Draußen

Draußen

Cayenne, ihr jüngerer Bruder Joshua und Stephan, der Vater der Beiden, leben draußen in den Brandenburger Wäldern. Meistens umgehen sie die Menschen und suchen sich in der Natur Unterschlupf. Schon immer waren sie auf der Flucht und auf der ganzen Welt unterwegs. Stephan ist ihr Anführer und bringt ihnen alles bei, was man zum Leben draußen braucht. Auch, wie man sich bei einem möglichen Angriff verteidigen muss. Stephan ist unbarmherzig und drillt die Pubertierenden streng. Eines Tages hat Cayenne aber die Nase voll. Sie will endlich wie ein ganz normales Mädchen leben. Freunde treffen, mit anderen Grillen oder vielleicht sogar einen Freund finden. Seit einiger Zeit haben sie Unterschlupf in einem Camper auf einem Zeltplatz gefunden. Die Gelegenheit ist günstig, als sie zum Herbstfest eingeladen werden. Stephan ist natürlich dagegen, aber die Kinder haben schon zugesagt.

Sie gehen zum Fest und am Ende eskaliert das Ganze. Cayenne läuft weg, weil sich ihr Vater daneben benommen hat und der Junge, der sie gerade küssen wollte, eine abfällige Bemerkung über ihre Hautfarbe machte. Ganz zu schweigen von dem Schlag, den der junge Mann von Stephan kassierte.
Im Wald leckt Cayenne ihre Wunden. Doch nicht lange und sie wird von einem Mann angegriffen. Dieser schlägt sie krankenhausreif und versucht sie mit einer Garotte zu erdrosseln.

Nicht nur Cayenne hat mit diesem Mörder zu tun. Ein anderer Mann wird in seinem Haus überfallen und mit der Garotte ermordet. Andere Männer scheinen zu wissen, was da auf sie zu kommt und das scheint nicht gut zu sein. Irgendjemand sucht nach Stephan und den Männern. Irgendjemand will sie alle töten!

Brandenburgkrimi

Ich mag es Bücher zu lesen, die an Orten spielen, die ich kenne. So spielt dieser Krimi ganz in meiner Nähe, in den Brandenburger Wäldern. In dem Buch wird erwähnt, dass sie teilweise wie ein Urwald wirken. Und das kann ich nur bestätigen. Man kann sich da draußen bestimmt gut verstecken, wenn man sich auskennt. Die beiden Schriftsteller kennen sich zumindest mit den Örtlichkeiten recht gut aus. Zeitweise wird der Leser mit in die Hauptstadt genommen. Die Angst vor dem Mörder breitet sich aus.

Das Buch hat es nur zu 🐭🐭🐭 gebracht. Ich denke da wäre mehr drin gewesen.

 

Draußen

Ein Krimi von Volker Klüpfel und Michael Kobr
ISBN 9783550081811
384 Seiten
Ullstein Buchverlage

Dunkles Lavandou {eine Krimirezension}

Lavandou liegt mitten in der Provence! Dort Urlaub zu machen, muss einfach herrlich sein. Die Menschen strömen im Sommer gerne dorthin. Es ist ja auch einfach zu schön in der Provence.

Dunkles Lavandou

Doch nicht alles scheint dort so rosig zu sein. Warum springt eine junge Frau von einer Brücke in den Tod? Einfach so vor einen LKW. Als Leon Ritter, der Gerichtsmediziner des Bezirkes, die Leiche obduziert, stellt er fest, dass die Frau schon vor ihrem Sprung tot gewesen sein musste. Leon ist ein akribischer Pathologe. Ihm scheint nichts zu entgehen.

Die junge Frau wird nicht die letzte Leiche bleiben. Seltsam sind die Dinge, die Leon neben den Leichen oder den Orten ihres Selbstmordes findet. Sollte das ein Serienmörder sein? Leon Ritter und seine Lebensgefährtin Polizeichefin Capitaine Isabelle Morell, suchen nach einem Muster.

