von Andrea Karminrot | Jun. 15, 2015 | Sachbuch |
Hier möchte ich Euch mal eine meiner Krücken
in der Kindererziehung vorstellen. Oft steht Mutter, völlig hilflos da und fragt sich, wie soll ich bloß mit diesem Kind umgehen. Schon mit erhobener Hand, mit Tränen in den Augen, völlig mit den Nerven runter… Und die lieben Kleinen bohren genau in dieser Kerbe weiter und bringen die Eltern zur Weißglut. Ich saß manchen Abend, wenn die Pubertiere im Bett waren und habe mir meine Krücke aus dem Regal genommen, habe mir Hilfe in diesen Büchern gesucht. Wenn ich wieder einmal vergessen habe, wie man/frau besser auf die lieben Geister eingehen, sie verstehen soll. Ich fand dort immer sehr nützliche Tipps. Sie auf die Kinder angewendet, staunte ich oft sehr, wie leicht man die Pubertiere knacken kann. Wirklich, es gibt einen Nussknacker für diese Zeit. Aber auch für ganz Kleine, stehen dort sehr viele nützliche Tipps. Mein Lieblingstrick: Verstehen und es auch dem Kind sagen! „Oh, du bist hingefallen! Und es blutet! Das muss jetzt bestimmt weh tun. Wenn wir ein Pflaster drauf tun, wird es dir dann besser gehen?“ Das nun auf ein Pubertier angewandt hört sich vielleicht so an: „Du bist wütend, stimmt’s? Du hast gerade mega Frust, weil dein Kumpel dir deine Freundin ausgespannt hat. Ich kann dich echt verstehen, wenn du lieber allein sein möchtest, dann sag mir das…, ich gehe wenn du das möchtest…“ Ich habe viel daraus gelernt. Habe meine Monster besser verstanden. Und als Dreingabe, diese Art des Verstehens auf Erwachsene angewandt, ist auch super spannend.
Das Buch ist in 14 Kapitel unterteilt und diese noch in viele Untertitel. Es findet sich zur Konfliktlösung, sehr viele Anregungen und man/frau steht nicht alleine da. Ich kann es nur empfehlen, denn auch in den besten Familien läuft, bestimmt nicht immer alles geradeaus!
Thomas Gordon war praktizierender Psychologe in Amerika (1918-2002) Er gehörte zu den Pionieren der humanistischen Psychologie. Er hat mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet und die Möglichkeiten zur gewaltfreien Konfliktlösung und die große Bedeutung der Kommunikation erkannt und angewandt. Ziel seiner Methode ist das Verbessern von Beziehungen und das Lösen von Konflikten ohne Verlierer. Er wurde dreifach für den Friedensnobelpreis nominiert und mehrfach für seine Bücher ausgezeichnet.
Dieses Buch möchte ich bei
Nicole als mein Buch des Monats einstellen
In dem
HEYNE< Verlag erschienen:
Familienkonferenz in der Praxis
Taschenbuch
384 Seiten
ISBN: 978-3-453-60234-2
€ 9,99
Familienkonferenz
Taschenbuch
384 Seiten,
ISBN: 978-3-453-60232-8
€ 9,99
von Andrea Karminrot | Sep. 14, 2014 | Rezension, Roman |
Gebete für die Vermissten handelt davon, wie immer mehr Mädchen in Mexiko verschleppt und zur Prostitution oder zum Drogenhandel gezwungen werden. Es handelt davon, wie die Mütter versuchen, ihre Kinder vor dem Bösen zu schützen.
In Mexiko verschwinden, Jahr für Jahr, viele tausend Mädchen. Sie werden zur Prostitution gezwungen oder als Drogenkuriere missbraucht. Sie leben auf der Straße, oder in ärmlichen Verhältnissen, rundum Acapulco und Mexiko-Stadt. Kleine Mädchen müssen sich verstecken, schmutzig machen, verkleiden, um nicht entführt zu werden. Seit vielen Jahren kämpft die Polizei gegen Korruption und Drogen. Irgendwie scheint jeder, in diesem Sumpf verstrickt.
