Wir werden jung sein

Was würdest du alles tun, um zu sagen: Wir werden jung sein? In dem Buch von Maxim Leo geht es um ein Medikament, das eigentlich verabreicht wurde, um einem Herzdefekt entgegenzuwirken. Doch dann stellt sich heraus, wer das Medikament nimmt, der wird biologisch wieder jünger. Man sieht es dem Menschen auch an: Die Haut wird straffer, die Muskeln können wieder Vollgas geben. Doch was wird geschehen, wenn die Menschen nicht mehr sterben können? Welche Folgen wird das für die Bevölkerung haben? Und wird es jeder vertragen? Der Mensch strebt wie immer nach Perfektion!

Wir werden jung sein

Der sechzehnjährige Jakob hat sich in ein Mädchen aus seiner Klasse verliebt hat. Allerdings weiß er sehr wohl, dass er ganz bestimmt nicht an sie herankommt. Er ist kein Sportler, kein Muskelmensch und verbringt die meiste Zeit zu Hause an seinem Computer, weil er sein Herz seit seiner Geburt nicht belasten kann. Ein neues Medikament wird ihm vielleicht helfen, wenigstens etwas länger zu leben. Und dann klingelt sie an seiner Tür, sie steht auf Jakob und will mit ihm zusammen sein.

Verena hat schon mehrfach Medaillen bei Olympia im Schwimmbecken geholt. Sie ist jetzt Mitte 30 und hat eine Herzmuskelentzündung verschleppt. Eigentlich sollte sie kaum noch an die jungen frischen Schwimmerinnen heranreichen, aber nachdem sie das neue Herzmedikament bekommen hat, schlägt Verena die Jüngeren bei einem Schwimmwettbewerb um Längen. Auch sonst fühlt sie sich viel vitaler.

Karl ist über achtzig. Er hat nicht mehr lange zu leben, sein ganzer Organismus ist nicht mehr stabil. Bevor er einen elenden Tod stirbt, beschließt er, sich freiwillig zu töten. Kein leichtes Unterfangen, aber er hat schon alles geregelt. Morgen wird er den Giftcocktail zu sich nehmen. Aber er fühlt sich eigentlich viel besser, kräftiger, mobiler. Irgendwas ist anders, seitdem er die Pillen genommen hat.

Was würde geschehen, wenn die Menschen nicht mehr sterben müssten

Ich mochte die Charaktere, die in diesem Roman die Hauptrollen spielen, jeden auf seine Art. Maxim Leo schreibt sehr unterhaltsam und trifft doch genau einen Nerv. Die Menschen streben schon immer nach Perfektion und mit diesen neuen Pillen könnten unendlich viele Menschen gerettet werden. Aber wer wird die Medikamente bekommen? Wer darf lange leben und was würde geschehen, wenn der Mensch nicht mehr den üblichen Weg von der Geburt bis zum Tod gehen würde? Ich habe viele Male darüber nachgedacht und schließlich einige ältere Damen um ihre Meinung darum gebeten. Auch sie waren sich nicht einig, ob es Sinn machen würde, ewig zu leben. Schmerzfrei, mobil und gesund, ja, das wäre ok, aber ewig Leben!

Die Menschen würde darüber nachdenken müssen, ob sie noch Kinder bekommen dürfen und ob: Wir werden jung sein, der richtige Weg ist. Und würde es am Ende nicht dazu führen, dass wir keine Entwicklung mehr hätten? Wozu sollte man sich noch anstrengen, gesund zu bleiben, wenn es doch die Wundertabletten gibt. Maxim Leo hat es geschafft, ich mache mir Gedanken. Und genau das soll dieser Roman wohl auch anstoßen. Dabei liest er sich wirklich sehr angenehm und unterhaltend. Ich finde, eine echte Leseempfehlung! 🐭🐭🐭🐭 für diesen guten Roman von uns.
Das ist übrigens der erste Roman, den ich von Maxim Leo gelesen habe. Nur ist es nicht der Erste, den er geschrieben hat!