Die Polizei von Lavandou, hat kein großes Interesse daran, die Fälle zu lösen. Die Angst, dass die Touristen sich ängstigen könnten schwebt wie ein Damokles Schwert über der Stadt. Erst als dann zwei weitere Frauen verschwinden, nehmen sie die Sache ernst. Immerhin handelt es sich um die Tochter des Kultusministers und ihrer Freundin, die in der Provence mit dem Auto unterwegs waren.

Geheimnisse

Nicht nur die verschwundenen Frauen und die Leichen spielen in dem Krimi eine Rolle. Das Zusammenleben von Leon und Isabelle steht genauso im Vordergrund. Isabelle hat ein Geheimnis vor Leon, weshalb sie die Ermittlungen schleifen lässt. Aber irgendwie passt einfach sehr gut zusammen.

Ich kannte die Serie um den aus Frankfurt stammenden Gerichtsmediziner Leon Ritter noch nicht. Doch hat mir dieser Roman, aus dem Südfranzösischen Lavandou, gefallen. Sobald man sich in den Krimi eingelesen hat, hatte man das Gefühl, einen Kurzurlaub dort zu machen. Die Gegend ist einfach zu schön beschrieben. Aber auch das Paar Isabelle und Leon passen perfekt zueinander. Es ist auch nicht unbedingt nötig, einen der vorangegangenen Fälle gelesen zu haben. Schnell ist man in der Geschichte und ermittelt mit. Ich denke, dass ich auch noch die vorangegangen Bücher lesen werde, bzw. die Nachfolgebände.

Das Buch war für mich spannend und gleichzeitig Erholung. Dieses Buch habe ich schon einmal in den Büchern für den Juni erwähnt

 

Dunkles Lavandou

Leon Ritters sechster Fall
Autor: Remy Eyssen
Verlag: Ullstein Taschenbuch
496 Seiten
ISBN: 9783548291277

Daisy Jones & the Six, ein besonderer Roman

Daisy Jones & The Six

Daisy Jones ist eine junge Frau, die seit Kindertagen auf der Suche nach Geborgenheit und Anerkennung war. Ihre Eltern hatten sich, nach Daisy’s Angaben, nie um das Kind gekümmert. Als Teenager glaubt sie, sich mit Partys, Drogen und Sex, Anerkennung zu erschleichen. Sie ist eine sehr gut aussehende junge Frau. Große tiefblaue Augen, eine Singstimme, die einen umhaut, eine Figur, um die sie jede Frau beneidet hätte.

Diese Daisy nun, trifft 1975 auf die Rock ’n’ Roll Band, The Six. Eine Truppe, die ihre ersten Erfolge verzeichnen konnte. Die Brüder Graham (Leadgitarrist) und Billy Dunne (Leadsänger) gründeten diese Gruppe. Dabei coverten sie am Anfang noch Songs von anderen Bands. Doch bald schrieb Billy eigene Musik und Texte. Die restlichen Mitglieder setzten sich aus der einzigen Frau Karen Karen (Keyboarderin), den Brüdern Eddi Loving (Gitarrist) und Pete Loving (Bassist) und dem Drummer Warren Rhodes zusammen.

Daisy Jones bekommt die Gelegenheit, einen Song mit Billy zusammen zu singen. Die Produzenten sind sehr angetan und wünschen sich unbedingt eine Zusammenarbeit mit der Band. Wie sich inzwischen alles zusammenfügt und wie die Menschen der Band miteinander zurechtkommen, dass erzählen die Bandmitglieder einer Reporterin.
Und genau so ist dieses Buch auch aufgebaut. Hier kommt jeder mal zu Wort. Die Musiker und Freunde der Gruppe, die Ehefrauen und Produzenten plaudern aus dem Nähkästchen. Das ganze Buch ist wie ein einziges Interview aufgebaut.

