von Andrea Karminrot | Dez 11, 2015 | Rezension, Roman |
Lilie überrascht in ihrer Pariser Wohnung Einbrecher, die als sie flüchten, der jungen Frau ein Gemälde über den Schädel schlagen und dabei das Bild zerreißen. Als Lilie wieder zu sich kommt, findet sie in dem Rahmen des demolierten Bilde einen Brief von einem Mädchen an ihren verstorbenen Vater, der dieses Bild scheinbar gemalt hatte. Das Mädchen ist eine Urahnin der Überfallenen, eine damals bekannte Malerin der Belle Époque, Georgette Agutte. Kurzentschlossen nimmt Lilie das Bild mit auf ihre Reise nach Deutschland, zu ihrer Wahlfamilie, die sie noch aus Kindertagen kennt. Der Vater, den Lilie sich immer als den eigenen gewünscht hatte, würde an Krebs sterben. Der Brief bringt die Familie noch einmal zu einer Reise, vom Niederrhein bis in die Karibik, zusammen. Auf der Suche nach der Malerin Georgette Agutte und einem versteckten, wertvollen Bild.
Anne Gesthuysen entführt uns in ihrem zweiten Roman, nach “Wir sind doch Schwester”, in die Welt der Künstler und Maler der Belle Époque. Ihre Hauptfigur, Georgette Agutte ist eine Malerin, deren Bilder scheinbar in Vergessenheit geraten sind. Georgette trifft auf bekannte Maler, wie Renoir, Matisse und Pissarro. Einige Andere säumen ebenfalls ihren Weg durch die Zeit.
Lilie, die nie einen guten Draht zu ihrem eigenen Vater hatte, findet bei ihrer Gastfamilie in Deutschland einen Vater der ihr stets zur Seite stand. Auch Hanna, die Tochter der Deutschen, ist Lilie eine wahre Schwester. Gemeinsam stehen sie die schwere Zeit des Abschieds durch und erleben den Vater noch einmal lustig und von seiner Krankheit abgelenkt.
Auch die Geschichte um die Malerin gefiel mir. Interessante Persönlichkeiten, gehen in dem Hause Agutte-Sembat ein und aus.( Mit ein paar Klicks, durch das Internet, findet man die beschriebenen Bilder der Künstler) Es wird gemalt, gefachsimpelt und diskutiert. Frankreich kurz vor dem ersten Weltkrieg, in den Zeiten des Fauvismus, als die Künstler geschmäht und angegriffen wurde, für ihre Werke zu den Weltausstellungen.
Anne Gesthuysen, schrieb eine interessante Geschichte zwischen den Jahrhunderten. Hat Fiktion mit Realität zu einem spannenden, kurzweiligen Roman verwoben. Es hat Spaß gemacht dieses Buch zu lesen und hat mir einige schöne Stunden beschert.
432 Seiten,
gebunden
von Andrea Karminrot | Dez 4, 2015 | Komödie, Rezension, Roman |
1939, Liesel und ihr Bruder sollen zu Pflegeeltern gegeben werden. In dem Zug, auf dem Weg zu den Hubermanns, hielt Liesel ihren Bruder im Arm, die kranke Mutter neben sich, als der Junge starb. Neben der Bahnstrecke wird der kleine Bruder im winterlichen Boden beerdigt, dabei fällt dem Totengräber ein Büchlein aus der Tasche, das Liesel an sich nimmt und verbirgt. „Handbuch für Totengräber“ steht in goldenen Buchstaben darauf. Das ist der Moment, als der Tod ein Auge auf Liesel wirft und die Karriere der Bücherdiebin beginnt. Die Mutter überlässt dem Münchner Paar, Rosa und Hans Hubermann aus der Himmelsstraße, das Mädchen. Hans ist ein herzensguter Mensch, der Liesel ein echter Freund wird. Er bringt dem Mädchen das Lesen anhand des „gefundenen“ Buches bei. Zeigt ihr die Macht der Worte. Liesel schlägt sich mit den Klassenkameraden, spielt Fußball und findet ihren besten Freund, Rudi. Als Max, ein jüdischer junger Mann, auftaucht und um Hilfe bittet, wird einiges anders und doch nicht alles.
