von Andrea Karminrot | Juli 17, 2017 | Thriller |
Fang dieses Buch an und du vergisst, deinen Tag
Ein Mann sitzt im botanischen Garten in San Francisco an einem See und schreibt dort in seiner Mittagspause Gedichte. Täglich sieht er einen kleinen Jungen in einer hellblauen Latzhose aus dem Gebüsch treten, mit seinem Stock im Wasser herumstochern und dann wieder in den Bäumen verschwinden. Anfangs hatte er sich etwas gewundert, fast gefürchtet, aber nach zwei Jahren hatte er sich daran gewöhnt und freut sich sogar darauf, den Jungen zu sehen. Eines Tages hat der Junge eine Wunde am Arm, die blutet und der Mann macht sich Gedanken, warum sich denn keiner kümmert. Doch bevor er sich dazu durchringen kann, sich selber zu kümmern, verschwindet der Kleine wieder. Am nächsten Tag blutet es immer noch und eine weitere Verletzung ist dazu gekommen. Nun will der Mann aber doch helfen und läuft auf den Jungen zu, der von einem Männerarm ins Gebüsch zurück gezerrt wird. Als der Mann endlich an der Stelle ankommt, wo der Junge immer verschwindet, ist nur noch eine Schleifspur seiner Schuhe im Schlamm zu sehen. Der Kleine bleibt verschwunden. Übrig geblieben ist eine Quittung, die im Schlamm liegt und aus einer Kleinstadt bei San Francisco stammt. Und so beginnt eine Suche…
Ein Psychothriller
Ich habe hier wohl einen Psychothriller erwischt. So gar nicht mehr mein Genre. Doch als ich anfing zu Lesen, steckte ich auch prompt in den Seiten fest. Die Sätze sind einfach geschrieben und aus der Sicht des Mannes am See erzählt. Verwirrt macht man sich zusammen mit dem Mann auf die Suche nach dem kleinen Latzhosenträger. Ein paar Kapitel weiter liest man, wie eine Psychologin versucht, Zugang zu einem Inhaftierten zu bekommen. Ihn dazu zu bewegen, seine Tat zu gestehen. Wie es üblich ist, ist man als Leser natürlich erst einmal völlig im Dunkeln, wer mit wem was zu tun hat. Spannend eben. Ehrlich gesagt, ich konnte das Buch nicht schließen und habe gar nicht so schnell umblättern können, wie ich es verschlungen habe.
Ashley Grayson
Der Autor, Ashley Grayson schreibt am liebsten noch mit der Schreibmaschine, komponiert und war Berater in der Wissenschaft. Ich weiß nicht, ob ich noch mehr Thriller lesen möchte, aber sollte A. Grayson noch andere Bücher schreiben, kann ich mir vorstellen, über meinen Schatten zu springen und wieder einen Psychothriller zu lesen.
Übersetzung: Karl-Heinz Ebnet
Verlag: Droemer Knaur
Seitenzahl 368
Sprache Deutsch
ISBN 978-3-426-30571-3
von Andrea Karminrot | Juni 28, 2017 | Rezension, Roman |
von Stephanie Danler
In vollen Zügen und mit absolutem Genuss
Tess stammt aus der Provinz und beschließt, nach dem Abschluss ihres College nach New York abzuhauen. Ihr Eigenes, langweiliges Leben und den Vater hinter sich zu lassen. Sie will sich auf die eigenen Füße stellen, etwas Neues für sich. Eigentlich, hat sie keinen Plan was sie dort, in dieser riesigen Stadt, eigentlich werden will. Zur Überbrückung stellt sie sich in einem schicken Edelrestaurant vor. Sie bekommt eine Stelle als Hilfskellnerin, darf Teller schleppen und Getränke aus dem Keller holen. Damit hat sie den Einstieg in eine völlig fremde Welt. Eine Welt voller Gerüche, Geschmäcker und wilden Partys nach der Arbeit. Sie lernt die unterschiedlichsten Menschen, Weine und Speisen kennen. Süßes, Bitteres, Salziges… alles ist so intensiv, so spannend. Die Kollegen nehmen sie nur vorsichtig in ihrer Mitte auf, nehmen sie aber trotzdem zu ihren Afterworkpartys mit. Alkohol-, Drogenexzessen und Affären spielen während dieser Ausflüge eine große Rolle. Ein Leben in vollen Zügen und Genüssen…
Stephanie Danler
schreibt sehr schnell und unterhaltsam. Sie weiß, von was sie schreibt, denn sie hat selber in einem New Yorker Edelrestaurant gearbeitet, bekam selber einen Einblick in die Welt der Gastronomie. Ihren Roman hatte sie damals schon geschrieben und einem ihrer Gäste, einem Verleger, angeboten.
