Selma Lagerlöf, Die Liebe und der Traum vom Fliegen

Selma Lagerlöf (1858-1940) kennen alle. Sie schrieb Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen. Doch Selma war noch mehr als nur die Schriftstellerin. Wusstest du, dass sie als erste Frau den Nobelpreis für Literatur bekam, dass sie sich sehr für die Frauenrechte einsetzte?

In der Romanbiografie können wir einen Blick in das Leben Selma Lagerlöf werfen. Maria Regina Kaiser macht es uns einfach, diese Frau, über ihr schriftstellerisches Können hinaus, zu lieben.

Selma wuchs als Vaters Liebling, in Strömstad, Schweden auf. Als Selma drei Jahre alt war konnte sie sich nach einem Bad in einer Quelle nicht mehr alleine bewegen. Der Vater fuhr mit dem Kind sogar zum vornehmsten Doktor in Karlstad, damit seine kleine Selma wieder die Alte wurde (obwohl er es sich eigentlich nicht leisten konnte!). Aber nichts half. Selma wurde besonders umsorgt, bekam alles was sie sich wünschte. Als die Familie dann einige Jahre später eine Reise unternahm, fing die Fünfjährige ganz unbewusst wieder zu laufen an. Etwas hinkend, aber es ging.

Damit sich das Kind besser entwickeln kann, wurde sie dann zu den reicheren Verwandten nach Stockholm geschickt. Sie bekam dort Gymnastik verordnet, die ihr gut half. Und ganz nebenher, lernte sie dort Englisch und Klavierspielen. Alles andere, wie schreiben, lesen und das nötigste der Mathematik, lernten die Mädchen der Familie Lagerlöf von ihrer Kinderfrau. In die Schule gingen sie nicht. Das hielt Selma aber nicht davon ab, später Gedichte, Reden und Poeme für die Nachbarschaft zu schreiben. Jeder, der ihre Worte las oder hörte, war begeistert.

Aber das schreiben und dichten war nicht ihre einzige Leidenschaft. Sie wollte eigentlich Flugapparate entwickeln und bauen. Doch dann kam einiges anders.

 

 

Selma durfte auf die Lehrerinnen-Schule gehen und bestand die Aufnahmeprüfung. Als Lehrerin, verdiente sie sich ihr erstes Geld und dann schrieb sie Prosa…
Jeder kennt die Reise des Gänsehüters Nils Holgerson. Doch wusstest du, dass dieses Buch eigens für die Schüler Schwedens geschrieben wurde? Selma saß sehr lange an diesem Roman, bis sie endlich die Eingebung hatte. Lagerlöf schrieb viel. Einige Bücher entstanden nach ihrer Reise nach Afrika, die sie mit Sophie Elkan unternahm. Sie wurde immer wieder inspiriert und schuf ein gutes Buch nach dem anderen, dass sie (einigermaßen) reicher machte.

Die Schriftstellerin verliebte sich in eine Sophie Elkan, die sie aber niemals anfassen durfte und gleichzeitig hatte die Autorin eine Liebesbeziehung zu Valborg Olander, die sie immer auf Händen trug und Selma jeden Wunsch von den Augen ablas. Selma Lagerlöf sprach vor Frauenversammlungen und im Radio. Das Frauenwahlrecht gab es zu ihrer Zeit noch nicht und wie fast überall in Europa, bekamen Frauen weniger für ihre Arbeit als Männer.

„Warum wir das Stimmrecht fordern? Weil wir glauben, dass unsere Hilfe bei der Lösung der großen Aufgabendes Staates gebraucht wird.“ 1911 Selma Lagerlöf auf dem Weltkongress für das Frauenstimmrecht in Stockholm

All das und noch mehr beschreibt Maria Regina Kaiser in ihrer bezaubernden Romanbiografie über Selma Lagerlöf. Aber das ist noch nicht alles. Ein Drittel des Buches, ist eine leicht zu lesende Zusammenfassung vom Leben Selma Lagerlöf’s. Welche Menschen in ihrem Leben eine besondere Rolle spielten, mit wem sie einen regen Briefwechsel führte, Selma und das Wahlrecht in Schweden, über ihre Reisen… und noch so vieles mehr. Ich war so hingerissen von diesem Buch, dass ich nicht aufhören konnte alles zu lesen.

Ganz am Ende des Buches findet man dann noch ein paar Bilder von der schwedischen Autorin. In meinen Augen eine ganz besondere Frau! So dass ich mich nun genötigt fühle, eines ihrer Bücher zu lesen, dass über Nils Holgerson hinaus geht… Ein November-Buch

Selma Lagerlöf
Die Liebe und der Traum vom Fliegen
Eine Romanbiografie von Maria Regina Kaiser
256 Seiten
ca. 15 Abbildungen
ISBN 978-3-87800-135-5

Ein Schweden Krimi {1793, von Niklas Nat och Dag}

1793, ein grausame Welt erwartet dich in diesem Schweden Krimi

ein Schweden Krimi von Niklas Natt och Dag

Lasst uns mal ein wenig in der Zeit zurückblättert. Es ist 1793 und wir sind in Stockholm. Der letzte Krieg liegt schon etwas länger zurück, den Menschen geht es einigermaßen gut. Schwedische Könige sind einen Kopf kürzer, oder sonst wie ermordet worden. (Ich bin in der schwedischen Geschichte nicht so bewandert) Krimis gehören nicht mehr zu meiner bevorzugten Literatur aber diesen hier konnte ich nicht aus der Hand legen.