 

Wir werden jung sein

Ein Roman geschrieben von Maxim Leo
ISBN:9783462003758
304 Seiten
Kiepenheuer & Witsch aus dem Verlag

Hier noch ein kleines Interview mit Maxim Leo über seinen Roman

„Betrug“ ein Roman von Zadie Smith

Unser ganzes Leben besteht nur aus Betrug, oder? In dem neuen Roman von Zadie Smith geht es jedenfalls im Vordergrund um Betrug. Hauptfigur ist Eliza Touchet. Sie ist Schottin und führt ihrem Cousin, dem damals erfolgreichen Schriftstellers William Ainsworth den Haushalt. Eliza ist um einiges älter als ihr Cousin. Sie durfte in dem Haushalt bleiben, als ihr Mann und ihr Sohn an einer tückischen Krankheit verstorben waren. William war schon als Pubertierender in die hübsche Schottin vernarrt und jetzt, wo sie bei ihm im Haushalt lebt, seine Kinder erzieht und seiner Ehefrau unter die Arme greift, bekommt er auch die Möglichkeit sich ihr zu nähern. Ist das denn schon Betrug?

Was für Verhältnisse!

Als William Ainsworth mal wieder auf Reisen ist, beginnen die beiden Frauen ein Verhältnis, das sich sofort wieder in Wohlgefallen auflöst, sobald der Hausherr wieder zu Hause weilt. Eliza lebt ständig zwischen den Eheleuten und weiß im Grunde nicht, wem ihre Loyalität gehört. Außerdem empfindet sie es wahrlich als Betrug. Aber wem gegenüber? Wohl am meisten sich selber. In dem Haus Ainsworth gehen bekannte Männer ein und aus. Charles Dickens, der sich an den Ideen der anderen bedient, der Karikaturist Georg Cruikshank, den die anderen gerne ausnutzen, dann ist da noch der große Verleger … sie sitzen in großer Runde, trinken den Portwein des Schriftstellers und machen sich über alles Mögliche lustig. Eliza ist die einzige Frau, die bei dieser illustren Runde dabei sein darf und auch ihre Meinung äußert.

Der Roman spielt um das Jahr 1870 in und um London. Es ist die Zeit, als diese Tichbornfall in London groß in allen Straßen und Zeitungen debattiert wurde. Der vermeintliche Nachkomme Tichborns sitzt vor Gericht und versucht dem Richter klarzumachen, dass er kein Betrüger ist. Und ganz London scheint ihm zu glauben. Es geht darum, dass der schlanke und gebildete Roger Tichborn angeblich mit einem Schiff vor Australien untergeht. Die Mutter Rogers kann das nicht glauben und sucht jahrelang nach ihrem Sohn. Als dieser sich meldet, hat sich der junge Mann doch sehr verändert. Er ist fett geworden, spricht nur noch in breitem Cockney Englisch und hat vergessen, dass er schreiben konnte, einst Französisch sprach.

Betrug

Betrug zu lesen, ist mir wahrlich schwergefallen. Der Text ist in der Art geschrieben, wie man ihn damals 1870 wohl gesprochen haben mag. Zudem sind in diesem Roman so unglaublich viele Personen untergebracht, dass man schnell mal den Überblick verliert. Ich will nicht sagen, dass es langweilig war, aber man darf diesen Roman nicht in Einzelteilen lesen und schon gar nicht „nur ein paar Seiten“ vor dem Schlafen. Am besten stellt man sich zu trinken, Essen und Schnupftücher direkt neben den Leseplatz und legt das Buch gar nicht mehr aus der Hand, bis man wenigstens in der Mitte angekommen ist. Zwei Anläufe hatte ich für dieses Buch genommen! Wenn man dann diese Tipps beherzigt, dann läuft es auch und man erfährt so manch spannende Geschichte, die mal mehr oder weniger mit Betrug zu tun hat. Ich habe mich mit diesem Buch übernommen und aus lauter Verzweiflung, weil ich es nicht verstanden habe, diesen Roman zu lesen, einige YouTube Rezensionen angesehen, um meinen dritten Anlauf zu nehmen. Und trotzdem ist es nicht mein Lieblingsbuch geworden. Allerdings liebe ich Eliza. Mit ihrer scharfzüngigen und korrekten Art ist sie das einzige, was mich an diesem Roman gefesselt hat.

Hier Mäuse zu verteilen, fällt mir ungemein schwer, weshalb ich es dieses Mal ausfallen lasse. Der Roman hat so viele Facetten, ist so gewaltig geschrieben, hat Unterhaltungswert und gleichzeitig ist er gnadenlos ermüdend, vollgepfropft mit Personen und Ereignissen des viktorianischen Englands. Emanzipation, Sklavenhandel, Revolution, … zu viel auf einmal.

