
In „Wer ist Mr Satoshi“, erlebt Jonathan Lees Hauptdarsteller, Robert Fossick, wie seine Mutter auf der Terrasse des Altenheim, wo sie wegen ihrer Demenz von Robert untergebracht wurde, verstirbt. Unfähig sich zu rühren, beobachtet er den Sturz und später die Aktionen der Sanitäter. Kurz bevor die Mutter die Terrasse betreten hatte, hielt sie ihrem Sohn ein Paket entgegen und erklärte Robert, dass dieses für einen gewissen Mr Satoshi sei. Robert hat seit einem tragischen Unfall seiner Frau ausgeprägte Panikattacken und kann seinem Beruf als Fotograf nicht mehr nachgehen. Er verbringt die meiste Zeit in seiner Wohnung, lebt beziehungsweise überlebt nur mit Hilfe von Tabletten. Nun ist er gezwungen sich mit dem Paket auf die Suche nach Mr Satoshi zu machen, da auch noch sein Agent darauf drängt, mal wieder Bilder seines Schützling zu veröffentlichen. Ausgerechnet nach Tokio, in eine der quirligsten Städte, wird er reisen und durch eine junge Japanerin die Welt neu entdecken.

Wie gesagt, Lee schreibt in einem unglaublichen Stil. Die Umschreibungen, die er benutzt, sind so bildhaft, so wunderbar. Die Sätze faszinieren und machen unglaublichen Spaß zu lesen. Jung, frech, überdeutlich, lesen wir die Gedanken des Hauptdarstellers und sind mit ihm in seinen Drogenträumen und in seinen Panikattacken unterwegs. Lee sieht die Welt mit einem besonderen Blick, lässt uns mit seiner bildhaften Sprache teilhaben. Die Beobachtungen des Protagonisten bringen uns die Demenz der Mutter näher. Woher die Ängste, die Robert hat stammen, wird auch im Laufe der Geschichte erklärt. Auf eine Art, die Lee in meinen Augen, als besonderen Schriftsteller auszeichnet.
Ein Absatz von Seite 104:
“Kein Buch oder Film hatte mich auf das millionenfarbige Adernetz der Stadt vorbereitet. Seine Lichter gleißten unglaublich hell, dimmten sich nur herunter, wenn das Taxi in einen Tunnel gesaugt wurde. Wenn wir dann Sekunden später wieder auftauchten, fühlte ich mich wie ein soeben ausgetriebenes Neugeborenes, unfähig, die Welt außerhalb des Mutterleibs aufzunehmen. Fluoreszenz ergoss sich von Straßenschildern mit fremdartigen Aufschriften, füllte Ladeneingänge und sickerte in enge Seitengassen.”
Das wird bestimmt nicht das letzte Buch sein, das ich von Jonathan Lee lesen werde. Einige haben ihn auch mit Haruki Murakami gleichgestellt. Seine Bücher hochgelobt.
Paperback, Klappenbroschur,
320 Seiten
ISBN: 978-3-442-75386-4
Verlag: btb
von Andrea Karminrot | Juni 29, 2015 | Geplauder |
Schreibst du dir während des Lesens Zitate auf?
Ist die heutige
Nein! Ich bin der Makierer.
Meine Bücher strotzen manchmal vor bunten Makierer. Bei manchen Büchern lese ich so schnell, dass ich nicht die Zeit habe mir etwas aufzuschreiben. Manchmal habe ich ich nicht die hübschen bunten Dinger dabei, dann muss ich irgendwas benutzten und ärgere mich, das ich die Stelle nicht wieder finde.
Und ihr?
Was macht ihr, um eine besondere Stelle wieder zu finden.
Viel Spass noch beim lesen…
Mein aktuelles Buch heißt
Demnächst mehr dazu…
von Andrea Karminrot | Juni 15, 2015 | Sachbuch |