Ein einarmiger Häscher, namens Jean Michael Cardell, zieht eine verstümmelte Leiche aus einem stinkenden Auffangbecken. Der Tote muss mal recht hübsch gewesen sein. Inzwischen ist aber nicht mehr viel von dem jungen Mann übrig. Cardell soll gemeinsam mit dem schwerkranken Juristen Winge, den Mörder aufspüren. Sie haben nicht viel Zeit, denn der Auftraggeber wird demnächst seinen Posten verlassen und danach wird sich keiner mehr für den Toten interessieren.

Es entwickelt sich eine spannende Geschichte, die uns in eine grausame und doch interessante Welt in der Vergangenheit mitnimmt.

Es ist ein Debütroman, der es in sich hat. Der Autor schrieb selber am Ende des Buches, dass er Respekt vor seiner Idee hatte, einen Roman mit der vergangenen Wirklichkeit zu verschmelzen. Das ist ihm aber außerordentlich gut gelungen und am Ende war Niklas Natt och Dag erstaunt, was für ein Meisterwerk er geschrieben haben mag.

Was ich gelesen habe

Der Autor entführt uns in ein Schweden, das man so bestimmt noch nicht kannte. Die Welt ist im Umbruch, die französische Revolution verwirrt die Gemüter und es ist der eisigste Winter in Stockholm, den man sich vorstellen kann. Die Menschen leben in schlechten Verhältnissen. Neid und Missgunst, sind natürlich auch wieder ein Thema. Seltsame, misshandelte und entstellte Menschen begegnen dem Leser auf den über 400 Seiten des Romans. Spannende Momente versetzen uns in die Vergangenheit. Grausame Situationen lassen uns gruselnd zurück. Natürlich! Ohne, wäre ein Thriller kein Thriller!

Mich haben einige Seiten schockiert. Anblicke, die ich nicht in der Wirklichkeit sehen möchte (Achtung Kopfkino!). Aber auch, unter welchen Bedingungen die Menschen gelebt haben und wie fies manchen Menschen auf „Niedrigere“ hinabgeblickt haben. Frauen, hatten so gut wie gar keinen Stand in der Gesellschaft. Mit dem kleinsten Vergehen, landeten sie im Spinnhaus und arbeiteten sich zu Tode. (Und das musste lediglich einer bezeugen, damit war ein Urteil schon gesprochen)

Natt och Dag hat es fertig gebracht, die echte Vergangenheit mit seinen teilweise fiktiven Figuren zu verschmelzen, so das eine sehr gut lesbare Story entstanden ist. Von diesem Autor, hoffe ich auf mehr!

Übersetzt von: Leena Flegler
496 Seiten
EAN 978-3-492-06131-5
Auf der Verlagsseite von Piper, findest du eine Leseprobe.

Ein Mann Namens Ove

Manchmal höre ich auch Bücher.
Und dieses hier hat mich sehr amüsiert. 
Ove ist ein 59 jähriger Mann, der in einem Vorort in Schweden wohnt. Er ist gradlinig, akkurat, nimmt kein Blatt vor den Mund und macht seine Meinung klar. Er kann es sich auch leisten. Er ist breitschultrig und groß, eben Imposant. Er lebt in einem kleinen Reihenhaus in einer Siedlung von Eigenheimbesitzern und dort muss es korrekt zugehen. Er unternimmt an jedem Morgen, wenn sein Kaffee durchläuft, einen Rundgang durch sein Viertel, um den korrekten Zustand der Garage, des “In dem Wohngebiet kein Autoverkehr”-Schild und des Müllplatzes zu kontrollieren. Aber seit einiger Zeit läuft etwas in dem Leben von Ove schief. Seine geliebte Frau, die das ganze Gegenteil von Ove war, ist vor kurzem gestorben und Ove durfte außerdem in den Ruhestand. Er fühlt sich zu nichts mehr nütze und möchte nur zu seiner Frau. Ove unternimmt einige Versuche, um sich das Leben zu nehmen. Aber immer kommt irgendetwas dazwischen. Sei es, die neuen Nachbarn, eine kleine Familie, wo die Frau hochschwanger und der Ehemann ein “Trottel” ist, mit ihren 2 Kindern. Einer neugierigen Dreijährigen und der verschlossenen Siebenjährigen. Oder die Katze, mit dem Stummelschwanz und dem zerroppten Fell, die ständig auf der Flucht ist vor dem Nachbarshund, der von Ove der “Winterstiefel” genannt wird. Ove hat sowieso für jeden Nachbarn einen Spitznamen und kennt sich sehr genau aus, was in den Häusern so vor sich geht. Nicht das er schnüffeln würde. 

“Jeder Mensch muss wissen, für was er kämpft”…

Die Geschichte wird von Heikko Deutschmann gelesen. Einfach ganz wunderbar. Er liest mit den passenden Betonungen, genauso trocken, wie Ove es selber nicht besser gekonnt hätte. Das Hörbuch ist wunderbar unterhaltsam und so nach und nach lernt man Ove so richtig kennen. Warum er so geworden ist. Wie er zu so einer zauberhaften Frau kam. Wie er in diese Siedlung zog… Die Menschen um Ove nehmen ihn, wie er ist und schauen über seine manchmal recht depressive Art hinweg. Bringen ihn dazu, das Leben wieder etwas positiver anzunehmen. Ein komisches und auch nachdenkliches Buch. Manchmal auch mit einer Träne vermengt. Ich kann die fast 8 Stunden Hörvergnügen auf jeden Fall empfehlen.

“Zeitoptimisten…”

Das Hörbuch wurde vom Aragon Verlag herausgebracht
und wurde inzwischen auch schon verfilmt.

7 Stunden, 49 Minuten
6 CDs Multibox
Übersetzung Aus dem Schwedischen von Stefanie Werner
ISBN 978-3-8398-9277-0