 

 

Betrug

von Zadie Smith
Übersetzt von Tanja Handels
Kiwi Verlag
528 Seiten
ISBN: 978-3-462-00544-8

Die Erfindung des Lächelns

Gaunerposse oder Geschichtsunterricht. Die Erfindung des Lächelns, ein Buch, das herausfordert. War Paris 1911 nicht ohnehin sehr herausfordernd, spannend und turbulent?

Die Erfindung des Lächelns

Der Roman, „Die Erfindung des Lächelns“ erzählt die Entführung der La Jaconde (also der Mona Lisa). Ja, sie wurde tatsächlich 1911 aus dem schlecht bewachten Louvre in Paris entführt, oder besser gestohlen. Ein einfacher Schreiner, Vincenzo Peruggia, hatte sie sich unter den Mantel geschoben und verließ einfach das Museum, mit dem Bild. Vorerst bekam es gar keiner mit, dass die Mona Lisa fehlte, denn so bekannt war dieses Bild damals noch nicht. Damit Vincenzo an das Bild herankam, hatte er sich über Nacht in einem Schrank versteckt und am Morgen spazierte er völlig unbehelligt aus dem Louvre. Plötzlich war ganz Paris aufgeregt und suchte nach dem Gemälde von Leonardo Da Vinci. Künstler verkauften Nachahmungen vor dem Museum, die Presse schrieb darüber und die Pariser Bevölkerung machte sich über die Polizei lustig, die nicht in der Lage war, den Dieb zu fangen.

Der Louvre geriet in Misskredit. Ganze zwei Jahre blieb die Mona Lisa verschwunden, bis Peruggia sie einem Kunsthändler in Florenz anbot. Angeblich hatte der Handwerker das Bild die ganzen Jahre unter seinem Bett versteckt. Und nun wollte Vincenzo Peruggia die Mona Lisa wieder nach Italien, ihre Heimat, zurückbringen. Der Kunsthändler nahm Verbindung mit dem Louvre auf und der Schreiner wurde verhaftet. Die Mona Lisa aber machte erst einmal eine Tournee durch Italien, bevor sie wieder in Paris an der Wand hing. Wäre das Bild damals nicht gestohlen worden, wäre die La Jaconde niemals so bekannt geworden.

Die Jaconde ist verschwunden, doch ihre Lächeln schwebt noch in der Luft. Isadora fühlt sich ein wenig an die Grinsekatze aus „Alice im Wunderland“ erinnert.

(Seite 85)

Spannend oder anstrengend?

Der Roman, „Die Erfindung des Lächelns“ erzähl diese Geschichte. Aber nicht nur. Der Autor hat eine spannende Geschichte um die Mona Lisa entworfen, die so oder auch anders gewesen sein könnte. Zur selben Zeit des Diebstahls lebten sehr viele bekannte Künstler in Paris. Unter anderem Pablo Picasso und der Dichter Guillaume Apollinaire. Auch diese beiden gerieten in das Visier der Polizei, wurden verdächtigt, das Bild gestohlen zu haben. So spann der Autor nun einige Geschichten um die beiden Künstler. Ebenso wie um die damals sehr begehrte und verführerische Isadora Duncan, der Erfinderin des sinfonischen Ausdruckstanzes. Einer Feministin, die sich von dem Korsett befreit hatte und sich am liebsten in wallende, hauchdünne Stoffe kleidete und die freie Liebe lebte.

Dann waren da noch die Revolutionäre dieser Zeit. Syndikalismus trieb damals ziemliche Blüten und so manches Leben blieb auf der Strecke. Auch diese politischen Auswüchse, nahm der Autor Tom Hillenbrand zum Anlass, spannende Geschichten zu spinnen. Und doch hat mich das Buch manchmal etwas zu sehr herausgefordert. Ich kenne mich in Paris nicht so gut aus. Die ganzen Gebäude und Straßen sind mir meistens nicht bekannt. Die vielen Namen, die in diesem Roman eine Rolle spielen, verwirren den Leser, oder zumindest mich. Doch der Autor bekommt immer wieder die Kurve, kurz bevor man den Roman beiseitelegen will, wird es wieder spannend. Geschichte eben mal etwas anders. Unterhaltend. Einiges musste ich im Internet nachschlagen. Tom Hillenbrand verwendet auch einige alte Begriffe dieser Zeit. Verwirrend, … wieder nachschlagen.

