Serenade

Eine große Liebe zwischen Mutter und Sohn!… 
Inniger kann eine Liebe nicht sein. Stoisch erträgt Bennie, die Anrufe der Mutter, die lebenslustig ihr Leben als Witwe meistert. Steht ihr Rede und Antwort, läßt sich nicht aus der Ruhe bringen, egal in welcher Situation oder Gelegenheit sie auch anrufen mag. Dann erfährt der Sohn, dass seine Mutter schwer krank ist: Anneken hat unheilbaren Krebs. Der Sohn und erfolgloser Komponist, möchte nicht, dass seine Mutter ihre Diagnose erfährt. Diese entwickelt einen besonderen Spass am Leben, verliebt sich neu und verschwindet Zeitweise in fremden Städten. Bennie wird angerufen und vor vollendete Tatsachen gestellt, wo sie sich aufhält. Aber eines Tages, ist die Mutter verschwunden, meldet sich nicht. Der Freund der Mutter macht sich große Sorgen, obwohl auch er nicht die Diagnose kennt. So macht sich der Sohn, mit dem Liebhaber, auf die Suche nach der Mutter. Bennie erfährt auf dieser Suche Dinge über seine Mutter, die er nie hören wollte, auch nie vermutet hätte.
Leon de Winter schreibt wundervoll leicht und unterhaltsam. Mit tiefgründigem Witz. Die Geschichte führt uns in die Nähe des Kriegsgebietes (1994) nach Split. Sarajevo liegt unter Beschuss und die Mutter möchte so dicht wie möglich an die Kampflinie. Dabei kommen Kriegstraumata der Mutter aus dem zweiten Weltkrieg zum Vorschein und werden sanft abgehandelt. Die Liebe des Sohnes, zu seiner Mutter, ist deutlich spürbar. 
Am Ende hatte ich Tränen in den Augen. Ein wundervolles Buch, das ich nur empfehlen kann.
Die Widmung auf der ersten Seite:
“Zum Gedenken an meine Mutter
Annie de Winter-Zeldenrust
1910 – 1994”

von Leon de Winter
Leon de Winter, 1956 Sohn armer niederländischer Juden geboren, begann schon als Jugendlicher zu schreiben. Er veröffentlichte mit 24 Jahren seinen ersten Roman. De Winter schreibt Erzählungen, Romane und Drehbücher, die er teilweise schon realisiert hat, so wie ›Der Himmel von Hollywood‹ unter der Regie von Sönke Wortmann. De Winter erhielt 2002 den Welt-Literaturpreis für sein Gesamtwerk und 2006 die  Buber-Rosenzweig-Medaille 

»Leon de Winter hat etwas zu erzählen, und er tut es so gut, daß man nicht genug davon bekommen kann.«Der Tagesspiegel

Roman, detebe 22972, 176 Seiten
Erschienen im Aug. 1997
ISBN978-3-257-22972-1

Das Haus

Ein Haus erben, hinfahren und in Erinnerungen schwelgen. Als Kleiner Junge, ist der Bildhauer schon in das kleine Dorf in Thüringen, zu seinen Großeltern gefahren. Der Großvater war für ihn wichtig. Als Junge aus der Großstadt, in der Schmiede des Opa’s zu helfen, war etwas besonderes. Nun ist der Großvater schon länger tot und die Großmutter vor kurzem gestorben. Die Nachbarn haben sich um das Haus gekümmert, so lange, wie die Oma im Heim lebte. Staub wischen, im Guten Zimmer, ein trockenes Blümchen in die Vase stellen. Die anderen Räume bleiben sich selber überlassen. Der Bildhauer entdeckt mit seiner Begleiterin, der Fotografin, Dinge, die hier schon sehr lange liegen, verweilen, erinnern. Der Bildhauer denkt an seine Kindertage in dem Haus zurück, findet Gegenstände, auch aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg….
In dem Buch findet man Bilder aus dem Haus, aus der Schmiede. Die Erinnerungen sind chronologisch erzählt. In kurzen und interessanten Sätzen begleiten wir den Bildhauer/kleinen Jungen aus Berlin (Ost) durch seine Vergangenheit mit dem Großvater. Viele Dinge in dem Haus werfen Rätsel auf, erklären aber auch. Manches ist uralt, manches aus der sozialistischen Zeit, vor dem Mauerfall oder noch aus der Zeit vor und während des ersten großen Krieges. 
Bilder von der Fotografin aufgenommen und in klaren Fotos präsentiert, regen das Denken an. Was würde man selber in der Wohnung/dem Haus der Eltern/Großeltern finden? Die Bilder sind teilweise aus dem Blickwinkel eines Kindes aufgenommen. Das Haus wirkt wie eine Zeitkapsel.
Der Text ist schnell gelesen und einprägsam. Ohne jeden Schnörkel. Spannend zu lesen. Postkarten, Briefe, Dokumente…, all das findet man abgelichtet, auf der Spurensuche durch die Zeit.
Fotobände sind sonst nicht so meine Lieblingsbücher. Aber dieses fand ich schon sehr schön. Vor allem, da der Text gut geschrieben ist. Die Bilder strahlen etwas aus, dass in Erinnerungen schwelgen lässt. Mir hat es gefallen, dieses Buch durchzublättern und darin zu lesen. Ich kann es nur empfehlen mal durchzusehen, vielleicht findet ihr auch solchen Gefallen daran, wie ich.
von Barbara Schnabel – el.doelle – Tanja Langer
und einem Vorwort von Knut Elsterman
Verlag: Langen/Müller
1. Auflage 2014, 
144 Seiten, 
durchgehend farbig mit ca. 151 Fotos
Ich habe mich auch auf der Seite von el.doelle umgeschaut. Auch dort habe ich ganz interessante Anregungen gefunden. Vielleicht schaut ihr dort mal vorbei.
Auch die Seite der Fotografin Barbara Schnabel hat mir gefallen. Schöne Bilder habe ich dort gefunden.
Die Texte stammen von der Schriftstellerin Tanja Langer. Sie hat auch „Der Himmel ist ein Taschenspieler“ geschrieben. Ein Buch, was immer noch auf meiner „WillhabenListe“ steht.

