Das weisse Haus {Rezension}

Ganz nah an der Oder, kurz vor der polnischen Grenze, steht ein extravaganter Bau. Ein weisses Haus, das dort mit seiner modernität eigentlich gar nicht hin passt. Glasklare Linien, Beton, weiße Fassade, Stahl und Chrom zeichnen dieses Haus aus. Genau solche Häuser sucht Elisabeth. Denn sie schreibt ein Buch über außergewöhnliche Architektur. Ihr Lebensgefährte Anton ist ebenfalls immer auf der Suche nach solchen Kunstwerken. Er ist es auch, der Elisabeth von diesem weissen Haus erzählt. Zusammen fahren sie von Berlin an die Oder, um den Hausbesitzer darum zu bitten, dass Elisabeth sein Haus in ihrem Buch veröffentlichen kann. Der Eigentümer Hanif Amid, ist ein auffälliger, eleganter und selbstverliebter Schönheitschirurg. Er betreibt eine stadtbekannte Schönheits-Klinik in der Mitte Berlins.

Cover von Das weisse Haus

Seltsam wird es erst, als Amid Elisabeth Nachrichten schickt und die mittelalte Frau dazu bringt, sich mit ihm zu verabreden. Zuerst ist Elisabeth zurückhaltend, ja fast böse. Doch dann lässt sie sich auf eine Verabredung ein. Daraus entsteht eine fast hörige Liebe. Elisabeth schmeißt ihr eigenes Leben über den Haufen und opfert sogar ihre Tochter und den Lebensgefährten für diese aufregende Liebe. Doch ist sie genug für den extravagant Amid? Ist sie ihm nicht zu alt, zu faltig?

Rasant und unterhaltend

Der Roman liest sich sehr schnell. Die Story ist recht rasant geschrieben und die Protagonistin Elisabeth voller Zweifel. Ihr ganzes Leben scheint ein einziges Theater zu sein. Irgendetwas steckt hinter dem ganzen Schauspiel. Der Leser bleibt dabei immer im Dunkeln und jedes mal, wenn man denkt, jetzt habe ich es kapiert, nimmt die Geschichte einen neuen Lauf. Immer mehr verstrickt sich die Hauptfigur Elisabeth in Vermutungen. Und am Ende…

Der Autor von „Das Weisse Haus“: Wolfgang Mueller

Der Autor vermittelt ein chaotisches und unzufriedenes Leben seiner Hauptdarsteller. Seine Protagonisten sind alle miteinander verbunden und stoßen sich gleichzeitig ab. Wie ein Tisch voller magnetischer Kugeln. Wolfgang Mueller bedient in seinem Roman alle Klischees. Sex, Mord, Intrigen, nichts bleibt aus. Aber wer hält am Ende alle Fäden in der Hand? Wer ist der wahre Strippenzieher?

Wolfgang Mueller lebt in Berlin. Mueller ist nicht nur Schriftsteller, er produziert in Amerika auch preisgekrönte Filme und Serien. Unter dem Namen Oscar Heym, hat er schon mehrere Bücher herausgegeben. Das weisse Haus könnte genauso gut ein Manuskript für einen guten Film sein. Gut durchdacht und immer für eine Überraschung gut.

 

Das Weisse Haus

Ein Roman von Wolfgang Mueller
Taschenbuch
288 Seiten
ISBN: 978-3-442-71950-1

Dunkles Lavandou {eine Krimirezension}

Lavandou liegt mitten in der Provence! Dort Urlaub zu machen, muss einfach herrlich sein. Die Menschen strömen im Sommer gerne dorthin. Es ist ja auch einfach zu schön in der Provence.

Dunkles Lavandou

Doch nicht alles scheint dort so rosig zu sein. Warum springt eine junge Frau von einer Brücke in den Tod? Einfach so vor einen LKW. Als Leon Ritter, der Gerichtsmediziner des Bezirkes, die Leiche obduziert, stellt er fest, dass die Frau schon vor ihrem Sprung tot gewesen sein musste. Leon ist ein akribischer Pathologe. Ihm scheint nichts zu entgehen.

Die junge Frau wird nicht die letzte Leiche bleiben. Seltsam sind die Dinge, die Leon neben den Leichen oder den Orten ihres Selbstmordes findet. Sollte das ein Serienmörder sein? Leon Ritter und seine Lebensgefährtin Polizeichefin Capitaine Isabelle Morell, suchen nach einem Muster.