Erzählt wird vom Tod, einem recht angenehmer Erzähler, wenn man sich an seinen Stil gewöhnt hat. Er erzählt oft schon was geschehen wird, nimmt die Geschichte voraus, kommt aber immer wieder auf die eigentliche Geschichte der Bücherdiebin zurück. Immer wieder wird klar, wieviel der Tod in dieser grausigen Zeit zu tun hatte. Der Tod hat auch einen ganz anderen Blick in die Seelen der Menschen. Sieht vieles klarer und emotionsloser. Rückt auch sich selber ins rechte Licht, denn er trägt zum Beispiel, nur wenn es kalt,wird einen schwarzen Kaputzenmantel.
Seite 267: …“Natürlich bin ich gemein. Ich verderbe euch den Spaß und nehme das Ende vorweg, das Ende des gesamten Buches und besonders diesen Abschnitts. Ich habe euch zwei Ergebnisse im Voraus verraten, weil ich nicht an Heimlichtuerei interessiert bin. Heimlichkeiten langweilen mich. Ich weiß, was passieren wird, und ihr auch. Es ist die Art und Weise, wie es passiert, die mich ärgert, verwirrt, fasziniert und erstaunt”…
Wir begleiten Liesel, Rudi und Max, den jüdischen Gast, durch die Jahre des Krieges. Lassen uns die Geschichte vom Tod erzählen. Es ist eine leichte Lektüre, die uns das Leben der Menschen in der Himmelstraße, in dem armen Teil Münchens zeigt. Die Entbehrungen und Katastrophen, die über eine “normale” arme Familie hereingebrochen sind, als Hitler die Führung übernahm. Die Beschreibungen versetzen leicht in diesen Vorort von München, geben Aufschluss über ein einfaches Leben.
Ich finde es sehr mitreißend erzählt. Man muss sich allerdings an die Art des Erzählers erst gewöhnen. Über den einzelnen Kapiteln stehen fettgedruckte Überschriften, die schon einiges vorwegnehmen und sollte man sie überlesen, fehlen die Zusammenhänge. (Ich überlese gerne solche Überschriften ☺) Die Macht der Worte, wird hier wirklich außerordentlich deutlich. Viele Metaphern sind zu finden. Ich finde, eine außergewöhnliche Art, mit dieser brutalen Zeit um zu gehen.
Ein absolutes Leseerlebnis!
Von Markus Zusak
Taschenbuch
608 Seiten
ISBN: 978-3-442-37395-6
von Andrea Karminrot | Dez 4, 2015 | Backbuch |
Heute möchte ich euch ein Brotbackbuch vorstellen, dass mich wirklich von den Socken gerissen hat. Der Bäckermeister Werner Kräling erzählt auf 103 Seiten (von 239), was ein gutes Brot ausmacht. Angefangen von den Mehlen, über den selbstgezogenen Sauerteig, bis hin zum richtigen Kneten und Backen. Die Erklärungen rund um die Zutaten sind sehr interessant und verständlich. Man findet Praxistipps und Bilder, die alles deutlich machen. Die Brotrezepte selber sind einfach erklärt. Und wenn man sich auch nur ein wenig auf den informativen Seiten eingelesen hat, versteht man was der Bäckermeister von einem will. Es braucht keine besonderen Materialien, um wirklich köstliche Brote zu backen. Fast alles hat man im eigenen Haushalt. (Vorausgesetzt, man bäckt ab und zu mal) Allein die Knettechnik hat mich fasziniert. Wie lange ein Teig gehen muss und warum, wird plausibel erläutert. Das Rezeptangebot geht vom einfachen Heidebrot, über Toastbrot, zu herzhaftem Mediterranen, hin zu süßen Broten, die allesamt mit schönen Fotos bebildert sind. Auf den letzten Seiten, findet man auch noch einmal eine Zusammenfassung der Grundbegriffe mit einer Kurzerklärung. Gut, dass es in meinem Haushalt einen gut gefütterten Sauerteig gibt, der kurzerhand mit den richtigen Mehlen zum Einsatz kam. Da ich keine Küchenmaschine besitze und ich den Teig ohnehin gerne knete (da kann man seine ganze aufgestaute Wut hineinkneten!), wurden die Zutaten auf die Küchenplatte gestreut und zu einem Hefeteig verknetet. Der Bäckermeister erklärt im Anfangsteil des Buches, wie wichtig das ausdauernde Kneten ist. So quälte* ich den Teig etwa 25 Minuten. (*Übrigens ein Ausdruck, den der Autor selber verwendete). Und es hat sich wirklich gelohnt.