Der Architekt des Sultans

von Elif Shafak

Die Geschichte ist diese: Jahan, ein 12 jähriger Junge, der aus einem armen Dorf stammt, wird zusammen mit einem weißen Elefanten in Istanbul, in dem Palast des Sultans aufgenommen. Als Mahut des Elefanten, lernt er den großen osmanischen Architekten Sinan kennen und schätzen. Denn dieser macht Jahan zu seinem Schüler und lässt ihn in die Palast-Schule gehen. Er lernt die Prinzessin im Palastgarten kennen und lieben, er erzählt ihr (Lügen)Geschichten. Jahan  erlebt 3 Sultane und die Gepflogenheiten der verschiedenen Herrscher kennen. Zog mit dem Elefanten in den Krieg und reiste mit einem Freund, auf Wunsch des Architekten, nach Italien, um Michel Angelo zu treffen….

“… Jahan erkannte schnell, dass es einfacher war, eine Brücke einzureißen, als eine zu bauen.”

Elif Shafak schreibt einen wunderbaren Roman, der wie ein Märchen aus Tausend und eine Nacht anmutet.. Sicherlich steckt da ein wenig Historisches dahinter, aber noch mehr hat sie daraus einen Roman mit Hintergrund gewoben. Ich mag es, wie sie uns die Entwicklung Jahans nahe bringt. Anfangs, noch der blauäugige Junge, der immer erwachsener wird. Der das Glück hat, bei einem Meister wie Sinan zu lernen. Der ihn beschützt und fördert. Liebevoll geschrieben, entführt Elif Shafak uns in das antike Istanbul, zeigt uns Plätze von denen wir gehört haben, und die uns faszinieren. Sinan, der Architekt des Sultan, hat einige eindrucksvolle Bauwerke in Istanbul und Umgebung geschaffen. Immer hinterlässt er an versteckten und doch offensichtlichen Stellen einen Makel in den Gebäuden, “denn nur Gott ist vollkommen”.

“…Wie schnell sich die Dinge ändern und wie tief und aus welcher Höhe Menschen fallen konnten, selbst solche, die er für unantastbar hielt! Aber vielleicht ja gerade diese. Als gäbe es zwei unsichtbare Bögen – mit unseren Taten und Worten stiegen wir auf, und mit unseren Taten und Worten ging es wieder nach unten.”

Das Buch hat die handliche Größe eines Taschenbuches. Auf den letzten Seiten findet man ein kleines Verzeichnis türkischer Wörter und deren Übersetzungen. In dem Roman, sieht man immer wieder kursiv geschriebene Wörter, wenn diese nicht noch auf der selben Seite erklärt werden, dann muss man nur in die letzten Seiten schauen. Sinan der Architekt war mir bisher kein Begriff. Inzwischen, dank dieses Buches habe ich einiges dazu gelernt.

“Du bist eine liebenswürdige, aber verwirrte Seele. Du bist wie ein Boot mit zwei Ruderern, die in entgegengesetzte Richtungen rudern. Du hast die Mitte deines Herzens noch nicht gefunden.”

Elif Shafak, (Şafak – türkisch „Morgenröte“) ist der Vorname ihrer Mutter. Als Diplomatenkind wuchs sie in Madrid und Ammam auf, hat studiert und ist heute eine der meistgelesenen Schriftstellerinnen in der Türkei. Ich habe von ihr “Die vierzig Geheimnisse der Liebe” gelesen und war von diesem Buch schon sehr angetan. Der Architekt des Sultan, lässt in der Roman einige lose Enden übrig, was der Gesamtgeschichte aber keinen Abbruch tut. In sich ist die Geschichte schlüssig und die vielen Nebenereignisse, würden nur verwirren. Dieses Buch zählt nun zu meinen liebsten Büchern!
Danke an den Kein & Aber Verlag für dieses Buch, es war mir eine Freude es zu lesen.
Original: The Architect’s Apprentice
Aus dem Englischen von Michaela Grabinger
Hardcover
Format: 11,6 x 18,5 cm, 656 Seiten
ISBN: 978-3-0369-5715-9
Mein Buch des Monats! Mehr Bücher bei Nicole

Die Montagsfrage

Montagsfrage: Kaufst oder leihst du Bücher lieber?