Mein Fazit zu dem Lächeln

Spannend, interessant, informativ und unterhaltend. Auch wenn ich immer wieder nachschlagen musste, so habe ich doch einiges mitgenommen. Die Mona Lisa und ihr Lächeln spielt in diesem Roman eher eine Nebenrolle und ist nur der Faden, an dem die Geschichte sich entlanghangelt. Das Buch liest sich wie eine Gauner-Posse. Der Autor Tom Hildebrandt spinnt verschiedenste Geschichten zusammen. Und es bleibt kein Faden lose. Alle Figuren kreuzen mit ihren Geschichten immer wieder den Weg Mona Lisas. Und der Kommissar, der dazu verdammt ist, das Gemälde wiederzufinden, könnte so manches Mal daran verzweifeln, dass die damalige Polizei noch mit Pferd und Fahrrad unterwegs ist.

Auch wenn der Anfang für mich etwas schwierig war, so war ich spätestens nach der Hälfte des Buches in Paris, in der Belle Epoque angekommen. Ich begleitete die Gauner, die Bonnot-Bande, malte mit Picasso in seinem Atelier, sah die Tänzerin halbnackt tanzen, und die Boheme mit Absinth anstoßen. Ein spannendes Buch, dass ich gerne gelesen habe. 🐭🐭🐭🐭 sind diesem Buch sicher.

 

Die Erfindung des Lächelns

Ein Roman von Tom Hillenbrand
Kiepenheuer & Witsch Verlag
512 Seiten
ISBN 978-3-462-31035-1

Herzfaden (Biografie der Augsburger Puppenkiste)

Wer kennt sie nicht, Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, Urmel aus dem Eis, oder Kalle Wirsch, der König der Erdmännchen? All diese Figuren kommen in dem Buch Herzfaden, eine Geschichte über die Entstehung der Augsburger Puppenkiste vor. Das Marionetten Theater hat viele Kinder- und Erwachsenenherzen höher schlagen lassen. Als Kind saß ich immer vor der Flimmerkiste um mir die Geschichten anzusehen. Gut gebrüllt Löwe ist mir bis heute die liebste Geschichte. Wir hatten eine Langspielplatte und können bis heute den kompletten Text auswendig hersagen.

Die Augsburger Puppenkiste

Was lag da näher, als direkt nach dem Buch Herzfaden zu greifen. Eine Geschichte über die Entstehung dieser wunderbaren Augsburger Puppenkiste Thomas Hettche hat es in einen perfekten Roman verpackt.
Es beginnt damit, dass ein Mädchen sich nach einer Vorstellung in dem Theater der Augsburg Puppenkiste, vor ihrem Vater, weinend in einer dunklen Ecke versteckt. Als ihre Tränen versiegt sind, entdeckt sie eine kleine verborgene Tür, die sie öffnet und sich über eine dunkle Treppe, nach oben ins Dach schleicht. Dort oben ist es finster, bis auf einen Mondscheinteppich um den herum sich die komplette Marionettenbesetzung seit 1948 versammelt hat.

Dann taucht Hatü (eigentlich Hannelore Oehmichen die Tochter des Begründers Walter Oehmichen) auf. Auch scheint sie selber nur so groß zu sein, wie die Marionetten rund herum. Das Mädchen scheint geschrumpft zu sein. Hatü beginnt dem Mädchen ihre Geschichte zu erzählen. Dabei taucht dann auch noch der Kasperle auf, der ziemlich aufmüpfig und vielleicht auch ein bisschen gemein zu allen ist.

In jedem Menschen lebt ein Kind, ob wir neun Jahre alt sind oder neunzig. Und dieses Kind, das so verletzlich und ausgeliefert ist, das leidet und nach Trost verlangt und hofft, dieses Kind in uns bedeutet bis zu unserem letzten Lebenstag unsere Zukunft. (Michael Ende)

Herzfanden Cover Ebook

Michael Ende und Jim Knopf

Was mir sehr gefallen hat war, dass die Geschichte in zwei Farben geschrieben ist. So kann man sofort erkennen, in welcher Zeit man sich gerade befindet. Die unendliche Geschichte, von Michael Ende, wurde damals auch zweifarbig geschrieben. Michael Ende schrieb auch Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, der erste Film, der in der Puppenkiste gedreht wurde.
Auch sind schöne Zeichnungen der Augsburger Marionetten zu bewundern. Die Zeichnungen von Matthias Beckmann in diesem Buch entstanden nach Puppen der Augsburger Puppenkiste.