Die schnelle kurze Sprache und die flotte Wechsel auf die Darsteller, machen das Buch etwas verwirrend, aber auch interessant. Tess, ihre Hauptfigur hat Spaß an diesem wilden Leben, und scheint damit einen Blick auf die junge Generation freizugeben. Einer Generation, die nicht weiß was sie will, aber das was sie hat, in vollen Zügen genießt.
Ziellos, zügellos nie gelangweilt
Mir persönlich hat dieses Buch Spaß gemacht, war nie langweilig und hat mir Appetit gemacht. Das Buch verdeutlichte aber auch, in welchen Situationen unsere Jugend steckt, ziellos, zügellos, gelangweilt und doch motiviert, Neues zu entdecken.
Verlag : Aufbau Verlag
Übersetzt von Sabine Kray
Gebunden mit Schutzumschlag,
416 Seiten
ISBN
978-3-351-03672-0
Verlinkt bei
Danke an NetGalley und den Verlag,
dass ich dieses Buch lesen durfte
von Andrea Karminrot | Mai 11, 2017 | Jugendbuch, Rezension, Uncategorized |
Etwas für das Herz und die Seele
Heute, möchte ich dir einen Kinofilm ans Herz legen. Ein Film der nach einem Buch verfilmt wurde, das es schon seit 2011 gibt. Selten habe ich erlebt, dass ein Film mindestens so gut war wie das Buch! Aber in dem Fall, kann ich nur sagen, egal, was du zuerst in den Händen hältst, nimm es! Und vergesse die Taschentücher nicht!
In Sieben Minuten nach Mitternacht geht es um einen dreizehn Jahre alten Jungen. Connor, hat einen Albtraum. Er steht an einem Abgrund und kann die Hand nicht halten, die sich ihm entgegen streckt. Jedes Mal wird er wach, bevor der Traum zu Ende ist.
Normal ist das Leben von Connor nicht. Seine Mutter ist schwer krank und ist oft für den Jungen nicht ansprechbar. Der Dreizehnjährige hat in der Schule Ärger, einige Jungen ärgern ihn wegen seiner glatzköpfigen Mutter, sie hänseln ihn und machen Connor zum Opfer ihrer Schikanen. Zu allem Übel soll dann auch noch die akkurate Großmutter den Jungen zu sich nehmen, solange die Mutter wieder einmal ins Krankenhaus muss. Der Vater lebt mit einer neuen Frau in Amerika, auf den kann sich Connor auch nicht verlassen. Und dann taucht sieben Minuten nach Mitternacht ein Monster vor Connors Fenster auf. Der Junge hofft schon auf Hilfe, auf jemanden, der ihn vor den Schikanen in der Schule schützt, oder die Großmutter zum Teufel jagd. Stattdessen will die alte Eibe (das Monster) Connor Geschichten erzählen. Und am Ende, will sie die Geschichte des Jungen hören…
Geschichten sind das Gefährlichste von der Welt, knurrt das Monster. Geschichten jagen, beißen und verfolgen dich.
Alle nehmen ständig Rücksicht auf die prekäre Situation des Jungen, nur, um ihn nicht zusätzlich zu stressen. Und merken gar nicht, wie Connor, nur um ein wenig Normalität bettelt. Egal was er tut, er kommt mit allem “durch” und fühlt sich immer elender. Das Monster ist weise und uralt, hat Erfahrung und schon so viel gesehen. Es ist der Einzige, der Connor ernst nimmt. Genau das, was er braucht, um damit klar zu kommen, weil seine Mutter sterben wird. In dem Buch finden sich Zeichnungen, die man auch in dem Film wiederfindet. Außerdem Bilder vom Film.