Der studierte Bäckermeister gibt Tipps, wie man den Teig rundwirkt und vor allem auch, warum man das machen sollte. Bevor ich dieses Buch studierte, habe ich schon Brot gebacken, aber nun weiß ich wie es richtig geht. Belohnt wurde meine Familie mit Broten, die wenn sie aus dem Ofen kommen, wunderbar duften und knacken, wenn man darauf drückt. Kennt ihr das noch, wenn man als Kind vom Bäcker kam und der Kanten einfach unwiderstehlich aus der Tüte schaute? So geht es mir immer noch, wenn das frische Brot zum Auskühlen auf dem Rost liegt.
Ich kann dieses Buch wirklich wärmstens empfehlen.
Der Meister Werner Kräling stammt aus einer Bäckerfamilie. Er hat Fortbildungsseminare für Handwerksbäcker gegeben. War erster Vorsitzender des Vereins „slow baking – Backen mit Zeit für Geschmack“ Er war Chefredakteur der „Allgemeinen BäckerZeitung“ Er hat maßgeblich an dem ersten Backkongress mitgearbeitet, war Dozent an der Ersten Deutschen Bäckerfachschule in Olpe und, und, und…
Heute arbeitet er als freier Fachjournalist, Buchautor, Back- und PR-Berater in der Backbranche.
200 Seiten
1. Auflage 2015
Höhe 275 mm, Breite 200 mm
Matthaes Verlag
ISBN: 9783875154092
von Andrea Karminrot | Nov 23, 2015 | Jugendbuch, Rezension |
1939, Liesel und ihr Bruder sollen zu Pflegeeltern gegeben werden. In dem Zug, auf dem Weg zu den Hubermanns, hielt Liesel ihren Bruder im Arm, die kranke Mutter neben sich, als der Junge starb. Neben der Bahnstrecke wird der kleine Bruder im winterlichen Boden beerdigt, dabei fällt dem Totengräber ein Büchlein aus der Tasche, das Liesel an sich nimmt und verbirgt. „Handbuch für Totengräber“ steht in goldenen Buchstaben darauf. Das ist der Moment, als der Tod ein Auge auf Liesel wirft und die Karriere der Bücherdiebin beginnt. Die Mutter überlässt dem Münchner Paar, Rosa und Hans Hubermann aus der Himmelsstraße, das Mädchen. Hans ist ein herzensguter Mensch, der Liesel ein echter Freund wird. Er bringt dem Mädchen das Lesen anhand des „gefundenen“ Buches bei. Zeigt ihr die Macht der Worte. Liesel schlägt sich mit den Klassenkameraden, spielt Fußball und findet ihren besten Freund, Rudi. Als Max, ein jüdischer junger Mann, auftaucht und um Hilfe bittet, wird einiges anders und doch nicht alles.
Erzählt wird vom Tod, einem recht angenehmer Erzähler, wenn man sich an seinen Stil gewöhnt hat. Er erzählt oft schon was geschehen wird, nimmt die Geschichte voraus, kommt aber immer wieder auf die eigentliche Geschichte der Bücherdiebin zurück. Immer wieder wird klar, wieviel der Tod in dieser grausigen Zeit zu tun hatte. Der Tod hat auch einen ganz anderen Blick in die Seelen der Menschen. Sieht vieles klarer und emotionsloser. Rückt auch sich selber ins rechte Licht, denn er trägt zum Beispiel, nur wenn es kalt,wird einen schwarzen Kaputzenmantel.