*Wir waren nur zwei Buchseiten in der Geschichte dieses Kontinents.Man hätte uns genauso gut rausreißen, zusammenknüllen und in den Müll werfen können.* Seite 167
Gebete für die Vermissten
Dieses Buch handelt von einem Mädchen, Ladydi, die mit ihrer alkoholkranken Mutter, Vaterlos, in der Nähe von Acapulco auf einem Berg, zwischen Skorpionen, Schlangen und Mohnfeldern, aufwächst. Wenn gegenüber, auf den anderen Hügeln, schwarze SUVs, mit getönten Scheiben auftauchen, verstecken sich die Mädchen in Erdlöchern. Im Hochsommer sitzen sie vor den Kühlschränken, wie vor einer Klimaanlage. Den Strom aus den Straßenlaternen gestohlen. Und manchmal verschwindet ein Kind. Da redet dann keiner darüber, das ist eben so. Oder eine Leiche wird im Dschungel gefunden, die keiner vermisst, die dann einfach verscharrt wird, damit nicht die Geier kreisen.
Ladydi, erzählt ihre Kindheit. Sie springt in ihren Erzählungen ständig hin und her. Sie erzählt, wie ihr die Gedanken im Kopf schwirren. Eben spricht sie von ihrer Schule, dann über ihre Mutter, um direkt über ihre Freundinnen zu reden. Sie berichtet über Kinder, die nur operiert werden, wenn die fliegenden Ärzte, durch Soldaten bewacht, in die Dörfer kommen. Lehrer (mal mehr, mal weniger motiviert), die für ein Jahr, Unterricht an zusammengewürfelten Schulen machen.
Wie ich dieses Buch empfunden habe: Es ist schnell. Und etwas wirr. Die Gedanken und Erzählungen von Ladydi sind oft so durcheinander, als hätte sie keine Zeit gehabt alles aufzuschreiben. Nach einigen Seiten habe ich mich allerdings daran gewöhnt und kann mit den Gedankensprüngen besser umgehen. Es ist spannend! Es fließt Blut und ist manchmal „unappetitlich“. Aber es ist kein Thriller, es ist das echte Leben.
Die Autorin Jennifer Clement
Für Gebete für die Vermissten recherchierte sie über zehn Jahre lang in der mexikanischen Provinz und führte Hunderte Interviews mit vom Drogenkrieg betroffenen Mädchen und Frauen. 2009-2012 war sie Präsidentin des Mexikanischen PEN.
(Autorenvereinigung Pen tritt für die Freiheit der Sprache ein. Freies Wort Pen steht für poets, essayists, novelists (zu Deutsch etwa: Poeten, Essayisten, Romanciers). Von ihrer Gründung im Jahre 1921 an setzte sich die Schriftstellervereinigung für die Freiheit der Meinungsäußerung und für Völkerverständigung ein. Weltweit sind bei Pen mehr als 140 Schriftstellerorganisationen aus 101 Nationen vereinigt.)
Wer noch mehr schöne Bücher sehen will, der schaut bei Nicole vorbei.
Nicole sammelt dort die Bücher des Monats September!
Gebete für die Vermissten
Ein Roman von Jennifer Clement
Suhrkamp Verlag
Seiten: 229
ISBN: 978-3-518-42452-0
Erscheinungsdatum: 15.09.2014
von Andrea Karminrot | Sep. 8, 2014 | Rezension, Roman |
Pia Ziefle
*du musst immer in genau dieser einen Minute leben, die dein Herz braucht, um das Blut in deinem Körper einmal im Kreis herumzupumpen, kleine Ira, vergiss das nicht *
In den Erinnerungen unterwegs …
So könnte die Überschrift lauten.
Ira und Lew erzählen ihre Erinnerungen aus dem Vergangenen…aus ihrer Kindheit, wie sie verlassen und allein gelassen erwachsen werden. Aber auch ihr derzeitiges Leben steht im Vordergrund. Jeder von ihnen hatte ein Schicksal, das so manchen von uns ebenso getroffen haben könnte.
*…und besser wissen, wo die Passatwinde wehen, als zu verstehen, warum die Eltern so viele Worte zu Papier bringen können, aber füreinander keine haben. *
Ira ist ein von der Mutter mishandeltes und vernachlässigtes, wenn auch vom Vater über die Maßen geliebtes Kind.
