von Andrea Karminrot | Mai 6, 2016 | Historie, Rezension, Sachbuch |
Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück
Als mich vor einiger Zeit der Schriftsteller Robert Scheer anschrieb, ob ich sein Buch rezensieren möchte, habe ich gerne zugesagt. Er erzählte mir in seiner Email kurz um was es ging. Er hatte die Geschichte seiner Großmutter Elisabeth Scheer, geborene Meisels aufgeschrieben. Elisabeth, genannt »Pici« (die Kleine), wurde 1924 in Ungarn geboren und bekam den Wahnsinn des Nationalsozialismus am eigenen Leib zu spüren, denn sie war Jüdin. Nachdem Ungarn im März 1944 eine neue Regierung bekam, wurden den Juden in ihrer Heimat sämtliche Rechte entzogen. Pici wurde mit ihrer Familie deportiert und trat eine grauenvolle Odyssee durch verschiedene Ghettos und Konzentrationslager an. Robert Scheer, der inzwischen in Deutschland lebt, hatte seine Großmutter in Israel besucht und ihre Geschichte festgehalten. Ihrem eigenen Sohn konnte sie ihre Lebensgeschichte nicht erzählen, wie so viele Andere, die die Konzentrationslager überlebt haben. Erst ihren Enkelkindern können sie ihre Erlebnisse schildern.
“Jetzt, zurückdenkend, gab es in meinem Leben reichlich erschütternde Momente, aber irgendwie fand ich immer einen kleinen Schutz, einen Strohhalm, mit dem ich aus der Grube heraussteigen konnte, um weiter zu schreiten und um zu hoffen” Seite 43
Als das Buch dann einige Wochen später eintraf, war ich etwas enttäuscht von der Aufmachung. Der Titel war mir etwas zu lang. Die Bilder sagten mir nichts. Noch nichts. Die ersten Seiten lasen sich auch eher wie eine schlichte Familiengeschichte. Es wurden sehr viele Personen erwähnt und die Familienverhältnisse erklärt. Die meisten Namen verwirrten mich, da sie in ihrer ungarischen Schreibweise für mein Verständnis zu kompliziert waren. Aber daran gewöhnte ich mich bald. Irgendwann verstand ich auch, dass Robert Scheer den originalen Text, den seine Großmutter gesprochen hat, niedergeschrieben hatte. Zwischendurch gibt es Bilder der Familie und ich entwickelte einen Bezug zu Pici und ihren Angehörigen.
“Die Überlebenden bezahlen mit einer nie nachlassenden Tortur dafür, dass sie ihre am meisten Geliebten überlebt haben. Dieses Gefühl wird bleiben, solange ich lebe – oder solange, wie ich mit klarem Kopf denken und fühlen kann.” Seite 125
Ich habe schon lange keine Bücher mehr über den Holocaust gelesen. Vor langer Zeit, als ich in der Oberschule war (und das ist schon eine lange Weile her!), kauten wir dieses Thema Jahr für Jahr durch. Wir haben uns Plätze angesehen, die daran erinnern sollen, dass so etwas nie wieder geschiet. Aber dieses Buch hat mich in die Erinnerungen einer Frau mitgenommen, die genau an diesen Plätzen »gelebt« hat. Die das alles gesehen hat. Gequält und geschunden wurde. Das war etwas ganz anderes. Das fühlte sich an, wie daneben stehen und machtlos zuschauen. Ich könnte mir vorstellen, dass so ein Buch im Unterricht mehr bewegen würde. Am Ende des Buches findet man noch ein Nachwort der Verlegerin, indem sie die Angaben der alten Frau größtenteils bestätigt, was mir ebenfalls eine Gänsehaut bescherte.
Ich möchte mich bei dem Autor Robert Scheer noch einmal bedanken, dass ich dieses Buch lesen durfte. Es freut mich, dass seine Großmutter, trotz dieser Erlebnisse, ein so herzlicher Mensch geblieben ist.
Marta Press,
März 2016, 228 Seiten,
33 Abbildungen
von Andrea Karminrot | Okt. 15, 2015 | Bildband, Komödie, Sachbuch |
Stil und Lässigkeit aus Paris
In diesem Buch wird dir die Möglichkeit gegeben, sich Tipps abzuschauen. Sie nachzulesen und vielleicht auch ein wenig selber zur Pariserin zu werden.
Kurze Kapitel lassen uns den Flair spüren und fordern uns heraus nach zu ahmen.
Sich mal ein wenig bewusst gehen zu lassen, natürlich immer unter der Maßgabe, nicht zu lässig mit sich umzugehen, den Schein zu wahren.