Daisy Jones and The Six, ein Musikroman

Was ich gelesen habe

Am Anfang des Buches war mir gar nicht bewusst, dass das ganze Buch im Interview-Stil geschrieben ist. Auf den ersten Seiten habe ich immer wieder gewartet, wann es denn mal richtig losgeht. Aber so nach und nach, habe ich mich an diesen merkwürdigen Lesestil gewöhnt. Fand es tatsächlich sogar recht angenehm, weil es eben kein drumherum gab. Die Reporterin fragt nur selten dazwischen und hat das Ganze dann zu einem durchgängig erzählten Roman zusammengesetzt.

Unterteilt in die Jahre (das sind die Kapitel), bekommt man ein Gefühl für die Bandmitglieder und die Menschen, die um die Musiker herum leben. Lachend wird von ihren Sex- und Drogeneskapaden erzählt. Wie sie sich gefunden, welchen Lebenswandel sie vollzogen haben. Auch Neid und Missgunst spielen natürlich eine Rolle: „Ich kann mit dem nicht mehr arbeiten“ oder „Immer will der im Mittelpunkt stehen“, wird besonders deutlich, da es sich um ein Interview handelt.

Natürlich besteht eine Musikgruppe nicht nur aus denen, die auf der Bühne stehen, weshalb eine Menge Menschen zu Wort kommen. Da kann man schon mal durcheinander geraten. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, so steht es auf den ersten Seiten. Denn jeder Mensch, hat so seine eigene Sicht auf die Dinge und vergisst auch mal, dass eine oder andere zu erwähnen, was dann wieder ein Anderer für wichtig hält. So fügt sich ein tolles Bild der Musiker zusammen.

Ich denke, dass es manchem nicht gefallen wird, wie dieses Buch aufgebaut ist. Doch mir hat es (nachdem ich gemerkt hatte, dass es immer im Interview-Format bleiben wird) am Ende sehr viel Spaß gemacht zu lesen. Der Aufstieg und der Fall dieser fiktiven Musikgruppe veranlasst dazu, doch nach diesen Personen zu googeln (natürlich erfolglos!). Die Idee der Autorin gefällt mir sehr. Beim Googeln habe ich eine Playlist bei Spotify gefunden, die ich während des Lesens, nebenher gehört habe. Das machte das Buch um so lebendiger.

Die Autorin

Taylor Jenkins Reid lebt mit ihrer Familie in Los Angeles. Sie schreibt seit 2013 Romane. Vorher hat sie eine Karriere als Journalistin gemacht. Außerdem schrieb sie für das Fernsehen.
Ihre Bücher wurden bisher große Erfolge. (Neun Tage und ein Jahr, Zwei auf Umwegen) Wunderbare Sommerbücher!

Ullstein Verlag
368 Seiten
Aus dem Amerikanischen übersetzt
von Conny Lösch (eine tolle Frau übrigens!)
ISBN: 9783550200779

Gladys macht, dass du lachst,weinst und nachdenkst

Miss Gladys und ihr Astronaut

ein Roman von

David M. Barnett

Cover vom Buch

Gladys ist eine Siebzigjährige Dame in England, die die Aufgabe hat, für ihre Enkel Ellie und James die Erziehungsberechtigte zu spielen. Nur, dass Gladys ein kleines Problem hat, sie ist schon etwas dement. Sie verheddert sich in ihren Alltagshandlungen, so dass es schon mal vorkommt, dass das Schulhemd von James einen Brandfleck hat, das Handy im Kühlschrank und die Butter am Ladekabel hängt. Als Gladys dann auch noch erklärt, dass sie mit einem Mann gesprochen habe, der zum Mars unterwegs sei, befindet sie ihre Fünfzehnjährige Enkelin Ellie für absolut irre. Ellie hat so schon genug Probleme, weil sie neben der Schule auch noch für den Lebensunterhalt sorgen muss. Da ist die verrückte Oma, noch das Tüpfelchen auf dem I.