Patrick Ness hat die Idee von Siobhan Dowd, die leider viel zu früh verstorben ist, aufgenommen und hat daraus einen Jugendroman über den Verlust und die Hoffnung geschrieben. Die Figuren sind ganz einfach beschrieben und der Text passt, so dass auch ein junger Mensch sehr wohl versteht, um was es hier geht.
In dem Film wird Connor, von Lewis MacDougall gespielt, ein zwölfjähriger Junge aus Schottland, der noch keine große Hollywood Erfahrungen hat. Sigourney Weaver, die die Großmutter spielt, war von ihrem jungen Kollegen sehr angetan und brachte ihm großen Respekt entgegen, “Die Rolle von Connor ist eine sehr anspruchsvolle, physisch und emotional. Lewis war dabei so tapfer, so präsent und so authentisch. Ich habe tatsächlich noch etwas von ihm lernen können, weil er immer so sehr im jeweiligen Augenblick ist “ Juan Antonio Bayona, der Regisseur, enthielt dem jungen Schauspieler das Ende des Drehbuchs vor, damit Lewis den Connor so natürlich und authentisch wie möglich spielen sollte “Und genau das war es, womit Lewis uns schließlich auch beschenkte “
Mich hat der Film Tage danach noch beschäftigt. Immer wieder musste ich an den Jungen denken und an den kleinen Schauspieler.
Beides, Buch sowohl der Film, haben mich zu Tränen gerührt. Absolut daran denken, egal ob Film oder Buch, nimm Taschentücher mit.
Verlag: Cbj (Random House)
Patrick Ness/Siobhan Dowd
Übersetzt von Bettina Abarbanell
Illustriert von Jim Kay
Taschenbuch, Broschur
von Andrea Karminrot | Apr. 24, 2017 | Rezension, Roman |
Dies ist die Geschichte einer jungen Frau, die 1920 in Mainz zur Welt kam und die das “Pech” hatte, die Tochter eines jüdischen Schuhhändler zu sein. Gudrun ist eine lebenslustige und mutige junge Frau, die durch den Fluss schwimmt, um sich an den Schleppkähnen hoch zu ziehen und sich zu sonnen. Natürlich bekommt sie für solche Eskapaden Ärger. Das macht ihr aber nichts und sie lässt sich bald andere Dummheiten einfallen. Als Hitler an die Macht kommt und Deutschland seine Juden einsperrt und vertreibt, flüchtet Gudrun, nachdem sie mehrere Haftstrafen verbüßt hat und sich mit der SS auseinander setze, nach Shanghai.
Das Buch erzählt Gudruns Lebensgeschichte, die immer wieder “glückliche Fügungen” nahm. Gudrun scheint immer an die richtigen Menschen zu geraten zu sein. Stets war einer dabei, der das Mädchen durch Widrigkeiten schiebt und es ihr verhältnismäßig leicht macht. Nicht, daß es wirklich leicht war! Denn auch sie macht die Erfahrung, in einem Gefängnis zu sitzen oder in den Elendsvierteln von Shanghai.
Egal, sie war 21 Jahre alt, das richtige Alter, um endlich die Freiheit zu genießen, in Shanghai oder anderswo! Wenn schon kein sicheres Leben, dann wenigstens ein Aufregendes…
Seite 120
Was ich gut fand: Etwas über das Leben der Geflüchteten zu erfahren. Wie es Ihnen in den fremden Ländern, zwischen all den abweisenden Einwohnern, erging. Welche Erfahrungen die Menschen auf der Flucht vor den Nazis machten und welches Elend sie erlebten..
Außerdem gefiel mir, dass Gudrun eine beste Freundin hatte, die etwas mehr “Glück” hatte und nach Amerika ausgewandert ist. Die beiden Frauen schrieben sich über die gesamte Zeit ihres Lebens Briefe, die wir mitlesen durften.