Was findet man in dem Bücherregal einer Pariserin oder was wird bei einer Einladung zu Essen aufgetischt. Wie verliebt sie sich und wie geht sie mit ihren Freundinnen um. Es gibt Rezepte zum nach kochen, Schminktipps und auch Adressen die man aufsuchen sollte, wenn man mal nach Paris kommt. Französische Vokabeln mit Erklärung, und Filme, die man unbedingt gesehen haben muss. Was zieht eine Pariserin an, was sollte auf jeden Fall in ihrem Kleiderschrank zu finden sein…
Mir persönlich haben es die Bilder in diesem Buch angetan. Schön fotografiert und gut umschrieben. Die Frauen die sich als Pariserinnen gefühlt haben, aber keine waren, so wie Josephine Baker oder Romy Schneider und die Erklärung, was sie zu Pariserinnen gemacht hat. Die Rezepte sind interessant und werde ich bestimmt mal versuchen.
Allerdings mag ich keine Bücher die nur Aufzählen. Ich fand keinen Faden in diesem Buch.
Über 2 Seiten wird uns, zum Beispiel erklärt, was eine Pariserin auf einer Parkbank macht, Wie sie ihren Kleiderschrank auffüllt oder was sie zu Essen kocht, wenn sie Besuch bekommt. Eingeteilt in 5 Kapitel mit vielen Unterkapiteln, hat man eine Weile Lesematerial. Manches ist auch recht lustig gehalten und Unterhaltsam. Die Beschreibung der zugezogenen Pariserinnen ist oberflächlich.
“Die Kunst, den Schein zu wahren…Das Geheimnis besteht darin, ihm das Gefühl zu geben, dass du ihn brauchst:
Natürlich kannst du die Flasche Bordeaux selbst aufmachen. Aber lass es ihn machen. Auch das ist Gleichberechtigung.”
Seite 206
Die 4 Pariser Autorinnen haben auf 266 Seiten eine Hommage an die Frauen in Paris geschrieben. Lustiges, Unterhaltsames und informatives zusammengetragen. Die Bilder sind toll, zeigen teilweise die Autorinnen selber. Als leichte Lektüre, so zwischendurch zum Blättern und schmunzeln wirklich geeignet. Manches könnte man sich auch abgucken. Vielleicht bin ich selber eine Pariserin oder die Berlinerin ist der Pariserin nicht unähnlich ☺
Aus dem Französischen von Carolin Müller
Gebundenes Buch, Pappband mit Schutzumschlag,
272 Seiten
ISBN: 978-3-442-75620-9
Das ist mein Buch des Monats Oktober. Bei
Nicole findet ihr noch mehr…
von Andrea Karminrot | Juni 15, 2015 | Sachbuch |

Hier möchte ich Euch mal eine meiner Krücken
in der Kindererziehung vorstellen. Oft steht Mutter, völlig hilflos da und fragt sich, wie soll ich bloß mit diesem Kind umgehen. Schon mit erhobener Hand, mit Tränen in den Augen, völlig mit den Nerven runter… Und die lieben Kleinen bohren genau in dieser Kerbe weiter und bringen die Eltern zur Weißglut. Ich saß manchen Abend, wenn die Pubertiere im Bett waren und habe mir meine Krücke aus dem Regal genommen, habe mir Hilfe in diesen Büchern gesucht. Wenn ich wieder einmal vergessen habe, wie man/frau besser auf die lieben Geister eingehen, sie verstehen soll. Ich fand dort immer sehr nützliche Tipps. Sie auf die Kinder angewendet, staunte ich oft sehr, wie leicht man die Pubertiere knacken kann. Wirklich, es gibt einen Nussknacker für diese Zeit. Aber auch für ganz Kleine, stehen dort sehr viele nützliche Tipps. Mein Lieblingstrick: Verstehen und es auch dem Kind sagen! „Oh, du bist hingefallen! Und es blutet! Das muss jetzt bestimmt weh tun. Wenn wir ein Pflaster drauf tun, wird es dir dann besser gehen?“ Das nun auf ein Pubertier angewandt hört sich vielleicht so an: „Du bist wütend, stimmt’s? Du hast gerade mega Frust, weil dein Kumpel dir deine Freundin ausgespannt hat. Ich kann dich echt verstehen, wenn du lieber allein sein möchtest, dann sag mir das…, ich gehe wenn du das möchtest…“ Ich habe viel daraus gelernt. Habe meine Monster besser verstanden. Und als Dreingabe, diese Art des Verstehens auf Erwachsene angewandt, ist auch super spannend.