Die Polizei von Lavandou, hat kein großes Interesse daran, die Fälle zu lösen. Die Angst, dass die Touristen sich ängstigen könnten schwebt wie ein Damokles Schwert über der Stadt. Erst als dann zwei weitere Frauen verschwinden, nehmen sie die Sache ernst. Immerhin handelt es sich um die Tochter des Kultusministers und ihrer Freundin, die in der Provence mit dem Auto unterwegs waren.

Geheimnisse

Nicht nur die verschwundenen Frauen und die Leichen spielen in dem Krimi eine Rolle. Das Zusammenleben von Leon und Isabelle steht genauso im Vordergrund. Isabelle hat ein Geheimnis vor Leon, weshalb sie die Ermittlungen schleifen lässt. Aber irgendwie passt einfach sehr gut zusammen.

Ich kannte die Serie um den aus Frankfurt stammenden Gerichtsmediziner Leon Ritter noch nicht. Doch hat mir dieser Roman, aus dem Südfranzösischen Lavandou, gefallen. Sobald man sich in den Krimi eingelesen hat, hatte man das Gefühl, einen Kurzurlaub dort zu machen. Die Gegend ist einfach zu schön beschrieben. Aber auch das Paar Isabelle und Leon passen perfekt zueinander. Es ist auch nicht unbedingt nötig, einen der vorangegangenen Fälle gelesen zu haben. Schnell ist man in der Geschichte und ermittelt mit. Ich denke, dass ich auch noch die vorangegangen Bücher lesen werde, bzw. die Nachfolgebände.

Das Buch war für mich spannend und gleichzeitig Erholung. Dieses Buch habe ich schon einmal in den Büchern für den Juni erwähnt

 

Dunkles Lavandou

Leon Ritters sechster Fall
Autor: Remy Eyssen
Verlag: Ullstein Taschenbuch
496 Seiten
ISBN: 9783548291277

Das Buch des Totengräbers {Hörbuch}

Ein Fall für Leopold von Herzfeldt

Die Vorstellung, Totengräber zu sein, behagt mir selber so gar nicht. Da ist Augustin Rothmayer ganz anders. Seine Familie betreibt diesen Beruf schon seit einigen Generationen. Sie haben schon einige Verstorbene unter die Erde gebracht. Augustin Rothmayer lebt und arbeitet auf dem Wiener Zentralfriedhof im Jahre 1898. Abends, nach getaner Arbeit sitzt der alte Mann, mit seinem Kater Luzifer, in seiner warmen Stube und schreibt an einem Almanach der Toten. Seltsame Dinge gehen nach dem Tod mit den Menschen vor sich. So sorgen Krankheiten dafür, dass die Leichen nicht verwesen oder eine Pilzart, die in den Katakomben vorkommt, sorgt dafür, dass es so aussieht, als wäre der Boden voller getrocknetem Blut. Gruselige Vorstellungen. Aber der hochintelligente und seltsame Rothmayer, nimmt das alles sehr gelassen.

Das Buch des Totengräbers als Hörbuch

Auf diesem Zentralfriedhof zu Wien, wird nun ein Leichnam zu Grabe getragen. Aufmerksam nimmt der Verstorbene seine Beerdigung wahr. Als dann die Erde, nach der Grabrede auf den Sarg fällt, ist der Tote sich sicher, die Männer kommen nachher und graben ihn wieder aus…

Leopold von Herzfeldt kommt gerade erst aus Graz nach Wien. Er hat noch nicht seine Koffer ausgepackt, da bekommt er mit, dass sein neuer Vorgesetzter sich auf dem Prater befindet. Dort wurde die Leiche einer jungen Frau entdeckt. Herzfeldt schnappt sich seinen Koffer mit den modernen Untersuchungsmethoden und findet sich an dem Tatort ein. Mit seiner piefigen Art und seinem Hochdeutsch, eckt er sofort bei seinem Vorgesetzten an. Aber die Untersuchungsmethoden sind interessant und obendrein hat er auch noch einen Fotoapparat dabei. Freunde macht er sich so nicht gerade.