Gladys hat aber tatsächlich mit dem Astronaut Thomas Major gesprochen. Eigentlich wollte Thomas seine Exfrau aus dem All anrufen, doch die Telefonnummer seiner Ex ließ das Telefon von Gladys klingeln. Thomas ein schwieriger Geselle, der einen recht trockenen Humor hat und fast schon gemein scheint. Das stört aber Gladys in ihrer kindlichen Art kein Stück und so entwickelt sich eine interessante Freundschaft.

Gespickt mit wunderbaren Songs von David Bowie aus den Achtzigern, schwebt der Astronaut Major Tom in Richtung Mars. Warum er unbedingt eine Reise ohne Wiederkehr machen wollte, lag wohl an all den Enttäuschungen, die er erlebt hat. Thomas (Major Tom) hat einen so herrlichen, schwarzen und sarkastischen Humor, der allerdings nicht jedem gefällt.

Ich habe dieses Buch genossen wie eine Schachtel Pralinen. Langsam, Stück für Stück, sämtliche Pointen genießend. Teilweise trieb es mir die Tränen in die Augen, die dann aber wieder schnell von Gladys, der dementen alten Dame vertrieben wurden, wenn sie, in ihrem schlichten Dasein, wieder Einiges durcheinander brachte.

Ullstein Verlag
416 Seiten
Calling Major Tom
Aus dem Englischen übersetzt von Wibke Kuhn.
ISBN-13 9783548289540

Verlinkt bei Niwibos Buch und mehr

Betrunkene Bäume

Erich ist alt. Der alte Mann kann sich nicht mehr allein versorgen. Doch die Hilfe, die ihm seine Tochter besorgt, will er nicht. Erich ist immer noch stur genug, sein Leben selber bestimmen zu wollen.  Er fühlt sich allein gelassen und lehnt gleichzeitig alle Hilfe ab. Obwohl seine Tochter alles für den alten Mann in die Wege leitet, ist sie doch nicht für ihn da. Einzig die Bäume, geben Erich das Gefühl nicht ganz zu vereinsamen.
Katharina bricht aus ihrem Leben aus. Sie gibt der Mutter die Schuld, dass der Vater nach Sibirien abgehauen ist. Der Streit zwischen Mutter und Tochter endet in Schweigen und Flucht. Die Tochter versteckt sich vor der Mutter und sie erfährt, wie es ist, allein zu sein. Sie trifft auf Erich und findet Zugang zu dem mürrischen Alten. Gemeinsam kramen sie ihre Geheimnisse hervor und versuchen das Beste daraus zu machen. Erich und Katharina, verbinden ihre Ängste und Sehnsüchte. Die Sehnsucht nach einem geliebten Menschen, der sie einfach im Stich gelassen hat.

Anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten in dem Buch anzukommen.  Irgendwann fand ich dann den Faden, der mich durch die Geschichte zog und nicht mehr los ließ. Die Schriftstellerin hat eine sympathische Art, ihre Figuren lebendig werden zu lassen. Sie schreibt etwas melancholisch, aber nicht so, dass man sich selber schlecht fühlt. Ihre Figuren haben Witz und sehnen sich nach Geborgenheit. Und das kann man förmlich spüren. Die klare Schreibweise von Ada Dorian macht, dass man die Figuren nur allzu gut verstehen kann. Schade, dass das Buch nur knappe 300 Seiten hatte. Ich hätte noch mehr lesen können.
Was hat der Titel nun mit dem Buch zu tun? Das erklärt sich im Laufe der Geschichte. Betrunkene Bäume gibt es nämlich wirklich. Das sind Bäume, denen der Boden keinen Halt mehr gibt, weil er aufgeweicht ist. Die Bäume kippen zur Seite. Wenn der Boden wieder fester wird, haben sie wieder Halt und wachsen einfach weiter, nur dass ihr Stamm verbogen in den Himmel ragt. 
Von Ada Dorian 
Ullstein Verlag 
272 Seiten