Doch auch der Roman ist ganz wunderbar geschrieben. Thomas Hettche vermittelt Geschichte und lässt Erinnerungen wach werden. Er schreibt unverblümt, aus der Sicht von Hatü, die 1931 geboren wurde und den Krieg als Kind erlebt hatte. 1943 gründete sie mit ihrem Vater den Puppenschrein, der während einer Bombennacht zerstört wurde. 1948 erst entstand die heutige Puppenkiste. Wie hat die kleine Hatü sich damals gefühlt. Eines aber ist sicher, sie war mit dem Herzfaden mit den Puppen verbunden. Es ist aber auch eine Geschichte über das Erwachsen werden.

„Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ der kleine Prinz

Ganz klar eine Leseempfehlung für Jung und Alt.

Herzfaden

Von Thomas Hettche
Verlag: Kiepenheuer&Witsch
288 Seiten
ISBN: 978-3-462-05256-5

Ach Virginia {eine Rezension}

Ach Virginia

Wer kennt sie nicht, Virginia Woolf? Eine Schriftstellerin und Verlegerin, die für so manche Texte in der Frauenbewegung der Siebziger Jahre verantwortlich war. Aber wer war diese Virginia Woolf eigentlich wirklich. In London am 25. Januar 1882 in eine wohlhabende Intellektuellen-Familie hinein geboren, nahm sie sich am 28. März 1941 das Leben. Sie schrieb unzählige Romane. Viele erzählten unterschwellig aus ihrem Leben.

In dem Buch Ach Virginia, beschreibt der Autor Michael Kumpfmüller die letzten zehn Tage im Leben von Virginia. Eine Frau, die in tiefen Depressionen steckt und mit ihrem Leben abgeschlossen hat. Dabei ist sie noch verhältnismäßig jung. Hat ein gutes Leben auf dem Land, in einem wunderschönen Cottage mit ihrem Ehemann Leonard. Leonard liebt sie, obwohl die Ehe eher schwierig scheint. Er versucht alles, um seiner Frau Lebenswillen und -freude zu vermitteln. Aber alles lastet wie schwere Steine auf der Seele von Virginia. Sie lebt zwar mit Leonard, aber Liebe war es wohl nie, die sie an ihn gebunden hat. So zumindest vermittelt es das Buch. Virginia schien sich mehr zu Frauen hingezogen zu fühlen. 10 Tage. Das Ende einer großen Schriftstellerin.

Michael Kumpfmüller berichtet mit einer schönen Wortwahl über Virginia. Das Gedankenkarussell der Frau und ihre Empfindungen, ziehen den Leser in seinen Bann und stoßen zugleich ab. Mich haben die Gedanken der Schriftstellerin fast ebenso in eine Depression gezogen, welche die Hauptakteurin durchlebte. Schwierig, wenn man selber für solche Düsternis anfällig ist. Manchmal musste ich das Buch beiseite legen, um wieder zu Atem zu kommen.

Die letzten 10 Tage

Virginias Leben war nicht einfach und vieles in dem Roman deutet darauf hin, dass die Schriftstellerin schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hat. Leonard, ihr Mann ist so aufmerksam, kümmert sich und versucht seine Frau zu retten. Doch Virginia will sich nicht retten lassen. Ihr ganzes Streben besteht darin, sich das Leben zu nehmen. Schlaflos und überreizt wirkt Virginia auf den Leser. Psychisch überlastet zieht es die Frau in Richtung Tod. Immer wieder versucht sich die Autorin in ihren Erinnerungen und Tagebüchern wieder zu finden. Fühlt sich von den Besuchen ihrer Schwester Vanessa belästigt und doch versöhnt. Sie unterhält sich mit Gespenstern und sucht die Nähe, sowie die Entfernung zu ihrem Mann. Gaukelt ihm Normalität vor.

Kupfermüller beschreibt ein Leben, das verwirrt, mit Gespenstern behaftet und von (Alb-) Träumen zersetzt ist. Am Ende stand ich selber verwirrt da und habe mir die Geschichte Virginia Woolf‘s im Internet heraus gesucht. Ob ich den Roman wirklich gut fand, das kann ich nicht sagen. Für den, der es erträgt, ist der Roman bestimmt gelungen.

Verlag: Kiepenheuer&Witsch
240 Seiten
ISBN: 978-3-462-04921-3
von Michael Kumpfmüller