Das Buch ist in 14 Kapitel unterteilt und diese noch in viele Untertitel. Es findet sich zur Konfliktlösung, sehr viele Anregungen und man/frau steht nicht alleine da. Ich kann es nur empfehlen, denn auch in den besten Familien läuft, bestimmt nicht immer alles geradeaus!
Thomas Gordon war praktizierender Psychologe in Amerika (1918-2002) Er gehörte zu den Pionieren der humanistischen Psychologie. Er hat mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet und die Möglichkeiten zur gewaltfreien Konfliktlösung und die große Bedeutung der Kommunikation erkannt und angewandt. Ziel seiner Methode ist das Verbessern von Beziehungen und das Lösen von Konflikten ohne Verlierer. Er wurde dreifach für den Friedensnobelpreis nominiert und mehrfach für seine Bücher ausgezeichnet.
Dieses Buch möchte ich bei
Nicole als mein Buch des Monats einstellen
In dem
HEYNE< Verlag erschienen:
Familienkonferenz in der Praxis
Taschenbuch
384 Seiten
ISBN: 978-3-453-60234-2
€ 9,99
Familienkonferenz
Taschenbuch
384 Seiten,
ISBN: 978-3-453-60232-8
€ 9,99
von Andrea Karminrot | Mai 26, 2015 | Bildband, Sachbuch |
Ein Haus erben, hinfahren und in Erinnerungen schwelgen. Als Kleiner Junge, ist der Bildhauer schon in das kleine Dorf in Thüringen, zu seinen Großeltern gefahren. Der Großvater war für ihn wichtig. Als Junge aus der Großstadt, in der Schmiede des Opa’s zu helfen, war etwas besonderes. Nun ist der Großvater schon länger tot und die Großmutter vor kurzem gestorben. Die Nachbarn haben sich um das Haus gekümmert, so lange, wie die Oma im Heim lebte. Staub wischen, im Guten Zimmer, ein trockenes Blümchen in die Vase stellen. Die anderen Räume bleiben sich selber überlassen. Der Bildhauer entdeckt mit seiner Begleiterin, der Fotografin, Dinge, die hier schon sehr lange liegen, verweilen, erinnern. Der Bildhauer denkt an seine Kindertage in dem Haus zurück, findet Gegenstände, auch aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg….

In dem Buch findet man Bilder aus dem Haus, aus der Schmiede. Die Erinnerungen sind chronologisch erzählt. In kurzen und interessanten Sätzen begleiten wir den Bildhauer/kleinen Jungen aus Berlin (Ost) durch seine Vergangenheit mit dem Großvater. Viele Dinge in dem Haus werfen Rätsel auf, erklären aber auch. Manches ist uralt, manches aus der sozialistischen Zeit, vor dem Mauerfall oder noch aus der Zeit vor und während des ersten großen Krieges.
Bilder von der Fotografin aufgenommen und in klaren Fotos präsentiert, regen das Denken an. Was würde man selber in der Wohnung/dem Haus der Eltern/Großeltern finden? Die Bilder sind teilweise aus dem Blickwinkel eines Kindes aufgenommen. Das Haus wirkt wie eine Zeitkapsel.
Der Text ist schnell gelesen und einprägsam. Ohne jeden Schnörkel. Spannend zu lesen. Postkarten, Briefe, Dokumente…, all das findet man abgelichtet, auf der Spurensuche durch die Zeit.
Fotobände sind sonst nicht so meine Lieblingsbücher. Aber dieses fand ich schon sehr schön. Vor allem, da der Text gut geschrieben ist. Die Bilder strahlen etwas aus, dass in Erinnerungen schwelgen lässt. Mir hat es gefallen, dieses Buch durchzublättern und darin zu lesen. Ich kann es nur empfehlen mal durchzusehen, vielleicht findet ihr auch solchen Gefallen daran, wie ich.
von Barbara Schnabel – el.doelle – Tanja Langer
und einem Vorwort von Knut Elsterman
Verlag: Langen/Müller
1. Auflage 2014,
144 Seiten,
durchgehend farbig mit ca. 151 Fotos
Ich habe mich auch auf der Seite von
el.doelle umgeschaut. Auch dort habe ich ganz interessante Anregungen gefunden. Vielleicht schaut ihr dort mal vorbei.
Auch die Seite der Fotografin
Barbara Schnabel hat mir gefallen. Schöne Bilder habe ich dort gefunden.
Die Texte stammen von der Schriftstellerin
Tanja Langer. Sie hat auch „Der Himmel ist ein Taschenspieler“ geschrieben. Ein Buch, was immer noch auf meiner „WillhabenListe“ steht.