Seite 267: …“Natürlich bin ich gemein. Ich verderbe euch den Spaß und nehme das Ende vorweg, das Ende des gesamten Buches und besonders diesen Abschnitts. Ich habe euch zwei Ergebnisse im Voraus verraten, weil ich nicht an Heimlichtuerei interessiert bin. Heimlichkeiten langweilen mich. Ich weiß, was passieren wird, und ihr auch. Es ist die Art und Weise, wie es passiert, die mich ärgert, verwirrt, fasziniert und erstaunt”…
Wir begleiten Liesel, Rudi und Max, den jüdischen Gast, durch die Jahre des Krieges. Lassen uns die Geschichte vom Tod erzählen. Es ist eine leichte Lektüre, die uns das Leben der Menschen in der Himmelstraße, in dem armen Teil Münchens zeigt. Die Entbehrungen und Katastrophen, die über eine “normale” arme Familie hereingebrochen sind, als Hitler die Führung übernahm. Die Beschreibungen versetzen leicht in diesen Vorort von München, geben Aufschluss über ein einfaches Leben.
Ich finde es sehr mitreißend erzählt. Man muss sich allerdings an die Art des Erzählers erst gewöhnen. Über den einzelnen Kapiteln stehen fettgedruckte Überschriften, die schon einiges vorwegnehmen und sollte man sie überlesen, fehlen die Zusammenhänge. (Ich überlese gerne solche Überschriften ☺) Die Macht der Worte, wird hier wirklich außerordentlich deutlich. Viele Metaphern sind zu finden. Ich finde, eine außergewöhnliche Art, mit dieser brutalen Zeit um zu gehen.
Ein absolutes Leseerlebnis!
Von Markus Zusak
Mein Buch des Monats November
von Andrea Karminrot | Nov 19, 2015 | Hörbuch, Komödie |
2011 wacht Adolf Hitler auf einem leeren Grundstück in Berlin Mitte auf. Er ist selber sehr überrascht, wieso er dort auftaucht. Er sucht seinen Führerbunker und seine Mitläufer, aber nichts außer ein paar fußballspielenden Jungen sind zu sehen. Er macht sich auf den Weg um seine Leute zu suchen und bleibt an einem Zeitungskiosk “hängen”. Der junge Zeitungsverkäufer hilft dem gut hergerichteten Hitlerkomödianten, der mit seinem Auftreten und dem rollenden R in der Sprache wirklich genial nachgestellt wirkt. Er gibt ihm vorübergehend eine Unterkunft und hilft ihm in dem modernen Leben Fuß zu fassen. Hitler selber ist etwas verwirrt, findet sich aber schnell in der Moderne zurecht. Bleibt sich komplett treu und nimmt kein Blatt vor den Mund. So wie er immer war, aber keiner sieht ihn als das, was er in Wirklichkeit ist…Der Führer!
Christoph Maria Herbst liest dieses Buch. Dieser Schauspieler ist eine erstklassige Wahl. Er gibt dem 122 (oder 56) Jährigen eine perfekte Stimme und hat obendrauf diesen herrlichen schwarzen Humor, der für diese Buch spricht. Aber auch die anderen Figuren werden von Herbst hervorragend gesprochen. Er koddert wie es die Berliner gerne machen, genauso wie er den kölner Dialekt wunderbar imitiert.
Gefährlich finde ich die Situationen, die in diesem Buch angesprochen werden. Wie leicht sich die Menschen übertölpeln lassen würden und wie leicht es Einer hätte, wenn man nur die richtigen Knöpfe drückt.
Sprachlich finde ich das Buch auf jeden Fall gelungen. Es sprudelt lustig (soweit man schwarzen Humor mag) vor sich hin. Viele Momente sind einfach zum schmunzeln gemacht. Das Ende bleibt offen. Vielleicht hat sich der Autor einen zweiten Teil vorgenommen.