Was mir an dem Buch nicht gefallen hat: Wie die Geschichte erzählt wird. Irgendwie liest es sich wie eine Zusammenfassung, weniger als ein Roman. Ich fand die Story gut, aber die Umsetzung doch sehr abgehackt und ruppig. Irgendwie unrund. Gespräche der Protagonisten lesen sich, wie mitgeschnitten und wahllos zusammengesetzt. Manchmal wusste ich nicht, welche Figur gerade diesen einen Satz gesagt hatte und versuchte es mir zusammen zu reimen. Das störte den Lesefluss doch sehr.
Fast emotionslos wird die Geschichte herunter gerattert, als blieben Gudruns Gefühle völlig auf der Strecke, als wäre Gudrun eine dumme Pute, die einfach nur Glück hatte. Schade, mit ein wenig mehr Gefühl, wäre es ein gutes Buch geworden. Am Ende, auf den letzten Seiten, durfte man dann endlich einen Blick in das Gefühlsleben der Protagonistin wagen. Erst auf den letzten 50 Seiten, habe ich mich mit dem Schreibstil angefreundet. Dann freundete ich mich mit dem Charakter der Hauptdarstellerin an und verstand die ruppige Art, in der Sabine Bode, die Autorin, das Buch verfasst hat. Nach dem Klappentext habe ich mich sehr auf dieses Buch gefreut und war dann etwas ernüchtert, als ich dieses Buch las.
Sabine Bode hat schon einige Bücher über seelischen Kriegsfolgen geschrieben. Ihre Bücher waren allesamt Bestseller und wurden in mehrere Sprachen übersetzt.
Verlag Klett-Cotta
350 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-608-96200-0
Danke an Netgalley und den Klett-Cotta Verlag für dieses Leseexemplar
von Andrea Karminrot | März 5, 2017 | Komödie, Rezension, Roman |
Bücher schreiben, ist nicht leicht
Wie ist das eigentlich, wenn man Bücher schreibt, sie an einen Verlag schickt und dann das Manuskript mit einer freundlichen Ablehnung zurück bekommt? Da fühlt man sich doch echt traurig und deprimiert. Aber die Damen von dem Buchclub der Abgelehnten Autorinnen, feiern eine Party, wenn wieder eine Ablehnung ins Haus geflattert kommt. Janet ist kein Mitglied des Buchclubs. Sie ist die Bibliothekarin der Kleinstadt, auf einer Insel bei Washington. Sie lebt mit ihrem Mann in einem hübschen kleinen Häuschen und das einzige Problem was das Paar hat, ist ein Waschbär, der des Nachts die Mülltonne umkippt und ausräumt. Janet wird von Doris, der Chefin des Buchclubs, eingeladen an einem Treffen teilzunehmen. Die Damen erhoffen sich Hilfe von der “Buchfrau”. Dummerweise, hat Doris nämlich eine Zusage bekommen und das geht doch nicht! Ihr Roman ist so schlecht, dass den keiner lesen möchte. Um den schlechten Schinken zurück zu bekommen, macht sich der Buchclub auf den Weg zu dem Verlag nach San Francisco und erlebt auf der Reise Einiges.

Die Autorin
Suzanne Kelman hat eine lustige Art ihren Figuren Leben einzuhauchen. Ihre Hauptfigur Janet Johnson, hat eine sehr lockere Art mit ihrer Umwelt umzugehen. Auch die burschikose Vorsitzende Doris besticht durch ihre spitze Zunge. Humor ist eine Hauptkomponente dieses Romans. »Ein Buchclub auf Abwegen« ist witzig und leicht zu lesen. Eine ganz herrliche Urlaubslektüre.
Die Autorin, Suzanne Kelman, ist eine mehrfach ausgezeichnete Drehbuchautorin. Julia Becker hat diese Buch übersetzt.
Ich habe die Vermutung, das dieses Buch gut zu verfilmen wäre. Wer weiß, vielleicht können wir es bald im Kino bewundern.
Klappenbroschur
Verlag Amazon