Hier möchte ich Euch mal eine meiner Krücken
in der Kindererziehung vorstellen. Oft steht Mutter, völlig hilflos da und fragt sich, wie soll ich bloß mit diesem Kind umgehen. Schon mit erhobener Hand, mit Tränen in den Augen, völlig mit den Nerven runter… Und die lieben Kleinen bohren genau in dieser Kerbe weiter und bringen die Eltern zur Weißglut. Ich saß manchen Abend, wenn die Pubertiere im Bett waren und habe mir meine Krücke aus dem Regal genommen, habe mir Hilfe in diesen Büchern gesucht. Wenn ich wieder einmal vergessen habe, wie man/frau besser auf die lieben Geister eingehen, sie verstehen soll. Ich fand dort immer sehr nützliche Tipps. Sie auf die Kinder angewendet, staunte ich oft sehr, wie leicht man die Pubertiere knacken kann. Wirklich, es gibt einen Nussknacker für diese Zeit. Aber auch für ganz Kleine, stehen dort sehr viele nützliche Tipps. Mein Lieblingstrick: Verstehen und es auch dem Kind sagen! „Oh, du bist hingefallen! Und es blutet! Das muss jetzt bestimmt weh tun. Wenn wir ein Pflaster drauf tun, wird es dir dann besser gehen?“ Das nun auf ein Pubertier angewandt hört sich vielleicht so an: „Du bist wütend, stimmt’s? Du hast gerade mega Frust, weil dein Kumpel dir deine Freundin ausgespannt hat. Ich kann dich echt verstehen, wenn du lieber allein sein möchtest, dann sag mir das…, ich gehe wenn du das möchtest…“ Ich habe viel daraus gelernt. Habe meine Monster besser verstanden. Und als Dreingabe, diese Art des Verstehens auf Erwachsene angewandt, ist auch super spannend.

Das Buch ist in 14 Kapitel unterteilt und diese noch in viele Untertitel. Es findet sich zur Konfliktlösung, sehr viele Anregungen und man/frau steht nicht alleine da. Ich kann es nur empfehlen, denn auch in den besten Familien läuft, bestimmt nicht immer alles geradeaus!
Thomas Gordon war praktizierender Psychologe in Amerika (1918-2002) Er gehörte zu den Pionieren der humanistischen Psychologie. Er hat mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet und die Möglichkeiten zur gewaltfreien Konfliktlösung und die große Bedeutung der Kommunikation erkannt und angewandt. Ziel seiner Methode ist das Verbessern von Beziehungen und das Lösen von Konflikten ohne Verlierer. Er wurde dreifach für den Friedensnobelpreis nominiert und mehrfach für seine Bücher ausgezeichnet.
Dieses Buch möchte ich bei
Nicole als mein Buch des Monats einstellen
In dem
HEYNE< Verlag erschienen:
Familienkonferenz in der Praxis
Taschenbuch
384 Seiten
ISBN: 978-3-453-60234-2
€ 9,99
Familienkonferenz
Taschenbuch
384 Seiten,
ISBN: 978-3-453-60232-8
€ 9,99
von Andrea Karminrot | Juni 8, 2015 | Rezension, Roman |
Eine große Liebe zwischen Mutter und Sohn!…
Inniger kann eine Liebe nicht sein. Stoisch erträgt Bennie, die Anrufe der Mutter, die lebenslustig ihr Leben als Witwe meistert. Steht ihr Rede und Antwort, läßt sich nicht aus der Ruhe bringen, egal in welcher Situation oder Gelegenheit sie auch anrufen mag. Dann erfährt der Sohn, dass seine Mutter schwer krank ist: Anneken hat unheilbaren Krebs. Der Sohn und erfolgloser Komponist, möchte nicht, dass seine Mutter ihre Diagnose erfährt. Diese entwickelt einen besonderen Spass am Leben, verliebt sich neu und verschwindet Zeitweise in fremden Städten. Bennie wird angerufen und vor vollendete Tatsachen gestellt, wo sie sich aufhält. Aber eines Tages, ist die Mutter verschwunden, meldet sich nicht. Der Freund der Mutter macht sich große Sorgen, obwohl auch er nicht die Diagnose kennt. So macht sich der Sohn, mit dem Liebhaber, auf die Suche nach der Mutter. Bennie erfährt auf dieser Suche Dinge über seine Mutter, die er nie hören wollte, auch nie vermutet hätte.

