Der Eisbär …
Der Eisbär und die Hoffnung auf Morgen
Nicht, dass der Roman schon mit einem Eisbären startet. Auf den muss man tatsächlich ein Weilchen warten …
„Ein guter Tag, um wieder da zu sein. Tom Hosmith, 19 Jahre und 11 Monate alt, in der letzten Phase seiner Teenagerzeit, in neuen Jeans, die am Knie aufgerissen waren, und einem T-Shirt so gelb wie der Sonnenschein, kam zu Fuß im Dorf an“
So steigt man in den neuen Roman von John Ironmorger ein. Dieser junge Mann, trifft in einem Pub, ganz weit oben in England, am Meer auf den Politiker Monty Causley. Dieser besitzt ein seit Generationen, ein altes Haus so dicht am Meer, dass das Wasser bei Sturm an dessen Eingangstreppen nagt. Doch noch nie war es so weit, dass das Wasser bis in die Stube kam. Nun stehen sich die beiden Männer gegenüber und Tom bezichtigt den zwanzig Jahre älteren Politiker der Lüge. Und nicht nur das, er sagt ihm ins Gesicht, dass er den Klimawandel leugnen würde. Blödsinn, sagt der Ältere und der Jüngere prognostiziert, dass in zwanzig Jahren das alte Haus unter Wasser stehen würde. Ein Wort gibt das andere und schon steht eine Wette. Das alles wäre nicht so schlimm gewesen, wenn der beste Freund von Tom das ganze nicht mit dem Handy gefilmt und viral gestellt hätte.
Die Hoffnung auf morgen
Ich habe schon einen Roman von John Ironmorger gelesen: Der Wal und das Ende der Welt. Schon da hat mir der Schreibstil gefallen. Ein wenig sarkastisch, schwarzhumorig. Er spielt mit den Sätzen und beschreibt die Umgebung, die Menschen und Situationen sehr farbenfroh und ausschweifend. Aber nicht so, dass Langeweile aufkommen könnte. Immer dann, wenn man kurz davor ist, sich zu fragen, warum erzählt er mir das alles, bekommt der Autor die Kurve und es bleibt interessant. Und er macht eine einfache und sehr verständige Sicht auf die bevorstehenden Jahre, die Klimakatastrophe, die da auf uns zusteuert. Spannend fand ich das Projekt 1820. Der Gedanke dazu ist, dass die Welt möglichst auf eine Zeit vor der Industrialisierung zurückgeschraubt werden soll. Diesen Gedanken hat der Autor sich von 30mal30-Ziele geliehen. In dem Buch geht es dabei eher darum, so viele Wälder und Felder wieder zu renaturieren. Bäume zu pflanzen, was das Zeug hält. Aber wie im wirklichen Leben, ist das kein einfaches Unterfangen.
Zurück zum Buch:
Wir begleiten die beiden Kontrahenten die nächsten siebzig Jahre. Die Entwicklung der Welt und das Schmelzen der Polkappen sind dabei ein großes Thema. Etwa in der Mitte trifft man dann auch endlich auf den Eisbären, der eine spezielle Rolle haben wird. Aber was das sein wird, musst du dann schon selber herausfinden. Tom ist mir ein angenehmer Hauptdarsteller und Monty, der Politiker bekommt erst am Ende bei mir Sympathiepunkte. Am Anfang denkt man noch, „Oh man eine Liebesgeschichte“, das ändert sich aber sehr schnell. Tom mag den Politiker nicht und Monty schaut nur auf seine Karriere. Schon beim „Wal“ hatte der Autor eine Menge Nebendarsteller, doch komischerweise hatte ich mit all den vielen Figuren kein Problem sie unterzubringen (Ich habe das oft, dass es mir zu viele Personen sind, die in einem Roman eine Rolle spielen. Da hilft dann am besten eine Übersicht)
Ich habe es genossen, dieses Buch zu lesen. Es ist ein etwas anderer Klimaroman. Einer, der zwar auch mit dem Finger darauf zeigt, was wir zu erwarten haben, der trotz mancher Fakten aber nicht langweilig wird. Ein Roman eben. Spannend und informativ. Danke für die schönen Lesestunden. So bekommt Der Eisbär und die Hoffnung auf Morgen von Rubi und mir 🐭🐭🐭🐭🐭 (Die volle Mäusezahl)
Der Eisbär und die Hoffnung auf Morgen
von John Ironmonger
Übersetzt von Tobias Schnettler
S. FISCHER Verlag
416 Seiten
ISBN: 978-3-10-397503-1