Die junge Frau bleibt nicht das einzige Opfer. Der Mörder sucht sich Dienstmädchen aus, schneidet ihnen die Kehle durch und pfählt sie mit einem Pflock aus Weißdorn. Herzfeldt wird allerdings auf den „uninteressanten“ Fall Bernhard Strauss angesetzt. Dabei trifft er auf den Totengräber und die Beiden erweisen sich als ein gutes Team. Leopold Herzfeldt versucht beide Morde aufzuklären…

Das Buch des Totengräbers im Buchhandel

Der Roman „Das Buch des Totengräbers“

Spannend! Wie es in einem guten Krimi Pflicht ist, kommt man immer wieder auf eine falsche Fährte. Dachte man noch eben, man hat den Fall aufgelöst, taucht ein neues Thema auf und alles andere war nur ein Bruchteil von dem eigentlichen Fall.

Mit dem wiener Polizisten Herzfeldt wird man recht schnell warm und findet ihn sympathisch. Und der schrullige Totengräber ist einfach jede Seite wert. Augustin Rothmayer schreibt an dem Almanach und vor jedem neuen Kapitel bekommt man eine Kostprobe aus seinem Buch des Totengräber vorgelesen. Das Kauen und Schmatzen blieb mir dabei besonders in den Ohren hängen.

Oliver Pötzsch hat schon viele historische Romane geschrieben. Sein Serie über die „Henkerstochter“ ist in 20 Sprachen übersetzt worden. Außerdem war er jahrelang Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Sein Roman „Das Buch des Totengräbers“ ist ihm auch wieder sehr gelungen.

Hans Jürgen Stockerl liest

Das Buch wird von Hans Jürgen Stockerl gesprochen, beziehungsweise vorgelesen. Er hat Schauspiel studiert und schon so manches Buch als Hörbuch gesprochen. Ich fand es einfach nur wunderbar, wie er den Wiener Dialekt den verschiedenen Figuren in den Mund gelegt hat. Dazu die etwas arrogante Sprache des Grazers, Leopold von Herzfeldt und die Worte des Totengräbers. Man merkt, dass der Sprecher auch schon so manches Hörspiel im Radio interpretiert hat. Seine Lesung ist einfach ein Genuss. Ich freue mich schon auf einen neuen Fall und hoffe, auch den von Jürgen Stockerl vorgelesen zu bekommen.

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Das Buch des Totengräbers

von Oliver Pötzsch
Gesprochen von Hans Jürgen Stockerl
HörbuchHamburg Verlag
2 mp3-CDs, 815 Minuten Laufzeit
ISBN 978-3-95713-229-1

Sörensen hat Angst {Hörbuch-Rezension}

Sörensen, etwas dicklich, dünnhaarig und verschlossen, ist KHK in Hamburg. Kriminal-Hauptkommissar Gewesen!. Zu lange krank, wegen einer Angststörung aus dem Verkehr gezogen, hat sich Sörensen an die Küste nach Katenbüll versetzen lassen. Er hatte die Hoffnung, dass es dort geruhsamer zugehen wird und er seine generalisierte Angststörung in den Griff bekommen könnte. Hamburg ist ihm einfach zu hektisch, zu nervenaufreibend geworden. Sörensen erträgt es nicht mehr, dieses flirren einer Großstadt und die Menge an Menschen. Katenbüll verspricht da so viel mehr Gelassenheit. Denkt jedenfalls Sörensen.

Doch kaum ist er auf dem Weg in die verschlafene Kleinstadt, trifft er auf den ersten Bewohner seiner neuen Heimat. Ole, ein junger Mann mit Dreadlocks, völlig gechillt, steht mit einem Schild in der Hand an der Landstraße und will mitgenommen werden. Sörensen mag kein Arsch (Das steht nämlich auf dem Schild: Sei kein Arsch!) sein und nimmt ihn mit.

Hörbuch Sörensen hat Angst

Kaum in Katenbüll angekommen, lernt der neue KHK die Einheimischen und seine Untergebenen von ihrer besten Seite kennen. Und nicht nur das, kaum da, werden sie zu einem Mord gerufen. Der Oberbürgermeister liegt erschossen vor seinen Pferdeställen auf seinem Hof. Na, was für ein Anfang in dieser verschlafenen Stadt.
Der Autor selbst, liest seinen Roman über den Hauptkommissar. Alleine schon, dass Sven Stricker den Figuren den passenden nordischen Touch gibt, macht den Roman zu einem echten Highlight. Der Slang unterstreicht die leicht abweisende Art der Bewohner und macht eine große Sehnsucht nach der Küste. Der Roman ist gewürzt mit so viel trockenem Humor, dass man sich super unterhalten fühlt.