Ihr Vater liegt im sterben. Als Erwachsene und selber Mutter, betreut sie ihn fast jeden Abend und liest ihm aus seinen Lieblingsbüchern vor. Dabei wandern ihre Gedanken immer wieder in die Vergangenheit, in ihre Kindheit…
*…irgendwann weiß man einfach, dass bestimmte Dinge getan werden müssen. Das ein Rock zu klein geworden ist. Oder eine Wohnung. Manchmal auch ein Land, Lew. *
Lev ist in Indien, auf der Suche nach seinem vor 29 Jahren verschwundenen Vater. Lev kommt aus Ostberlin. Er wollte Turmspringer werden. Seine Eltern begingen Republikflucht.
*…,da wird ihm klar, dass er diese Reise begonnen hat, um einen kleinen Jungen zu begegnen, der noch immer in einem längst verschwundenen Land hinter einer Mauer lebt und hoch oben auf einem Klettergerüst auf ihn wartet …*
Lew ist enttäuscht und sucht Antworten. Nach Jahren hat er eine Adresse wo er seinen Vater finden kann
Fido, die dritte Hauptfigur in diesem Buch, bleibt stets im Hintergrund. Seine Mutter ließ ihn beim Großvater in Serbien, während sie ihr Glück in Deutschland suchte. Als Fido 5 ist, fahren die beiden Zurückgelassenen nach Deutschland.
Mich hat das Buch nachdenklich gemacht.
Wie vielen meiner Freunde, wird es ähnlich ergangen sein. Zugewanderte die ihr Glück suchten und alles zurück ließen.
Freunde die von ihren Familie verraten wurden, oder allein gelassen.
Kinder die in fremde Familien gegeben wurden…
Die Geschichte wurde in kurzen Absätzen geschrieben. Da fallen die Gedankensprünge der Protagonisten nicht so sehr ins Gewicht. Nachdenkliche Sätze lassen auch mal innehalten und spüren.
Die schöne Art der Schreibweise, die wunderbar leicht Bilder im Kopf zaubert, riss mich sofort mit. Es brauchte nicht lange, bis ich in der Geschichte angekommen war.
Es fällt leicht in der Story zu bleiben und man fühlt was in den Figuren vor sich geht. Ich habe mitgefühlt.
Für mich eines der eindrucksvollsten und nachdenklichsten Bücher.
Verlag : Arche Verlag
ISBN: 9783716027158
Fester Einband: 320 Seiten
Danke an den Arche Verlag, das ich dieses Buch lesen durfte
von Andrea Karminrot | Sep. 2, 2014 | Rezension, Roman |
„an einem Februar Tag des Jahres 1893…“
Das ist nicht der Anfang! Am Anfang stand die Geburt von Luisa,1994. Und ihre Mutter setzte sich im Krankenhaus, kurz nachdem sie das Kind auf die Welt gebracht hatte, aufs Fensterbrett, hält die kleine Luisa mit weit ausgestreckten Armen von sich, und läßt das Baby einfach fallen…
» Fergus war da gewesen – zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wie man so sagt, und wir konnten gar nicht anders, als Ihn in unseren Herzen zu schließen: in Pauls, das plötzlich so leer und hohl pochte, und in meines, das – zwar erst schmetterlingsgroß – Platz hatte für eine ganze Welt. «
Ein Mann ging unten vorbei und griff das fliegende Kind aus der Luft. “Der Tag an dem ich fliegen lernte”
Und dann verschwand Aza. Einfach so und ließ Paul und das Baby allein.
Luisa (Die Hauptfigur) erzählt ihre Geschichte, wie sie in der WG bei ihrem Vater Paul aufwächst. Behütet zwischen den verschiedenen Charaktere der Wohngemeinschaft, vermisst sie ihre Mutter nicht.
Sieben Jahre nach der Geburt Luisas machen sich Paul und das Kind auf die Suche nach der Mutter. Eine Reise von München über Hinterdingen in Bayern, nach Brasilien. Zwischendurch erzählt uns Luisa auch von ihren Vorfahren, eben aus dem Jahr 1893. Wie diese nach Brasilien kamen und dort ein Bayrisches Dorf gründeten, woher Aza, ihre Mutter stammte.