Leon de Winter schreibt wundervoll leicht und unterhaltsam. Mit tiefgründigem Witz. Die Geschichte führt uns in die Nähe des Kriegsgebietes (1994) nach Split. Sarajevo liegt unter Beschuss und die Mutter möchte so dicht wie möglich an die Kampflinie. Dabei kommen Kriegstraumata der Mutter aus dem zweiten Weltkrieg zum Vorschein und werden sanft abgehandelt. Die Liebe des Sohnes, zu seiner Mutter, ist deutlich spürbar.
Am Ende hatte ich Tränen in den Augen. Ein wundervolles Buch, das ich nur empfehlen kann.
Die Widmung auf der ersten Seite:
“Zum Gedenken an meine Mutter
Annie de Winter-Zeldenrust
1910 – 1994”
von Leon de Winter
Leon de Winter, 1956 Sohn armer niederländischer Juden geboren, begann schon als Jugendlicher zu schreiben. Er veröffentlichte mit 24 Jahren seinen ersten Roman. De Winter schreibt Erzählungen, Romane und Drehbücher, die er teilweise schon realisiert hat, so wie ›
Der Himmel von Hollywood‹ unter der Regie von Sönke Wortmann. De Winter erhielt 2002 den Welt-Literaturpreis für sein Gesamtwerk und 2006 die
Buber-Rosenzweig-Medaille
»Leon de Winter hat etwas zu erzählen, und er tut es so gut, daß man nicht genug davon bekommen kann.«Der Tagesspiegel
Roman, detebe 22972, 176 Seiten
Erschienen im Aug. 1997
ISBN978-3-257-22972-1
von Andrea Karminrot | Mai 26, 2015 | Bildband, Sachbuch |
Ein Haus erben, hinfahren und in Erinnerungen schwelgen. Als Kleiner Junge, ist der Bildhauer schon in das kleine Dorf in Thüringen, zu seinen Großeltern gefahren. Der Großvater war für ihn wichtig. Als Junge aus der Großstadt, in der Schmiede des Opa’s zu helfen, war etwas besonderes. Nun ist der Großvater schon länger tot und die Großmutter vor kurzem gestorben. Die Nachbarn haben sich um das Haus gekümmert, so lange, wie die Oma im Heim lebte. Staub wischen, im Guten Zimmer, ein trockenes Blümchen in die Vase stellen. Die anderen Räume bleiben sich selber überlassen. Der Bildhauer entdeckt mit seiner Begleiterin, der Fotografin, Dinge, die hier schon sehr lange liegen, verweilen, erinnern. Der Bildhauer denkt an seine Kindertage in dem Haus zurück, findet Gegenstände, auch aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg….

In dem Buch findet man Bilder aus dem Haus, aus der Schmiede. Die Erinnerungen sind chronologisch erzählt. In kurzen und interessanten Sätzen begleiten wir den Bildhauer/kleinen Jungen aus Berlin (Ost) durch seine Vergangenheit mit dem Großvater. Viele Dinge in dem Haus werfen Rätsel auf, erklären aber auch. Manches ist uralt, manches aus der sozialistischen Zeit, vor dem Mauerfall oder noch aus der Zeit vor und während des ersten großen Krieges.
Bilder von der Fotografin aufgenommen und in klaren Fotos präsentiert, regen das Denken an. Was würde man selber in der Wohnung/dem Haus der Eltern/Großeltern finden? Die Bilder sind teilweise aus dem Blickwinkel eines Kindes aufgenommen. Das Haus wirkt wie eine Zeitkapsel.
Der Text ist schnell gelesen und einprägsam. Ohne jeden Schnörkel. Spannend zu lesen. Postkarten, Briefe, Dokumente…, all das findet man abgelichtet, auf der Spurensuche durch die Zeit.
Fotobände sind sonst nicht so meine Lieblingsbücher. Aber dieses fand ich schon sehr schön. Vor allem, da der Text gut geschrieben ist. Die Bilder strahlen etwas aus, dass in Erinnerungen schwelgen lässt. Mir hat es gefallen, dieses Buch durchzublättern und darin zu lesen. Ich kann es nur empfehlen mal durchzusehen, vielleicht findet ihr auch solchen Gefallen daran, wie ich.
von Barbara Schnabel – el.doelle – Tanja Langer
und einem Vorwort von Knut Elsterman
Verlag: Langen/Müller
1. Auflage 2014,
144 Seiten,
durchgehend farbig mit ca. 151 Fotos
Ich habe mich auch auf der Seite von
el.doelle umgeschaut. Auch dort habe ich ganz interessante Anregungen gefunden. Vielleicht schaut ihr dort mal vorbei.
Auch die Seite der Fotografin
Barbara Schnabel hat mir gefallen. Schöne Bilder habe ich dort gefunden.
Die Texte stammen von der Schriftstellerin
Tanja Langer. Sie hat auch „Der Himmel ist ein Taschenspieler“ geschrieben. Ein Buch, was immer noch auf meiner „WillhabenListe“ steht.