Ein Gedanke Sörensens „…mit der Motivation eines toten Regenwurms…“

Sörensen ist aber auch eine außergewöhnliche Figur, die es dem Autor leicht gemacht hat, ihm die Geschichten auf den Leib zu schreiben. Zu meiner Freude gibt es auch schon den zweiten Band „Sörensen fängt Feuer“ in dem Verlag zum herunter laden. Wer nicht gerne hört, der kann dieses Buch auch lesen, oder sich als Film anschauen (der ist aber noch lange nicht so gut wie das Buch!)

 

 

Sörensen hat Angst

Ein Hörbuch gelesen von dem Autor Sven Stricker
aus dem Audio To·Go·Verlag
11 Std. 37 Min

 

 

 

⭐⭐⭐⭐⭐

Goldtod [Ein Kriminalroman]

Goldtod ist der zweite Kriminalroman von Axel Simon. (Der erste erschien letztes Jahr) Wieder ermittelt der etwas herunter gekommene Adlige Gabriel Landow. Wie schon in seinem ersten Fall Eisenblut, ist die Geschichte mit vielen spannenden Rätseln gespickt. Wieder lässt der Autor kein gutes Haar an der Hauptstadt. Das alte Berlin der 1889er Jahre schillert nicht. Dunkle, dreckige Ecken, Kreuzberger Charme machen die Stadt nicht gerade attraktiv. Doch das macht den Roman auch lesenswert. Die (alte) Stadt wird durch durch den Roman wieder lebendig.

Im Charlottenburger Schlosspark fand ein außergewöhnlicher Mordfall statt, der scheinbar etwas mit der Weltausstellung, die demnächst in Paris stattfinden sollte, zu tun hat.
Zwei Liebende wollen sich das Leben am Teehaus, dem Belvedere im Schlosspark, nehmen. Ganz so, wie sich erst vor kurzem der Kronprinz Rudolf von Österreich und seine Geliebte aus dem Leben geschieden sind. Die liebenden Berliner benutzen ein Ruderboot, um unbemerkt über die Spree an das Ufer des Parks zu gelangen. Doch aus ihrem Unterfangen wird nichts, denn an den Säulen des dreistöckigen Teehauses hängt, aufgespannt wie ein X, ein blutüberströmter Mann. Doch wer hängt unter großen Mühen einen Mann im Schlosspark, acht Meter über dem Erdboden, zwischen schwanenweißen Säulen auf? Das fragt sich Gabriel Landow auch.

Mord im Schlosspark

Immer noch in Ungnade seiner Familie, verdingt sich Gabriel Landow als arbeitsloser Ermittler. Im ersten Roman hatte er den einarmigen Taschendieb Herrn Orsini kennen und schätzen gelernt. Inzwischen sind die Beiden in eine gemeinsame Dachwohnung gezogen und betreiben dort im fünften Stock im Hinterhaus, die wenig frequentierte Detektei Orlando (Or von Orsini, Lando aus dem Nachnamen Gabriels). Aus der Zeitung erfährt Landow von dem Mord des Bankiers im Schlosspark. Das wäre doch die Gelegenheit, sich einen Namen als Ermittler zu machen, denkt er sich. So besucht er die trauernde Witwe und entlockt ihr kleine Details über ihren ermordeten Gatten. Er schleicht sich in die Pathologie der Charité (den Pathologen kennt er aus seinem ersten Fall) und erfährt mehr während der Obduktion.
Auch sein Kompagnon Orsini ist nicht untätig und entwendet, eher durch Zufall, dem Täter die Brieftasche, als dieser zu einem dritten Mord schreitet. Doch die beiden Schnüffler tappen eine ganze Weile im Dunklen.

Goldtod vor dem Charlottenburger Belvedere

Wieder einmal erhält der Leser einen tollen Einblick in das Leben des alten Berlins. Mir haben die Schauplätze der Hauptstadt sehr gefallen. Wie wäre es, mal einen Blick in die alte Irrenanstalt Dalldorf, vor den Toren Berlins zu werfen? Oder in einer abbruchreifen Halle einer Wildwestshow zuzusehen? Wer mit Landow unterwegs ist, sieht das alte Berlin. Ich konnte das Buch Goldtod jedenfalls nicht aus den Händen legen.

Goldtod ein Kriminalroman

von Axel Simon
Kindler Verlag
464 Seiten
ISBN: 978-3-463-00013-8