Stefanie Kremser schreibt ihren Roman in einer erfrischenden Weise.
Munter plätschern die Worte förmlich aus dem Buch heraus und veranlassten mich, schnell weiterzulesen. Wortgewand lässt uns Stefanie Kremser an der Welt von Lulu -Luisa- Lullababy… teilhaben.
»…Wie echt sich die Erinnerung ans Gewesene und ans Vorgestellte anfühlte und dabei derart zusammenschmolz, dass ich befürchtete, Erlebtes und Erzähltes nie wieder auseinander halten zu können… «
Diesen Gedanken hatte Luisa als 7 jährige, während sie die Geschichte ihrer Mutter und deren Vorfahren, erzählt bekam.
Für mich ein wirklich gelungenes Buch, was Spaß macht, zu lesen. Es liest sich sehr schnell und ist kurzweilig. In dem Buch findet man massenhaft schöne Sätze, über die man auch mal nachdenken kann. Auch Brasilien wird einem etwas näher gebracht.
Wer mehr über die Autorin wissen möchte:
Stefanie Kremser beim Kiwi Verlag
Erschienen bei Kiepenheuer&Witsch
Kiwi Verlag
ISBN: 978-3-462-04705-9
304 Seiten, gebunden
oder als Ebook
von Andrea Karminrot | Jul. 15, 2014 | Komödie, Rezension |
Eine Komödie von
Rike Drust
(Blog von Rike Drust)
Jutta, die Mutter einer vierköpfigen Familie, plus der Hippieoma Rose, machen sich auf die Reise durch Deutschland: Der Vater will zu seinem ehemaligen Abitreffen, der Sohn zu einem Skateboardwettbewerb und die Tochter zu einem Casting. Und Jutta will überall mit! Keinem ist das wirklich recht, aber alle sind still und dulden es. Als sich dann, auch noch die egozentrische „Oma“ Rose einklinkt, ist der Haufen komplett! Das kann ja nicht wirklich gut gehen.
Wenn Jutta sich Fremdes vorstellt, ist das nie schön oder aufregend Seite 55
So lautet ein Satz aus diesem Buch.
Noch ein schöner Satz steht auf Seite 255 :
…so ein Ausflug kann eine Familie echt auf links ziehen. Und für uns ist das auf jeden Fall die schönere Seite.
Um es vorweg zu sagen: ein wirklich lustiges Buch!
Rike Drust schafft es, mit einem mal mehr mal weniger lachendem Auge, uns einen Spiegel vor die Nase zu halten. Ihre Figuren in der Story sind aus dem normalen Leben gegriffen, zeigen verschiedene Charaktere, die in einer Familie ihren Alltag meistern. Nun aber auf der erzwungenen Reise sich endlich mal aussprechen und sich und die Anderen wirklich sehen! Verschiedene Situationen bringen uns nicht nur zum schmunzeln oder lachen, es gibt auch nachdenkliche Stellen.Ihre Art des Schreibens, ist sehr erfrischend.
Ich habe ein witziges Buch erwartet und auch erhalten. Was ich nicht erwartet habe, ist ein Buch mit etwas Tiefgang (man kann es mit und ohne lesen) Uns wird die Geschichte von „oben“ herab erzählt. Wir können die Gedanken und Gefühle der einzelnen Mitspieler lesen und nachvollziehen. Mir gefällt es mittendrin zu sein..
Rike Drust ist Werbetexterin (als welche sie u.a. mit dem Golden Award von Montreux ausgezeichnet wurde) und schreibt für diverse Magazine wie Missy Magazine und Sleaze zu Themen wie Popkultur, Musik, Geschlechterforschung und allem, was mit Mutterschaft zu tun hat.
Verlag : Carl’s Books
ISBN: 9783570585252
Flexibler Einband: 200 Seiten
Und ich würde es tauschen, gegen ein Buch, Taschenbuch… Somit stelle ich es mal bei Renate mit in das Tauschregal!
Upps… Es ist schon weitergereicht!