Svenja vom Buchfresserchen  fragt das heute.
Ich liebe Bücher. War klar! Ich kaufe Bücher nur noch, wenn ich sie auf jeden Fall brauche! Wenn ich mir sicher bin, das ich sie auf jeden Fall ein zweites oder gar drittes Mal lesen werde. Ich verschenke auch Bücher. Solche, die ich schön fand, aber bestimmt nie wieder in die Hand nehmen werde, außer ich muss sie entstauben. Ich kaufe allerdings immer öfter Bücher, die ich elektronisch lesen kann. Solche die kein Regal brauchen. Bei meiner Schwester gibt es auch ein Buchregal, das ich manchmal ausnutze, da wir den selben Lesegeschmack haben. 
So Fazit:
Ich kaufe selten, aber ausgewählt!
Ich leihe, alles was ich in die Hände bekomme.
Und gebe immer zurück!
Wer noch mehr Antworten auf diese Frage lesen möchte schaut bei Buchfresserchen vorbei!
Eure

Zwischen Kreisel und Kleistpark

von Volker Wieprecht
Ich kenne Volker Wieprecht aus dem Radio…er war der Moderator, der mir Radio näher gebracht hat. Mit seinem Kollegen Robert Skuppin hat er bei Radio Eins vom Rbb spannende und interessante Radiosendungen gemacht, die ihm am Ende auch noch einen Preis eingebracht haben: “Bester Moderator”! Ich kann nur sagen, den hat er verdient, Robert allerdings auch! 

“ …neugierig und offen, lustig und nachdenklich, kritisch und warmherzig…” laut Jury bei der Preisverleihung 2013

li Der Bierpinsel, oben Das Schlossstraßencenter, unten Das F

Dieser Volker Wieprecht, hat nun einen Berlin Stadtführer für den be.bra verlag geschrieben. Eine kleine Reise durch die Bezirke Steglitz und Schöneberg. In der Wieprechts-Art entsprechend, zieht er mit uns, die das Buch lesen, vom Steglitzer Kreisel bis zum Kleistpark. Er erzählt aus seiner Jugend und wie er die Stadtsituation jetzt sieht. Seine Erzählweise ist spannend, lustig, tiefsinnig eben einfach Volker … 

Er hat in dieses Buch Fakten gesteckt, die nachdenklich machen. Dinge, die manch ein Berliner gar nicht wissen möchte, die aber zu dieser Stadt gehören. Dinge, die tiefe Löcher in den Stadtsäckel gerissen haben, die bis heute totgeschwiegen werden. Er erzählt aus seiner Jugend und von seinen Freunden, schafft es mich zu Tränen zu rühren und im nächsten Moment einfach laut los zu lachen. Er hat mit Leuten geredet, die sich mit unserer Stadt auskennen. Hat Briefe geschrieben, um mehr zu erfahren und musste, wie es üblich ist, feststellen, dass Behörden ein echter Sumpf sind. Also ein Buch für jeden, der diese Stadt kennt und weiß wovon Volker Wieprecht hier eigentlich redet. Ich habe jedenfalls Tränen gelacht und mich auf mein Fahrrad gesetzt, um mir die Orte des Geschehens mal genauer anzusehen. Denn wie oft, fahre ich auf dieser langen Querverbindung, ohne mich umzuschauen. Schließlich bin ich genau in diesen Bezirken aufgewachsen und kenne die meisten Ecken von denen Volker erzählt. Da er nur 2 Jahre älter ist, haben wir auch fast die selben Zeiten erlebt, und mein zu Hause war nicht weit weg, von den Orten, die er beschreibt. Wer weiß, vielleicht sind wir uns ja auch schon mal begegnet, waren auf der selben Party, kannten die selben Leute ☺
li Die GoerzHöfe, mi Die Durchfahrt in den Hof
 ,re Friedenauer Rathaus
Ich kann dieses Buch jedenfalls jedem empfehlen, der diese Stadt kennt und liebt. Hebt mal wieder den Blick von den Straßen und schaut euch um. So schlimm ist das mit der Hundescheiße auf den Berliner Straßen nun auch nicht mehr. Unsere Stadt ist spannend und hinter den ollen Fassaden gibt es tolle Geschichten…

“Berliner Orte”
144 S., Paperback
ISBN 978-3-89809-119-0
ISBN (E-Book) 978-3-8393-0119-7
September 2014